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Wie spielt man Cthulhu länger?

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Saffron:
Hi,
ich bin ja grundsätzlich auch ein Freund davon, vorsichtig zu spielen und nicht den Kamikaze zu geben. Aber so ganz löst das das Problem nicht, finde ich: gerade bei Cthulhu ist es ganz oft so, dass bei mir als Spieler zwar sofort alle Alarmglocken angehen, wenn wieder mal irgendwas Cthulhu-typisches passiert. Meinen unerfahrenen Charakter lasse ich aber natürlich so reagieren, wie er es normalerweise tun würde, eben nicht total paranoid. Wenn man einen alten Hasen spielt, der seit Jahren in Bibliotheken herumhängt und zweistellige Prozente in Cthulhu-Mythos hat, mag das anders sein. Wir haben bisher aber immer mit Neulingen angefangen (die Charaktere, nicht die Spieler  ;). Die sind einerseits nicht so abgebrüht und sind schneller zu erschüttern. Andererseits denken sie sich aber auch nichts dabei, wenn ihnen irgendwelche Aufzeichnungen in die Hände fallen, wo von irgendwelcher schwarzer Magie die Rede ist.
Ahoi
Saffron

Der Nârr:
Ich hab immer so meine Probleme mit der Motivation, wenn es über ein einzelnes Abenteuer (oder eine Kampagne wie Berge des Wahnsinns oder Horror im Orient Express) hinaus gehen soll. In EDO-Fantasy ist das auch ohne epische Kampagne kein Ding: Es ist halt Genrekonvention, dass da Glücksritter oder Abenteurer umher laufen, die eben gute Dinge tun. Aber ein Professor, ein Fotograf, eine Putzfrau und ein Baseballstar, die in den Sommerferien Mythos-Kreaturen jagen und böse Kultisten aufspüren? Das will nicht so ganz in meinen Kopf rein. Klar, der Brief vom Onkel ist super, um eine Gruppe erstmals eine Berührung mit dem Mythos haben sollen. Aber so ganz plausibel ist es nicht, wenn ständig irgendwelche entfernte Verwandte ein Tagebuch mit Mythos-Hinweisen hinterlassen. Darum finde ich Spiele wie Ghosts of Albion, Buffy/Angel oder Rippers besser funktionierend für längere Kampagnen.

Whisper666:
Also ich hab keine Probleme mjt der Motivaton. Wenn ich mir vorstelle, dass ich grade mit ein paar anderen Leuten so ein fieses Tentakeldings besiegt hab, dann würde ich mit denen schon in Kontakt bleiben wollen, und sei es nur als "Selbsthilfegruppe", denn außer denen glaubt mir das ja eh keine Mensch. Und ich würd mich auch weiter mit dem Thema befassen, schon allein, weil ich wissen wollte, ob das das einzige Tentakeldings war oder obs da mehr von gibt.

Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder):
Bei uns war es zwar Nebensystem, aber immerhin umfaßt die Kampagne bisher die Jahre 1928 - 1934. Mein freundlicher Anthopologie-Professor hat bisher folgende Abenteuer bestanden:

Schwarzwald-Requiem (ein toter Kollege) - Gestohlene Leben (auf dem Weg zu einer Tagung) - Froschkönig-Fragmente (Berater eines befreundeten Privatedetektivs, der den Fall übernommen hatte) - Das blaue Tor (direkter Anschluß) - Tempus Fugit (Berater des P.D.) und Jahrhundertsommer (Mordverdacht).

Zum einen gruppieren wir / unsere SC uns lose um einen expressionistischen Maler und "Kenner des Okkulten", in unserer Gruppe ist zudem ein Privatdetektiv, der einen Ruf für "ungewöhnliche" Fälle hat. Gestorben, unrettbar wahnsinnig geworden sind bislang drei SC. Darüberhinaus entwickeln die Charaktere sich auch privat weiter, und sie können psychiatrische Hilfe in Anspruch nehmen.

Mein honoriger, erzkonservativer Professor Dr. phil. Gero zu Mühlstein ist mit zunehmend exzentrischen Ansichten aus der Uni geworfen worden, was a) einmal mit seinem fortschreitenden Wahnsinn und b) mit der Machtergreifung der Nazis zusammenhängt. Seine Hygiene und seinen guten Ruf hat er nach und nach ebenso verloren, wie seine Umgangsformen, und seine Moral (daher auch die Verwicklung in "Jahrhundertsommer", klassische "fesche Lola").

Er lebt mittlerweile in einer Arbeitersiedlung. Derzeit hält er wirre Reden im kommunistischen Untergrund, in dem er seine Kenntnisse des Mythos als Metaphern für die aufkommende schwarze (braune) Zeit benutzt. Die Genossen sind sich unklar, ob von Mühlstein bescheuert oder genial ist, behalten ihn aber sicherheitshalber als Maskottchen. Seine Miete kann er derzeit nicht bezahlen, und die Genossen hat er schon fast alle angeschnorrt. Von den anderen Charakteren hat der PD Schwierigkeiten mit der OrPo, die ihn verabscheut, und der SiPo, die ihn zurückhaben will, das Gestapa empfindet die Bilder unseres Künstlers als "entartet" und wartet auf den ersten röhrenden Hirschen. Der junge Journalist unserer Gruppe ist moralisch flexibel und macht gerade als Redakteur Karriere, nachdem einige Mitarbeiter und Vorgesetzte vom Schrifttumsamt entfernt wurden. Er hat gute Kontakte, was uns derzeit noch den Hals rettet.

Lange Kampagnen? Klar!!!! Wir sind alle gespannt, wies im November weitergeht.

Bordfunker:

--- Zitat von: Hróðvitnir am 26.09.2011 | 23:23 ---Bei uns war es zwar Nebensystem, aber immerhin ..............sind alle gespannt, wies im November weitergeht.

--- Ende Zitat ---

Ich bin ehrlich gesagt etwas neidisch. Wenige Leute haben so viel Spass daran alle menschlichen Tiefen so lange auszuspielen. Für mich leider.....und die Spass und Leidenschaft für menschliche Absonderlichkeiten muß glaub ich da sein, damit das langfristig spielbar ist. Vielleicht ist es aber wie beim Hund meiner Freundin. Sie geht davon aus, er könne nicht in den Kofferraum springen. Darum tut ers bei Ihr nicht. Ich geh davon aus er kann....und voila´er tuts. Vielleicht muß der Spielleiter eben den Wahnsinn mit allen Höhen und Tiefen in das Spiel packen, daß es spielbar bleibt, damit die Spieler dabeibleiben. Heißt, individuell für jeden Charakter persönlche Entwicklung ausarbeiten und vertiefen. ::) Bleibt die Frage, ob für die Art Spiel alle Spieler geeignet sind. Heißt auch, sie müssen den Wahnsinn spielen. Man muß sich hineindenken und Absonderlichkeiten kultivieren. Das kann und will vielleicht nicht Jeder?

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