Man muss halt erstmal abwarten, wie nachhaltig der aktuelle Trend ist. Die corona-bedingt angewachsene Gaming-Blase ist ja schon geplatzt. Beim Rollenspiel steht diese Marktbereinigung meiner Meinung nach noch aus. Klar kann man hier sagen: man muss ja nix kaufen, um zu zocken. Aber wie man hier im Tanelorn und auch anderswo im Internet gut sehen kann, gelten Rollenspiele schnell als "tot", wenn nix mehr dafür rauskommt und werden dann oft nur noch von einer kleinen Minderheit bespielt.
Wichtig ist glaube ich auch, dass wir beim Thema Rollenspiel global gesehen eigentlich nur noch von D&D reden. Da wird es stark drauf ankommen, wie WotC die Marke in Zukunft weiterentwickelt und ob digitales und analoges Rollenspiel noch stärker zusammenwachsen werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Generation meiner Kinder keine Computerspiele im klassischen Sinn mehr zocken wird bzw. kann ich mir sogar vorstellen, dass sie vielleicht überhaupt kein Gaming mehr machen werden. Gaming (also moderne Table-Tops und Videospiele) sind ja nicht etwas gottgegebenes, sondern eine Sache, die sich wesentlich aus dem angloamerikanischem Bildungsbürgertum des 20. Jh. entwickelt hat. Das kann auch schnell wieder verschwinden.
P.S. zum Brettspieltrend - das muss man ganz klar vom Gaming trennen, auf das ich mich beziehe. Wir haben da neulich einen Brettspieltag gemacht und abseits urbaner Gegenden ist sowas ein gesicherter fail. Gefühlt 90 Prozent der Deutschen haben noch nie was komplizierteres gespielt als Monopoly oder Spiel des Lebens. Ja, auch nicht Catan. Und zwischen Brettspielcommunity und Rollenspielcommunity liegen nochmal Welten. Das ist auch im Nerdbereich so. WotC verdient fast sein ganzes Geld mit Magic. D&D ist dagegen winzig. Historisch gesehen war es auch immer so, dass die meisten Würfel- und Brettspiele komplett dumme Regeln hatten. Also beispielsweise bei den Würfelspielen geht es in der Regel darum, höher als der andere zu würfeln und bei den Brettspielen läuft man gerade aus oder im Kreis bis zum Ziel. Die breite Masse hatte halt noch nie Bock auf komplizierte Regeln oder langes Rumdiskutieren. Hat sicher auch was mit dem Alkoholkonsum auf jedem gesellschaftlichen Event zu tun. Zu Würfelspiel kann man vortrefflich saufen, wenn die Regeln so dumm sind. Und wenn ich mich so umschaue, dann sind die Millenials doch die erste Generation, wo man in seiner Freizeit auch mal andere Sachen macht als hackedicht im Wirtshaus / auf dem Volksfest / in der Disko zu sein. Anstatt Party zu machen, treffen sich manche daheim und machen Brettspiel- oder Krimiabende oder sogar viel seltener Rollenspielabende.