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[Vergleich] Mittelerde-Rollenspiele

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Achamanian:

--- Zitat von: Boba Fett am 12.03.2012 | 19:29 ---Noch mal kurz zum Balancing, ohne da ein Fass aufmachen zu wollen, ...
War es nicht im Simarillion, wo die Elben Morgoths (ein Maia) Festungen belagern, dort Balrogs gleich in Stückzahlen erschlagen...? Und so eine wie Galadriel mischte da schon ordentlich mit?
Okay, anderes Zeitalter, und anscheinende sind die Mächte der Eldar im dritten sichtlich gewichen, aber die Elben habe ich doch eher als absolut "über" wahrgenommen...

--- Ende Zitat ---

Ich empfinde das jetzt eigentlich nur als Bestätigung meiner "Andere-Zeitalter-andere-Sitten-Argumentation". In LotR haut Legolas (okay, "nur" ein Sindar) den einen Balrog eben nicht mal kurz links und rechts weg, selbst Gandalf, ein Wesen noch höherer Ordnung als ein Elb (ob nun Maiar oder nicht, da streiten sich die Fachleute ja ...;)), kann ihn nur um einen hohen Preis besiegen.
Abgesehen davon ist Morgoth ein Valar, also einer der "Engel", die direkt unterhalb von Illuvatar stehen. Und der Mensch(!) Hurin bietet ihm erfolgreich die Stirn! Während Gandalf(!) kaum mit einem piefigen Balrog fertig wird.
Die einzige Erklärung dafür ist in meinen Augen, dass Tolkien eben die verschiedenen Textsorten, die er auf Mittelerde angesiedelt hat (Kunstmythologie, Roman, Kinderbuch) in einer bestimmten Weise auf die Zeitalter verteilt hat, und dass daraus resultiert, dass in den verschiedenen Zeitaltern verschieden große Taten "möglich" sind, und dass diese Bedingungen für Elben genauso gelten wie für die anderen Völker. Es hat einfach keinen Sinn, Noldor des 1. Zeitalters mit Hobbits des 3. zu vergleichen und das dann als Beleg dafür anzuführen, dass Elben in einem RSP grundsätzlich bessere Werte haben sollten, noch dazu, wenn man bedenkt,

- und das noch mal an Terrorbeagle! -

dass Werte (wie gesagt) nicht zwangsläufig die Fähigkeiten eines Charakters quantitativ wiedergeben müssen, sondern auch schlicht und einfach darauf ausgelegt sein können, das Ausmaß der Möglichkeit zur Einflussnahme auf den Verlauf der Geschichte mitzusteuern.

Achamanian:
Und noch eine letzte Anmerkung zum Balancing bei TOR:
Das Spiel basiert (bisher) auf dem Hobbit und stellt nur die dort auftauchenden Waldelben als SC vor. Und die sind im Hobbit in keiner Weise übermächtig - nicht einmal auf der von Terrorbeagle angeführten Handwerksebene, denn sie lassen ihre Edelsteine von Zwergen fassen und bearbeiten. Ihre eine große Fähigkeit scheint darin zu bestehen, leise und schnell zu verschwinden, wenn sie gestört werden. Ansonsten trinken sie gern mal einen über den Durst und singen schöne Lieder.
Wäre ja möglich, dass in den Folgepublikationen auch das Machtniveau tendenziell erhöht wird und wird da mächtigere Noldor neben mächtigeren Dunedain präsentiert kriegen (da würde dann allerdings das Pendant unter Hobbits und Zwergen problematisch, also wahrscheinlich eher nicht ...) Unabhängig davon entspricht TOR da jedenfalls sehr genau der Vorlage.
Das Problem ist eben (und auch das steht sogar im Regelwerk!), dass Tolkiens Werke gar kein einheitliches Bild von Mittelerde und seinen Völkern ergeben. Sind die Zwerge nun in erster Linie tolpatschige und eher feige Kerle, die einer nach dem andern in einen Trollhinterhalt stolpern (Anfang vom Hobbit), entschlossene Krieger, aber nur wenn es um ihr Eigentum geht (Ende vom Hobbit), zutiefst ehrbewusste, aber fehlbare Helden (HdR-Anhänge, "Durins Volk")? Zum Teil geht es da mit Thorin ja um ein und dieselbe Person, die je nach Kontext in ihren Heldeneigenschaften ganz unterschiedlich charakterisiert wird.

Das hat sicher auch damit zu tun, dass Tolkien seine Texte immer eher als Texte "aus" oder "über" Mittelerde verfasst hat, d.h. schon als Berichte, die einer bestimmten Textgattung angehören, nicht als umittelbare "mittelirdische Realität". Wenn man den ganzen Mittelerde-Kanon liest, ist man schlicht und einfach genötigt, sich ein Mittelerde-Bild zu machen, das "irgendwo dazwischen" liegt und in dem kein Text automatisch die ganze und reine "Wahrheit" über die Ereignisse darstellt.

Nørdmännchen:
Danke Euch für den informativen und diskutierten Thread.

Da ich die Illus von Jon Hodgson auch hervorragend finde, wollte ich kurz darauf hinweisen, dass man auf seiner Seite bei Deviant Art einige in Handout-würdiger Auflösung findet.

Grüße, Henning

Terrorbeagle:
So, nachdem nun mit den drei offiziellen Mittelerde-Rollenspielen der Pflicht-Teil dieser Übung abgehandelt ist, werde ich mich ab morgen oder so der Kür widmen: einer Auswahl (ich hab bestimmt nicht alle gefunden, die es gibt) von Fan-Produkten und Eigenbau-Rollenspielen, die im Mittelerde-Setting angesiedelt sind.
Das erste in der Hinsicht wird Legends of Middle-Earth werden (Link folgt, wenn ich zur Kritik komme), gefolgt von Ambarquenta; dies sind zwei sehr unterschiedliche Spiele, mit sehr unterschiedlichen Spielstilen und Zielen, dich aber beide für in ihrer jeweiligen Nische für sehr interessant halte.
Bei den inoffiziellen Publikationen sollte ich allerdings drei Sachen anmerken: Erstens, im Gegensatz zu den den drei vorangegangen beschreibenen Spielen habe ich mit ihnen keine praktischen Spielerfahrungen, ich kann also nur meinen Eindruck vom Lesen und meine Erfahrung was Rollenspiele im allgemeinen und die Ergebnisse von etwas Herumgespiele mit den Regeln, insbesondere beim Charakterbau als Kriterium veranschlagen; zwotens habe ich die jeweiligen Spiele nicht in traditioneller Form als Buch vorliegen, sondern nur als pdf, was bei Fragen der Übersichtlichkeit die Maßstäbe etwas verschiebt, z.B. die Lesezeichenstruktur stärker in den Vordergrund stellt, als den Index. Drittens  werde ich allerdings die gleichen Bewertungsmaßstäbe und Kriterien weiter verwenden, auch wenn die Ausgangslage natürlich eine etwas andere ist.

Oberkampf:
Zwei Anmerkungen:

1) Encumberence:

Das Konzept ist wirklich gut, allerdings kenne ich es schon länger (ich glaube, seit Warhammer). Was mir bei TOR gut gefällt, ist der Fakt, dass Traglast wirklich tief in die Spielmechanik integriert ist. Meiner generellen RSP-Erfahrung nach ist Belastung/Tragkraft so ein Aspekt, der gerne ignoriert wird (und das stört mich, obwohl mir eigentlich "Realismus" im Fantasy-RSP reichlich egal ist).

2) Übersichtlichkeit:

Da ist Terrorbeagle ja fast großzügig in seiner Kritik. Bisher habe ich erst einmal spielen können, aber wir waren uns in der Gruppe hinterher einig, dass die Regeln fürchterlich unübersichtlich präsentiert werden, was sehr schade ist.

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