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[MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
torben:
Mitleid, vorwärts Marsch! "Auf auf zum... äh... Herz der Schwärze?" ;D
Session 63: Teil 1
9.9.-12.9.2784 3Z
Schwarzglasmine - Gletscherberg
Nachdem auch mehrere Minuten nach dem Erwachen der untoten Kleinzwerge keine feindlichen Truppen beim Tor zur Schwarzglasmine zu entdecken sind, lässt Fürst Horge zwei Drittel seiner Männer als Wache zurück, während er mit den verbleibenden zehn Männern und Bóin II. zu Tinulin geht, um mehr über Mairas Zustand zu erfahren. Calendin und Khufur bleiben bei den Torwachen, und der Waldelb wirft sicherheitshalber nochmals einen langen Blick nach draussen, kann aber auch jetzt nur einige träge herabfallende Schneeflocken entdecken. Immerhin bemerkt er selbst durch die enge Ritze, die ihm als Ausguck dient, dass die Temperatur massiv gefallen ist und der Winter seine eisigen Krallen ausgefahren hat.
Unterdessen fragt Tinulin voller Sorge erneut Maira, was sie in ihrem Traum gesehen habe. Die junge Heilerin kann ihm jedoch zuerst keine Antwort geben, zu sehr irritiert sie der Umstand, dass sie um die Herzregion des Elben wie auch ihres Bruders ein rötliches Leuchten wahrnimmt. Bei sich selbst hingegen sieht sie eher ein Farbgemisch aus rot und blau, was sie zusätzlich verunsichert. Nachdem sie sich ein bisschen gefangen hat, wiederholt sie, im Traum zunächst nur Schwärze gesehen und eine Kälte gespürt zu haben, die sich immer mehr in ihr ausgebreitet habe, bis sie schliesslich glaubte, ganz zu Eis zu erstarren. Doch dann habe sie plötzlich eine weibliche Stimme gehört, die ihr befohlen habe, nach Südwesten zu gehen und sich dort zu versammeln. Als in diesem Moment Bóin II. und Fürst Horge hinzukommen, ist der Kleinzwerg angesichts Mairas linker schwarzer Augenhöhle alarmiert, doch Tinulin kann ihn beschwichtigen, indem er rasch erklärt, dass Maira zur einen Hälfte noch Mensch sei und sie die andere Hälfte zurückgewinnen müssten. Mairas Zustand könne sich vielleicht sogar als Vorteil entpuppen, solange der Gegner nichts davon wisse. Der Noldo glaubt, sie sollten dem Befehl folgen, welchen Maira erhalten hatte, um so zum "Herz der Schwärze", wie er das Zentrum der bösen Macht nennt, zu gelangen, zumal er erkennt, dass sie ohne die Schwarzglaswaffen keine Armee werden aufstellen können. Als Maira sagt, dass sie noch immer den Drang verspüre, nach Südwesten zu gehen, sich diesem nun aber widersetzen könne, fragt Bóin II. Horge, ob er die Gefährten auf diesem Weg begleiten würde. Der Fürst erwidert, dass er den Befehl über 30 Kleinzwerge habe und nun erstmal die Lage neu einschätzen müsse, zumal völlig unklar sei, wohin die Reise der Gefährten überhaupt gehen solle. Tinulin verleiht seiner Hoffnung Ausdruck, der Fürst könne sie mit seinen fünf besten Männern begleiten, während sich der Rest der Kleinzwerge zur Wasserfallpforte zurückziehen solle. Horge nimmt die Bitte des Noldos zur Kenntnis, vertagt den Entscheid über das weitere Vorgehen aber auf den Tagesanbruch.
Als Tinulin, Bóin II., Arrohir und Maira wieder unter sich sind, schlägt der Zwerg dem Noldo vor, Mairas untote Körperhälfte an das Siegel zu halten, um sie zu heilen. Derweil wird Maira immer panischer, denn sie sagt, es gelinge ihr nicht, die Kälte durch den Einsatz ihrer Heilkräfte zu vertreiben. Da schickt Tinulin Arrohir mit der Bitte zu Fürst Horge, er möge mit einer Schwarzglaswaffe zu ihnen kommen. Wenig später steht der junge Dunadan vor dem sich mit einigen anderen Kleinzwergen beratenden Fürsten und bittet ihn, er möge mit seiner Waffe zu Maira kommen, um zu testen, wie sie darauf reagiere. Als ihn Horge verwundert ansieht und fragt, ob Arrohir tatsächlich wolle, dass er Maira mit seiner Axt Dunkelfluch fälle, winkt der junge Dunadan jedoch ab, denn ihm ist gerade klar geworden, dass der Dunkelfluch selbst gar keine Schwarzglaswaffe ist. Als er dies Tinulin mitteilt, spricht sich auch der Noldo für Bóins II. Vorschlag mit dem Siegel aus.
Bald darauf erreichen die vier Gefährten, Maira von Bóin II. gestützt, im Schein einer Fackel die Holzbarrikade vor dem Siegel. Zu Mairas Verwunderung kann sie seit Neustem selbst in grosser Dunkelheit deutlich besser sehen, was aber vor allem auf das rötliche Leuchten zurückzuführen ist, welches sie aus den Körpern ihrer Begleiter strahlen sieht. Nachdem sie die Holzbarrikade überwunden haben und vor dem schwarzen Siegelstein stehen, kann keiner von ihnen ein Leuchten hinter dem Siegel erkennen, und auf Tinulins Nachfrage hin sagt Maira, sie spüre auch sonst nichts Besonderes. Langsam nähern sie sich dem eingeritzten Zeichen Aulës, und Bóin II. sagt zu Maira, sie solle das Siegel an dieser Stelle vorsichtig berühren. Während Tinulin ein Lied über Elbereth, die Herrin der Sterne und Erzfeindin Morgoths, anstimmt, berührt die junge Heilerin das Siegel vorsichtig mit der Hand und taumelt, von einem heftigen Schlag durchgeschüttelt, sogleich benommen zurück. Tinulin glaubt, sie hätten den Weg zur Austreibung der Schwärze gefunden, die von Maira Besitz ergriffen hat, und er fordert sie auf, das Siegel bei der nächsten Berührung geistig zwischen sich und die Schwärze zu stellen. Zur Unterstützung legt ihr der Noldo die Hand auf die kalte, linke Schulter und singt noch inbrünstiger, als Maira das Siegel ein zweites Mal berührt. Wieder wird sie von einem Schlag getroffen, der ihr durch Mark und Bein geht und sie vor Schmerzen aufschreien lässt. Noch immer kehrt keine Wärme in Mairas linke Schulter zurück, weshalb Tinulin nun ein umwerfendes Lied der Unterstützung anstimmt, während er ihre linke Hand erneut auf das Siegel hält.
[Technisch gesprochen: Gesangswurf von Tinulin: UM 96 + 100 + 26 + 153 Singen = 375... schöner die (Traum-)Engel nie sangen.]
Dennoch ist der Schlag, den die junge Heilerin dieses Mal zu spüren bekommt, so stark, dass er sie von den Füssen gerissen und niedergestreckt hätte, wäre sie von Tinulin nicht rechtzeitig aufgefangen worden. Schwer benommen und von starken Schmerzen geschüttelt, ist von Maira nicht mehr als ein leises, erschöpftes und verzweifeltes Wimmern zu hören. Als ihre linke Schulter auch jetzt noch immer nicht warm wird, nimmt Tinulin Mairas linke Hand in seine rechte, während er mit seiner linken das Siegel berührt, was jedoch keinerlei Reaktion nach sich zieht. Betrübt muss der Noldo Bóin II. darin zustimmen, dass sie Mairas Zustand auf diesem Weg nicht verbessern können, und ihre linke Hand ist noch immer eiskalt, als er sie zum Zeichen des Abbruchs küsst. Als er gleich darauf sagt, sie sollten wieder nach oben gehen, da es hier unten für die Menschen doch empfindlich kalt sein dürfte, erwidert Maira, dass sie keine Kälte verspüre. Arrohir ist hingegen mächtig kalt, und so machen sie sich auf den Rückweg zu den anderen. Unterwegs sagt Bóin II. zu Tinulin, dass sie es Maira schuldig seien, sie nach Imladris zu bringen, wo ihr sicher geholfen werden könne, denn ohne die junge Heilerin wären sie niemals bis hierher gekommen. Unterdessen erzählt Arrohir seiner Schwester einige Anekdoten aus ihrer gemeinsamen Kindheit, um sie so auf andere Gedanken zu bringen. Als Maira Tinulins Verzweiflung erkennt und ihn fragt, was man denn nur tun könne, erwidert der Noldo, dass er nicht wisse, wie sie ihr die rasche benötigte Hilfe zukommen lassen könnten, die sie ihr schuldig seien.
Oben im Lager angekommen, ist auch Maira verzweifelt, während Arrohir deprimiert ist und schon bald darauf eindöst. Fieberhaft sucht Tinulin nach einer Lösung und ist schon fast versucht, Maira mit einer für untote Wesen tödlichen Waffe zu ritzen, doch da gibt ihm Bóin II. zu bedenken, dass sie gar nicht mit einem untoten Wesen in Kontakt gekommen sei. Der Noldo erwidert jedoch, dass dies sehr wohl der Fall gewesen sei, wenn auch auf eine andere Art und Weise, und dass sie sich zudem schon an der Schwelle zu einer anderen Welt befunden habe. Nach einer Weile hellt sich Mairas Miene zumindest ein bisschen auf, als sie den anderen verkündet, dass sie die Schmerzen vom Siegel habe lindern können, welche sie im ganzen Körper gespürt habe. Die Kälte hingegen, welche vor allem von ihrer linken Lunge ausgehe, vermöge sie nicht zu beeinflussen oder gar zu verdrängen. Nach einer Weile kommt Tinulin zum Schluss, dass auch der Einsatz einer für untote Wesen tödlichen Waffe nicht zum Ziel führen kann, weil dadurch das schwarze Wesen in Maira nicht ausgetrieben, sondern zu ihrem Schaden vernichtet würde. Er will daher so schnell wie möglich zum "Herz der Schwärze" aufbrechen, wie er es nennt, um diesem Spuk ein Ende zu bereiten. Müde wendet Bóin II. ein, dass er erst noch ein bisschen ruhen müsse, worauf Maira beim Anblick des erschöpften Zwergs eine Idee kommt. Allen Einwänden, sie müsse sich schonen, zum Trotz, berührt die junge Heilerin Bóin II. mit der rechten Hand sanft an der Stirn, und bald darauf stellen beide erfreut fest, dass sich sein Zustand zusehends verbessert, womit für Maira klar ist, dass sie grundsätzlich noch immer über die Kraft verfügt, sich und andere zu heilen. Tinulin hat derweil damit begonnen, einen Tee aus Heilkräutern zu kochen und gibt Arrohir davon zu trinken, als dieser für kurze Zeit aus einem traumlosen Schlaf erwacht. Bald darauf schlafen die beiden Menschen wieder ein und auch Tinulin, der Mairas rechte Hand hält, döst für eine Weile ein. Nachdem sich auch Bóin II. eine kurze Ruhepause gegönnt hat, geht er zum Eingangstor, um Khufur abzulösen und ihm von ihren neuen Erkenntnissen zu berichten. Der junge Zwerg ist zuerst zwar widerspenstig, schliesslich überwiegt aber doch die Aussicht auf etwas Erholung, und so geht er zurück zum Lager, um ebenfalls zu schlafen. Arrohir schläft unruhig, und die Kälte im Lager lässt ihn an Eis denken, worauf schon bald das Bild eines Gletschers sowie eines mitten aus dem Eis ragenden Berges vor seinem geistigen Auge erscheint.
Als Bóin II. und Calendin zur Zeit der Morgendämmerung des 10. September 2784 3Z zum Lager zurückkommen, ist Tinulin voller Gedanken und wiederholt sein Anliegen, so schnell wie möglich zum Herz der Schwärze vorzustossen. Bóin II. glaubt zwar nicht, dass das etwas helfen könne, da Maira nie mit einem untoten Wesen in Kontakt gewesen sei, doch Calendin gibt zu ihm zu bedenken, dass die wiederbelebten Kleinzwerge von untoten Eiswesen getötet worden seien, weshalb dieser Weg auch für ihn zumindest verfolgenswert erscheint. Tinulin ist sich jedoch nicht sicher, in welche Richtung sie gehen müssen, um zum Herz der Schwärze zu gelangen, weshalb er im Zweifel Maira folgen würde. Sollte sie die Gefährten tatsächlich zu einer Versammlung der Eiswesen an irgendeinem Ort führen, wäre das zwar sehr gefährlich, insgeheim hofft der Noldo aber darauf, das Herz der Schwärze könnte die Eiswesen zu sich gerufen haben, denn dann wäre es eine gute Chance. Nach Imladris zu gehen, hält Tinulin aufgrund des langen Weges hingegen für keine Option, zumal unklar ist, ob sie ihn jetzt im hereinbrechenden Winter überhaupt noch zurücklegen könnten.
Nachdem alle Gefährten ausgeschlafen haben, meint Arrohir zum weiteren Vorgehen befragt, ihm sei alles recht, Hauptsache es gehe bald los. Khufur begreift die ganze Situation erst nach einigen längeren Erklärungen und sagt schliesslich, er werde natürlich seinem Meister Bóin II. folgen, der ebenfalls dafür ist, Maira zu folgen. Als bald darauf Fürst Horge hinzukommt, und Tinulin ihm den Plan der Gefährten erklärt hat, fragt der Kleinzwerg, wo das Ziel ihrer Reise liege. Hierauf kann der Noldo keine Antwort geben und sagt nur, dass sie Maira folgen oder zum Gletscherberg gehen wollen, der ihm noch immer nicht aus dem Kopf gehe. Der Noldo hofft auf Horges Unterstützung und würde sich freuen, wenn der Fürst zusammen mit sechs seiner Männer die Gefährten begleiten würde. Der Fürst erklärt, dass er seine Männer zur Wasserfallpforte oder den Heimstätten schicken werde, wo sie am dringendsten gebraucht würden, worauf Tinulin darum bittet, dass er dennoch mindestens einen seiner Männer mitschicken sollte, sonst könnte es am Ende heissen, die Kleinzwerge hätten ihren Beitrag zur Sache nicht geleistet. Als Horge klarstellt, dass sich die Kleinzwerge noch nie einfach in die Büsche geschlagen hätte, greift Tinulin den Gedanken auf und sagt: "Vor allem die Kleinzwerge von Cameth Brin haben das nie getan." Mit sichtlichem Stolz erwidert Fürst Horge, er werde, wie vor langer Zeit schon sein Ahnherr Fürst Harkval von Cameth Brin, den Menschen gegen die Dunkelheit beistehen und die Gefährten persönlich begleiten. Diese Ankündigung entlockt Bóin II. eine tiefe Verneigung und Tinulin ein anerkennendes Nicken. Als Arrohir ausruft "Horge von Cameth Brin", korrigiert ihn der Fürst und sagt "Horge vom Donnersee, Nachfahre von Harkval von Cameth Brin".
Fürst Horge hat den Aufbruch seiner Männer zu den Heimstätten für den nächsten Morgen geplant, und auch die Gefährten bereiten sich für den Aufbruch vor. Ein Blick auf ihre Karten zeigt, dass in der Richtung, in welche Maira gezogen wird, Nunavuk, das Dorf der Fischmenschen, der Leikkitiri, liegt. Die Gefährten packen Proviant für 15 Tage ein, um diese Distanz sicher zurücklegen zu können.
In der Nacht träumt Arrohir abermals von der betörenden Frau, die ihn aus der Distanz zu sich heranwinkt. Er kann ihrem Reiz aber widerstehen und bleibt auf Abstand, worauf sie verzweifelt zusammenbricht und allmählich wieder aus seinem Traum verschwindet. Kurz bevor sie jedoch ganz verschwunden ist, erblickt der junge Dunadan vor seinem geistigen Auge nochmals einen ganz von Schnee und Eis umschlossenen Berg. Bald darauf wird plötzlich Maira aus dem Schlaf gerissen und von einer unsichtbaren Macht erneut fortgezogen. Von ihren Bewegungen wacht auch Arrohir auf und kann seine Schwester solange festhalten, bis sie ihren Drang loszumarschieren allmählich und unter grosser Anstrengung wieder unter Kontrolle bringen kann. Dem ebenfalls aufgewachten Tinulin erklärt sie auf seine Frage, dass es sie erneut nach Südwesten gezogen habe, wo sie sich mit allen anderen versammeln solle. Arrohir gesteht dem Noldo gleich darauf, dass er nochmals von der betörenden Frau geträumt, ihr dieses Mal aber widerstanden habe. Als er sie am Ende seines Traums wieder fortgeschickt habe, hätte er abermals kurz den Gletscherberg gesehen. Sogleich geht Tinulin zu Fürst Horge, um ihn zu fragen, ob in südwestlicher Richtung noch weitere Gletscher zu finden seien. Der Kleinzwerg kann dem Noldo diese Frage jedoch nicht beantworten, da die Kleinzwerge seines Wissens noch nie südwestlich des Tals der Schwarzglasmine gewandert seien.
Der Morgen des 11. September 2784 3Z empfängt die Gefährten und Fürst Horges Kleinzwerge mit eisiger Kälte. Als sie alle gemeinsam die Schwarzglasmine verlassen und den Eingang sorgfältig verschliessen, dreht sich Tinulin nochmals um und sagt: "Möge dieser Ort auch weiterhin der Welt seinen Schutz geben, bei Aulë und den Mächten des Westens." Aufgrund Arrohirs letzten Traumes beschliessen die Gefährten und Fürst Horge, zunächst einen Pass am östlichen Ende des Schwarzglasminentals zu erklimmen, von dem aus der Gletscherberg zu sehen sein sollte, und sich erst dort bezüglich ihres Reiseziels zu entscheiden. Unterwegs spürt Arrohir den kalten Griff des Winters, während Maira mit den eisigen Temperaturen deutlich besser zu Rande kommt. Nachdem sie sich am Nachmittag von den zur Wasserfallpforte weiterziehenden Kleinzwergen verabschiedet haben, steigen sie langsam zum zwar nicht sehr hohen, aber völlig verschneiten Pass hinauf. Da sie in dem unwegsamen Gelände nur langsam vorankommen, sieht sich Calendin schon frühzeitig nach einer guten Übernachtungsmöglichkeit um und entdeckt auf halber Höhe zum Pass eine kleine, unbewohnte Höhle, in welcher sie bald darauf ihr Nachtlager einrichten. Mit Steinkohle aus den Vorräten der Schwarzglasmine entfachen sie rasch ein wärmendes Feuer, und Arrohir und Maira wärmen sich auch gegenseitig, während die Elben und Zwerge die Wacheinteilung vornehmen. Anschliessend besprechen die Gefährten und Fürst Horge, wie sie gegebenenfalls den Gletscher auf ihrem Weg zum Gletscherberg überqueren könnten und was sie dort zu erwarten hätten. Bóin II. rechnet mit einem Heer von Wachen, während Tinulin glaubt, dass es sich beim "schwarzen Herzen" um eine oder vielleicht zwei Personen handeln dürfte, welche sie im Kampf besiegen müssen. Mit Blick zu Calendin und Bóin II. fährt der Noldo fort, dass sie bereits schon einmal in einer ähnlichen Situation gewesen seien und auch damals überlebt hätten. Um Arrohir und Maira nicht unnötig in Angst und Schrecken zu versetzen, spricht Tinulin nicht aus, dass er und seine beiden Begleiter, damals noch mit Arrohirs Vater Caedmon, nach Mordor gegangen waren, um die Gebeine Morgams, eines mächtigen Schattenwesens und ihres grössten Widersachers, zu behändigen. Auch in dieser Nacht wird Maira wieder vom Drang gepackt, unverzüglich aufzubrechen und in Richtung Südwesten loszumarschieren. Nur mit grösster Mühe gelingt es ihr, das Verlangen zu unterdrücken, aber sie spürt, dass die Kraft des Befehls stetig zunimmt und sie ihm schon bald als willenloses Opfer erliegen könnte.
Beim ersten Tageslicht des 12. September 2784 3Z brechen die Gefährten erneut auf und erreichen wenige Stunden später die Passhöhe, von der aus sich ihnen ein überwältigender Ausblick bietet. Im Osten schiebt sich von Norden herkommend ein Gletscher von riesigen Ausmassen allmählich nach Süden, um schliesslich in die nördlichste Bucht des Eismeeres zu münden. Mitten in dem gigantischen Feld aus teils glatt dahinfliessendem, teils sich steil auftürmendem Eis ragt in guten 30 Kilometern Luftlinie entfernt ein einsamer Berg in den wolkenbedeckten Himmel, doch können sie von ihrer jetzigen Position nur seinen untersten Teil sehen. Erstaunt erkennen die Gefährten, dass bereits ein Grossteil der Nordbucht von der Gletschermündung her zugefroren ist, und den Elben kommt es beinahe so vor, als könnten sie dem Packeis beim Wachsen zusehen. Mit ihren scharfen Augen können Tinulin und Calendin nach einer Weile ein Schiff ausmachen, das ein ganzes Stück vor der Bucht in Richtung Westen und Nunavuk segelt. Calendin kann es auf diese Entfernung zwar nicht mit letzter Gewissheit sagen, er glaubt aber zumindest, es müsse sich um Jelf Thorol handeln, der mit der Havspöke nach Nunavuk segle, um gemäss ihrer Vereinbarung die verbündeten Schnee- und Fischmenschen abzuholen. Umso deutlicher erkennen Tinulin und Calendin aber, dass dem Schiff zahlreiche grosse Tiere mit bleichen Körpern hinterherschwimmen. Als sie schliesslich nach Südwesten schauen, bemerken die Elben auch an der Küste zahlreiche grössere und kleinere Tiere, die stetig auf das Dorf der Fischmenschen zuhalten. Allen ist sofort klar, dass es sich bei diesen Tieren um untote Eiswesen handeln muss und dass ihr Ziel, und damit auch jenes von Maira, Nunavuk ist. Um zu einer Entscheidung über den weiteren Weg gelangen zu können, wollen die Gefährten noch ein Stück der nördlichen Bergflanke nach Osten folgen, bis sie schliesslich freie Sicht auf den Gletscherberg haben. Unterwegs müssen sie eine schwierige Kletterpassage hinter sich bringen, welche Calendin im Vorstieg aber derart meisterhaft bewältigt, dass der bis dahin eher deprimiert wirkende Arrohir sein Schwert Farongyrth zieht und voller Inbrunst ruft: "In die tiefste Grabesgruft oder auf die Bergspitze unter das hellste und heiligste Licht, nichts dazwischen! Für Arnor, Gondor und den Orden der Calatirnor!" Wohl auch ein bisschen von seinen eigenen Worten beflügelt, gelingt dem jungen Dunadan, wie auch fast allen anderen, die Kletterpassage problemlos. Einzig Bóin II. hat einen bangen Moment zu überstehen, als er an einer sehr steilen Stelle kurz das Gleichgewicht verliert. Schliesslich kommt aber auch der erfahrene Zwerg wohlbehalten bei seinen Freunden an.
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torben:
Session 63: Teil 2
Als die Gefährten schliesslich soweit nach Osten vorgestossen sind, dass sie nach Norden hin freie Sicht auf einen Grossteil des Gletschers sowie den ganzen Gletscherberg haben, glauben die Elben bei einem Blick zurück zur Bucht, dass dort das Packeis bereits weiter angewachsen ist. Der mitten aus dem gigantischen Eisfeld hoch aufragende Gletscherberg hat nach allen einsehbaren Himmelsrichtungen gerade abfallende Grate, ähnlich einer Pyramide, und kommt Arrohir sehr bekannt vor. Auch Maira hat bei seinem Anblick ein seltsam vertrautes Gefühl. Als Calendin die Frage stellt, wie sie übers Eis zum Berg gelangen können, erwidert Maira, dass sie einen Weg zu kennen glaube, und steigt ohne zu zögern die Bergflanke hinab in Richtung des unter ihnen entlangfliessenden Gletschers. Als die Gefährten nur noch etwa 100 Meter vom Gletscherrand entfernt sind und an mehreren Stellen höhlenartige Löcher im Eis erkennen können, deutet Maira auf eines und sagt mit seltsam steifem Blick, dort entlang führe ihr Weg. Tinulin will nichts dem Zufall überlassen und geht vor, um sich erst mal in der Höhle umzusehen. Die Ausmasse der eisigen Halle sind enorm, und Tinulin entdeckt mehrere Eiskanäle, die tiefer in den Gletscher führen. Zu seiner Erleichterung kann er keinerlei Eiswesen ausmachen und ruft daher schon bald seine Gefährten zu sich. Da auch der Untergrund aus purem Eis besteht, schliessen sich die Gefährten mit Hilfe von drei Seilen zu einer langen Seilschaft zusammen, welche von Tinulin angeführt wird. Immer im Abstand von gut 5 Metern folgt hinter dem an zweiter Stelle gehenden Arrohir Fürst Horge vor Maira, hinter der Bóin II. und Khufur gehen, gefolgt von Calendin, der den Abschluss bildet. Schon bald setzt sich die auf Mairas Gespür vertrauende Seilschaft mit gezogenen Waffen im Schein einer von der Heilerin getragenen Fackel in Bewegung und folgt einem der zahlreichen Gänge tiefer unter das Gletschereis. Nachdem sie eine ganze Weile durch die eisige Dunkelheit gewandert sind, sehen Tinulin und Calendin am oberen Ende eines während rund 20 Metern ansteigenden Eishanges plötzlich einen grossen Eiswolf, der sie mit bleich schimmernden Augen bedrohlich anknurrt. Beim Anblick der Bestie sagt Maira, dass sie in seiner Herzregion ein bläuliches Leuchten ausmachen könne. Noch bevor sie den Satz ganz ausgesprochen hat, beginnt der Eiswolf laut aufzuheulen. Rasch versucht Calendin, den auch seitlich ansteigenden Eishang ein Stück weit hinaufklettern, um eine freie Schussbahn zu erhalten, aber er benötigt auf dem rutschigen Untergrund zu viel Zeit, so dass der Eiswolf sich, nun wieder knurrend, hinter die Kuppe zurückziehen und die Gefährten von dort aus beobachten kann. Um den Hang erklimmen zu können, schlagen Arrohir und Khufur mit ihren mitgebrachten Hämmern und Meisseln Tritte ins Eis, während die Elben ihnen mit ihren Bögen von hinten Deckung geben. Als die beiden Jungspunde schliesslich die Kuppe erreichen, erkennen sie, dass sich der Eiswolf bereits ein Stück zurückgezogen hat. Der junge Zwerg kann in der Dunkelheit zudem noch zwei weitere Eiswölfe ausmachen, welche sich aber ebenfalls langsam zurückziehen, wobei sie die Gefährten stets im Auge behalten. Als gleich darauf auch Tinulin und Calendin die Kuppe erreichen, bemerkt der Noldo, dass sich diese Eiswesen deutlich weniger aggressiv verhalten als ihre Artgenossen, weshalb er zum Schluss kommt, dass es sich um eine Art Begrüssungskomitee handeln könnte. Tatsächlich halten die Eiswölfe einen gebührenden Abstand und ziehen sich teilweise sogar in Seitengänge zurück. Vor diesem Hintergrund rät Tinulin Calendin davon ab, Pfeile für diese Wesen zu verschwenden.
Immer weiter führt Maira die Gefährten durch die teils natürlich geformten, teils wie ins Eis gefräst anmutenden Gletschergänge, und als sie immer wieder mal an die Oberfläche des Gletschers zurückkehren, bemerken sie, dass sie dem Gletscherberg immer näherkommen. Unter ihren immer zahlreicheren, sie aus bleich schimmernden Augenhöhlen beobachtenden Begleitern entdecken sie bald auch mehrere riesige Eisbären. Die Anspannung der Gefährten wird immer grösser, und als sie am späten Nachmittag schliesslich den Gletscherberg erreichen, entdecken sie in ganzes Stück in der Höhe auf der Ostseite des südlich verlaufenden Grates ein Portal. Ohne eine Rast einzulegen, machen sie sich, gefolgt von sechs Eisbären und mehreren Wölfen, an den beschwerlichen Aufstieg, wobei sich Tinulin an drei weiteren Eiswölfen orientiert, welche ihnen vorauszugehen scheinen. Als sie schliesslich ohne Zwischenfälle das Portal erreichen, ist es bereits dunkel geworden. Endlich können sie ihre Seilschaft auflösen und durschreiten kurz darauf im Schein von Mairas Fackel das grosse, dunkle Portal. Auch der Stern aus Ithildin auf Tinulins Helm schimmert angesichts ihrer untoten Begleiter und verleiht dem Noldo ein umso eindrücklicheres Antlitz. Sobald sie die Portalschwelle überschritten und das Innere des Berges betreten haben, erkennen sie, dass die Wände und Gänge zahllose Risse und Spalten aufweisen, ganz so, als wären sie vor langer Zeit einem starken Erdbeben ausgesetzt gewesen. Bei der ersten Weggabelung, nur wenige Meter nach dem Eingang, wenden sich die Gefährten nach rechts und folgen vorsichtig dem Hauptgang, der sich wie ein Sechseck allmählich um ein abgetrenntes Zentrum zieht. Aus den von ihrem Weg nach rechts abzweigenden Gängen leuchten ihnen immer wieder die bleichen Augen untoter Eiswesen entgegen, die sie abwartend beobachten. Als sie die dem Eingang gegenüberliegende Seite des Sechseckganges erreicht haben, sehen sie eine Wegkreuzung, von welcher auf der linken Seite ein Durchgang ins Zentrum des Berges führt. Aus den anderen Gängen schauend, halten Eiswölfe und andere untoten Kreaturen die Gefährten stets im Auge, als die vorne gehenden Tinulin und Arrohir vorsichtig nach links um die Ecke biegen und in einen grossen, von zwei Feuern erhellten Raum blicken. Vom anderen Ende der Halle kommt ihnen, von zwei riesigen, bleichäugigen Eisbären flankiert, eine in ein schneeweisses Fell gehüllte Frau mit schwarzem Haar und einem auf seine ganz eigene Art betörend schönen Gesicht entgegen. Als sie Arrohir erblickt, wirft sie ihm einen Blick zu, den er als ein "Da bist Du ja" versteht, während er nun auch im wachen Zustand die anziehende Kraft dieser Frau zu spüren beginnt. Noch bevor die Frau etwas sagen kann, ergreift Tinulin das Wort und sagt: "Da ist sie ja, die Eiskönigin oder die Frau des Wassers, Lirila, die Verlobte von Jooni und Frau von Kjornir, eine tragische Geschichte." Für seine Worte erhält der Noldo einen eisigen Blick, bevor sie Arrohir in gebrochenem Westron begrüsst und sagt, er solle doch näherkommen. Der junge Dunadan will schon losmarschieren, doch Tinulin sagt, er solle nicht näher an sie herangehen, als er selbst es wage, worauf sie gemeinsam vorwärtsgehen. Die Frau, die sich tatsächlich als Lirila zu erkennen gibt, kommt den Gefährten ebenfalls näher, wobei sie weiterhin von ihren beiden Eisbären flankiert wird. Auch Fürst Horge, Bóin II., Calendin, Khufur und die in ihrer Mitte stehende Maira sind Tinulin und Arrohir in die Halle gefolgt und sehen sich von immer mehr Eiswesen umstellt. Neben mehreren Wölfen erkennen sie auch einige Eiskrabben mit schweren Panzerscheren. Als Lirila nur noch 3 Meter von Tinulin und Arrohir trennen, fragt er Noldo, wie sie zu einem derart dunklen Ansinnen komme und wo Jooni und Kjornir seien. Die Frau erwidert, dass sie schon erfahren werde, wo Kjornir sei, wobei sie den Namen ihres Mannes mit so viel Hass in der Stimme ausspricht, als wolle sie ihm alleine damit sämtliche Knochen im Leib brechen. Da meldet sich Calendin von hinten und fragt Tinulin flüsternd auf Quenya, ob er Lirila mit einem Pfeil erledigen solle, aber der Noldo gibt ihm zu verstehen, dass er erst versuchen wolle, mit ihr zu verhandeln. Zu Lirila gewandt, gibt er ihr zur Antwort, dass Kjornir bereits tot sei, was sie zu überraschen scheint, denn sie sieht Arrohir mit einem fragenden Blick an, doch der junge Dunadan schaut nur stumm zu Boden. Als Tinulin sagt, dass Arrohir nicht sprechen werde, reagieren die beiden Eisbären mit einem bedrohlichen Brummen, und Calendin merkt auf Quenya an, dass sie bei dieser Ausgangslage einen Kampf nicht gewinnen könnten. Da sagt Arrohir mit noch immer gesenktem Kopf, dass es wahr sei, was Tinulin über Kjornir erzählt habe. Der Noldo zieht das Gespräch wieder an sich und fragt Lirila, ob sie deshalb Leid mit Leid vergelte, weil Kjornir ihr auch Leid angetan habe. Er erhält jedoch lediglich die Antwort, dass er viel rede, doch wolle sie sich nun mit dem Jüngling alleine unterhalten. Als ein Bär ihrem Ansinnen durch lautes Brummen Nachdruck verleiht, wird Arrohir klar, dass er sich nicht länger wird sträuben können. Mit beinahe schon leicht vorwurfsvollem Ton fragt sie den jungen Dunadan, weshalb er erst jetzt gekommen sei. Als Arrohir darauf leicht trotzig erwidert, dass er nicht mit ihr alleine sprechen wolle, schon gar nicht, solange seine Schwester Maira sich in ihrem derzeitigen Zustand befinde, erwähnt er auch das Land Arnor. Der allgemeinen Sprache Westron jedoch offenbar nicht allzu mächtig, scheint Lirila zu glauben, Arrohirs Name sei "Arnor", denn sie spricht ihn im weiteren Verlauf des Gesprächs stets mit diesem Namen an. Arrohir fordert, dass Maira erst wieder ganz warm sein müsse, bevor er alleine mit der Eiskönigin spreche, doch sie erklärt ihm, dass dies nicht so einfach zu bewerkstelligen sei. Wenn sie aber erst alleine miteinander geredet hätten und sie ihn besser einschätzen könne, sei sie gegebenenfalls gerne bereit, ihm zu helfen. Angesichts der zahlreichen untoten Eisweisen mittlerweile doch etwas nervös geworden, raunt Fürst Horge Tinulin leise zu, er sei jederzeit bereit, mit einem schnellen Schritt unter den vor ihm stehenden Eisbären zu rutschen und dem Herz der Schwärze mit seiner Axt die Beine wegzufegen, schliesslich seien sie ja dazu hergekommen. Tinulin beschwichtigt den Kleinzwerg jedoch mit einer Handbewegung und sagt zu Lirila, dass nur Bóin II. und er über die Geschicke des Ordens des Lichtes gebieten würden.
Plötzlich wendet sich Maira von hinten an den Noldo und flüstert ihm zu, dass sie während des Aufstiegs zum Gletscherberg einen neuen Befehl von der weiblichen Stimme erhalten habe. Sie habe in der ganzen Aufregung noch gar nicht die Zeit gehabt, ihn darüber zu informieren. Der Befehl laute, beim übernächsten Mond "alles Rote" auszulöschen, was Tinulin als die Ausgangssituation drastisch verschärfenden Angriffsbefehl auf Nunavuk versteht. Arrohir sträubt sich derweil weiterhin gegen ein Vieraugengespräch mit Lirila und sagt, er sei nicht gekommen, um ihr zu helfen, sondern um dem ganzen Norden zu helfen. Kjornirs Tod sei dabei erst der Anfang gewesen. Die Eiskönigin stimmt ihm zu, dass dies in der Tat ein guter Anfang gewesen sei. Als er sagt, dass er ihre herzlosen Eiswesen verabscheue, erwidert sie, dass Ahto, der Anführer der Leikkitiri, nicht minder herzlos sei. Sie erklärt, dass sie Kjornir, Ahto und die Helutavi zur Rechenschaft habe ziehen wollen für das, was sie vor gut 15 Jahren Jooni, ihrem damaligen Verlobten, seinem Vater Onni und ihr selbst angetan hätten. Ahto und Kjornir hätten einen Mordkomplott gegen Onni, den damaligen Anführer der Leikkitiri und Bruder Ahtos, geschmiedet. Anschliessend hätte Kjornir Jooni und sie mit auf sein Schiff genommen und, wie sie später durch Kjornirs Auge erfahren habe, in einer Nacht Jooni über Bord gestossen. Daher, und weil die Helutavi die anderen Völker des Nordens schon seit jeher unterdrückt hätten, habe sie für Gerechtigkeit sorgen wollen und seien die Eiswesen gekommen. Als sie aber durch Kjornirs Auge gesehen habe, dass plötzlich auch tote Menschen auferstanden seien, habe sie bemerkt, dass die schwarze Macht, welche die Wesen erwecke, denen aber nur sie alleine Befehle erteilen könne, immer mehr Einfluss gewinne und Dinge tue, die sie nicht wolle. Deshalb habe sie sich hilfesuchend umgesehen und schliesslich Arrohir entdeckt, der sie in mancher Hinsicht am Jooni erinnert habe. An die Gefährten gewandt, fährt sie fort, dass sie in der Tat kurz zuvor den Befehl erteilt habe, dass die Eiswesen beim übernächsten Mond Nunavuk und damit vor allem auch Ahto auslöschen sollen, denn sie alle hätten es nicht anders verdient. Mit Blick auf Calendins Bogen fügt sie an, dass es nichts ändern würde, wenn der Waldelb sie erschiesse, da die Eiswesen ihren letzten Befehl weiterhin ausführen würden, unabhängig davon, ob sie lebe oder tot sei. Sie sei indessen bereit, sich nochmals der schwarzen Macht in Kjornirs Auge zu stellen und den Angriffsbefehl zu widerrufen, wenn Arrohir ihr im Gegenzug Ahtos Kopf bringe, Kjornirs Schiff Havspöke vernichte und die Helutavi entwaffne. Ob dieser ungeheuerlichen Forderungen schüttelt Arrohir nur den Kopf und erklärt Lirila in einer längeren Rede, dass er Ahto sicher nicht umbringen werde. Die Vernichtung der Havspöke müsse er zunächst mit dem neuen Jelf Thorol besprechen, aber eine Entwaffnung der Helutavi werde es nicht geben, zumal sie im Rahmen der neu geschmiedeten Allianz der Nordvölker eine wichtige Rolle in der Verteidigung spielen würden. Dennoch wolle er dafür besorgt sein, dass Ahto seiner gerechten Strafe in einem ordentlichen Prozess zugeführt werde, auch wenn er selbst kein Scharfrichter sein werde. Auch Bóin II. tritt nun vor und sagt, nachdem er Lirilas Geschichte nochmals in seinen eigenen Worten zusammengefasst hat, dass sie zu einem willenlosen Werkzeug der schwarzen Macht in Kjornirs Auge geworden sei und schliesslich sogar dazu beigetragen habe, dass tote Menschen wieder auferstanden seien. Er wäre daher bereit, in einem Richtkampf für sie gegen Ahto anzutreten. Lirila erwidert, dass sie Ahto keinen Prozess zugestehen wolle, da sie damit rechnen müsse, dass er ihn manipulieren würde und sich bei einem Richtkampf, was auch immer das sei, wohl ebenfalls vertreten lassen und damit dem Tod entgehen könne. Als sich Arrohir die ganze tragische Geschichte, in die nun auch die Gefährten verwickelt sind, nochmals durch den Kopf gehen lässt, schiessen ihm Tränen in die Augen. Da er Ahto aber noch immer nicht umbringen möchte, sagt Lirila schliesslich, dass er wohl doch nicht derjenige sei, den sie sich als ihren Retter erhofft habe. Da erwidert der junge Dunadan, dass er sehr wohl genau derjenige sei, auf den sie gehofft habe, denn er sei der einzige, der sie ins Licht bringen könne.
// Metageblubber:
Eine Session mit Nach(t)wirkungen... Aufgrund der fortgeschrittenen Stunde mussten wir diese Sonntags-Session gegen 22:30 Uhr mitten im recht emotionalen Gespräch der Gefährten mit der Eiskönigin Lirila abbrechen, nicht ganz optimal, aber halt nicht zu ändern, wenn am nächsten Morgen der Alltag ruft. Und an eben jenem nächsten Morgen meldete Tinulins Spieler, dass ihn das Spiel trotz ausgeprägter Müdigkeit bis zum Schluss mitgenommen habe. Danach sei er noch so voller Gedanken gewesen, dass er sich erst gegen 4:00 Uhr morgens zur Ruhe begeben habe.
Im Nachgang zur Session mussten wir nochmals unsere Erinnerung auffrischen, ob und was die Gefährten denn nun eigentlich über die Palantiri wissen. Dabei mussten wir bis zur Session 3 der Kampagne zurückschauen, als Arrohir für Dionor, die Ehefrau von Truchsess Beregond, im Orthanc nach Hinweisen auf eine Verschwörung Sarumans gegen Gondor spionierte. Fazit: Bis auf Tinulin wissen die Gefährten nichts über die Palantiri, und Arrohir hat im Orthanc lediglich eine Höllenhund-Statue gesehen, die über einer schwarzen Kugel stand (wobei es sich aber natürlich nicht um den echten Palantir von Orthanc handelte). Auch der Noldo hat nur sehr allgemeine Informationen darüber, dass diese Steine wohl "sehend" sind, der Kommunikation und Reichsübersicht der Edain-Könige dienten und offenbar gefährlich sind. Darüber hinaus weiss er vermutlich noch, dass die Steine von Fëanor stammen, den Menschen bei der Trennung im Ersten Zeitalter und wegen des "Valinorverbots" geschenkt wurden und - da sie ja dem Trost dienten und ein "Fenster Richtung Valinor" öffnen sollten - dass der Meisterstein auf Tol Eressea steht.
So langsam spitzt sich die Geschichte zu und damit steigt auch bei mir als Spielleiter die Anspannung, im Spiel alles richtig rüberzubringen, damit am Ende keine Logiklücken entstehen, worunter die unmittelbare Stimmung am Tisch und der Plot leiden könnten (indem ganze Dramaspitzen einfach wegfallen). Trotzdem ist mir in dieser Session gerade so ein Lapsus unterlaufen, indem ich nämlich prompt vergessen habe, Maira beim Erklimmen des Gletscherberges mitteilen zu lassen, dass sie den Angriffsbefehl erhalten hat. Das hätte vermutlich zu einem anderen Zusammentreffen mit Lirila und auch einer anderen Ausrichtung des Gesprächs geführt. Aber gut, es ging auch so, wichtig war eigentlich nur, den Gefährten klar zu machen, dass sie mit der Tötung Lirilas gar nichts gewinnen, sondern vielmehr alles verlieren würden.
Da Lirila auf der Tötung Ahtos besteht und Arrohir eine solche für sich grundsätzlich ausschliesst, sondern vielmehr einen "ordentlichen Prozess" anstrebt, schienen die Fronten am Ende der Session etwas verhärtet, aber es bestehen Ideen, wie man dem beikommen könnte... >;D
Und ja, also ich glaube ja, jetzt ist es grade noch ein bisschen zu früh für weiteres Mitleid mit den Spielern und ihren Charaktern, denn eigentlich ist ja gar nicht viel Schlimmes passiert (mal von Mairas Brutzelung am Siegelstein abgesehen >;D ). Aber vielleicht habt Ihr ja sonst irgendwas beizutragen oder Fragen oder oder oder - gerne immer her damit :)
Chaos:
Es geht weiter!
Und diesmal brauchen die Spieler ja fast gar kein Mitleid... was mache ich nun mit dem ganzen Mitleid, das ich hier gebunkert habe?
torben:
Yeay, Weihnachten, Geschenke... und hier eine Fortsetzung der Geschichte :)
@Chaos: Ja, wohin nur mit all dem gebunkerten Mitleid für die Spieler? Vielleicht wirst Du ja nach dieser Session schon wieder ein bisschen was davon los... >;D
Session 64: Teil 1
12.9.-17.9.2784 3Z
Gletscherberg - Nunavuk
Noch immer befindet sich Arrohir im Gespräch mit Lirila und stellt bei genauerem Hinsehen fest, dass die Frau um die 30 Jahre alt sein dürfte und damit um einiges jünger, als er zunächst vermutet hatte. In einer langen Rede versucht der junge Dunadan, die Eiskönigin von einem Angriff ihrer Eiswesen auf das Dorf Nunavuk abzubringen. Dabei erklärt er, dass er als Vertreter eines alten Königreiches aus dem Süden gekommen sei und die Calatirnor danach streben würden, den Völkern des Nordens ein Zusammenleben in Frieden schmackhaft zu machen. Dabei sei es ihnen bereits gelungen, einen Friedenspakt zwischen den Helutavi, Labban und Leikkitiri zu schliessen, welcher vorsehe, dass die Helutavi in Zukunft auf Gewalt gegenüber den anderen Völkern verzichten. Damit sei die von Lirila geforderte Entwaffnung der Schiffmenschen hinfällig, zumal die Helutavi im neuen Bündnis auch eine Schutzfunktion innehätten, weshalb sie auch weiterhin Waffen haben müssten. Dass Lirila ein grosses Interesse an der Vernichtung der Havspöke habe, kann Arrohir gut verstehen, und er ist bereit, darüber mit Jelf Thorol zu verhandeln. Bezüglich Ahtos Verantwortlichkeit für seine Taten gegenüber Onni, Jooni und Lirila ist Arrohir hingegen weiterhin nicht zu einem Mord bereit.
Während der Ansprache des jungen Dunadans ist ihm Lirila immer näher gekommen und hat ihn dabei ganz genau beobachtet. Nachdem er nochmals für einen ordentlichen Prozess gegen Ahto geworben hat, streckt die Eiskönigin ihre rechte Hand aus und berührt Arrohir mit ihren Fingern am Hals, um gleich darauf den durch mehrere Lederbänder gesicherten Ring Barahirs zum Vorschein zu bringen. Während sie Arrohir tief in die Augen schaut, sagt sie, dass sie gerne sein Vertrauen in die Waffenruhe der Helutavi sowie in einen fairen und gerechten Prozess, der mit einem Todesurteil gegen Ahto enden müsste, teilen würde, dass sie dies jedoch aufgrund ihrer Erfahrungen leider nicht könne. Sollte Arrohir ihr jedoch eine Garantie geben, etwas, das ihm so wichtig sei wie sein Leben, etwas wie den Ring, den er so beschützt um seinen Hals trage, dann wäre sie bereit, ihm bezüglich seiner Versprechen zu vertrauen. Zu Tinulins und erst Recht zu Mairas Verwunderung löst Arrohir Barahirs Ring und übergibt ihn Lirila mit den Worten: "Dieser Ring, der meinem Volk als das Wertvollste überhaupt gilt, wurde schon mehrmals als Pfand für das Wort seiner Herren gegeben, und er soll jetzt auch ein Pfand für mein Wort sein." Mit einem zauberhaften Lächeln, das Arrohir an seine schönsten Träume mit dieser Frau erinnert, steckt sich Lirila den Ring an ihren rechten Zeigefinger und sagt anschliessend, nun wolle sie es wagen, abermals in Kjornirs Auge zu blicken und der schwarzen Macht zu trotzen, um den Angriffsbefehl auf Nunavuk zu widerrufen. Als Tinulin fragt, ob er ihr bei diesem Vorhaben beistehen solle, erwidert sie, dass Kjornirs Auge viel zu gefährlich für ihn sei und er lieber hier bleiben solle.
Während die Gefährten mit den sie stumm beobachtenden Eiswölfen und Eiskrabben in der Halle zurückbleiben, verschwindet Lirila mit ihren zwei Eisbären im hinteren Teil der Halle. Noch immer völlig verblüfft, fragt Maira ihren Bruder, weshalb um alles in der Welt er Lirila Barahirs Ring ausgeliefert habe, ein Schmuckstück, welches ihm von Juhas Tochter Jaala übergeben worden und das ein Erbstück der Dunedain sei, welches er nach Gondor bringen müsse. Der junge Dunadan kann die Frage selber auch gar nicht so recht beantworten und sagt lediglich, dass er es für das Richtige erachtet habe.
Nachdem die Gefährten schon eine ganze Weile gewartet haben, vernehmen sie plötzlich einen kurzen Schrei, der aus einiger Entfernung zu kommen scheint. Tinulin geht sich sogleich im hinteren Teil der Halle umsehen und entdeckt dabei eine Treppe, die zu einem höhergelegenen Stockwerk führt. Oben angekommen, erkennt er in einer weiten Halle eine grosse, makellose und dunkel schimmernde Kugel von rund 60 Zentimetern Durchmesser, die auf einem stabilen Podest aus Eis ruht. Nur wenige Meter daneben scheint Lirila zu Boden gegangen zu sein und versucht gerade mühsam, wieder auf die Beine zu kommen. Der Noldo eilt an den beiden ebenfalls in der Nähe der Kugel stehenden Eisbären vorbei und stützt die Eiskönigin. Sie macht einen ziemlich mitgenommenen Eindruck, was Tinulin veranlasst, ihr drei kraftspendende und die Lebensgeister weckende Beeren zu verabreichen, worauf es ihr schon bald etwas besser geht. Rasch überdeckt Lirila Kjornirs Auge mit einem Fell und schnallt anschliessend einem der untoten Eisbären ein Gestell um, mit dessen Hilfe es dem Tier, wenn auch nur mit Mühe, möglich ist, die ungeheuer schwere Kugel zu tragen. Der beinahe fürsorgliche und behutsame Umgang Lirilas mit dem Eisbären lässt Tinulin vermuten, dass sie über animistische Fähigkeiten verfügt, welche ihr die Kommunikation mit den Wesen um sie herum, selbst den untoten, ermöglicht. Beim Anblick der dunklen Kugel ist Tinulin sofort klar geworden, dass es sich bei Kjornirs Auge tatsächlich um einen Palantir, der Grösse nach wohl den grossen Stein von Amon Sul, handeln muss. Lirila erklärt dem Noldo, dass es ihr unter Aufbringung all ihrer Kräfte zwar gelungen sei, der schwarzen Macht zu trotzen und den Angriffsbefehl auf Nunavuk zurückzunehmen. Ihr Gegenüber habe aber sehr erbost reagiert und seinen Häschern den Sturm nach Norden befohlen. Das bedeute, dass die Eisenmenschen auf dem Weg hierher seien. Gemeinsam verlassen sie die Halle und kehren zu den Gefährten zurück, mit denen sie das weitere Vorgehen besprechen. Dabei macht Lirila klar, dass sie nicht gewillt ist, Kjornirs Auge bereits jetzt zu vernichten, und deutet zudem an, dass es ihr auch gar nicht möglich wäre, etwas zum Schaden der Kugel zu unternehmen, solange sie sich im Einflussbereich der schwarzen Macht befinde. Dies könnte sich allenfalls dann ändern, wenn ihre Bedingungen erfüllt wären und es im Anschluss gelänge, den Fokus der schwarzen Macht von ihr wegzulenken. Allen ist klar, dass sie nun so schnell wie möglich nach Nunavuk gehen müssen, um dort Ahto den Prozess zu machen. Da der Transport von Kjornirs Auge ein Problem darstellen könnte, überlegen die Gefährten kurz, ob sie allenfalls die am südlichen Ende der Bucht auf den Strand gezogene, leckgeschlagene Skumkrona, Jelf Thorols altes Schiff, wieder flott machen könnten. Angesichts von Fürst Horges entsetzten Blicken nehmen sie von dieser Idee aber gleich wieder Abstand, zumal auch die Reparatur wertvolle Zeit kosten würde.
Nachdem Lirila etwas Proviant und einige Reiseutensilien aus ihrer Schlafkammer geholt hat, brechen sie noch am selben Abend auf, in Begleitung eines grossen Eiswolfs sowie der beiden untoten Eisbären, denen Kjornirs Auge abwechselnd auf den Rücken gehievt wird. Zielsicher führt Lirila die Gefährten über und immer wieder auch durch den Gletscher auf sein südwestliches Ende zu. Erst spät in der Nacht legen sie in einer Gletscherhöhle eine Rast ein, wobei Tinulin genau darauf achtet, dass sich Arrohir und Lirila nicht zu nahe kommen.
Am nächsten Morgen wandern die Gefährten bis zum Ende des Gletschers und steigen über eine Hügelkette in das Küstengebiet nordöstlich von Nunavuk hinab. Noch in den Hügeln hören sie plötzlich ein donnerndes Trompeten, auf welches Lirila rasch und unbeirrt zusteuert. Wenig später stossen sie zum grossen Erstaunen aller Gefährten auf einen sich bewegenden Berg aus zottigem, weissen Fell, und Lirila erklärt ihren verwunderten Begleitern, dass es sich dabei um ein, den teils gravierenden Wunden nach zu schliessen offensichtlich untotes, Wollmammut handle. Behutsam geht die Eiskönigin auf das gewaltige Tier zu und kann es durch eine sanfte Berührung und einige unverständliche Worte dazu bringen, fortan als Träger für Kjornirs Auge zu dienen. Mit Hilfe des ursprünglichen Tragegestells sowie ihrer Seile können die Gefährten die weit über 200 Kilogramm schwere Kugel dem Mammut um den Hals binden. Dank dieses starken und ausdauernden Lastenträgers kommen die Gefährten ohne die zuvor häufig notwendigen Pausen aus und erreichen am Abend des 17. September 2784 3Z Nunavuk. Unterwegs haben sie immer mehr Eiswölfe, Eisbären und andere untote Tiere gesehen, die ihnen friedlich aber stoisch gefolgt sind. Als sie noch eine gute Stunde vom Dorf der Leikkitiri entfernt sind, gebietet Lirila dem Wollmammut sowie den anderen Eiswesen in der näheren Umgebung zu warten und begleitet die Gefährten ins Dorf, wobei sie sich fest in ihr Eisbärenfell hüllt, um nicht erkannt zu werden. Schon von weitem erkennen sie, dass zwei Schiffe der Helutavi beim Dorf auf den Strand gezogen wurden, und als sie bald darauf Nunavuk betreten, treffen sie auch schon gleich auf Juha und Talvar, den ehemaligen Steuermann Kjornirs und neuen Vertrauensmann von Jelf Thorol. Juha freut sich so sehr über das unerwartete Kommen der Gefährten und die Bekanntmachung mit Fürst Horge, dass er ihre weitere Begleiterin ganz zu übersehen scheint. Der Anführer der Labban ist mit rund 100 Männern nach Nunavuk gekommen und bereit, mit den Helutavi zu Hjolgars Flüchtlingssiedlung zu segeln, wo Jelf Thorol sie erwarte. Auch Talvar heisst die Gefährten Willkommen und bittet sie, in der grossen Halle, bei der es sich jedoch lediglich um ein etwas grösseres Holzgebäude handelt, an der Beratung für das weitere Vorgehen teilzunehmen.
In dem von ein paar Kerzen und einem kleinen Feuer nur spärlich beleuchteten Raum treffen die Gefährten nicht nur auf Ahto nebst seinen Beratern Enno, Judu und Donni, sondern auch auf Kjornirs Neffen Boje sowie Swarn, den die Gefährten als ersten der Helutavi kennengelernt hatten. Sobald Ahto die Neuankömmlinge begrüsst hat, ergreift Arrohir das Wort und klagt Ahto zum Erstaunen aller Anwesenden des Mordes an Jooni an. Der Anführer der Fischmenschen gibt sich gleichermassen entrüstet wie amüsiert, sagt dann aber, es sei angesichts der Bedrohung durch die Eiswesen nicht die Zeit für derlei erfundene Spinnereien, was den jungen Dunadan veranlasst, Lirilas ganze tragische Geschichte zu erzählen. Als Arrohir zum Ende seines Vortrags gekommen ist, blickt er in die erstaunten bis fassungslosen Gesichter von Juha, Boje und Talvar, denen Lirilas Schicksal offenbar weniger nahe geht als der Umstand, dass der Eisenmensch Arrohir mit den Eiswesen gemeinsame Sache zu machen scheint. Ahto erfasst die Stimmung im Raum am schnellsten und stachelt die übrigen Vertreter der Nordvölker gegen Lirila auf, die sich zu Beginn von Arrohirs Schilderung zu erkennen gegeben hatte. Talvar hat die Frau seines früheren Herrn Kjornir wiedererkannt und ihm wird klar, dass Lirila damals mit Kjornirs Auge aus Jökalinda geflohen sein muss. Arrohir gelingt es, den Fokus von Lirila wieder auf Ahto und seine Machenschaften im Zusammenhang mit dem Tod seines Bruders Onni sowie seines Neffen Jooni zu lenken. Ahto sagt, als Oberhaupt der Leikkitiri sei er auch ihr Herr und Richter, und da er sich keiner Schuld bewusst sei, gebe es auch keinen Grund für die Durchführung eines Prozesses mit ohnehin klarem Ausgang, zumal er Jooni zuletzt lebend und zusammen mit der Metze Lirila an Bord von Kjornirs Schiff habe gehen sehen. Als Arrohir insistiert und auch an Juha und Talvar appelliert, lenkt Ahto schliesslich mit grosser Geste ein und sagt, wenn es dem Fortkommen ihrer Besprechungen dienen sollte, wäre er bereit, sich einer richterlichen Beurteilung der Anklage zu stellen. Dies allerdings nur hier und jetzt unter Ausschluss der Öffentlichkeit und auch nur, wenn Arrohir seinerseits bereit wäre, sich im Fall des zu erwartenden Freispruchs vor allen Leikkitiri für die ungeheuerlichen Vorwürfe zu entschuldigen. Nachdem der junge Dunadan eingewilligt hat, fährt Ahto fort, dass es hier, soweit es Arrohirs Anklage gegen ihn betreffe, offenbar um Verbrechen gehe, welche in Nunavuk von Fischmenschen an Fischmenschen begangen worden sein sollen. Damit handle es sich um eine ausschliessliche Angelegenheit der Leikkitiri, welche auch nur durch sie alleine zu beurteilen wäre, ohne Beteiligung der anderen Nordvölker. Talvar stimmt diesem Argument zu und sagt Arrohir, die Helutavi hätten sich gemäss dem Friedenspakt dazu verpflichtet, keine Übergriffe mehr auf die anderen Nordvölker oder ihre Unabhängigkeit zu verüben, weshalb sie sich nicht als Richter in dieses Verfahren einmischen könnten. Nachdem auch Juha sich und die Labban nicht in der Richterverantwortung sieht, erklärt Ahto, er sei bereit, seinen Berater Enno als Richter in dieser müssigen Angelegenheit zu ernennen. Arrohir wirft dem älteren, hageren Fischmenschen einen skeptischen Blick zu, muss schliesslich aber einsehen, dass er keine Möglichkeit hat, gegen Ahtos Richterwahl vorzugehen.
Auf Anweisung Ahtos bittet Enno Lirila, ihre Geschichte sowie die Anklage nochmals in ihren eigenen Worten vorzutragen. Die Eiskönigin erzählt:
"Ahto war schon immer eifersüchtig auf Onnis Stellung als Anführer der Leikkitiri. Eines Tages kam Kjornir nach Nunavuk und verbreitete mit seinen Männern grosse Ungewissheit und Unsicherheit unter den Fischmenschen. In der Nacht kam Kjornir zu Onni, dem Vater meines Verlobten Jooni, und brachte ihn vor meinen und Joonis Augen um. Am nächsten Morgen zwang Kjornir Jooni und mich, ihn auf sein Schiff, die Havspöke, zu begleiten. Niemand wagte, sich gegen Kjornir zu stellen, und als Jooni das Schiff betrat, sah ich ein teuflisches Lächeln auf Ahtos Gesicht. Unterwegs nach Jökalinda war Jooni eines Morgens plötzlich nicht mehr auffindbar, und Kjornir machte mir weiss, die Havfru habe Gefallen an ihm gefunden und ihn in der Nacht zu sich geholt. Mit einem Schlag war ich all meiner Zukunftsträume und der Liebe meines Lebens beraubt, und so gelang es Kjornir schliesslich, mich in Jökalinda zu seiner Frau und seinem Objekt der Begierde zu machen. Doch in Kjornirs Auge habe ich die Wahrheit gefunden: Als Kjornir nach Nunavuk kam, hat Ahto ihn aufgesucht und darum gebeten, er möge seinen eigenen Bruder Onni aus dem Weg räumen, was Kjornir dann ja auch getan hat. Um zu verhindern, dass der Führungsanspruch auf den noch jungen Jooni übergeht, vereinbarte Ahto mit Kjornir, dass dieser ihn und mich zu sich an Bord nimmt, angeblich damit Jooni bei den Helutavi lernt, was es braucht, um ein guter Anführer zu werden. Als Jooni an Bord der Havspöke ging, habe ich Ahtos teuflisches Lächeln über das Glücken seines Planes gesehen. Somit hat Ahto Kjornir zum Mord an Onni und Jooni angestiftet und mich zu den Helutavi in die Sklaverei geschickt."
Nachdem Lirila ihre Geschichte vorgetragen hat, erhebt sich der dickliche Ahto und gibt seine Version der Geschehnisse zum Besten:
"Das alles ist erfunden und nichts als eine böse Hexenjagd. Allerdings wird sich bald schon zeigen, wer hier die eigentliche Hexe ist, nämlich Lirila. Sie war böse auf Joonis Vater Onni, weil dieser gegen die Verbindung seines wohlgeborenen Sohnes mit dieser Metze war. Als eines Tages Kjornir nach Nunavuk kam, hat sie ihn aufgesucht und ihm nicht nur schöne Augen gemacht, sondern sie hat ihn sogar verführt, um ihn dazu zu bringen, Joonis Vater Onni zu töten. Nachdem die Tat vollbracht war, bekam sie es mit der Angst, denn sie könnte ja zur Rechenschaft gezogen werden. Also bat sie Kjornir, Jooni und sie auf seinem Schiff mitzunehmen, und wer hätte schon gewagt, sich dem Jelf der Helutavi persönlich entgegenzustellen. In dieser schlimmen Situation war es für mich, Ahto, Bruder des armen Onni, gleichermassen eine Pflicht wie eine Selbstverständlichkeit, anstelle von Jooni die schwere Bürde des Oberhauptes der Leikkitiri zu tragen. Und ich glaube sagen zu dürfen, dass ich Grossartiges für die Leikkitiri getan habe und der beste Anführer bin, den sie je gehabt haben. Darüber, was mit Jooni auf dem Schiff geschehen ist, weiss ich nichts und darauf habe ich natürlich auch keinerlei Einfluss gehabt. Ich kann nur sagen, dass Jooni bei bester Gesundheit war, als das Schiff ablegte. Ich vermute allerdings, dass Lirila ihr Techtelmechtel mit Kjornir zu Kopf gestiegen ist und sie sich in den mächtigen Anführer der Helutavi verliebt hat. Um an seiner Seite zur Herrin der Helutavi aufzusteigen zu können, hat die Metze Kjornir den Kopf verdreht und ihn dazu gebracht, auch Jooni zu beseitigen, denn seien wir ehrlich, wir alle wissen ja, dass die Frauen stets die bösen, treibenden Kräfte sind. Und es ist natürlich bezeichnend, dass sie sagt, Kjornirs Auge, welches der Eisenmensch Arrohir als Ursprung der Bedrohung für den Norden bezeichnet, habe ihr 'die Wahrheit' gezeigt. Sollen wir etwa auf solch böses Hexenwerk vertrauen? Nein, ganz sicher nicht!"
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torben:
Session 64: Teil 2
Als nächstes möchte Arrohir mögliche Zeugen der Geschehnisse befragen und sieht sich kurz ratsuchend im Raum um, bevor er sich an Ahtos weitere Berater Judu und Donni wendet. Nachdem die beiden Männer Ahto einen Blick zugeworfen haben, erklären sie, dass sie zu dieser alten Sache, die schon gut 15 Jahre zurückliege, nichts Erhellendes beitragen, sondern lediglich bestätigen könnten, dass Onni damals ermordet worden sei und dass Jooni und Lirila am nächsten Tag mit Kjornir von Nunavuk fortgesegelt seien. Aus diesem Grund habe Ahto die Führung der Leikkitiri übernommen, aber über die Hintergründe der Geschehnisse sei nie etwas ans Licht gekommen. Anschliessend fragt Arrohir Kjornirs Neffen Boje, ob er mehr zu den Taten seines Onkels sagen könne, und erfährt zu seiner Freude, dass dieser damals als Jungspund auf der Havspöke mitgefahren sei, als Kjornir Nunavuk aufgesucht habe. Boje kann sich noch daran erinnern, dass Ahto vor Onnis Tod zu Kjornir gekommen sei und sich die beiden alleine unterhalten hätten, worüber weiss er jedoch nicht. Von einem allfälligen Treffen Lirilas mit Kjornir will der Helutavi hingegen nichts mitbekommen haben, und auch zum behaupteten Lächeln Ahtos bei ihrer Abfahrt kann er nichts sagen. Ebenfalls zu den Geschehnissen befragt, wendet sich Talvar mit einer bedauernden Geste an Lirila und sagt, er könne zu den Vorkommnissen in Nunavuk selbst zwar nichts sagen, aber es stimme, dass Kjornir Jooni auf der Rückfahrt nach Jökalinda nachts über Bord geworfen habe. Soweit er es mitbekommen habe, habe Lirila Kjornir vor diesem Zeitpunkt keine schönen Augen gemacht. Nach Talvars Aussage würde Arrohir gerne noch weitere Einwohner von Nunavuk befragen, denn er befürchtet, bisher noch zu wenige Beweise für Lirilas Version der Geschichte zusammengetragen zu haben. Mit einem Blick zu Ahto sagt Enno jedoch, dass er bereits genug gehört habe, und fügt an, wenn von den Anwesenden sonst niemand mehr etwas zu sagen habe, wolle er nun sein Urteil fällen. Ohne einen möglichen Einwand abzuwarten, fährt er sogleich fort, dass Ahto allenfalls der Anstiftung zum Mord an Onni beschuldigt werden könne, da sich alle darüber einig seien, dass Kjornir ihn und auch Jooni umgebracht habe. Hinsichtlich Joonis Tod sei indessen zu beachten, dass Ahto nach der Abfahrt der Helutavi gar keine Einflussmöglichkeit mehr gehabt habe. Bezüglich der Hintergründe von Onnis Ermordung habe er zwei unterschiedliche Geschichten gehört, wobei jene von Ahto eindeutig vorzuziehen sei, zumal es für die Richtigkeit von Lirilas Version keine Beweise gebe. Damit erweise sich Ahto als völlig zu Unrecht der Anstiftung zur Ermordung Onnis angeklagt und sei vollkommen unschuldig.
Arrohir ist über den Ausgang des Verfahrens schockiert und appelliert an Enno, Juha und Talvar, dass doch zumindest noch weitere Dorfbewohner befragt werden müssten, doch Ahto geht dazwischen und sagt, das Verfahren sei wie zu erwarten ausgegangen. Arrohir solle es nun gut sein lassen und sich draussen in aller Öffentlichkeit für seine ungeheuerlichen Anschuldigungen entschuldigen. Da von Juha und Talvar kein Einspruch erfolgt, wendet sich Arrohir mit gesenktem Kopf zu Lirila und sagt, es tue ihm sehr leid. Während Judu vorausgeht und draussen die Leikkitiri, Labban und Helutavi versammelt, umarmt die Eiskönigin Arrohir fest und ohne ein Wort zu sagen. Von Ahto angetrieben, begeben sich schliesslich alle Gefährten vor das Haupthaus, und Ahto setzt schon wenig später zu einer grossen Rede an. Während der Anführer der Fischmenschen den Anwesenden wortreich Arrohirs Entschuldigung für seine völlig unhaltbaren Anschuldigungen ihm gegenüber ankündigt, bemerkt der etwas abseits stehende Calendin, dass sich Lirila davonzustehlen versucht. Als er sie anspricht, flüstert sie ihm nur "Viel Glück!" zu, bevor sie zwischen den Hütten verschwindet und sich der Waldelb wieder dem Spektakel auf dem Dorfplatz zuwendet. Dort tritt gerade Arrohir vor und zieht andächtig sein Schwert Farongyrth, worauf er in einer langen Ansprache erklärt, dass es das Bestreben der Gefährten gewesen sei, die Völker des Nordens im Kampf gegen die Bedrohung durch die Eiswesen zu vereinen:
"Auf der Suche nach Waffen und weiteren Verbündeten sind wir auf die Kleinzwerge gestossen, welche jahrelang in zwei zerstrittenen Clans gelebt haben. Mit unserer Hilfe ist es gelungen, eine Einigung herzustellen und sie für die Unterstützung der Nordvölker im Kampf gegen die Eiswesen zu gewinnen. Auf unserer Suche nach dem Ursprung der eisigen Bedrohung sind wir schliesslich auf Lirila gestossen, welcher vor langer Zeit grosses Unrecht zugefügt und die durch einen bösen Zufall zum Werkzeug einer schwarzen Macht wurde, welche für das Erscheinen der Eiswesen die Verantwortung trägt. Zwar kann Lirila die Eiswesen noch kontrollieren und hat sie bisher von einem Angriff auf Nunavuk abgehalten, doch wankt ihre Kraft, zumal sie nicht die erhoffte Gerechtigkeit erfahren hat für das Unrecht, das ihr hier widerfahren ist. Gleichwohl entschuldige ich mich für die Anschuldigungen, welche ich gegenüber Ahto vorgebracht habe."
Als Arrohir zum Ende seiner Rede gekommen ist und sein Schwert wieder zurück in die Scheide stecken will, bemerkt er, dass ihm Lirila Barahirs Ring in die Tasche gesteckt haben muss. Als er das Schmuckstück berührt, erscheint ihm plötzlich für einen kurzen Augenblick ihr Gesicht, und in seinem Geist hört er sie sagen: "So also sieht Deine Reaktion auf einen Prozess aus, den Du selbst gewollt hast und an dessen Rechtmässigkeit Du ebenso sehr zweifelst wie an mir." Dass Lirila ihm Barahirs Ring, ihr Pfand, zurückgegeben hat, ist für Arrohir der Beweis ihrer Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit, und wie vom Donner gerührt, bricht er zusammen. Als aber gleich darauf Ahto in den Kreis der Zuschauer tritt und mehrfach mit lauter Stimme fragt, wo die Metze Lirila sei, welche ihn zu Unrecht des Mordes an seinem Bruder Onni bezichtigt habe und der als Anführerin der Eiswesen der Prozess zu machen sei, gehen mit Arrohir die Pferde durch. In einem Anfall unsäglicher Wut und Enttäuschung kommt der junge Dunadan wieder auf die Beine, zieht sein Schwert Farongyrth und rammt es Ahto zum Entsetzen und Erstaunen aller Umstehenden in seinen dicken Wanst. Während Tinulin die Szene regungslos beobachtet, eilt Bóin II. Arrohir zur Seite und schlägt mit seiner Mithrilaxt und den Worten "Das ist für Arrohir und Maira!" ebenfalls auf Ahto ein, worauf dieser schwer verwundet und röchelnd zu Boden geht. Noch einmal lässt Arrohir sein Schwert auf den Anführer der Leikkitiri niederfahren, dann regt sich der dicke Mann nicht mehr. Kaum hat er den letzten Streich geführt, wirft Arrohir sein Schwert zu Boden und zieht sich den Helm und die Rüstung aus, während er auf die entsetzten Zuschauer zugeht und ruft: "Hier habt Ihr Euren Mörder! Und nun richtet mich! Mich, der ich diesen feigen Anführer zur Strecke gebracht habe! Richtet mich und dann hofft!" Tinulin bleibt noch immer ungerührt stehen, während Khufur und Fürst Horge Arrohir und Maira, die ihrem Bruder hinterherstürzt und ihn von hinten umarmt, mit ihren gezogenen Äxten gegen die immer aufgebrachteren Nordmenschen verteidigen. Von innerem Schmerz überwältigt, geht Arrohir auf die Knie und hält sich dabei die Hände vors Gesicht, zwischen denen er Barahirs Ring hält. Noch einmal dringt ein Bild von Lirilas Gesicht zu Arrohir durch, und der junge Dunadan erkennt, dass eine Träne über ihr Dankbarkeit ausstrahlendes Gesicht rollt.
[Technisch gesprochen: Arrohirs Spieler hat nach Ahtos erneuter Schmähung Lirilas einen W100-Wurf ausgeführt, um seine Reaktion festzulegen. Dieser lag mit einer 27 im unteren Drittel, weshalb ihm die Sicherungen komplett durchgebrannt sind und er das Schwert gegen Ahto erhob. Bei einem Ergebnis über 33 hätte er Ahto nur gewarnt, er solle nicht näherkommen und Lirila nicht nochmals schmähen. Über 67 hätte er Ahtos Worte ohne Reaktion über sich ergehen lassen.
Um Tinulins Reaktion festzulegen, würfelte der Spieler ebenfalls, und der Noldo blieb aufgrund einer 21 gefolgt von zwei Patzern passiv, zumal auch ein für ihn vom Spielleiter ausgeführter Wahrnehmungswurf zu einem hohen Patzer führte.]
Die Situation droht ganz aus dem Ruder zu laufen, doch da ergreifen Juha und Talvar das Wort und gebieten den Nordmenschen mit allem Nachdruck Einhalt. Mit lauter und klarer Stimme sagt der Helutavi, dass über Arrohir und Bóin II. zu einem späteren Zeitpunkt gerichtet werde, nun gelte es aber zunächst, dem gemeinsamen Feind des Nordens zu trotzen.
[Technisch gesprochen: Der Spielleiter hat die Reaktionen von Juha und Talvar ebenfalls von einem W100 abhängig gemacht. Dank einer 90 für Juha und einer UM 100 + 37 für Talvar konnten die beiden Männer ihren Einfluss genau richtig zur Geltung bringen und so ein weiteres Blutvergiessen verhindern sowie die Konzentration wieder auf den eigentlichen Feind lenken.]
Mit diesen Worten geht Talvar zu Arrohir und zieht den jungen, noch immer in sich zusammengesunkenen Dunadan wieder auf die Beine. Als ihm der Helutavi in die Augen sieht, strafft sich Arrohir, und der Stolz gewinnt allmählich wieder die Oberhand, worauf er sich wütend und trotzig umsieht. Juha kommt hinzu und sagt den umstehenden Labban, dass sie Lirila suchen sollen, über die ebenfalls Recht gesprochen werden müsse. Während sich die Schneemenschen sogleich auf die Suche nach Lirila machen, ziehen sich die Helutavi auf Talvars Geheiss zu ihren Schiffen zurück. Auch Tinulin begibt sich auf die Suche nach Lirila und folgt ihren Spuren, welche in Richtung des Wollmammuts und Kjornirs Auge führen. Schon aus der Distanz kann Tinulin das riesige Tier sehen und entdeckt kurz darauf auch Lirila. Als er bei der Eiskönigin ankommt, bemerkt er, dass sie eine Träne vergossen haben muss. Kurz nimmt er Lirila in den Arm, worauf sie mit ehrlicher Rührung in der Stimme sagt, Arrohir habe sie erlöst und sich dabei selbst eine schwere Bürde aufgeladen. Dann wandelt sich ihr Ton, und sie fügt mit grosser Entschlossenheit an, dass jeder, der es wagen sollte, Hand an Arrohir zu legen, von ihren Eiswesen zerfetzt werde. Tinulin versteht zwar die Intention hinter ihren Worten, erwidert aber, dass Arrohir genau das verabscheuen würde. Nachdem der Noldo Lirila eine Weile in die Augen gesehen hat, fragt er schliesslich, was sie nun zu tun gedenke. Die Eiskönigin erwidert, dass sie, nun da Ahto Geschichte sei, mit ihren Eiswesen und Kjornirs Auge nach Nunavuk gehen werde, um die schwarze Kugel per Schiff zur Havspöke zu bringen. Sobald Kjornirs ehemaliges Flaggschiff vernichtet sei, hofft sie, die Kraft aufzubringen, um Kjornirs Auge der Havfru, der Meerfrau, übergeben zu können, welche dieses Ding einst zu Kjornirs Vorfahren gebracht habe. Tinulin ist mit diesem Plan einverstanden, worauf sich Lirila in eine Trance begibt, welche es ihr zu ermöglichen scheint, mit den Eiswesen in der näheren Umgebung zu kommunizieren und ihnen Befehle zu erteilen. Bald darauf brechen der Noldo und die Eiskönigin nach Nunavuk auf, gefolgt von einem riesigen untoten Wollmammut sowie zahlreichen weiteren Eiswesen.
// Metageblubber:
Ha, nach dieser Sonntags-Session lag der Schlafmangel von Tinulins Spieler - er schrieb am folgenden Montag, er habe bis fast 4:00 Uhr nicht einschlafen lönnen - nicht nur an mir (99%), sondern auch an der funktionsgestörten Kaffeekanne (1%). Aber auch ich hatte im Anschluss an die Session meine kleine Horrornacht mit Schlafunterbrüchen um 1:00 Uhr und 2:00 Uhr, bevor ich dann um 4:45 Uhr auch schon wieder aufstehen durfte, da der kleine aber stimmgewaltige Herr des Hauses erst Hunger und danach keine Lust mehr auf Schlaf hatte.
Nachdem die Fronten zwischen Arrohir und Lirila nach der letzten Session etwas verhärtet schienen, kam mir bei der Vorbereitung dieser Session schon bald eine Idee, wie Lirila doch noch einem Prozess gegen Ahto zustimmen könnte. Es war natürlich klar, dass Arrohir dafür etwas springen lassen müsste, und plötzlich hatte ich mit Barahirs Ring das perfekte und zudem geschichtsträchtigste Pfand, das man sich nur wünschen konnte. Ich hatte mich gut auf Lirilas Argumentationen vorbereitet und ging daher sehr entspannt und mit einer ordentlichen Portion Vorfreude zur Session.
Während des Spiels entwickelte sich alles wie gewünscht, bis wir schliesslich zum Prozess gegen Ahto kamen. Arrohir hatte ja irgendwie die Idee, dass er hier einen "ordentlichen" - im Sinne von nach gerechten Regeln ablaufenden - Prozess würde führen können. Niedlich und naiv, denn ich hatte vor, ihm mit Ahto so einen richtigen "Donald Trump des Nordens" gegenüber zu stellen, der sich von so einem dahergelaufenen Rotzbengel doch nicht in die Suppe spucken lässt.
Der Prozess wurde unter anderem wegen der Reaktionen der Spieler gleich an mehreren Stellen auch für mich richtig spannend und auch unvorhersehbar, und es hat grossen Spass gemacht zu sehen, wie sich immer wieder neue Wege und Argumentationen ergaben, die am Ende zu einem tollen, im Sinne von dramatischen, Schluss geführt haben. Spannend war es für mich vor allem auch deshalb, weil ich mir laufend die kurz- und langfristigen Konsequenzen überlegen musste, welche die eine oder andere Äusserung haben könnte. Dass bei mir so eine Spannung aufkam, hatte aber vor allem auch damit zu tun, dass ich hatte mich bei der Vorbereitung im wahrsten Sinne des Wortes verzettelt hatte, indem ich die unterschiedlichen Versionen der Mordgeschichte und der Erinnerungen der Zeugen parallel an mehreren Orten aufgeschrieben und jeweils erweitert hatte. Prompt fehlte mir am Spieltag ein Büchlein, in welchem ich Ahtos finale Version der Geschichte notiert hatte. So musste ich seine Sicht der Dinge grösstenteils aus dem Kopf wiedergeben und dabei hoffen, dass am Ende die vorbereiteten Argumente noch zu den geäusserten Behauptungen passen. Das wäre vor allem dann blöd gewesen, wenn mit einer bestimmten Aussage eine bestimmte Reaktion bei den Charaktern hätte getriggert werden sollen, welche dann vielleicht ausgeblieben wäre, wodurch am Ende der ganze Spannungsbogen aus den Fugen geraten wäre. Auch wenn es mit Hilfe der Notizen vielleicht noch etwas pointierter gegangen wäre, ist es am Ende zum Glück aber dennoch - und das eben auch mit mehreren spannenden Wendungen für mich zwischendurch - recht gut aufgegangen, und Arrohir konnte sich mal am glatten Hinterteil eines Despoten abprozessieren. Als ob ein Herr Bolsonaro ein paar deutsche und englische Richter in einem Prozess über die Regenwaldbrände akzeptieren würde, nur weil man auch in Deutschland von den Auswirkungen betroffen ist... hahahhahaha ~;D Der verweigert ja schon jegliche ausländische Hilfe.
Für Arrohir dürfte klar geworden sein, dass wenn schon in Gondor ein Prozess gefaked werden kann, dies in einem kleinen Dorf weit im Norden, wo man noch nie was von fairen Gesetzen oder Prozessen aus irgendwelchen südlichen Ländern gehört hat, noch viel wahrscheinlicher ist. Dass sich die anwesenden Labban und Helutavi nicht stärker gegen das Urteil gewehrt haben, hatte natürlich auch damit zu tun, dass sie eben nicht selbst als Richter fungieren konnten und den Fischmenschen ihre Souveränität lassen mussten/wollten - wären die Helutavi da eingeschritten, wäre es ihnen am Ende gar noch als weiterer Übergriff auf die Fischmenschen ausgelegt worden. Arrohirs Reaktion auf Ahtos weitergehende Provokationen war dann der dramatische Höhepunkt, mit dem ich ehrlich gesagt fast nicht mehr gerechnet hatte... und Bóin II. ist ihm auch noch zu Hilfe gekommen, sehr schön.
Anders als sonst habe ich diesmal erst gegen Ende der Session damit begonnen, mir Notizen zum Spielverlauf zu machen, einfach um das Spiel flüssiger zu halten und damit man mehr im Gespräch bleibt. Das hatte aber auch ein Stück weit zur Folge, dass ich mir nicht alle Argumente und Wendungen der Session im Detail merken konnte. In der nächsten Session möchte ich daher etwas Neues ausprobieren.
Als es zum Prozess mit Ahto kam, hat Bóins II. Spieler einmal mehr seine wunderbare Marionetten-Pantomime zum Besten gegeben, weshalb ich mir nach der Session Gedanken darüber machte, ob ich die Spieler und Charakter mit der Geschichte nicht zu sehr "gängele" und sie ihrer Entscheidungsfreiheit beraube... ihr wiss schon, Railroading und so, wobei ich selbst meist auch nur einen Ideen und keinen festen Reiseplan habe. Bóins II. Spieler versichert mir dann aber, dass er damit nur zum Ausdruck habe bringen wollen, dass Arrohirs komplett zur Marionette der Mächtigen geworden ist, also alles in Butter.
Es ist klar, die Aufgaben, die ich den Spielern stelle, sind oft nicht gerade einfach, und doch finden sie immer wieder sehr tolle Lösungen, die ich zum Teil selbst nie erwartet hätte und die das Spiel auf schöne Weise in eine neue Richtung schubsen - so soll es immer wieder sein, schliesslich sind die Charakter der Mittelpunkt und die Helden des Spiels. Aber sie sollten sich nicht wundern (oder sich nicht gleich "der Geschichte oder dem Schicksal ausgeliefert" fühlen), wenn halt wirklich mal nur der saure Apfel zum Reinbeissen auf dem Tisch geblieben ist, weil sie den Tisch zwar gekippt und die feinen Beeren runtergeworfen haben, aber doch nicht in die Tischkante selbst reinbeissen wollen.
So, und nun schöne Weihnachten :)
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