Autor Thema: Unsere miesesten Fehler als SL  (Gelesen 31990 mal)

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Offline Viral

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #125 am: 18.12.2018 | 11:51 »
In grauer Vorzeit, als es noch keine sozialen Netze gab, man der Internet-Kommunikation beim Verbindungsaufbau zuhören könnte und noch mit D-Mark bezahlt wurde, habe ich einen miesen SL-Fehler begangen.

Ich war Jung und unerfahren ... und ich tat es ... ich habe um eine Spielfigur und den Plot zu retten als SL an den Würfeln gedreht .... und es war der Anfang vom Ende der Kampagne ... es führte dazu, dass Spieler ihre Spielfiguren aberwitzig absurd spielten, da diese immer davon ausgingen, der SL haut sie raus, lässt sie nicht sterben ...

Ich fühle mich noch heute schlecht, wenn ich daran denke ...

Die Gruppe fand dann ihr Ende im Feuer eines TPK als ich beschlossen hatte nicht mehr Würfel zu drehen, da das aberwitzige Verhalten der Beteiligten unerträglich war ... Selbst die Warnung, dass jetzt nicht mehr gedreht wird, führte nicht zu einem verhältnismäßigen Spiel ...


Offline ghoul

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #126 am: 18.12.2018 | 11:53 »
Mein Name ist ghoul und ich bin ein schlechter Spielleiter.

Vor 21 Jahren bin ich auf V:tM gestoßen und habe die ganze Proganda, Story sei wichtiger als alles andere und deshalb dürfe man Würfel drehen, aufgesogen wie ein vakuumpumpenunterstützter Schwamm.
Heute bin ich Anonymer Anti-SchErz-bold.


Weitere Fehler:

Sinnlos blödes Verhalten führte dazu, dass ein SC wird umgehauen wurde (bewusstlos, verblutend). Um die anderen SC zur sofortigen Flucht zu motivieren, statt durch Rettungsaktionen auch zu sterben (aussichtslose Situation gegen Übermacht stärkerer Gegner), beschloss ich, dass eines der Monster den Charakter am Boden tothaut. Das hat mir der Spieler nicht verziehen.


Ein ander mal wollte ich einen Charakter überleben lassen und dachte, es wäre cool wenn er ein Bein verliert, statt zu sterben, und sich dann eine Ahab-mäßige Knochenprothese basteln kann. Der Spieler fand das nicht.
« Letzte Änderung: 18.12.2018 | 11:59 von ghoul »
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Offline Boba Fett

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #127 am: 18.12.2018 | 13:41 »
Sinnlos blödes Verhalten führte dazu, dass ein SC wird umgehauen wurde (bewusstlos, verblutend). Um die anderen SC zur sofortigen Flucht zu motivieren, statt durch Rettungsaktionen auch zu sterben (aussichtslose Situation gegen Übermacht stärkerer Gegner), beschloss ich, dass eines der Monster den Charakter am Boden tothaut. Das hat mir der Spieler nicht verziehen.

Echt nicht?
Als wenn die Spieler mit ihren Figuren da jemals irgendwelche Skrupel haben würden.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Noir

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #128 am: 18.12.2018 | 13:56 »
Sinnlos blödes Verhalten führte dazu, dass ein SC wird umgehauen wurde (bewusstlos, verblutend). Um die anderen SC zur sofortigen Flucht zu motivieren, statt durch Rettungsaktionen auch zu sterben (aussichtslose Situation gegen Übermacht stärkerer Gegner), beschloss ich, dass eines der Monster den Charakter am Boden tothaut. Das hat mir der Spieler nicht verziehen.

Das machen meine Monster auch so, sofern sie über etwas mehr als tierische Intelligenz verfügen. Ich meine, ein potenziell gefährlicher Gegner ist zu Boden gegangen...natürlich sorgt das Monster dann dafür, dass dieser ihm nicht in den Rücken fallen kann. nur weil er sich einem anderen zugewandt hat, ehe er sich sicher war, dass der Gegner auch wirklich ausgeschaltet ist.

Offline ghoul

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #129 am: 18.12.2018 | 15:25 »
Er hat tatsächlich nicht mehr bei mir mitgespielt und die (DSA-sozialisierte) D&D3-Gruppe hat sich aufgelöst.
Der Fehler lag bei mir, denn die Aktion wurde als grausamer Akt der Spielleiterwillkühr wahrgenommen.
Ich hätte stattdessen alle draufgehen lassen sollen, und mich darauf berufen, dass die Spieler entscheidende Fehler gemacht hatten.
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Noir

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #130 am: 18.12.2018 | 15:27 »
Kindergarten.

Sei froh ... um die Gruppe ists nicht schade. Imho.

Offline YY

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #131 am: 18.12.2018 | 15:30 »
Das machen meine Monster auch so, sofern sie über etwas mehr als tierische Intelligenz verfügen.

Je nach Monster lassen die doch gerade mit tierischer Intelligenz erst recht nicht ab, wenn einer umfällt...
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #132 am: 18.12.2018 | 15:35 »
Das sehe ich anders. Ein Tier wird doch nicht stehenbleiben und sich von weiteren Bedrohungen attackieren lassen ... spätestens (!) bei der ersten Attacke einer anderen Gefahrenquelle, wird das Tier ablassen und die anderen angreifen.

/EDIT: Natürlich gibts auch hier Ausnahmen. Hunde, die sich verbeißen z.B. ... aber ich gehe hier jetzt vom Normalfall aus. Sonderfälle gibts immer.
« Letzte Änderung: 18.12.2018 | 15:37 von Data »

Offline ghoul

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #133 am: 18.12.2018 | 15:36 »
Sei froh ... um die Gruppe ists nicht schade. Imho.
Ja vermutlich hätten sie mir den TPK genauso übel genommen.  ;D
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Offline YY

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #134 am: 18.12.2018 | 15:46 »
Das sehe ich anders. Ein Tier wird doch nicht stehenbleiben und sich von weiteren Bedrohungen attackieren lassen ... spätestens (!) bei der ersten Attacke einer anderen Gefahrenquelle, wird das Tier ablassen und die anderen angreifen.

/EDIT: Natürlich gibts auch hier Ausnahmen. Hunde, die sich verbeißen z.B. ... aber ich gehe hier jetzt vom Normalfall aus. Sonderfälle gibts immer.

Je blöder ein Lebewesen ist, um so mehr hat es mit task fixation zu kämpfen.
Sprich: Der Normalfall ist der, dass das Tier weiter dem ursprünglichen Handlungsanreiz folgt - und da sind die zwei großen Bereiche freikämpfen und fliehen oder angreifen mit den jeweils zugehörigen Konsequenzen hinsichtlich "Nachtreten", also entweder kein bisschen oder ganz entschieden. 
Was von dieser Zweiteilung abweicht, sind die echten Sonderfälle. Da sind wir dann bei Sachen wie (reinem) Revierverhalten und quasi versehentlich speziesübergreifend angewandten Ritualen, was a) für Fantasy-Monster i.d.R. nicht in spieltauglicher Form angesprochen wird und b) mit taktischer Überlegung immer noch nichts zu tun hat, jedenfalls nicht seitens des Monsters. 
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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Noir

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #135 am: 18.12.2018 | 15:49 »
 ::)

Das wird mir viel zu wissenschaftlich. Sowas brauch ich am Tisch nicht. Wir spielen, was in dem Moment logisch klingt. Und wenn der Wolf den Zwerg umhaut und dann vom Elf mit dem Dolch attackiert und verletzt wird, dann ist für mich in dem Moment logischer, dass der Wolf gerne überleben will und sich deshalb der neuen Bedrohung zuwendet. Das so zu behandeln hat am Tisch bisher auch nie zu einer Diskussion geführt.

Offline Issi

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #136 am: 18.12.2018 | 16:06 »
Ich hätte den SPL einfach selbst die Chance würfeln lassen- ob er getötet wird oder ob er überlebt.
Sowas nenne ich Mordtabelle.

1-10% passiert dies
11-20% passiert das  usw.
« Letzte Änderung: 18.12.2018 | 16:10 von Issi »

Offline Anro

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #137 am: 18.12.2018 | 16:25 »
Das sehe ich anders. Ein Tier wird doch nicht stehenbleiben und sich von weiteren Bedrohungen attackieren lassen ... spätestens (!) bei der ersten Attacke einer anderen Gefahrenquelle, wird das Tier ablassen und die anderen angreifen.

Ich denke auch, dass ein Wesen, was noch stehende, zappelnde Bedrohungen vor sich hat sich nach dem Task des "Gegner überwältigen" erstmal um die noch stehenden kümmert.
Ob etwas nun tot ist oder lebend sich nicht mehr bewegend am Boden liegt sollte ihm doch egal sein.

Vielleicht nicht die Wahrheit, aber glaubwürdiger und besser als "So, einer ist tot, aber ihr konntet das abgelenkte Monster in Ruhe erstechen, während es weiter auf der Leiche herum prügelte."

Wir spielen eh meistens mit Lebenspunkten und anderen Abstraktionen. Wenn wir nicht gerade eine günstige Widerbelebungswelt spielen/ ein Setting mit gewünscht hoher Sterblichkeitsrate aufgrund von Würfelpech, dann sollte man wohl besser da die Taktik der Gegner anpassen - den Realismus (leicht) vernachlässigend.

Supersöldner

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #138 am: 18.12.2018 | 16:28 »
IssI/ warum war das ein Fehler ?

Offline KhornedBeef

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #139 am: 18.12.2018 | 16:31 »
::)

Das wird mir viel zu wissenschaftlich. Sowas brauch ich am Tisch nicht. Wir spielen, was in dem Moment logisch klingt. Und wenn der Wolf den Zwerg umhaut und dann vom Elf mit dem Dolch attackiert und verletzt wird, dann ist für mich in dem Moment logischer, dass der Wolf gerne überleben will und sich deshalb der neuen Bedrohung zuwendet. Das so zu behandeln hat am Tisch bisher auch nie zu einer Diskussion geführt.
Bin ich der Einzige der das in Verbindung mit deinem Avatar amüsant findet ?  ~;D
"For a man with a hammer, all problems start to look like nails. For a man with a sword, there are no problems, only challenges to be met with steel and faith."
Firepower, B&C Forum

Ich vergeige, also bin ich.

"Und Rollenspiel ist wie Pizza: auch schlecht noch recht beliebt." FirstOrkos Rap

Wer Fehler findet...soll sie verdammt nochmal nicht behalten, sondern mir Bescheid sagen, damit ich lernen und es besser machen kann.

Noir

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #140 am: 18.12.2018 | 16:51 »
Jetzt wo du es sagst ~;D ~;D ~;D

Offline Issi

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #141 am: 18.12.2018 | 17:10 »
IssI/ warum war das ein Fehler ?
Mein letzter Post bezog sich auf das Monster von ghoul, das dafür sorgt, dass  Verletzte  auch wirklich tot sind.
Statt zu bestimmen, dass es so ist, hätte ich einfach den Spieler selbst eine Chance würfeln lassen.
Sein Schicksal liegt dann in den Händen der Würfel, nicht in den "blutigen Händen" des SL.  ~;D
Wenn der Spieler sowohl die Chance hatte zu überleben, als auch zu sterben, und niemand außer den Würfeln das entschieden hat, dann kann er, falls er stirbt, auf den SL nicht sauer sein. Er hatte ja seine Chance. Und wenn er überlebt, werden auch die anderen SPL idR. nicht sauer sein. Denn die Chance zu sterben hatte er ebenfalls.

Oder meintest du meinen ersten Beitrag?
(Grey würgt mich glaube ich, wenn ich den nochmal aufrolle)
Deshalb nur kurz: Mein Fehler war mMn. dass ich den Spielern nicht klar genug gemacht habe, dass sie mutwillig mit dem Leben ihres Kameraden spielen.
Und ob sie, falls es schief geht, den Preis dafür wirklich zahlen wollen.
« Letzte Änderung: 18.12.2018 | 17:14 von Issi »

Supersöldner

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #142 am: 18.12.2018 | 17:15 »
ne meinte schon Antwort 136.

Offline Issi

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #143 am: 18.12.2018 | 17:19 »
ne meinte schon Antwort 136.
Ok,

Der Fehler war mMn. ........dass der SL selbst Schicksal gespielt, und für den SPL das Todesurteil gefällt hat.
Eine Überlebenschance, und wenn sie noch so gering gewesen wäre, hätte dem SPL wohl zustehen müssen.

Daher hätte ich in diesem Fall, den Spieler sein Schicksal selbst auswürfeln lassen z.B.  mit einer Mordtabelle.

« Letzte Änderung: 18.12.2018 | 17:21 von Issi »

Offline Nebula

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #144 am: 18.12.2018 | 18:03 »
Da möchte ich widersprechen!

Aus diesem Grund:
Genau das...!
Ich habe festgestellt, dass wir uns an die Charaktere, an die Abenteuer, an die Kampagnen, in dem eben genau das passiert ist noch lange erinnern und wenn ich mich mit meinen Rollenspielern von "damals" treffe,
wir genau darüber unterhalten. An meinen Warhammer Fantasy Elfensöldner, der in einer vom Chaos besetzten Zwergebinge völlig unrühmlich im Vollständig dunklen einen fehlenden Abschnitt von Treppenstufen übersah und in die Tiefe stürzte und sich die beiden Zwerge abseilten und ihn eine Wendeltreppendrehung tiefer dann mit den Kommentaren "Und Kick!" ... "War ja nur nen Elf..." in die Tiefe ein ewiges Grab schufen - das weiß ich noch wie heute und wir lachen immer noch drüber. Und das war 1989...
An all die ganzen Charaktere, die erfolgreich waren und überlebt haben, kann ich mich nicht mehr erinnern.
An die, die gestorben sind schon - und auch an die Umstände...

Mir ist es erst einmal passiert, dass Spieler Tränen in den Augen hatten, weil eine Kampagne (Earthdawn) bis zum Ende gespielt worden ist und sie wussten, dass sie ihre Charaktere nie wieder spielen würden.
Ansonsten kam immer kurz darauf die Frage: Und was spielen wir jetzt?
In den Situationen, wo einzelne Charaktere gestorben sind, waren fast immer Momente, an die man sich noch Jahrelang zurückbesinnt.

Was ist (mir) also mehr wert?
Die Möglichkeit, einen Charakter spielerisch maximal auszureizen und zu wissen, dass wenn er das nicht überlebt, dass ich mich noch Jahrzehnte an ihn erinnern werde,
oder die unsichtbare Hand des Spielleiters, der alles gerade noch hinbiegt und einen Charakter, der dadurch überlebt und sich mit all den anderen in die Vergessenheit begibt...?

Ich mag daher keine Milde beim Spielleiten. Und ich denke, damit bin ich nicht alleine.
Ja es gibt die Illusion der Gefahr und echte Gefahr. Für den Spieler nicht so leicht zu durchschauen, somit ist das ingame Erlebnis für den Spieler das gleiche.

Aber die hier besprochene Situation (Messer an Kehle und Todesstoss) hat damit ja wenig zu tun. Zudem das in den meisten Regelwerk garnicht funktioniert.

Ist eine knapp geschaffte Gefahr nicht genauso berauschend wie auch diese einmalige Todesszene (die wohl nur 1x die Kampagne vorkommt und nicht öfters als knapp geschaffte Situationen?)
In denen sich die Spieler auf die Schultern klopfen, was für tolle Hengste sie doch sind? Getrübt durch die rosa rote Brille noch Jahrzehnte später als beste Rollenspiel Erlebnisse jedem aufs Auge gedrückt wird?

Offline SeldomFound

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #145 am: 18.12.2018 | 18:48 »
Auch ich hatte mal eine verhunzte Geiselnahme... das Problem war hier eher, dass ich nicht mit dem Stress der Situation klar kam. Ich habe nicht verstanden, was die Spieler wollten und die Spieler haben nicht verstanden, wie ich die Situation gesehen hatte. Als ich das gemerkt habe, habe ich die Szene noch einmal zurückgespult, weil ansonsten der Abend vorbei gewesen wäre. Denn die Spieler hatten eigentlich einen guten, realistischen Plan, um die Geisel zu retten, doch weil ich sie falsch verstanden habe, ließ ich die Geißel umkommen, was die Spieler natürlich unfair empfanden. Ich war einfach komplett mit der ganzen Situation überfordert, denn ich hatte zu viel Empathie für die NSC-Geisel!

Das ist mein generelles Problem: Ich habe teilweise sehr starke Tabus, die ich nicht brechen kann. Ich könnte zum Beispiel kein Abenteuer leiten, bei dem ich beschreiben müsste, wie ein Kind brutal ermordet wird.

Außerdem habe ich eine Abneigung gegenüber Zynismus um des Zynismus willen. Sorry, aber ich bin noch nicht so lange bei diesem Hobby dabei, dass mir Happy Endings langweilig geworden sind! Wer bei mir ein Abenteuer mitmacht und sein Bestes tut, wird dafür auch belohnt und das lass ich ihm auch nicht von irgendjemand anderes vermiesen, Charaktertreue hin oder her.


Zum Schluss noch etwas Aktuelles: Bei der letzten Dreieichcon leitete ich ein Abenteuer, in der sich eine (neue) Spielerin in ein Frettchen verwandelt hat. Ein andere Spieler spielte einen Waldläufer und wollte das Frettchen kraulen. Die Spielerin wiederum wollte, dass ihr Frettchen dem Waldläufer in die Finger beißt, weil er sie damit im Prinzip doof angemacht hat. Wir spielten zuvor aus, dass man in der Tierform gegen die Instinkte des Tieres ankämpfen muss, demzufolge erlaubte ich dem Waldläufer eine Tierführungsprobe. Die Spielerin wiederum durfte dagegen würfeln. Beide warfen einen Kritischen Erfolg, doch der Waldläufer war ein bisschen besser. Daher interpretierte ich das Ergebnis zu, dass für einen Moment das Frettchen kurz im Bann das Waldläufers war, bevor es träge (aber erfolglos) nach seinen Finger schnappte.

Der Haken war aber nun, dass ich schnell danach bemerkte, dass die Spielerin darüber sehr bedrückt und verstört war. Ich (und vermutlich auch der Spieler des Waldläufers) hatten ignoriert, dass eine derart erzwungene Berührung einen sehr bedrückenden Kontext haben kann. Es half auch nicht besonders, dass der Waldläufer die Geste zum Kraulen direkt in die Richtung der Spielerin ausgeführt hatte, was man durchaus anders verstehen kann ("Komm mal her, Süße"). Ich hatte mich dafür entschuldigt, aber ich wünschte mir trotzdem, dass ich früher begriffen hätte, was hier passiert ist.

Offline Grey

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #146 am: 18.12.2018 | 20:45 »
Außerdem habe ich eine Abneigung gegenüber Zynismus um des Zynismus willen. Sorry, aber ich bin noch nicht so lange bei diesem Hobby dabei, dass mir Happy Endings langweilig geworden sind! Wer bei mir ein Abenteuer mitmacht und sein Bestes tut, wird dafür auch belohnt und das lass ich ihm auch nicht von irgendjemand anderes vermiesen, Charaktertreue hin oder her.
Da kann ich dich nur zu gut verstehen. ;) Ich bin inzwischen schon so lange dabei, dass ich Happy Endings wieder mag. Vom szenetypischen Zynismus hatte ich über die Jahre hinweg eine reichliche Überdosis.

@Topic: Einmal habe ich als One-Shot ein Szenario geleitet, das in der Vergangenheit lange vor meiner Hauptkampagne spielte. Die SCs waren federführend bei einem historischen Ereignis dabei, das laut Spielwelthintergrund in einer Katastrophe mündete. Sprich: Eigentlich war das Scheitern der SCs vorprogrammiert, ansonsten hätte ich mir ein Zeitparadoxon eingehandelt.

Somit habe ich ihnen einen eigentlich unlösbaren Plot gegeben -- und dann mit wachsendem Entsetzen zugesehen, wie sie den gordischen Knoten zerschlagen und den Plot gelöst haben. Um die Logik meiner Hauptkampagne zu retten, habe ich ihnen dann trotzdem noch mit aller Gewalt ein Scheitern reingewürgt, obwohl sie alles richtig gemacht hatten.

Es waren alles hinreichend gute Freunde, dass sie danach trotzdem meine Hauptkampagne bei mir weiterspielten. Aber die Gesichter an dem Abend "befremdet" zu nennen, war noch geschmeichelt. :-[
« Letzte Änderung: 18.12.2018 | 20:47 von Grey »
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
--
Lust auf ein gutes Buch oder ein packendes Rollenspiel? Schaut mal rein! ;)

Noir

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #147 am: 18.12.2018 | 20:52 »
Oh ja, sowas ähnliches hatte ich auch mal. Ich hatte einen Alternative Timeline Plot für Warhammer erdacht, bei dem von vorneherein klar war, was passieren würde. Sprich: Die Charaktere erwachen in einer Zelle und werden dann durch den Kerker zu einer Tür geführt. Rückblende. Hier dürfen die Charaktere jetzt handeln. Ein groß angelegter Plot entfaltet sich, bei dem die Helden ein Attentat auf den Kaiser verhindern und den Attentäter finden müssen. Die Spieler haben sich KAPUTT geplant und den ganzen Abend einen wunderbaren Plan ausgeheckt und erfolgreich ausgeführt ... sie töten den mutmaßlichen Attentäter, ehe dieser zuschlagen kann.

Das Ende vom Lied ist: Die Rückblende ist vorbei, die Charaktere werden unter lautem Getöse zu einem Galgen geführt und dann wird ihnen eröffnet: Haha! Ihr habt gar nicht den Attentäter getötet, sondern das war nur der verkleidete Kaiser, der so einem mutmaßlichen Attentat entgehen wollte! Ende.

Und alle so:  wtf?  :o  >:(

In meiner Planung damals war das eine UNFASSBAR geniale Idee. Hammer! Die Spieler würden es lieben! Da war ich mir sicher! Was für ein Twist! Was für ein Schock!

Das einzige, was die Spieler geliebt haben an dem Abend war, dass der Spielabend dann vorbei war. Das Ding sollte eigentlich eine Kurzkampagne werden. Im zweiten Abenteuer sollten die Spieler dann der Hinrichtung ihrer ersten Charaktere beiwohnen. Dreimal dürft ihr raten, wann das zweite Szenario dieser Kampagne gespielt wurde. Richtig. Niemals. Und es ist wohl auch besser so.

Offline Isegrim

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #148 am: 18.12.2018 | 21:16 »
Ein ander mal wollte ich einen Charakter überleben lassen und dachte, es wäre cool wenn er ein Bein verliert, statt zu sterben, und sich dann eine Ahab-mäßige Knochenprothese basteln kann. Der Spieler fand das nicht.

Witzig. Mir hat ein Freund vor kurzem erzählt, wie eindrucksvoll er es gefunden hat, als sein Streuner vor ca. 18 Jahren (!) ein paar Finger verloren hat; inkl Einbußen auf die (verdammt hohe) Fingerfertigkeit. Ich (damals SL) hatte den Vorfall praktisch vergessen. War sehr überrascht, nach so langer Zeit ne positive Rückmeldung zu erhalten. Oder das er sich überhaupt an so was erinnert. :)

Aber passender zum thread-Thema, und aus nicht nur aus der gleichen Kampagne, sondern beim gleichen Piraten-Überfall (glaub ich...): Der Streuner verlore seine Finger, aber der Zwerg fiel ins Wasser. Mitten im Meer. Im Kettenhemd. Und eigentlich nur, weil ich als SL das so wollte...

Die SCs waren auf ihrem Schiff von Piraten überfallen worden, und hatten es geschafft, die abzuwehren. Dann wurden so übermütig, und haben ihrerseits das Piratenschiff geentert. Zu viert. Angeschlagen. Natürlich hatten sie keine Chance, also der Zauberer so eine absurde magische Brücke beschworen, damit sie wieder auf das eigene, inzwischen abgetriebene Schiff kommen konnten. I-wie erschien mir das zu leicht für so eine (in meinen Augen) völlig verblödete Aktion. Also hab ich noch Gewandheits-Proben verlangt. Die hat der Zwerg nicht geschafft, und das hieß Exitus. Und eigentlich nur, weil ich vorher nicht wirklich bedacht habe, was bei einem "Du rutscht aus!" passiert.

Tut mir noch heute leid um den Charakter, muss ich sagen. :(
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides

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Re: Unsere miesesten Fehler als SL
« Antwort #149 am: 18.12.2018 | 21:50 »
Witzig. Mir hat ein Freund vor kurzem erzählt, wie eindrucksvoll er es gefunden hat, als sein Streuner vor ca. 18 Jahren (!) ein paar Finger verloren hat; inkl Einbußen auf die (verdammt hohe) Fingerfertigkeit. Ich (damals SL) hatte den Vorfall praktisch vergessen. War sehr überrascht, nach so langer Zeit ne positive Rückmeldung zu erhalten. Oder das er sich überhaupt an so was erinnert. :)


Ich erinnere mich auch an einen meiner Charaktere der starb und de damalige SL den Charakterbogen zerriss damit ich ja nicht auf den Gedanken käme, den Charakter nochmal zu spielen! Das war respektlos und unsinnig. Ist auch so an die 25 Jahre her... weiß ich trotzdem noch (und bin immer noch sauer  |:((

Ist aber schön, dass allen mal sowas passiert.

Bei schlimmstes Sl-Erlebnis war nicht am Tisch sondern beim LARP. Ich hatte ein wichtiges, wunderbar gestaltete Dokument zweifach von Hand verschlüsselt und dabei bei dieser doppelten Verschlüsselung irgendwann einen Fehler reingebracht. Da ich aus Zeitmangel nicht den ganzen Text nochmal zurück transkribiert habe fiel mir der Fehler nicht auf...den Spielern dann beim Knacken des Kodes schon. Und die waren seeeehr enttäuscht, weil nach der Hälfte des Textes nur noch Murks rauskam, obwohl sie sich so eine Mühe gegeben hatte. :(