Autor Thema: Autorenhonorar?  (Gelesen 36914 mal)

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Offline Grospolian

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #200 am: 10.08.2014 | 12:51 »

2) Gibt es überhaupt noch einen ECHTEN Markt für neue Systeme? So abseits von Foren wo <Hype x> gerade geboostet wird?

3) Machen rein deutsche Systeme eigentlich Sinn? Oder nimmt man nicht besser eines der verfügbaren Systeme und haut, wenn überhaupt, ein Setting drauf

Ich kann udn will nicht auf deinen ganzen Post antworten, aber auf die 2 Punkte mag ich gern angehen.

2)Ja es gibt noch einen Markt und wenn ich euch evtl. schockiere, die Foren sind nicht der Nabel der Welt ;), nicht mal der Rollenspielwelt. Ein schönes Beispiel mag das alte Elyrion aus dem Hause PG sein. Heute sind die meisten Elyrion Macher der Meinung, dass das Elyrion System (im Sinne der Regeln, nicht das Setting) nicht der große Wurf war. Es wurden in vielen Foren auch ziemlich zerrissen. Dennoch gibt es Menschen da draußen, die danach fragen - die gern noch mehr hätten und hoffen das SW Elyrion zu ihnen passt. Auch wurde von Elyrion mehr als eine Auflage verkauft.

Und ich bin mir sicher, das du von anderen Verlagen ähnliches hören kannst.

3)Eine echt interessante Frage. Ich denke Jain ist ihr die richtige Antwort. Geschmäcker sind unterschiedlich und gerade wenn man DSA und D&D vergleicht und die Durchdringung in Deutschland betrachtet, so sieht man das hier scheinbar eine gewisse Tendenz vorliegt. Die Frage ist nur ob es nun Sinn macht diese Sachen ins Englische oder gar nadere Sprachen zu übersetzen und hier muss man wohl klar gucken, ob es passt.

Würde man nämlich die Antwort pauschalisieren müsste man nach dem Fall des Dark Eyes wohl schlussfolgern, dass DSA entweder abgeschafft gehört, weil man es nicht im Ausland vermarkten kann oder vermarktung im Ausland schlicht keinen Sinn macht ;).

Ich persönlich denke aber das Settings und Systeme wie z.B. das erwähnte Contact oder auch Elyrion durchaus auf Englisch eine Chance hätten.
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Offline Archoangel

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #201 am: 10.08.2014 | 13:50 »
Ist eben eine Frage, wie du "Markt" definierst. Prinzipiell gibt es ja - ohne Elyrion direkt damit vergleichen zu wollen - auch einen Markt für Luft in Dosen, Hundekacke, Wüstensand in Flaschen und Toastbrote, die wie Texas aussehen. Letztlich ist der Markt ja nur ein Ort, an dem Angebot und Nachfrage zusammentreffen und sich ein Tausch vollzieht, also ein Preis gebildet wird. Insofern gibt es vermutlich für so ziemlich alles einen Markt, also auch für Rollenspiele jedweder Art: vorrausgesetzt es findet sich EIN potentieller Käufer.

Die Frage, die hier jedoch ehr gestellt wurde lautet: gibt es einen Markt in dem Sinne, dass es jenseits der Druckereien, des Versandes und des Einzelhandels Menschen ermöglicht gänzlich von der Produktion der zu handelnden Güter ihren Lebensunterhalt oberhalb der Armutsgrenze eigenständig zu bestreiten? Da wird es dann für vieles was im Hobby produziert wird doch schon deutlich enger ...

Natürlich kann ich mit Klein- und Kleinstauflagen ein gewissen Produkt über einen gewissen Zeitraum (zu einem als anständig und fair wahrgenommenen Preis) erfolgreich vergaufen, also einen Markt dafür finden ggf. sogar zu schaffen. Dennoch wird das unternehmerische Hauptziel der Produktion, nämlich den eigenen Lebensunterhalt von der Tätigkeit zu bestreiten (salopp: Gewinn erzielen) davon vermutlich nicht erfüllt werden.

Insofern hast du natürlich recht, wenn du sagst: "Elyrion hat einen Markt, da sich Käufer gefunden haben und sich das Produkt somit finanziert hat." Weder haben wir damit jedoch eine Aussage über die Zusammensetzung der Produktionskosten (Stichwort: Autorenhonorar), noch über die Auflagenstärke, noch über den Zeitraum. Man könnte sogar nachfragen wieviel Kapital letztlich investiert wurde, welcher Gewinn erwirtschaft wurde und ob dieser Gewinn (über die Zeitspanne) eine Verzinsung von 4% überstiegen hat (also rentabel war; wirtschaftlich ist es nicht sinnvoll einen geringeren Gewinn auf das eingesetzte Kapital zu erwirtschaften).

Und selbst wenn das Produkt nach dieser Rechnung immer noch rentabel war, weil es eben letztlich kein angemessenes Entgelt für die Herstellung gab (Fanwork) bleibt - wie gesagt wirtschaftlich, genauer hier: volkswirtschaftlich, sozialmarktwirtschaftlich - die Frage ob es eigentlich rechtens ist am sonntaglichen Stammtisch sich darüber aufzuregen, wenn ostdeutsche Friseurinnen für unter 3,50€ die Stunde arbeiten müssen, private Postdienstleister ihren Mitarbeiter sittenwiedrige Löhne von höchstens 4,25€ zustecken und sich manch ein Pizzafahrer mit 3,25€+Trinkgeld zufrieden geben muss, gleichzeitig allerdings niemand etwas verwerfliches daran findet, dass Rollenspielautoren oftmals für unter 1€ die Stunde, semischwarz und einen Namen im Buch abgespeist werden. Egal ob sie es nun "freiwillig" machen oder nicht - wieder Anstand und Sitte ist es (in unserem System) eigendlich trotzdem. Oder ist Kinderprostitution demnächst auch O.K. wenn das Kind sein Einverständnis gibt?
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Offline Feyamius

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #202 am: 10.08.2014 | 13:59 »
dafuq did I just read? :o

Offline Grospolian

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #203 am: 10.08.2014 | 14:18 »
Mir ging es ehrlich gesagt mehr um die Aussage über die wichtigkeit des Forenhypes.

Ausgehend von deinen Ausführungen gibt es dann gar keinen Markt für deutschsprachige (inkl Übersetzungen). Da kein Verlag angefangen von Ullisses bei DSA bis hin zum Einmann-Selbstverlag menschenwürdige Löhne bezahlt.

Ich muss sagen dein Kinderbeispiel, zwingt mich jetzt dazu schon 3x meine Antwort umzuschreiben. Deine Formulierung ist nicht nur grundlegend falsch, da du hier eben beeinflussbare Kinder mit (in der Regel) Erwachsenen gleichsetzt, sondern es ist auch Beleidigend, da sie impliziert, dass der Mitarbeiter sich aus Naivität und vielleicht sogar Dummheit in diese Tätigkeit begibt.

Du vergleichst die Tätigkeit im Rollenspiel mit klassischen Dienstleistungen. Dingen auf die unsere Gesellschaft (mehr oder minder) angewiesen ist. Berufe die man nicht zum Spaß, sondern zum reinen Broterwerb macht (womit ich nicht sagen will, dass man darin keine Erfüllung finden kann.  Ein Freund ist  Postzusteller wie das jetzt heißt und er macht seinen Job gern). Rollenspiele hingegen sind ein Kunstprodukt, sie dienen der Unterhaltung und sonst nichts. Die meisten Künstler krebsen aber eben rum und nicht selten werden ihre Werke erst dann wertvoll, wenn sie selbst nicht mehr auf Erden wandeln, so das bestenfalls Erben und üblicherweise irgendwelche Spekulanten den Gewinn "abgreifen". Deswegen ruft aber keiner "Schafft die Kunstszene ab".

Was nicht heißt, dass ich nicht gern von meiner Arbeit leben können würde. Doch es geht eben nicht, dass war mir von Anfang an bewusst und für mich ist es eben ein Hobby, bei dem praktischerweise auch mal n paar Groschen abfallen. Nun ist eben die Frage, wie es weiter geht, der von dir postulierte Konsens (ich nenn es jetzt nicht wieder RPG Kommunismus, da das Wort zu schlecht besetzt ist) würde marktwirtschaftlich wahrscheinlich funktionieren, aber er würde auch das Hobby flachklopfen und im schlimmsten Fall könnte es sogar sein Tod sein. Denn ein Punkt, den wir als Verlag oft merken, der aber hier gar nicht betrachtet wurde ist die Tatsache das der Trend wieder mehr zum englischen Buch geht. Wenn der Konsument nun also gern die Vielfalt behalten mag, die er heute hat, aebr auf deutsch nur DSA, SR, 'Midgard und was auch immer geboten bekommt. Besteht immer die Gefahr, dass er sich eben in anderen Sprachen bedient.

Doch Konsens ist denke ich nötig, in den letzten Jahren kommt es mir so vor (vielleicht weil ich in diesen Jahren eben Teil der Sache war), dass die Verlage immer stärker gegen einander kämpfen und gerade im Bereich Werbung wäre eine gemeinsame Initiative der Verlage eine schöne Sache.
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Offline Zwart

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #204 am: 10.08.2014 | 14:44 »
Denn ein Punkt, den wir als Verlag oft merken, der aber hier gar nicht betrachtet wurde ist die Tatsache das der Trend wieder mehr zum englischen Buch geht.
Da sprechen die guten Verkäufe des deutschen Pathfinder allerdings eine deutlich andere Sprache würde ich sagen. Es besteht ein hohes Interesse an übersetzten Büchern.

Das speziell PG davon betroffen ist, dass der Trend wieder mehr zum englishen Buch geht, ist meiner Meinung nach, der Tatsache geschuldet das die Kunden schlicht nicht mit den deutschen Produkten versorgt werden die sie sich wünschen.
Wenn ich aber die Wahl habe etwas auf deutsch zu kaufen, dann kaufe ich das auch auf deutsch.

Disclaimer: Das ist nur eine Feststellung und kein Vorwurf. Das ihr aus verschiedensten Gründen auch nicht immer so könnt wie ihr gerne wollt, ist mir völlig bewusst. Aus dieser Situation aber einen allgemeinen Trend abzuleiten finde ich gewagt.
« Letzte Änderung: 10.08.2014 | 14:46 von Zwart »

Offline Archoangel

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #205 am: 10.08.2014 | 14:56 »
Ich wollte mit dem letzten Satz niemanden beleidigen, kann das aus meinem Text auch nicht herauslesen. Polemisierung hingegen wollte ich natürlich, um den Finger auf einen (von mir wahrgenommenen) wunden Punkt zu legen. Meine Meinung ist hier für den so genannten "Markt" ohnehin völlig irrelevant, was mich jedoch nicht davon abhält sie kund zu tun. Ist schließlich ein freies Land.

Was ich mir im realistischen Maße jedoch wünschen würde wäre, dass fanproduzierte Ware wenigstens dann auch kostenlos im Netz zum download angeboten wird. Wenn schon die Übersetzer/Produzenten nichts an dem Werk verdienen habe ich auch wenig Verständnis dafür, dass sich dann irgendwelche anderen Menschen sich daran bereichern, egal ob es sich um Verleger oder Händler handelt.

Aber wie gesagt: das ist meine Meinung, keine allgemeingültige Lösung.
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Offline carthinius

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #206 am: 10.08.2014 | 15:01 »
Was ich mir im realistischen Maße jedoch wünschen würde wäre, dass fanproduzierte Ware wenigstens dann auch kostenlos im Netz zum download angeboten wird. Wenn schon die Übersetzer/Produzenten nichts an dem Werk verdienen habe ich auch wenig Verständnis dafür, dass sich dann irgendwelche anderen Menschen sich daran bereichern, egal ob es sich um Verleger oder Händler handelt.
Du möchtest also gern die Word-Dateien als reine Textwüste bekommen, nicht lektoriert, ohne Bilder und vernünftigen Satz? Gut, darüber ließe sich bestimmt reden. Alles andere ist mit geldwertem Aufwand verbunden. Dann kannst du auch gleich in den Supermarkt gehen, dir den Sack Kartoffeln nehmen und durch die Kasse spazieren und sagen: "Könnte ich auch selbst anbauen, sehe ich also nicht ein, das zu bezahlen."
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Offline RPGnosis

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #207 am: 10.08.2014 | 15:08 »
Ich nehme an, es geht eher darum, dass es seltsam erscheint, wenn quasi die "Verpacker" eines "Produkts" (= Rollenspieltext) stets Geld verlangen (können?), der Hersteller aber nicht.

Die einzig mögliche Lösung dafür wäre wahrscheinlich "ehrenamtliches" Fan-Engagement nicht nur von Autoren, sondern auch von Setzern, Layoutern, Illustratoren etc. ... nur erwartet das scheinbar von denen jeder weniger als von den Text-Produzenten. Seltsame Welt.
« Letzte Änderung: 10.08.2014 | 15:10 von RPGnosis »

Offline Slayn

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #208 am: 10.08.2014 | 15:10 »
Das speziell PG davon betroffen ist, dass der Trend wieder mehr zum englishen Buch geht, ist meiner Meinung nach, der Tatsache geschuldet das die Kunden schlicht nicht mit den deutschen Produkten versorgt werden die sie sich wünschen.
Wenn ich aber die Wahl habe etwas auf deutsch zu kaufen, dann kaufe ich das auch auf deutsch.

Wobei gerade Pathfinder da ja wieder das Thema ist. Ich denke, man kann hier ganz leicht identifizieren was der Anreiz daran ist und was die Kunden anzieht, nur gibt es bei uns wirklich kein Konkurrenzprodukt das attraktiv für die gleichen Kunden wäre.
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Offline Archoangel

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #209 am: 10.08.2014 | 15:18 »
Ich nehme an, es geht eher darum, dass es seltsam erscheint, wenn quasi die "Verpacker" eines "Produkts" (= Rollenspieltext) stets Geld verlangen (können?), der Hersteller aber nicht.

Die einzig mögliche Lösung dafür wäre wahrscheinlich "ehrenamtliches" Fan-Engagement nicht nur von Autoren, sondern auch von Setzern, Layoutern, Illustratoren etc. ... nur erwartet das scheinbar von denen jeder weniger als von den Text-Produzenten. Seltsame Welt.

Danke! Genau das meine ich.
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Offline carthinius

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #210 am: 10.08.2014 | 15:20 »
Die einzig mögliche Lösung dafür wäre wahrscheinlich "ehrenamtliches" Fan-Engagement nicht nur von Autoren, sondern auch von Setzern, Layoutern, Illustratoren etc. ... nur erwartet das scheinbar von denen jeder weniger als von den Text-Produzenten. Seltsame Welt.
Wenn du dich ein bisschen umhörst, wirst du merken, dass die von dir angesprochenen Gruppen bei RPG-Produkten auch eher Freundschaftsdienste leisten als vollwertig entlohnt zu werden. Hinzu kommt: Es sind die Bereiche, die ein simples Textprodukt zum finalen Printprodukt machen. Darüber zu diskutieren ist ungefähr so, als ob du die Druckerei fragst, ob sie nicht mal umsonst drucken würde.
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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #211 am: 10.08.2014 | 15:41 »
Die Frage stelle ich mir auch: die Leute die heute Rollenspiele schreiben (in ihrer Freizeit, unbezahlt oder unterbezahlt), machen ja schon einen Verlust, wenn sie ihre Arbeitszeit und ihren Aufwand rechnen. Warum ist es für diese Leute akzeptabel, in Form ihrer eigenen Arbeitszeit draufzulegen, nicht aber in Form von Geld das man für eine Dienstleistung ausgibt (Lektorat, Illustration, etc.)? Für andere Hobbies geben Leute ja auch Zeit und Geld aus, ohne das Geld wieder rein holen zu wollen. Es scheint fast so dass es den Leuten gefällt so zu tun als hätten sie ein gewinnorientiertes Geschäft.

Offline Feyamius

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #212 am: 10.08.2014 | 15:42 »
Das Ding ist, dass es Fans, die sowieso schreiben, einfach relativ häufig gibt. Es gibt auch zahlreiche Fans, die malen und zeichnen. Aber Fans, die layouten, kenne ich genau drei: Sphärenwanderer für Rakshazar, Carthinius, der z.B. das Wilde Aventurien gesetzt hat (ah, da isser ja auch schon :)) und mich selbst für Nandurion.

Man werkelt als Layouter ein Produkt zusammen, von dem man möchte, dass es einen bestimmten (semi)professionellen Look hat - einfach, dass das Fanwerk, von dem man inhaltlich viel hält, auch gut aussieht. Das Herzblut des Fanlayouters geht hier also da hinein, dass man einem Werk, das normalerweise kaum die Chance hätte, eine seinem Inhalt entsprechende Optik zu erhalten, diese dennoch verleihen möchte. Aber eigentlich führt man beim Setzen die geistigen Ergüsse von Textern und Illustratoren zusammen. Das hat schon auch kreative Teile, aber eben bei weitem weniger, als selbst zu schreiben oder zu malen. Und spätestens wenn man wirklich "nur" setzt und nicht layoutet (womit ich jetzt einfach mal den Prozess der kreativen Layoutgestaltung bezeichnen möchte), möchte man dafür bezahlt werden.
« Letzte Änderung: 10.08.2014 | 15:54 von Feyamius »

Offline Archoangel

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #213 am: 10.08.2014 | 15:51 »
Das Ding ist, dass es Fans, die sowieso schreiben, einfach relativ häufig gibt. Es gibt auch zahlreiche Fans, die malen und zeichnen. Aber Fans, die layouten, kenne ich genau drei: Sphärenwanderer für Rakshazar, Carthinius, der z.B. das Wilde Aventurien gesetzt hat (ah, da isser ja auch schon :)) und mich selbst für Nandurion.

Ach so. Wenn also jeder zweite, dritte, fünfte Fan ein Abenteuer/eine Regionalbeschreibung/ein Regelwerk genauso schreiben kann, wie die Leute, die es gegenwärtig tun ... warum genau soll ich mir den Kram dann noch kaufen? Ich kann es doch offensichtlich ebensogut, wenn nicht gar besser. In letztlicher Konsequenz: was bedeutet diese Einstllung eigentlich für die Qualität der Rollenspiele in D?

... ein Arm, eine Rippe, oder ein Auge ... langsam frage ich mich, was wir eigentlich für einen Arm oder ein Auge bekommen hätten ...
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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #214 am: 10.08.2014 | 15:53 »
Wenn du dich ein bisschen umhörst, wirst du merken, dass die von dir angesprochenen Gruppen bei RPG-Produkten auch eher Freundschaftsdienste leisten als vollwertig entlohnt zu werden. Hinzu kommt: Es sind die Bereiche, die ein simples Textprodukt zum finalen Printprodukt machen. Darüber zu diskutieren ist ungefähr so, als ob du die Druckerei fragst, ob sie nicht mal umsonst drucken würde.
Klar. Der hauptsächliche Unterschied scheint mir: sie werden wenigstens überhaupt ansatzweise entlohnt. Laut Aussage von Florian D.-S. kann man mit Rollenspielprodukten überhaupt nur als Illustrator (oder evtl. als Verleger und Großhändler) halbwegs anständig verdienen.

Aber das Druckerei-Beispiel hinkt ein wenig; eine Druckerei hat nunmal "etwas" andere laufende Kosten als beispielsweise ein Setzer. Und Materialkosten undsoweiter. Der Vergleich zwischen Autor und Illustrator, Autor und Setzer, Autor und Layouter ist mAn wesentlich besser, denn bei denen allen geht es in erster Linie um eigene aufgewendete Arbeitszeit.
Der Hauptunterschied zwischen Autoren und den anderen drei Gruppen ist wohl: die Nicht-Autoren können mit ihrer Arbeit auch anderweitig Geld verdienen, da ihre Dienste inhaltsunabhängig sind. Der Rollenspielautor schreibt halt nur Rollenspielzeugs; und bei sorgfältig ausgearbeiteten Texten oder gar neuen Systemen wäre es natürlich auch ein absurder Anspruch, da mit irgendwelchen Stundensätzen im Euro-Bereich zu kommen, dafür ist wie schon gesagt die potentielle Käufermenge einfach zu klein.
Trotzdem in meinen Augen kein Argument für die oftmalige (vor allem finanzielle) Geringschätzung der Arbeit eines Autors oder Designers.

Aber letztlich ist es halt eine Frage der Einstellung der Kunden: legt man mehr Wert auf artsy-fartsy Illustrationen, fancy Layout und coole Formate oder auf tatsächliche rollenspielerisch relevante Inhalte? In Teilen machen "wir" (Käufer) uns dieses Problem in meinen Augen nämlich selbst, indem alles mögliche teilwertige Zeug gekauft wird, solange es sich nur schick im Regal macht.

Offline Archoangel

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #215 am: 10.08.2014 | 15:56 »
Da es ja auch genügend Leute gibt, die als Hobby Autos designen, Filme drehen und sich selbst Kleidung designen, sollten wir diese Jobs in Zukunft bitte auch nicht mehr bezahlen. Wenn wir über den "kreativen" zweig hinausgehen, ließen sich sicher auch Ärzte und Lehrer einsparen - genügend Hobbymediziner und Besserwisser gibts ja auch in diesem Land. Das führt sicher zu einem bezahlbareren Gesundheits- und Bildungswesen ; win-win-situation nicht wahr?

Wer Sarkasmus findet darf ihn behalten.
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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #216 am: 10.08.2014 | 16:01 »
Ach so. Wenn also jeder zweite, dritte, fünfte Fan ein Abenteuer/eine Regionalbeschreibung/ein Regelwerk genauso schreiben kann, wie die Leute, die es gegenwärtig tun ...

Das ist jetzt eine Interpretation von dir. Ich habe nur gesagt, dass sie es tun. Ob die Qualität mit offiziellen Texten mithalten kann, sollen hier andere bewerten, darum geht es mir gerade nicht. Die reine Zahl sorgt aber dafür, dass man als Verlag eine gewisse Auswahl hat - wobei das wieder durch die nötige Expertise (in unserem Fall das Hintergrundwissen über die Dinge, über die geschrieben werden soll) eingeschränkt werden kann.

Offline Archoangel

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #217 am: 10.08.2014 | 16:02 »
Aber letztlich ist es halt eine Frage der Einstellung der Kunden: legt man mehr Wert auf artsy-fartsy Illustrationen, fancy Layout und coole Formate oder auf tatsächliche rollenspielerisch relevante Inhalte? In Teilen machen "wir" (Käufer) uns dieses Problem in meinen Augen nämlich selbst, indem alles mögliche teilwertige Zeug gekauft wird, solange es sich nur schick im Regal macht.

Mit nichten: nach dem gängigen System hat man ja eigentlich gar keine Chance ein deutsches professionelles Produkt zu erleben. Bei den Hungerlöhnen wird sich nämlich auf absehbare Zeit niemand finden, der ein gutes Produkt mit vollem Engagement designen kann. Hin und wieder erleben wir natürlich großartige Sachen von Hobbyisten. Ich frage mich wohl, was für einen Einfluss es auf die Szene hätte, wenn die Hupperichs die es gibt hauptberuflich Rollenspiele designen könnten ...

Witzigerweise sieht man ja im PC-Game Sektor seit geraumer Zeit eine ähnliche Entwicklung: die Leute die Story und Regeln designen werden mehr und mehr durch Beta-Tester-Fanboys ersetzt und die Programmierer und Grafiker verdienen echtes Geld. Damit kommen dann immer wieder graphisch tolle herzlose stinkelangeweilige Titel auf den markt, die manch ein Unternehmen auch bereits in den Ruin getrieben haben.
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Offline Sülman Ibn Rashid

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #218 am: 10.08.2014 | 16:05 »
Aber Fans, die layouten, kenne ich genau drei: Sphärenwanderer für Rakshazar, Carthinius, der z.B. das Wilde Aventurien gesetzt hat (ah, da isser ja auch schon :)) und mich selbst für Nandurion.

Ich wüsste spontan mindestens noch einen.
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stynja dvergar fyr steindurum veggbergs vísir. Vituð ér enn eða hvat?

Offline Feyamius

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #219 am: 10.08.2014 | 16:07 »
Dann hau raus.

Mir fällt auch gerade noch Markus Holzum ein, der aber sowieso ein Ausnahmetalent ist und sein Khorghil selbst schreibt, illustriert und setzt. Ob das aber wirklich Fanwerk wird, sehen wir frühestens, wenn er fertig ist. ;)
« Letzte Änderung: 10.08.2014 | 16:11 von Feyamius »

Offline RPGnosis

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #220 am: 10.08.2014 | 16:13 »
@ Archoangel: Darauf wollte ich hinaus.

Die Frage ist, was macht einen Autor "professionell", außer, dass er verlegt wird? Ich bin von vielen "professionellen" Produkten nicht wirklich überzeugt und gehe mit Feyamius d'accord, dass es für die Verlage eine ziemlich große Auswahl an Autoren gibt, die einfach aus Idealismus oder für den Coolness-Faktor einfach mal was publizieren wollen (lies: Fans mit Talent). Und wenn dann vom Verlag z.B, ein DSA-Layout außenrum gemacht wird, und das Ding sich nicht zu schlecht verkauft, ist der Inhalt relativ egal, und der Weg zum "professionellen" Autor ist ein gutes Stück geebneter...

Einen Teil des Problems sehe ich auch in der Zersplitterung der Szene (als Folge der Produktschwemme) und dem Unwillen, sachlich darüber zu diskutieren, was eigentlich wirklich "gute" Rollenspielprodukte sind. Es fehlen weitgehend inhaltliche und halbwegs objektive Maßstäbe für Publikationen, was die Bewertung derselben nicht einfacher macht. Was dem DSAler gefällt, findet der SaWoler ätzend, was der DSler cool findet, stößt den Cthulhuisten ab. Damit bleibt als einziger Bewertungsmaßstab - auch für die Verlage - neben dem persönlichen Geschmack nur die Verkaufszahl. Und die ist wiederum in erster Linie marken- und in zweiter geschmacksabhängig.

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #221 am: 10.08.2014 | 16:17 »
Ich halte auch die Produktschwemme für verantwortlich. Ich bin ja schon ein bisschen Rollenspielfan, aber mir wärs relativ egal, wenn jetzt alle Autoren das Schreiben von Rollenspielprodukten einstellen würden, weil es bereits jetzt mehr interessante und gut gemachte Rollenspielprodukte zu jedem noch so abartigen Thema gibt, als ich in meinem Leben lesen kann. DIe Auswirkungen auf das Hobby jetzt mal aussen vor.

Also anders gesagt, wenn jemand nun unbedingt in der Antarktis Kühlschränke verkaufen will, dann verdient er halt nicht so prall.

Offline Feyamius

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #222 am: 10.08.2014 | 16:18 »
Und diese Analyse setzt schon voraus, dass es überhaupt den DSAler (oder den SWler) gibt. Ein objektiv gutes Rollenspiel wird man niemals finden. Auf drei objektiv gute Rollenspiele (die aber unterschiedlicher nicht sein könnten) könnte man sich vermutlich ganz eventuell einigen.

Offline Slayn

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #223 am: 10.08.2014 | 16:18 »
Puh, jetzt bin ich ja beruhigt. Zu meinem Glück kann ich mit InDesign weitaus besser umgehen als mit Word. Meine Zukunft im RSP-Bereich ist gesichert!

@RPGnosis: Wie kommst du zu dem Eindruck das es keine Sachlichen Diskussionen geben würde ob ein RSP-Produkt gut ist?
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Supersöldner

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Re: Autorenhonorar?
« Antwort #224 am: 10.08.2014 | 16:22 »
natürlich kaufen die Leute ein Rollenspiel das auf Englisch Deutsch und China Sprache verfügbar ist  auf deutsch weil das am einfachsten zu lesen ist also hier in Deutschland meine ich. Aber mal zwei zwischen Fragen.1 nach welchen Kriterien wird entschieden welches Deutsche Rollenspiel ins Englische  übersetzt werden bzw was sind die Voraussetzungen? 2 wie sieht es eigentlich mit Rollenspielen  wie wir sie kennen in Indien und China aus? Da sind ja ein Drittel der Menschheit also auch der Potenzeliten Spieler/Käufer.