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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: alexandro am 26.10.2012 | 17:57

Titel: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: alexandro am 26.10.2012 | 17:57
Nachdem hier ausführlich über "Player Empowerment" versus "Immersion" (bzw. deren Möglichkeit/Unmöglichkeit) geschrieben wurde, möchte ich mal meine Meinung zum Thema ausführen.

Für mich ist Rollenspiel immer eine soziale Angelegenheit, ein Zusammentreffen mit Freunden zum Zweck des Spiels. Wie bei jeder sozialen Handlung ist auch soziales Handeln im Rollenspiel mit Verantwortung und Vertrauen verbunden. Verantwortung dafür, dass ich mit dem Gegenüber nach der Äußerung noch vernünftig interagieren kann, und Vertrauen darauf, dass ich die Parameter des sozialen Miteinanders gut genug verstehe, um diese Entscheidung treffen zu können.

Nun besteht Rollenspiel aber aus zwei Ebenen: dem "normalen" sozialen Miteinander am Spieltisch und der Gemeinsamen Vorstellung der Spielwelt. Jede soziale Handlung (egal ob zwischen Spielern oder Charakteren) wirkt sich unweigerlich auf beide Ebenen des Spiels aus: eine im Verantwortung/Vertrauen (im Bezug auf die anderen Charaktere) getätigte Handlung kann V/V zwischen den Mitspielern belasten und umgekehrt.

Beispiel: In unserer Runde haben wir einen Spieler, der seine Charaktere gerne als "Gruppenclown" spielt. Das ist prinzipiell OK, denn es lockert das Spiel auf. Bei Beginn einer neuen Runde machte er sich einen Charakter, der (auf den ersten Blick) deutlich ernster angelegt wirkte. Daher entschloss ich mich, selber mal einen "Clown" zu versuchen. Leider erwies sich der Charakter des Mitspielers dann doch als ziemlich clownesque, und zwei "Chaos-Charaktere", die ständig irgendwelche sinnlosen Aktionen brachten, sorgten dafür dass die Gruppe bald nichts Sinnvolles mehr auf die Reihe brachte. Das nervte eine Großteil der Spieler (inklusive mich, weshalb ich mich entschied meinen Charakter etwas produktiver zu spielen).

Das Problem an Method Actorn ist nun, dass sie den Anspruch haben, die Spieltisch-Ebene vollkommen auszublenden und ganz in ihrer Rolle aufzugehen. Das mag vielleicht gehen, wenn nur Method Actors am Tisch sitzen (obwohl ich es selbst dann als schwierig betrachte), sobald aber Spieler mit anderen Prioritäten ins Spiel kommen, verdirbt der MA (wenn er an seinem Anspruch festhält) mit traumwandlerischer Sicherheit irgendjemand anderem das Spiel.

Method Actors sind Spieler, die keine Verantwortung für das übernehmen (wollen), was die Handlungen ihrer Charaktere für das Spiel bedeuten, sondern ausschließlich mit den Gedanken herangehen "Welche Konsequenzen hat das (innerweltlich) für meinen Charakter?". Wenn eine Handlung nur vorteilhaft für ihren Charakter ist, dann ergreift der MA diese, unabhängig davon, ob dies respektvoll gegenüber seinen Mitspielern ist.

MAs sind, was das Zusammen-Spielen angeht, einfach unselbstständig und ständig auf die abstrakten "empirischen Reize" der Spielwelt angewiesen. Das ruiniert auf lange Sicht das Vertrauen zwischen den Mitspielern (die nicht wissen, wie der MA-Spieler sich jetzt die Reaktion seines Charakters auf die Handlung des eigenen Charakters vorstellt), was sich auch im Umgang der Charaktere miteinander niederschlägt (Charaktergruppenspaltungen sind, meiner Erfahrung nach, um so wahrscheinlicher, je mehr MAs in der Runde sind). Mit einem MA in der Runde zu spielen ist, als würde man mit einem Computerprogramm interagieren - auf lange Sicht geht das nicht gut.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 26.10.2012 | 18:00
Kurzzusammenfassung: Verschiedene Spielstile vertragen sich nicht. Am besten ist es, wenn man mit Spielern spielt, die den gleichen Spielstil besitzen.

Das gilt für Method Actor und das gilt für (fast) jeden anderen Spielertypus.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: alexandro am 26.10.2012 | 18:04
Eigentlich konnten Spieler anderer Spielstile immer einen Kompromiss und eine gemeinsame Handlungsbasis finden. Das erfordert nicht mehr, als eine minimale Absprache auf der Metaebene (genau, die wovon MAs Ausschlag bekommen).
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Tsu am 26.10.2012 | 18:09
Zitat
Jede soziale Handlung (egal ob zwischen Spielern oder Charakteren) wirkt sich unweigerlich auf beide Ebenen des Spiels aus

Das heisst das sich jedes soziale Spiel zwischen Charakteren immer auf die reale Ebene auswirkt bei Euch?

Wow... das ist... sick...
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: tartex am 26.10.2012 | 18:11
Warum glaubst du, dass der Gruppenclown Method Actor ist? Ich würde das eher als Instigator bzw. evtl. Buttkicker sehen.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Bad Horse am 26.10.2012 | 18:12
So im Prinzip gebe ich dir recht, alexandro - ein 100%iger Method Actor, der nur seinen eigenen Charakter spielt und von Meta-Überlegungen, die die Gruppe einbeziehen, nichts wissen will, kann sehr anstrengend sein. Wenn er dann auch noch einen "Exoten" oder jemanden mit einer "dunklen Vergangenheit" spielen will, ist meist Hopfen und Malz verloren.  :P

Andererseits gibt es aber auch Spieler, die sehr viel Spaß aus der plausiblen und stringenten Darstellung ihres Charakters ziehen, die aber durchaus bereit sind, Kompromisse einzugehen - solange der Charakter eben nicht völlig unplausibel wird. Das würde ich eigentlich jedem Spieler zugestehen; manchmal muss auch die Gruppe auf die Vorlieben eines Einzelnen Rücksicht nehmen.
Solche Spieler haben meistens kein Problem damit, auf der Metaebene über ihren Char zu diskutieren, ohne sich auf den "Mein Char ist halt so"-Standpunkt zurückzuziehen - aber dann doch lieber außerhalb des Spiels; sei es im Vorfeld bei der Charaktererschaffung, sei es danach bei der Manöverkritik oder vielleicht auch in der Pinkelpause.

Solange man mit dem Method Actor irgendwann auf der Metaebene kommunizieren kann und er sich kompromißbereit zeigt, gibt es auch nicht mehr Probleme, ihn in die Gruppe einzubinden, als bei anderen Spielern.

...übrigens glaube ich, ehrlich gesagt, dass sich das Problem mit den 100%igen MAs eher potenziert, wenn mehrere davon aufeinander treffen. Wenn jeder nur seinen Char spielen will, dann gibt es keine Gruppe - kann gewünscht sein, würde ich mir als SL aber nicht antun wollen.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Achamanian am 26.10.2012 | 18:16
Das heisst das sich jedes soziale Spiel zwischen Charakteren immer auf die reale Ebene auswirkt bei Euch?

Wow... das ist... sick...

Wie soll das denn bitte anders sein?
Wenn zwei SC in der Spielwelt interagieren, dann wirkt die Frage, ob diese Interaktion "gelingt" (was auch immer das im jeweiligen Fall bedeutet; meist, dass eine interessante Szene entsteht) natürlich darauf aus, ob man als Spieler in der wirklichen Welt Spaß am Spiel hat oder eben nicht.

Wenn das, was im Rollenspiel passiert, keine Auswirkungen auf mich als Spieler hätte - also mir keinen Spaß machen würde oder keine Spannung erzeugen - dann würde ich mich wohl kaum mit diesem Hobby abgeben. Das heißt ja nicht, dass ich das gleiche empfinde wie das, was mein Charakter im Spiel empfindet. Aber darum ging es Alexandro ja auch offensichtlich nicht, sondern schlicht darum, dass man, wenn man anderen Spielern die Szenen mit seinem method-Trip versaut, eben den Spielern den Spaß versaut und nicht ihren Charakteren.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: alexandro am 26.10.2012 | 18:24
Das heisst das sich jedes soziale Spiel zwischen Charakteren immer auf die reale Ebene auswirkt bei Euch?

Natürlich. Man darf nur nicht den Fehler machen, zu glauben dass es sich auf genau dieselbe Weise auswirkt (etwas was der Charakter scheiße fand, kann der Spieler durchaus toll finden) - aber es ist eher selten so, dass der Spieler vollkommen indifferent gegenüber dem ist, was im Spiel passiert (mit solchen Leuten würde ich genauso wenig spielen wollen, wie mit MAs).

Wenn ein SPIELER auch nach dem Spiel die Handlungen seiner Mitspieler aus der Perspektive seines Charakters bewertet, dann ist es wahrscheinlich ein MA, der nicht schnell genug aus seiner Rolle rauskommt (im Besten Fall, die Alternative wären schwere, psychische Störungen).
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: ErikErikson am 26.10.2012 | 18:36
Der MA ist eigentlich vöölig harmlos. Es wird nur problematisch, sobald der Char des MA problematisch wird, bsp. weil er nicht mit der Restgruppe oder der Umwelt harmoniert. Viele Spieler ändern dann ihr Spiel so ab, das es doch harmoniert, das macht der MA natürlich nicht. Aber genausowenig ändert z.B. der Realismusfreak sein Verhalten, falls es mal stört, wenn er diese Verhaltensänderung als unrealistisch betrachtet.

Persönlich kann ich mit dem MA gut leben, der ist engagiert und ich mag Method Acting. Mit dem Realismusfan hab ich deutlich mehr Probleme, genauso mit dem Hintergrundfan, der am Setting klebt. Das liegt aber rein daran, das ich mich weder für eine getreue Einhaltung des Settings noch für Realismus groß interessiere. Engagiert sind die genauso.

fazit ist für mich, das mal wieder drauf rausläuft, das man die Spiestilvorlieben in der Gruppe nicht über gebühr mischen sollte. 
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Oberkampf am 26.10.2012 | 19:16
Ich glaube, dass jeder Spielertyp auch eine dunkle, spielzerstörende Seite hat. Im D&D DMG II (4e) steht, soweit ich mich erinnern kann, auch was dazu, wie sich jeder Spielertyp zum Problemspieler entwickeln kann. Die Frage ist meistens, wie radikal und unsensibel der individuelle Spieler dem Rest der Gruppe sein Spielkonzept aufzwingt bzw. inwieweit er auch mal zurückstehen und andere ihren Spaß haben lassen kann.

Was ich übrigens bemerkenswert finde, ist, dass es nach meinen Erfahrungen wenig Spieler gibt, die sich als Butt-Kicker verstehen bzw. bezeichnen. Die haben auch, glaube ich, die schlechteste Presse von allen.

Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Taschenschieber am 26.10.2012 | 19:19
Was ich übrigens bemerkenswert finde, ist, dass es nach meinen Erfahrungen wenig Spieler gibt, die sich als Butt-Kicker verstehen bzw. bezeichnen. Die haben auch, glaube ich, die schlechteste Presse von allen.

*meld*
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: El God am 26.10.2012 | 19:20
"Mein Charakter ist halt so." als Spielstil. Mag ich auch nicht, aus den gleichen Gründen wie im OP beschrieben. Da braucht es sehr spezielle Biotope, in denen solche Spieler keinen Schaden am Spielspaß anrichten. In diese Biotope stoße ich in meinem Spiel in der Regel nicht vor.

Achtung: Alles natürlich meine Meinung.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: D. Athair am 26.10.2012 | 19:28
Das Problem an Method Actorn ist nun, dass sie den Anspruch haben, die Spieltisch-Ebene vollkommen auszublenden und ganz in ihrer Rolle aufzugehen. [...]

Method Actors sind Spieler, die keine Verantwortung für das übernehmen (wollen), was die Handlungen ihrer Charaktere für das Spiel bedeuten, sondern ausschließlich mit den Gedanken herangehen "Welche Konsequenzen hat das (innerweltlich) für meinen Charakter?". Wenn eine Handlung nur vorteilhaft für ihren Charakter ist, dann ergreift der MA diese, unabhängig davon, ob dies respektvoll gegenüber seinen Mitspielern ist.
Da sind einige Überlegungen drin, die ich so bestätigen kann. (Konsequentes Spiel aus der Sicht des eigenen Charakters, etc.)

Grundsätzlich aber: Nein! Deinen Ausführungen kann ich in ihrer Konsequenz nicht folgen. Hab ich anders erlebt. Spiele ich anders. (Rollenspiel ist ein Spiel, das Regeln folgt, die über RAW hinausgehen. Wer das nicht grundsätzlich versteht, fällt bei mir unter Regel 0.)

Oder: Nach meiner Wahrnehmung und Erfahrung gehst du bei deiner Vorstellung von 155%igen Method Actors aus.
Natürlich gibt es die. Und ja, die mag ich auch nicht, die sind problematisch.
Allerdings: Würde ich von der übermäßigen Potenzierung eines Spielertyps ausgehen, dann müsste ich einen Faden "Warum Storyteller für mich das Letzte sind!" aufmachen. (Das lohnt aber nicht, weil ich generell was gegen Powerteller, Dramaqueens, Munchkins, Feldherren, Ignoranten, Schlächter und einzigartige Schneeflocken habe.)

Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: alexandro am 26.10.2012 | 19:35
Nun, zumindest ist es ungleich schwerer mit problematischen Method Actors über ihr Spielverständnis zu diskutieren, da diese keinerlei Meta-Argumente ziehen lassen (erschwerend kommt hinzu, dass Method Acting von vielen immer noch als eine Art von "besserem Spiel" betrachtet wird).

Da sind die anderen Problemspieler doch aufgeschlossener.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Funktionalist am 26.10.2012 | 19:47
als fan des brechtschen theaters dürfte meine Wunschvorstellung klar sein. die ganze runde beobachtet das Spielgeschehen und erfreut sich an der komprisslosen Tragödie oder fiebert mit, ist aber immer Zuschauer.

So lassen sich hervorragend Sabbatrunden oder Geschichten um unrühmlichen Taten der GeMaPo spielen. Als MA hätte ich da keine Lust zu.

abgesehen davon: der MA an sich (hiho)  neigt dazu langweilige, weil nur auf den eigenen char gemunzte Beiträge zu produzieren. es ist halt nicht jeder ein kinski, der so schön explodieren kann...

Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: tartex am 26.10.2012 | 19:50
Was ich übrigens bemerkenswert finde, ist, dass es nach meinen Erfahrungen wenig Spieler gibt, die sich als Butt-Kicker verstehen bzw. bezeichnen. Die haben auch, glaube ich, die schlechteste Presse von allen.

Ja, deshalb sagt man ja auch eher Instigator. (Bin auch so einer...)
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Skele-Surtur am 26.10.2012 | 19:50
Zitat
Method Actors sind Spieler, die keine Verantwortung für das übernehmen (wollen), was die Handlungen ihrer Charaktere für das Spiel bedeuten, sondern ausschließlich mit den Gedanken herangehen "Welche Konsequenzen hat das (innerweltlich) für meinen Charakter?". Wenn eine Handlung nur vorteilhaft für ihren Charakter ist, dann ergreift der MA diese, unabhängig davon, ob dies respektvoll gegenüber seinen Mitspielern ist.
Ich stimme dieser Aussage nicht zu. Damit ist der Rest (für mich) irgendwie hinfällig.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: El God am 26.10.2012 | 19:56
Ich würde das auch nicht so nennen, aber das, was Alexandro da beschreibt, will ich auch nicht an meinem Spieltisch erleben.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Skele-Surtur am 26.10.2012 | 20:31
Ich auch nicht. Aber das ist ja kein Methodacting. Das ist mehr... pures Method-Acting Konzentrat mit künstlich zugesetztem Arschlochverhalten.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Just_Flo am 26.10.2012 | 20:34
Hm, eigentlich hätte ich schon gedacht, dass ich ein starkes Bein im Method Acting habe, aber irgendwie habe ich des wohl doch anders verstanden als es hier gemeint ist.

Für mich gehören die Auswirkungen auf meinen Charakter, die anderen Charaktere und die Spielwelt sowie wechselseitig schon zusammen. Das heißt, ich beschäftige mich schon damit, was für Folgen Aktionen für alle haben.

Ich hätte der Char ist halt so als einen eigenen Spielstiel gesehen und nicht als Teil von Method Acting. Obwohl ich Metaebenenspringen wenn wir in media res sind nicht so mag, ist es für mich irgendwie klar, dass Probleme darüber gelöst werden können/sollten wenn sie zu gravierend sind.

Heißt, wenn es nun mal blöd läuft, dann kann man/sollte man halt mal kurz die Köpfe zusammenstecken und ausloten wie weit beide Seiten den auch beim Method Acting vorhandenen Spielraum der Charakterreaktionen/-aktionen ausreizen kann/muss um wieder zusammen zu kommen.

TLDR: Ich versuche die Ergebnisse bzw. Ziele der Metaebene in Method Acting mässig umzusetzen.

K: Ohne Reflexion und Dialog bei dem jeder etwas gibt ist ein Spielstiel problematisch.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Oberkampf am 26.10.2012 | 20:50

Da sind die anderen Problemspieler doch aufgeschlossener.

Echt? Ich glaube, ich habe schon aufgrund fast jedes Spielertypen mindestens einmal die Lust auf eine Runde verloren. Außer vielleicht nicht wegen den Butt-Kickern (ehrlich).

Storyteller - naja, als Spielleiter können sie eine Katastrophe sein, und als Spieler können sie einen nerven, wenn man einfach nur mal offen eine Umgebung erforschen oder ein Dungeon durchstöbern will, uns sie 'rummaulen, weil nicht jedes Event zum Superplot gehört.

Taktiker - wenn die Storyteller die Langeweile erfunden haben, haben die sie perfektioniert (und in Kombination der absolute Alptraum).

Casual Gamer - Danke, nachdem Storyteller und Taktiker die Kämpfe und Spannung fast auf Null gekürzt haben, kommt dann noch jemand dazu, der dank Regellücken den Abwicklungsprozess des kümmerlichen Restes in die Länge zieht wie Kaugummi.

Das klingt sehr hart, aber ist auf extreme Vertreter ihrer Art bezogen. Man kann sch mit all diesen Leuten arrangieren - wenn sie sich ein bisschen zusammenreißen und auf die Mitspieler Rücksicht nehmen - was man selbst ja auch tun sollte.

Ja, deshalb sagt man ja auch eher Instigator. (Bin auch so einer...)

Oh, das Wort kenne ich nicht, woher kommt das denn?
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: D. Athair am 26.10.2012 | 20:51
Verschiedene Spielstile vertragen sich nicht.
Stimmt insofern, als dass man verschiedene Präferenzen nicht beliebig kombinieren kann, ohne dass das Spiel dysfunktional wird.

Darum kann ich dem hier auch nicht zustimmen:
Da sind die anderen Problemspieler doch aufgeschlossener.
Mir machen die Hardcore-Storyteller die meisten Probleme, ganz einfach, weil sie sich der Ansicht, dass Abenteuerstruktur auch durch das und im Spiel realisiert werden kann, verschließen.

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Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Shield Warden am 26.10.2012 | 21:11
Die allgemeinen Spieltyp-Definitionen scheinen mir alle nicht viel zu geben, aber ich persönlich mag unter anderem auch den Begriff nicht, weil sich mir die Zehennägel hochkräuseln, wenn ich ihn in diesem Zusammenhang und wie hier im Thread verwendet lese. Darüber hinaus mag ich den im Eingang beschriebenen Spielertyp auch nicht unbedingt.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Maarzan am 26.10.2012 | 22:55
Methodacting ist sicher mit Sprengkraft versehen. Daher erfordert dass insbesondere vor dem Spiel eine entsprechende Absprache erfolgt, weil man während des Spiels eben diese minimieren möchte.
Ganz ausstellen kann und darf man die Metaberücksichtigung der Mitspieler eh nicht. Genauso wenig muss man aber seinen Spielstil und damit Spielspaß kompromitieren, weil irgendwem gerade irgendwas seltsames eingefallen ist.

Und wenn es trotzdem mal nicht hinhaut, muss man dieses Charakterexperiment in dem Umfeld eben für gescheitert nehmen und beim nächsten Mal was anderes versuchen - oder die nächsten Gruppe.

Arschloch wird es erst, wenn jemand den Konfrontationskurs nicht erkennen will und durchzieht. Je nach Basissituation muss das aber nicht der Methodactor sein. 
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: alexandro am 27.10.2012 | 00:22
Ich stimme dieser Aussage nicht zu. Damit ist der Rest (für mich) irgendwie hinfällig.

Du kannst meinetwegen behaupten, dass ein Schwein kein Schwein ist. Stinken tut es trotzdem.

Eine Definition von Method Actor die nicht das Primat auf "Charakter-motiviert handeln" legt, würde mich wirklich interessieren.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Naldantis am 27.10.2012 | 00:33
Nunja, im umgekehrten Sinne gehört das Method Acting ja zum Alltag - man spielt gegenüber anderen eine Rolle ungeachtet seiner tatsächlichen Haltung.
Daher sehe ich da erstmal kein so großes Problem drin.

Und wenn man nicht als sein Charakter agieren und denken darf, kann man IMHO das RPG gleich lassen und zum Schach zurückkehren.

Es ist etwas natürlich anderes, wenn man seinen Charakter absichtlich und über die Gruppenabsprache hinaus antagonistisch spielt (als wenn man beim Schach ständig beim Zug des anderen mit seinem Kuli klickert...).
 
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Naldantis am 27.10.2012 | 00:38
Wie soll das denn bitte anders sein?
Wenn zwei SC in der Spielwelt interagieren, dann wirkt die Frage, ob diese Interaktion "gelingt" (was auch immer das im jeweiligen Fall bedeutet; meist, dass eine interessante Szene entsteht) natürlich darauf aus, ob man als Spieler in der wirklichen Welt Spaß am Spiel hat oder eben nicht.

Naja, das hätte in partnerschaftlicher und sexueller Hinsicht dann oft für Thermik gesorgt...^^

Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 27.10.2012 | 00:47
Nun, zumindest ist es ungleich schwerer mit problematischen Method Actors über ihr Spielverständnis zu diskutieren, da diese keinerlei Meta-Argumente ziehen lassen (erschwerend kommt hinzu, dass Method Acting von vielen immer noch als eine Art von "besserem Spiel" betrachtet wird).
Doch. Natürlich sehen auch Method Actor ein, dass es darum geht, dass die Spieler auf der Meta-Ebene Spielspaß haben. Mit einem echten Method Actor kann man sich problemlos vor dem Rollenspielabend hinsetzen und sich einen Charakter überlegen, der den gewünschten Spielstil der Gruppe unterstützt. (In kriegerischen Kampagnen also z.B. einen Soldaten, in nicht-kriegerischen eher einen Pazifisten oder Dieb.)
Und wenn man gegen PvP ist, hat der Method Actor auch kein Problem damit, seinem SC einen Ehrenkodex zu geben oder Loyalität oder Familienbande oder einen anderen Grund, weshalb er auf die anderen Spieler aufpasst und sie nicht hintergeht.

Was ich jedoch häufig erlebt habe (vor allem auf Cons) sind Munchkins, die sich einen Spaß daraus machen, die Gruppe zu ärgern. Und damit sie nicht so schnell enttarnt werden und aus der Runde fliegen, tarnen sie sich häufig als Method Actor. (Aber sie benutzen "Mein SC ist halt so!" nur als Vorwand und ihr wahres Ziel ist es, die Gruppe zu ärgern.)

Deswegen: Wenn du dich über Method Actor ärgerst, überlege dir, ob es wirklich ein Method Actor war oder nicht vielleicht ein verkleideter Munchkin.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Xemides am 27.10.2012 | 00:56
Irgendwie habe ich noch sie so extreme Erfahrungen gemacht wie manche hier. Deshalb glaube ich nicht, das es so extreme Typen ber haupt gibt. Mehr in den nächsten Tagen, wenn ich mehr Zeit habe.

Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: alexandro am 27.10.2012 | 01:00
@Eulenspiegel: Es geht gar nicht so sehr um "gegen die Gruppe spielen" (da finden selbst MAs Argumente, weshalb das ihre Charaktere nicht machen würden). Es geht um die Spielvorlieben und Interessen der Mitspieler (z.B. mein Beispiel im OP: hätte ein MA seinen fertig "gestalteten" Charakter aus Rücksicht auf seine Mitspieler umgebogen? Ich bezweifle das irgendwie).

@Naldantis: Nichts verstanden. Beim MA geht es nicht darum etwas vorzutäuschen (würde ja dem Sinn der Rollenannahme widersprechen), daher ist dein Alltagsbeispiel Blödsinn.

Agieren kann man gerne als sein Charakter, beim Denken wird es problematisch, wenn man es nicht klar beschränkt und bestimmte Grenzen/Absprachen einhält (wie die anderen hier ja schon geschrieben haben).
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 27.10.2012 | 01:10
Hmm, vielleicht mag der Spieler halt einfach Clown-Chars. Wieso hast du deinen Clown-Char nicht einfach abgeändert, als du gesehen hast, dass der zweite Spieler auch einen Clown-Char macht?

Ich würde vermuten, der andere Spieler hat einen ernsten Char versucht, dann aber festgestellt, dass dieser zu kompliziert ist, und hat deswegen auf Clown umgeschwenkt.

Aber es hat ja den Anschein, dass 1 einzelner Clown-Char kein Problem ist. Also wäre es das einfachste, dass du deinen Clown-Char zu einem Nicht-Clown umschreibst. Der einzige Hinderungsgrund wäre, dass du selber zu sehr Method-Actor bist, um deinen Char umzuschreiben. - Hast ihn ja aber umgeschrieben und alles ist jetzt wunderbar. Ich sehe da kein großes Problem.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: GIGiovanni am 27.10.2012 | 02:01



Für mich ist Rollenspiel immer eine soziale Angelegenheit, ein Zusammentreffen mit Freunden zum Zweck des Spiels. Wie bei jeder sozialen Handlung ist auch soziales Handeln im Rollenspiel mit Verantwortung und Vertrauen verbunden. Verantwortung dafür, dass ich mit dem Gegenüber nach der Äußerung noch vernünftig interagieren kann, und Vertrauen darauf, dass ich die Parameter des sozialen Miteinanders gut genug verstehe, um diese Entscheidung treffen zu können.

Nun besteht Rollenspiel aber aus zwei Ebenen: dem "normalen" sozialen Miteinander am Spieltisch und der Gemeinsamen Vorstellung der Spielwelt. Jede soziale Handlung (egal ob zwischen Spielern oder Charakteren) wirkt sich unweigerlich auf beide Ebenen des Spiels aus: eine im Verantwortung/Vertrauen (im Bezug auf die anderen Charaktere) getätigte Handlung kann V/V zwischen den Mitspielern belasten und umgekehrt.

Beispiel: In unserer Runde haben wir einen Spieler, der seine Charaktere gerne als "Gruppenclown" spielt. Das ist prinzipiell OK, denn es lockert das Spiel auf. Bei Beginn einer neuen Runde machte er sich einen Charakter, der (auf den ersten Blick) deutlich ernster angelegt wirkte. Daher entschloss ich mich, selber mal einen "Clown" zu versuchen. Leider erwies sich der Charakter des Mitspielers dann doch als ziemlich clownesque, und zwei "Chaos-Charaktere", die ständig irgendwelche sinnlosen Aktionen brachten, sorgten dafür dass die Gruppe bald nichts Sinnvolles mehr auf die Reihe brachte. Das nervte eine Großteil der Spieler (inklusive mich, weshalb ich mich entschied meinen Charakter etwas produktiver zu spielen).

Das Problem an Method Actorn ist nun, dass sie den Anspruch haben, die Spieltisch-Ebene vollkommen auszublenden und ganz in ihrer Rolle aufzugehen. Das mag vielleicht gehen, wenn nur Method Actors am Tisch sitzen (obwohl ich es selbst dann als schwierig betrachte), sobald aber Spieler mit anderen Prioritäten ins Spiel kommen, verdirbt der MA (wenn er an seinem Anspruch festhält) mit traumwandlerischer Sicherheit irgendjemand anderem das Spiel.

Method Actors sind Spieler, die keine Verantwortung für das übernehmen (wollen), was die Handlungen ihrer Charaktere für das Spiel bedeuten, sondern ausschließlich mit den Gedanken herangehen "Welche Konsequenzen hat das (innerweltlich) für meinen Charakter?". Wenn eine Handlung nur vorteilhaft für ihren Charakter ist, dann ergreift der MA diese, unabhängig davon, ob dies respektvoll gegenüber seinen Mitspielern ist.


Wenn ich dich richtig verstehe soll man als Spieler auf jede Aktion verzichten, die in der Spielwelt logisch wären, aber die oder den anderen Spieler ärgert, nervt etc. Richtig?

Bei Deinem beschreibenen Clownverhalten kann ich dies noch sehr gut nachvollziehen. Dies nervt im Zweifel wirklich. Problermatischerweise ist dann meist eine angemessene Reaktion in der Spielwelt ebenfalls MA.  Aber im Extremfall würde der Verzicht auf MA bedeuten, dass ich meinen Charakter in Lebensgefahr bringe, nur weil ich nicht spielwelttechnisch angemessen reagiere, um die Gefühle meiner Mitspieler nicht zu verletzten.

Dummerweise führt dies aber dann zum Ärgernis meinerseits  >;D
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Naldantis am 27.10.2012 | 02:26
@Naldantis: Nichts verstanden. Beim MA geht es nicht darum etwas vorzutäuschen (würde ja dem Sinn der Rollenannahme widersprechen), daher ist dein Alltagsbeispiel Blödsinn.

Agieren kann man gerne als sein Charakter, beim Denken wird es problematisch, wenn man es nicht klar beschränkt und bestimmte Grenzen/Absprachen einhält (wie die anderen hier ja schon geschrieben haben).

D.h. Method Acting ist synonym für Immersion?
(Ich dachte immer 'Acting' seht für 'derstellen', nicht für sein oder fühlen...)
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Blutschrei am 27.10.2012 | 05:00
D.h. Method Acting ist synonym für Immersion?
(Ich dachte immer 'Acting' seht für 'derstellen', nicht für sein oder fühlen...)


Ich kann doch auch aus den Motivationen einer Figur raus empfinden, und sie nachstellen, ohne dass sie mich auch nur im Ansatz interessieren muss - von Identifikation ganz zu schweigen. Ich kann doch schlichtweg so tun als ob, und auf logischer Basis entscheiden, was der Charakter so tut und will?
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Oberkampf am 27.10.2012 | 07:56
Was mir hinsichtlich des Immersionsthreads eingefallen ist:

Wenn der MA bereit ist, ein bisschen auf die Metaebene zu wechseln und da die Wünsche seiner Mitspieler wahrzunehmen, kann das Method Acting in einem für die anderen erträgliches Maß besser gespielt werden, als wenn es sich weigert, Metaüberlegungen anzustellen.

Mal als Beispiel für diesen Gedanken eine sehr holzschnittartige D&D-Situation. Der Paladinspieler Paul ist ausgeprägter MA, Schurkenspieler Saul ist Storyteller. Für den Abenteuerverlauf wäre eine moralisch fragwürdige, wenn nicht sogar absolut verdammenswerte Szene passend. Meinetwegen das extrem harte Verhör eines Gefangenen, das unberechtigte Öffnen eines Fürstengrabes oder der Einbruch in eine Kirche. Alles Dinge, die Saul mit seinem Schurken machen könnte und dem Abenteuerverlauf eine besondere Würze verleihen würden.

In der Gruppenabsprache ist PvP unerwünscht und ein storyorientiertes-erzählerisches Spiel gewünscht.

Paladinspieler Paul kann das jetzt mit seinem Charakter völlig abblocken, bis hin zum Angriff auf Saul, oder er kann seinen Charakter so spielen, dass dieser Charakter "zufällig" nichts von den Plänen seines Schurkenkollegen mitkriegt, oder zähneknirschend zustimmt (und vielleicht später eine Buße tut, in die er Saul einschließt) oder sonstwie versucht, die Situation auf seinen Charakter anzupassen.

Dazu muss man aber bereit sein, mal einen kleinen Schritt aus seinem Charakter herauszutreten, die gesamte Spielgruppe und Spielsituation beachten und einen Weg suchen, der nicht in den Abgrund führt, anstatt sich still darauf zu verlassen, dass der gestresste Spielleiter alles für einen richten wird und hinterher maulen, dass ein Gruppenzerfall unumgänglich war, weil "mein Charakter halt so ist".
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: D. Athair am 27.10.2012 | 08:40
Schurkenspieler Saul ist Storyteller. Für den Abenteuerverlauf wäre eine moralisch fragwürdige, wenn nicht sogar absolut verdammenswerte Szene passend. Meinetwegen das extrem harte Verhör eines Gefangenen, das unberechtigte Öffnen eines Fürstengrabes oder der Einbruch in eine Kirche. Alles Dinge, die Saul mit seinem Schurken machen könnte und dem Abenteuerverlauf eine besondere Würze verleihen würden.
Auch das kann ein egoistischer Alleingang sein, der von der Gruppe nicht mitgetragen wird.

Der Storyteller macht neue Konfliktherde auf, die sich die anderen Spieler NICHT wünschen. Die im Fall des Kircheneinbruchs sogar den Kleriker und dessen Spieler direkt tangieren. Die Konsequenzen - z.B. von der Kirche zu Rechenschaft gezogen werden - treffen die ganze Gruppe.
Kurzum: Der Storyteller macht nix anderes als das Abenteuer zu entführen und dahin zu bringen, wo er will. Wenns um Metaplot-Abenteuer geht, kettet nicht selten der Storyteller die Gruppe an den Schienen fest.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Funktionalist am 27.10.2012 | 09:06
Wie schaut das für einen MA mit dem Wissensmanagement aus?

Habe erlebt, dassein Spieler den Raumverließ, um eine Szene nicht mitzubekommen.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Roland am 27.10.2012 | 09:18
Auch das kann ein egoistischer Alleingang sein, der von der Gruppe nicht mitgetragen wird.

Kann, aber SLF impliziert ja dass es nicht so ist. Außerdem hätte in so einem Fall der Storyteller die Möglichkeit, die Sache von außen zu betrachten und sich im Zweifelsfall dagegen zu entscheiden.

Nach meiner Erfahrung gibts solche Spieler, wie sie Alexandro beschreibt, sie sind aber eher selten. Beim Spieler muß eine Mischung aus Narzismus und bestimmter Rollenspielsolzialisation vorliegen, damit sein Method Acting zum Problem wird.  Wenn das vorkommt sind solche Problemspieler tatsächlich ziemlich unangenehm, da sie glauben, sich ganz auf die Charakterebene zurückziehen zu können (oder das zumindest als Ausrede benutzen) und die "Charakterfreiheit" im traditionellen Rollenpiel als besonders hohes Gut angesehen wird.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Maarzan am 27.10.2012 | 09:41
Du kannst meinetwegen behaupten, dass ein Schwein kein Schwein ist. Stinken tut es trotzdem.

Eine Definition von Method Actor die nicht das Primat auf "Charakter-motiviert handeln" legt, würde mich wirklich interessieren.

Der Widerspruch ging wohl auch nicht auf das Charakter-motiviert handeln, sondern dem Verantwortung übernehmen.

Und da sehe ich nicht, wo ein Methodactor weniger Verantwortung übernehmen sollte als andere Spieler. Nur würde in dem Fall die meiste (Abstimmungs-)Arbeit eben vor dem Spiel anliegen - wo sie eigentlich auch hin gehört.

Aber auch während des Spiels gibt es ja einen Spielraum, welcher für Abwägungen innerhalb des möglichen In-Charakter-Portfolios gewählt werden können.
Wege mit striktem durchpeitschen des eigenen Spielstils das Spiel für andere zu zerstören haben alle Fraktionen.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: GIGiovanni am 27.10.2012 | 09:46
@ SFL hier ist die Frage, ob nicht der Spieler mit dem Schurken MA betrieben hat, da ihm klar sein mußte, dass sein Verhalten Probleme in der Gruppe verursacht.

Habe ich keine homogene Gruppe zusammen, muss ich mir als Spieler klar sein, dass immer In-Time Differenzen auftreten können und werden. Folglich, dass Aktionen gegen meine Charakterüberzeugung laufen werden. Also werden immer MA passieren und dann erwarte ich von jedem Spieler, dass er mit MA leben kann. Oder die Gruppe muss sich hier vorher absprechen, eine homogne Gruppe zu gestalten wo das Beispiel nicht greift.

Viel "lustiger" wird doch der Fall wenn man den Paladin durch einen bösen Priester ersetzt und im Abentuer soll in "seine" Kirche eingebrochen werden, da fallen spielweltlogische Reaktionen (also MA) viele  heftiger aus.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Weltengeist am 27.10.2012 | 09:55
Junge, Junge, was hier zwischen FR 23:00 und SA 6:00 abgeht... :o

Irgendwie habe ich noch sie so extreme Erfahrungen gemacht wie manche hier. Deshalb glaube ich nicht, das es so extreme Typen ber haupt gibt.

Tut es, glaub's mir... ;)

Meine 5 Cent: Ja, jeder Spielertypus kann, wenn er extrem durchgezogen wird, das Spiel für die anderen ruinieren. Ich persönlich (also nicht verallgemeinern, ist nur meine Stichprobe) habe in letzter Zeit aber vor allem Schwierigkeiten mit Method Actors gehabt. Zumal diese oft auch gar nicht einsehen, dass ihr Spielstil ein Problem ist - wo doch das, was sie machen, die einzig richtige Art ist, Rollenspiel zu betreiben ("Beim Rollenspiel geht es schließlich darum, eine Rolle zu spielen. Sagt ja schon der Name."). Dazu gehörte die ganze Palette von Aktionen, von "ich habe meinen Paladin jetzt echt schon zurückgenommen, aber wenn ich jetzt nicht mal mehr eine offenkundige Hexe verbrenne, dann wird's so unglaubwürdig, dann kann ich mir auch gleich 'ne neue Figur auswürfeln" über "ich habe jetzt echt die Schnauze voll davon, dass Spieler X schon wieder charakteruntypische Dinge macht, nur weil wir damit das Abenteuer schaffen könnten" und "mir egal, dass das jetzt das Abenteuer ruiniert, aber ich spiele das hier nun mal, um die Tiefen meiner Figur auszuloten" bis hin zu (mein besonderes Highlight) "tut mir ja auch leid, dass ich mit unserem Gastspieler heute Abend nicht geredet habe, aber was soll ich machen? - es hätte einfach nicht zur Rolle gepasst".

Andere mögen andere Erfahrungen haben, aber ich muss mich derzeit gerade von einigen Method Actors erholen... ;)
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Crimson King am 27.10.2012 | 10:12
Ein Spieler, der einen gruppeninkompatiblen Charakter konsequent zu Lasten des Spielspaßes der anderen ausspielt, fällt ganz ohne Frage unter Regel 0.

Der im Eingangspost beschriebene Spieler ist aber durchaus auch als Specialist einzuordnen, denn er spielt offensichtlich immer den gleichen Grundtyp.

Ich selbst als Spieler, der von Haus aus Method Actor mit Hang zum Storyteller ist und der rollenspielerisch vornehmlich in Runden mit Spielern, die aus dieser Ecke kommen, sozialisiert wurde, kann ich aber nur feststellen, dass Method Actors grundsätzlich genauso rundenkompatibel sind wie andere Typen. Normalerweise wechselt der MA den Charakter, wenn er feststellt, dass der aktuelle in der Runde nicht spielbar ist und er zu true ist, um das Charakterkonzept zu ändern. Vor allem aber schauen vernünftige MAs bei der Erschaffung bereits darauf, den Charakter und dessen Motivationen gruppenkompatibel anzulegen.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Maarzan am 27.10.2012 | 10:19
Dazu gehörte die ganze Palette von Aktionen, von "ich habe meinen Paladin jetzt echt schon zurückgenommen, aber wenn ich jetzt nicht mal mehr eine offenkundige Hexe verbrenne, dann wird's so unglaubwürdig, dann kann ich mir auch gleich 'ne neue Figur auswürfeln" über "ich habe jetzt echt die Schnauze voll davon, dass Spieler X schon wieder charakteruntypische Dinge macht, nur weil wir damit das Abenteuer schaffen könnten" und "mir egal, dass das jetzt das Abenteuer ruiniert, aber ich spiele das hier nun mal, um die Tiefen meiner Figur auszuloten" bis hin zu (mein besonderes Highlight) "tut mir ja auch leid, dass ich mit unserem Gastspieler heute Abend nicht geredet habe, aber was soll ich machen? - es hätte einfach nicht zur Rolle gepasst".

Fall 1: kann ich nicht einordnen, warum ist Hexenverbrennen schlecht, falls es so vom Hintergrund für Apaldine vorgesehen seien sollte? Wer und mit welchem Grund sollte das Unterbinden wollen?
Fall 2: ein extemistischer Gamist, der mit seinem Spielstil anderen den Spaß verdirbt.
Fall 3: ein extremistischer Storyteller, der einen vorgefertigten Plot durchpeitschen will.
Fall 4: Warum muss man als Charakter mit jedem reden? Als Spieler OK, aber als Char? Was wenn der Charakter stumm gewesen wäre, dann auch?

Gibt also fast immer 2 Sichtweisen.

Problemfälle der "MeinChar ist so" Art habe ich auch schon reichlich erlebt, aber das hing dann eigentlich immer an der Vorauswahl des Charakters als völlig unpassend zum Rest (dann war es auch typischerweise auf einen Abend begrenzt) oder meist eher noch als ausgewiesenem unsozialen A-lochtyp.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Weltengeist am 27.10.2012 | 10:31
Gibt also fast immer 2 Sichtweisen.

Ich denke nicht. In allen Fällen war die Ausgangsmotivation des betreffenden Spielers: "Das übergeordnete Spielziel ist das möglichst authentische Darstellen der Figur; alle anderen Aspekte des Spiels (IG wie OOC - Stichwort wieder "Immersion") haben sich dem unterzuordnen.". Das kann okay sein, wenn das alle so sehen. Führt aber unweigerlich ins Unglück, wenn auch noch Leute mit anderen Prioritäten am Spieltisch sitzen.

Szene 4 sollte ich vielleicht nochmal genauer beschreiben. Wir hatten einen Spieler eingeladen ("Probespieler"), er war also zum ersten Mal dabei. Und er wurde von einem (na gut, eigentlich sogar von zwei) der Stammspieler schlicht nicht mit einbezogen, weil das jetzt gerade nicht zu ihren Figuren gepasst hätte. Und der einzige, der ihn mit einbezogen hat, hat sich am Ende noch einen Anpfiff abgeholt, wie er denn so etwas machen könne. Ich weiß, Leute sind unterschiedlich, aber das war für mich der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen gebracht hat - wenn einem das authentische Darstellen der eigenen Figur wichtiger wird als der Mensch, der da mit mir am Spieltisch sitzt (und er saß ja da, um mit uns zu spielen, und nicht um unsere Chips zu essen und uns andächtig zuzuhören), dann ist für mich eine Grenze überschritten.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Crimson King am 27.10.2012 | 10:36
Wenn ich das so durchlese, bin ich vermutlich doch kein 100%iger Method Actor, denn ich habe mich noch immer bemüht, meinen Teil zum harmonischen Gruppenspiel beizutragen, ohne mir vorher Gedanken darüber zu machen, ob das nun charakterkonform ist.

Möglicherweise liegt das aber auch daran, dass ich keine Charaktere spiele, die kein Interesse an ihren Mitstreitern haben.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: tartex am 27.10.2012 | 10:59
Wenn ich das so durchlese, bin ich vermutlich doch kein 100%iger Method Actor.

Ehrlich gesagt denke ich, dass beinahe jeder Spielertyp (wenn wir mal vom vereinfachten Konzept von real existierenden simplen Spielertypen ausgehen) mit der Aussage "Ich spiele ja nur meinen Charakter" hausieren gehen kann. Da ist das dysfunktionale nicht an die MAhaftigkeit, sondern an den egozentrische Absolutheitsanspruch gekoppelt.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Maarzan am 27.10.2012 | 11:14
Ich denke nicht. In allen Fällen war die Ausgangsmotivation des betreffenden Spielers: "Das übergeordnete Spielziel ist das möglichst authentische Darstellen der Figur; alle anderen Aspekte des Spiels (IG wie OOC - Stichwort wieder "Immersion") haben sich dem unterzuordnen.". Das kann okay sein, wenn das alle so sehen. Führt aber unweigerlich ins Unglück, wenn auch noch Leute mit anderen Prioritäten am Spieltisch sitzen.

Szene 4 sollte ich vielleicht nochmal genauer beschreiben. Wir hatten einen Spieler eingeladen ("Probespieler"), er war also zum ersten Mal dabei. Und er wurde von einem (na gut, eigentlich sogar von zwei) der Stammspieler schlicht nicht mit einbezogen, weil das jetzt gerade nicht zu ihren Figuren gepasst hätte. Und der einzige, der ihn mit einbezogen hat, hat sich am Ende noch einen Anpfiff abgeholt, wie er denn so etwas machen könne. Ich weiß, Leute sind unterschiedlich, aber das war für mich der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen gebracht hat - wenn einem das authentische Darstellen der eigenen Figur wichtiger wird als der Mensch, der da mit mir am Spieltisch sitzt (und er saß ja da, um mit uns zu spielen, und nicht um unsere Chips zu essen und uns andächtig zuzuhören), dann ist für mich eine Grenze überschritten.

Klar war die Ausgangsmotivation des Spielers entsprechend. Die der anderen aber auch. Und die haben sich ja scheinbar auch nicht bewegt.

Was heißt "einbezogen". Wenn da ein neuer, unerfahrener Mitspieler eingeführt werden muss, ist das in einer laufenden Kampagne eben auch schwer. Ohne weitere Informationen zu haben würde ich vermuten: Vor dem Spiel die Hausaufgaben nicht gemacht und den Neuen dort schon nicht eingebunden.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Oberkampf am 27.10.2012 | 11:53
Auch das kann ein egoistischer Alleingang sein, der von der Gruppe nicht mitgetragen wird.

Der Storyteller macht neue Konfliktherde auf, die sich die anderen Spieler NICHT wünschen. Die im Fall des Kircheneinbruchs sogar den Kleriker und dessen Spieler direkt tangieren. Die Konsequenzen - z.B. von der Kirche zu Rechenschaft gezogen werden - treffen die ganze Gruppe.
Kurzum: Der Storyteller macht nix anderes als das Abenteuer zu entführen und dahin zu bringen, wo er will. Wenns um Metaplot-Abenteuer geht, kettet nicht selten der Storyteller die Gruppe an den Schienen fest.

Ja, das stimmt so. Der Storyteller kann genauso auf seine Weise ebenfalls ein Problemspieler sein, wie es der Method Actor sein kann. Das Beispiel sollte nur verdeutlichen, dass es beim Method Actor daran liegen kann, dass er nicht auf einer "Metaebene" mitspielen will. Beim Storyteller sehe ich das Problem weniger in der Scheu vor der Metaebene, sondern in der Scheu vor Zufallsergebnissen, weil jedes Ereignis für den ST innerhalb einer Plotstruktur/Dramaturgie Sinn ergeben muss.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Beral am 27.10.2012 | 11:54
Eine Definition von Method Actor die nicht das Primat auf "Charakter-motiviert handeln" legt, würde mich wirklich interessieren.
Das schließt Verantwortung für das Spiel aber keinesfalls aus. Du erklärst kurzerhand Krankhaftes zur Norm. Man kann mit solchen Erklärungen großen Erfolg haben, wie Sigmund Freud bewiesen hat, aber auf Dauer werden sich solche Argumentationen nicht halten können. Und ihr Nutzen bleibt von Anfang an stark beschränkt.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Skele-Surtur am 27.10.2012 | 12:07
Der Widerspruch ging wohl auch nicht auf das Charakter-motiviert handeln, sondern dem Verantwortung übernehmen.

Und da sehe ich nicht, wo ein Methodactor weniger Verantwortung übernehmen sollte als andere Spieler. Nur würde in dem Fall die meiste (Abstimmungs-)Arbeit eben vor dem Spiel anliegen - wo sie eigentlich auch hin gehört.

Aber auch während des Spiels gibt es ja einen Spielraum, welcher für Abwägungen innerhalb des möglichen In-Charakter-Portfolios gewählt werden können.
Wege mit striktem durchpeitschen des eigenen Spielstils das Spiel für andere zu zerstören haben alle Fraktionen.
Genau das meine ich. Im Eröffnungspost wird einem bestimmten Spielstil (Charakterzentriertes Rollenspiel) automatisch Egoismus und Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen Spielern zugeordnet.

Jetzt kann ich auch als Butt-Kicker egoistisch und rücksichtslos sein: Ich lege es beim Spiel nur darauf an, Ärsche zu treten. Plausibilität oder Spielspannung trete ich dabei mit Füßen, den Taktiker überrolle ich mit Aktionen und den Stimmungsspieler reiße ich mit "Boah, look how ceeewl me r" raus.

Der Storyteller, wenn er rücksichtslos und egoistisch ist, fällt anderen Charakteren in den Rücken und macht das Gruppenspiel unmöglich, nur weil er das gerade für die spannendere Storyentwicklung hält. Aus sicht des Method Actors handelt er unplausibel und dem Taktiker zerschießt er die heißgeliebte Planungsphase.

Der Taktiker drängt ständig auf die Metaebene und hält den Spielverlauf mit stundenlangen Planungen auf. Er vernichtet mit besonderer Hingabe die Stimmung und der Butt-Kicker langweilt sich derweil zu Tode.

Und natürlich kann auch der Method Actor den anderen das Spiel vermiesen, wenn er seinen Egotripp durchzieht.

Nur: Zu behaupten, dass gerade der method actor praktisch Spielstil-inhärent ein Arschloch ist, der anderen seinen Spielstil aufzwingt, ist mit Verlaub, ganz großer Unsinn.

Beim Method-acting stelle ich die Überlegung vornan, wie sich der Charakter in einer gegebenen Situation vermutlich verhalten würde. Da diese Überlegung an sich schon mehrere Optionen eröffnet, kann ich auch in diesem Rahmen schonmal die auswählen, die am Gruppenkompatibelsten ist. Ich kann auch eine plausible Option wählen, die einen spannenden Storyverlauf produziert und neue Plothooks eröffnet. Ich kann auch zwischenzeitlich auf die Metaebene wechseln und mich an Planung beteiligen, wenn für mich klar ist, dass gerade in-game auch die Charaktere beieinandersitzen und planen (und diese Planung auch etwas ist, was der Charakter betreiben würde). Method Acting schließt das nicht aus.

Klar, es gibt auch egoisten method actor. Das ist halt, wie ich bereits geschrieben habe, method actor Konzentrat. Aber jetzt mal ernsthaft: wie oft kommt das vor?

Und ist jemand, der butt-kicking in konzentrierter Form betreibt so viel sympathischer? Oder storytelling? Oder irgendwas? I think not. Ich bin übrigens mehr storyteller als method actor, aber eigentlich halte ich diese Definitionen für nur bedingt brauchbar.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Grey am 27.10.2012 | 12:09
@Surtur: +1 :d
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Oberkampf am 27.10.2012 | 12:13
Ich bin übrigens mehr storyteller als method actor, aber eigentlich halte ich diese Definitionen für nur bedingt brauchbar.

Die Definitionen haben für mich insofern einen Nutzen, dass sie, bei allen Relativierungen und Ungereimtheiten, helfen, die rollenspielerischen Wünsche der anderen Spieler einzuordnen und zu berücksichtigen. Wenn ich weiß, dass ich mit einem Taktiker an einem Tisch sitze, dann lasse ich ihn halt mal planen - sofern er nicht alle Kämpfe wegplant, kann ich damit leben, dass die Action in Grenzen reduziert wird. Gilt auch für alle anderen Vorlieben, inklusive meiner eigenen (ich bin als Spieler selbst eher MA und Buttkicker als Storyteller und Planer).
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: tartex am 27.10.2012 | 12:24
Und da sehe ich nicht, wo ein Methodactor weniger Verantwortung übernehmen sollte als andere Spieler. Nur würde in dem Fall die meiste (Abstimmungs-)Arbeit eben vor dem Spiel anliegen - wo sie eigentlich auch hin gehört. 

Genau: der MA wählt einen Charakter der zur Gruppe und zum Abenteuer passt. Und falls es sich doch sehr negativ entwickelt, bringt er selbst den Vorschlag seinen Charakter zu wechseln, falls PvP nicht erwünscht ist.

Ein Method Actor würde meinem Verständnis nach wohl auch gerne verschiedene Charakterarten ausprobieren.

Aber da ist mir bei manchen Spielern der Übergang zum ImmersionPornActor aufgefallen. Leute: die nur eine Art von Charakter so spielen wollen. Evtl. sogar noch den griesgrämigen einsamen Wolf. Das wird dann eher nix mehr.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Skele-Surtur am 27.10.2012 | 12:27
Die Definitionen haben für mich insofern einen Nutzen, dass sie, bei allen Relativierungen und Ungereimtheiten, helfen, die rollenspielerischen Wünsche der anderen Spieler einzuordnen und zu berücksichtigen. Wenn ich weiß, dass ich mit einem Taktiker an einem Tisch sitze, dann lasse ich ihn halt mal planen - sofern er nicht alle Kämpfe wegplant, kann ich damit leben, dass die Action in Grenzen reduziert wird. Gilt auch für alle anderen Vorlieben, inklusive meiner eigenen (ich bin als Spieler selbst eher MA und Buttkicker als Storyteller und Planer).
Ja, schon klar. Bedingt sind sie ja auch brauchbar und genau für den von dir beschriebenen Zweck taugen sie auch. Ich meine nur, dass sie halt starke Extrempositionen beschreiben, die sich nicht unbedingt in der Form an einem Tisch wiederfinden müssen. Und es gibt auch Leute, die je nach dem Spiel, dass sie spielen, auch ein anders spielen. Ich kann bei D&D Butts kicken und powers gamen und eine Woche später bei FATE stories tellen und drei Tage später in einer schönen Runde Vampire methods acten. Ich glaube nicht, dass man so festgenagelt ist, bzw. es nicht sein muss.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Funktionalist am 27.10.2012 | 13:05
Method Acting ist eine Methode/Technik, keine Personenbeschreibung.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Naldantis am 27.10.2012 | 13:15
Der Widerspruch ging wohl auch nicht auf das Charakter-motiviert handeln, sondern dem Verantwortung übernehmen.

Und da sehe ich nicht, wo ein Methodactor weniger Verantwortung übernehmen sollte als andere Spieler. Nur würde in dem Fall die meiste (Abstimmungs-)Arbeit eben vor dem Spiel anliegen - wo sie eigentlich auch hin gehört.

Eben...
...solange er die Verantwortung übernimmt und die Konsequenzen trägt - also vom Priester verpfiffen und in den Bau geworfen wird, sehe ich da kein Problem.
Niemand hindert ihn daran, solches als Solo durchzuziehen und die anderen rauszuhalten.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: tartex am 27.10.2012 | 13:15
Method Acting ist eine Methode/Technik, keine Personenbeschreibung.

Das ist schon seit einigen Jahren allen klar. Trotzdem werden in diesem Thread immer wieder Sätze wie
Zitat
(wenn wir mal vom vereinfachten Konzept von real existierenden simplen Spielertypen ausgehen)
als Disclaimer eingeworfen.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Naldantis am 27.10.2012 | 13:16
Ich kann doch auch aus den Motivationen einer Figur raus empfinden, und sie nachstellen, ohne dass sie mich auch nur im Ansatz interessieren muss - von Identifikation ganz zu schweigen. Ich kann doch schlichtweg so tun als ob, und auf logischer Basis entscheiden, was der Charakter so tut und will?

Sehe ich auch so, aber warum ist dann meine Analogie zum Alltag so falsch?
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: alexandro am 27.10.2012 | 14:51
Aber auch während des Spiels gibt es ja einen Spielraum, welcher für Abwägungen innerhalb des möglichen In-Charakter-Portfolios gewählt werden können.

Der Fehler ist IMO, diesen Spielraum als das Maßgebliche zu betrachten. Handlungen im Spiel werden halt nicht nur aufgrund von der Charakterentscheidung in der Spielrealität gewählt (und wenn doch: Regel 0).
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Maarzan am 27.10.2012 | 15:40
Der Fehler ist IMO, diesen Spielraum als das Maßgebliche zu betrachten. Handlungen im Spiel werden halt nicht nur aufgrund von der Charakterentscheidung in der Spielrealität gewählt (und wenn doch: Regel 0).

Natürlich ist dieser Spielraum maßgeblich - nämlich für meinen Spielspaß. Und wenn der über den Kompromissbereich hinaus belastet wird, ist eben Ende mit dem gemeinsamen Spiel. Entweder gehe ich, oder, wenn die anderen Spieler das ähnlicher wie ich sehen, der andere. Ich spiele ja nicht als Bespaßungshampel für andere.
Wenn das offen deklariert und ausgetragen wird, - vorzugsweise vor Beginn des Spiels- ist das auch kein Grund für böses Blut. Mitten im Spiel mit entsprechenden - und wenn es zu keinem Kompromiss kommt wohl schon extremen - Forderungen aufzutreten sehe ich hingegen als schlechten Stil.

 
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: alexandro am 27.10.2012 | 16:47
Das ist aber eine ziemliche Umkehrung der Realität. Oft ist der Verzicht auf Method Acting ein Fall von "der Klügere gibt nach" (man merkt dass die Charakterposition in ihrer extremen Form den Spielspaß beeinträchtigt, bzw. zwei Charakterpositionen geraten in Konflikt, und passt sein Spiel entsprechend an, damit der Andere es nicht tun muss).

Die Position welche du da beschreibst wäre eher ein "mit dem Kopf durch die Wand".
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 27.10.2012 | 16:50
"Der Klügere gibt nach" ist der Grund, weshalb die Welt von Dummen regiert wird.

In einem optimalen Spiel, finden beide Spieler Kompromisse. Und am leichtesten lassen sich nunmal Kompromisse finden, wenn man bereits vor dem Spielabend über mögliche Vorlieben diskutiert.

Was aber ganz schlechter Stil ist, dass sich einer den Wünschen des anderen komplett unterordnen muss.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Just_Flo am 27.10.2012 | 16:51
Hm, Kompromissbereich hört sich für mich schon nach Kompromissbereitschaft an. :Ironie:
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: ErikErikson am 27.10.2012 | 16:53
Wie ist es denn, wenn der MA vom Setting gebackt wird? In DSA z.B. ist es so, das die Geweihten im Settingband oft als religiöse Fanatiker dargestellt werden. Im Buch wird öfters mal erwähnt, das nur die krassesten Gläubigen überhaut geweihte werden, jeder der auch nur einen hauch von Zweifel zeigt bleibt im Laienorden hängen. Der Rondrageweihte, der auf alles losmoscht, ist das das typische Beispiel. oder auch der Praiot, der nie lügt und Magie verdammt. Die Geweihten haben darüber hinaus noch den Zustand der Entrückung, der sie noch fanatischer werden lässt, als sie ohnehin schon sein müssen. In seiner üblichen Ambivalenz zeigt das Setting natürlich auch genug Optionen, wie es auch anders geht, aber der Fanatismus ist definitiv eine Auslegung, die man rauslesen kann.

Damit hat man dann die Kombi-"Setting sagt es so" und MA. Wie würdet ihr denn damit umgehen?
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 27.10.2012 | 16:55
@ Just Flo
Lese meinen Post einfach als Zustimmung zu Maarzan.

@ ErikErikson
Entweder ich finde das Setting cool. Dann ist alles wunderbar.
Oder ich finde das Setting in einem Punkt blöd, dann sage ich das vor dem Spiel und wir überlegen gemeinsam, ob wir das Setting ändern.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: alexandro am 27.10.2012 | 17:00
In einem optimalen Spiel, finden beide Spieler Kompromisse. Und am leichtesten lassen sich nunmal Kompromisse finden, wenn man bereits vor dem Spielabend über mögliche Vorlieben diskutiert.

Naja, Marzaan hat ja behauptet, die Ablehnung von Method Acting wäre eine "extreme [Kompromiss ablehnende] Forderung", deswegen wollte ich mal klarstellen, wie weit weg von der Realität das ist.

Klar wäre es schön, wenn beide Spieler zu einem gewissen Grad Kompromisse eingehen, allerdings muss man auch betrachten, wie viel der entsprechende Spieler durch den Kompromiss aufgibt (im vorliegenden Beispiel war dem anderen Spieler sein Nonsense-Charakter schon sehr ans Herz gewachsen, während ich weniger Probleme damit hatte, meinen etwas ernsthafter anzulegen).
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: ErikErikson am 27.10.2012 | 17:02
@ ErikErikson
Entweder ich finde das Setting cool. Dann ist alles wunderbar.
Oder ich finde das Setting in einem Punkt blöd, dann sage ich das vor dem Spiel und wir überlegen gemeinsam, ob wir das Setting ändern.

Das ist überhaupt nicht hilfreich.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 27.10.2012 | 17:04
@ alexandro
Nein, Maarzan hat schon recht: Die Ablehnung von Method Acting IST das Gegenteil von Kompromissbereitschaft.

Kompromissbereitschaft wäre: Ich möchte gerne eine spannende Story erleben, du möchtest gerne einen konsistenten SC spielen. Laß uns mal überlegen, wie wir das gemeinsam hinbekommen.

Und in deinem Beispiel hast du den MA-Spieler ja weder rausgeworfen noch gezwungen, auf MA zu verzichten. Wenn ich das richtig verstehe, kann er weiterhin problemlos seinen Nonsense-Charakter spielen.

@ ErikErikson
Wieso nicht? Es gibt doch eine perfekte Handlungsanweisung, was man in welchem Fall tun soll.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Maarzan am 27.10.2012 | 17:05
Seit dem Storytelling Mode wurde hat sich das Klima am Spieltisch in meinem Wahrnehmunsgbereich massiv verschlechtert. Diskussionen gab es immer schon, aber unter Spielern kam man in der Regel zu einem Kompromiss, insbesondere nachdem ein wenig Rollenspieltheorie die Augen geöffnet hatte, woran es lag/was der andere anders wollen könnte.
Storyteller hingegen argumentierten da dann mit dem externen Primat der "besseren Geschichte", "erwachsenerem" und "moderneren" Spiel und dass andere Medien halt andere Verläufe vorgeben würden, nach denen man sich eben zu richten hätte.

In dem Sinne ist das ein "bis hierhin Storyteller!".

Nein, die Ablehnung der in den Bereich der noch tragbaren Kompromissentscheidungen fallenden Vorschläge ist dann extrem. Und mit Gamisten und Narrativisten klappt das ja meistens auch.


Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Der Rote Baron am 27.10.2012 | 17:09
Rollenspiel ist eine soziale Aktivität, die nach Absprachen verlangt. Jemand, der nur sein Ding durchziehen will, weil "sein Charakter halt so ist" - NEIN! Weil der Spieler den Charakter so spielen WILL! - nimmt nicht an einer sozialen Aktivität teil oder will dies nur auf Kosten der anderen.

Rollenspiel ist Freizeit und für mich Entspannung vom Arbeitsalltag, Stressabbau durch Freudenanhäufung und nicht ein Termin, an dem man mir (zumal in miener Wohnung stattfindend) auf den Wecker gehen darf.

Da kenne ich keinen Spaß. Wer sich nicht in die Gruppe einfügt und den "contract sociale" beherzigen will, der kann woanders seinen Knall spazieren führen.

Das gilt für alle Spielstile, die den Konsens nicht nur nicht einhalten, sondern sogar bewusst durchbrecchen aus im Endeffekt selbstsüchtigen Gründen - auch nichtspielende Lahmärsche ("Hä, was? Ne, weiß nich - war gerade am texten ...", Quengeler und unzuverlässige No-Shows fliegen raus.

Wer das für wenig erfolgversprechend hält - ich spile seit 1983 praktische jedes WE in derselben Gruppe (mit leicht veränderter Besetzung) und seit 10 Jahren in unveränderter Besetzung. Es geht und hilft.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: ErikErikson am 27.10.2012 | 17:11
@ ErikErikson
Wieso nicht? Es gibt doch eine perfekte Handlungsanweisung, was man in welchem Fall tun soll.

Weil man sich das Setting anschaut, es locker interpretiert und sich denkt, "Alles im grünen bereich". Und der Spieler kommt daher, interpretiert es ganz anders, und zack ist man überrascht. Man kann halt nicht alles vorher besprechen.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 27.10.2012 | 17:15
Rollenspiel ist eine soziale Aktivität, die nach Absprachen verlangt. Jemand, der nur sein Ding durchziehen will, weil "sein Charakter halt so ist" - NEIN! Weil der Spieler den Charakter so spielen WILL! - nimmt nicht an einer sozialen Aktivität teil oder will dies nur auf Kosten der anderen.
Jemand, der nur sein DIng durchziehen will "Story rules", nimmt nicht an einer sozialen Aktivität teil.

Jemand, der nur sein Ding durchziehen will "Wir müssen die Quest lösen", nimmt nicht an einer sozialen Aktivität teil.

Jemand, der nun sein Ding durchziehen will "Ich trete möglichst vielen Gegnern in den Arsch und will Action", nimmt nicht an einer sozialen Aktivität teil.

Fazit:
Ob jemand sein Ding durchziehen will oder zu Kompromissen bereit ist, hat NICHTS mit dem Spieltyp zu tun.

@ ErikErikson
OK, in dem Fall, dass das Setting unterschiedlich interpretiert wurde und man mit der jeweiligen Interpretation des anderen unzufrieden ist, muss man sich halt nach dem Spielabend zusammensetzen und einen Kompromiss aushandeln.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: alexandro am 27.10.2012 | 17:25
@Eulenspiegel:
Method Acting ist eine Methode/Technik, keine Personenbeschreibung.

Ich habe deutlich gemacht, dass ich bei übermäßigem Einsatz dieser Technik das Kompromisspotential unter den Spielern schwinden sehe, weswegen ich selber darauf verzichte. Ich habe auch noch nie erlebt, dass ein MA von "seiner" Vorstellung des Spiels auch nur ein Mü abgerückt wäre, das war fast immer ein Kompromiss von Seiten der anderen Spielertypen, oder halt des Spielleiters, der die Weltbedingungen so manipuliert hat, dass der MA in der Gruppe bleiben konnte, ohne sein Verhalten zu ändern.

Deswegen fand ich Maarzans "Kompromiss"-Argument paradox.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: ErikErikson am 27.10.2012 | 17:33
ich denke, das der extreme MA Spieler halt keinen Grund sieht, den Char anders zu spielen. Wieso auch? Der Char ist sein Gebiet, da darf er machen was er will, das ist bekannt, klare Regel. Ausserdem ist es gut, wenn man sich richtig in seinen Char reinversetzt, Immersion und so. Und im Buch steht ja auch, das der Char so gespielt werden kann.   
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Maarzan am 27.10.2012 | 17:35
@Eulenspiegel:
Ich habe deutlich gemacht, dass ich bei übermäßigem Einsatz dieser Technik das Kompromisspotential unter den Spielern schwinden sehe, weswegen ich selber darauf verzichte. Ich habe auch noch nie erlebt, dass ein MA von "seiner" Vorstellung des Spiels auch nur ein Mü abgerückt wäre, das war fast immer ein Kompromiss von Seiten der anderen Spielertypen, oder halt des Spielleiters, der die Weltbedingungen so manipuliert hat, dass der MA in der Gruppe bleiben konnte, ohne sein Verhalten zu ändern.

Deswegen fand ich Maarzans "Kompromiss"-Argument paradox.

Von den Munchkinverschnitten abgesehen ist ein MA eigentlich sehr interessiert daran recht genau zu erfahren (und vorher fest zu legen), wie die Spielumgebung aussehen soll, ist es doch massiver Bestandteil seines Charakters.

Die typische Konfliktsituation meiner Erfahrung ist damit aber, dass jemand nun verlangt Etabliertes umzuwerfen (und damit den bisherigen Kontrakt aufkündigt), weil ihm irgend etwas "cooles" eingefallen ist.

In der Regel bekommen konstruktive Mitspieler das Einbinden von MA-Charakteren dann auch ganz gut hin, man denke halt an die alte Tradition "lenk mal den Paladin ab", bzw. die Eigenheiten des Mitcharakter zu berücksichtigen gehört halt zum Spiel dazu (oder ihn los zu werden)
Wo das eben nicht klappt ist bei dem "du mußt jetzt aber", weil ein Mitspieler sich das alles schon fein im Voraus ausgedacht hat und die anderen jetzt parieren sollen, damit das wie gewünscht "richtig" ausgeht.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: ErikErikson am 27.10.2012 | 17:51

Die typische Konfliktsituation meiner Erfahrung ist damit aber, dass jemand nun verlangt Etabliertes umzuwerfen (und damit den bisherigen Kontrakt aufkündigt), weil ihm irgend etwas "cooles" eingefallen ist.


Volle Zustimmung. Das ist die typische Konfliktsituation zwischen MA und Dramaspieler. Der MA sagt sich z.B. "ja mein Chef der ist ein Feigling, der wird mir nie die Freundin wegschnappen. Also keine Gefahr, das ich meinen Char anders als freundlich und nett spielen muss " Der Dramaspieler meint "Ach wär das spanned, wenn der Chef ihm die Freundin auszuspanne versucht, das gibt gutes Drama, das werd ich jetzt mal mittels PE einbringen, kann ja sein, der Chef entdeckt seine mutige Seite".

Und schon muss der MA entweder von seinem "nett und freundlich" Konzept weg, was ihn entsprechend nervt, oder er muss sich irgendwie rumwinden und versuchen, auf nette Art zu reagieren bzw. den Konflikt ignorieren, worauf hin sich der Dramaspieler wundert, warum sein tolles Dramakonfliktpotetial  ungenutzt ignoriert wird.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: GIGiovanni am 27.10.2012 | 17:52
Das ist aber eine ziemliche Umkehrung der Realität. Oft ist der Verzicht auf Method Acting ein Fall von "der Klügere gibt nach" (man merkt dass die Charakterposition in ihrer extremen Form den Spielspaß beeinträchtigt, bzw. zwei Charakterpositionen geraten in Konflikt, und passt sein Spiel entsprechend an, damit der Andere es nicht tun muss).

dies ist aber ein sehr interessanten Meinung!!! >;D

ganz offen hört sich für mich eher so an;

wie der andere soll seine Spielart anpassen, damit sie mir genehm ist und ich so weiterzocken wie ich es möchte ( dies kann man zudem aus dem Kommentar solesen)
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: GIGiovanni am 27.10.2012 | 17:59
Wie ist es denn, wenn der MA vom Setting gebackt wird? In DSA z.B. ist es so, das die Geweihten im Settingband oft als religiöse Fanatiker dargestellt werden. Im Buch wird öfters mal erwähnt, das nur die krassesten Gläubigen überhaut geweihte werden, jeder der auch nur einen hauch von Zweifel zeigt bleibt im Laienorden hängen. Der Rondrageweihte, der auf alles losmoscht, ist das das typische Beispiel. oder auch der Praiot, der nie lügt und Magie verdammt. Die Geweihten haben darüber hinaus noch den Zustand der Entrückung, der sie noch fanatischer werden lässt, als sie ohnehin schon sein müssen. In seiner üblichen Ambivalenz zeigt das Setting natürlich auch genug Optionen, wie es auch anders geht, aber der Fanatismus ist definitiv eine Auslegung, die man rauslesen kann.

Damit hat man dann die Kombi-"Setting sagt es so" und MA. Wie würdet ihr denn damit umgehen?

geht nach meiner Meinung überhaupt nicht auf Dauer,  spielen alle richtig braucht man kein Abnetuer,da sich doie Charakter immerstreiten wenn nicht schlimmer. Solche Konzepte tauen nur als NSC

Als SL und als SL mag ich beide Extreme nicht -besonders gut oder auch besonders schlecht.  In beiden Fällen sind Spannnungen vorprogrammiert.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Just_Flo am 27.10.2012 | 18:02
Beim geifernden Fanatiker Geweihten kann man ja auch die anderen ebenfalls vorhandenen Strömungen einbauen, NSCs davon bringen oder gar den Fanatiker und den Müsli auf einen gemeinsame Staffmission schicken darauf das der Fanatiker seine Ecken abschleife und der Müsli seinen Rahmen wiederfinde.

Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: ErikErikson am 27.10.2012 | 18:08
Beim geifernden Fanatiker Geweihten kann man ja auch die anderen ebenfalls vorhandenen Strömungen einbauen, NSCs davon bringen oder gar den Fanatiker und den Müsli auf einen gemeinsame Staffmission schicken darauf das der Fanatiker seine Ecken abschleife und der Müsli seinen Rahmen wiederfinde.



Richtig, das geht, aber dann kannst du natürlich einen eventuell vorhandenen Plot in die Tonne kloppen. Die SC generieren dann selbst derart viel Spielmaterial, das man auf Jahre versorgt ist. ist eigentlich sogar gut, muss man aber halt entsprechend einplanen und eher ne Sandboxstruktur nutzen.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: kalgani am 27.10.2012 | 18:34
Ohne Method Acting brauch ich kein Rollenspiel zu betrieben, da kann ich am PC auch einfach ne Runde Legend of Grimlock zocken.
Das man es (wie alles, egal ob essen, saufen oder laufen) nicht übertreiben sollte ist klar, extremismus ist einfach immer kontraproduktiv.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: tartex am 27.10.2012 | 18:44
Richtig, das geht, aber dann kannst du natürlich einen eventuell vorhandenen Plot in die Tonne kloppen.

Da freut sich dann der Taktiker, dem es vor allem um die möglichst geordnete Erledigung des Auftrags geht.  ;D

Tatsächlich hatte ich aber einige meiner besten RPG-Session durch ein solches PvP und dem daraus folgendem Charakter- vs. Charakter-Geplänkel. Mich als (emergente) Story fokusierten Spieler turnt das sehr an. Auch wenn ich in dem Fall dann meinen coolen Charakter aufgeben musste und in einen NSC-Gegner umwandeln lies.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: ErikErikson am 27.10.2012 | 18:50
Da freut sich dann der Taktiker, dem es vor allem um die möglichst geordnete Erledigung des Auftrags geht.  ;D

Tatsächlich hatte ich aber einige meiner besten RPG-Session durch ein solches PvP und dem daraus folgendem Charakter- vs. Charakter-Geplänkel. Mich als (emergente) Story fokusierten Spieler turnt das sehr an. Auch wenn ich in dem Fall dann meinen coolen Charakter aufgeben musste und in einen NSC-Gegner umwandeln lies.

Yup. Ich idiot hab leider am Plot festgehalten. Werd ich nie wieder machen, den fehler.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: tartex am 27.10.2012 | 19:00
Ohne Method Acting brauch ich kein Rollenspiel zu betrieben, da kann ich am PC auch einfach ne Runde Legend of Grimlock zocken.

Zeig mir wie man in Legend of Grimlock Story Game betreibt!

Und auch mein Buttkicker/Adrenalin-Junki-Anteill wird mit Computerspielen nicht happy, weil man nur gemeinsam am Spieltisch so auf die Fresse fliegen kann, dass der monatelang gespielte Charakter für immer hops geht (Und auch Zeugen hat.) Ohne Respawning oder so. Um das Feeling zu simulieren müsste ich eher auf Glückspiel mit mindestens dreistelligen Realgeld-Beträgen umsteigen.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: GIGiovanni am 27.10.2012 | 19:00
Yup. Ich idiot hab leider am Plot festgehalten. Werd ich nie wieder machen, den fehler.

Stimmt, Du sollst PE betreiben und selber einen Plot beginnen  ~;D
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: GIGiovanni am 27.10.2012 | 19:06
Zeig mir wie man in Legend of Grimlock Story Game betreibt!

Und auch mein Buttkicker/Adrenalin-Junki-Anteill wird mit Computerspielen nicht happy, weil man nur gemeinsam am Spieltisch so auf die Fresse fliegen kann, dass der monatelang gespielte Charakter für immer hops geht (Und auch Zeugen hat.) Ohne Respawning oder so. Um das Feeling zu simulieren müsste ich eher auf Glückspiel mit mindestens dreistelligen Realgeld-Beträgen umsteigen.

Ein Selbstmordkanditat, ist für mich z.B.  ein Spieler den ich  "liebe" Aktion machen  und alle anderen  Spieler müssen leiden, spricht erbringt meinen Char auch mit seinen Aktionen in Gefahr. Die meisten Spieler regen sich dann aber auf, wenn bei dem Selbstmordversuch mein Char aktiv nachhilft, um sich aus der Schusslinie zu bringen  
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: tartex am 27.10.2012 | 19:28
Ein Selbstmordkanditat, ist für mich z.B.  ein Spieler den ich  "liebe"  

Keiner hat was von Selbstmordkanditat gesagt. Aber mich langweilen z.B. Kampagnen, wo ich weiß, dass mein Charakter nicht sterben kann/ wird, bzw. nur wenn der Spielleiter es als dramaturgisch passend ansieht. Ich will in jeder Spielsituation draufgehen könnn. Das ist nur deshalb interessant, weil ich an meinem Charakter hänge.

Selbstmordkandidaten wäre das wohl egal.

Evtl. mag ich das Risiko aber auch sehr, weil ein unerwarteter Plottwist wie sowas unglaubliche Dynamik in die Geschichte bringt. Das wäre dann doch eher wieder der Storygamer in mir.

Ich kann z.B. gut damit leben, dass nur mein Charakter sterben kann und die der Mitspieler ihre geliebte Plot-Immunity haben.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: alexandro am 27.10.2012 | 20:23
wie der andere soll seine Spielart anpassen, damit sie mir genehm ist und ich so weiterzocken wie ich es möchte ( dies kann man zudem aus dem Kommentar solesen)

Wo kann man DAS aus dem Kommentar lesen (wo von Kompromiss, maximal vom einseitigen Einlenken der Nicht-MAs zugunsten des MAs gesprochen wird)? Was für Noten hattest du in Deutsch, während deiner Schulzeit?
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: alexandro am 27.10.2012 | 20:42
Von den Munchkinverschnitten abgesehen ist ein MA eigentlich sehr interessiert daran recht genau zu erfahren (und vorher fest zu legen), wie die Spielumgebung aussehen soll, ist es doch massiver Bestandteil seines Charakters.

Die typische Konfliktsituation meiner Erfahrung ist damit aber, dass jemand nun verlangt Etabliertes umzuwerfen (und damit den bisherigen Kontrakt aufkündigt), weil ihm irgend etwas "cooles" eingefallen ist.

Vollkommen am Thema vorbei.

Zitat
In der Regel bekommen konstruktive Mitspieler das Einbinden von MA-Charakteren dann auch ganz gut hin, man denke halt an die alte Tradition "lenk mal den Paladin ab", bzw. die Eigenheiten des Mitcharakter zu berücksichtigen gehört halt zum Spiel dazu (oder ihn los zu werden)
Wo das eben nicht klappt ist bei dem "du mußt jetzt aber", weil ein Mitspieler sich das alles schon fein im Voraus ausgedacht hat und die anderen jetzt parieren sollen, damit das wie gewünscht "richtig" ausgeht.

Das Problem ist halt, dass diese Situation eben ein ganz bestimmtes Ergebnis erfordert: der Paladin MUSS abgelenkt werden und darf nichts von der bösen Nekromatiererei/Assasseniererei/Paktiererei der übrigen Gruppe mitbekommen (es sei denn man spielt PvP oder Troupe-Style-Play, aber da spielen MAs sowieso nicht mit).

Und dieses EINE Ergebnis wird nicht etwa bedingt durch "Story" oder "Genretreue" oder irgendein Meta-Element, wie du es hier weißzumachen versuchst, sondern einzig und allein durch die Tatsache, dass der Paladin-Spieler es sich nicht vorstellen kann, seinen Charakter bei diesem Verhalten ein Auge zudrücken zu lassen.

Das ist auch vollkommen OK, sofern der MA-Paladinspieler einsieht, dass der Paladin jetzt abgelenkt werden muss, damit die Gruppe nicht gesprengt wird. Allerdings kommt es eben auch vor, dass der MA-Paladinspieler die Entscheidung darüber, ob er etwas mitbekommt, den Würfeln überlässt und dabei sämtliche Möglichkeiten des Charakters, die er logischerweise zur Verfügung hätte, voll ausnutzt. In diesem Fall hätte man das, was man gerne als "Clusterfuck" bezeichnet: ein Bündel an Ereignissen, welche eigentlich nur aufgelöst werden können, indem man die Kampagne schrottet und nochmal neu anfängt.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: GIGiovanni am 27.10.2012 | 20:50
Wo kann man DAS aus dem Kommentar lesen (wo von Kompromiss, maximal vom einseitigen Einlenken der Nicht-MAs zugunsten des MAs gesprochen wird)? Was für Noten hattest du in Deutsch, während deiner Schulzeit?

Das ist aber eine ziemliche Umkehrung der Realität. Oft ist der Verzicht auf Method Acting ein Fall von "der Klügere gibt nach" (man merkt dass die Charakterposition in ihrer extremen Form den Spielspaß beeinträchtigt, bzw. zwei Charakterpositionen geraten in Konflikt, und passt sein Spiel entsprechend an, damit der Andere es nicht tun muss).

Ich finde dies kann aus Deinem Kommentar auch so lesen !

eine 3 warum? >;D

mir reicht, wenn ich beruflich Schreiben komplett erstelle.  
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Maarzan am 27.10.2012 | 20:57

Das ist auch vollkommen OK, sofern der MA-Paladinspieler einsieht, dass der Paladin jetzt abgelenkt werden muss, damit die Gruppe nicht gesprengt wird. Allerdings kommt es eben auch vor, dass der MA-Paladinspieler die Entscheidung darüber, ob er etwas mitbekommt, den Würfeln überlässt und dabei sämtliche Möglichkeiten des Charakters, die er logischerweise zur Verfügung hätte, voll ausnutzt. In diesem Fall hätte man das, was man gerne als "Clusterfuck" bezeichnet: ein Bündel an Ereignissen, welche eigentlich nur aufgelöst werden können, indem man die Kampagne schrottet und nochmal neu anfängt.

Die Kampagne ist nur geschrottet, wenn man schon vorher festgelegt hat, was da bei rauskommen muss.
Die Aktion selbst ist völlig offen.   
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Praion am 27.10.2012 | 21:00
Die Kampagne ist nur geschrottet, wenn man schon vorher festgelegt hat, was da bei rauskommen muss.
Die Aktion selbst ist völlig offen.   

+1

10char
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: GIGiovanni am 27.10.2012 | 21:00
Vollkommen am Thema vorbei.

Das Problem ist halt, dass diese Situation eben ein ganz bestimmtes Ergebnis erfordert: der Paladin MUSS abgelenkt werden und darf nichts von der bösen Nekromatiererei/Assasseniererei/Paktiererei der übrigen Gruppe mitbekommen (es sei denn man spielt PvP oder Troupe-Style-Play, aber da spielen MAs sowieso nicht mit).

Und dieses EINE Ergebnis wird nicht etwa bedingt durch "Story" oder "Genretreue" oder irgendein Meta-Element, wie du es hier weißzumachen versuchst, sondern einzig und allein durch die Tatsache, dass der Paladin-Spieler es sich nicht vorstellen kann, seinen Charakter bei diesem Verhalten ein Auge zudrücken zu lassen.

Das ist auch vollkommen OK, sofern der MA-Paladinspieler einsieht, dass der Paladin jetzt abgelenkt werden muss, damit die Gruppe nicht gesprengt wird. Allerdings kommt es eben auch vor, dass der MA-Paladinspieler die Entscheidung darüber, ob er etwas mitbekommt, den Würfeln überlässt und dabei sämtliche Möglichkeiten des Charakters, die er logischerweise zur Verfügung hätte, voll ausnutzt. In diesem Fall hätte man das, was man gerne als "Clusterfuck" bezeichnet: ein Bündel an Ereignissen, welche eigentlich nur aufgelöst werden können, indem man die Kampagne schrottet und nochmal neu anfängt.

Ich frage da nur warum der Paladin, da zurückstecken soll. Ich kann genauso gut argumentieren, dass der "böse" Spieler dies unterlassen soll. Wenn ein Paldin und ein Nekro in einer Gruppe spielen,  ist  Clusterfuck vorprogramiert. Diese Chars passen einfach nicht zusammen. Ich hätte weder als Nekro noch als Paladin Lust mich komplett zu verbiegen. Anders würde dies nicht fuinktionieren.  
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Weltengeist am 27.10.2012 | 21:21
Ich frage da nur warum der Paladin, da zurückstecken soll. Ich kann genauso gut argumentieren, dass der "böse" Spieler dies unterlassen soll.

Klar, nur dass im Vergleich zum Paladin die meisten anderen Figuren gar nicht "böse", sondern einfach normal sind. Das Problem mit Paladinen (und Nekromanten und allen anderen extremen Chars) ist, dass sie - wenn konsequent durchgezogen - eigentlich mit so gut wie JEDER Figur in der Gruppe kollidieren. Und zumindest ich finde das "Geh mal den Paladin ablenken"-Spiel zwar die ersten vier Male unterhaltsam, irgendwann nervt es dann aber nur noch.

Was mich auf einen interessanten Punkt bringt, den wir hier noch gar nicht hatten, nämlich Spieler, die ihre Figuren nicht dazulernen lassen. Das sind nach meiner Erfahrung leider die allermeisten. Auch auf Stufe 15 und nach Reisen auf alle sechs Kontinente hat der Paladin noch nicht gelernt, dass die Welt gar nicht so schwarz/weiß ist, wie man es ihm im Kloster in den Bergen beigebracht hat. Wenn mal wieder ein Kompromiss fällig wird, muss also immer noch jemand den Paladin ablenken...

Das gleiche gilt natürlich auch für den Gruppenclown (der schon zehnmal beinahe hingerichtet wurde, aber natürlich auch beim elften Mal wieder dem König einen Fäkalwitz über seine Frau serviert), den Gruppendieb (der es auch beim elften Mal wieder versuchen muss, seine Kameraden zu beklauen) und all die anderen tollen Extremcharaktere, die irgendwie immer so bleiben, wie sie entworfen wurden...

Ich würde mich fast zu der Behauptung versteigen: Ein guter Method Actor lässt seine Figur (die ja meist ein lernfähiges, vernunftbegabtes Wesen mit einer mindestens mal durchschnittlichen Intelligenz sein soll) mit der Zeit Vernunft annehmen und von selbst Kompromisse schließen, so wie es jeder tut, der auf Dauer Teil einer Gruppe sein will. Wenn das alle tun, lösen sich auch gleich viele Konflikte in der Gruppe in Luft auf. Aber es gibt halt auch schlechte Method Actors, und die spielen ihre Figur so, wie sie sie seinerzeit in der Figurenbeschreibung festgelegt haben - egal, was seither passiert ist...
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: ErikErikson am 27.10.2012 | 21:31
Ich würde mich fast zu der Behauptung versteigen: Ein guter Method Actor lässt seine Figur (die ja meist ein lernfähiges, vernunftbegabtes Wesen mit einer mindestens mal durchschnittlichen Intelligenz sein soll) mit der Zeit Vernunft annehmen und von selbst Kompromisse schließen, so wie es jeder tut, der auf Dauer Teil einer Gruppe sein will. Wenn das alle tun, lösen sich auch gleich viele Konflikte in der Gruppe in Luft auf. Aber es gibt halt auch schlechte Method Actors, und die spielen ihre Figur so, wie sie sie seinerzeit in der Figurenbeschreibung festgelegt haben - egal, was seither passiert ist...

Nein. Ich glaube, die Spieler sind keine schlechten Method Actors, die haben nur ein anderes Ziel. Quasi eine Untergruppe der method Actors, die ich Uhrwerk-Spieler nenne. Die bauen sich einen Char, eine "Uhr" und lassen diesen Char laufen. Der Char hält sich genau an bestimmte Prinzipien, die bei Charaktererschaffung festgelegt wurden, und weicht davon nicht ab. Genauso wie eine Uhr nach einem festen Muster läuft. Der Spaß an der Sache scheint dabei zu sein, wie die Welt auf den Char reagiert, bzw. was für Situationen sich aus der Kombination dieses spezifischen Charakters und der Spielwelt ergeben. Es handelt sich dabei um eine Art Experiment, bei der nichts verändert werden darf, weil man sich für etwas ganz spezifisches interessiert.

Die sind eng verwandt mit den Welt-Simulationisten, die Spaß daran haben, eine Welt laufen zu lassen, sie zu simulieren. Bei denen wird die Welt auch nicht alle naslang um 100% dramamäßig umgedreht, stattdessen leigt das Augenmerk auf einem Ineinandergreifen der bekannten Prozesse und dem Ablauf anhand vorgegebener Gesetzmäßigkeiten. Quasi dasselbe in Grün, nur ist es hier ein Charakter, da ne Welt.

Das Grundprinzip dahinter ist Exploration.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: D. Athair am 27.10.2012 | 21:31
Was mich auf einen interessanten Punkt bringt, den wir hier noch gar nicht hatten, nämlich Spieler, die ihre Figuren nicht dazulernen lassen.
Unsere letzte TSoY Runde ist an dieser Haltung unseres Buttkickers zu Grunde gegangen.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: GIGiovanni am 27.10.2012 | 21:35
Klar, nur dass im Vergleich zum Paladin die meisten anderen Figuren gar nicht "böse", sondern einfach normal sind. Das Problem mit Paladinen (und Nekromanten und allen anderen extremen Chars) ist, dass sie - wenn konsequent durchgezogen - eigentlich mit so gut wie JEDER Figur in der Gruppe kollidieren. Und zumindest ich finde das "Geh mal den Paladin ablenken"-Spiel zwar die ersten vier Male unterhaltsam, irgendwann nervt es dann aber nur noch.

da stimme ich dir vollkommen zu und wenn dann noch Extreme der anderen Richtung aufeinander treffen, läuft konsequent gespielt nichts. Deswegen sage ich weg mit den Extrem-Chars. Diese sind gute NSC´s.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Eulenspiegel am 27.10.2012 | 21:37
@ Weltenbastler
Da ist halt die Frage: Will man realistisch oder genre-typisch spielen?
Die Realismus-Fraktion sagt natürlich, dass SCs während der Abenteuer auch dazulernen und ihren Charakter verändern.

Aber in vielen Genres ist es halt Konvention, dass sich der Charakter nicht ändert bzw. in seinen Kernprinzipien gleich bleibt.

Und was ist bitteschön "normal"? Ist es normal, dass die Gruppe beschließt, den Gefangenen zu foltern, um an die Informationen heran zu kommen? Ist es normal, dass man Unschuldige ausraubt oder bei ihnen einbricht, weil man für das Gute(tm) kämpft?
Häufig lassen sich die SCs zu Aktionen hinreißen, die die Spieler im RL niemals tun würden. Da ist der Paladin quasi die einzige Stimme der Moral.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: D. Athair am 27.10.2012 | 21:37
[...] eine Untergruppe der method Actors, die ich Uhrwerk-Spieler nenne. Die bauen sich einen Char, eine "Uhr" und lassen diesen Char laufen. Der Char hält sich genau an bestimmte Prinzipien, die bei Charaktererschaffung festgelegt wurden, und weicht davon nicht ab. Genauso wie eine Uhr nach einem festen Muster läuft. [...]
Dieses Prinzip gibt es auch in der Form, als dass die Story, die zu dem SC gehören soll in groben Zügen vom MA vorher abgesteckt wurde. Soll heißen, der Spieler hat (in seiner zweiten Funktion als Storyteller) bereits die grobe Lebens- und Abenteuergeschichte seiner Figur festgelegt. Entsprechend blockt er alles ab, was nicht dazu passt.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Weltengeist am 27.10.2012 | 22:01
@Eulenvogel:

@ Weltenbastler

Da streitest du dich jetzt schon seit Tagen auf allen Kanälen mit mir rum und hast dir nicht mal mein Alias gemerkt? Enttäuschend... ~;D

Da ist halt die Frage: Will man realistisch oder genre-typisch spielen?
Die Realismus-Fraktion sagt natürlich, dass SCs während der Abenteuer auch dazulernen und ihren Charakter verändern.

Aber in vielen Genres ist es halt Konvention, dass sich der Charakter nicht ändert bzw. in seinen Kernprinzipien gleich bleibt.

Ich glaube, da gefällt mir EEs Nomenklatur besser (die kommt ohne das Wort "Realismus" aus, das hier ja gerade in einem anderen, eher negativen Zusammenhang verwendet wurde). Ansonsten stimme ich dir aber zu. Ich erinnere mich gerade an eine Diskussion vor einiger Zeit, in der diskutiert wurde, ob beim Rollenspiel wirklich eine Heldenwanderung wie beim Herrn der Ringe stattfindet oder ob der Held wie bei Conan eigentlich immer gleich bleibt.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: GIGiovanni am 27.10.2012 | 22:59
@ Weltenbastler
Da ist halt die Frage: Will man realistisch oder genre-typisch spielen?
Die Realismus-Fraktion sagt natürlich, dass SCs während der Abenteuer auch dazulernen und ihren Charakter verändern.

Aber in vielen Genres ist es halt Konvention, dass sich der Charakter nicht ändert bzw. in seinen Kernprinzipien gleich bleibt.

Und was ist bitteschön "normal"? Ist es normal, dass die Gruppe beschließt, den Gefangenen zu foltern, um an die Informationen heran zu kommen? Ist es normal, dass man Unschuldige ausraubt oder bei ihnen einbricht, weil man für das Gute(tm) kämpft?
Häufig lassen sich die SCs zu Aktionen hinreißen, die die Spieler im RL niemals tun würden. Da ist der Paladin quasi die einzige Stimme der Moral.

Dies ist leider häufig wahr. Was mich dann aber am meisten stört, dass gerade diese Spieler, welche sich höflich formuliert nicht sozial verhalten, aufschreien, wenn sich ein anderer Spieler erdreistet die gleichen Maßstäbe bei ihrem geliebtem Char anzuwenden.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: alexandro am 27.10.2012 | 23:26
Die Kampagne ist nur geschrottet, wenn man schon vorher festgelegt hat, was da bei rauskommen muss.
Die Aktion selbst ist völlig offen.

Im Beispiel wird die Kampagne ja gerade durch die Offenheit der Aktion geschrottet (bzw. dass eines der möglichen Ergebnisse sich in der Spielpraxis nicht umsetzen lässt). Würde schon ein Ergebnis feststehen, gäbe es da gar kein Problem.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Naldantis am 28.10.2012 | 00:23
Häufig lassen sich die SCs zu Aktionen hinreißen, die die Spieler im RL niemals tun würden. Da ist der Paladin quasi die einzige Stimme der Moral.

...naja, die Charaktere haben halt nicht die juristischen Scherereien zu fürchten wie die Spieler; aber niemals ist ein großes Wort.
Und gerade das ist ja ein interessanter Aspekt - wie  einigen sich die Charaktere in solchen Fälle, wie überzeugend sind die Guten, wie sehr fügen sie sich den Sachzwängen?
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: GIGiovanni am 28.10.2012 | 01:18
...naja, die Charaktere haben halt nicht die juristischen Scherereien zu fürchten wie die Spieler; aber niemals ist ein großes Wort.
Und gerade das ist ja ein interessanter Aspekt - wie  einigen sich die Charaktere in solchen Fälle, wie überzeugend sind die Guten, wie sehr fügen sie sich den Sachzwängen?


welche Sachzwängen gibt es für foltern?
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: D. Athair am 28.10.2012 | 01:19
Im Beispiel wird die Kampagne ja gerade durch die Offenheit der Aktion geschrottet (bzw. dass eines der möglichen Ergebnisse sich in der Spielpraxis nicht umsetzen lässt).
Was macht die nicht zum Zug gekommene Möglichkeit dem umgesetzten Ereignis überlegen?
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Bad Horse am 28.10.2012 | 01:57
Wenn ich das richtig verstanden habe, kann die nicht zum Zug gekommene Möglichkeit mit der ganzen Gruppe etablierter Charaktere bespielt werden; im anderen Fall nicht.

Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Maarzan am 28.10.2012 | 08:02
Im Beispiel wird die Kampagne ja gerade durch die Offenheit der Aktion geschrottet (bzw. dass eines der möglichen Ergebnisse sich in der Spielpraxis nicht umsetzen lässt). Würde schon ein Ergebnis feststehen, gäbe es da gar kein Problem.

Übersetzt: wenn ich den anderen Leuten meine Idee vom Ergebnis aufzwingen könnte, wäre das alles OK - aber so ungeordnetes Chaos. 

Aus dieser Denkrichtung ist eine Kampagne natürlich zu "schrotten". Aber diese Grundeinstellung zeugt für mich massiv von mangelnder Achtung für die Mitspieler und solche Kreativität sollte lieber auf Bücherschreiben gerichtet werden.

Und: wenn die Mehrheit inkl. SL der Meinung ist, "Das war ja nun wohl doch recht Scheiße" war es noch nie ein Problem zu beschließen den dann allgemein anerkannten Fehler zu korrigieren.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: Xemides am 28.10.2012 | 08:45
Wie ist es denn, wenn der MA vom Setting gebackt wird? In DSA z.B. ist es so, das die Geweihten im Settingband oft als religiöse Fanatiker dargestellt werden. Im Buch wird öfters mal erwähnt, das nur die krassesten Gläubigen überhaut geweihte werden, jeder der auch nur einen hauch von Zweifel zeigt bleibt im Laienorden hängen. Der Rondrageweihte, der auf alles losmoscht, ist das das typische Beispiel. oder auch der Praiot, der nie lügt und Magie verdammt. Die Geweihten haben darüber hinaus noch den Zustand der Entrückung, der sie noch fanatischer werden lässt, als sie ohnehin schon sein müssen. In seiner üblichen Ambivalenz zeigt das Setting natürlich auch genug Optionen, wie es auch anders geht, aber der Fanatismus ist definitiv eine Auslegung, die man rauslesen kann.

Damit hat man dann die Kombi-"Setting sagt es so" und MA. Wie würdet ihr denn damit umgehen?


Gerade DSA sagt aber auch, das Spielercharaktere häufig Abweichler sind, die eben deshalb auf ABenteuer gehen, weil sie unorthodox denken.
Titel: Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
Beitrag von: alexandro am 28.10.2012 | 11:16
Übersetzt: wenn ich den anderen Leuten meine Idee vom Ergebnis aufzwingen könnte, wäre das alles OK - aber so ungeordnetes Chaos.

Nein. Es gibt halt einfach Realitäten des Rollenspiels, die nicht dem Ideal einer perfekten, vollkommen freien, Spielwelt vereinbar sind. Eine freie Wahl der Gruppe gehört dazu. In einer perfekten, vollkommen freien, Spielwelt würden die Charaktere nach der beschriebenen Aktion einfach getrennte Wege gehen (oder sich gegenseitig umbringen) und alles wäre OK. Leider bedeutet dass für den Spieltisch, dass die Spieler nicht mehr in derselben Charakterkonstellation zusammenspielen können, was die Frage aufwirft, wer muss seinen Charakter einmotten? Der Paladinspieler? Die Spieler der "bösen" Charaktere? Alle?

In jedem Fall ein unbefriedigendes Ergebnis.

Zitat
Aus dieser Denkrichtung ist eine Kampagne natürlich zu "schrotten". Aber diese Grundeinstellung zeugt für mich massiv von mangelnder Achtung für die Mitspieler und solche Kreativität sollte lieber auf Bücherschreiben gerichtet werden.

Komm mal von deinen paranoiden Wahnvorstellungen runter.

Zitat
Und: wenn die Mehrheit inkl. SL der Meinung ist, "Das war ja nun wohl doch recht Scheiße" war es noch nie ein Problem zu beschließen den dann allgemein anerkannten Fehler zu korrigieren.

Es ging ja darum, dass das jeder einsieht.

Aber ich sehe, dass hier nichts neues kommt und du immer wieder die selben Argumente vorkramst. Daher mach ich das Thema mal zu.