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[MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
torben:
So, wir sind wieder zurück mit einer weiteren Session, welche Tinulins Spieler mal eben als "episch" bezeichnete und meinte, das werde eine seiner Lieblingssessions dieser Kampagne sein. Und ja, diese Session war auch aus meiner Sicht wirklich sehr toll, aber lest selbst :)
@Chaos: Dass Du mit meinen Spielern Mitleid hast, weil ich mir schon ein paar Dinge überlegt habe, mit denen die Geschichte sie noch piesacken könnte, fasse ich jetzt einfach mal als Kompliment auf ;D ~;D
Und auch wenn in dieser Session ziemlich viel ziemlich glatt gelaufen ist, heisst das ja nicht, dass das auch in Zukunft so sein wird... >;D >;D
Session 60: Teil 1
24.8.-29.8.2784 3Z
Wald beim Donnersee - Harkes Kleinzwergenbinge
Bjarmi begrüsst Horge in der Sprache der Nordmenschen von Forochel, worauf der augenscheinlich älteste der sechs Kleinzwerge nicht nur den Gruss erwidert, sondern sich zu Bjarmis Überraschung auch noch in einigermassen verständlichem Westron an die Gefährten wendet und sie ebenfalls grüsst. Dies veranlasst Bóin II., sich zu verneigen und Horge seine Begleiter vorzustellen. Horge zeigt sich erfreut und bittet die Gefährten, ihm auf ihrer Seite des Flusses noch ein Stück stromaufwärts zu folgen, worauf sie schon nach rund 150 Metern zu einer kleinen, aber massiv wirkenden Brücke aus Baumstämmen kommen. Bjarmi überquert den Fluss als erster, gefolgt von den Gefährten sowie dem kleinen Uffe. Auf der anderen Seite angekommen, ist es an Horge, seine Begleiter Kuno, Mimi, Jaffa sowie Luri und Duri vorzustellen. Der Anblick der makellos schönen Elben scheint die deformierten Kleinzwerge nicht sonderlich zu beeindrucken, was vor allem daran liegen dürfte, dass sie sich ihrer eigenen Unansehnlichkeit nur allzu bewusst sind. Nachdem ein paar Begrüssungsfloskeln ausgetauscht sind und Horge bemerkt hat, dass Khufur gegenüber Bóin II. andeutet, etwas sagen zu wollen, bittet er die Gefährten, ihm zu seinem Lager zu folgen, wo besprochen werden solle, weshalb sie das Leuchtfeuer entzündet hätten und hergekommen seien. Zu Bóins II. Überraschung handelt es sich bei Horges Lager tatsächlich nur um einen einfachen Lagerplatz mitten im Wald. Immerhin haben die Kleinzwerge aber Felle und Sitzgelegenheiten bereitgestellt und entfachen sogleich ein wärmendes Feuer, an welchem sie den Gefährten Met und etwas zu essen reichen. Nachdem Bóin II. seine Kehle etwas angefeuchtet hat, erzählt er Horge, dass sie schon lange nach ihm gesucht hätten. Während er und auch Tinulin konzentriert die Reaktionen Horges und seiner Begleiter auf die Neuigkeiten beobachten, fährt der erfahrene Kämpfer fort, dass sie weit im Süden seinen Sohn angetroffen hätten, der mit einem Begleiter in der Nähe von Cameth Brin nach einer alten Kleinzwergenbinge gesucht habe. Bisher zeigen die Kleinzwerge keine erkennbare Regung, doch als Bóin II. erzählt, dass Hargrimm bald darauf in einem Hinterhalt von Trollen gefallen sei, zeichnen sich Trauer und Entsetzen auf ihren Gesichtern ab, während Khufur Hargrimms Crosparring hervorholt und ihn Horge übergibt. Der alte Kleinzwerg verneigt sich vor Khufur und Bóin II. und dankt ihnen, während seine Begleiter betrübt die Köpfe senken. Bóin II. fährt mit seiner Erzählung fort und sagt, sie seien Hargrimm zum ersten Mal begegnet, kurz nachdem sein Begleiter von Trollen getötet worden sei. Sie hätten die Trolle verfolgt und Noris Tod gerächt, wobei Hargrimm in ihrer Höhle auf etwas gestossen sei, wonach er zuvor lange gesucht habe. Zu den Worten seines Meisters holt Khufur Frenjas Kugel hervor und überreicht sie dem staunenden Horge. Etwas kleinlaut fügt der junge Zwerg an, der Inhalt der Kugel sei südlich der Bucht von Forochel in einem Kleinzwergenmechanismus verschollen. Nachdem Horge Frenjas Kugel eine Weile still betrachtet hat, erkundigt er sich nochmals danach, ob Horges Begleiter wirklich umgekommen sei. Khufur bestätigt dies und sagt, es sei Schicksal gewesen, dass Hargrimm Frenjas Kugel in der Höhle der Mörder seines Begleiters gefunden habe. Horge überdenkt dies kurz und stimmt dann Khufur zu, dass es wohl wirklich Schicksal gewesen sei. Bóin II. fährt mit seinem Bericht fort und erzählt, sie hätten bald danach bei einem Fürsten der Hügelmenschen, der sich selbst "verdammte Axt" genannt habe, eine Axt gesehen, die Hargrimm wiedererkannt habe. In der Folge hätten sie mit dem Fürsten Verhandlungen aufgenommen und ihm schliesslich unter Einsatz ihres gesamten Vermögens die Axt abgekauft. Als die Trolle Hargrimm später tödlich verwundet hätten, sei sein letzter Wille gewesen, dass die Axt zu seinem Vater Horge zurückgebracht werde. Gleich darauf überreicht Khufur dem völlig verblüfften Horge die Axt Dunkelfluch. Sprachlos und vor Ergriffenheit zitternd nimmt der alte Kleinzwerg die mächtige Axt Fürst Harkvals entgegen und hält sie, seinen Begleitern zugewandt, in die Höhe, worauf diese sich tief verneigen und auf ein Knie gehen. Nachdem Horge die Axt wieder heruntergenommen und sich zu den Gefährten zugewandt hat, sagt er schliesslich sichtlich ergriffen:
"Ich habe keine Worte. Die Trauer über den Verlust meines Sohnes wiegen gleich schwer wie die Freude über den Dunkelfluch und Frenjas Kugel. Es ist Euch und Euren Begleitern zu verdanken, dass ich hier und heute über beides Kenntnis erhalten habe, und es wird nie vergessen werden, solange meine Linie lebt."
Von der Szenerie ebenfalls ergriffen, sagt Arrohir: "Ehre den alten Bundesgenossen der Dunedain des Nordens". Da hebt Horge seinen Becher und trinkt mit allen einen tiefen Schluck im Gedenken an Hargrimm und seinen Begleiter Nori. Nach einer Weile wendet sich Horge wieder Bóin II. zu und fragt, wie er den Gefährten für ihre Tat danken könne. Der Zwerg antwortet: "Mit einer Allianz", und führt aus, dass die Helutavi und noch andere Menschenvölker an der Eisbucht von Forochel, die kaum Bewaffnung kennen, von einer dunklen und eisigen Macht bedrängt werden. Bjarmis und Uffes Heimstatt Naeseknus sei von riesigen Krabben mit eisigen Scheren sowie aus dem Eis auferstandenen Wölfen und Bären zerstört worden. Es stehe zu befürchten, dass diese grosse Bedrohung, die sich bisher vor allem an der Küste manifestiert habe, auch hierher nach Norden kommen könnte. Horge erwidert, dass er noch nichts von derartigen Wesen gehört oder gesehen habe, worauf Bóin II. erläutert, dass ein dunkles Schattenwesen hinter all dem stecken müsse. Tinulin fügt an, dass es sich auch um ein Paar von Schattenwesen handeln könnte, denn sie seien bereits mit einem dunklen Fürsten und einer Fürstin in mentalen Kontakt geraten. Besonders und zusätzlich beunruhigend sei, dass diese Wesen keine Scheu vor dem Wasser zu haben scheinen. Um dieser dunklen Bedrohung und Unterdrückung Einhalt gebieten zu können und auch um den Handel wieder florieren zu lassen, brauche es eine Allianz, der auch die Kleinzwerge angehören sollten. Als Horge sagt, er habe auch von diesen dunklen Schattenwesen noch nichts gehört, erzählt Bóin II., dass Hargrimm den Dunkelfluch sehr erfolgreich gegen ein solches Wesen eingesetzt habe. Das erstaunt den alten Kleinzwerg und mit einem Blick auf die Waffe erkundigt er sich bei Khufur, wie er seine Worte, der Inhalt von Frenjas Kugel sei verschollen, deuten müsse. Khufur erklärt ihm, dass Hargrimm den in Frenjas Kugel vorgefundenen Crosparstein zunächst an der Spitze des Dunkelfluchs angebracht und damit das Schattenwesen bekämpft habe, wobei sich der Stein zu zersetzen begonnen habe. Später sei dieses Crosparstück dann in einer Kleinzwergenbinge südlich der Eisbucht von Forochel in einer Maschinerie von Kleinzwergen und Golems verschwunden. Bevor Horge genauer nachfragen kann, zieht Tinulin seine Aufmerksamkeit auf sich, indem er erzählt, ein Vorfahre Arrohirs müsse in der Kleinzwergenbinge von Cameth Brin gewesen sein und diese Stätte verflucht vorgefunden haben. Als Horge den jungen Dunadan darauf sehr interessiert ansieht und gerade eine Frage formulieren will, kommt ihm dieser mit der Antwort "Artemain" zuvor. Nach einem kurzen Moment perplexer Ruhe entfährt Horge ein ungläubiges, leises Lachen, das immer lauter wird. Nachdem sich der alte Kleinzwerg schliesslich etwas gefangen hat, sagt er, er habe diesen Artemain vor vielen Jahren selbst in Rhudaur angetroffen. Diese überraschende Offenbarung lässt Arrohir aufhorchen und entlockt Tinulin ein leichtes Lächeln. Horge erzählt, dass Artemain offenbar wie er selbst in der Gegend um Cameth Brin auf der Suche nach der Kleinzwergenbinge seines Ahnen Fürst Harkvals gewesen sei. Sie seien sich zwar begegnet, hätten dabei aber nicht über ihre Pläne und Absichten gesprochen. Ein geschichtskundiger Mann in Cameth Brin namens Monsat habe ihm etwas später gesagt, er solle Artemain bezüglich der Kleinzwergenbinge befragen, aber dazu sei es damals nicht mehr gekommen. Arrohir bemerkt, dass sie im Besitz einer Karte seien, auf welcher die Lage der Binge verzeichnet sei. Diese Information sorgt bei Horge für grosses Staunen, und als er Arrohir fragt, ob er die Karte sehen dürfe, händigt sie ihm der junge Dunadan aus, wobei er allerdings Tinulin und Bóin II. noch einen Blick zuwirft. Ihre sich austauschenden Blicke sprechen Bände, indem die leicht verzweifelte Miene des Zwergs vermittelt, dass die Karte ihr letztes Druckmittel war, um die Kleinzwerge für die Allianz zu gewinnen. Tinulins beruhigender Blick hingegen vermittelt, dass wenn all das, was die Gefährten bisher schon getan hätten, die Kleinzwerge nicht überzeugen sollte, die Karte daran auch nichts mehr ändern würde, respektive ihre Hilfe in dem Fall auch nichts wert wäre. Horge ist von der beidseitig bemalten Karte fasziniert und erfährt von Arrohir, dass sie nach einer auf einem besonderen Pergament befindlichen Beschreibung, die sich nur im Schein von Crosparlicht zeige, gefaltet werden müsse. Nachdem der junge Dunadan das Pergament hervor geholt hat, kann Horge im Licht von Hargrimms Crosparring den in der kleinzwergischen Sprache verfassten Text lesen, was ihn und seine Begleiter in Staunen versetzt. Auf die Frage, wie sie zu der Karte und dem Pergament gekommen seien, antwortet Arrohir, Artemain müsse sie gefunden haben. Sie seien wohl in einem Amulett versteckt gewesen, das er und seine damaligen Begleiter in Fornost Erain gefunden hätten. Arrohir ist bereit, Horge die Karte und das Pergament zu überlassen, er bittet jedoch darum, dass die Gefährten informierten werden, falls die Kleinzwerge die Binge aufsuchen sollten, da an diesem Ort etwas Dunkles liege, bei dessen Bewältigung sie vielleicht behilflich sein könnten. Der Kleinzwerg antwortet darauf nicht gleich, sondern erkundigt sich zunächst nach dem Amulett, das Arrohir erwähnt hatte, und erhält zur Antwort, dass Fii, eine Begleiterin Artemains, es wohl mit sich genommen habe, als sie in ihre im Norden gelegene Heimat zurückgekehrt sei. Dieser Zusammenhang lässt Arrohir die Vermutung aussprechen, dass Fii vielleicht auch eine Kleinzwergin gewesen sein könnte. Horge jedenfalls bedauert den Verlust des Amuletts, nimmt die Karte und das Pergament aber dankend an. Anschliessend wenden sie sich wieder dem Thema der Allianz zu, und der alte Kleinzwerg erkundigt sich, wie diese aussehen solle. Arrohirs Antwort lautet: "Mit Männern, Waffen und Richterspruch, wenn es zwischen den Menschenvölkern zu schlichten gelte." Die erforderliche Zahl der Waffen variiert zwischen einigen Dutzend und mehreren Tausend, je nachdem, ob Tinulin oder Bóin II. dazu befragt wird. Auf Bjarmis Hinweis hin ergänzt der Noldo, dass die Kleinzwerge mit ihren mit den schwarzen Steinen besetzten Waffen ja auch etwas ganz besonders Effektives gegen die Eiswesen vorzuweisen hätten. Horge überlegt eine Weile angestrengt, bevor er sagt, es werde vermutlich schwierig werden, aber er verspreche, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um den Gefährten zu helfen, was diese sehr erfreut. Auf die Frage nach dem Zeitraum, in welchem die Unterstützung benötigt werde, sagt Tinulin, dass die Zeit dränge, weshalb auch die Einrichtung kleinzwergischer Nachschubposten eine Hilfe sein könnte. Sollte der Feind siegen, wären jedenfalls auch alle Kleinzwerge von seiner fürchterlichen Macht bedroht. Der Noldo stellt klar, dass sie keine Forderungen stellen, sondern in erster Linie vielmehr einen Bericht über die akute Bedrohungslage liefern. Bóin II. wirft ein, dass sie auf dem Weg hierher in der Wasserfallpforte etwas aufgeräumt hätten, wobei er den Reisszahn auf den Tisch legt, den er einem Eistroll ausgeschlagen hatte. Es seien nicht wenige dieser Wesen gewesen, die sie dort angetroffen hätten. Horge nickt dem erfahrenen Kämpfer anerkennend zu und sagt, es sei gut, um die offenbar grosse Schlagkraft der Gefährten zu wissen. Mit einem Blick zur schlaftrunkenen Maira, an deren Seite Uffe bereits seit einiger Zeit eingedöst ist, schlägt Horge vor, die Besprechung auf den nächsten Morgen zu vertagen, was ihm die Möglichkeit gebe, sich noch weitere Gedanken dazu zu machen, wie er den Gefährten helfen könnte. Die Kleinzwerge stellen die Nachtwache, während Bóin II. und Khufur noch mit einem Becher Met anstossen. Der junge Zwerg ist sehr zufrieden, Hargrimms Auftrag endlich erfolgreich ausgeführt zu haben. Tinulin und Calendin wollen mit Horges Erlaubnis noch ein wenig durch den Wald streifen, worauf ihnen geraten wird, nicht zu weit vom Lager wegzugehen, da das Gehölz auch ohne Eiswesen einige Gefahren berge, die sich jedoch selten nahe an ein Lager heran wagen würden. Die Elben berücksichtigen diesen Rat und besprechen leise die Situation, während sie das Lager einige Male in grosszügigem Abstand umrunden, ohne dabei vom Wald schlechte Gefühle wahrzunehmen. Das Treffen mit Horge hat die Elben positiv überrascht, und Tinulin meint, das edle Gemüt, welches dieser Kleinzwergenstamm bereits in der Vergangenheit gegenüber den nördlichen Dunedain an den Tag gelegt hätte, habe sich offenbar bis in die heutige Zeit weitervererbt. Für Calendin ist allerdings noch ungewiss, wie sehr die Kleinzwerge die Nordmenschen und die Gefährten unterstützen können, worauf Tinulin sagt, es wäre beispielsweise gut, wenn sie die Wasserfallpforte wieder bemannen könnten. Calendin hält diese Festung ohnehin für einen geeigneten Verteidigungspunkt gegen eine grosse Übermacht, doch dürfe bezweifelt werden, ob der Feind überhaupt so weit ins Landesinnere vorstosse.
Als Tinulin und Calendin wieder im Lager sind, behält der Noldo Arrohir im Auge, der bereits tief und selig schläft, nachdem er sich, nach der Unterredung mit Horge sehr zufrieden, noch einen Becher Met gegönnt und sich dabei vorgenommen hatte, Calendins Warnung betreffend seine Träume zu Herzen zu nehmen. Gleichwohl wird der junge Dunadan im Traum wieder von der verführerischen Frau besucht, deren Blick so betörend ist, dass sie Arrohir nur schon alleine damit in höchste Wallungen bringt und ihm vollständig den Kopf verdreht. Ihm wird bewusst, dass diese Blicke zwar nur für ihn bestimmt sind, gleichwohl spürt er aber ein Risiko, dass die Frau sich auch seinen gutaussehenden elbischen Freunden zuwenden und ihn fallenlassen könnte, sollte er mit ihnen über seine Träume reden und damit die Intimität ihrer "Treffen" verletzen. Er beschliesst daher, Tinulin und Calendin gegenüber zu schweigen und die Träume, die ihm das Gefühl geben, als ganzer Mann begehrt zu werden, in vollen Zügen zu geniessen. Nachdem die Traumbegegnung ihren Höhepunkt erreicht hat und das Gesicht allmählich zu verblassen beginnt, hat Arrohir plötzlich das Gefühl, als begehre ihn die Frau nicht einfach nur, sondern sei sogar ein Stück weit auf ihn angewiesen.
[Technisch gesprochen: Arrohirs Spieler ist während des Spiels gerade am Kartoffelschälen für einen wunderbaren Bärlauch-Pilz-Kartoffel-Gratin, weshalb er Bóins II. Spieler erlaubt, den Widerstandswurf gegen den Angriff der unbekannten Macht auf seinen Geist zu würfeln... Patzer UM 04 - 06 + 32 Widerstandswert gegen die Magie ergibt lediglich 30, was nicht ausreicht, um dem fremden Geist Paroli zu bieten. Arrohir hat schöne Träume, gegen die er sich gar nicht gross wehren will.]
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torben:
Session 60: Teil 2
Am nächsten Morgen verkündet Horge den Gefährten seinen Beschluss, sie umgehend zu einem Ort zu führen, wo ihnen hoffentlich geholfen werden könne. Die Reise werde rund viereinhalb Tage dauern, und er beauftragt Mimi, Luri und Duri, seine Sippe entsprechend zu informieren und anzuweisen, ihnen möglichst rasch zu folgen. Als die Gefährten, wenig später mit Bjarmi, Uffe, Horge, Kuno und Jaffa aufbrechen und von dem alten Kleinzwerg geradewegs nach Westen geführt werden, schrillen bei Tinulin schon bald die innerlichen Alarmglocken, denn in seiner Erinnerung liegt der Gletscherberg und damit die "weibliche Gefahr" ebenfalls in dieser Richtung. Rasch wird dem Noldo jedoch bewusst, dass sie sich ein ganzes Stück nördlich dieses Berges befinden. Am dritten Tag ihres Marsches führt Horge die Gemeinschaft nach Norden in ein breites Tal, an dessen Ende sie gegen Abend zwei Pässe überqueren, um in einen von Bergen rings umschlossenen Kessel hinabzusteigen. Unterwegs erkundigt sich Bóin II. bei Horge nach dem Ziel ihrer Wanderung, doch der Kleinzwerg gibt sich ziemlich verschlossen und sagt nur, dass sie auf dem Weg zu einer anderen Kleinzwergensippe seien, die ihnen hoffentlich helfen werde. Noch bevor sie den bewaldeten Talkessel erreicht haben, errichten sie ihr Lager und werden kurz darauf von einer Schar von rund 30 Kleinzwergen eingeholt, die sie schon bei Aufstieg zu den Pässen hinter sich gesehen hatten. Es sind Horges Leute, die sich vor ihrem Anführer verneigen und aufs Knie gehen, als er erneut die Axt Dunkelfluch in die Höhe streckt. Anschliessend singen sie ein traurig klingendes Lied, um Hargrimm zu gedenken.
Im Verlauf des nächsten Tages, des 28. August 2784 3Z, durchquert der Zug den Wald in westlicher Richtung und hält auf eine am anderen Ende des Kessels gelegene Bergflanke zu. Unterwegs erklärt Horge den Gefährten, dass sie auf dem Weg zu einem anderen Kleinzwergenclan seien, mit dem sie schon seit langer Zeit im Streit lägen. Aufgrund von Hjolgars Bemerkung, die Waffen der Kleinzwerge seien von "Harkes Volk" gefertigt, vermutet Bóin II., bei dem anderen Clan handle sich um jenen von Harke. Horge bestätigt diese Vermutung und erklärt, dass Harke und sein Volk sehr eigen seien, indem sie zum Beispiel grundsätzlich jeglichen Kontakt und insbesondere den Handel mit Aussenstehenden ablehnen würden. Über Beziehung sei es ihm mit den Jahren gelungen, zumindest einen gewissen Handel aufzuziehen, der unter anderem Waffen zum Gegenstand habe. Die Mengen seien jedoch stets sehr überschaubar gewesen.
Als Horges Schar und die Gefährten am anderen Ende des Talkessels den Wald verlassen und auf einem breiten Weg zu einem imposanten Tor in der Bergflanke aufsteigen, künden mehrere von seinen Männern geblasene Hörner Horges Kommen an. Die beim offenen Tor stehenden Wachen leisten Horges Schar keinen Widerstand, sondern lassen sie und die Gefährten ungehindert bis in den ein gutes Stück Berg einwärts gelegenen Thronsaal vorstossen. Der Lärm lockt viele Kleinzwerge in die runde Halle, die über einen Säulengang im ersten Stock verfügt. Vor der Treppe zum erhöhten Thronpodium, das dem Eingang genau gegenüberliegt, verkündet Kuno laut und vernehmlich "die Rückkehr Horges, der von den Göttern zum rechtmässigen Erben Fürst Harkvals bestimmt worden ist". Augenblicklich erfüllt ein Sturm der Entrüstung die Halle, doch es wird ebenso rasch wieder still, als ihnen vom Podium ein königlich geschmückter Kleinzwerg im besten Alter mit einer mit Speeren und Äxten bewaffneten Hausgarde entgegentritt. Es dauert nur einen kurzen Augenblick, bis Horges Schar und die Gefährten von Harkes Garde mit gesenkten Speeren umstellt werden und sich Harke nach dem Grund für den Tumult erkundigt. Der deutlich ältere Horge lässt sich hiervon jedoch nicht beeindrucken und sagt mit lauter Stimme: "Ich bin gekommen, um den Spruch meines Ahnen Harkesals zu erfüllen, der lautet: 'Ich komme als Träger von Harkvals Insignien und werde als der neue rechtmässige Herrscher aller Kleinzwerge Fronja heimholen, oder mein Leben ist verwirkt im Austausch gegen jenes von Fronja.' Und seht, das Schicksal hat mir die Axt Dunkelfluch Fürst Harkvals wie auch Frenjas Kugel gebracht!" Mit seinen letzten Worten streckt Horge die Axt und die Kugel in die Höhe, worauf ein neuer Tumult ausbricht, der aber deutlich ehrfürchtiger ist und vermutlich fast mehr den Gegenständen als Horge und seinem vorgebrachten Anspruch gilt. Tinulin nutzt die Unruhe, um sich bei Mimi, der neben ihm steht, danach zu erkundigen, was Harkesals Spruch bedeute. Der Kleinzwerg deutet auf eine Nische in der Wand über den Thron und erklärt:
"Siehst Du diese Nische dort? Darin befinden sich die Gebeine von Harkesals Ehefrau Fronja. Nachdem die Kleinzwerge Cameth Brin verlassen und schliesslich hierher in den Norden gekommen waren, haben sie zunächst die Festung bei der Wasserfallpforte gebaut und dort gewohnt. Es war eine unruhige Zeit für die Kleinzwerge, denn Harkvals Ehefrau Frenja beanspruchte die Führung der Kleinzwerge mit einiger Vehemenz für sich, auch wenn dieses Recht stets einem Mann vorbehalten war. Nach der Flucht aus der Kleinzwergenbinge bei Cameth Brin war sie sehr eigen geworden und setzte alles daran, die Macht Harkvals in ihrer Familie zu halten. Sie wollte beispielsweise keinerlei Kontakt mit anderen Völkern dulden und liess sogar eine riesige Statue von sich erstellen. Ihr Sohn Harbart war zu jener Zeit jedoch noch ein Kleinkind, weshalb die Führung auch ihm nicht übertragen werden konnte. In dieser Situation trat Harkesal vor, der Sohn von Harkvals Bruder Horberg und nächster männliche Verwandte Harkvals im erwachsenen Alter, und beanspruchte seinerseits die Führung über die Kleinzwerge. Es gab Unruhen, die schliesslich zu einem Bürgerkrieg führten, den Harkesal wohl für sich entschieden hätte, doch Frenja hatte Harkesals Frau Fronja zur Geisel genommen, weshalb Harkesal ihr und ihren Anhängern schliesslich freien Abzug gewährte. Frenja zog mit ihrem Sohn und ihren Begleitern in dieses Tal und weigerte sich auch danach noch immer beharrlich, Fronja freizulassen. Harkesal und seine Anhänger blieben noch eine Weile in der Wasserfallpforte, bis eine Seuche ausbrach und sie vertrieb, worauf sie sich beim Donnersee niederliessen. Lange wartete Harkesal dort vergeblich auf Fronja, bevor er schliesslich gelobte, dass er oder sein Nachkomme dereinst als Träger von Harkvals Insignien kommen und als der neue rechtmässige Herrscher aller Kleinzwerge Fronja heimholen werde. Sollte er die Insignien Harkvals aber nicht bei sich haben, werde er sein Leben im Austausch gegen jenes von Fronja geben."
Harke scheint sich von Horges Worten zwar nicht so leicht beeindrucken zu lassen, weiss er doch immerhin gut 150 Kleinzwerge hinter sich, aber beim Anblick des Dunkelfluchs und Frenjas Kugel muss auch er einen kurzen Augenblick um Fassung ringen. Schliesslich gibt er zur Antwort, dass weder er noch seine Ahnin Frenja oder ihr Sohn Harbart je einen aus dem Spruch Harkesals abgeleiteten Anspruch auch nur im Grundsatz anerkannt hätten, weshalb Horges Bemühungen vergeblich seien. Gleichwohl will er umgehend wissen, wie Horge an den Dunkelfluch und Frenjas Kugel, die als ihr Erbe eindeutig ihm zustehen würden, gekommen sei. Horge erwidert, sein Sohn Hargrimm habe sie im sagenumwobenen Rhudaur zurückerobert. Leider sei es Hargrimm nicht vergönnt gewesen, lebend zurückzukehren, aber seine Begleiter - wobei er auf die Gefährten deutet und sie einzeln, allen voran Bóin II., vorstellt - hätten ihm die Gegenstände im Namen seines verstorbenen Sohnes Hargrimm überbracht, jene Gegenstände, die Hargrimm in Rhudaur an sich gebracht habe. Khufur selbst habe ihm gegenüber bestätigt, dass es Schicksal gewesen sei, dass Hargrimm diese Dinge zurückerobern konnte. Noch bevor Harke reagieren kann, fährt Horge fort und sagt: "Es ist meine traurige Pflicht, Euch, Harke, davon in Kenntnis zu setzen, dass auch Euer Sohn Nori auf dieser Reise ums Leben gekommen ist. Empfangt seinen Ring und mein Beileid zu diesem Verlust", wobei er dem sichtlich schockierten Harke zum Erstaunen der Gefährten den Corsparring übergibt, von dem sie bisher geglaubt hatten, er hätte Hargrimm gehört. Nachdem Harke den Crosparring eine Weile stumm betrachtet hat, sagt er mehr zu sich selbst als zu seinem Gegenüber: "Das also ist aus Dir geworden, Nori. Du warst eines Tages plötzlich verschwunden und niemand wusste, wohin Du gegangen bist und was der Grund für Deinen heimlichen Aufbruch gewesen sein mochte." Nachdem Harke nochmals kurz innegehalten und tief Luft geholt hat, wendet er sich an Bóin II. und sagt mit unverhohlenem Zorn in der Stimme, er habe kein Recht gehabt, diese rechtmässig ihm zustehenden Gegenstände Horge zu übergeben. Harke verlangt daher von Bóin II., dass er seinen Fehler wiedergutmache, indem er Horge die Axt und Frenjas Kugel abnehme und ihm überreiche. Diese angriffigen Worte rufen umgehend Khufur auf den Plan, der einen Schritt vortritt, um seinen Meister nötigenfalls verteidigen zu können. Bevor die Situation weiter eskalieren kann, ergreift Tinulin das Wort und schildert, wie sich das Treffen der Gefährten mit Hargrimm in Rhudaur aus seiner Sicht zugetragen hat, wobei er bezüglich des Crosparrings sagt, dass Hargrimm diesen auf sich getragen habe. Diese Aussage bestärkt Harke in der Annahme, dass Hargrimm seinen Sohn Nori irgendwie zu der Reise verleitet, ihn anschliessend beraubt und am Ende vermutlich gar selbst umgebracht habe. Bóin II. widerspricht dieser Darstellung und schildert ebenfalls, wie sie den verletzten Hargrimm am Fuss eines Bruchs gefunden und bald nach seiner Erstversorgung die Verfolgung mehrerer Trolle aufgenommen hätten, die gemäss Hargrimms Schilderung ihn und seinen Begleiter angegriffen hätten. Bei der Trollhöhle angekommen, hätten sie Noris bis zur Unkenntlichkeit entstellten Kopf gefunden, den Hargrimm im Anschluss an die Vernichtung der Trollbande nach den Gebräuchen seines Volkes ehrenvoll beigesetzt habe. Bei der Durchsuchung der Trollhöhle sei Hargrimm dann auf Frenjas Kugel gestossen. In Bezug auf den Crosparring kann allerdings auch Bóin II. nur bestätigen, dass Hargrimm ihn bei sich getragen habe.
Die Verwirrung über das Eigentum am Crosparring nährt gewisse Zweifel an Hargrimms Geschichte, die Bóin II. und Tinulin bereits gehegt hatten, als sie im Flüchtlingslager von Hjolgar erfahren hatten, dass sein Kontaktmann zu den Kleinzwergen "Horge" heisse, während die Waffen "von Harkes Volk" hergestellt würden. Schon damals war Bóin II. eine Unstimmigkeit in Hargrimms Geschichte aufgefallen, der bei ihrem ersten Zusammentreffen behauptet hatte, er sei der Sohn Fürst Harkes. Dem Tode nahe, habe er sie indessen darum gebeten, den Dunkelfluch sowie die anderen Gegenstände zu seinem Vater Horge zu bringen. Bóin II. kommt zudem in den Sinn, dass Hargrimm gesagt hatte, sein Onkel Horge habe vor rund 200 Jahren in Rhudaur nach Harkvals Kleinzwergenbinge gesucht, sei jedoch auf dem Rückweg zu seinem Volk gestorben. Sollte Hargrimm die Gefährten tatsächlich von Anfang an belogen haben? Und wenn ja, aus welchem Grund und welcher Teil seiner Geschichte war gelogen und welcher wirklich wahr? War der Kleinzwerg, mit dem sie umhergezogen waren, wirklich Hargrimm gewesen oder handelte es sich am Ende gar um Nori? Die verschrobenen Gesichter und krummen Gestalten der Kleinzwerge sind den Gefährten so fremd, dass sie nicht mal bei einer Beschreibung von Hargrimm und Nori sagen könnten, wer von ihnen wer war.
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torben:
Session 60: Teil 3
Noch während all diese Gedanken durch die Köpfe der Gefährten schiessen, tritt plötzlich Arrohir vor und verkündet mit dem Lächeln eines Erleuchteten auf dem Gesicht, dass er endlich wisse, was sich zugetragen habe, da er selbst schon in der Situation untragbaren Drucks von aussen gewesen sei:
"Es ist ganz einfach: Hargrimm ist Nori und Nori ist Hargrimm - sie sind eins geworden. Sie waren zwei angehende Führer zweier seit langer Zeit zerstrittener Clans, die einen gemeinsamen Ursprung unter der Herrschaft Harkvals in Rhudaur gehabt hatten. Sie hatten genug vom ewigen Zwist, der sich ja auch hier wieder zeigt, und wollten die Clans wiedervereinen, wozu sie sich gemeinsam auf die Suche nach Harkval und der Kleinzwergenbinge bei Cameth Brin gemacht haben. Sie waren gleich und wollten das Gleiche für alle: Einigkeit und Frieden."
Auch wenn diese Erklärung plausibel klingt, ändert sie nichts daran, dass Harke Horges Anspruch kategorisch von sich weist und wiederholt, es gebe keinen Grund, weshalb er ihm die Herrschaft abtreten sollte, zumal Frenjas Kugel ohnehin ihm als ihrem direkten Nachkommen zustehe. Der alte Horge stimmt seinem jüngeren Kontrahenten bezüglich Frenjas Kugel zu und überreicht sie ihm anstandslos. Der Dunkelfluch, den Hargrimm überdies ebenfalls zurückerobert habe, gehöre dagegen als Zeichen Harkvals dem Anführer der Kleinzwerge. Als Frau habe Frenja zu keinem Zeitpunkt einen Herrschaftsanspruch gehabt und ihr Sohn Harbart war zur fraglichen Zeit noch viel zu jung, als dass ihm ein solcher hätte zuerkannt werden können. Da also keiner der beiden das Recht zur Herrschaft gehabt habe, sei dieses Harkesal als Harkvals nächstem männlichen Verwandten im Erwachsenenalter zugefallen. Nachdem Tinulin diese Vorbringen gehört hat, erkundigt er sich leise bei Mimi, ob die Kleinzwerge keine Regentschaft kennen würden. Dabei hätte der grundsätzlich noch zu junge Harbart den Herrschaftsanspruch inne, die Geschäfte würden aber von seiner Mutter geführt, bis er dazu selbst in der Lage wäre. Mimi verneint das und sagt, es sei ein Zustand gewesen, wie er noch nie zuvor vorgekommen sei und für den es keine Bestimmungen gebe. Da wendet sich Tinulin an die beiden Anführer und fragt sie, ob sie noch weitere Kinder hätten, was jedoch sowohl der alte Horge wie auch der deutlich jüngere Harke verneinen. Von einer Ahnung getrieben, hakt der Noldo nach und erkundigt sich, ob sie Töchter hätten. Während Harke den Kopf schüttelt, fragt Hoge zurück, was denn seine Tochter Villa mit der Sache zu tun hätte, das würde doch schliesslich auch nichts an seinem Anspruch ändern. Tinulin wirft die Frage auf, ob nicht eine Verbindung der Clans zu einer Lösung führen könnte, doch Bóin II. macht ihn darauf aufmerksam, dass Harkes Ehefrau darüber zweifellos nicht sehr erfreut sein dürfte. Angesichts Harkes weiterhin ablehnender Haltung wendet sich Horge schliesslich an die Gefährten und sagt:
"Ich habe versprochen, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um Euch zu helfen, vor allem auch im Hinblick auf die von Euch benötigten Waffen. Wenn ich aber nicht Herrscher über die Kleinzwerge werde, habe ich auch nicht die Macht, um Euch zu helfen."
Diese Äusserung veranlasst Tinulin, Harke über die Bedrohung durch dunkle Mächte und die Eiskreaturen in Kenntnis zu setzen, welche bereits Bjarmis und Uffes Heimstatt Naeseknus vernichtet hätten. Harke erwidert zwar, die Auslöschung Knäckebrots, oder wie auch immer das Dorf des Menschen geheissen haben möge, sei ihm herzlich gleichgültig und wenn es nach ihm gehe, könnten auch gleich noch alle anderen Menschensiedlungen untergehen. Mimi erklärt dem Noldo flüsternd, dass schon Frenja wegen der schlechten Erfahrungen mit den Hügelmenschen in Rhudaur stets darauf bestanden habe, dass ihr Clan keinerlei Kontakt mit Aussenstehenden pflege, schon gar nicht mit anderen Völkern. Horge sei es über die Jahre aber gelungen, einigen Kleinzwergen von Harkes Clan den Handel mit Gütern, wie unter anderem auch Waffen, in Kleinstmengen schmackhaft zu machen. Als sich Tinulin wieder Harke zuwendet, glaubt er, dass der Kleinzwerg noch immer über seine Worte nachdenkt, weshalb er nachfasst und sagt, die dunklen Mächte seien drauf und dran, die ganze Bucht von Forochel zu erobern und würden auch vor den Kleinzwergen nicht Halt machen. Da sieht er zum ersten Mal so etwas wie Sorgenfalten auf Harkes Gesicht, als dieser etwas gedankenverloren sagt, es scheine so, als hätten seine Männer bereits Bekanntschaft mit dieser Bedrohung gemacht. Ihm sei zu Ohren gekommen, dass der letzte Trupp, der von der Schwarzsteinmine zurückgekehrt sei, unterwegs von mehreren sehr eigenartigen Wölfen angegriffen worden sei. Auch hätten sie schon seit einiger Zeit keine Meldung mehr von der Mine erhalten, was ihn angesichts dieser Nachrichten nun doch ein bisschen beunruhige. Nachdem er nochmals eine Weile nachgedacht hat, bittet er schliesslich Horge zu einer Unterredung im kleinen Rahmen. Der alte Kleinzwerg ist damit einverstanden und gibt den Dunkelfluch in die Obhut Jaffas, während er, Kuno und Mimi Fürst Harke und zwei seiner Begleiter folgt. Sobald die beiden Anführer und ihre Begleiter den Thronsaal verlassen haben, wird dieser wieder von lautem Gemurmel erfüllt. Die Wachen behalten die Gefährten und Horges Männer weiterhin im Auge, ihre Speere stellen sie jedoch auf, sodass die Spitzen wieder zur Decke zeigen. Nach rund zwanzig Minuten betritt ein Begleiter Harkes den Thronsaal und verkündet, dass sie Horges Männer und die Gefährten vorerst als Gäste Harkes behandeln würden, worauf sich die Stimmung in der Halle sichtlich entspannt. Kurz darauf werden die Gefährten und Horges Schar in eine kleinere Halle geführt, in welcher sie bewirtet werden und ihr Lager aufschlagen dürfen.
Arrohir ist noch immer ganz begeistert von seiner Erkenntnis, dass Hargrimm und Nori einfach zusammen nach Rhudaur abgehauen sein dürften. Als er mit Maira darüber spricht, sagt sie, sie sollten es ebenso machen und einfach in den Süden zurückkehren. Nach einem Moment ungläubigen Staunens huscht ein Lächeln über Arrohirs Gesicht, als er sagt, sie habe wahrscheinlich Recht, das sollten sie wirklich tun. Schon will er Tinulin und Bóin II. über seinen Sinneswandel informieren, aber da wandern seine Gedanken zu dem verheissungsvollen Traumgesicht und er zögert. Zu Maira gewandt sagt er, das sei eine wirklich reizende Vorstellung, aber noch sei hierfür die Zeit nicht reif. Er freue sich aber ebenfalls schon sehr darauf, mit ihr nach Gondor zurückzukehren und eine lange Auszeit auf Ivradils Gut zu geniessen. Bevor sich die Gefährten zur Nachtruhe begeben, besprechen sie noch kurz das weitere Vorgehen, wobei sie aufgrund der unklaren Situation nicht sehr weit kommen.
Am nächsten Morgen, es ist der 29. August 2784 3Z, kommt Horge mit Kuno und Mimi sowie drei weiteren Kleinzwergen zu den Gefährten und bittet sie, ihnen zu Harke zu folgen. Kurz darauf verkünden ihnen Harke und Horge gemeinsam, dass sie von den Gefährten verlangen, den Richterspruch darüber abzugeben, wer von ihnen beiden Herrscher über Kleinzwerge sein solle. Bóin II. ist erst etwas perplex, bevor er antwortet, dass dies eine sehr schwierige Angelegenheit sei. Sichtlich bemüht, keine Entscheidung treffen zu müssen, führt er eine lange Erklärung an, weshalb seiner Ansicht nach das Volk der Kleinzwerge gemeinsam über den Führungsanspruch entscheiden solle. Harke erwidert, dass sie sich in ihren Gesprächen aber darauf geeinigt hätten, den Richterspruch der Gefährten anzunehmen, und Horge erinnert daran, dass die Gefährten den Beitrag der Kleinzwerge zur Allianz umschrieben hätten mit "Männern, Waffen und Richterspruch, wenn es zwischen den Menschenvölkern zu schlichten gelte." Das Gleiche, nämlich den Richterspruch zur Schlichtung zwischen den Kleinzwergenclans, würden nun sie von den Gefährten fordern. Dem können sie freilich wenig entgegenhalten, weshalb Bóin II. schliesslich an Tinulin gewandt klagt, der Heren Calatirnoron, der Orden des Lichts, wolle doch nur zwischen den Mächtigen vermitteln, werde dabei aber einfach immer wieder in ihre Intrigen reingezogen. Tinulin erkennt Bóins II. Unbehagen und bittet sich eine Bedenkzeit für die Gefährten aus, welche ihnen gewährt wird. Als die Gefährten alleine sind und darüber nachdenken, wie sie der gestellten Aufgabe am besten begegnen sollen, schlägt Tinulin vor, einen Kriegs- und einen Friedensfürsten zu ernennen. Bóin II. findet diesen Ansatz im Grunde weise, ist aber dennoch der Meinung, dass sie einmal mehr für etwas eingespannt werden, was sie eigentlich gar nicht wollen. Von Tinulins Idee inspiriert, rät Arrohir dazu, in der jetzigen Situation Horge zum Herrscher zu machen, da er die besseren Aussenkontakte habe und die Welt mitsamt ihren Gefahren und Tücken, aber auch ihren Chancen und Möglichkeiten genauer kenne. In Friedenszeiten sollte jedoch ein Wechsel zu Harke stattfinden, da es ihm und seinen Ahnen zweifellos besser gelungen sei, ihr Volk zu mehren und eine autarke und kunstbewanderte Gesellschaft aufzubauen. Maira sieht sich ausserstande, eine Entscheidung zu treffen, während Calendin zu bedenken gibt, dass Horge wohl rascher dafür sorgen würde, dass die Allianz bewaffnet werde.
Nachdem Bóin II. diese Gedanken noch eine Weile hat setzen lassen, begeben sich die Gefährten zurück zu den beiden Kleinzwergenfürsten und ihren Beratern, die den Richterspruch der Gefährten hören wollen. Bóin II. ergreift das Wort und sagt, er wolle seine Entscheidung in Anwesenheit aller Kleinzwerge verkünden, womit Horge und Harke einverstanden sind. Nachdem sich bald darauf beinahe sämtliche Kleinzwerge im Thronsaal vor dem Podium versammelt haben, klopft Khufur mit dem Stiel seiner grossen Axt "Halsabschneider" dreimal kraftvoll auf den Steinboden, worauf sich Bóin II. ihnen zuwendet und in einer langen Rede die Verhandlungsbereitschaft der beiden Fürsten Horge und Harke lobt. Indem sie den Entscheid über die Wahl des Herrschers in die Hände der Gefährten gelegt hätten, hätten sie das Wohl des ganzen Volkes über ihren eigenen Ehrgeiz gestellt, was ebenfalls grosses Lob und Ansehen verdiene. Es sei der Wunsch Hargrimms und Noris, der damals angehenden Herrscher über die Kleinzwergenclans, gewesen, ihr Volk wiederzuvereinen. Nach reiflicher Überlegung gelange daher er, Bóin II., zu folgendem Richterspruch:
"Frenjas Kugel soll als Zeichen des Friedens, der Nachhaltigkeit und der Weisheit an Harke gehen, und er soll in Friedenszeiten regieren. Die Axt Dunkelfluch als Zeichen von Kraft, Stärke und Sieg soll an Horge gehen als Anführer im Krieg. Beide sollen einen Schwur leisten, dass ein jeder die Herrschaft des anderen zu seiner Zeit akzeptiert und sie gewillt sind, ihre Linien wiederzuvereinen. Handelsbeziehungen und Freundschaft zu den Völkern ringsum sollen gedeihen, doch ab dem Zeitpunkt der Leistung dieses Schwurs gilt aufgrund der dunklen Bedrohung der Kriegszustand."
Nachdem Bóin II. den Richterspruch verkündet hat, schlägt Khufur erneut dreimal mit dem Stiel seiner Axt auf den Boden. Nachdem sie sich im totenstillen Thronsaal umgesehen haben, sagt Horge: "Der Richterspruch ist ergangen", worauf Harke fortfährt: "und er wird von beiden akzeptiert." Sofort erfüllt lauter Jubel die grosse Halle, und es dauert eine Weile, bis sich die Kleinzwerge wieder etwas beruhigt haben, worauf Horge und Harke, sich an den Unterarmen umfassend, den Schwur des gegenseitigen Respekts und der Unterstützung während der Regentschaft des jeweils anderen sowie des Willens zur Zusammenführung ihrer Linien in der Zukunft leisten. Erneut brandet grosser Jubel auf und Arrohir ruft verzückt Hargrimms und Noris Namen und dass sie es geschafft hätten.
Schon kurz nachdem die Zeremonie beendet ist und die kleinzwergischen Führer wieder mit ihren Beratern und den Gefährten sowie Bjarmi und Uffe alleine sind, sagt Tinulin, sie sollten möglichst bald zur Schwarzsteinmine aufbrechen, um dort nach dem Rechten zu sehen. Harke stimmt ihm zu und zeigt den Gefährten auf einer Karte die Lage der Mine, welche zu ihrer grossen Überraschung und Beunruhigung in einem Seitental ganz in der Nähe des grossen Gletschers liegt, aus dessen Mitte der Berg aufragt, den Tinulin für das Zentrum der dunklen Macht hält.
// Metageblubber:
Endlich sind die Kleinzwerge gefunden! In dieser Session, die mit rund neun Stunden reiner Spielzeit aufwartete, haben die Spieler insgesamt wohl weniger als fünfmal gewürfelt. Umso mehr und engagierter haben die Spieler dafür geredet, nachgedacht, überprüft, sich erinnert und nach Lösungen für einen grossen Konflikt gesucht. Und womit? Mit epischem Erfolg!
Die Session war hochspannend und emotionsgeladen, auch wenn ich zweimal kurz die Müdigkeit der Woche gespürt habe. Es war praktisch eine reine Diplomatie-Session, in der die Spieler die unterschiedlichen Ausrichtungen ihrer Charakter sehr schön ausgespielt und zur Geltung gebracht haben. Ich hatte mir vor der Session eine Art Fluss- und Entscheiddiagramm aufgezeichnet, an dem ich mich anhand der möglichen Argumentationen entlanghangeln konnte, wobei unter anderem entscheidend war, ob Khufur Horge den Dunkelfluch übergeben würde oder nicht. Auf diese Weise hoffte ich, leichter logische Reaktionen der verschiedenen Protagonisten darstellen zu können, und es war natürlich auch eine gute Gedankenstütze, um keine Argumente zu vergessen, die für die Logik (und Dramatik) des Gesprächsverlaufs nötig waren.
Während der Session habe ich vor allem zu Beginn sehr viel mitgeschrieben, um ja keine Nuance in den verschiedenen Gesprächen zu verpassen. Das hat natürlich einige Zeit in Anspruch genommen und damit auch den Spielfluss etwas gehemmt. Mich hat das zunehmend gestört, weshalb ich je länger je weniger aufgeschrieben und mich mehr aufs Hier und Jetzt am Spieltisch konzentriert habe, denn das ist ja eigentlich viel wichtiger und tragender als irgendein Aufschrieb danach. Zumal wenn man nicht konzentriert im Spiel ist, gibt es nachher auch weniger spannende Sachen, die man erlebt hat und aufschreiben kann. Tinulins Spieler hingegen störten die "Aufschreibpausen" gar nicht, sondern er sagte, er könne sie nutzen, um Tinulin noch "intelligenter" antworten oder reagieren zu lassen. Und dank des Aufschriebs wisse er zudem, dass er die Sessions auch noch in vielen Jahren nachlesen könne.
Im Streitgespräch zwischen Horge und Harke im Thronsaal haben wir mehrfach Unterbrüche gemacht, während derer die Spieler sich beispielsweise daran zu erinnern versuchten, ob Hargrimm den Cropsarring schon bei ihrer allerersten Begegnung getragen hatte, oder verschiedene Erklärungsversuche für das Geschehene diskutierten. Dieses "Forschen in der Vergangenheit" (z.B. anhand des Mitsschriebs von Bóins II. Spieler aus der Sicht des Zwergs) der jetzigen aber auch früherer Kampagnen war spannend, zumal sich so alle nochmals mit der bereits gespielten Geschichte auseinandergesetzt haben, auch wenn sich schliesslich das eine oder andere Detail mehr rekonstruieren liess. Dass am Ende gewisse Dinge unklar blieben, ist ein Stück weit "natürlich" und kommt ja auch im wahren Leben oft genug vor, zumal ich als Spielleiter in der früheren Spielsituation vielleicht gar nicht alles festgelegt/beschrieben hatte und es in diesen Fällen somit gar nichts gab, woran sich die Spieler hätten erinnern können.
Dass diese Nachforschungen und Diskussionen mitten während des Streitgesprächs stattfanden und dieses spieltechnisch (aber nicht im ingame-Zeitablauf) immer wieder unterbrachen, war nicht störend. Zum Teil waren es innere Gedankenvorgänge der Charakter, zum Teil repräsentierte es aber auch Erinnerungen an schon früher aufgeworfene Fragen, die quasi parallel zum Streitgespräch abliefen. So hatte Bóin II. zum Beispiel schon im Flüchtlingslager Unstimmigkeiten bezüglich Hargrimms Benennung seines Vaters Horge festgestellt.
Arrohirs geniale Erklärung für das Vorgehen von Hargrimm und Nori hat mich ehrlicherweise völlig unvorbereitet erwischt, und ich war einen kleinen Moment einfach nur baff, wie gut sich damit auch eine Lösung für die bestehenden Streitigkeiten zwischen Horge und Harke anbahnen liess. In meiner Vorbereitung hatte ich eigentlich vorgesehen, dass Hargrimm - ganz der Kleinzwerg - Nori hintergangen und ihm den Ring gestohlen hätte, bevor dieser dann Trollfutter wurde. Das hätte Hargrimm in einem sehr schlechten Licht erscheinen lassen und es wäre ihm gelungen, die Gefährten die ganze Zeit über für seine eigenen Zwecke zu missbrauchen. Arrohirs Erklärung gefiel mir aber deutlich besser und war auch so viel hoffnungsvoller, dass ich sie sofort übernommen und damit weitergearbeitet habe, was insofern leicht war, als es ja keine Zeugen für das Verhältnis zwischen Hargrimm und Nori gab.
Mein Entscheiddiagramm hatte ein ziemlich offenes Ende und sah vor, dass sich die Gefährten an irgendeinem Punkt in die Diskussion einmischen und die "globale Bedrohung" ins Spiel bringen, um so den Streit in ein anderes Fahrwasser zu bringen, mit welchem Ende auch immer. Nachdem dies geschehen war, die Gefährten sich aber auch auf Horges Nachhaken bezüglich seiner beschränkten Möglichkeiten, wenn er nicht Herrscher werden sollte, nicht für seine oder Harkes Unterstützung einsetzten, ist mir spontan Arrohirs Umschreibung des Beitrags der Kleinzwerge zur Allianz eingefallen. So hatte ich einen Weg, ihnen den ganz grossen Ball der Entscheidung zuzuspielen, den sie selbst ins Rollen gebracht hatten.
Die Verkündung des Richterspruchs durch Bóin II. war hervorragend argumentiert und vorgetragen, fast schon episch. Ich fand Bóins II. Initiativeergreifung und Verantwortungsübernahme (und damit natürlich auch die seines Spielers, der sich in der Regel lieber um solche Dinge drückt) sehr toll und passend, auch wenn ich den Entscheid eigentlich gar nicht Bóin II. alleine überbinden wollte. Tinulins Spieler konnte schliesslich die Regierungswechselvariante in Krieg und Frieden als mögliche Lösung vorbringen, die Bóin II. anschliessend wunderbar in seine eigenen Worte verpackt hat. Als der Zwerg sich auch bezüglich der Verkündung alleine angesprochen gefühlt und die Sache auf sich bezogen hat, habe ich mich nur noch gefreut und musste die anderen Charakter gar nicht mehr anspielen. Bóin II. das war Klasse, bitte mehr davon!
Auch den Spielern hat die Session mit einem Mix aus Nostalgie, Erinnerung an unser altes Spiel, Pflege dieses alten Spiels und doch viel Gestaltung in der Gegenwart sowie tiefgründigen und vielschichtigen Nichtspielercharaktern sehr gefallen, grosses Kino!
Ob es aber auch in Zukunft so glimpflich ablaufen wird?... >;D >;D >;D
Chaos:
Episch.
Mal sehen, was du als nächstes für die Charaktere auf Lager hast.
torben:
"Neues aus dem Lager" oder
Von Seite 2, da komm ich her,
ich muss Euch sagen, das reut mich sehr.
Uff, schon wieder mehr als 60 Tage kein Update der Geschichte. Nun wird's aber höchste Zeit!
Also, auf zur Schwarzglasmine!
Ach ja, kurz vorweg zwei Korrekturen:
1. Tinulins Helm stammt nicht von seinem Vorfahren Turulin, sondern von Findulin, der in der Schlacht des Letzten Bündnisses gestorben ist.
2. Ich habe erst von "Schwarzstein" bzw. der "Schwarzsteinmine" geschrieben. Bei der Durchsicht meiner Unterlagen bin ich aber zur Ansicht gelangt, das "Schwarzglas" passender ist. Als ich das den Spielern mitgeteilt habe, erwiderte Bóins II. Spieler sogleich, es sei ja auch "Dragonglass" bei Game of Thrones bzw. Obsidian. Tja, wo er Recht hat, hat er... ~;D >;D >;D
Session 61: Teil 1
29.8.-8.9.2784 3Z
Harkes Kleinzwergenbinge - Tal der Schwarzglasmine
Nachdem Harke den Gefährten auf einer Karte die Lage der Schwarzglasmine gezeigt hat, ziehen sich die beiden Kleinzwergenfürsten bis zum Abend zurück, um die zahlreichen Aufgaben zu besprechen, welche die Vereinigung ihrer Stämme mit sich bringt. Als es draussen bereits dunkel geworden ist, treffen Harke und Horge wieder mit den Gefährten zusammen und besprechen das weitere Vorgehen. Horge erklärt, dass die Kleinzwerge die Wasserfallpforte wieder bemannen und in Stand setzen werden. Diese Aufgabe werde Harke persönlich mit 50 wehrhaften Männern übernehmen. Des Weiteren sollen je 25 kampferprobte Männer zum Schutz der beiden kleinzwerigschen Heimstätten abgestellt werden. Horge selbst wolle am 31. August 2784 3Z mit 20 erfahrenen Männern zur Schwarzglasmine aufbrechen, einerseits, um dort nach dem Rechten zu sehen, und andererseits, um den Abbau des mächtigen Schwarzglases massiv zu erhöhen. Für die Gefährten ist rasch klar, dass sie Horge zur Schwarzglasmine begleiten werden, denn auch sie sind daran interessiert, dass der Abbau dieses gegen die Eiswesen offenbar sehr effektiven Werkstoffs vorangetrieben wird. Es stellt sich in der Folge allerdings die Frage, was mit dem jungen Uffe geschehen soll, dessen Teilnahme an dieser Expedition eher hinderlich wäre, der aber auch nicht bei den Kleinzwergen auf Bjarmis Rückkehr warten will, zumal sich seine Mutter in Hjolgars Flüchtlingslager sicher Sorge machen dürfte. Arrohir gefällt Uffes kämpferische Natur, weshalb er bereit wäre, den Jungen zur Schwarzglasmine mitzunehmen. Bóin II. spricht sich jedoch klar dagegen aus, denn den erfahrenen Zwerg überkommt bei der Erwähnung der Mine ein ganz ungutes Gefühl, dem er mit den kryptischen Worten "Vielleicht haben sie zu tief gegraben" Ausdruck verleiht. Nach längerer Diskussion schlägt Bjarmi schliesslich vor, gemeinsam mit Uffe in Harkes Heimstatt auf die Rückkehr der Gefährten zu warten. Calendins Gegenvorschlag, Bjarmi und Uffe könnten auch Fürst Harke und seine Leute zur Wasserfallpforte begleiten und dort auf die Gefährten warten, gefällt den beiden Helutavi sogar noch besser.
Den nächsten Tag nutzen die Gefährten, um ihre Vorräte aufzufrischen und die Ausrüstung zu pflegen, da ihnen ein Marsch von neun Tagen bis zur Schwarzglasmine bevorsteht.
Als die Gefährten am Morgen des 31. August 2784 3Z zusammen mit Horges und Harkes Scharen aufbrechen, trägt Tinulin erneut den Helm seines Vorfahren Findulin. Schon bald trennen sich die Wege der beiden Gruppen, und die Gefährten verabschieden sich von Bjarmi und Uffe sowie Fürst Harke und seinen Männern. Während Harkes grosser Trupp weiter nach Osten zieht, übersteigen die Gefährten mit Horges Leuten noch am selben Tag einen Pass an der Südseite des Kleinzwergentales. Harke und Horge haben ihre Begleiter aus beiden Stämmen vermischt ausgewählt, um dadurch die Versöhnung der ehemals verfeindeten Männer möglichst rasch herbeizuführen. Am folgenden Tag wandern die Gefährten und Horges Schar einem Fluss entlang nach Westen, bis sie am Abend zu einem See gelangen, an dessen Ufer sich bereits dickes Eis zu bilden beginnt. Arrohir und Maira, die beiden einzigen Menschen der Reisegruppe, haben mit den zunehmend arktischen Temperaturen zu kämpfen und sind nachts unbedingt auf ein wärmendes Feuer angewiesen.
Calendin hält in der Nacht Wache, während Tinulin die Zeit zur Meditation nutzt und Arrohir in seinen Träumen ein weiteres Mal mit der verführerischen Frau zusammentrifft. Anders als bei ihren letzten Begegnungen ist ihr Blick jedoch zunächst nicht voller Lust und Verlangen erfüllt, sondern von Sorgen geprägt. Erst als sie den jungen Dunadan genau erkannt hat, wandelt sich ihr Blick und wird umso liebevoller und begieriger. Auch dieses Mal lässt sich Arrohir vom lustvollen Anblick davontragen, und nachdem die Leidenschaft ihren Höhepunkt erreicht hat, fragt sie ihn mit sehnsüchtigem Blick: "Wann kommst Du zu mir?" Als Arrohir zurückfragt, wo er sie finden könne, zwinkert sie ihm mit einem kecken Lächeln zu, welches zu sagen scheint: "Du weisst bereits, wo Du mich findest."
Während seiner Meditation fing Tinulin plötzlich eigenartige Schwingungen auf, konnte jedoch weder den Sender noch den Empfänger derselben ausmachen. Dafür wurde er aber ganz deutlich eines sehr beunruhigenden, tief schwarzen Untertons gewahr, der die Schwingungen begleitete.
Am Morgen des 2. September 2784 3Z ruft Tinulin die Gefährten noch vor dem Aufbruch zusammen, um mit ihnen über seine nächtliche Entdeckung zu sprechen. Dabei stellt er mit ernster Miene die Frage in den Raum, ob irgendjemand in der Nacht Kontakt mit dem Feind gehabt habe. Ahnungsloses und unbeschwertes Schweigen erfüllt die Runde, welches nur in Arrohirs Fall betreten wirkt und ihn fast beschämt zu Boden blicken lässt. Immer mehr Augenpaare richten sich auf den jungen Dunadan, bis schliesslich auch Tinulin ihn scharf ansieht und sagt, wovon auch immer Arrohir geträumt habe, er müsse sich im Klaren darüber sein, dass dabei auch etwas abgrundtief Schwarzes und Böses mitschwinge. Arrohir hat inzwischen einen hochroten Kopf bekommen und wagt es nicht, Tinulins Augen zu begegnen, sondern blickt weiterhin schuldbewusst zu Boden. Da er jedoch stumm bleibt, geht Calendin Arrohir an und fragt ihn, ob er nicht von seinen nächtlichen Träumen berichten wolle. Der junge Mann fühlt sich zwar ganz zu Recht ertappt, er kann aber dennoch nicht anders reagieren, als Calendin schnippisch zurückzufragen, ob er denn nicht selbst etwas geträumt habe. Gelassen gibt der Waldelb zur Antwort, dass er die ganze Nacht hindurch Wache gehalten habe, bevor er nachhakt und Arrohir fragt, ob es ihm denn schwer falle zu glauben, dass das, was er geträumt habe, etwas Böses sein könnte. Ein Ausdruck von Hilflosigkeit und Unglauben liegt auf Arrohirs Gesicht, als er mit noch immer leicht gesenktem Kopf nickt, ohne dabei ein Wort zu sagen. Da tritt Tinulin noch näher an Arrohir heran und sagt mit scharfem Blick und strengem Tonfall, er solle gut aufpassen, sonst müsse am Ende er Arrohirs Kampf an seiner Stelle übernehmen. Auch Bóin II. ergreift nun das Wort und sagt zu Arrohir, dass es immer diese schlimmen Frauen seien, die etwas ganz Böses an sich hätten, das habe er ja schon damals bei Dionor, der Ehefrau von Truchsess Beregond, am eigenen Leib erfahren können. Bei diesen Worten schüttelt der junge Mann den Kopf und erwidert energisch, so sei "sie" nicht, "sie" sei nett, und zudem benötige "sie" seine Hilfe, wobei er jedoch nicht erwähnt, dass er das nur aus dem besorgten Blick der Frau zu Beginn ihrer letzten Begegnung und der drängenden Frage, wann er zu ihr komme, geschlossen hat. Tinulin schilt Arrohir, er müsse sich zu allererst mit seinem Geist, nicht bloss mit seiner Klinge Farongyrth, dem Bösen entgegenstellen. In seinem Herzen bestehe eine Lücke, die er aber auf keinen Fall mit etwas Schwarzem füllen dürfe, ganz gleich wie liebreizend es auch daherkommen möge. Einstweilen sei es daher an seinen Gefährten und seiner Schwester Maira, diese Lücke zu füllen, auf dass nichts Böses in sein Herz eindringen könne. Von diesen Worten zu Mitleid gerührt, geht Maira zu ihrem Bruder und legt ihm ihre Hand auf die Schulter, bevor sie mit keine Widerworte duldender Bestimmtheit sagt, sie sollten jetzt packen und aufbrechen. Arrohir ist so froh und dankbar für diese Unterbrechung, dass er gar nicht bemerkt, dass Tinulin Maira bei ihren Worten kurz versöhnlich zugelächelt hat.
Je länger die Reise zur Schwarzglasmine dauert, desto kälter wird es, und vor allem Arrohir und Maira macht der Ganztagesfrost immer mehr zu schaffen. In der Nacht vom 7. auf den 8. September 2784 3Z lagern Horges Schar und die Gefährten in einer Biegung am Eingang zum Tal der Schwarzglasmine. Zunächst ist der Nachthimmel noch sternenklar und frostige Kälte umfängt das Lager, doch plötzlich kommt ein heftiger Eissturm auf und zieht mit aller Macht über die Gefährten hinweg. Die scharfen Eiskristalle werden so schnell durch die Luft gewirbelt, dass sie freiliegende Haut sofort und mühelos aufritzen. Bóin II. gefällt der plötzliche Wetterumschwung gar nicht, weshalb er sich für eine verstärkte Wache ausspricht, die abwechselnd aus ihm und Khufur sowie je mindestens vier Kleinzwergen bestehen soll. Auch Tinulin bleibt wach und hält nach Feinden Ausschau, während Calendin stets ein Auge auf den gut eingehüllt schlafenden Arrohir hat. Der junge Mann wird in seinen Träumen tatsächlich ein weiteres Mal von der verführerischen Frau besucht, deren Blick zunächst noch sorgenvoller als beim letzten Mal, ja sogar ängstlich, wirkt. Vielleicht trägt auch der Umstand, dass sie ihn nicht gleich von Beginn an mit ihrem betörenden Blick in ihren unwiderstehlichen Bann zieht, dazu bei, dass Arrohir zumindest jetzt noch etwas nüchterner agieren und die Kontrolle über seine Gefühle behalten kann. Davon getrieben, mehr über den Aufenthaltsort des Feindes wie auch seiner Liebe zu erfahren, nutzt er die Gelegenheit, um sie zu fragen, wo ist sei. Als sie ihm darauf in die Augen blickt, erhascht er ein kurzes Bild von einem hohen Berg, dessen Fuss ganz von Eis umschlossen ist. Arrohir ahnt, dass es sich bei dem Berg und jenen Gipfel handeln könnte, der mitten im grossen Gletscher steht, der in die nördlichste Bucht des Eismeeres fliesst. So schnell wie das Bild gekommen ist, ist es auch schon wieder verschwunden, und Arrohir erkennt nur noch, dass ihm seine Gespielin ein vielsagendes Zwinkern zuwirft, bevor sie mit einer verführerischen Macht loslegt, der er nichts mehr entgegensetzen kann. Schon bald darauf erkennt Calendin an Arrohirs beschleunigter Atmung, dass er sich wohl wieder in einem verfänglichen Traum befinden könnte, weshalb er Tinulin informiert. Rasch bereitet sich der Noldo auf einen Zauber vor, der es seinem Geist ermöglicht, in Arrohirs Traum einzudringen, und schon wenig später befindet er sich tatsächlich mitten im Liebestraum des jungen Mannes. Die beiden Liebenden sind schockiert, als sie Tinulins Anwesenheit gewahr werden, und mit einem enttäuschten, angewiderten und vorwurfsvollen Blick stösst die Frau Arrohir von sich weg, dem im selben Moment bewusst wird, dass nun alles zusammenbricht und verloren ist, da er sie und ihren gemeinsamen Traum verraten hat. Mit klarer Stimme nennt Tinulin seinen Namen und fragt die Frau, wer sie sei. Als sie sich dem Noldo zuwendet und ihn mit einem neugierigen Blick taxiert, glaubt Arrohir, sie könnte sich vielleicht für den gutaussehenden Elben zu interessieren beginnen und ihn links liegen lassen. Die Frau gibt Tinulin keine Antwort, sondern beobachtet ihn weiterhin nur interessiert, bis er schliesslich sagt, sie solle gehen und nie wiederkehren. Da wendet sie sich nochmals Arrohir zu und Besorgnis und Angst kehren auf ihr Gesicht zurück, als sie fast schon flehend fragt: "Wann kommst Du endlich, um mir zu helfen?" Arrohir ist zu aufgewühlt, um ihr zu antworten, doch er kann sich zumindest ein bisschen beruhigen, als er erkennt, dass ihr letzter Blick doch wieder versöhnlich ist, bevor sie sich zurückzieht und kurz darauf verschwunden ist. Tinulin hingegen verspürt eine Nachwelle schwarzer Energie, kaum dass sie Arrohirs Traum verlassen hat. Gleich darauf erwacht Arrohir, doch Tinulin steht noch immer in Verbindung mit dem jungen Mann und gibt ihm im Geiste ein: "Du Tor! Fällst auf eine Illusion des Bösen herein, die auf Dich zugeschnitten ist." Danach löst der Noldo die geistige Verbindung und sieht dem aufgewühlten Dunadan genau in die Augen, während er sagt, der Feind habe seine Lücke mit Tücke gefüllt und versuche, ihn zu täuschen. Das könne er an ihren kleinen, unpassenden Reaktionen erkennen, wenn etwas nicht so sei, wie sie es haben wolle. Er solle von der Frau ablassen, die vorgebe, es nur auf seine Triebe abgesehen zu haben. In Wirklichkeit gehe es ihr nämlich darum, ihn und die Gefährten zu täuschen. Sollte Arrohir sich noch einmal mit der Frau treffen, müsse er damit rechnen, ernsthaft Schaden zu nehmen. Im ersten Moment ist Arrohir noch immer sauer über Tinulins rücksichtsloses Einschreiten, dann jedoch blickt er beschämt zur Seite. Der Noldo lässt aber noch immer nicht von ihm ab, sondern insistiert mit scharfem Blick, um zu erkennen, ob der junge Mann seine Worte wirklich verstanden und verinnerlicht hat. Nach einer Weile nickt Arrohir schliesslich, und es sieht so aus, als sei ihm klar geworden, welches Gut hier höher wiegt, seine Begierde oder das Wohl der Gefährten.
// Metageblubber:
Der Spieltag war aufgrund äusserer Umstände zeitlich verkürzt, weshalb ich die Reise von Harkes Heimstatt zur Schwarzglasmine möglichst rasch abhandeln wollte, schliesslich gilt es ja die Eiswesen aufzuhalten. Allerdings musste ich auch Arrohirs Traumbekanntschaft Platz einräumen, damit hier eine kontinuierliche Entwicklung stattfinden konnte. So war die Session im ersten Teil eher "esoterisch" geprägt, bevor es dann im zweiten Teil handfester zur Sache ging.
Die Traumsequenzen sind ein bisschen eine Gratwanderung, da sie sich zum grössten Teil in Arrohirs Kopf abspielen und ich ihm gewisse Gefühle vorgebe. Dabei ist mir wichtig, dem Spieler dennoch genügend Freiraum zu lassen, sodass er sich nicht "gegängelt" fühlt. Im Spiel handhabe ich das über einen Widerstandswurf, der Arrohir zusteht. Je besser er widersteht, desto grösser ist seine Kontrolle und Einflussmöglichkeit auf das Traumgeschehen. Widersteht er hingegen schlecht, übernehmen eher seine Triebe die Führung und er folgt der Versuchung. Bis jetzt, da sind Arrohirs Spieler und ich uns einig, haben wir diese Gratwanderung sehr gut hinbekommen und es bleibt in alle Richtungen spannend, ohne dass eine "Gängelung" spürbar wäre. Arrohirs Spieler, der ja gleichzeitig auch Tinulin spielt, ist zudem froh, dass er nun mit dem Noldo von Arrohirs Gespielin erfahren konnte und da nun eingreifen kann.
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