Autor Thema: Degenesis - Post-Eshatonische Zivilisation  (Gelesen 1371 mal)

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Degenesis - Post-Eshatonische Zivilisation
« am: 10.11.2014 | 17:17 »
Ich schreibe gerade an einer Kurzübersicht für meine Spieler wie der Alltag in der Degenesis-Welt funktioniert: Nahrung, Kleidung, Heizung, die gewöhnlichen Dinge eben. Zumindest im Protektorat bzw. Justitian oder vergleichbaren "Staaten".

Wie handhabt ihr das? Gibts in eurer Spielrunde nur Ratten zu essen und geplünderte Fetzen als Kleidung oder wie stellt ihr das öffentliche Leben dar? Wenn ich fertig bin mit dem (umfangreichen) Einblick in den NSC-Alltag will ich das ganze hier posten.

Hier die ersten beiden Abschnitte:

Nahrung

Nach dem Eschaton war die Lebensmittelversorgung zusammengebrochen, die Überlebenden mussten sich auf die gehorteten Konserven oder plünderbare Vorräte stützen. Viele hatten sich in U-Bahn-Netze, umgebaute Keller und andere Unterirdischen Anlagen geflüchtet und lebten dort die nächsten Jahre. Kartoffeln, Karotten, Zwiebeln, Rüben, Knoblauch, Petersilie und Pilze ließen sich leicht ohne viel Licht und bei niedrigen Temperaturen anbauen. Andere Pflanzensamen fand man in Blumenhandlungen und Gärtnereien. Dieses Gemüse stellt die Grundversorgung der Bevölkerung im Europa des Jahres 2595 dar. Obstbäume wie Äpfel, Birnen und Pflaumen, Nüsse sowie Beerenfrüchte überleben auch längere Zeit als Sämerei. Roggen, Hafer und Dinkel sind genügsame Weizenarten die auch bei kaltem Klima wachsen und zu Brot, Nudeln oder Tierfutter verarbeitet werden; Kraut, Erbsen, Linsen und Bohnen ergänzen das Angebot. All das konnte man von Bauernhöfen in der Umgebung der Städte nach der Katastrophe erbeuten. Zur Bewässerung der Felder gibt es Pumpen und Rohrleitungen die von Schrottern gebaut und gewartet werden, als Gegenleistung erhalten sie einen Anteil der Ernte. Wenn man nicht zu dem Kartell gehört hat man sich von den Anlagen fernzuhalten, sonst sind ein paar gebrochene Finger nur eine erste Warnung. Sonst könnte ja jede dahergelaufene Ratte kommen und die Preise drücken. Spitalier unterhalten mit der Untertstützung der Chronisten einige aufwendig betriebene Gewächshäuser um die Vitaminreichen Gemüse- und Obstsorten zur Verfügung zu haben, die in Africa und Hybrispania von Neolybiern angebaut und teuer nach Europa verkauft werden: Kürbis, Tomaten, Gurke und Paprika. Reis, Kirschen. Bananen und Zitrusfrüchte muss man teuer importieren.
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Fleisch kommt hauptsächlich vom Schwein, Huhn, Hasen, Ziegen und Schaf. Schweine, Ziegen und Hühner kann man mit den Tischabfällen füttern und waren nach dem Eschaton auf vielen Bauernhöfen zu finden. Auch Kaninchen waren als Haustiere sehr weit verbreitet und entsprechend leicht zu züchten. Aus gemahlenem Fleisch und Innereien lassen sich Leber-, Blut- und Bratwurst herstellen. Hühner legen Eier und Ziegen geben Milch aus der man. Käse herstellen kann, Schweine liefern Schmalz zum braten und Speck. Rinder brauchen viel Gras und Heu und werden nur in Hybrspania und Africa in größeren Herden gehalten und als Lebendfleisch von Neolybiern verschifft. Fische, Muscheln und andere Meeresfrüchte ergänzen das Angebot. Klans, Sipplinge und Hellvetiker jagen Wild soweit verfügbar und auch Ratte, Katze und Hund wird von einigen nicht verschmäht. Schrotter sind generell nicht wählerisch. Und in Pollen gibt es ein Festmahl wenn ein Gigant geschlachtet wird. Das Fleisch reicht für den ganzen Stamm für mehrer Tage bis Wochen. In Africa kommen auch exotische Tiere auf den Tisch wie Schlange und Heuschrecken.

Man trinkt Wasser, mal mehr oder weniger sauber, der Zugang dazu findet über Brunnen oder Zisternen statt und wird von Richtern und Spitaliern überwacht. Grundsätzlich ist es kostenlose und die Sauberkeit wird Regelmäßig von Spitaliern untersucht. Wenn man es sich leisten kann trinkt man Kaffee aus Africa, Tee oder Fruchtsäfte. Gerste wird weiterhin zum Bierbrauen verwendet, Weinanbau findet fast ausschließlich in Hybrispania und Africa statt, entsprechend teuer ist er auch Gepanschte Weine werden für weniger Geld verkauft, Desatillat lässt sich aus fast allem herstellen was bereits Alkohol enthält und sind die billige Möglichkeit für einen Rausch.

Salz wird unterirdisch abgebaut, exotische Gewürze wie Pfeffer und Zimt werden aus Africa importiert, gewöhnliche Kräuter lassen sich im eigenen Garten anbauen, Zucker wird aus Zuckerrüben gewonnen. Zuckerrohranbau gibt es nur in Africa, Rum gehört zu den beliebten Getränken bei Geißlern. Wildbienen sind sehr selten und reisende Imker sorgen mit ihren Bienenstöcken für die Befruchtung der Pflanzenblüten und sind gern gesehene Gäste auf den Bauernhöfen. Sie tauschen den begehrten Honig gegen Lebensmittel und erzählen Geschichten von ihren Reisen. Spitalier übernehmen oft selbst diese Aufgabe und achten auf etwaige Versporung. Die unabhängigen Imker werden toleriert, manche Bauern und Sipplinge halten sich selbst Bienenvölker. Die meisten kümmern sich eingehend um die Bienen und deren Gesundheit. Gemüse und Obst werden zur Haltbarmachung für den Winter in Fässern, Töpfen oder Gläsern eingelegt, Fleisch und Fisch wird geräuchert oder gepökelt. Früchte werden tagelang gekocht um daraus Marmelade zu machen, ohne Zucker werden sie im Behälter zur Aufbewahrung mit einer dicken Schicht Schmalz überzogen, das schließt luftdicht ab und macht die süße Leckerei haltbar. Hellvetiker, Spitalier und Chronisten haben die Technik und stellen aufwendig Blechdosen her, in die man die haltbare Nahrung verpackt. Die Schrotter liefern die Rohmaterialien und helfen in der Manufaktur, dafür erhalten sie einen geringen Teil der praktisch verpackten Vorräte. Manch Schrotter hat abseits vom Protektorat und Alpenbunker seine eigene Produktion aufgenommen, und auch in Africa gibt es noch Fabriken in denen Lebensmittel verarbeitet werden. Aber die meiste Nahrung wird entweder frisch bzw. lebendig auf einem Markt oder in einem Geschäft verkauft oder fertig zubereitet in einem Gasthaus. Auch hier kann ein Spitalier mal nach der Qualität, immerhin erhält er dafür eine kostenlose Mahlzeit vom Wirt oder Verkäufer.

Spitalier überwachen die Qualität der angebauten Feldfrüchte und den Gesundheitszustand der Schlachttiere. Versporung, Parasiten und Schädlinge befallen immer wieder Pflanze und Tier, das passende Spritzmittel lassen sie sich gut bezahlen. Auch das schlachten muss in den Schlachthäusern der Spitalier vorgenommen werden. Das wiegen mit einer geeichten Waage übernehmen die Richter. Beides kostet eine Gebühr. Die hungrige Bevölkerung soll nicht übervorteilet werden, also werden die Preise von Spitaliern und Richtern gemeinsam nach Qualität und Menge des Fleisches festgelegt. Hellvetiker lassen sich die Transfergebühren der Neolybier für die Alpenpassage oft nicht nur in Petro sondern mit benötigten Lebensmitteln bezahlen. Die Voivoden und Neolybier herrschen in ihrem Reich wie mittelalterliche Feudalherren, von jedem Erzeugnis erhalten sie einen zehnten Teil. Oder mehr. Per Dekret muss die Ernte in ihren Lagerhäusern eingelagert werden, das Schlachtvieh wird vom Vogt bewertet und zum Pferch des hohen Herrn getrieben.

Gesundheit

Die Spitalier raten dazu zwei mal in der Woche die Zähne zu putzen, wenn möglich öfter. Tägliches Waschen mit Seife wird empfohlen, die Hände müssen sauber sein wenn man Essen zubereitet. Seifen und Parfüme bekommt man vom Spital oder von Apokalyptikern, auch Neolybier verkaufen exotische Schminke und Düfte. Bei Krankheit geht man in die örtliche Klinik und lässt sich untersuchen, für Krankheiten oder Verletzungen behandeln sind schließlich die Spitalier zuständig. Krankenhäuser werden regelmäßig geputzt und desinfiziert, je nach Liquidität des Patienten wird man von einem Spezialisten oder Famulant behandelt, notwendige Operationen durchgeführt und anschließend ins Mehrbettzimmer gebracht.

Badehäuser werden oft von Apos oder Spitaliern betriben und von jung und alt, Männer und Frauen besucht. In der Regel gibt es einen Barbier, manchmal einen Masseur. Je nach Qualität des Badehauses gibt es ein großes Kaltschwimmbecken oder beheizte Fußböden: Einige sind mit Duschen ausgestattet, andere haben nur Waschschüsseln. Bei manchen gibt es getrennte Räume für Männer und Frauen, bei den meisten ist es aber nur ein großer Bereich mit Kesseln für warmes Wasser und Badewannen aus Eisen, Kupfer oder stattdessen Holzbottiche.

Bordelle werden fast immer von Aposcharen geführt und hier bekommt man die Qualität für die man bezahlt. In den meisten kontrollieren hin und wieder Spitalier die Hygiene und Gesundheit der Angestellten. Mancherorts haben Spitalier und Apokalyptiker eine Vereinbarung und das Badehaus ist zugleich Bordell, von Apos geführt und die Spitalier sehen hin und wieder nach der Hygiene. Dafür streichen sie einen Teil der Wechsel ein.

Toiletten sind fast überall Plumpsklos und selten WCs. Oft gibt es in einem Viertel nur ein Gemeinschaftsklo, wenn man Glück hat mehr als eines. In Badehäusern findet sich zumeist mehrere davon. Reiche Haushalte haben welche im Hof oder Flur eingebaut. Die Hinterlassenschaften werden eingesammelt und vergraben, die Sammler gehören zu den verurteilten Verbrechern und werden von Richtern bewacht. Spitalier stellen Desinfektionsmittel kostenlos zur Verfügung und müssen während ihrer Ausbildung beim putzen helfen. Bei wilden Klans, einigen Sipplingen, Bleichern und Schrottern dienen die Exkremente in getrocknetem Zustand manchmal als Heizmaterial.
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Tolkien ist stark überbewertet und seine Bücher nach Der kleine Hobbit furchtbar zäh und langatmig. Das beste was er zustande gebracht hat, war die Vorlage für die Drei besten Fantasyfilme zu liefern, die bisher gedreht wurden.

Ich spiele lieber AD&D statt Pathfinder und Cyberpunk 2020 statt Shadowrun.

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Re: Degenesis - Post-Eshatonische Zivilisation
« Antwort #1 am: 10.11.2014 | 17:18 »
Währung

Wechsel und Dinare muss man sich erarbeiten. Tauschgeschäfte sind dagegen uberall üblich und man kann auch Arbeitskraft gegen Waren oder Wissen tauschen. Die Chronisten sehen das zwar nicht gerne aber dagegen vorgehen können sie nicht. Dagegen bieten sie ein Banksystem an: zahlt man irgendwo auf seinen Account Wechsel ein, wird dieser Kontostand mit dem Datenupload überallhin übertragen. Man kann dann jederzeit an einem Terminal darauf zugreifen oder es an einen anderen Account überweisen. Gebühren belaufen sich in der regel auf 2.56 % des Betrages, bei höheren gibt es einen Rabatt.
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Re: Degenesis - Post-Eshatonische Zivilisation
« Antwort #2 am: 10.11.2014 | 19:00 »
Reisen

Der Mensch im Jahr 2595 ist hauptsächlich zu Fuß unterwegs und die Situation der Verkehrswege ähnelt tatsächlich größtenteils dem 18. Jahrhundert. Viele Sipplinge und Bleicher sehen niemals etwas anderes im Leben als ihren Heimatort. Straßen gibt es kaum und sind selten noch aus dem 22. Jahrhundert übrig. Die meisten sind Schotterpisten oder in seltenen Fällen mit Steinen gepflastert. Ochsenkarren werden von Bauern und Händlern genutzt um ihrer Waren zu transportieren. Zumindest einige können sich dabei Gummi- statt Holzräder leisten. Vollgummi ist dabei robuster und wenig anfällig für Beschädigungen. Pferde sind den reichen vorbehalten, ihre Zucht und vor allem der Unterhalt ist sehr aufwendig und teuer. In Pollen reisen die Sipplingen mit den Giganten, den Mammuts umher. Hier und da sieht man noch Fahrräder oder daraus gebaute Rikschas, man musste erfinderisch sein nach dem Untergang der Welt.

Neubauten von Fahrzeugen aus alten Bauteilen und Karosserien sind nicht unüblich, werden aber selten als „Serienfahrzeug“ hergestellt. Die Kom-Buggys der Geissler sind einige der wenigen Ausnahmen dazu, die Verzierungen sind dagegen wieder individuell. Geländegängige und zuverlässige Fahrzeuge sind gefragt, Filter und Feinstaubplakette dabei unbekannt, die Rußwolken aus so manchem Auspuff sieht man Kilometerweit. Man schätzt  keine Lastwagen, Kleinbusse, Kombis oder Geländewagen und Pick-Ups als praktische Transporter für Mensch und Ausrüstung, umgebaute Wohnmobile mit hohem Radstand als fahrbares Zuhause und Mottorräder als Geländefahrzeuge. PKWs, Kleinwagen oder Sattelschlepper sind meist ungeeignet für die Anforderungen an den Untergrund. Die wenigen Fahrzeuge müssen von Experten gepflegt und gewartet werden. Motoren und Elektrik sind nicht einfach zu ersetzen und oftmals weiß nur der Schrotter der das Ding Zusammengebaut hat, wie er es wieder flott bekommt. Das sorgt für einen festen Kundenstamm. Die Antriebe sind oft Verbrennungsmotoren aber auch viele Elektromotoren sind noch in Gebrauch. Das Jahr 2075 war eben Grüner in der Technik und Denken der Menschen als heute. Das hat den Vorteil das man den Akku, der deutlich mehr Reichweite hat als nur 200 km, überall laden kann wo es Solarzellen, eine Turbine, Windrad oder Generator gibt. Die Chronisten, Schrotter, Hellvetiker, Spitalier und Neolybier freuen sich auf ein gutes Geschäft. Ansonsten gibt es einen regelmäßigen und großen Bedarf an Petro, dem Verkaufshit aus Africa. Die Gewinnspanne daran würde heutigen Tankstellenpächtern, Ölkonzernen und der Bundesregierung mit ihrer Mineralölsteuer die Freudentränen in die Augen treiben. Die Neolybier können mit einer Tankladung ihrer Frachtschiffe, die sie in Europa verkaufen, eine ganze Jahresexpedition finanzieren, einen Drangpanzer kaufen oder sich zur Ruhe setzen. Auch die Hellvetiker lassen sich liebend gern für die Alpenüberquerung in Petro bezahlen, das benötigen sie schließlich selbst.

Nach dem Kometeneinschlag war eine technische Ausbildung das eigenen Überleben wert und die Weitergabe der Geheimnisse von Motoren, Elektronik und Vergasern ein wohlüberlegter Schritt. Die bestausgebildeten Mechaniker, die nach einem Unterrichtsplan angelernt werden, findet man bei den Hellvetikern, alle anderen bekommen die Dinge beigebracht die der Lehrmeister weiß und selbst von seinem Lehrer gelernt hat. So kann es sein dass ein Schrotter durchaus weiß wie er einen Kolbenmotor baut und reparieren muss, aber das kaputte Funkgerät kann nur der Chronist wieder in Gang bringen.

Gepanzerte Fahrzeuge sind überaus begehrt, aber noch seltener als ein Bagger, Kran oder Radlader. Die waren öffentlich zugänglich für die Überlebenden, auf Baustellen, auf dem Gelände von Baufirmen oder städtischen Bauhöfen. Überaus nützlich um Trümmer zur Seite zu Räumen, Massengräber auszuheben oder damit den Grundstein für einen Neuanfang zu setzen. Militärfahrzeuge waren zwar nach dem Einschlag an jeder Ecke präsent um die öffentliche Ordnung zu wahren, aber von Soldaten bewacht. Bis diese desertierten um zur Familie zurückzukehren. Oder sich mit dem Panzer ein eigenes Territorium zu sichern. Die verlassenen Panzer muss man nun noch aufbekommen und man muss sie fahren können. Wer alle diese Schwierigkeiten gemeistert hat kann sich zum Herrscher aufschwingen, zum Voivoden oder die Alpenfestung damit sichern! Solange er Munition und Petro hat. Der Neolybier reibt sich lächelnd die Hände. Löschfahrzeuge der Feuerwehr sind am wertvollsten für eine zivilisierte Siedlung. Bei manchen Klans dienen sie als stationäres Wasserreservoir. Auch wenn die Räder fehlen, die Achsen gebrochen sind und der Motor verrostet ist, solange der Tank noch intakt ist kann man darin Wasser aufbewahren. Wichtiger ist es aber für eine große Stadt wie Domstadt oder Justitian Das sie eine funktionierende Brandbekämpfung hat. Eimerketten sind nun mal nicht sonderlich effektiv gegen ein brennendes Gebäude. Wer solche Fahrzeuge reparieren kann wird von Richtern und Wiedertäufern gut bezahlt, bekommt eine Festanstellung und Wohnung zugewiesen. Feuerwehrleute sind geschult im Umgang mit dem Löschwagen, der Brandbekämpfung, Gasen, Giften, Versporung und gut ausgerüstet von Spitaliern mit Rauchdichten und feuerfesten Anzügen und Gasmasken. Ein Facharzt für Brandverletzungen und giftige Stoffen ist gern gesehen in so einer Truppe. Die Bezahlung ist gut, die Mahlzeiten und Unterkunft für die Familie kostenlos. Und der Beitritt in die elitäre Truppe eifersüchtig gehütet. Denn wenn mal ein Schmelzofen in Justitian oder ein Munitionsdepot in der Alpenfestung in Brand gerät, dann müssen die besten zur Hilfe einlen.

Wasserfahrzeuge sind entweder Fischerboote mit Segel oder Motorgetriebene Schiffe. Bei ersteren variieren Bauweise, Materialien und Größe. Es gibt sie aus Holz, Metall und gasfaserverstärktem Kunststoff, für Zwei Mann und einen Tagesfang oder eine africanische Dhau die man zur Not auch Rudern kann und die mehrer Tage auf See bleiben kann. Yachten sieht man kaum und wenn dann nur bei den reichsten der Neolybiern. Diese dienen keinem praktischen Zweck sondern nur der Zurschaustellung des eigenen Reichtums. Die motorgetriebenen Frachtschiffe sind das Gegenstück auf See zum Auto: teuer, selten, aufwendig in der Instandhaltung und nur von Fachpersonal zu bedienen. Aber sie sind die einzige Möglichkeit größere Mengen Waren zwischen Europa und Africa zu transportieren und damit eine Investition die man gut sichern muss. Schwer bewaffnet mit Raketen und MGs und von Patrouillienbooten der Geissler begleitet, die mit Torpedos ausgerüstet sind, sind sie die Grundlage des Reichtums der Neolybier und somit der africanischen Bevölkerung. Die europäischen Piraten mit ihren umgebauten und ebenso bewaffneten Fischtrawlern sind dabei trotzdem eine ernstzunehmende Bedrohung. Manchmal entern sie die Schiffe für die Fracht, manchmal für Geiseln und Lösegeld. Einige wollen Sklaven befreien oder ganz selten gleich das ganze Schiff kapern. Obwohl der größte Teil der Wasserfahrzeuge auf dem Mittelmeer eingesetzt wird, gibt es auch auf Flüssen wie Rhein, Neckar und Donau und Seen wie Bodensee Fischerboote. Transportschiffe werden häufig gesegelt, seltener als gezogene Schleppkahnvariante. Und auf dem Bodensee patrouillieren die Hellvetiker mit bewaffneten Motorbooten.

Die innerstädtischen Waren werden oft mit speziellen und lizensierten Wagen ausgeliefert. Sie haben Vier Räder, einen großen Korb, eine Griffstange und heißen je nach Typ, Aldi, Edeka, Lidl oder Kaufland. Taxen sind nicht in gebrauch, dazu gibt es auch keine Notwendigkeit bei der „Größe“ der Städte.

Zugverkehr gibt es fast gar keinen. Es fehlt nicht nur ein Schienennetz, es fehlt an Wissen und den benötigten Zügen. Man findet immer noch die Fahrzeuge, aber wie sie bewegen? Teilweise sind sie in Unterirdischen Depots oder Bahnhöfen und man bekommt sie nicht an die Oberfläche. Dann bräuchte man jemand der sie Bedienen kann. Und an der ganzen Strecke Strom oder genug Petro für so ein Ungetüm. Wenn die Chronisten aber Erfolg haben bei ihren Verhandlungen mit den Storkis könnte schon bald im Protektorat wieder eine Dampflokomotive fahren mit angehängten Wagons. Die Hellvetiker werden als Streckenwächter gegen Überfälle angeheuert, einen Sonderpreis haben sie schon zugesichert. Immerhin ist eine Bahnverbindung nach Süden auch in ihrem Interesse. Man kann mehr Waren von Borca durch die Alpen befördern. Die Versorgung wird einfacher und besser. Mehr Gebühreneinnahmen durch mehr Reisende. Und schnellere Truppenverlegung.

U-Boote waren militärischen Zwecken vorbehalten und wenn sie noch irgendwo im Einsatz sind dann ist es ein streng gehütetes Geheimnis. Der Bedarf an Petro wäre enorm und die alternative mit Atomantrieb kaum zu bewerkstelligen. Das gleiche gilt für Flugzeuge und Hubschrauber: hochkomplexe Maschinen für deren Bedienung man eine Ausbildung braucht. Von Wartung, Ersatzteilen und passenden Stützpunkten abgesehen, fehlt sowohl für U-Boote als auch für Luftfahrzeuge schlicht die Technik und das Personal.

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Tolkien ist stark überbewertet und seine Bücher nach Der kleine Hobbit furchtbar zäh und langatmig. Das beste was er zustande gebracht hat, war die Vorlage für die Drei besten Fantasyfilme zu liefern, die bisher gedreht wurden.

Ich spiele lieber AD&D statt Pathfinder und Cyberpunk 2020 statt Shadowrun.

Offline Mithras

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Re: Degenesis - Post-Eshatonische Zivilisation
« Antwort #3 am: 12.11.2014 | 22:16 »
Bildung

Tatsächlich ist im Protektorat und in den Alpenfestungen eine Schulbildung Pflicht. Sowohl die Hellvetiker als auch die zivilisierten Kulte Spitalier, Chronisten und Richter sind auf gut ausgebildetes Personal angewiesen. Welche Zeitverschwendung wäre es da, einem Anwärter auf die Mitgliedschaft im Kult erst Lesen und Schreiben beibringen zu müssen, korrekte Grammatik oder die Geschichte der Menschen, die sich um das Wohl aller bemühen. Jeden Morgen werden die Kinder im Alter von 7 bis 15 Jahren zum Unterricht gebracht.

Der Hauptteil der Lehrer sind angehende Akvokaten, sie unterrichten solche Dinge wie Schrift, Recht und Geschichte und die Klans und Sipplinge. Für Biologie und körperliche Ertüchtigung sind die Spitalier zuständig. Sie bringen den Kindern bei auf verunreinigte Nahrung zu achten und wie man versporte Apokalyptiker und Schrotter erkennt. Sie erzählen ihnen von dem Kampf gegen die Psychonauten, bringen ihnen etwas über die Flora und Fauna bei. Die Chronisten sind dafür zuständig, dass die Kinder rechnen können. Begabte Schüler lernen später noch die Grundlagen der Technik, Chemie und Physik. Dies ist jedoch höheren Altersstufen vorbehalten. Der Unterricht endet zum Mittagessen, das die Schüler direkt in der Kantine einnehmen können. Das Essen ist kostenlos, ein zusätzlicher Anreiz für Eltern ihr Kind nicht auf dem Feld oder dem Stall schuften zu lassen.

Zeigt sich ein Schüler nicht nur Intelligent und Lernwillig, sondern kann er sich auch unterordnen und Anweisungen befolgen, erhält er die Möglichkeit zur Ausbildung in einem der Kulte. So zieht man sich den Nachwuchs heran und kann die ungeeigneten vorher schon aussieben. Ein Schüler der Acht Jahre nur das beigebracht bekommt was er wissen soll, stellt später keine unangenehmen Fragen. Die anderen haben ein Grundwissen und können nun der Gesellschaft als Metzger, Maurer, Bauer oder Metallgießer dienen. Auch die müssen lesen, schreiben und rechnen können. Und wenn ein Richter ein Todesurteil spricht oder ein Preservist die Ernte abfackelt, kommen bei diesen Menschen selten Zweifel auf. Schließlich weiss man ja was diese Männer und Frauen und die gesamte Organisation leisten und welche Opfer sie bringen, damit man selbst ruhig und sicher schlafen kann. So hat man es gelernt.

Bei den Bleichern, Neolybiern und Voivoden gibt es dagegen nur ein sehr rudimentäres Bildungssystem. Wenn es Teil der Funktion  ist, die man später erfüllt, lernt man es wie das lesen, schreiben und rechnen, erst mit Beginn der Ausbildung. Der Rest wird einem von den Eltern, Großeltern oder Verwandten beigebrach. Bei Klans und Sipplingen werden die Kinder oft gemeinsam von den ältesten erzogen. Sie lernen durch deren Erzählungen und Geschichten oder bei der Mitarbeit mit den Eltern. Jeder lernt das was Vater oder Mutter kann, so wird der Sohn des Jägers auch Jäger und die Tochter der Näherin wird auch Näherin. Manchmal werden so Techniken, Rituale und Geheimnisse zusammen mit den benötigten Werkzeugen von Generation zu Generation weitergegeben und streng gehütet. Nur ein Familienmitglied wird sie jemals erfahren.
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Re: Degenesis - Post-Eshatonische Zivilisation
« Antwort #4 am: 13.11.2014 | 12:11 »
Unterhaltung

Ohne Strom und die notwendige Technik sind die meisten modernen Methoden zur Freizeitgestaltung hinfällig. Die wenigen verbliebenen Lautsprecher, Boxen oder Computer werden für wichtigeres benötigt, als Musik und Filme zu streamen oder ein Spiel zu spielen. Die Chronisten würden das auch gar nicht zulassen. Die abendliche Unterhaltung besteht aus Geschichtenerzählen, Theater oder Livemusik und Tanzen.

Die E-Gitarren und Verstärker sind dabei der guten alten Akustikvariante gewichen. Es werden alle Instrumente gespielt die man noch herstellen kann: Gitarren, Trommeln, Flöten, Geigen, Dudelsäcke, und selten Blasinstrumente. Sie sind meist aus den verfügbaren Materialien gebaut die man zur Hand hat: Holz, Fell, Leder, Saiten aus Darm, hier und da mal Kunststoffe und Metalle. Komplizierte Klappenmechanismen findet man wenige, eine Flöte kann jeder schnitzen, eine Klarinette oder Saxophon bauen ist aber eine Kunst für sich. Auch der Transport muss zu bewerkstelligen sein, ein Kontrabass ist zu groß und unhandlich für die oft reisenden Musiker, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Tatsächlich sind die meisten Apokalyptiker. Auch der ein oder andere Schrotter, Sippling oder Geissler beherrscht ein Instrument. Gelernt hat man das spielen vom mitreisenden Fink oder vom alten Sippling, den alle nur „Hetfield“ oder „Beethoven“ nennen. Die meisten bauen ihre Instrumente unter Anleitung selbst. Wer das Gitarrespielen lernt, bekommt auch das reparieren und bauen einer beigebracht. Grundsätzlich ist die gespielte Musik fröhlich, schnell und ausgelassen und soll für Abwechslung vom Alltag sorgen. Natrülcih gibt es auch traurige oder schöne Lieder, als Begleitung im Theater oder zur Spannungssteigerung beim Erzählen einer Geschichte.

Beim musizieren auf Festen wird natürlich auch getanzt. Zu bestimmten Anlässen werden rituelle Tänze aufgeführt, die eine bestimmte Bedeutung haben oder etwas symbolisieren sollen. Bei Sipplingen oder Klans ist es oftmals wilder und rauer, bei zivilisierten Dörfern und Städten gibt es dafür manchmal richtige Choreographien. Bei Aufführungen von Tänzen ist natürlich auch die richtige Kleidung wichtig. Wenn man abends in der Kneipe tanzen geht spielt das keine große Rolle, aber zur Erntefeier werden bunte, farbenfrohe und saubere Kleidungsstücke getragen. In Bordellen werden oft auch erotische Tänze gezeigt, die die Besucher animieren sollen und die einiges an Athletik abverlangen. Reisende Musiker und Tänzer treten oft gemeinsam auf und sind ein eingespieltes Team.

Das Geschichtenerzählen ist eine Form der Unterhaltung so alt wie die Menschheit selbst. In Zeiten wo nicht jeder lesen und schreiben kann, ist sie oft die einzige Form der Weitergabe von Wissen und Traditionen. Die ältesten oder weitgereisten des Klans oder der Bleicher berichten von Neuigkeiten aus anderen Ländern, ihren Erlebnissen oder auch über die Jahrhunderte erhalten gebliebenen Geschichten, die die Menschen bewegt und berührt haben. Immer noch werden Märchen erzählt, allerdings in abgewandelter Form. Die Kinder müssen sich vor dem Gendo oder dem Sklavenjäger hüten, wenn sie der Großmutter Kuchen und Wein bringen. Sie dürfen nicht mit dem fremden gehen, unter dessen Kapuze man nur Zwei leuchtende Augen sieht und der mit seiner metallischen Stimme lockt: „Sie werden aufgefordert die Sammelstelle für Notfälle aufzusuchen“. Auch Romane werden so weiter verbreitet, wenn sie auch teilweise verfälscht wurden. Viele Kinder kennen die Erzählung von dem Jungen, der auszog um den Zauberring in das Feuer des Drachenschlunds zu werfen. Als der Ring im Maul des Drachen explodierte als dieser gerade Feuerspucken wollte, wurde auch der Schwarze Mann getötet, dessen Haustier der Drache war und der alle Kinder als Sklaven einfangen wollte. Dabei wurde er von einem Zauberer, einem Krieger und einem Zwerg oder in einigen Versionen einer Elfe begleitet. Oder die Geschichte in der der weise und gütige König Hirsch einen neuen Berater zu sich an den Königshof rief, weil er krank und alt geworden war. Die böse Königin aber ermordete ihren Mann, ließ dem Berater namens Wolf den Kopf abschlagen und sperrte ihre Stiefkinder, ein Junge so mutig wie ein Löwe und ein Mädchen so wendig wie ein Fisch, in ein Verließ. Dort freundeten sie sich mit einem Drachen an und konnten entkommen. Sie flogen über die große Mauer, die die Königen errichten ließ, über das Meer zu ihrem Onkel, der mit vielen Schiffen zurückkehrte und die böse Königin besiegte. Auch die Geschichten vom Zauberlehrling der in eine Zauberschule geht und dort viele Abenteuer erlebt werden fast überall erzählt.

Auch im Theater finden sich viele Filmhandlungen wieder, die den Menschen nach dem Eshaton im Gedächtnis geblieben sind. Sehr berühmt ist der Kampf zwischen dem schwarzen und weißen Ritter. Der weiße Ritter gehört einem alten Orden von Rittern an, die für das gute kämpfen und der schwarze Ritter einem bösen Orden der alle Länder erobern will. Als der weiße Ritter in die Festung des schwarzen Ritters eindringt, von der aus der Bösewicht alle Länder beherrscht, kommt es zum Kampf zwischen den beiden auf der höchsten Turmspitze. Der schwarze Ritter gesteht dem weißen Ritter auf dem Dach des Turms „Ich bin dein Vater“ und schlägt dem weißen Ritter, der immer glaubte ein Waisenjunge gewesen zu sein, der bei seinem Onkel aufwuchs, die Hand ab. Der weiße Ritter fällt vom Turm, wird aber von seinen treuen Gefährten, einem schlauen Dieb und einem großen Falken in der Luft gerettet. Aber es gibt auch lustige Stücke oder welche bei denen man sich gruseln soll. Manche verhöhnen einen bestimmten Kult oder Kultur, die sind je nach Gegend besonders beliebt.

Und letztendlich gibt es auch noch sportliche Betätigung. Boxen, Ringen oder Schaukämpfe werden nicht nur in Kneipen aufgeführt sondern auch in Arenen vor großen Zuschauermengen. Die mutigsten Teilnehmer treten gegen gefangene wilde Tiere an, wie Gendos oder Löwen. Die Veranstalter verdienen nicht nur etwas am Eintrittsgeld, sondern auch bei Wetten. Auch Sportarten die sich mit einfachen Bällen, wie zum Beispiel Rugby, spielen lassen werden gern gesehen. Hunde- und Hahnenkämpfe werden von Sipplingen, Schrottern und Apokalyptikern genauso geschätzt wie von Neolybiern und Geisslern. Glücksspiele mit Karten und Würfeln finden in Casinos statt, die Apokalyptiker müssen regelmäßig aufpassen dass die Richter ihnen nicht wegen Betrug das Lokal schließen. Auch die allseits bekannten Brettspiele wie Mühle, Dame und Schach werden weiterhin gespielt; bei Neolybiern ist das Spiel „Monopol“ äußerst beliebt. Man kann Fabriken bauen, Handelsrouten kaufen und Gegenspieler ausschalten. Wer die meisten Dinare verdient, gewinnt. Die Spielbretter und Figuren sind hochwertig aus Hölzern, Knochen, Elfenbein und Metallen gefertigt und kunstvoll verziert. Wer das teuerste Set besitzt schindet beim Spielpartner Eindruck. Der freundschaftlichen Konkurrenzkampf im Leben der Neolybier eben.

Die Hellvetiker haben zu taktischen Schulungszwecken noch ein Spiel mit Detailgetreuen Miniaturen von Truppen, Fahrzeugen, Geländeteilen und Gebäuden. Es nennt sich Kriegshammer und die Einzelteile werden in der Freizeit von vielen Soldaten gefertigt, angemalt und gebastelt. Es gibt Regeln für verschiedene Völker, Einheiten mit unterschiedlichen Waffen, Truppenqualitäten und deren bevorzugten Taktiken. Die Regeln spiegeln das überqueren verschiedener Geländeformen wieder wie Geröll oder Schnee, giftiger oder gefährlicher Bereiche wie Feuer, Dunkelheit oder Nebel und natürlich das Schießen und Verwunden oder töten der gegnerischen Spielfiguren. Gespielt werden verschiene Einsätze mit unterschiedlichen Missonszielen. Manche Hellvetiker können sich Stundenlang über die verschiedenen Aspekte dieses Spiels unterhalten. Ein Aussenstehender versteht zumeist nicht viel davon, aber geübte Hellvetiker können auf diesem Weg sogar geplante Taktiken und geheime Botschaften übermitteln.
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Re: Degenesis - Post-Eshatonische Zivilisation
« Antwort #5 am: 13.11.2014 | 18:00 »
Kleidung

Der Mensch des ausgehenden 26. Jahrhunderts kleidet sich pragmatisch in Stoffe die im rauen Klima Europas wachsen. Hauptsächlich kommen Hanf, Leinen, Flachs oder Wolle zum Einsatz. Die Schnittmuster haben sich über Jahrhunderte erhalten, man bekommt T-Shirts, Hemden und Hosen aus den verschiedenen Tuchen und wärmende Pullover und Mützen aus Wolle. Stabile Jacken und Anoraks aus Leder mit abnehmbarem Pelzeinsatz gegen die Kälte. Schuhe, Mokassins und Stiefel werden genauso aus den verschiedenen Ledersorten gefertigt wie Gürtel. Auswahl gibt es genug: Schwein, Schaf, Ziege. Handschuhe und Mützen aus Kaninchenfell runden das Angebot ab. Bedingt Wasserdicht wird das ganze durch einfetten oder wachsen. Sipplinge und so manche Schrotter tragen auch mittelalterlich anmutenden Tuniken.

Knöpfe werden aus Knochen, Horn, Holz und Metall verwendet und Schnallen sind üblich, Reißverschlüsse sind jedoch den jeweiligen Kulten vorbehalten die ihre Kleidung Staubdicht verschließen müssen. Spitalier verwenden sie für ihre Neoprenanzüge und werden aus vorhandener Kleidung getrennt. Wer ein Kleidungsstück mit Reißverschluss trägt muss es abgeben und kann es einige Tage später beim Spital oder dem örtlichen Vorposten wieder abholen. Anschließend muss man sich Knöpfe anbringen lassen. Klettverschlüsse sind so gut wie unbekannt, viel zu kompliziert ist die Technik sie zu fertigen. Färbemittel werden hauptsächlich aus vorhandenen Pflanzen gewonnen und sind eher gedeckt. Die besten und Farbenfrohen Kleidungsstücke sind Festlichkeiten vorbehalten, da werden sie auch mal zusätzlich mit Seife ausgewaschen. Ansonsten kann man sie zur Wäscherin bringen oder sie selbst im Waschzuber ausschrubben. Sauber werden sie so nicht, aber wenigstens der Schweißgeruch und Rauchgestank wird weggespült.

Die begehrten Kleidungsstücke aus Baumwolle oder gar Seide werden aus Africa und dem südlichen Teil Hybrispanias importiert. Die Fabriken in denen in Marokko, Tunesien, Lybien, Ägypten und der Türkei zu Niedriglöhnen Jeans und Designerkleidung genäht wurden verrichten auch jetzt noch ihre Arbeit. Aber jetzt werden für die hochwertigen und robusten Hosen, Jacken, Mäntel und Hemden Höchstpreise verlangt. Die Sipplingseltern und Sklaven bauen die Baumwolle an, ernten sie, bringen sie zur Fabrik der Neolybier wo sie dann zur Rohware verarbeitet wird und von den Kindern zur beliebten Lion-Jeans vernäht wird. Beliebt bei Schrotter, Richter und Hellvetiker! Erhältlich in Blau, Schwarz oder Flecktarn, mit Vier Taschen, Zwei seitlichen Cargotaschen und einer Halteschlaufe für Hammer, Machete oder Schraubenschlüssel. Wer den Preis in Wechsel oder in Tauschware zahlen kann erhält schicke Blusen aus Seide, dazu passende Schals, Kopftücher oder, besonders begehrt bei den wohlhabenden, Reizwäsche. Für die Reichen darf es auch mal ein Kragenbesatz aus Löwenmähne oder Gepardenfell sein.

Verzierungen und Sicherheitsmarkierungen werden mit Farbe oder Mustern aufgebracht, reflektierende Leuchtstreifen oder Flecken sind rar. Arbeitshandschuhe sind entweder aus Leder, Kettengeflecht oder Plattenhandschuhe aus Metall. Kevlar aus alter Motorradkleidung wird gern in mehreren Schichten zu Rüstungen umgenäht, manchmal dienen auch die Knie- und Ellbogenschützer als Rüstungsteil. Bau- und Motorradhelme finden ihre Verwendung als schützende Kopfbedeckung, noch ein Metallvisier dran und schon kann man es in den Schmelzöfen in Justitian einsetzen. Überhaupt sind alte Schutzanzüge der Polizei, Feuerwehr oder von Motorradkleidung die wertvollste Ressource für Schutzanzüge. Noch eine Schicht
Gummi aus alten Reifen draufgetackert und schon kann man sich dem heranstürmenden Klans im Kampf stellen. Gegen Regen hilft nur ein besonders dichtgewebter Umhang oder Mantel aus Filz oder Tuch. Wer viel Glück hat nennt eine alte gelbe oder grüne Regenjacke samt Latzhose mit passenden Gummistiefeln eines Fischers, Seemanns oder Hafenarbeiters sein eigen. Oder die Tauchkleidung eines Hobbytauchers. Aber vermutlich sind sie längst von Spitaliern konfisziert und zu Schützanzügen umgenäht worden. Dann freut sich der Bleicher in seinem Bunker darüber dass kein Spitalier dahin kommt oder der Schrotter wenn er ein altes Ladengeschäft damit findet.
"Le jeu c'est sérieux!"

Tolkien ist stark überbewertet und seine Bücher nach Der kleine Hobbit furchtbar zäh und langatmig. Das beste was er zustande gebracht hat, war die Vorlage für die Drei besten Fantasyfilme zu liefern, die bisher gedreht wurden.

Ich spiele lieber AD&D statt Pathfinder und Cyberpunk 2020 statt Shadowrun.

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Re: Degenesis - Post-Eshatonische Zivilisation
« Antwort #6 am: 14.11.2014 | 12:34 »
Tierwelt

Wenn man davon ausgeht, das die Zootiere nach dem Einschlag von Pflichtbewussten Tierpflegern und Tierschützer befreit wurden, könnte es auch über Fünfhundert Jahre später noch kleine Populationen von exotischen Wildtieren in Europa geben. Von Berlin, Hamburg und Stuttgart aus, mit ihren großen Zoos, und den vielen Wildtierparks aus konnten sie sich zunächst ungehindert vom Mensch ausbreiten. Hirsche, Wildschweine, Füchse, Dachse, Waschbären und Bären teilen sich nun den Lebensraum mit Warzenschweinen,  Wildpferde und -esel, Bisons und Gazellen. Strauße dienen als Fleischlieferanten, ob auf einem Bauernhof als Zuchttier oder in freier Wildbahn als Jagdbeute. Rentiere und Elche sind mit dem zunehmendem schlechten Wetter in den Süden gewandert. Giraffen, Zebras, Flusspferde und Elefanten brauchten zu viel Futter als dass sie in der folgenden Eiszeit überleben konnten. Die großen Raubkatzen wie Tiger, Puma und Löwe konnten nur vereinzelt genügend Beute machen, die ihnen von Hyänen, Kojoten, Schakale und Wölfen streitig gemacht wurden. Eisbären haben sich im Jagdverhalten ihren Vettern angepasst. Pflanzenfresser sind nur in kleinen Herden anzutreffen, generell hat mit der Nahrungsknappheit durch die langen Winter und den Jagden zur Fleischbeschaffung der überlebenden Menschen der Wildtierbestand stark abgenommen.

Horden von Menschenaffen haben sich ihre eigenen Reviere erobert; sie sind intelligent, anpassungsfähig, können begrenzt Werkzeug benutzen und Allesfresser. Aber durch die genetische Ähnlichkeit zum  Menschen auch anfällig für Psychovoren. In Paris lauern die Alligatoren statt in der Kanalisation in den Sümpfen, die sie sich mit Störchen, Fischreihern, Pelikane, Flamingos, Biber und Fischotter teilen. Dazu kommen Würge- und Giftschlangen die längere Kälteperioden in einer Winterstarre überstehen. Die größte Gefahr geht aber, von Gendos abgesehen, von Rudeln verwilderten Hunden aus. Sie haben sich nach dem Tod ihrer Besitzer in den Jahren nach dem Eshaton zusammengeschlossen und durchstreifen die Reviere nach Futter. Dabei schrecken sie auch nicht davor zurück einzelne Menschen anzugreifen. Die meisten Vogelarten konnten relativ Problemlos überleben, die Zugvögel fliegen weiterhin nach Africa in warme Gefilde, Tauben, Spatzen, Raben und Krähen überleben von dem was ihnen die Natur noch bieten kann. Raubvögel wie Adler, Falken und Bussarde machen weiterhin Jagd auf Nagetiere. Meerschweinchen, Wasserschweine und Nutrias werden ihnen von Mardern, Wieseln und Wildkatzen streitig gemacht. Geier fressen die Überreste der Jagdbeute von anderen Jägern.
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Re: Degenesis - Post-Eshatonische Zivilisation
« Antwort #7 am: 23.11.2014 | 18:44 »
Unterkunft

Von den modernen Baustoffen die im Bauwesen verwendet werden, können in 500 Jahren nur noch die wenigsten Verwendet werden: Beton, Kalksandsteine und Backsteine. Dazu Mineralwolle, Hart und Glasschaumstoffe als Dämmstoff. Sämtliche ökologischen Dämmstoffe wie Hanf und Holzwolle werden bis dahin durch Verrottung, Schimmel und Nässe unbrauchbar sein. Selbst das allgegenwärtige Styropor zerfällt in die einzelnen Kügelchen, wenn sich das eindringende Wasser in die Zwischenräume festsetzt und durch Frost und Eisbildung die Bindemittel zerstört. Da gleiche gilt für Porenbeton, Bimssteine, und die Lochziegel die zum Einsatz kommen. Oberputze an der Fassade können die Bausubstanz eine gewisse Zeit vor Witterung schützen, aber wenn sie nicht regelmäßig erneuert werden, dann bröckeln sie ab und geben das Mauerwerk für Wind und Wetter frei.

Das bedeutet für die Post-Apokalyptische Architektur die Verwendung von beständigen Baustoffen die sie aus alten Ruinen noch bergen konnten oder selbst herstellen. Betonbruchsteine und Kalksandsteine werden aus bestehenden Gebäuden herausgebrochen oder abgetragen und neu vermörtelt. Backsteine und Ziegelstürze aus eigener Herstellung kommen zum Einsatz wenn keine Ruinen da sind. Dachziegel werden ebenfalls selbst aus Ton gebrannt, können aber auch noch von vor dem Eshaton stammen. Türen und Fenster aus Stahl, Aluminium und Kunststoffen können noch geborgen werden, das Glas darin ist meist zerstört. Es muss entweder neu eingesetzt werden, mit einer schlechteren Qualität als die Industriell gefertigten wärmedämmen Scheiben von Früher, oder man verwendet intakte Plexiglas- oder Acrylglasscheiben. Die Bandbreite reicht über Butzenglas über klare Fensterscheiben oder sogar Doppelverglasung. Bruchsicher ist nichts davon, aber man kann ja Eisengitter davor befestigen.

Lichtkuppeln und Bitumenabdichtungen sind durch Bewitterung zerstört, die Polyurethanschaumdämmung mit Aluminiumbeschichtung darunter kann man aber och zur Isolierung der Neubauten gebrauchen, ebenso Styrodur, Mineralwolle wenn sie Nässegeschützt war und Glasschaumplatten. Mineralwolleplatten kann man aus Tiefgaragen von der Decke reißen, sie sind nicht nur wärmedämmend, sondern auch Feuerfest und Schallisolierend. Heizungs- und Wasserrohre sind in einer Wand liegend, genauso wie Kabel. Sie überstehen die Jahrhunderte meist gut, wenn sie nicht durch Frost angegriffen werden.  Mörtel, Ziegel und Zement waren schon den Römern bekannt und im Mittelalter konnte man mit einfachen Holzkränen und großen von Hand behauenen Steinen riesige Kathedralen bauen, die auch heute noch stehen. Nach dem hochmauern wird die Wand mit noch mehr Mörtel verputzt.

Viele Gebäude die mit den abgetragenen Steinen errichtet werden sind Mehrgeschossig, die Zwischenböden aus Stahlstreben oder massiven Holzbalken, teilweise aus großen Betonträgern. Die Statik wird aus jahrlanger Erfahrung vom Mauerermeister an den Lehrling und Gesellen weitergegeben; mit gemauerten Wänden lassen sich allerdings nur begrenzt Hohe Häuser bauen. Die meisten haben Zwei oder Drei Stockwerke. Selten kommen Motorgetriebene Kräne zum Einsatz, das meiste ist Handarbeit unterstützt von Flaschenzügen und Zugtieren. Das Dach wird dann eingedeckt, manchmal werden Well- oder Trapezbleche statt Ziegel verwendet, und gegen die Kälte mit Überresten von Glas- oder Steinwolle gedämmt. Die faserigen Stoffe werden von der Unterseite mit einer Plane aus Stoff oder Leder bespannt, damit sie nicht zwischen den Balken rausrutschen. Tuch überlappen und festnageln, fertig. Das Fundament wurde vorher aus großen Bruchsteinen, Schotter und einer Schicht Zement eben gemacht.

Treppenhäuser aus ganzen Betontreppen sind selten, weil die Elemente zwar noch vorhanden sind, aber sehr schwer. Der Transport, das hochheben und Befestigen an den Stockwerken ist zudem schwierig. Meist werden Holz- oder Metallstufen verwendet. Für Licht gibt es nur selten Strom, die einfachen Häuser werden mit Kerzen oder Petrolampen erleuchtet. Nur Spitalier und Chronisten können sich die Generatoren oder Solarzellen leisten und deren Betrieb aufrechterhalten. Undenkbar sollte ein Terminal ausfallen oder eine Operation bei Kerzenschein durchgeführt werden müssen. Wasser muss man vom Brunnen holen oder der mobile Wasserträger mit seinen kleinen Wasserfässern, auf ein Fahrzeug geladen, bringt es vorbei und schleppt es in die Wohnung. Geheizt wird mit einem Kachelofen, gekocht auf einem Gusseisernen Herd. Manchmal ersetzt der gute alte Kanonenofen beider. In Gaststätten gibt es dagegen offene Kamine an denen man sich aufwärmen kann. Kühlschränke sucht man vergebens, man lagert die Lebensmittel im Erdkeller. Das Mobiliar ist robust, praktisch, aus Holz oder, seltener, aus Metall. Betten werden aus Balken und Brettern gezimmert. Matratzen  sind aus mehreren Tuch oder Leder mit Wolle, Hanf oder Flachs gefüllt. Kissen gibt es auch mit Daunenfüllung, wenn man es sich leisten kann. Sofas, bespannte Stühle und Sessel sowie Diwane sind Luxusartikel die aufwendig von Hand hergestellt werden.

Fußboden sind im Erdgeschoss aus Steinplatten oder Fliesen und darüber aus Holzdielen. Wer sich einen Teppich leisten kann, hat ihn oft vom Neolybischen Tuchhändler. Dieser verkauft Wandteppiche, Vorhänge, Baldachine und Fußbodenläufer in allen erdenklichen Qualitäten, Farben und Ausführungen. Er hat sie bei den Sipplingen in Borca, Franka, Pollen, dem Balkhan, Africa, Purgare und Hybrispania erstanden oder in seiner eigenen Fabrik fertigen lassen. Je nach Kultur und Kult können Möbel mit Schnitzereien verziert oder mit bunten Mustern bemalt sein. Gemälde sind äußerst ungewöhnlich, das Streichen der Wand dagegen üblich. In der Regel gibt es auf jedem Stockwerk ein Plumpsklo, wenn man Glück hat sogar mit einer Keramikschüssel.

Schneller und billiger ist natürlich das errichten eines Fachwerks und das Verputzen der Zwischenräume, die mit Metall- oder Holzgittern versehen wurden. Noch einfacher ist ein Rahmenbau mit Holzbretter oder Wellblech daran festnageln. Wer es stabiler möchte baut sich eine Blockhütte aus ganzen Holzstämmen.

Nur in Häusern der Wohlhabenden oder offiziellen Bauten gibt es fließendes Wasser aus dem Wasserhahn, ein WC und eine Warmwasserheizung. Dafür braucht man Strom, Pumpen, eine Wasserquelle, Wasserleitungen und jemand der sich damit auskennt. Für das Spital und die Alpenfestungen ist das jedenfalls der Standard.
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Tolkien ist stark überbewertet und seine Bücher nach Der kleine Hobbit furchtbar zäh und langatmig. Das beste was er zustande gebracht hat, war die Vorlage für die Drei besten Fantasyfilme zu liefern, die bisher gedreht wurden.

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