Autor Thema: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation  (Gelesen 8618 mal)

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Offline ianinsane

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Angeregt durch aktuelle Ereignisse habe ich mit der Arbeit an einem RPG angefangen, das ich als Catholicsploitation zusammenfassen würde: Ich stelle mir vor, dass die Spieler katholische Geistliche (im weitesten Sinne) spielen, die in pulpmäßiger Manier mit Gebet und Schrotflinte gegen (cthulhoide) Monster bzw. "das Böse" vorgehen und sich dabei gleichzeitig mit den (oft allzu weltlichen) Befindlichkeiten, Intrigen und Ränkespielen in der katholischen Amtskirche herumschlagen müssen.

Das Ganze ist parodistisch angelegt, aber nicht in dem Sinne, dass die Kirche einfach auf billige Weise lächerlich gemacht wird, sondern dass im Gegenteil die Weltvorstellungen und Dogmen der katholischen Kirche derart ernst genommen werden, dass sie die Blaupause für die Regelmechanismen liefern. Beispielweise könnte das ein Gebetssystem sein, in dem die Charaktere statt Zauberfertigkeitswerten Fertigkeitswerte in bestimmten Heiligen haben, die angeben, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Gebet an den für den entsprechenden Wunsch zuständigen Heiligen erhört wird. Oder eine Sündenskala, die je nach Taten, nach Häufigkeit des Messebesuchs, sündigen Gedanken etc. in immer sündigere Höhen steigt, für entsprechende Mali sorgt und nur durch Beichte & Buße wieder abgebaut werden kann.

Mit dabei ist eine ordentliche Dosis Sex & Violence, die für den Exploitation-Twist sorgt.
Sex nicht im offensiven Sinne von Nonnen in kurzer Tracht, die darunter Strapse tragen, sondern eher komisch verdreht, in der Weise, wie der Gedanke an Keuschheit immer gleich auch Fantasien des Gegenteils hervorruft (Prinzip der verbotenen Früchte...), oder wie in den alten Nunsploitation-Filmen oft das Sexuelle in einem sadomasochistischen Vergnügen der Buße und Geißelung auftaucht. Zur genauen Illustration der beiden Prinzipien: Wenn ihr euch Darstellungen des Heiligen Sebastian anschaut https://www.google.de/search?client=ubuntu&channel=fs&q=st+sebastian&oe=utf-8&redir_esc=&um=1&ie=UTF-8&hl=de&tbm=isch&source=og&sa=N&tab=wi&ei=h-1SUbSlMMqD4gSp64DADQ&biw=1024&bih=510&sei=jO1SUczYKKXx4QShnoGYBQ, sieht man z.B. wie nahe sich schwule Erotik und katholische Heiligkeit sein können. Von den ganzen grenzerotischen Madonnendarstellungen bzw. dem coolen Blutrotelippenkitsch der Devotionalien mal ganz abgesehen.
Und Violence, na klar: "I kick ass for the lord!" Und zwar mit geweihter Munition.

Das Regelsystem macht mir noch großes Kopfzerbrechen. Es soll passende Zufallsmechanismen geben, vielleicht ein System mit einem Rosenkranz - nur wie genau kann das funktionieren im Sinne eines Zufallsgenerators? Auf jeden Fall soll es Heiligenkarten geben, also Karten mit Darstellungen von Heiligen (siehe z.B. http://www.heiligenbild.de/index.php?cat=c95_Heilige.html), die man auf der Hand hält und in den entsprechenden Momenten ausspielen kann, um z.B. Boni auf einen thematisch passenden Würfelwurf zu erhalten.
Zwar soll das System sehr schlank und flexibel sein, aber auch die Möglichkeiten für die mathematischen Denkmuster im Katholizismus bieten (einmal unkeusche Gedanken = 10 Ave Marias).

Die Charaktere können der Kirche verbundene Laien sein (Glöckner, Küster, geweihte Jungfrauen...), Kleriker (Priester, Mönche, Nonnen) oder (dazu unten genaueres) so etwas wie "synkretistische Priester". Jeder Charakter muss einen Weg finden zwischen seiner persönlichen Agenda, der des Vatikans, seiner Diözese und der des Ordens/der Kongregation, der er angehört. Die persönliche Agenda können z.B. Motive der Nächstenliebe sein, des Aufstiegs in der Kirchenhierarchie, ganz weltliche Dinge oder auch das Martyrium, bzw. die Selig- oder Heiligsprechung.
Daneben sollte es eine Art Metacharakter geben. Ich denke da an die eigene Pfarrei, in der die Charaktere leben, die mit der Zeit (einfluss)reicher oder zwielichtiger werden kann. Ähnlich z.B. wie der Bund in Ars Magica.

Das geplante Basissetting ist Mexiko in den 1960er Jahren. Ich stelle mir ein Setting vor, in dem moderne Technologie zwar verfügbar ist, das alltägliche Leben (auf dem Land) aber noch fernab davon funktioniert. Es hat noch was wildwesthaftes und der einzige VW Käfer des Ortes gehört vielleicht dem Priester... Da ist auf jeden Fall eine tiefkatholische Gesellschaft, in der ständig Konflikte entstehen zwischen den Lebensrealitäten der einzelnen Leute und den Anforderungen der Kirche. Da ist die Kirche informell die mächtigere Institution als der Staat. Da sind die Motive eines weiteren Exploitation-Genres ("Mexploitation") mit seiner geballten eigenen aber verwandten Sex&Violence-Kultur, Tarantino liefert die Stichworte... Da ist der religiöse Clash zwischen dem regulären Katholizismus und dem synkretistischen Volksglauben mit seinem Mischmasch aus Katholizismus und Aberglauben/Ureinwohnerreligion/Voodoo (z.B. in der Verehrung der arbeitstitelgebenden Santa Muerte...http://en.wikipedia.org/wiki/Santa_Muerte). Und da ist mächtig Stoff für Intrigen und Machtkämpfe (kurz vor dem reformierenden 2. Vatikanischen Konzil, Aufkommen der Befreiungstheologie, Synkretismus, lateinamerikanische Diktaturen/marxistische Rebellionen/US-Einfluss+Kalter Krieg).
Wobei sich von selbst versteht, dass die weltliche Geographie mit ihren (Bundes)Staatsgrenzen usw. nur eine untergeordnete Rolle spielt - die Grenze zwischen zwei rivalisierenden Erzdiözesen ist natürlich viel wichtiger.

Über Kritik, Ideen und Anregungen freue ich mich sehr, genauso über Angebote zur Mitarbeit :-) (umso mehr, falls der oder diejenige Einblick in die theologischen/organisatorischen Verhältnisse im Katholizismus hat, denn ich muss mir das momentan alles mühsam anlesen...)

Just_Flo

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #1 am: 27.03.2013 | 15:24 »
Das hört sich schon mal sehr interessant an. Ich werde es sicher lesen wenn es fertig ist. Ob ich dich dann preisen oder verdammen werde ist sicher ein enger Spagat.

Viel Erfolg bei deinem Projekt

Offline ianinsane

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #2 am: 27.03.2013 | 17:48 »
Schön...   :)

Hier noch ein bisschen optische Teaser...














Shadom

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #3 am: 27.03.2013 | 18:17 »
Zumindest die rauchenden Nonnen widersprechen aber deinem Konzept von keuscher Verdorbenheit.
Die sind ja wirklich sinnlich nackt mit Phallusgegenstand im Mund.

Offline Mr Grudenko

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #4 am: 27.03.2013 | 18:42 »
Wird es auch vampirjagende Söldner oder Ein-Jackman-Armeen geben? ;)
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(Simon Schama)

Offline ianinsane

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #5 am: 27.03.2013 | 20:37 »
Naja, stimmt, die Nonnen passen nicht ganz. Wobei...eigentlich ja doch. Sozusagen als Phantasiegebilde von zwei Nonnen in ihrer Zelle, die sich ganz einfach noch nicht ganz angekleidet haben, eine rauchen und dabei überhaupt nichts unkeusches tun... Die unkeuschen Gedanken und die phallischen Assoziationen sind nur die unseren.  >;D

Und ja, Vampirjägersöldner und dergleichen könnten durchaus dabei sein. Nur vielleicht eher in Gestalt obskurer vatikanischer Kongregationen.

Offline ausstechform

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #6 am: 27.03.2013 | 21:05 »
Wie Zentral wird das Thema des sexuellen Missbrauchs werden?

Offline La Cipolla

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #7 am: 27.03.2013 | 21:12 »
Klingt interessant. ;D


Zu den Regeln:

Schon mal an ein Kruzifix als Regelmechanismus gedacht? Beispiel: Das Kreuz liegt drehbar auf dem Tisch; der Spieler, zu dem es zeigt, hat besonders viel Glück, der Spieler auf der entgegengesetzten Seite des Tischs hat besonders viel Pech. Jedes Mal, nachdem das Kreuz den Ausgang einer Situation beeinflusst hat, muss es der "Beeinflusste" in eine beliebige Richtung drehen.

Die Heiligenkarten sind natürlich auch cool. Guck dir mal die ganzen Gadgets an, die die Gläubigen in Mexiko benutzen, von Mini-Schreinen bis zu Armbändern ist ja echt alles dabei, da findet man bestimmt noch die eine oder andere Idee. :) Vielleicht kann man auch einfach einen Pool an solchen Accessoires sammeln und ihn als eine Art Gummipunkte benutzen, die rumgereicht werden (oder jeder hat eins, das er ausgeben und durch Gebete etc. zurückbekommen kann).

Die Heiligen würden sich natürlich auch großartig als Aspekt der Charaktergenerierung eignen, bspw. in der Form, dass gewisse Fähigkeiten oder übernatürliche Sachen an den Heiligen gekoppelt sind.


Zum Setting:

Ich würde noch etwas genauer über die Gegner kontemplieren, vor allem was den Gegnertypen im Zentrum angeht. Cthulhu, hm, fände ich etwas willkürlich. Die übliche, naheliegende Variante wären natürlich Zombies, Dämonen, Vampire etc., aber das wäre auch schon wieder etwas zu abgehalftert. Wie sieht es mit Menschen aus, mit Ungläubigen, weltlichen Kirchengegnern (Geschäftsmännern, Mafiosis), heidnischen Kulten (Mexiko bietet da einiges) und Satanisten? Fänd ich cool, eventuell mit einem gelegentlichen übernatülichen Twist.
Ich hab immer so ein bisschen diese Mexiko-Trilogie von Robert Rodriguez vor Augen. ;D

Zitat
Mit dabei ist eine ordentliche Dosis Sex & Violence, die für den Exploitation-Twist sorgt.
Sex nicht im offensiven Sinne von Nonnen in kurzer Tracht, die darunter Strapse tragen, sondern eher komisch verdreht, in der Weise, wie der Gedanke an Keuschheit immer gleich auch Fantasien des Gegenteils hervorruft (Prinzip der verbotenen Früchte...), oder wie in den alten Nunsploitation-Filmen oft das Sexuelle in einem sadomasochistischen Vergnügen der Buße und Geißelung auftaucht. Zur genauen Illustration der beiden Prinzipien: Wenn ihr euch Darstellungen des Heiligen Sebastian anschaut https://www.google.de/search?client=ubuntu&channel=fs&q=st+sebastian&oe=utf-8&redir_esc=&um=1&ie=UTF-8&hl=de&tbm=isch&source=og&sa=N&tab=wi&ei=h-1SUbSlMMqD4gSp64DADQ&biw=1024&bih=510&sei=jO1SUczYKKXx4QShnoGYBQ, sieht man z.B. wie nahe sich schwule Erotik und katholische Heiligkeit sein können. Von den ganzen grenzerotischen Madonnendarstellungen bzw. dem coolen Blutrotelippenkitsch der Devotionalien mal ganz abgesehen.
Und Violence, na klar: "I kick ass for the lord!" Und zwar mit geweihter Munition.

Hm, ich glaube der Übergang zwischen Strapsen und Ganzkörperlatex ist ziemlich fließend bzw. der fehlende Übergang eher erzwungen bzw. willkürlich. Entweder musst du es echt ganz subtil machen, so im Hintergrund (am besten gar nicht mit Worten ansprechen, sondern eher im Kopf des Spielers stattfinden lassen), oder du öffnest das Konzept etwas und lässt auch die Strapse zu. (Natürlich nur meine Meinung.)

Offline La Cipolla

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #8 am: 27.03.2013 | 21:27 »
Wenn du das veröffentlichst, machen wir übrigens ein Los Muertos Crossover.
Ich WILL diese Charaktere in meiner Unterwelt. ;D

Offline 1of3

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #9 am: 28.03.2013 | 08:55 »
Ich bin gespannt. Ich kann angesichts des Themenfelds als protestantentümlich Erzogener nicht wirklich etwas beitragen, aber es klingt gut.

Offline ianinsane

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #10 am: 28.03.2013 | 10:46 »
Wie Zentral wird das Thema des sexuellen Missbrauchs werden?

Darüber hab ich auch schon nachgedacht und da gibt es gerade in Mexiko z.B. mit den Legionären Christi auch richtig üble Geschichten. Das ist ein Dilemma, weil das natürlich eines der dunkelsten Kapitel der kath. Kirche im 20. Jahrhundert ist. Andererseits verfolge ich ja mit dem Spiel keine aufklärerischen Absichten, sondern es geht darum, die Verfasstheit der katholischen Kirche auszubeuten ("exploitation") für ein cooles, verdrehtes Spiel. Sexuellen Missbrauch für ein cooles Spiel auszubeuten - da steht mir dann wirklich nicht der Sinn danach. Also zusammengefasst: Das Thema des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen wird wohl eher komplett ausgeblendet werden.

Schon mal an ein Kruzifix als Regelmechanismus gedacht? Beispiel: Das Kreuz liegt drehbar auf dem Tisch; der Spieler, zu dem es zeigt, hat besonders viel Glück, der Spieler auf der entgegengesetzten Seite des Tischs hat besonders viel Pech. Jedes Mal, nachdem das Kreuz den Ausgang einer Situation beeinflusst hat, muss es der "Beeinflusste" in eine beliebige Richtung drehen
Ein interessanter Vorschlag. Vielleicht gibt es aber noch eine "authentischere" Möglichkeit, ein Kruzifix zu benutzen. Das "Spinning Crucifix" ist mir aus der katholischen Liturgie bisher unbekannt. Obwohl, vielleicht ist das ja gerade cool...  :d
Die Idee mit den Devotionalien gefällt mir jedenfalls ziemlich gut. Da gibt es wirklich die abgefahrensten Sachen, bis hin zum Unsere-Liebe-Frau-von-Guadelupe-Brillenputztuch.

Ich würde noch etwas genauer über die Gegner kontemplieren, vor allem was den Gegnertypen im Zentrum angeht. Cthulhu, hm, fände ich etwas willkürlich. Die übliche, naheliegende Variante wären natürlich Zombies, Dämonen, Vampire etc., aber das wäre auch schon wieder etwas zu abgehalftert. Wie sieht es mit Menschen aus, mit Ungläubigen, weltlichen Kirchengegnern (Geschäftsmännern, Mafiosis), heidnischen Kulten (Mexiko bietet da einiges) und Satanisten? Fänd ich cool, eventuell mit einem gelegentlichen übernatülichen Twist.
Im Moment geht die Tendenz dahin, wirklich alles möglich zu machen, was sich Kultur und Kirche an Manifestationen des "Bösen" bisher ausgedacht haben. Von Vampiren über Cthulhujünger, Mafiosis, revolutionären Atheisten bis hin zu amerikanischen Pfingstkirchen. Das heißt: Es muss sich ja gar nicht alles als so böse herausstellen, wie der Erzbischof behauptet...
Außerdem denke ich gerade häufig an Mashup-Bösewichte, z.B. Vampirmafiosi oder Dämonengeschäftsmänner, die manche Dinge ganz einfach nur deswegen tun, weil sie so schön böse sind - ganz ohne neumodische psychologische Erklärungen. ;)

Ich hab immer so ein bisschen diese Mexiko-Trilogie von Robert Rodriguez vor Augen. ;D
Ganz genau!  ;D

Hm, ich glaube der Übergang zwischen Strapsen und Ganzkörperlatex ist ziemlich fließend bzw. der fehlende Übergang eher erzwungen bzw. willkürlich. Entweder musst du es echt ganz subtil machen, so im Hintergrund (am besten gar nicht mit Worten ansprechen, sondern eher im Kopf des Spielers stattfinden lassen), oder du öffnest das Konzept etwas und lässt auch die Strapse zu. (Natürlich nur meine Meinung.)
Ah, da hab ich mich vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt. Das mit dem Sadomasochismus war nicht so gemeint, dass da Nonnen in Ganzkörperlatex herumlaufen. Eher meinte ich das Motiv, dass die sexuelle Lust, die durch das Keuschheitsgelübde verdrängt wird, an anderer Stelle in "perverser Form" wieder auftaucht. In den Nunsploitation-Filmen ist das dann häufig z.B. so, dass die Nonnen sich immer wieder schmerzhaften (und eigentlich bestimmt nicht kirchenrechtlich vorgesehenen) Formen der Buße bis hin zur Geißelung aussetzen und dabei eine große masochistische Lust unübersehbar ist. Gibts natürlich dann auch in der sadistischen Variante derjenigen, die dann den Rohrstock schwingen.
Ich hatte mir überlegt, sowas auch ins Regelsystem einfließen zu lassen, indem z.B. Schmerzen jeglicher Art (also auch Kampftreffer) wie die Beichte auch "Sündenpunkte" abbauen. Bis hin zum Märtyrertod...

Offline Blechpirat

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #11 am: 28.03.2013 | 10:47 »
Ich bin gespannt. Ich kann angesichts des Themenfelds als protestantentümlich Erzogener nicht wirklich etwas beitragen, aber es klingt gut.
Oh ja.

Offline La Cipolla

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #12 am: 28.03.2013 | 10:52 »
Okay. Ich glaube, dann würde ich dieses Sexuelle-Masochistische echt zwischen den Zeilen (und eventuell in ein paar Illustrationen) lassen. Ich meine, die Nonne hat sich ja nicht umsonst zum Fetisch entwickelt, die Spieler kriegen das bestimmt auch hin, ohne bewusst darauf hinzuarbeiten. ;D
Die Sache mit Schmerz etc. ins System einzubauen, halte ich für eine sehr gute Idee. :)

Offline 1of3

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #13 am: 28.03.2013 | 11:07 »
Idee: Der Vorname des Chars gibt Bonus bei Aktionen, die unter den entsprechenden Heiligen fallen.

Offline Wendigogo

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #14 am: 28.03.2013 | 11:09 »
Finde die Idee hinreissend  :D

Mir springt da sofort "In Nomine Satanis"/"Magna Veritas" ins Auge. Zumindestens in der originären französischen Version wäre das thematisch ziemlich deckungsgleich (die Gurps-Version dagegen sehr gezämt). Hat übrigens einen sehr einfachen Würfelmechanismus.



Ansonsten ist da noch der wunderbare Film "El dia de la Bestia" von Álex de la Iglesia.
http://www.youtube.com/watch?v=XNKHC7ebU9k

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Offline ianinsane

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #15 am: 28.03.2013 | 13:28 »
Okay. Ich glaube, dann würde ich dieses Sexuelle-Masochistische echt zwischen den Zeilen (und eventuell in ein paar Illustrationen) lassen. Ich meine, die Nonne hat sich ja nicht umsonst zum Fetisch entwickelt, die Spieler kriegen das bestimmt auch hin, ohne bewusst darauf hinzuarbeiten. ;D
Die Sache mit Schmerz etc. ins System einzubauen, halte ich für eine sehr gute Idee. :)

Genau, so in etwa hatte ich mir das gedacht.  :d

Idee: Der Vorname des Chars gibt Bonus bei Aktionen, die unter den entsprechenden Heiligen fallen.

Ja, außerdem gibt es einen Bonus, wenn gerade der Gedenktag des entsprechenden Heiligen ist.

Mir springt da sofort "In Nomine Satanis"/"Magna Veritas" ins Auge. Zumindestens in der originären französischen Version wäre das thematisch ziemlich deckungsgleich (die Gurps-Version dagegen sehr gezämt). Hat übrigens einen sehr einfachen Würfelmechanismus.

Ansonsten ist da noch der wunderbare Film "El dia de la Bestia" von Álex de la Iglesia.
http://www.youtube.com/watch?v=XNKHC7ebU9k

Super Tipps, danke!  8)

Offline ausstechform

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #16 am: 28.03.2013 | 23:00 »
Also zusammengefasst: Das Thema des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen wird wohl eher komplett ausgeblendet werden.

Weiß nicht ob dann ein wirklich katholisches Feeling aufkommt.
Ist es dir unangenehm oder hältst du es für dem Spiel abträglich?

Offline ianinsane

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #17 am: 29.03.2013 | 13:44 »
Das Spiel lebt (wie die meisten Rollenspiele) von der Verharmlosung einiger übler Dinge, nicht zuletzt von der Verharmlosung von Gewalt. Das funktioniert oft gut und macht Spaß. Die Verharmlosung von sexuellem Missbrauch dagegen ist mir tatsächlich "unangenehm", um mal deinen Ausdruck zu gebrauchen. Das in nicht verharmlosender Weise zu behandeln, überlasse ich Spielen, die dafür gedacht sind, sagen wir "Kleine Ängste" oder gewissen Jeepform-Mindfucks. Insofern halte ich das Thema angesichts der Ausrichtung des Spiels tatsächlich auch für abträglich.

Ich denke, es gibt abgesehen davon aber genügend ausreichend folgenreiche Skurrilitäten und Perversionen (im freudschen Sinn) in der katholischen Kirche, um katholisches Feeling aufkommen zu lassen.

Offline Mann mit Ukulele

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #18 am: 29.03.2013 | 14:03 »
Also ich muss schonmal fragen: wieso ist "katholisches Feeling" zwangsweise verknüpft mit Sex, Missbrauch etc.?
Katholisch ist für mich: Rauchende Weihrauchfässer, schöne Gewänder, liturgische Gesänge, deren choraler Klang ehrfurchtgebietend durch den Dom hallt...
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Offline Jed Clayton

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #19 am: 29.03.2013 | 15:25 »
Also ich muss schonmal fragen: wieso ist "katholisches Feeling" zwangsweise verknüpft mit Sex, Missbrauch etc.?
Katholisch ist für mich: Rauchende Weihrauchfässer, schöne Gewänder, liturgische Gesänge, deren choraler Klang ehrfurchtgebietend durch den Dom hallt...

Genau. Das finde ich auch.
Leider sind die großen Themen Missbrauch, Heuchelei, Vertuschung und strammer Konservatismus das, was heute in der Populärkultur sofort mit dem Wort "katholisch" assoziiert wird.

Jetzt noch mein obligatorischer Feiertags-Post:

Ich denke aber bei dem Wort katholisch oder Katholiken vorrangig an Marienbilder, Statuen, Prozessionen, Wallfahrtsorte, Rom und den Vatikan, einen bunten Himmel voller Heiliger (fast schon ein Pantheon), Reliquienverehrung, Gold und Marmor, und an die Lebensfreude der mediterranen Länder, Spanien und Italien. In Italien wird an den großen Feiertagen getanzt und geschlemmt ("Osterschinken", "Pfingstochse"), der Rotwein fließt in Strömen und die Leute tragen bunte Kleidung und sagen immer "Madonna!"

Dagegen verbinde ich Protestanten mit Nordeuropa, Schweden und so, mit schwarzen Kleidern und schwarzen Röcken der Pfarrer (bis in die 60er und 70er Jahre bei uns ganz normal), mit Bildern von Luther und Calvin, mit Einkehr, Verzicht, spartanisch eingerichteten Kirchen und Bibelstudium. ;)

Oder - wie es schon in dem satirischen Kölner Karnevalslied heißt:

"Ich bin so froh, dass ich nicht evangelisch bin,
Die haben doch nichts anderes als Arbeiten im Sinn.
Als Katholik, da kannst du pfuschen ohne Schiss
Am Samstag geht's zur Beichte und fort ist der ganze Driss."

"Somewhere there is danger, somewhere there's injustice, and somewhere else the tea is getting cold."

(Doctor Who, Survival, 26th season, serial 4, part 3)

Offline ianinsane

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #20 am: 29.03.2013 | 19:41 »
Katholisch ist für mich: Rauchende Weihrauchfässer, schöne Gewänder, liturgische Gesänge, deren choraler Klang ehrfurchtgebietend durch den Dom hallt...

Ich denke aber bei dem Wort katholisch oder Katholiken vorrangig an Marienbilder, Statuen, Prozessionen, Wallfahrtsorte, Rom und den Vatikan, einen bunten Himmel voller Heiliger (fast schon ein Pantheon), Reliquienverehrung, Gold und Marmor, und an die Lebensfreude der mediterranen Länder, Spanien und Italien. In Italien wird an den großen Feiertagen getanzt und geschlemmt ("Osterschinken", "Pfingstochse"), der Rotwein fließt in Strömen und die Leute tragen bunte Kleidung und sagen immer "Madonna!"

"Ich bin so froh, dass ich nicht evangelisch bin,
Die haben doch nichts anderes als Arbeiten im Sinn.
Als Katholik, da kannst du pfuschen ohne Schiss
Am Samstag geht's zur Beichte und fort ist der ganze Driss."[/i

Ganz genau!!  Und an all dem soll es gewiss nicht fehlen! ;D  :d
Ich freu mich schon auf die Live-Bilder vom Petersplatz übermorgen.  o:)
« Letzte Änderung: 29.03.2013 | 19:43 von ianinsane »

Offline migepatschen

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #21 am: 29.03.2013 | 19:55 »
Du solltest vielleicht auch mal Zeit investieren und Deinen Arbeitstitel anpassen. Am besten zu etwas katholischem.
La Santa Muerte ist nicht katholisch. Das ist praktisch die Schutzgöttin der Narcos und um die Drogengangs soll es in Deinem RPG wohl eher nicht gehen, oder?

Offline ianinsane

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #22 am: 29.03.2013 | 20:05 »
Du solltest vielleicht auch mal Zeit investieren und Deinen Arbeitstitel anpassen. Am besten zu etwas katholischem.
La Santa Muerte ist nicht katholisch. Das ist praktisch die Schutzgöttin der Narcos und um die Drogengangs soll es in Deinem RPG wohl eher nicht gehen, oder?

 :-\

Hm, vielleicht hab ich es im Eingangspost nicht ausdrücklich genug geschrieben. Aber das Spiel soll durchaus auch den mexikanischen Synkretismus zum Gegenstand haben, also die Vermischungen zwischen Aberglauben/Volksglauben und Katholizismus - wie eben genau bei der Verehrung der Santa Muerte. Ich stelle mir vor, dass in der Party z.B. ein Priester und eine Santa-Muerte-Priesterin zusammenarbeiten können, so wie sich die kath. Kirche in vielen Gemeinden inoffiziell mit dem Volksglauben arrangiert hat und die örtlichen Priester z.B. gestatten, dass ganz hinten am Osterumzug noch eine Statue von Jesús Malverde oder Maximón mitmarschieren darf.

Offline migepatschen

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #23 am: 29.03.2013 | 20:18 »
Hm, vielleicht hab ich es im Eingangspost nicht ausdrücklich genug geschrieben.
Vielleicht habe ich ihn nicht gut genug gelesen.

Offline ausstechform

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #24 am: 29.03.2013 | 21:16 »
Ich denke, es gibt abgesehen davon aber genügend ausreichend folgenreiche Skurrilitäten und Perversionen (im freudschen Sinn) in der katholischen Kirche, um katholisches Feeling aufkommen zu lassen.

Ich drücke dir die Daumen

Offline Jed Clayton

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #25 am: 29.03.2013 | 23:47 »
Ganz genau!!  Und an all dem soll es gewiss nicht fehlen! ;D  :d
Ich freu mich schon auf die Live-Bilder vom Petersplatz übermorgen.  o:)

Ich auch ... das macht ja jetzt "der Neue". Es wird bestimmt schön feierlich.

Ich wünsche dir auch gutes Gelingen für diesen Setting- und Systembau. Interessant wäre das mal auf jeden Fall.

Kennst du zufällig auch die Comicserie "Warrior Nun Areala"?

Bildchen:



Und eine etwas spätere Version ...


"Somewhere there is danger, somewhere there's injustice, and somewhere else the tea is getting cold."

(Doctor Who, Survival, 26th season, serial 4, part 3)

Offline ianinsane

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #26 am: 30.03.2013 | 09:22 »
Ooh! Obercool, danke!   :d

Offline D. Athair

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #27 am: 18.04.2013 | 15:32 »
Das Ganze ist parodistisch angelegt, aber nicht in dem Sinne, dass die Kirche einfach auf billige Weise lächerlich gemacht wird, sondern dass im Gegenteil die Weltvorstellungen und Dogmen der katholischen Kirche derart ernst genommen werden, dass sie die Blaupause für die Regelmechanismen liefern.
Hmm ... als eine der großen Aufgaben sehe ich die Verortung des Spiels in katholischen Lebenswelten. Du musst dir, wenn das Ganze nicht völlig unglaubwürdig werden soll, darüber klar werden, wo du das Spiel verorten willst. Wie soll das Mischungsverhältnis zwischen Hochreligion, Volksfrömmigkeit, Sykretismus und popkulturellen Vorstellungen aussehen? An der Stelle lässt sich nicht alles beliebig kombinieren. Verschiedene Vorstellungen widersprechen sich.

[...] wie wahrscheinlich es ist, dass ein Gebet an den für den entsprechenden Wunsch zuständigen Heiligen erhört wird.
Gebetserhöhrung durch Heilige ist z.B. ganz klar der Volksfrömmigkeit zuzuordnen. In der Hochreligion wird diese Vorstellung kategorisch abgelehnt. Hier werden Heilige als Fürsprecher angerufen. (Ganz ähnlich, wie wenn ich dich bitte für mich in der Angelegenheit XY zu beten.)


Das geplante Basissetting ist Mexiko in den 1960er Jahren.
An der Stelle kann ich leider überhaupt nicht weiterhelfen. Meinem Eindruck nach unterscheidet sich Mexiko in (nicht nur religiöser) Kultur und Lebensverhältnissen von den anderen Ländern Lateinamerikas außergewöhnlich stark.


Zum Zufallsmechanismus:
An und für sich finde ich die Rosenkranz-Idee ganz nett, aber ich wüsste auch nicht, wie man den als Zufallsmechanismus sinnvoll einsetzten könnte. Besser vorstellen könnte ich mir etwas, wie die Perlen des Lebens. Wenn man jede Perlensorte mit einer Bedeutung versieht und im Spiel verdeckt aus einem Beutel gezogen würde, ... Nur so als grundlegende Idee. Vom Background passen die Perlen des Lebens sicher nicht!
« Letzte Änderung: 18.04.2013 | 15:45 von Athair »
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Offline ianinsane

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #28 am: 18.04.2013 | 16:13 »
Hmm ... als eine der großen Aufgaben sehe ich die Verortung des Spiels in katholischen Lebenswelten. Du musst dir, wenn das Ganze nicht völlig unglaubwürdig werden soll, darüber klar werden, wo du das Spiel verorten willst. Wie soll das Mischungsverhältnis zwischen Hochreligion, Volksfrömmigkeit, Sykretismus und popkulturellen Vorstellungen aussehen? An der Stelle lässt sich nicht alles beliebig kombinieren. Verschiedene Vorstellungen widersprechen sich.
 Gebetserhöhrung durch Heilige ist z.B. ganz klar der Volksfrömmigkeit zuzuordnen. In der Hochreligion wird diese Vorstellung kategorisch abgelehnt. Hier werden Heilige als Fürsprecher angerufen. (Ganz ähnlich, wie wenn ich dich bitte für mich in der Angelegenheit XY zu beten.)

Ja, das stimmt. Meine Tendenz ist, diesen Widerstreit in die Spielwelt einzubauen. Also, dass z.B. die Priester unter den Charakteren immer selbst sehen müssen, ob sie sich mit dem Volksglauben arrangieren oder ihn im Sinne des Vatikans bekämpfen. Und die Frage nach z.B. "Erhörung durch Heilige" bzw. "Bitte um Fürsprache" ist zumindest regeltechnisch halb so wild. Ob jetzt ein Bauer nach dem Volksglauben direkt Petrus bzw. San Pedro um gutes Wetter bittet oder ein Priester den heiligen Petrus um Fürsprache bittet - in beiden Fällen könnte die gleiche Regel zur Anwendung kommen.
Bei der Dosis der Popkultur ist das schwieriger. Wie lässt sich rechtfertigen, dass ein Priester mit Shotgun rumrennt und "Böse" umlegt? Ich denke, man muss in solchen Fällen den Katechismus ein bisschen biegen. Irgendwie sollte es von der Ausrichtung des Spiels her klar sein, dass so etwas gewünscht ist, aber andererseits darf es nicht ohne Konsequenzen bleiben. Das muss zumindest nach allen Beichtregeln gebeichtet und gebüßt werden, auch (oder besonders) wenn da dann der Spieler den Charakter belügen muss ("ich hatte keine andere Wahl", "ich wusste nicht, dass die Waffe geladen war"). Sonst steigt das Sündenkonto und das gibt natürlich heftige Mali...

An der Stelle kann ich leider überhaupt nicht weiterhelfen. Meinem Eindruck nach unterscheidet sich Mexiko in (nicht nur religiöser) Kultur und Lebensverhältnissen von den anderen Ländern Lateinamerikas außergewöhnlich stark.
Das hängt vermutlich auch mit der Periode der Christenverfolgung und dem Cristero-Krieg in den 1920er Jahren in Mexiko zusammen. Aber das ist ein unheimlich interessanter geschichtlicher Hintergrund für ein Setting.


Zum Zufallsmechanismus:
An und für sich finde ich die Rosenkranz-Idee ganz nett, aber ich wüsste auch nicht, wie man den als Zufallsmechanismus sinnvoll einsetzten könnte. Besser vorstellen könnte ich mir etwas, wie die Perlen des Lebens. Wenn man jede Perlensorte mit einer Bedeutung versieht und im Spiel verdeckt aus einem Beutel gezogen würde, ... Nur so als grundlegende Idee. Vom Background passen die Perlen des Lebens sicher nicht!

Aber so könnte man es ja auch machen - den Rosenkranz ein wenig modifizieren, z.B. eine Zahl auf jede Perle schreiben und verdeckt zugreifen...

Offline D. Athair

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #29 am: 20.04.2013 | 21:01 »
Und die Frage nach z.B. "Erhörung durch Heilige" bzw. "Bitte um Fürsprache" ist zumindest regeltechnisch halb so wild. Ob jetzt ein Bauer nach dem Volksglauben direkt Petrus bzw. San Pedro um gutes Wetter bittet oder ein Priester den heiligen Petrus um Fürsprache bittet - in beiden Fällen könnte die gleiche Regel zur Anwendung kommen.
Jein.

Soll heißen: Auf den ersten Blick geht das sicherlich.
Genauer hingesehen verbirgt sich da ein zweites, schwierigeres Thema, deren Regelmechanische Lösung nicht ohne "theologische Aussage" bleibt.
Es geht um die Frage, wie Erhörung zustande kommt.

Das eine (v.a. in der Volksfrömmigkeit beheimatete) Element wäre eine Werk- und Verdienstefrömmigkeit. Der Bauer meint, er hätte Anspruch auf Erhörung, weil es dies oder jenes getan hat. Da steckt ein bißchen die Idee vom Kaugummi-Automaten drin. Geldmünze (= Gebet + gute Werke - auch anderer) einwerfen, Kaugummi (der Erbetene) entnehmen.

In der Hochreligion gehört das Erbitten in ein lebendiges Beziehungsgeschehen mit dem Göttlichen (dessen Qualität/Vertrautheit/Vertrauen den Glauben eines Menschen charakterisiert).

Kurz: Einmal ist Gott Objekt und das andere Mal Subjekt.


Problematisch an einer dritten Version (z.B. das Ausgeben von abstrakten Verehrungspunkten oder rein zufällige Erhörung) ist, dass es keiner Deutung gerecht und die Unterschiede, von denen ich annehmen würde, dass die Spieler sie haben wollen, letztlich zudeckt. Also doch zwei Systeme? Für eine Gottheit? Auch wieder schwierig.
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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #30 am: 21.04.2013 | 14:08 »
Bei der Dosis der Popkultur ist das schwieriger. Wie lässt sich rechtfertigen, dass ein Priester mit Shotgun rumrennt und "Böse" umlegt? Ich denke, man muss in solchen Fällen den Katechismus ein bisschen biegen. Irgendwie sollte es von der Ausrichtung des Spiels her klar sein, dass so etwas gewünscht ist, aber andererseits darf es nicht ohne Konsequenzen bleiben. Das muss zumindest nach allen Beichtregeln gebeichtet und gebüßt werden, auch (oder besonders) wenn da dann der Spieler den Charakter belügen muss ("ich hatte keine andere Wahl", "ich wusste nicht, dass die Waffe geladen war"). Sonst steigt das Sündenkonto und das gibt natürlich heftige Mali...
Wenn du die Anführungszeichen von Böse entfernst, läßt sich das doch ganz einfach rechtfertigen.
Dann muss nur klar definiert werden, was böse ist.


Kurz: Einmal ist Gott Objekt und das andere Mal Subjekt.
Ist Gott Spieltechnisch gesehen nicht doch immer NSC?
Und die handeln doch schon gewöhnlich entsprechend dessen wie die SC sich (ihnen gegenüber) verhalten.
Das kann man mehr oder weniger starr handhaben, aber letztlich läuft es doch auch in der Hochreligion darauf hinaus, dass zu einer lebendigen Beziehung mit Gott auch ein entsprechendes Leben gehört. Das läuft nicht mehr eins zu eins (Ich stecke ein gute Tat in den Automaten, und heraus kommt einmal Regen für die Ernte, oder was man gerade braucht), aber eine gute Beziehung zu Gott, baut ja wohl kaum auf ausschweifendem Leben, klauen und betrügen auf.

Wenn man Gott als Vaterfigur annimmt, kann er sogar die unterschiedlichen Menschen unterschiedlich behandeln - wie ich das als Mutter auch teils mit meinen Kindern mache, wenn ich z.B. berücksichtige, dass ein Kind noch klein ist und darum schnellere und klarer ersichtliche Folgen für seine Taten braucht, als das schon ältere Kind.

Oder andersrum: Ein Mensch stärker eine stabile Beziehung braucht, während der andere einfach nur Regen für seine Ernte benötigt.
(So als Beispiele).
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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #31 am: 26.05.2013 | 21:25 »
Komme nach langer Zeit mal wieder dazu, zurückzuschreiben. Es geht gerade nur schleppend voran, mir fehlt im Moment etwas die Zeit.

Das eine (v.a. in der Volksfrömmigkeit beheimatete) Element wäre eine Werk- und Verdienstefrömmigkeit. Der Bauer meint, er hätte Anspruch auf Erhörung, weil es dies oder jenes getan hat. Da steckt ein bißchen die Idee vom Kaugummi-Automaten drin. Geldmünze (= Gebet + gute Werke - auch anderer) einwerfen, Kaugummi (der Erbetene) entnehmen.

In der Hochreligion gehört das Erbitten in ein lebendiges Beziehungsgeschehen mit dem Göttlichen (dessen Qualität/Vertrautheit/Vertrauen den Glauben eines Menschen charakterisiert).

Das kann ich nachvollziehen, aber kann man diese Trennung so strikt vornehmen? Ich bin selbst kein Theologe und habe mein Wissen nur aus Gesprächen mit selbigen und dem, was ich so nachschlage. Aber ist es nicht, so, dass die Rechtfertigungslehre, die ja so etwas wie die Grundlage des Denkens des lebendigen Beziehungsgeschehens ist, nach Augustinus im Lauf der Jahrhunderte in der katholischen Kirche ziemlich in den Hintergrund getreten ist und die Verdienstefrömmigkeit in der Praxis die Oberhand hatte? Immerhin war das ja auch ein Auslöser für die Reformation...
Also, mag sein, dass diese Trennung in Werkfrömmigkeit=Volksglauben und Beziehungsgeschehen="amtlicher Glauben" heute aktuell ist. Aber war sie das auch z.B. vor dem 2. Vatikanischen Konzil? (Für das Setting habe ich immerhin die Zeit um das Jahr 1960 im Auge...)

Vielleicht reicht es auch aus, den Habitus des Gläubigen zu berücksichtigen, also einen Messwert zu finden, wie lebendig die Beziehung zu Gott ist, und auf dieser Grundlage dann automatentechnischer zu werden. Also z.B. bei einem guten Habitus führt man viele (Heiligen-)Karten auf der Hand, was gleichbedeutend ist zu einer lebendigen Beziehung zu Gott. Und daraufhin kann man mit höherer Erfolgswahrscheinlichkeit beten. Wenn man dann noch den richtigen Heiligen als Fürsprecher auf der Hand hat, läuft die Sache...  ;D