Autor Thema: Geliebes verhasstes D&D  (Gelesen 2381 mal)

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Offline Agent_Orange

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Geliebes verhasstes D&D
« am: 20.05.2014 | 15:49 »
Hallo.

Ich bin mit einigen Amerikanern in einen Dialog darüber eingetreten, dass D&D einerseits sehr erfolgreich, andererseits aber sehr starker Kritik (hate) ausgesetzt ist. Dabei wird die Sichtweise vertreten, dass das besondere Phänomen bei D&D sei, dass sich jeder das Maul über D&D zerreißt, gleichwohl aber wie verrückt dieses Spiel in jeder aktuellen Version auch kauft - sowohl Core-Zeug als auch die ganzen Ergänzungen. Die D&D-Hater haben danach eine große Schnittmenge mit den D&D-Lovern/Spielern.

Zitate:
Zitat
But seriously, for self-professed "fans" of D&D, we sure do all seem to really fucking hate that game.
Zitat
I keep hearing from people how this or that edition horrible but they play&buy
(beides Twitter-Zitate)
Interessanter Artikel:
http://www.madadventurers.com/dd-5e-the-rise-of-meh/

Wie ist das hier in Deutschland?

Nach meiner lokalen/ regionalen Beobachtung habe ich eher den Eindruck, dass die D&D Hasser keine D&D Spieler sind; außerdem höre ich von D&D Spielern vor allem darüber Kritik, dass sie nicht damit einverstanden sind, alle vier Jahre eine neue D&D Edition kaufen zu müssen, um es spielen zu können. Klar, es gibt Ausnahmen von diesen Beobachtungen; aber sie sind eher die Ausnahme.

Was sind Eure Beobachtungen?

AO
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Persönliche Anmerkung: Es ist ein erstinstanzliches Landgerichts-Urteil. Hinsichtlich einzelner Fragen beschränkt sich das Urteil auf Verweise; der Kläger hat "schlampig" gearbeitet. Fraglich ist deshalb, ob einzelne Urteilsaspekte in höherer Instanz anders bewertet worden wären.

Offline CokeBacon

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Re: Geliebes verhasstes D&D
« Antwort #1 am: 20.05.2014 | 16:23 »
Als ich mit meiner Runde mit DnD 3.5 angefangen habe, waren wir alle verrückt nach dem System. 6 Jahre lang war es unser Hauptsystem, dann kam bei mir langsam der Hass auf DnD auf. Das lag wahrscheinlich daran, dass ich die ganzen Jahre durchgängig der SL war. Hauptsächlich haben mir zwei Dinge den Spass am System verdorben:
1) Spieler, die die Regeln nicht lernen wollten und denen ich immer die Charaktere basteln und erklären musste. Selbst im Spiel musste ich ihnen immer sagen, was als nächstes zu tun ist... schon an der Berechnung von SG's bei Zaubern ist es gescheitert.
2) Spieler, die die Schwachstellen des Systems gnadenlos ausbeuten wollten.

Die Spieler hat das nie gestört, die Arbeit blieb immer an mir, dem SL, hängen. Irgendwann hatte ich dann keine Lust mehr drauf und seit dem spielen wir es auch nicht mehr, da kein anderer leiten will. Momentan haben wir aber mit E6 DnD einen Kompromiss gefunden und irgendwann in Zukunft wollen wir es so nochmal probieren.

Zitat
But seriously, for self-professed "fans" of D&D, we sure do all seem to really fucking hate that game.
Vielleicht stammt das Zitat auch von einem kaputt gespielten SL.

Zitat
außerdem höre ich von D&D Spielern vor allem darüber Kritik, dass sie nicht damit einverstanden sind, alle vier Jahre eine neue D&D Edition kaufen zu müssen, um es spielen zu können.
Verstehe ich nicht. Man kann doch auch die alte Edition weiterspielen. Es zwingt einen doch niemand.

Edit: Rechtschreibung
« Letzte Änderung: 20.05.2014 | 16:48 von CokeBacon »

Offline Arkam

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Re: Geliebes verhasstes D&D
« Antwort #2 am: 20.05.2014 | 16:37 »
Hallo Agent_Orange,

in Deutschland ging der Riss lange zwischen DSA und D&D Spielern. Wer das eine mochte und spielte spielte wahrscheinlich das andere nicht.
Das lag wahrscheinlich auch daran das einem schon klar war das es eine Konkurrenz gab. Ich denke wirklich den wirtschaftlichen Aspekt haben Spieler damals noch nicht gesehen. Aber das neue Produkte auch mehr Platz in Rollenspiel Magazinen und auf den Regalen von Rollenspiel Geschäften bedeuteten war doch gut ersichtlich.
Meine ersten DSA Spielleiter hatten das Rollenspiel mit D&D kennen gelernt und haben teilweise auch Konzepte, etwa das würfeln mit 3W6 statt W6+7 für die Attribute, auch in ihre frühen DSA Versuche integriert.

Hinzu kam das sich D&D und DSA gerade in den niedrigen Stufen stark unterschieden. Mein erster D&D, ich meine AD&D, Krieger stab etwa nach einer Attacke durch einen Kobold. Gleiches hätte es bei DSA 1, auch mit Abenteuer Ausbau Spiel, nur bei extremen Würfel Glück und nicht einfach als mögliches Resultat gegeben.

Hinzu kam das D&D für den Box verwöhnten DSA Spieler spätestens mit AD&D etwas unübersichtlich wurde. Was brauchte man nun an Büchern? Brauchte der Spielleiter etwa ein Spieler Handbuch und welches der Monster Bücher brauchte man. Hinzu kam eine Vielzahl von Hintergründen die ja neben dem eigentlichen Kampagnen Band auch noch spezielle Ergänzungsbücher mit sich brachten.
Das Konzept der verschiedenen Bücher kam ja bei DSA erst mit Edition 4.1.

Gruß Jochen
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Offline Feuersänger

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Re: Geliebes verhasstes D&D
« Antwort #3 am: 20.05.2014 | 16:45 »
Wenn ich das System hassen würde, würde ich es nicht spielen.
Man darf aber durchaus eingestehen, dass es (in egal welcher Iteration) nicht perfekt ist, sondern z.T. gravierende Fehler hat. Im Gegenteil, das ist sogar zwingend erforderlich, damit man da gegensteuern kann. Dafür darf man aber eben auch anerkennen, was es alles richtig macht, und was dieses System so besonders macht.

Das ist jetzt aus meiner Warte primär auf 3.5 bezogen. Pathfinder und 4E gefallen mir beide nicht so, aber auch da wäre Hass jetzt ein zu großes Wort. Nichtsdestotrotz würde ich von allen D&D Versionen, vor die Wahl gestellt, immer und ohne Bedenkzeit die 3.5 spielen wollen.

Zitat
Verstehe ich nicht. Man kann doch auch die alte Edition weiterspielen. Es zwingt einen doch niemand.

Alte Spieler springen dann und wann ab, alte Runden lösen sich auf. Irgendwann wird es leider schwierig, neue Mitspieler für ein OOP System zu finden. Da kann ich dir ein Liedchen von singen.
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Zitat von: ErikErikson
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Offline Tarin

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Re: Geliebes verhasstes D&D
« Antwort #4 am: 20.05.2014 | 16:47 »
Ich würde mich da größtenteils Arkam anschließen. Ansonsten: Jedes marktbeherrschende System zieht halt seine Hater auf sich. Und richtig gut haten kann man halt nur, wenn man in der Materie steckt.

Nimm mal das ganze Games Workshop "Hobby". Selten habe ich eine solch ausgeprägte Hassliebe auf eine Firma gesehen, wie es bei WH Tabletoppern der Fall ist.
Es verstößt gegen die Hausordnung, aus dem Necronomicon zu zitieren.

Offline Slayn

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Re: Geliebes verhasstes D&D
« Antwort #5 am: 20.05.2014 | 16:49 »
Hass ist tatsächlich das falsche Wort. D&D ist zumindest in der USA halt einfach immer noch der Mainstream, der Standard und man wird halt recht schnell zum Außenseiter wenn man da nicht mehr mitmacht.
Hier muss man nur betrachten wie oft D&D seine Altkunden einfach mal hat hängen lassen und den Fokus einer Edition radikal verschoben hat. Fazit: Man möchte ja an sich gerne dabei sein, kommt aber damit nicht klar.

[Nachtrag] Hier bei uns ist das ganze Thema nicht so "schlimm" und das Phänomen verlagert sich rüber zu DSA.
« Letzte Änderung: 20.05.2014 | 16:51 von Slayn »
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Offline Agent_Orange

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Re: Geliebes verhasstes D&D
« Antwort #6 am: 20.05.2014 | 20:18 »
Hallo.

Vielen Dank für Eure Einschätzungen. Ich verstehe (jetzt), dass das RPG Fandom in D-Land wohl anders augestellt ist als in US von A.

Best wishes!
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Offline Talim

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Re: Geliebes verhasstes D&D
« Antwort #7 am: 20.05.2014 | 20:45 »
Nach meiner lokalen/ regionalen Beobachtung habe ich eher den Eindruck, dass die D&D Hasser keine D&D Spieler sind; außerdem höre ich von D&D Spielern vor allem darüber Kritik, dass sie nicht damit einverstanden sind, alle vier Jahre eine neue D&D Edition kaufen zu müssen, um es spielen zu können.
Niemand zwingt einen eine neue Edition zu kaufen.

DnD Hater unter DnD Spielern sind mir noch nie über den Weg gelaufen. Es gibt sicher welche, die andere Systeme bevorzugen. Aber wer es nicht mag, spielt es nicht.

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Re: Geliebes verhasstes D&D
« Antwort #8 am: 20.05.2014 | 20:51 »
In Deutschland war ja DSA immer stärker als D&D und ganz analog zu den Staaten hat sich auch in Deutschland bei sehr vielen Leuten eine große Hassliebe zum Mainstreamsystem entwickelt. Besonders gut kann man das ausgerechnet hier im Forum beobachten. Es gibt diverse Leute, die sich seit JAHREN mit größter Inbrunst an DSA abarbeiten und jegliche Neuerung oder Nachricht mit tiefster Verachtung kommentieren. Aus dem Stand fallen mir locker 10 Leute aus dem Tanelorn ein, auf die das mehr oder weniger ungebremst zutrifft - und viele von denen spielen sogar mehr oder weniger aktiv noch DSA. Insofern: das Phänomen gibts nicht nur in den USA :D

Offline Slayn

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Re: Geliebes verhasstes D&D
« Antwort #9 am: 20.05.2014 | 21:04 »
Ich verstehe (jetzt), dass das RPG Fandom in D-Land wohl anders augestellt ist als in US von A.

Ersetze RPG Fandom mit Mainstream Fandom und du landest an der gleichen Stelle, nur ist D&D bei uns nicht Mainstream.
Oder anders: Frag mal deine amerikanischen Bekannte nach etwas das dort nicht Mainstream ist, etwa L5R und du wirst diese Hass-Liebe-Reaktion auch nicht bekommen.
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Offline Arkam

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Re: Geliebes verhasstes D&D
« Antwort #10 am: 20.05.2014 | 21:43 »
Hallo zusammen,

ich denke diese Hassliebe erlebt man überall dort wo man ein Spiel recht zeitaufwendig betreibt. Auf der einen Seite soll die Investition an Zeit, Geld und Gedanken nicht umsonst gewesen sein. Auf der anderen Seite kennt man eben auch die Schwächen und Fehler des Spiels besonders gut.
Klar fällt das bei den großen Vertretern mehr aus aber ich kenne solche Gefühle auch zum Beispiel gegenüber 7th Sea.

Gruß Jochen
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Der Rote Baron

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Re: Geliebes verhasstes D&D
« Antwort #11 am: 23.05.2014 | 17:17 »
D&D macht eines, was andere Systeme so nicht können: Es bildet eine spezielle D&D-Fantasy ab. Es hat eine Fantasy sui generis erschaffen. Kar kann man auf Greyhawk auch wild welten (SW), Runen suchen (RQ), heroiisieren (HERO), sich dem Schicksal ergeben (FATE) oder generelle universell abenteuern (GURPS) und dabei ne Menge Spaß haben und der Welt Greyhawk einen eigenen Schliff geben - aber für mich ist dann Schluss, wenn das Magische Geschoss nicht automatisch trifft.
Klar ist ist Vancische Magie für die meisten Welten ziemlicher  Kohl und wird auch nicht 100% korrekt umgesetzt, z.B. dann, wenn Schriftrollen mit Sprüchen übertragen werden in Zauberbücher (ich verstehe die Magie so, dass praktisch alle Zauber schon gezaubert sind - bis auf die letzten paar Handbewegungen und Worte - daher die strenge Festlegung, daher die Vorentscheidung, daher auch die Unabänderlichkeit). ABER SCHEISS DRAUF! DAS ist D&D-MAGIE! Da will ich keine Punkte oder ähnliches.

Die Schwäche von D&D ist die Schwäche eines Cabriolets - prima, wenn man im Sommer schön draußen fahren will. Egal wohin.
Aber ziemlicher Müll bei Umzügen, Krankentransporten, Großeinkäufen und Ausflügen mit der Omma ("Es zieht!").

Was den "Hass" angeht - US-Sprachgebrauch. Amerikaner könnnen kulturell bedingt nur "lieben" und "hassen", es gibt kein besser oder schlechter, gut oder schlecht. Eine Kultur der (vermeintlichen) Superlative drückt diesen Zug auch der Sprache auf (bzw. durch diese aus).
Oder vulgo: Die meinen auch nur "gut" und "schlecht". Die können das nur nicht mehr so sagen. Daher: In diese Worte nicht zuviel hineininterpretieren - die "hassen" vielleicht auch Vanilleeis ...

Offline Feuersänger

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Re: Geliebes verhasstes D&D
« Antwort #12 am: 23.05.2014 | 17:54 »
Das hast du schön gesagt.
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Offline kalgani

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Re: Geliebes verhasstes D&D
« Antwort #13 am: 26.05.2014 | 12:13 »
Dem kann ich nur beipflichten.
Wunderbar auf den Punkt gebracht Der Rote Baron, Danke.