Also... Ambrose Akinmusire ist Jazztrompeter. Auch wenn er auf seinem (brandneuen) Album "Origami Harvest" in jedem Stück präsent ist, ist er bei weitem nicht das aufsehenerregendste Bandmitglied. Das hier ist auch nicht mehr (nur) Jazz. Es ist eine Verschmelzung von modernen, teilweise recht avantgardistischen Streichquartettklängen, einem experimentierfreudigen Rapper (Kool A.D.) und eben auch ein paar Jazzern. Die verschiedenen Beteiligten liefern nicht einfach nur das ab, was sie üblicherweise tun und daraus entsteht dann irgendeine Collage - für mein Ohr ergibt sich durchaus etwas Neues mit eigener Qualität... Geschichten über Musik vielleicht, die zwar die verschiedensten Richtungen einschlagen können, die Erzählhaltung bleibt aber immer ähnlich.
Für den Erstkontakt bietet sich der Opener an, in dem Rap und Groove eine größere Rolle spielen. Es dauert allerdings 2 1/2 Minuten bis das fragend-tastende Intro vorbei ist und auch im weiteren Verlauf des Stückes erklingen immer wieder längere Passagen ohne Bass, ohne Groove, dafür aber mit seltsam ambivalenten, offenen Streicherklängen:
Ambrose Akinmusire: a blooming bloodfruit in a hoodieWem das gefallen hat, der kann sich ja mal das Schlussstück anhören:
Only for the adventurous! Hier spielt der Rap keine Rolle mehr, die Streicher übernehmen die Führung und sind am Schluss in Richtung Destruktion gebürstet.
Mal abgesehen davon hat mich der Name des Stücks an die - in meinen Augen etwas dramatisierte - Rollenspielerkrankheit "System-ADHS" erinnert... wer bis zum Schluss durchhält, hört vielleicht, wie eine Kampagne vor die Wand gefahren wird.Ambrose Akinmusire: the lingering velocity of the dead ambitions