Hey, Rillenmanni. Freut mich, dass du mit dem Debussy ´was anfangen konntest.
Ich verlinke noch einen letzten weiteren Track von ihm, ein Stück aus seiner berühmten Sammlung von Preludes für Klavier.
Preludes sind
Vorspiele... ja und? Es geht damit los, dass Debussy ihnen zusätzliche Titel gibt. Die stehen aber nicht wie üblich über den Noten, sondern in Klammern und mit vorangegangenen drei Punkten rechts unter den Noten.
Eigentlich ist die Sache ja klar: Debussy sagt uns, dass er beim Komponieren zwar irgendeine konkret-bildliche Vorstellung hatte, aber er macht sie nicht zum Headliner, sondern stellt sie dezent und demütig unter die Noten. Jeder Spieler und Hörer ergreife doch bitte die Gelegenheit eigene Vorstellungen zu entwickeln!
Tja... ich bin so gewickelt, dass ich gerade die unkonventionelle Betitelung spannend finde. Ich lese unter den Noten "Voiles" (Segel) und versuche mir beim Hören des Stückes vorzustellen, wo Debussy stand, als er diese Segel gesehen hat. Ich lese "La cathedrale engloutie" (Die versunkene Kathedrale) und in guten Momenten spult sich ein richtiger Film zu diesem Titel in meinem Hirn ab. Eher noch stärker, als stände der Titel über den Noten.
Einer der für mich rätselhaftesten Titel aus den Preludes lautet "Canope". Kanopen sind die Gefäße, in denen die alten Ägypter die Eingeweide der Mumien seperat vom Körper aufbewahrt haben. Schön und gut, aber wie hört sich Musik über "Kanopen" an? Seltsame Idee! So seltsam, dass mein Hirn jedesmal, wenn ich das Stück höre, versucht Verbindungen herzustellen - zwischen diesen zarten Akkorden, etwas bizarren Melodien und ägyptischen Graburnen.
Wenn ich mich davon überzeugt habe, dass sich so ohne Weiteres keine Erklärung bei mir dazu einstellt, lasse ich´s auch gern dabei bewenden. Ich habe vielleicht eine vage Ahnung, aber genieße auch die Leerstelle - diesen Moment, den ich nicht erklären kann. Wie öde wäre Kunst, wenn man sie vollständig erklären könnte!
Aber selbst ohne den Titel: in meinen Ohren ist das eine bezaubernde impressionistische Miniatur!
Claude Debussy: Canope