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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Galiban Uthmatar am 18.05.2017 | 10:39

Titel: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Galiban Uthmatar am 18.05.2017 | 10:39
Moin!

Ist vielleicht ne blöde Frage aber....
wo ist der Unterschied zwischem einen Erzähl- und einem Rollenspiel?

CU
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 18.05.2017 | 10:49
Yup, das wird eine Massenkarambolage unterschiedlicher Definitionen. "story game" "story-oriented game" "Erzählspiel" "narrative game" etc.

Es gibt auf jeden Fall verschiedene Erwartungshaltungen, was Rollenspiel betrifft. Wenn jemand "erzählerisch" spielen will, kann das heißen, dass die Spieler bewusst kooperieren, um eine interessante Erzählung zu erschaffen, oder aber das die Spielleitung erzäherische Struktur (3-Akt-Struktur, pacing usw.) bewusst forciert.
Wenn jemand das explizit ablehnt, könnte das heißen dass es ihm wichtiger ist, seiner Rolle/Figur gemäß zu handeln, egal wie die "story" wird.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Crimson King am 18.05.2017 | 10:50
Klare Abgrenzungen zwischen den beiden Spielarten gibt es in der Tat nicht. Du wirst Leute finden, die sagen, jedes Erzählspiel ist ein Rollenspiel. Du wirst Leute finden, die sagen, jedes Rollenspiel ist ein Erzählspiel.

Am häufigsten wirst du vermutlich auf die Ansicht treffen, dass Erzählspiele sich wenig bis gar nicht für spezifische Kompetenzen der Charaktere interessieren und dementsprechend auch nicht dafür, den Charakteren irgend welche Herausforderungen zu stellen, die sie als Gruppe überwinden möchten, sondern der Blick auf die Konflikte zwischen den Charakteren, sowohl SC <-> NSC als auch SC <-> werfen, die Konfikte schnell und einfach auflösen, ohne viele granulare Würfelproben zu verlangen, was den Fokus von technischen Faktoren wie Fertigkeiten und Resourcenmanagementweg und auf die Erzählung hin schiebt.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Galiban Uthmatar am 18.05.2017 | 10:53
Ich frage deshalb, weil ich evtl vor hab, demnächst eine Runde "Jäger - Die Vergeltung" oder "Dämonen - Die Gefallenen" zu leiten.
Und da heisst es ja, das es sich um Erzählspiele handelt. Gewohnt bin ich aber eher das "klassische" Rollenspiel. Kann ich das überhaupt mit den Systemen abdecken?
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Blechpirat am 18.05.2017 | 10:55
Ich frage deshalb, weil ich evtl vor hab, demnächst eine Runde "Jäger - Die Vergeltung" oder "Dämonen - Die Gefallenen" zu leiten.
Und da heisst es ja, das es sich um Erzählspiele handelt. Gewohnt bin ich aber eher das "klassische" Rollenspiel. Kann ich das überhaupt mit den Systemen abdecken?

Ja. Die heißen nur so, sind aber sehr klassisch.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Lord Verminaard am 18.05.2017 | 10:55
Hallo Galiban und willkommen im Tanelorn! :)

Rollenspiel, genauer Pen & Paper Rollenspiel, ist erst mal die große Familie von D&D und all seinen Kindern. Leute sitzen um einen Tisch, haben so was wie Charaktere und Spielregeln, unterhalten sich, vielleicht würfeln sie auch mal oder lesen was in einem Buch nach, und dabei entsteht in ihren Köpfen ein fiktionales Geschehen. Also es ist ein Spiel und es wird etwas erzählt. Mit Erzählspiel sind unterschiedliche Dinge bezeichnet worden, die wichtigsten aus meiner Sicht:

1) Ein Gesellschaftsspiel, das kein Rollenspiel ist, bei dem reihum eine Geschichte erzählt wird, z.B. "Es war einmal".
2) Ein herkömmliches Rollenspiel, bei dem alle Beteiligten die erzählte Geschichte und ihre Dramaturgie als das wichtigste Spielziel betrachten.
3) Ein Rollenspiel aus dem White Wolf Verlag ("Storytelling Game").
4) Ein Rollenspiel, insbesondere aus dem Umfeld der Forge (indie-rpgs.com), das z.B. Regeln für Erzählrechte hat; im Einzelnen ungeklärt, ob es sich bei allen Vertretern noch um Rollenspiele im herkömmlichen Sinne handelt.
5) Ein Rollenspiel, das Leute gut finden, die auf story-games.com posten ("Story Game").
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 18.05.2017 | 10:55
Ich frage deshalb, weil ich evtl vor hab, demnächst eine Runde "Jäger - Die Vergeltung" oder "Dämonen - Die Gefallenen" zu leiten.
Und da heisst es ja, das es sich um Erzählspiele handelt. Gewohnt bin ich aber eher das "klassische" Rollenspiel. Kann ich das überhaupt mit den Systemen abdecken?
Kurz. Ja. Soo weit weg sind die nicht. Oder was sagt der Rest?
Edit: Zu langsam :)
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Samael am 18.05.2017 | 10:56
Diese beiden Spiele sind von der Regelstruktur eher klassische Rollenspiele als was man so als Erzählspiel mit speziell entworfenen Regeln für Erzählspiel sonst finden kann wenn man sucht.

Mach dir keinen Kopf.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Lord Verminaard am 18.05.2017 | 10:58
Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, die Regelwerke decken "klassisches" Rollenspiel besser ab, als sehr "erzählerisch" orientiertes Rollenspiel. ;)
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Galiban Uthmatar am 18.05.2017 | 11:02
Hui...danke für die schnellen und hilfreichen Antworten!  ;D

Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 18.05.2017 | 11:03
Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, die Regelwerke decken "klassisches" Rollenspiel besser ab, als sehr "erzählerisch" orientiertes Rollenspiel. ;)
+1 ich habe auch die Bezeichnung "Storyteller" immer komisch gefunden. Uh, ihr habt eine (kleine) Mechanik für Obrigkeitsbeziehung und eigenes Revier. Ich wette das findet man sogar in DSA-Abenteuern ;)
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Wandler am 18.05.2017 | 11:11
Mit Definitionen kann ich überhaupt nicht antworten, nur mit Beispielen.

Fiasko ist für mich ein Erzählspiel und kein Rollenspiel. Einfach weil die Bindung Spieler-Rolle mir zu schwach ausgesprägt ist. Die Rolleneigenschaften wirken eher wie grobe Handlungsanweisungen für eine Geschichte. Möchte gar nicht diskutieren ob das richtig/falsch ist - das ist nur mein ganz persönlicher Zugang zu Fiasko.

Rollenspiele zeichnen sich für mich durch eine viel stärkere Spieler-Rollenbindung. Im Idealfall bleibt im Gedächtnis wen man gespielt hat und was der erlebt hat und nicht nur welche Geschichte erzählt wurde.

Super vage? Ja auf jedenfall, aber mit besserem kann ich hier leider nicht dienen.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Der Nârr am 18.05.2017 | 11:13
Die ganze Definitionsschlacht wird spätestens dann zum großen Spaß, wenn hippe Erzählspiele Dinge für sich beanspruchen (wie z.B. Konflikte schnell aufzulösen, wenig granulare Würfelproben und Fokus weg von Regeln auf Erzählung), die auch klassische Rollenspiele (z.B. große Teile der Old School Renaissance) für sich beanspruchen.

Am plausibelsten scheint mir bislang die Unterscheidung nicht anhand von Inhalten zu sein, sondern in der Voraussetzung einer Unterscheidung einer klassisch angenommenen Spielebene und einer Meta-Ebene. Die Spielebene ist dabei genau das, was einfach historisch als erstes da war in Spielen wie D&D, Traveller und den ganzen anderen Klassikern. Der Fokus lag auf der Geschichte durch das Mittel der Immersion, das Eintauchen in den Charakter. Das ist nicht falsch zu verstehen als Method Acting, sondern eher: Es gibt eine Spielwelt, aber die kann man nur durch den Charakter und seine Fähigkeiten wahrnehmen. Das sei demnach die "ursprüngliche" und damit "eigentliche" Spielebene des Rollenspiels.

Spätere Spiele haben das dann erweitert durch Werte und Spielregeln, durch die der Spieler Einfluss auf das Spiel hatte, die aber nicht mehr Charakterfähigkeiten entsprachen bzw. auf Grundlage der Immersion funktionierten. Das kann so etwas banales sein wie ein Plot Point, mit dem man eine Probe wiederholen kann, einfach weil dem Spieler gerade wichtig ist dass hier etwas nicht schief geht, es kann aber auch etwas sein wie der "Plot Twist", bei dem der Spieler gerade mal eine Szene beschreibt oder das Auftreten neuer NPC statt dass der SL das macht.

Es ist hoffe ich klar geworden, dass die Unterscheidung weniger systematisch ist als vor allem historisch. Denn die systematische Unterscheidung baut auf einem zufälligen historischen Fakt auf. Darum ist wichtig zu bemerken, dass die Unterscheidung keine Bewertung ist ("das ist kein Rollenspiel, sondern nur ein Erzählspiel" ist Quatsch, genauso wie "pft, der ist kein Rollenspieler, der spielt nur Tennis").

Oft verwechselt man "Erzählspiel" mit regelleicht und "Rollenspiel" mit regelschwer, aber das ist ein Irrtum. Es gibt auch regelschwere Erzählspiele (Spirit of the Century, Dresden Files) und regelleichte Rollenspiele (viele OSR-Spiele, D6 System). Manchmal verwechselt man auch "avantgardistisch" mit Erzählspiel.

Für manche Spieler wird sehr schnell eine harte Grenze gezogen, die mögen nicht auch nur den geringsten Anteil Erzählspiel. Dementsprechend scharf vollziehen sie die Trennung. Aber es können ja unterschiedliche Anteile an Erzählspiel und Rollenspiel vorhanden sein und viele mögen eine Mixtur aus beidem. Die vollziehen dann auch die Trennung anders und würden etwa wenn sie Beyond the Wall oder Firefly (Cortex+) spielen das als Rollenspiel bezeichnen und nicht als Erzählspiel. (Gerade zu Firefly habe ich neulich versucht ein Let's Play zu gucken, das absolut nichts erzählspieliges hatte.)

Dazu kommt noch was anderes. Oft wird Erzählspiel auch mit bestimmten SL-Techniken verbunden. Manche sind in Erzählspielen eingeführt worden, fanden dann aber auch schnell anderswo statt, wo sie nicht mehr explizit erläutert wurden. Etwa Aggressive Scene Framing. Folgt man diesem Ansatz, dann wären die Unterschiede jeweils bestimmte Sammlungen an SL-Techniken. Das wäre dann aber erst recht willkürlich.

Letzten Endes läuft es darauf hinaus:

Wir haben es mit einem kulturellen Phänomen und Szene-Bildung zu tun. Sehr viel ist einfach Abgrenzung voneinander zur Findung der Identität.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: 1of3 am 18.05.2017 | 13:36
Zu dem Spielstil der von White Wolf in seinen WoD-Spielen vertreten wird, also #3 des Verminaards Liste, habe ich hier mal nachgeforscht:

Wie lässt sich Storytelling charakterisieren? (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,74756.0.html)

Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: CK am 18.05.2017 | 14:07
@discussion: Achherrje
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 18.05.2017 | 17:16
Noch ein paar mehr Sachen, für die man dieses lustige Label benutzen kann:
... was sind Erzählrollenspiele?

Amber, Lords of Olympus/Gossamer and Shadow, Theatrix, Everway, Idee!, Engel ?
Polaris, Fiasco, Montsegur 1244 ?
RISUS, Wushu, The Pool ?
Vampire: tM, Scion, ... ?
Fate, PDQ, Heroquest ?
2d20, WFRP3, FFG Star Wars ?
Prince Valiant Storytelling, Ghostbusters RPG, Abenteuer!, Lone Wolf Multiplayer Gamebook/ Adventure Game ?
... und irgendwo gehören da auch das AGE-System, das Cypher-System, Cortex+ und pbtA dazu.

Auf DSA und deutsches Cthulhu passt der Begriff auch gut, finde ich.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Galiban Uthmatar am 18.05.2017 | 21:54
Hätte nicht gedacht, das unser Hobby so kompliziert sein kann.... 🤔😂
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 18.05.2017 | 22:09
Hätte nicht gedacht, das unser Hobby so kompliziert sein kann.... 🤔😂

Rollenspiel ist etwas, was wir als Kinder ganz instinktiv können, wenn wir wollen, und wofür wir dann so ab ca. dem Teenageralter plötzlich Autoritäten und dicke Regelwälzer brauchen. Das sagt eigentlich schon fast alles. ;)
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Der Nârr am 18.05.2017 | 22:23
Also es gibt da etwas, was einen wichtigen Einblick verschafft, wenn es speziell um Erzählspiel/Storyteller-Game geht. Storyteller-Game bezeichnet ja erstmal einfach nur die World-of-Darkness-Spiele. Das ist ein selbstgewählter Name, um sich von anderen Spielen abzugrenzen und sich eine eigene Identität zu verpassen.

Nun schaue man sich aber dazu den Trailer zur World-of-Darkness-Doku an: https://www.youtube.com/watch?v=1UMf8SgSH5A

Dort heißt es "Throughout the 70s and 80s, role-playing games were all fantasy games. You go on an adventure, you kill a dragon, you get some gold and then you hit repeat."

Und genau dazu soll die WoD der Gegenentwurf als Storyteller-Game/Erzählspiel sein. Wobei das auch problematisch ist, wenn man sich anschaut, was es in den 70ern und 80ern schon vor Vampire alles gab (unter anderem):

Traveller 1977, Call of Cthulhu 1981, Pendragon 1985, GURPS 1986, Ghostbusters 1986, Ars Magica 1987, Space 1889 1988, Shadowrun 1989, RIFTS 1990, Torg 1990. Vampire: 1991.

Polemik an:
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Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: YY am 18.05.2017 | 22:47
Wobei das auch problematisch ist, wenn man sich anschaut, was es in den 70ern und 80ern schon vor Vampire alles gab

Von denen sind interessanterweise einige regeltechnisch deutlich mehr von D&D verschiedene Wege gegangen als die WoD-Spiele.
Sie haben sich nur nicht so viel drauf eingebildet  ;D


Aber das gibts ja heute auch noch, dass irgendwo im tiefsten Alabama einer ein Spiel erfindet, das in irgendeiner Hinsicht deutlich besser ist als AD&D 2nd. oder was man dort grad für den aktuellen heißen Scheiß hält und dann losrennt und seine Erfindung lauthals der ganzen Welt verkündet ~;D
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 19.05.2017 | 00:15
Im Rahmen der Crowdfunding Liste gliedere ich verschiedene Rollenspiele, der Übersichtlichkeit wegen, schonmal, unter anderen, danach auf ob ich sie zu Erzählspielen zähle.

Damit ein Rollenspiel, in meinen Augen, in die "Story Game"-Kategorie kommt, muss es den Eindruck vermitteln entweder von verschiedenen klassischen Tropen abzuweichen oder nah genug an "Palor Games"/"Salon Spielen" sein. Das heißt hinreichens anders sein als das es einen "normalen" D&D, Traveller, PFRPG oder Spieler alter FFG Spiele ob fehlender Wiedererkennungspunkte irritieren könnte.
Hierbei haben Palor Games meines Erachtens durchaus mitunter starke Spieler zu Charakterbindungen, wie beispielsweise bei freien Rollenspielen, spielen sich dennoch anders.
Es umfasst idR. auch alles was hinreichend (Nordic/Chamber)LARP-nah ist.

Diese Art der Einordnung ist natürlich hochgradig subjektiv.
Zumal ich bspw. Spiele wie die der Welt der Dunkelheit aber auch z.B. I am Zombie bzw. Sigil & Signs nicht als Erzählspiele bzw. Story Games sehe.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 19.05.2017 | 01:27
Hätte nicht gedacht, das unser Hobby so kompliziert sein kann.... 🤔😂

Man muss halt in der Lage sein, im Zweifel den Schritt weg von den ganzen Kategorien zu machen, die die Leute sich ausdenken, und auf die einzelnen Rollenspiele dahinter schauen. Dann findet man schon raus, was besonders ist und was nicht. Was gut ist und was nicht. Et cetera.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Luxferre am 19.05.2017 | 07:17
Hätte nicht gedacht, das unser Hobby so kompliziert sein kann.... 🤔😂

Ist es nicht.
Es wird unnötig verkompliziert.
Herätiker würden behaupten, dass das an der hohen Anzahl an Akademikern im Hobby liegt 😈
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 19.05.2017 | 07:42
Ist es nicht.
Es wird unnötig verkompliziert.
Herätiker würden behaupten, dass das an der hohen Anzahl an Akademikern im Hobby liegt 😈
Und die mit den Hera-Anhängern im ewigen Streit liegenden Häretiker würden behaupten, dass  man sich bloß noch nicht auf wissenschaftlich  stichhaltige Definitionen geeinigt hat und dass dann ja alles gut wäre ;)
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Der Nârr am 19.05.2017 | 10:18
Und die mit den Hera-Anhängern im ewigen Streit liegenden Häretiker würden behaupten, dass  man sich bloß noch nicht auf wissenschaftlich  stichhaltige Definitionen geeinigt hat und dass dann ja alles gut wäre ;)
Weil man kulturelle Phänomene ja so gut definieren kann. Zum Beispiel kennt ja jeder die stichhaltige Definition von Religion und wie man verschiedene Religionen kategorisiert, wertfrei und wissenschaftlich neutral natürlich ~;D.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Wandler am 19.05.2017 | 10:36
Zitat von: Google
Sekte
Eine Glaubensgemeinschaft, die im Gegensatz zu den großen Religionsgemeinschaften relativ wenig Mitglieder hat.
Zitat von: Wikipedia
Eine Glaubensgemeinschaft ist eine Organisation, die die gemeinschaftliche Ausübung einer Religion bezweckt
Zitat von: Wikipedia
Religion (von lateinisch religio ‚gewissenhafte Berücksichtigung‘, ‚Sorgfalt‘, zu lateinisch relegere ‚bedenken‘, ‚achtgeben‘, ursprünglich gemeint ist „die gewissenhafte Sorgfalt in der Beachtung von Vorzeichen und Vorschriften.“)[1] ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher Weltanschauungen, deren Grundlage der jeweilige Glaube an bestimmte transzendente (überirdische, übernatürliche, übersinnliche) Kräfte[2] ist, sowie häufig auch an heilige Objekte
Transzendente Kräfte? Spielleiter, Würfelgott, Würfelkarma. Check! Heilige Objekte? Limited Edition oder Out of Print Regelwerke! Check. Rollenspielgruppen sind auch nur Sekten  ~;D
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Der Nârr am 19.05.2017 | 11:11
Off-Topic zu Religion, Definition und Rollenspiel
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Interessant ist jetzt für uns eigentlich nur die Frage, warum wir überhaupt diese Grenzen ziehen und was wir davon haben.

Das kann im Einzelnen psychologische Gründe haben, aber die sind ja die am wenigsten interessanten (wenn sich z.B. jemand profilieren möchte). Es kann Marketing zum Grund haben, z.B. absichtliche Differenz schaffen, um mehr Aufmerksamkeit für das eigene Produkt zu erhalten, wie es z.B. Vincent Baker mit Apokalypse World gemacht hat. (Zitat Baker: "So in Apocalypse World I designed to alienate 10% of my audience, 5% of my audience, and it worked great. Like, I pissed people off.", https://www.youtube.com/watch?v=XQbRevAu1dI)
Aber spannend ist die Frage, was haben wir als Spieler oder als Gemeinschaft der Spieler davon, dem Folge zu leisten und uns diese Grenzen zu geben oder einfach Namen zu verpassen?
Ist wirklich so viel damit gewonnen, manche Spiele als Storygames zu bezeichnen und andere nicht? Das dient ja nicht mal zur klaren Produktkennzeichnung, so wie Fantasy-Rollenspiele oder Sciencefiction-Rollenspiele, weil wir uns nie einig werden, was ein Storygame ist und was nicht.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 19.05.2017 | 11:16
Produktkennzeichnung trifft es: Wenn jemand dessen Stil ich nicht kenne zu mir kommt und sagt "Magst du xyz spielen?" dann wäre es halt nett wenn ich anhand eines Einzeilers abschätzen kann, ob mich das interessiert. Da kommen dann solche Begriffe heraus.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: D. Athair am 19.05.2017 | 12:51
Kategorisierungen und Klassifizierungen helfen uns bei der Orientierung in der Wirklichkeit, bzw. schaffen eine bewältigbare Wirklichkeit.
Man könnte auch sagen, dass sie Kommunikation ermöglichen. Wenn ich mit jemandem z.B. über Bäume rede, dann ist es nützlich nicht erst klären zu müssen, was damit eigentlich gemeint ist. Schwierig wird es, wenn jemand unter Bäumen vornehmlich Palmen versteht oder Büsche und Sträucher miteinschließt.

Das Problem - speziell beim "Erzählspiel" - ist, dass es viele Auffassungen davon gibt, was erzählerisches Rollenspiel ist und immer häufiger auf den Begriff "Erzählspiel" zurückgegriffen wird - selbst dann, wenn, es eigentlich genauere Begriffe gäbe (Storytelling - für Prince Valiant Storytelling, WoD, Ghostubsters RPG, ... oder Freiform, ...).

Es gibt viele  neuere Versuche "Erzählung" im RSP anders einzubinden (z.B. bei 2d20, FFG Star Wars, WFRP3) und statt einen eigenen Begriff zu bemühen, der deutlich macht "hier wird was anderes versucht", wird leider der Begriff "Erzählspiel" bzw. "erzählerisch" bemüht. Das ist insofern blöd, als dass ein ohnehin unscharfer Begriff eine Erweiterung erfährt, die ihn endgültig zum Container-Begriff macht.


Der Unterschied zwischen "Rollenspiel" und "Erzählspiel" ist mMn letztlich: "Rollenspiel" bezeichnet im Gesellschaftsspiele-Kontext dieses Impro-Theater-Brettspiel-CoSIM-Lagerfeuergeschichten-Imaginations-Spiel, das wir als unser Hobby bezeichnen und das seinen Ursprung in D&D (1974) hat. "Erzählspiel" meint (in unserem Zusammenhang) eine Unterart von Rollenspiel, der es in besonderer Weise um das erzählerische Element geht. Was dieses besondere "erzählerische Element" ist und ob die Abgrenzung anhand dessen von "Rollenspiel" irgendwie sinnvoll ist, wäre erst noch zu festzustellen (wenn es denn möglich ist).

Anders gesagt: "Erzählspiel" ist eine Form von Rollenspiel, an das die Erwartung herangetragen wird, ein Mehr des Erzählerischen zu bieten. Diese Erwartungen sind so unterschiedlich, dass "Erzählspiel" letztlich ein Container-Begriff geworden ist.
WENN der Begriff fällt, muss man genau hinsschauen, was die Leute darunter verstehen und welches Mehr an Erzählerischem sie wollen/erwarten.


[/ Theorie zum Begriff "Erzählspiel"]
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 19.05.2017 | 12:56
Kategorisierungen und Klassifizierungen helfen uns bei der Orientierung in der Wirklichkeit, bzw. schaffen eine bewältigbare Wirklichkeit.
Man könnte auch sagen, dass sie Kommunikation ermöglichen. Wenn ich mit jemandem z.B. über Bäume rede, dann ist es nützlich nicht erst klären zu müssen, was damit eigentlich gemeint ist. Schwierig wird es, wenn jemand unter Bäumen vornehmlich Palmen versteht oder Büsche und Sträucher miteinschließt.

Das Problem - speziell beim "Erzählspiel" - ist, dass es viele Auffassungen davon gibt, was erzählerisches Rollenspiel ist und immer häufiger auf den Begriff "Erzählspiel" zurückgegriffen wird - selbst dann, wenn, es eigentlich genauere Begriffe gäbe (Storytelling - für Prince Valiant Storytelling, WoD, Ghostubsters RPG, ... oder Freiform, ...).

Es gibt viele  neuere Versuche "Erzählung" im RSP anders einzubinden (z.B. bei 2d20, FFG Star Wars, WFRP3) und statt einen eigenen Begriff zu bemühen, der deutlich macht "hier wird was anderes versucht", wird leider der Begriff "Erzählspiel" bzw. "erzählerisch" bemüht. Das ist insofern blöd, als dass ein ohnehin unscharfer Begriff eine Erweiterung erfährt, die ihn endgültig zum Container-Begriff macht.


Der Unterschied zwischen "Rollenspiel" und "Erzählspiel" ist mMn letztlich: "Rollenspiel" bezeichnet im Gesellschaftsspiele-Kontext dieses Impro-Theater-Brettspiel-CoSIM-Lagerfeuergeschichten-Imaginations-Spiel, das wir als unser Hobby bezeichnen und das seinen Ursprung in D&D (1974) hat. "Erzählspiel" meint (in unserem Zusammenhang) eine Unterart von Rollenspiel, der es in besonderer Weise um das erzählerische Element geht. Was dieses besondere "erzählerische Element" ist und ob die Abgrenzung anhand dessen von "Rollenspiel" irgendwie sinnvoll ist, wäre erst noch zu festzustellen (wenn es denn möglich ist).

Anders gesagt: "Erzählspiel" ist eine Form von Rollenspiel, an das die Erwartung herangetragen wird, ein Mehr des Erzählerischen zu bieten. Diese Erwartungen sind so unterschiedlich, dass "Erzählspiel" letztlich ein Container-Begriff geworden ist.
WENN der Begriff fällt, muss man genau hinsschauen, was die Leute darunter verstehen und welches Mehr an Erzählerischem sie wollen/erwarten.


[/ Theorie zum Begriff "Erzählspiel"]
(http://www.reactiongifs.com/r/2013/08/dr-mccoy-and-captain-kirk-approve.gif)
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Chiarina am 29.05.2017 | 01:00
Zitat von: D. Athair
Was dieses besondere "erzählerische Element" ist und ob die Abgrenzung anhand dessen von "Rollenspiel" irgendwie sinnvoll ist, wäre erst noch zu festzustellen

Hier ein Satz aus dem "Story games" - Forum, den ich als subjektiven Standpunkt in diesem Zusammenhang interessant fand (weil er Kriterien nennt... und auch noch Kriterien, die ich auch wichtig finde!):

Zitat von: Upstart
By story-games, I mean GM-less and weak GM games, where the system is driving the story instead of the GM.

Der Satz war nicht als Definition gedacht, sondern fiel eher so nebenbei. Als subjektives Statement finde ich ihn aber bedenkenswert.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: D. Athair am 29.05.2017 | 02:16
... der Satz ist durchaus ganz brauchbar, um den terminus technicus "story game" zu beschreiben.
Problem ist nur: Der Begriff "Erzählspiel" wird für deutlich mehr benutzt als als Übersetzung für "story game".
Zum Beispiel auch als Übersetzung für "storytelling game" (Prince Valiant, Vampire) oder auch für Spiele wie "Engel" oder Theatrix.


Ich denke, dass man beim "erzählerischen Mehr" ansetzen müsste.
Wenn man Freiform-Kram (wie Everway, Theatrix, daidalos) mit Story Games in Beziehung setzt, dann wird eigentlich schnell klar, dass es tendenziell wenig mit den klassischen Steuerungsinstanzen (SL, Regeln) zu tun haben kann, sondern, dass man an anderer Stelle suchen muss.
Vermutlich irgendwo im Gruppenvertrag oder in der Art und Weise der Implementierung von Erzählung (z.B. wie bei Situationsauflösung von "Herausforderungen"/"Konflikten"/... Erzählung in den gemeinsamen Vorstellungsraum gelangt) oder in der Beudeutungszuschreibung der "frei erzählten" Spielteile.


Addendum: Die alternativen - aber nicht absoluten - Grundparadigmen "RPG als Spiel oder Erzählung" scheinen als Ansatzpunkt auch nicht geeignet, da gerade Story Games [neben OSR-Spielen] mit am meisten auf das Verständnis von RPG als "primär ein Spiel" setzen.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Chiarina am 29.05.2017 | 02:28
Zitat von: D. Athair
... der Satz ist durchaus ganz brauchbar, um den terminus technicus "story game" zu beschreiben.
Problem ist nur: Der Begriff "Erzählspiel" wird für deutlich mehr benutzt als als Übersetzung für "story game".

Dann bleibe ich gern bei "story game", danke für die Aufklärung. Die Diskussion über die erweiterte Begrifflichkeit hat mich eher befremdet.

Zitat von: D. Athair
Die alternativen - aber nicht absoluten - Grundparadigmen "RPG als Spiel oder Erzählung" scheinen als Ansatzpunkt auch nicht geeignet, da gerade Story Games [neben OSR-Spielen] mit am meisten auf das Verständnis von RPG als "primär ein Spiel" setzen.

Ich habe den Unterschied zwischen Spiel und Erzählung nie begriffen. Warum soll ein Spiel nicht auf dem Erzählen beruhen? Warum soll Erzählen kein Spiel sein?

Ich höre mit an, was sich meine Kinder vor dem Einschlafen gegenseitig erzählen (sie nennen es "Geschichte machen") und ich weiß: Erzählen ist ein Spiel.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 29.05.2017 | 07:10
Ich habe den Unterschied zwischen Spiel und Erzählung nie begriffen. Warum soll ein Spiel nicht auf dem Erzählen beruhen? Warum soll Erzählen kein Spiel sein?

Ich höre mit an, was sich meine Kinder vor dem Einschlafen gegenseitig erzählen (sie nennen es "Geschichte machen") und ich weiß: Erzählen ist ein Spiel.
Der Mensch kategorisiert eben, um zu kommunizieren.  "Es ist wie ..." um schnell die im Kontext relevanten Merkmale zu transportieren. Und offensichtlich findet der Mensch genug Unterschiede zwischen Mühle und einem Roman, um sie noch einmal verschieden zu kategorisieren. Aus diesem Durchschnittsmensch fällst du dann eben heraus :)
Amders gesagt: du könntest von jeder Tätigkeit sagen, sie ist ein Spiel. Aber wenn du das machst, hilft es bei der Kommunikation über die Sache nicht mehr, sie "Spiel " zu nennen.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: 1of3 am 29.05.2017 | 07:25

Ich habe den Unterschied zwischen Spiel und Erzählung nie begriffen. Warum soll ein Spiel nicht auf dem Erzählen beruhen? Warum soll Erzählen kein Spiel sein?

Auch hier treffen wir wieder einen Verlust in Translation. Gerade im philosophischen Sprachspiel wirkt das Wort Spiel viel breiter als das englische Game.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 29.05.2017 | 07:31
Auch hier treffen wir wieder einen Verlust in Translation. Gerade im philosophischen Sprachspiel wirkt das Wort Spiel viel breiter als das englische Game.
Ein selbstreferentieller Scherz?  :)
Umgekehrt wird ein Schuh draus? Wenn ich ausschließlich nur ein "game" meine, muss ich dann nicht etwas anderes als "Spiel " sagen?
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Chiarina am 29.05.2017 | 07:33
Der von mir oben zitierte user hatte jedenfalls wenig Probleme damit, sein Verständnis von "story game" zu verdeutlichen.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 29.05.2017 | 11:24
Mein Lieblingszitat (auch aus dem story games Forum (http://story-games.com/forums/discussion/15645/lets-define-what-rpgs-and-story-games-are)) zum Begriff:

Zitat
I wish the term story game would die an ignominious death. - Jason Morningstar
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Chiarina am 29.05.2017 | 20:03
Wäre mir auch Recht. Die Sachen, die ich bedeutsam finde, kann man auch konkreter beim Namen nennen.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 30.05.2017 | 08:14
Wie beispielsweise Story Game?  8)
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Chiarina am 30.05.2017 | 10:24
 ;D

(Das dürfte der kürzeste Zirkelschluss des Forums gewesen sein! Teylen schafft hier das, wofür andere 13 Seiten brauchen!)
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Settembrini am 30.05.2017 | 10:43
Auch hier treffen wir wieder einen Verlust in Translation. Gerade im philosophischen Sprachspiel wirkt das Wort Spiel viel breiter als das englische Game.

"Roleplaying Game" heißt ja übersetzt eigtl. Rollenspiel-Spiel/ Spiel-Rollenspiel, bzw. korrekt übertragen muß man sagen:
Hobbyrollenspiel oder gar Abenteuerrollenspiel.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 30.05.2017 | 10:56
"Roleplaying Game" heißt ja übersetzt eigtl. Rollenspiel-Spiel/ Spiel-Rollenspiel
Eigentlich wäre die korrekte Übersetzung: Rollenspielspiel vielleicht noch Rollenspiel-Spiel aber Spiel-Rollenspiel geht ja mal gar nicht. Mit etwas Gewalt könnte man es noch als rollenspielendes Spiel übersetzen, damit die Verlaufsform halbwegs drin ist.

Wenn dir jemand etwas von einem Soccer Game erzielt übersetzt du es ja auch nicht mit Spiel-Fußball sondern mit Fußballspiel und ein Chess Game wird zum Schachspiel.

korrekt übertragen muß man sagen:
Hobbyrollenspiel oder gar Abenteuerrollenspiel.
Woher ziehst du da die Worte "Hobby" oder "Abenteuer"?
Weder vom einen noch vom anderen ist im Begriff die Rede.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: alexandro am 30.05.2017 | 10:58
Ich denke die passendere Übersetzung wäre Gesellschaftsrollenspiel: Gesellschaftsspiel (gängige Übersetzung für "game", wenn man den Unterschied zu anderen Arten des Spielens herausstellen will + Rollenannahme. "Hobby" und "Abenteuer" habe ich auch in einer Laientheatergruppe oder respektive im Reenactment (zwei Bereichen, welchen beide die 'game'-Komponente fehlt).
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Settembrini am 30.05.2017 | 11:09
Eigentlich wäre die korrekte Übersetzung: Rollenspielspiel vielleicht noch Rollenspiel-Spiel aber Spiel-Rollenspiel geht ja mal gar nicht. Mit etwas Gewalt könnte man es noch als rollenspielendes Spiel übersetzen, damit die Verlaufsform halbwegs drin ist.

Wenn dir jemand etwas von einem Soccer Game erzielt übersetzt du es ja auch nicht mit Spiel-Fußball sondern mit Fußballspiel und ein Chess Game wird zum Schachspiel.
Woher ziehst du da die Worte "Hobby" oder "Abenteuer"?
Weder vom einen noch vom anderen ist im Begriff die Rede.

"Rollenspiel" ist eine Methode aus der Psychologie etc. die wurde ins englische Übersetzt als "Roleplay". Als man mit dem Aufkommen von D&D- Mitbewerbern einen Kategorienamen brauchte geisterten einige herum, aber RoleplayING Game hat sich eingebürgert. Kann man aber an vielen Orten nachlesen...

Hobby- ist eine übliche Vorsilbe für den Unterschied von Zeitintensivem Freizeitspaß zu ernsthaftem Einsatz von irgendwas. Abenteuer kommt direkt vom Erfinder (Weseley), der immer gesagt hat "Adventure Game" wäre der korrekte Name gewesen. Und so wurden auch am Anfang die meisten Produkte beworben. Auch das kann man an vielen, vielen Orten nachlesen...

Was zu Deinem andern Sprachverständnis zu sagen ist..."Soccer" ist ein Eigenname abgeleitet von Assocciation Football.  "Soccer Game" ist kein Fußballspiel. Es gibt soccer, das wäre ein Fußballspiel. Soccer game bedeutet: Das/Ein Fußball-Spiel. Also ein (Brett-/Computer/Sozial-)Spiel, in dem es um Fußball geht. So wie Managerspiele oder sowas. Oder, wie bei allen "the Game" Varianten kann das gesamte (dreckige) Business/Geschäft/Szene gemeint sein.

vgl."In Germany, Hoeness rules the soccer game."

Darüberhinaus ist wegen des Eigennamens der vergleich an und für sich nicht passend.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Settembrini am 30.05.2017 | 11:12
Ich denke die passendere Übersetzung wäre Gesellschaftsrollenspiel: Gesellschaftsspiel (gängige Übersetzung für "game", wenn man den Unterschied zu anderen Arten des Spielens herausstellen will + Rollenannahme. "Hobby" und "Abenteuer" habe ich auch in einer Laientheatergruppe oder respektive im Reenactment (zwei Bereichen, welchen beide die 'game'-Komponente fehlt).

Das ist Geschmacksache, löst das selbe Problem. Ich persönlich finde Gesellschaftsrollenspiel 1) gut wegen Gesellschaftsspiel aber in Summe eher 2) ungünstig, weil der Eindruck entstehen kann, es sind Rollenspiele mit gesellschaftlichem Bezug anstatt welche die man "in Gesellschaft" spielt.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 30.05.2017 | 11:19
Ich finde in meinem begrenzten Sprachverständnis Rollenspielspiel unschön aber verständlich (Ein Spiel, in dem man rollenspielt), aber Spiel-Rollenspiel finde ich auch gut (Ein Rollenspiel, bei dem man spielt).
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 30.05.2017 | 11:21
Wie beispielsweise Story Game?  8)

Möchtest du noch verraten, warum der Begriff für dich konkret ist?

Ansonsten: Ganz abgesehen von der Frage nach einer guten Definition, würde mir nicht im Traum einfallen, Rollenspielen wie Remember Tomorrow, Hillfolk, Dog Eat Dog oder The Final Girl, die sich selbst ganz unprätentiös als solche bezeichnen und mit story-games.com wenig bis gar nichts zu tun haben, das Label "story game" aufzudrücken, nur weil ich im Gegensatz zu den Leuten, die das verdammte Spiel geschrieben haben, schon wissen werde, in welche idiotische Schublade es eigentlich zu stecken ist.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: alexandro am 30.05.2017 | 11:22
"Rollenspiel" ist eine Methode aus der Psychologie etc. die wurde ins englische Übersetzt als "Roleplay". Als man mit dem Aufkommen von D&D- Mitbewerbern einen Kategorienamen brauchte geisterten einige herum, aber RoleplayING Game hat sich eingebürgert. Kann man aber an vielen Orten nachlesen...

Das ist falsch. "roleplay" ist eine Derivation von "play", und kommt aus dem Theaterkontext. "Roleplaying" ist eine Nominalisierung der Verbalphrase "playing a role" und war schon lange gebräuchlich, bevor der Begriff in die Psychologie eingeführt wurde.

"Adventure" ist (wie bereits mehrfach ausgeführt) in mehrerlei Hinsicht problematisch, da der deutsche Begriff "Abenteuer" nicht dasselbe bezeichnet. Ich würde dazu tendieren mir in diesem Kontext Vermis Begriff des "Erlebnisrollenspiels" auszuborgen.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: alexandro am 30.05.2017 | 11:24
Das ist Geschmacksache, löst das selbe Problem. Ich persönlich finde Gesellschaftsrollenspiel 1) gut wegen Gesellschaftsspiel aber in Summe eher 2) ungünstig, weil der Eindruck entstehen kann, es sind Rollenspiele mit gesellschaftlichem Bezug anstatt welche die man "in Gesellschaft" spielt.

Ja, aber die Dinger heißen halt bei uns Gesellschaftsspiele (oder Brettspiele, aber das ist in diesem Kontext noch missverständlicher) - ich denke jeder weiß, dass da kein gesellschaftlicher Bezug gemeint ist.

Ist generell besser sich an etablierten Begriffen zu orientieren, als willkürlich irgendwelche Eigennamen durchdrücken zu wollen.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Settembrini am 30.05.2017 | 11:29
Das ist falsch. "roleplay" ist eine Derivation von "play", und kommt aus dem Theaterkontext. "Roleplaying" ist eine Nominalisierung der Verbalphrase "playing a role" und war schon lange gebräuchlich, bevor der Begriff in die Psychologie eingeführt wurde.
Jein. Aber auf jeden Fall gab es das auch im Theaterkontext zur Zeit als es entlehnt wurde, keine Frage. Also es gabe es auch vorher, aber die Hobbyrollenspieler habe das von den dt. Psychologen, die haben es (Wort, nicht Bedeutung!) vom Theater.

Was halt wichtig ist sich klarzumachen, daß bei der Rückübersetzung der "Gesellschaftsspiel"-Teil, also GAME nicht mehr mitzurückübersetzt wurde, was viele Leute scheinbar verwirrt.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: alexandro am 30.05.2017 | 11:52
Was halt wichtig ist sich klarzumachen, daß bei der Rückübersetzung der "Gesellschaftsspiel"-Teil, also GAME nicht mehr mitzurückübersetzt wurde, was viele Leute scheinbar verwirrt.

Das gleiche kann man von "Hobbyrollenspiel" und "Abenteuerrollenspiel" sagen.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Timo am 30.05.2017 | 12:11
Bin ich der Einzige der es so trennt:

Rollenspiel: Das Ziel ist Charakterentwicklung, also was erreichen die Charaktere, wie verändern sie sich und ihre Umwelt. Entwicklung und Veränderung sind das Ziel, was auch durchaus kein Ende haben kann.

Erzählspiel: Die Geschichte/Erzählung/Geschehnisse sind das Ziel, also was passiert, Charaktere sind eher nebensächlich, evtl. austauschbar und es darf auch gerne kein HappyEnd für diese geben, solange die erzählte Geschichte toll ist/war. Oft haben Erzählspiele ein klar definiertes Ende bzw. Zielpunkt/-linie.

Diskutiert MUHAHARAR  ;)
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Settembrini am 30.05.2017 | 12:27
Das Gleiche kann man von "Hobbyrollenspiel" und "Abenteuerrollenspiel" sagen.

Ja, klar. Unbestritten.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 30.05.2017 | 12:50
Möchtest du noch verraten, warum der Begriff für dich konkret ist?
Weil er für mich eine konkrete Form des Rollenspiels ist.
 
Die ich, ähnlich wie Porno, erkenne wenn ich sie sehe, allerdings schwerlich exakt beschreiben kann.
Das heißt Spiele die über entsprechende Indie-Mechaniken verfügen, ein deutlich von klassischen D&D inspirierten Rollenspielen unterschiedliches Spielgefühl haben, die wirken als wären sie aus der Forge, Story-Games oder ähnliches gekommen oder als würden sie sich ggf. auch für Chamber Larp eignen.
 
Ich habe da keinerlei Skrupel Hillfolk, Remember Tomorrow und andere Spiele in die Story Game Schublade zustecken.
Das hilft einerseits mir das Spiel persönlich einzuordnen. Also wenn ich auf dem Schirm habe das es jetzt kein OSR Klon ist, kein Iron Kingdoms und vielleicht etwas bis sehr unterschiedliche Mechaniken hat.
Das hilft andererseits anderen das Spiel einzuordnen, wenn ich es bspw. als Kategorie in meinen Crowdfunding Kurzübersichten habe. Weil sich die Leute sich - so zwischen 5-20 neuen Rollenspielen zwischen den ganzen D&D lookalikes, rules heavy und eher klassischen Systemen - die story games raussuchen wollen. Weil sich die meisten allgemein keinen unsortierten Klumpen von 20 fremden Spielen geben mögen.

Daneben gibt es zu dem die ganzen dapperten Honks die verbreiten das Rollenspiel ja nur sei was in der D&D Erbfolge steht. Also was nicht von Palor Games oder anderen Erzählspieltraditionen kommt. Von denen kann man sich dann auch abgrenzen auf das man sich die Dapperten vom Laibe hält.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 30.05.2017 | 13:46
Das hilft andererseits anderen das Spiel einzuordnen, wenn ich es bspw. als Kategorie in meinen Crowdfunding Kurzübersichten habe. Weil sich die Leute sich - so zwischen 5-20 neuen Rollenspielen zwischen den ganzen D&D lookalikes, rules heavy und eher klassischen Systemen - die story games raussuchen wollen. Weil sich die meisten allgemein keinen unsortierten Klumpen von 20 fremden Spielen geben mögen.

Fremd werden die Spiele ja nicht sein. Aber ja, wer wie du ohnehin eine Vorstellung hat, was mit "story game" so gemeint sein könnte, profitiert bei deinen Übersichten vielleicht tatsächlich davon.

Neben dem weiter oben genannten Grund benutze ich selbst den Begriff jedenfalls auch deswegen nicht, weil er für die Einordnung eines Rollenspiels nicht hilfreich ist. Wer nicht weiß, was damit gemeint ist, versteht null oder lässt sich gar davon abschrecken - uU auch wegen des von dir angesprochenen, hartnäckigen "kein Rollenspiel"-Bullshit. Leuten, die schon Erfahrung haben, macht es die Einordnung nach für sie relevanten Merkmalen nur umso schwerer, wenn plötzlich SL-lose Rollenspiele wie RT mit Hillfolk und PbtA, set-piece Spielen wie Montsegur, rules-light Spielen wie Cthulhu Dark bis zu nordischem Kram (Itras By) unter "story games" zusammengeworfen werden, nur weil sie sich nicht traditionell spielen und "Indie-Mechaniken" haben.

Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: 6 am 30.05.2017 | 17:38
Nur kurz OT.:
Was zu Deinem andern Sprachverständnis zu sagen ist..."Soccer" ist ein Eigenname abgeleitet von Assocciation Football. 
Beide Begriffe bezeichnen die Sportart. Die nennt sich im Deutschen "Fußball". Ob das für die Bezeichnung "Eigenname" reicht, sollen Andere entscheiden.
Wenn Du also "soccer game" schreibst, dann meinst Du damit meistens im Deutschen das "Fußballspiel".
Du kannst also ohne Probleme in den USA Tickets für ein "soccer game" kaufen (In England wirds schwieriger. Da solltest Du nach einem "football game" Ausschau halten.)
Natürlich kannst Du auch Computerspiele oder Brettspiele mit Fußballbezug "soccer games" nennen. Das geht aber im Deutschen auch ("Ich habe da ein cooles Fußballspiel auf dem PC, bei dem man den Trainer spielt.")

Ansonsten: Weitermachen!
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Chiarina am 2.06.2017 | 00:00
Gewohnt brilliant:

Ben Robbins: Defining story games (http://arsludi.lamemage.com/index.php/460/defining-story-games/)

Der entscheidende Satz:

Zitat von: Ben Robbins
In a story game, a player’s ability to affect what happens in the game is not dependent on their character’s fictional ability to do those things.

Auf gut deutsch: In einem Story Game kann ein Spieler das Geschehen auch über die fiktiven Möglichkeiten seines Charakters hinaus beeinflussen... weil er es als Spieler beeinflussen möchte.
Den Gegenentwurf, bei dem das nicht möglich ist, nennt Robbins übrigens "adventure game" (~ D&D, etc.). Er sagt, das sei der entscheidende Unterschied.

Ich mag die Differenzierung.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: 1of3 am 2.06.2017 | 00:48
Sicher nicht falsch, aber vielleicht nicht abschließend. An dem, was gemeinhin unter Storygames firmiert, hängt ne ganze Menge dran. Es ist weniger eine Art Produkt, als eine gewisse Schule das Hobby zu sehen. Zu dieser Strömung zählen, ich zitier mich mal selber (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,74676.msg1528067.html#msg1528067),

Zitat
- Klein- und Kleinstspiele. Von RPG-Poems aufwärts.
- Betrachtung des Rollenspiels als produzierende Tätigkeit aller Spielenden
- Betonung des individuellen Spieldesigners
- Gleichberechtigung SL/Spieler. Auflösung einer feststehenden SL-Rolle.
- "Gespielt wird am Tisch!", Spielvorbereitung/Chargen in der Gruppe, Aufbereitung von Regeln zur spontanen Benutzung
- Erzählrechte, "Conflict Resolution", "Meta-Regeln"
- Minimal-Settings, Quasi-Settings, gelegentlich Non-Genre-Settings.
- Arbeit mit bewusst neuartigen Spielmaterialien und Mechanismen
- "Alles ist regelbar", z.B. Ritual Discourse
- Ablehnung von "realistischen" Regeln
- Auflösung der Abstufungen in Spiel, Kampagne, Abenteuer wegen Kleinform.
- Gelegentlich emotionale und Beziehungsprobleme der Protagonisten im Vordergrund oder als alleiniges Thema
- Inkorporation von Improvisationstheater o.ä.; Play Unsafe
- Ausprägte "Positiv-Kultur": Say yes (or roll dice), Fanpost

Interessanter finde ich in dem Essay denn eher diesen Satz: "In an adventure game it’s the job of the players to beat the adventure the GM presents." Der Begriff "Job" fällt dann zwei Sätze später direkt noch mal, aber immer nur auf diejenigen Spiele, die keine Storygames sind. Hier wird ein ganz interessanter Gegensatz deutlich: Bei einem Storygame weißt du nicht, was dein Job ist, bevor du weißt, über welches Storygame du redest. Aus Sicht von Storygamern benutzt man nicht ein Regelwerk, um Rollenspiel zu machen. Man spielt ein Spiel, was so viel heißt wie, man spielt nach jenem Regelwerk.

Ganz häufig kommt so nach einer Runde: "Das war ein nettes Spiel, aber ich würde das nicht immer spielen wollen." - Top-Antwort. Ich wahrscheinlich auch nicht. Muss man ja aber auch nicht, denn dafür sind diese Storygames wahrscheinlich gar nicht gedacht.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Chiarina am 2.06.2017 | 01:15
Robbins geht´s hier erstmal um den Minimalkonsens. Den kann ich durchaus unterschreiben. Und dass du bei story games das konkrete Spiel benötigst, um einen Job benennen zu können, muss ich auch nicht unbedingt so sehen.

Zitat von: Ben Robbins
"In an adventure game it’s the job of the players to beat the adventure the GM presents."

Mögliche Gegenseite:

Zitat von: chiarina
In a story game it´s the job of the players to create a story they can agree on.

-

Zitat von: 1of3
"Das war ein nettes Spiel, aber ich würde das nicht immer spielen wollen."

Was das jetzt zwingend mit story games zu tun hat, ist mir nicht klar. Ich glaube, mit diesem Zitat betrittst du schon sehr subjektive Gefilde. Ich jedenfalls frage mich bei dieser Aussage: Was will ich schon "immer" spielen? Ein paar der besseren story games würde ich zumindest immer mal wieder spielen wollen (Fiasco beispielsweise). Und dann gibt´s auch ein paar story games, mit denen ich gern eine Kampagne spielen würde (Archipelago beispielsweise).
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 2.06.2017 | 02:19
Als Organisator von Story Games Seattle, dem wohl größten entsprechenden Meetup, hat Ben Robbins natürlich ein Interesse daran, den Begriff zu popularisieren. Zumal seine eigenen Rollenspiele sehr weit am Ende des distanzierten, "figurenbefreiten" Spektrums liegen. Da passt natürlich seine Definition ins Bild.

Mich überzeugt sie nicht. Schon weil sie sich als "Minimalkonsens" auf weitestgehend traditionellen Kram wie Gummipunkte oder PbtA erstreckt. Und weil mir diese Idee von der gemeinsam erzählten Geschichte nicht gefällt, die sie so stark macht. Zwischen der "vast creative authority" von Microscope und der starken, Kreativität, Spiel und Geschichte in ganz bestimmte Bahnen lenkenden Struktur bspw. von Kagematsu besteht ein deutlicher Unterschied. Von nordischen Spielen, in denen man sich tatsächlich Freiform-mäßig einigen muss, ganz abgesehen.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Chiarina am 2.06.2017 | 02:43
In diesem Strang wurde nach dem Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel gefagt. Robbins gibt darauf eine Antwort. In dem Moment, in dem ich sie zitiere, erzählst du mir, das sei nicht gut, Robbins wolle den Begriff popularisieren. Es ist aber so, dass jede Definition einen Begriff popularisieren will! Das ist auch der Sinn dieses Stranges!

Was hast du gegen einen Minimalkonsens? Besser als nichts, finde ich. Das ist ein notwendiger erster Schritt, würde ich sagen. Mir ist auch klar, dass es Riesenunterschiede gibt, bei dem, was da in Robbins Defintion fällt. Na und? Vielfalt ist doch nichts Schlechtes! Robbins streitet das auch nicht ab. Natürlich kann hier in dem Strang auch gern weiter darüber diskutiert werden, ob man nicht eher fünf oder dreizehn Begriffe braucht oder ob alle Begriffe im Englischen etwas anderes bedeuten, als auf Deutsch. Ich fühle mich dann einfach mal einen kleinen Schritt weiter.

Dich, Ucalegon, frage ich ganz konkret:

Was ist falsch an dem, was Robbins schreibt?

...und...

Was hast du im Zusammenhang mit dem Begriff gegen eine gemeinsam erzählte Geschichte?

...und...

Hast du ein Interesse daran, dass der Begriff NICHT popularisiert wird?
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Settembrini am 2.06.2017 | 06:14
Damit ich es in einer Suche später finde:
Mr. Robbins ist durch paralleles Nachdenklen auch auf Adventure Game gekommen.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 2.06.2017 | 10:26
Fremd werden die Spiele ja nicht sein. Aber ja, wer wie du ohnehin eine Vorstellung hat, was mit "story game" so gemeint sein könnte, profitiert bei deinen Übersichten vielleicht tatsächlich davon.
Gerade die Leute im Story Games Forum fanden ihn bzw. die Kategorien auch ganz nützlich. 8)
Insofern ist es ein wenig wie Porn,... man erkennt es wenn man es sieht.

Zitat
Wer nicht weiß, was damit gemeint ist, versteht null oder lässt sich gar davon abschrecken - uU auch wegen des von dir angesprochenen, hartnäckigen "kein Rollenspiel"-Bullshit.
Die ihn nicht kennen haben eigentlich keinen Grund von den Wort verschreckt zu sein.
Die ihn kennen aber auf dem "kein Rollenspiel"-Standpunkt verhaaren haben damit ein Werkzeug zu umgehen was ihnen nicht gefällt.

Zitat
Leuten, die schon Erfahrung haben, macht es die Einordnung nach für sie relevanten Merkmalen nur umso schwerer, wenn plötzlich SL-lose Rollenspiele wie RT mit Hillfolk und PbtA, set-piece Spielen wie Montsegur, rules-light Spielen wie Cthulhu Dark bis zu nordischem Kram (Itras By) unter "story games" zusammengeworfen werden, nur weil sie sich nicht traditionell spielen und "Indie-Mechaniken" haben.
Das Problem sehe ich weniger.
Wenn es hinreichend viele Story Games gibt das es durchmischt gibt es halt eine PbtA-Kategorie daneben.
Ansonsten weiß man halt das sich da SL-loses mit rules-light Dingern, Set-Pieces und anderes tummelt.
Das heißt ich habe in meinem Regal ein Segment mit Story Games, und in dem Segment eine kleine PbtA-Reihe.
Ich würde es aber nun nicht so klein verhackstücken wollen die SL-losen nebeneinander zu packen oder darüber zu grübeln was ein Set Piece ist, was rules light und was nordisch.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 2.06.2017 | 10:34
Wenn ich jetzt Ben Robbins als Grundlage nehme...Dann ist WFRP3 schon ziemlich story game? Weil ich durch Talentwahl und "ausgeben" von Würfelicons als Spieler direkt Einfluss nehme? Oder adventure game, weil ja die Abenteuer eher wie in früheren Editionen sind und es meinen Job ist, das Abenteuer zu "schaffen"?
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 2.06.2017 | 10:59
Dich, Ucalegon, frage ich ganz konkret:

Was ist falsch an dem, was Robbins schreibt?

...und...

Was hast du im Zusammenhang mit dem Begriff gegen eine gemeinsam erzählte Geschichte?

...und...

Hast du ein Interesse daran, dass der Begriff NICHT popularisiert wird?

1. Falsch? Robbins zieht eine Linie und sagt: Hier beginnen "story games" bzw. das ist ihr Wesenskern. Mich überzeugen weder die Linie noch der Begriff.

2. Eine gemeinsame Geschichte kann man am Lagerfeuer erzählen oder vielleicht mit "Es war einmal" (dem Kartenspiel). Gemeinsam Geschichte erzählen kann man mit Teilen der Microscope- oder Kingdom-Regeln. Es gibt Rollenspiele, in denen die Geschichte wichtiger ist als in anderen. Call of Cthulhu gehört mit seinen aufwendigen Szenarios dazu. Die Idee, bestimmte Rollenspiele seien besonders, weil man da im Hinblick auf die Geschichte irgendwie mehr entscheiden darf, geht aber am Kern der Sache vorbei. Robbins schreibt: "It’s the players that decide the result, as moderated by their authority in the rules." Der letzte Teil des Satzes ist entscheidend. Die Einschränkungen, denen man im oben genannten Kagematsu unterliegt sind viel größer als sie in einem Abenteuerspiel je sein könnten. Und sie sind das nicht, weil es um die Geschichte oder den Einfluss darauf geht, sondern weil es um Menschen (und Entscheidungen) geht. Deswegen möchte ich diesen Rollenspielen und anderen wie z.B. Hillfolk nicht das irreführende "story game"-Label aufdrücken, geschweige denn, sie mit dem Action- und Genre-Fetischismus vieler PbtA-Hacks, "sei cool!"-FATE oder irgendwelchen Gummipunktregeln in einen Topf schmeißen. Das verkauft alle beteiligten Rollenspiele unter Wert.

3. Absolut. Ich halte den Begriff "story game" ebenso wie "Erzählspiel" für dämlich. Er kommuniziert nicht, was wichtig ist.   
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Chiarina am 2.06.2017 | 12:41
Meine Gruppen können mit jedem Rollenspiel eine Geschichte erzählen. Es gibt nur Rollenspiele, da sind andere Dinge möglicherweise wichtiger.

Zitat von: Ucalegon
Die Einschränkungen, denen man im oben genannten Kagematsu unterliegt sind viel größer als sie in einem Abenteuerspiel je sein könnten. Und sie sind das nicht, weil es um die Geschichte oder den Einfluss darauf geht, sondern weil es um Menschen (und Entscheidungen) geht.

Dem würde ich zustimmen. Aber weil es bei diesen Einschränkungen nicht ums Geschichtenerzählen geht, spielen sie in meinen Augen bei Robbins Definition von Story Games auch keine Rolle.

Wenn du Robbins genau liest, stellst du fest, dass er auch Abstufungen andeutet. Die Gummipunkte, die dir aus irgendwelchen Gründen quer im Magen liegen, finden folgendermaßen ihre Erwähnung:

Zitat von: Robbins
The tiniest atomic particle of story game rules may be the humble action point or hero point: any case where a player has a pool of points they can spend to reroll dice.

Da steht nicht, dass jedes Spiel mit Gummipunkten automatisch und sofort ein astreiner Vertreter der Story Games ist. Eher im Gegenteil. Die Dinger können winzig kleine, bescheidene Bestandteile eines Story Games sein. Mehr nicht.

Wenn ich mir deine Beiträge ansehe, ahne ich, dass du dir eine größere Trennschärfe wünschst, weil du befürchtest, dass die kleinen Schiffchen wie Hillfolk oder Kagematsu untergehen könnten, wenn sie mit den Ozeandampfern Fate und pbta in einen See geworfen werden.

Das ist zumindest ein Anliegen, das mir sympathisch ist (und nebenbei dürfte es sicherlich auch Robbins sympathisch sein). Ich mag diese ganz kleinen Spielchen auch und würde mir auch wünschen, dass sie eine größere Akzeptanz bekommen. Ich sehe nur nicht unbedingt die Gefahr. Wenn es gerade um diese Spiele geht, kann man ja jederzeit weiter differenzieren.

Möglicherweise kann man auch anders vorgehen. Robbins Ansatz konnte ich immerhin nachvollziehen und das finde ich bei dem ganzen Theoriegeschwurbel schon sympathisch. Vielleicht magst du ´mal erzählen, als was du Spiele wie Kagematsu und Hillfolk bezeichnen würdest. Würde mich interessieren.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 2.06.2017 | 13:00
Möglicherweise wird die Thematik besser definiert, wenn man die Begrifflichkeiten mit Würfel LASTIG und Würfel ARM umschreiben würde, denn Geschichten werden bei jedem RPG erzählt und gespielt. Aber das nur nebenbei.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 2.06.2017 | 13:06
Möglicherweise wird die Thematik besser definiert, wenn man die Begrifflichkeiten mit Würfel LASTIG und Würfel ARM umschreiben würde, denn Geschichten werden bei jedem RPG erzählt und gespielt. Aber das nur nebenbei.
Hmmmmm, glaube nicht dass das besser wird. Und nicht nur weil es Ben Robbins wiederspricht. Viel Würfeln heißt nicht, dass Story nicht im Fokus steht.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 2.06.2017 | 13:13
Viel Würfeln heißt nicht, dass Story nicht im Fokus steht.
Genau das wollte ich ja ausdrücken.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 2.06.2017 | 13:15
By the way. WTF ist Ben Robbins?
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 2.06.2017 | 13:43
Aber was für einen Sinn hat die Definition, wenn sie einen Großteil der Rollenspiele, die sie umfassen soll, nicht adäquat - gar irreführend - beschreibt und eine Einheitlichkeit suggeriert, die es so nicht gibt?

Wenn ich mir deine Beiträge ansehe, ahne ich, dass du dir eine größere Trennschärfe wünschst, weil du befürchtest, dass die kleinen Schiffchen wie Hillfolk oder Kagematsu untergehen könnten, wenn sie mit den Ozeandampfern Fate und pbta in einen See geworfen werden.

Das darfst du gerne zu meinen anderen Argumenten gegen den Begriff hinzunehmen, ja.

Vielleicht magst du ´mal erzählen, als was du Spiele wie Kagematsu und Hillfolk bezeichnen würdest. Würde mich interessieren.

Wenn ich mir zwingend eine Kategorie überlegen müsste, finde ich Drama-Rollenspiel gut. Das beschreibt viel eher, worum es in beiden tatsächlich geht. In 1of3s Liste heißt das dann "gelegentlich emotionale und Beziehungsprobleme der Protagonisten im Vordergrund oder als alleiniges Thema."  Vom Regeldesign her würde ich Kagematsu zudem als strukturalistisches Rollenspiel bezeichnen (Eero Tuovinen: "Kagematsu - a clean game in the best tradition of Forgite structuralism"). Hillfolk allerdings weniger.

Indie-Rollenspiel ist ein schöner Sammelbegriff, in dem das kleine und ungewöhnliche immer mitschwingt. Da kann sich dann System Matters als Indie-Verlag Kagematsu genauso widmen wie Beyond the Wall.

Die Handvoll kleiner Rollenspiele, die ich in den letzten Jahren viel auf Cons geleitet habe, habe ich dagegen in der Praxis, d.h. auf dem Aushang, auch immer genauso genannt: "Kleines Rollenspiel." Kagematsu, Dog Eat Dog, Best Friends zum Beispiel. Das ein Rollenspiel, in dem es um japanische Dorffrauen, Kolonialismus oder beste Freundinnen geht, nicht D&D ist, wird allen auffallen, die die Beschreibung lesen. Hätte ich Erzählspiel oder Story-Spiel geschrieben, hätte ich dagegen grob über den Spielinhalt hinweggetäuscht.

Was für mich, wie ich oben schrieb, auch wichtig ist: Wie nennt sich das Rollenspiel selbst?
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 2.06.2017 | 13:44
By the way. WTF ist Ben Robbins?

Der Designer von Microscope, Kingdom und Follow. (http://www.lamemage.com/)
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 2.06.2017 | 14:12
Der Designer von Microscope, Kingdom und Follow. (http://www.lamemage.com/)
Und oben war von dem eine "story game"-Definition verlinkt worden, die zumindest diskussionswürdig ist. Sonst kenne ich ihn auch nicht.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Chiarina am 2.06.2017 | 15:24
Zitat von: Ucalegon
[...]eine Einheitlichkeit suggeriert, die es so nicht gibt?

Die Einheitlichkeit besteht eben in dem Bereich, den Robbins auch genannt hat: In der Möglichkeit der Spieler, die Geschichte auch über das Spielen ihres Charakters hinaus zu beeinflussen. Ich finde das plausibel.

Man kann darüber reden, ob es nicht wichtigere Aspekte gibt, wenn man nach einer Kategorie sucht. Von mir aus. Ich finde z. B. Drama-Rollenspiel nicht schlecht... und auf Hillfolk passt er auch wie die Faust aufs Auge. Aber auf Itras By und Archipelago passt er schon nicht mehr so gut. Auf Fate und pbta auch nicht.

Für mich sieht das daher eher nach einer Unterkategorie aus. Im weiten Feld der Story Games gibt es eine Untergruppe der Drama-Rollenspiele. So etwa.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 2.06.2017 | 15:30
Gewohnt brilliant:

Ben Robbins: Defining story games (http://arsludi.lamemage.com/index.php/460/defining-story-games/)

Der entscheidende Satz:

Auf gut deutsch: In einem Story Game kann ein Spieler das Geschehen auch über die fiktiven Möglichkeiten seines Charakters hinaus beeinflussen... weil er es als Spieler beeinflussen möchte.
Den Gegenentwurf, bei dem das nicht möglich ist, nennt Robbins übrigens "adventure game" (~ D&D, etc.). Er sagt, das sei der entscheidende Unterschied.

Ich mag die Differenzierung.

Ich auch. Sie trifft meines Erachtens den Kern genau auf den Punkt.
 
Natürlich unterscheiden sich die dadurch entstehenden Gruppen noch einmal deutlich innerhalb ihrer selbst. Aber bloß weil Elefanten und Mäuse alles Säugetiere sind macht das den Begriff des Säugetiers ja nicht falsch oder unnütz.

Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 2.06.2017 | 16:43
Für mich sind die Bezeichnungen Story Game oder Adventure Game viel zu verallgemeinernd und viel zu schwammig.
Und jedem (vermutlich jedem) Rollenspiel liegt eine Geschichte zugrunde und die Chars erleben ein Abenteuer; egal welchen Genres.
Auch die Tiefe des Spiels oder die Emmersion der Spieler stellt mMn kein signifikanters Unterscheidungskriterium dar. Und bei Drama denke ich sofort an Drama Queen - das geht zu sehr ins Lächerliche.

Unterschiedlich sind meines Erachtens Häufigkeit und Wichtigkeit des Einsatzes der Würfel pro Spiel.
Die "Roll Player" spielen Würfel affin, die Role Player Würfel avers.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: am 2.06.2017 | 16:49
Gewohnt brilliant:

Ben Robbins: Defining story games (http://arsludi.lamemage.com/index.php/460/defining-story-games/)

Der entscheidende Satz:

Auf gut deutsch: In einem Story Game kann ein Spieler das Geschehen auch über die fiktiven Möglichkeiten seines Charakters hinaus beeinflussen... weil er es als Spieler beeinflussen möchte.
Den Gegenentwurf, bei dem das nicht möglich ist, nennt Robbins übrigens "adventure game" (~ D&D, etc.). Er sagt, das sei der entscheidende Unterschied.

Ich mag die Differenzierung.

Ernsthaft? Dann ist die OSR voll auf Linie der Erzählspiele oder wie? Von wegen "player skill, not character ability"? Merkwürdig. Ich hätte gedacht, dass gerade das OSR-Zeugs eine Art Gegenpol zu Erzählspielen bilden müsste.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 2.06.2017 | 16:54
Man kann darüber reden, ob es nicht wichtigere Aspekte gibt, wenn man nach einer Kategorie sucht.

Was ich getan habe und was mich zu dem Schluss führt, dass sowohl der Begriff "story game" als auch die Linie, die Robbins damit zieht gegenüber anderen Unterschieden vernachlässigbar ist und kaum Mehrwert bietet. Für mich ist ein vages die-Geschichte-beeinflussen-können nichts, was PbtA oder Hillfolk oder Kagematsu im Wesentlichen auszeichnet und selbst wenn, warum nenne ich gerade das "story game" und nicht z.B. Rollenspiele mit vorgefertigten Geschichten in Form von Szenarios oder so. Vielleicht ist das auf einem harten Oldschool-Hintergrund anders oder wenn man entscheidet, dass Gummipunkte und PbtA gerade noch gehen, aber nichts darüber hinaus. Da kann man die eigene Linie ja ziehen, wo man möchte. Aber deswegen soll ich dann einen Begriff wie "story game" benutzen, der nichts kommuniziert, was ich persönlich wichtig und an den entsprechenden Systemen wesentlich finde, der gegenüber Rollenspiel oder Indie-Rollenspiel keinen Vorteil hat?

Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 2.06.2017 | 17:01
Über die Begriffe selbst lässt sich wieder streiten - mit Adenturegame bin ich auch nicht ganz glücklich, aber die Trennlinie ist meines Erachtens genau getroffen: Die Art und Perspektive, aus der Entscheidungen getroffen werden. Und das prägt entscheidend das Spielgefühl.

Und bei genügend breiter Definition von "Story" ist halt alles Story. Den Knackpunkt würde ich da sehen, wo eben der Spieler direkt und gezielt auf die Story zugreift, um sie seinen Idealvorstellungen anzunähern ohne sich auf die Möglichkeiten und die Limitationen seiner Figur zu beschränken, also indirekt zu handeln.

Würfel sind da ganz weit weg meines Erachtens. Man könnte als Beispiel problemlos ein ansonsten völlig traditionelles, gar regelschweres Rollenspiel auf Amberart bauen mit entsprechend dicken Modifikatortabellen, um der schwammigen Willkür des Originals entgegen zu wirken: 0 Würfel, 0 "Storyerzeugen"-fokus

@ Wellentänzer:
Da hast du tatsächlich eine dritte Art gefunden, welche auch des öfteren mit beiden anderen Arten kollidiert, also tatsächlch eigenständig zu betrachten wäre. Fehlt noch ein griffiger Name - "Avatarspiel" vielleicht, weil es letztlich der Spieler verpackt beim Durchsetzen seiner Interessen in der Spielwelt ist?
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Chiarina am 2.06.2017 | 17:09
Zitat von: Ucalegon
Für mich ist ein vages die-Geschichte-beeinflussen-können nichts, was PbtA oder Hillfolk oder Kagematsu im Wesentlichen auszeichnet

Viele Diskussionen hier im Tanelorn lesen sich so, als würden sie genau dieser Thematik wegen geführt. Denke an die Stränge über "Meta-Ressourcen - ja oder nein?". Es gibt Spieler, für die es wichtig ist, ob sie die Geschichte beeinflussen können oder nicht. Da bin ich ziemlich sicher.

Zitat von: Ucalegon
[...]warum nenne ich gerade das "story game" und nicht z.B. Rollenspiele mit vorgefertigten Geschichten in Form von Szenarios oder so.

Der Name leitet sich davon ab, womit sich die Spieler beschäftigen. Beim Story Game erschaffen die Spieler die Story. Beim Gegenbegriff spricht Robbins vom Job, den die Spieler erledigen: das Abenteuer knacken. Deswegen heißt das dann eben Adventure Game.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: am 2.06.2017 | 17:10
@ Wellentänzer:
Da hast du tatsächlich eine dritte Art gefunden, welche auch des öfteren mit beiden anderen Arten kollidiert, also tatsächlch eigenständig zu betrachten wäre. Fehlt noch ein griffiger Name - "Avatarspiel" vielleicht, weil es letztlich der Spieler verpackt beim Durchsetzen seiner Interessen in der Spielwelt ist?

Ne. OSR ist doch ne Unterform dessen, was da mit Adventure Game gemeint ist. Bei aller Liebe: die Unterscheidung taugt nicht. Ich bin wirklich kein Freund von Definitionskriegen. Deshalb verdufte ich auch schnell wieder. Trotzdem schnell ein konstruktiver und zugegeben hemdsärmeliger Beitrag:

Zitat

In einem Erzählspiel trifft mindestens einer der Beteiligten Entscheidungen am Spieltisch unter dramaturgischen Gesichtspunkten. In einem Abenteuerspiel ist das nicht der Fall. Beides sind Unterformen des Rollenspiels.

Aus der Hüfte. Sollte gemäß meines Bauchgefühls. aber weit mehr abdecken als die Unterscheidung von diesem Robbins. Darum gehts nämlich doch in einem Erzählspiel. Deshalb macht Dogs und Polaris und Kagematsu den ganzen Aufriss mit Erzählrechten und Zeugs. Deshalb drehen SL in klassischen Rollenspielen die Würfel. Deshalb gibts Aspekte in FATE.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 2.06.2017 | 17:14
Den Knackpunkt würde ich da sehen, wo eben der Spieler direkt und gezielt auf die Story zugreift, um sie seinen Idealvorstellungen anzunähern ohne sich auf die Möglichkeiten und die Limitationen seiner Figur zu beschränken, also indirekt zu handeln.

Und genau das ist ein Punkt, wo ich viele hervorragende Rollenspiele grob falsch charakterisiert sehe und der Grund für meine Abneigung gegen die Idee vom gemeinsamen Geschichtenerzählen. Zuletzt habe ich den Weltengeist anläßlich seines SL-Manifests darauf hingewiesen.  Nur weil FATE weitestgehend ein Selbstbedienungsladen ist oder meinetwegen Archipelago mit seinem skandinavischen "play to loose" so funktioniert - man hat trotzdem immer noch die Anweisungskarten - gilt das nicht automatisch überall, wo mit der Tradition des Handelns nur über die Figur gebrochen wird.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Chiarina am 2.06.2017 | 17:19
Zitat von: Ucalegon
Nur weil FATE weitestgehend ein Selbstbedienungsladen ist oder meinetwegen Archipelago mit seinem skandinavischen "play to loose" so funktioniert - man hat trotzdem immer noch die Anweisungskarten - gilt das nicht automatisch überall, wo mit der Tradition des Handelns nur über die Figur gebrochen wird.

Das streitet doch auch niemand ab!

Ist jetzt gut. Es geht hier nicht weiter. Tschüss bis zum nächsten Mal.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 2.06.2017 | 17:22
Ne. OSR ist doch ne Unterform dessen, was da mit Adventure Game gemeint ist. Bei aller Liebe: die Unterscheidung taugt nicht. Ich bin wirklich kein Freund von Definitionskriegen. Deshalb verdufte ich auch schnell wieder. Trotzdem schnell ein konstruktiver und zugegeben hemdsärmeliger Beitrag:

Aus der Hüfte. Sollte gemäß meines Bauchgefühls. aber weit mehr abdecken als die Unterscheidung von diesem Robbins. Darum gehts nämlich doch in einem Erzählspiel. Deshalb macht Dogs und Polaris und Kagematsu den ganzen Aufriss mit Erzählrechten und Zeugs. Deshalb drehen SL in klassischen Rollenspielen die Würfel. Deshalb gibts Aspekte in FATE.

Hm ja, wäre auch eine besser passende Definition für den storyteil nach einer 3-Teilung.
Aber, wenn es um eine Einteilung des Spiels an sich geht, muss dieses Primat aber auch formell verankert und damit allgemeingültig sein. Sonst wäre ja im Umkehrschluss ein Erzählspiel, wo jemand versucht in seiner Figur zu bleiben, plötzlich ein "Abenteuerspiel".

Letztlich wären wir da dann aber wieder beim GDS-Threefold aus Urzeiten angelangt.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: am 2.06.2017 | 17:29
Hm ja, wäre auch eine besser passende Definition für den storyteil nach einer 3-Teilung.
Aber, wenn es um eine Einteilung des Spiels an sich geht, muss dieses Primat aber auch formell verankert und damit allgemeingültig sein. Sonst wäre ja im Umkehrschluss ein Erzählspiel, wo jemand versucht in seiner Figur zu bleiben, plötzlich ein "Abenteuerspiel".

Letztlich wären wir da dann aber wieder beim GDS-Threefold aus Urzeiten angelangt.

Nein. Es geht um dramaturgisch motivierte Entscheidungen. Die gibt es im OSR nicht. Da wollen wir Leute schlicht "gewinnen". Herausforderungen überwinden, Monster erschlagen, clevere Ideen zur Geltung bringen. Allesamt Entscheidungen innerhalb der Regeln und ohne dramaturgisches INteresse.

Wenn in einem regeltechnisch vielleicht wie ein Erzählspiel funktionierenden Spiel NIEMAND dramaturgisch motivierten Entscheidungen trifft, dann ist das halt ein Abenteuerspiel. So wie ein regeltechnisch wie ein Abenteuerspiel wirkendes Spiel, in dem der SL fleißig railroadet, zum Erzählspiel wird. Für Letzteres gibts ja sogar einen etablierten Begriff: Erzählonkel. Ersteres hingegen kenne ich nicht. Wer spielt schon Dogs oder Polaris in einer Runde, in der niemand dramaturgische motivierte Entscheidungen trifft. In den Spielregeln selbst ist ja ein ganz anderes Konzept angelegt.

Mir scheint der Unterschied zwischen Erzählspiel und Abenteuerspiel damit erschöpfend dargelegt zu sein. Kann sein, dass ich was übersehe. Glaube ich aber eher nicht. Und weitere Kategorien halte ich ebenfalls für unwahrscheinlich.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 2.06.2017 | 17:38
Nein. Es geht um dramaturgisch motivierte Entscheidungen. Die gibt es im OSR nicht. Da wollen wir Leute schlicht "gewinnen". Herausforderungen überwinden, Monster erschlagen, clevere Ideen zur Geltung bringen. Allesamt Entscheidungen innerhalb der Regeln und ohne dramaturgisches INteresse.

Wenn in einem regeltechnisch vielleicht wie ein Erzählspiel funktionierenden Spiel NIEMAND dramaturgisch motivierten Entscheidungen trifft, dann ist das halt ein Abenteuerspiel. So wie ein regeltechnisch wie ein Abenteuerspiel wirkendes Spiel, in dem der SL fleißig railroadet, zum Erzählspiel wird. Für Letzteres gibts ja sogar einen etablierten Begriff: Erzählonkel. Ersteres hingegen kenne ich nicht. Wer spielt schon Dogs oder Polaris in einer Runde, in der niemand dramaturgische motivierte Entscheidungen trifft. In den Spielregeln selbst ist ja ein ganz anderes Konzept angelegt.

Mir scheint der Unterschied zwischen Erzählspiel und Abenteuerspiel damit erschöpfend dargelegt zu sein. Kann sein, dass ich was übersehe. Glaube ich aber eher nicht. Und weitere Kategorien halte ich ebenfalls für unwahrscheinlich.

mit den dramatischen Entscheidungen wäre das D aus GDS abgedeckt, die gamistischen würden sich unter G wiederfinden und die Spieler mit dem Fokus auf dencharakterudn seien Umgebung unter S.

Ich wollte nie behaupten OSR-Spieler machen dramatisch-motivierte Entscheidungen.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Chiarina am 2.06.2017 | 17:42
Zitat von: Wellentänzer
So wie ein regeltechnisch wie ein Abenteuerspiel wirkendes Spiel, in dem der SL fleißig railroadet, zum Erzählspiel wird.

Vielleicht solltest auch du den Robbins Artikel nochmal lesen. Besonders den letzten Absatz!
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: am 2.06.2017 | 17:48
mit den dramatischen Entscheidungen wäre das D aus GDS abgedeckt, die gamistischen würden sich unter G wiederfinden und die Spieler mit dem Fokus auf dencharakterudn seien Umgebung unter S.

Ich wollte nie behaupten OSR-Spieler machen dramatisch-motivierte Entscheidungen.

Lös Dich einfach von der Forge. Die Unterscheidung in G und N und S ist doch hanebüchen und durch nichts zu rechtfertigen. Wenn sich schon mal eine Gelegenheit ergibt und sich eine sinnvollere Unterscheidung von Rollenspielen anbietet, sollte man diese Chance ergreifen. Der Kern des Unterschieds zwischen Erzählspiel und Abenteuerspiel ist die Dramaturgie. Das bekommt man mit der Forge oder Threefold und Konsorten nicht hin. Aber letztendlich soll meinetwegen jeder die gewünschte Modellbildung betreiben. Ich meine halt, eine für mich hinreichend nützliche und zutreffende Definition gefunden zu haben.

Vielleicht solltest auch du den Robbins Artikel nochmal lesen. Besonders den letzten Absatz!

Da stimme ich durchaus zu mit Ausnahme des letzten Satzes:

Zitat
If you think about it, since the very dawn of RPGs players have been playing adventure games but GMs have been playing story games. GMs have always had the power to affect the game outside of any particular characters they control. It’s what GMs do.

Das ist in meinen Augen vollkommener Quark, weil er nicht differenziert. Denn dann wäre, wie Robbins selbst feststellt, jeder SL ein Story Gamer. Und wo es keine Differenzierung gibt, da ist der Begriff unnütz. Mit "meiner" Definition von oben hingegen ergibt es hingegen viel mehr Sinn, zwischen Story Gamern und Adventure Gamern zu unterscheiden.

Deine BEgeisterung, Chiarina, für diesen Robbins also in allen Ehren: ich teile die nicht, sondern würde dem wirklich ganz grundlegende VErständnisprobleme attestieren. "Irgendwie" meint der vielleicht das "richtige", verheddert sich aber fatal in seinen eigenen Scheuklappen. Klingt vermutlich fürchterlich arrogant von mir, isses vielleicht auch. Aber hey: für korrekt halte ich das dennoch und kenne keine Gegenargumente.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Chiarina am 2.06.2017 | 17:52
Der Artikel handelt - bis auf den letzten Absatz - von dem, was Spieler tun, nicht von dem, was Spielleiter tun.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: am 2.06.2017 | 17:56
Der Artikel handelt - bis auf den letzten Absatz - von dem, was Spieler tun, nicht von dem, was Spielleiter tun.

...was zusätzlich wenig sinnvoll ist angesichts einer angestrebten Unterscheidung von Spielen, bei denen die Rollenidentität zwischen Spielern und Spielleitern häufig bewusst dekonstruiert wird. Stichwort spielleiterlos, Player Empowerment etc. Deshalb sollte man meiner Ansicht nach einfach von "Beteiligten" sprechen und umschifft damit eine Unterscheidung zwischen Spielern und Spielleitern. Alternativ kann man meinetwegen auch den Spielleiter als spezifische Ausprägung des Spielers auffassen, aber damit erzeugt man nur neue Verunsicherung.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Chiarina am 2.06.2017 | 18:01
Bei den "Beteiligten" wird aber differenziert. Du sagtest eben, die Unterscheidung sei sinnlos, weil keine Differenzierung vorliegt. Auf Spielleiter bezogen stimmt das, um die geht´s aber nicht. Ich sage: Es liegt eine Differenzierung vor.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: am 2.06.2017 | 18:05
Bei den "Beteiligten" wird aber differenziert. Du sagtest eben, die Unterscheidung sei sinnlos, weil keine Differenzierung vorliegt. Auf Spielleiter bezogen stimmt das, um die geht´s aber nicht. Ich sage: Es liegt eine Differenzierung vor.

Nein. Aber ich äußere mich abseits eines Ratschlags dazu jetzt nicht mehr weiter. Lies Dir vielleicht nach ner Mütze Schlag alles noch mal in Ruhe durch. Manchmal hat man Unrecht und liegt falsch. Das ist weder schlecht noch peinlich noch Zeichen von Dummheit oder sonstewas. Ist mir - auch hier im Forum - schon sehr häufig passiert und ich gebe mir Mühe, das dann einzuräumen. Manchmal schaffe ich das nicht. Find ich dann rückblickend immer uncool von mir.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Chiarina am 2.06.2017 | 18:19
Nur nochmal für die anderen Mitleser hier ein Teil meines ersten Posts.

Zitat von: Chiarina
In einem Story Game kann ein Spieler das Geschehen auch über die fiktiven Möglichkeiten seines Charakters hinaus beeinflussen... weil er es als Spieler beeinflussen möchte.
Den Gegenentwurf, bei dem das nicht möglich ist, nennt Robbins übrigens "adventure game" (~ D&D, etc.). Er sagt, das sei der entscheidende Unterschied.

Da ist die Differenzierung. Man kann sich darüber unterhalten, ob die Differenzierung nützlich ist. Man kann sich aber nicht darüber unterhalten, ob das eine Differenzierung ist. Es ist eine.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 2.06.2017 | 18:55
@Chiarina: Was sagst du denn zu Wellentänzers Alternative?

Was ist mit denen, die ein klassisches, storylastiges Szenario spielen, z.B. in Cthulhu, weil sie sehen wollen, wo das Szenario ihre Figur hintreibt bzw. umgekehrt. Worin unterscheiden die sich bspw. von einem Spieler, der in Kagematsu eine Szene für seine Dorffrau aufsetzt (gesetzt den Fall die Spielerin von Kagematsu gestattet das), um zu sehen wo Interaktion und System seine Dorffrau hintreiben bzw. umgekehrt? Für beide ist doch die Frage, ob und in welchem Umfang das System einen Eingriff von nicht-SL-Seite erlaubt, wenigstens im Hinblick auf unsere Frage hier vollkommen irrelevant.   
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 2.06.2017 | 19:44
Ein Erklärungsmodell mit sauberer Trennung der Definitionen ist so gesehen (vermutlich) unmöglich.
"ST" und "Adv" haben beide zu viele unterschiedliche Schnittmengen.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 2.06.2017 | 21:20
Lös Dich einfach von der Forge. Die Unterscheidung in G und N und S ist doch hanebüchen und durch nichts zu rechtfertigen. Wenn sich schon mal eine Gelegenheit ergibt und sich eine sinnvollere Unterscheidung von Rollenspielen anbietet, sollte man diese Chance ergreifen. Der Kern des Unterschieds zwischen Erzählspiel und Abenteuerspiel ist die Dramaturgie. Das bekommt man mit der Forge oder Threefold und Konsorten nicht hin. Aber letztendlich soll meinetwegen jeder die gewünschte Modellbildung betreiben. Ich meine halt, eine für mich hinreichend nützliche und zutreffende Definition gefunden zu haben.

Da stimme ich durchaus zu mit Ausnahme des letzten Satzes:

Das ist in meinen Augen vollkommener Quark, weil er nicht differenziert. Denn dann wäre, wie Robbins selbst feststellt, jeder SL ein Story Gamer. Und wo es keine Differenzierung gibt, da ist der Begriff unnütz. Mit "meiner" Definition von oben hingegen ergibt es hingegen viel mehr Sinn, zwischen Story Gamern und Adventure Gamern zu unterscheiden.

...

GDS ist deutlich älter als die Forgeverhunzung GNS davon.
Und das D in GDS war genau für Drama.

Mit der Kritik an dem letzten Satz hast du allerdings recht.
Der SL (wo es ihn gibt)  wirkt nicht über eine einzelne Figur, weil das nicht seine Funktion ist.
Aber sein Handlung ist (oder sollte) wieder von dem Ziel der Bereitstellung einer entsprechenden Spielumgebung geleitet sein, welche wiederum den Spielertypen zuzuordnen ist.
Da er aber damit für gewisse Spielerlebnisse notwendig ist bzw. sonst Spieler andere Funktionen mtübernehmen müssen/dürfen, ist die Aussage zur Spielleiterexistenz eben auch ein Hinweis.

Was ist mit denen, die ein klassisches, storylastiges Szenario spielen, z.B. in Cthulhu, weil sie sehen wollen, wo das Szenario ihre Figur hintreibt bzw. umgekehrt. Worin unterscheiden die sich bspw. von einem Spieler, der in Kagematsu eine Szene für seine Dorffrau aufsetzt (gesetzt den Fall die Spielerin von Kagematsu gestattet das), um zu sehen wo Interaktion und System seine Dorffrau hintreiben bzw. umgekehrt? Für beide ist doch die Frage, ob und in welchem Umfang das System einen Eingriff von nicht-SL-Seite erlaubt, wenigstens im Hinblick auf unsere Frage hier vollkommen irrelevant.   

Was soll an Cthulhu eigentlich storylastiger sein als z.B. D&D?
Es gibt eine gesetzte Welt mit ihren Problemen und Konflikten und die Charaktere interagieren damit.

Das wäre genau der Unterschied zu dem Beispiel, wo sich der Spieler quasi selbst die Szene (und/oder ggf auch die Lösung?, zumindest in manchen Erzählspielen z.B. per ressourcen gekauft  )vorlegt.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 2.06.2017 | 21:58
Man muss das Rad nicht neu erfinden. Man kann einfach mal einen Blick auf unsere große Schwester, die Literatur, werfen. Dort gibt es im Prinzip die folgenden Gruppierungen:
- Sachbücher/Doku
- Lyrik
- Belletristik (Prosa und Drama)

Lyrik wäre mal ein interessanter experimenteller Ansatz für das RPG. Da ich Lyrik beim Pen&Paper aber noch nie erlebt habe, streiche ich den Punkt erstmal. Bleiben also noch Doku und Belletristik. Diese beiden Schwerpunkte kann man auch beim RPG vorfinden:
- Bei einer Sorte von RPG schaut man kühl und distanziert auf die Spielwelt und will etwas in Erfahrung bringen. Das sind hauptsächlich "Was wäre wenn"-Fragen. Aber es können auch moralische Dilemmata oder dergleichen sein. Wichtig ist hierbei, dass der Aspekt "Ich will etwas lernen" im Vordergrund steht.
- Bei der anderen Sorte von RPG will man abtauchen. Man will die reale Welt für einen kurzen Moment vergessen und sich ganz in der Welt wiederfinden, die durch die Literatur/das Rollenspiel erschaffen wird.

Neben diesen beiden Aspekten gibt es noch einen dritten Aspekt, der in der Literatur nicht vorkommt: Der Spiel-Aspekt.
- Ich will Herausforderungen meistern. Mir werden Probleme vorgesetzt und ich versuche, diese Probleme zu lösen.

Wenn ich also ein Modell fürs RPG entwickeln müsste, würde ich mir die Literatur als Vorbild nehmen, diese leicht abändern und hätte dann das DBS-Modell: Doku, Belletristik, Spiel.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 2.06.2017 | 22:17
Was soll an Cthulhu eigentlich storylastiger sein als z.B. D&D?
Es gibt eine gesetzte Welt mit ihren Problemen und Konflikten und die Charaktere interagieren damit.

Das wäre genau der Unterschied zu dem Beispiel, wo sich der Spieler quasi selbst die Szene (und/oder ggf auch die Lösung?, zumindest in manchen Erzählspielen z.B. per ressourcen gekauft  )vorlegt.

Ich kenne kaum D&D Abenteuer, das ist alles. Cthulhu lag für mich nahe, weil es viele recht aufwendige Szenarios gibt.

Meine Frage bleibt - und so geht es zumindest mir persönlich mit vorgefertigten Szenarios: Wo ist der Unterschied zwischen einer selbst vorgelegten - schönes Wort dafür - Szene und einer die aus einem Szenario oder von der SL kommt, wenn mich bei beiden letztlich dasselbe interessiert, nämlich wo es für meine Figur hingeht und welche Auswirkungen das auf den weiteren Spielverlauf hat. Etwas ganz anderes ist es - und deswegen bestehe ich ja so hartnäckig darauf, hier nicht einfach alles in einen Topf zu werfen - wenn ich meine Auflösungen dann einfach selbst kaufen oder erzählen kann. 

Bleiben also noch Doku und Belletristik. Diese beiden Schwerpunkte kann man auch beim RPG vorfinden:
- Bei einer Sorte von RPG schaut man kühl und distanziert auf die Spielwelt und will etwas in Erfahrung bringen. Das sind hauptsächlich "Was wäre wenn"-Fragen. Aber es können auch moralische Dilemmata oder dergleichen sein. Wichtig ist hierbei, dass der Aspekt "Ich will etwas lernen" im Vordergrund steht.
- Bei der anderen Sorte von RPG will man abtauchen. Man will die reale Welt für einen kurzen Moment vergessen und sich ganz in der Welt wiederfinden, die durch die Literatur/das Rollenspiel erschaffen wird.

Den Vergleich finde ich eigenartig. Warum sollte sich das gegenseitig ausschließen? Als distanziert würde ich vielleicht Microscope beschreiben, wo es nur beim Reinzoomen Szenen gibt, in denen einzelne Figuren auftauchen. Und selbst da spricht für mich erstmal nichts dagegen, dass z.B. ein Sense of Wonder entsteht.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 2.06.2017 | 22:36
Den Vergleich finde ich eigenartig. Warum sollte sich das gegenseitig ausschließen?
Ich sage doch gar nicht, dass sich das gegenseitig ausschließt. Gerade bei Schulbüchern findet man eine Kombination aus beiden: Es ist zum einem ein Fachbuch, wo du etwas lernst, zum anderen wird das ganze durch Geschichten aufgelockert. Du lernst die Sachen dort durch die Geschichten.
Klassische Kombi von Doku und Belletristik.

Aber dass es solche Kombos gibt, ändert nichts daran, dass Doku und Belletristik als zwei verschiedene Konzepte betrachtet werden.

PS: Microscope habe ich noch nie gespielt.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 2.06.2017 | 22:42
Ich kenne kaum D&D Abenteuer, das ist alles. Cthulhu lag für mich nahe, weil es viele recht aufwendige Szenarios gibt.

Meine Frage bleibt - und so geht es zumindest mir persönlich mit vorgefertigten Szenarios: Wo ist der Unterschied zwischen einer selbst vorgelegten - schönes Wort dafür - Szene und einer die aus einem Szenario oder von der SL kommt, wenn mich bei beiden letztlich dasselbe interessiert, nämlich wo es für meine Figur hingeht und welche Auswirkungen das auf den weiteren Spielverlauf hat. Etwas ganz anderes ist es - und deswegen bestehe ich ja so hartnäckig darauf, hier nicht einfach alles in einen Topf zu werfen - wenn ich meine Auflösungen dann einfach selbst kaufen oder erzählen kann. 


Die Szene selber zu setzen ist halt aus den entsprechenden anderen Blickwinkeln schon ein halbes Kaufen, denn die damit gesetzten Details und Einblicke beeinflussen das Ergebnis.
Dazu artet das an manchen Tischen auch zum Spotlightgrabben aus bzw. verwischen die Grenzen zwischen Startsetzung und Ablaufvorbestimmung dabei, weil der Spieler wie manche SL mit einer solchen gesetzten Situation auch schon einen bestimmten Ablauf/Plot verbindet.

Außerdem erfordert es einen enstprechenden Perspektivwechsel, welcher von manchen zumindest mitten im Spiel als störend empfunden wird.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 27.12.2017 | 15:20
Kurze shownotes (von mir) und Link zum Game of Casts (https://penandpodcast.de/episodes/pen-podcast-s01e19-part-02-game-of-casts/), wo auf Vorschlag des 3W6 Podcasts mit Leuten vom Pen & Podcast, System Matters, dem Eskapodcast und den Teilzeithelden neben anderen Themen immerhin knappe 40 Minuten über das Thema Erzählspiele diskutiert wurde.

00:43:00 Einleitung von 3W6 zur Frage, was Erzählspiele überhaupt sind.

00:50:40 Erste Frage: System Matters wollen wissen, ob Erzählspiele nur was für Runden voller (ausgebrannter) SL sind.

00:52:49 Die Diskussion driftet leider sofort zur Definition zurück. Es geht vage darum, welche Rolle Regeln spielen. Viele namedrops in kurzer Folge: Fate, Pendragon, AD&D, OSR, Blades in the Dark, Numenera.

01:04:39 3W6 versuchen einen Strich unter die Diskussion zu ziehen und widersprechen deutlich der These, Erzählspiel sei eine Spielstilfrage und man könne auch "das Telefonbuch als Erzählspiel spielen."

01:06:37 Die Frage (von System Matters) nach der Top 3 der Erzählspiele geht leider unter bzw. wird allenthalben mit Ten Candles beantwortet.

01:07:07 Pen & Podcast sind sich uneins darüber ob Erzählspiele "Kulturgut" oder "Hype" sind.

01:12:58 Vom Eskapodcast kommt die spannende Frage, ob Erzählspiele auch mit verschiedenen Spielertypen funktioniert.

01:13:58 Nachdem auch diese Frage eher untergeht, stellen 3W6 als Reaktion auf die Kritik vom Pen & Podcast klar, dass sie alte Rollenspiele nicht abschaffen wollen.

01:16:18 System Matters werden gefragt, ob ihre Produkte Erzählspielcharakter haben.

01:18:05 Die Teilzeithelden machen darauf aufmerksam, dass der Begriff Erzählspiele "inflationär" benutzt wird.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Krassgeilertyp am 27.12.2017 | 16:19
Ich sehe beim Rollenspiel drei Interessenkerne:

1. Erzählung (die Story selbst, Dialoge, Konflikte, Stimmung)
2. Taktik als Sport (Battlemaps, Kombinationen finden, Zahlen verarbeiten, Taktiken herausarbeiten)
3. Sozialisieren (Leute kennenlernen, Hobbyverständnis austauschen, Bierchen trinken, Metawitze)

Es gibt Spieler die eine Kombination dieser 3 Elemente interresant finden, manche nur 2 und manche nur eines davon.

Ein Spielsystem bedient diese Elemente in verschiedener Gewichtung. Ein Spieler mit dieser oder ähnlicher Gewichtung wird damit wohl am glücklichsten.
Und die Mitspieler untereinander dürfen von der Gewichtung ebenfalls nicht enorm abweichen um ein gutes Spiel zu ermöglichen.

Erzählrollenspiel ist wohl eine starke Gewichtung auf Kern 1.
Rollenspiel an sich gibt es meiner Meinung nach nicht und ist nur ein Überbegriff.

Die Übergänge sind oft fliessend und werden aus der Gruppendynamik und der Nutzung des Systems geboren.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 27.12.2017 | 16:34
Ich sehe beim Rollenspiel drei Interessenkerne:

1. Erzählung (die Story selbst, Dialoge, Konflikte, Stimmung)
2. Taktik als Sport (Battlemaps, Kombinationen finden, Zahlen verarbeiten, Taktiken herausarbeiten)
3. Sozialisieren (Leute kennenlernen, Hobbyverständnis austauschen, Bierchen trinken, Metawitze)

...

4. Basteln/Modellbau und dann Ausprobieren

Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Krassgeilertyp am 27.12.2017 | 20:54
4. Basteln/Modellbau und dann Ausprobieren
Meinst du damit Figuren bemalen etc.?  ala Warhammer? Das ist meines Erachtens eine Art Parallelhobby und hat mit dem Oberbegriff Rollenspiel nichts zu tun. Das fällt wenn denn als Unterkategorie in 2. rein, da nur Battlemapper das als zugehörig empfinden können.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Bildpunkt am 27.12.2017 | 21:28
4  (Impro-)Theater spielen ...eine Rolle halt

kommt bei Punkt 1 eher nicht so raus ist aber mE zentral
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 27.12.2017 | 21:44
Meinst du damit Figuren bemalen etc.?  ala Warhammer? Das ist meines Erachtens eine Art Parallelhobby und hat mit dem Oberbegriff Rollenspiel nichts zu tun. Das fällt wenn denn als Unterkategorie in 2. rein, da nur Battlemapper das als zugehörig empfinden können.

Nein, einen bestimmten Charakter  - oft mit bestimmten ungewöhnlichen Fertigkeiten oder aber auch Defiziten und Problemen - (als Spieler), durch den Charakter in der Spielwelt (z.B. eine Kathedrale bauen) oder als SL (eine entsprechendes Setting bzw. oft auch nur einen Ausschnitt davon)

Zu schauen, wie weit komme ich mit dem Konzept, wie gut funktioniert es, wie "echt" fühlt es sich an.

OK, übersehen:
5. Immersion -erleben, wie es wäre tatsächlich da zu sein.
ist tatsächlich noch einmal davon zu unterscheiden.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 28.12.2017 | 01:05
Rollenspiel ist es, wenn der Spieler eine Rolle verkörpert und durch diese agiert.

Bei einem Erzählspiel verkörpern die Spieler mehrere Rollen. Die Geschichte steht im Mittelpunkt und man kann mehrere Rollen verwenden, um die Geschichte vorwärts zu bekommen.

Und ja, beim klassischen Rollenspiel sind nur die Spieler Rollenspieler. Der SL ist im Prinzip ein Erzählspieler. Daher macht es auch keinen großen Unterschied, ob man ein SL beim RPG oder ein Spieler beim Erzählspiel ist. Das, was man tut, ist in beiden Fällen sehr ähnlich.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Krassgeilertyp am 28.12.2017 | 10:45
Also Immersion und Improtheater gehört für mich zu Kern 1.
Vielleicht wäre ein anderer Name besser.

1. ?
2. Taktik
3. Sozialisieren

Ziel der These ist es, die grundverschiedenen Interessen abzugrenzen.

Normalerweise sind Immersion, Improtheater und das Interesse an Dialog und Story bei den gleichen Spielerntypen zu finden.
Es sollen ja Kerninteressen sein und keine Teilinteressen.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 28.12.2017 | 11:17
Also Immersion und Improtheater gehört für mich zu Kern 1.
Vielleicht wäre ein anderer Name besser.

1. ?
2. Taktik
3. Sozialisieren

Ziel der These ist es, die grundverschiedenen Interessen abzugrenzen.

Normalerweise sind Immersion, Improtheater und das Interesse an Dialog und Story bei den gleichen Spielerntypen zu finden.
Es sollen ja Kerninteressen sein und keine Teilinteressen.

Ganz entschiedener Widerspruch!!!

Eigentlich ist das schon wieder direkt am Kern von Erzähl vs. Rollenspiel.

Ich les jetzt nciht noch mal alles hier ob ich das schon gesagt habe, aber ich mach den Kernunterschied (auch wenn es innerhalb dieser Lager wieder teils inkompatible Untergruppen gibt) an 2 Elementen fest:

A) Weg - Der Betreffende will im Rahmen des Spiels die Figur bzw das Setting direkt erkunden/erleben bzw. eine Facette davon. Dabei sind die vorab festgelegten Regeln/Setzungen relevant und deren weiterführende konsistente Beachtung Teil dieser Erkundung. Auch wenn ein betsimmtes Ergebnis erwünscht oder erhofft ist, ist das Ergebnis letztlcijh offen udn ein Scheitern wird als Teil des Erlebnisses akzeptiert.

B) Ziel - Der Betreffende zieht seinen Spielspaß aus dem Erreichen eines bestimmten zumindest in den entscheidenden Elementen vorab als Ideal stehenden Zustands. Abweichungen werden als Mangel empfunden. Das Setting mit seiner internen Logik und die Regeln sind nur ein im Zweifel nachrangiges Element und eher Kulisse als eigenständig interagierendes Tel des Spiels. Entsprechend finden viele entscheidende Entscheidungen auch nicht anhand Kriterien innerhalb der Spielwelt aondern auf der Metaeben statt.

Wobei es bei den "Immersionisten" offenbar einen Riss genau nach dieser Unteerscheidung gibt. EIn paar Immersionisten wollen das Leben des Charakters "in time" erleben inkl. möglicher Überraschungen, die anderen wollen das Leben, welches sie sich füpr den Charakter vorstellen "nacherleben" und dabei stören dann unerwartete Schicksalseinflüsse, welche den Charakter ggf. einschlägig verändern.

Aber beide haben nichts direkt mit Leuten zu tun, welche bestimmte Arten von Story, sei es bezgl. Genrekonventionen oder klassischen Spannungsbögen präferieren.


Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Bildpunkt am 28.12.2017 | 11:27
also Weg = ROLLENspiel ; Ziel = RollenSPIEL  ???
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 28.12.2017 | 11:34
also Weg = ROLLENspiel ; Ziel = RollenSPIEL  ???

Nein, Rollenspiel vs. Erzählspiel.

Bei Weg edit: Ziel ist sowohl Spiel raus (wegen primär festgelegtem Ausgang) als auch oft Rolle (Wegen Fokus auf Elemente der Metaebene wie "Story" irgendeiner Art, aber auch bei der Ziel-Form von "Buttkicker").
Dafür ist beim Wegspiel die "Erzählung"(nach weiter rudimentärer Deifinition von Erzählung, die quasi nicht zu vermeiden ist vs. "guter", weil erzählerischen Qualitäts-/Wunschmerkmalen genügenden Erzählung)  weitestgehend zufälliger Qualität und kein erklärtes Ziel und damit für daran interessierte suboptimal. 

Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 28.12.2017 | 11:54
Nein, Rollenspiel vs. Erzählspiel.

Bei Weg ist sowohl Spiel raus (wegen primär festgelegtem Ausgang) als auch oft Rolle (Wegen Fokus auf Elemente der Metaebene wie "Story" irgendeiner Art, aber auch bei der Ziel-Form von "Buttkicker").

Das soll "bei Ziel ist..." heißen, d.h. Erzählspiele sind gemeint, oder?

Das hatten wir ja oben schonmal angerissen, aber der Klarheit wegen: Ein Szenario mit einem vorgefertigten Plot gehört zu Ziel/Erzählspiel?
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 28.12.2017 | 12:01
Das soll "bei Ziel ist..." heißen, d.h. Erzählspiele sind gemeint, oder?

Das hatten wir ja oben schonmal angerissen, aber der Klarheit wegen: Ein Szenario mit einem vorgefertigten Plot gehört zu Ziel/Erzählspiel?

Worauf beziehst du dich bei "bei Ziel ist"?
Wenn der "vorgefertigte Plot" das ist, was ich vermute, dann ja: Zielspiel/Erzählspiel.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 28.12.2017 | 12:13
Worauf beziehst du dich bei "bei Ziel ist"?
Wenn der "vorgefertigte Plot" das ist, was ich vermute, dann ja: Zielspiel/Erzählspiel.

Du sprichst oben zweimal von Wegspiel, "Bei Weg ist sowohl Spiel raus..." und "Dafür ist beim Wegspiel..." Daher die Nachfrage.

@Plot: D.h. wenn du den Unterschied zwischen Weg und Ziel ausmachst, dann entspricht das doch Wellentänzers Definition von hier (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,102715.msg134500210.html#msg134500210):

Zitat
In einem Erzählspiel trifft mindestens einer der Beteiligten Entscheidungen am Spieltisch unter dramaturgischen Gesichtspunkten. In einem Abenteuerspiel ist das nicht der Fall. Beides sind Unterformen des Rollenspiels.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 28.12.2017 | 12:18
Du sprichst oben zweimal von Wegspiel, "Bei Weg ist sowohl Spiel raus..." und "Dafür ist beim Wegspiel..." Daher die Nachfrage.

@Plot: D.h. wenn du den Unterschied zwischen Weg und Ziel ausmachst, dann entspricht das doch Wellentänzers Definition von hier (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,102715.msg134500210.html#msg134500210):

Mein Fehler: Bei Ziel ist sowohl Spiel raus ... sollte es richtig heißen.

Erzählspiel wäre eine (wohl die häufigste) Form des Zielspiels.
Abenteuerspiel eine Form des Wegspiels
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Krassgeilertyp am 28.12.2017 | 13:23
Mein Fehler: Bei Ziel ist sowohl Spiel raus ... sollte es richtig heißen.

Erzählspiel wäre eine (wohl die häufigste) Form des Zielspiels.
Abenteuerspiel eine Form des Wegspiels
Ich finde du machst da eine sehr eigene Unterscheidung mit wohl sehr eigenen Erfahrungen.
Die meisten Rollenspieler (jeder Art) werden meistens beides verfolgen, den Weg und das Ziel.

Ansonsten würde ein Zielspieler überglücklich sein, mit einem einzigen Würfelwurf 3 Stufen aufzusteigen. Und diese Sorte ist wohl eher der Einzelfall und keine Kategorie wert.

Fast jeder möchte sowohl eine unterhaltsame Zeit verbringen (sei es sich besaufen und würfeln, aufregende Geschichte erleben oder geile taktische Zwischenkämpfe) bis es letztendlich zum Endziel und einer Belohnung kommt.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 28.12.2017 | 13:24
Dank der Erläuterung verstehe ich jetzt weniger als vorher,  was zu "Wegspiel" und was zu "Zielspiel" gehören soll. Ich hatte da ne klare Idee und du bist da mit dem Bagger drüber   :D
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: alexandro am 28.12.2017 | 13:29
Beide Spiele haben Wege und Ziele.

Modellbau/Ausprobieren ist z.B. keine eigene Kategorie, sondern ein Ziel, welches man über einen bestimmten Weg (Taktik, Wahrscheinlichkeitsmodellierung, Ressourcenspiel) erreichen kann.
Ebenso ist Immersion/Rollenannahme ein Ziel mit dem zugeordneten Weg Weltdarstellung, Charakterzielprogression (aka Story) usw. usf.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 28.12.2017 | 13:38
...
Die meisten Rollenspieler (jeder Art) werden meistens beides verfolgen, den Weg und das Ziel.

Das funktioniert so nicht. Ich kann nur entweder den Weg offen halten oder das Ziel sicher stellen.
Wo es dann zu Abweichungen kommt, kann nur eins von beiden bestehen bleiben.

Ansonsten würde ein Zielspieler überglücklich sein, mit einem einzigen Würfelwurf 3 Stufen aufzusteigen. Und diese Sorte ist wohl eher der Einzelfall und keine Kategorie wert.
? Das kommt auf das Ziel an, aber er wäre vor allem unglücklich, wenn ihm ein Wurf - in welcher Art auch immer- das ziel versaut.

Fast jeder möchte sowohl eine unterhaltsame Zeit verbringen (sei es sich besaufen und würfeln, aufregende Geschichte erleben oder geile taktische Zwischenkämpfe) bis es letztendlich zum Endziel und einer Belohnung kommt.

Nein. So global gilt das gerade nicht, da für eben einen Teil der Spieler eben der Weg dahin entscheidend relevant ist - relevanter als dass das Ziel oder die Belohnung selbst erreicht wird. 


@ Alexandro
Ziel und Weg in engerem Sinn. So weit gegriffen wie du das benutzt ist es wieder völlig sinnfrei, da jedem Ziel dann ein Weg vorausgehen muss und jede Handlung mit einer Zielsetzung beginnt.

Der Knackpunkt ist die Priorisierung des entsprechenden Teilaspekts der Tätigkeit: Ist es wichtiger den "korrekten Weg"(je nach Spielstil kann korrekt hier unterschiedlich besetzt sein)  mit seinen unsicheren Entscheidungen und Resultaten zu verfolgen oder eine gesetzte Vorgabe/Qualität möglichst idealtreu zu erreichen?

Beim Modellbau reizt z.B. die Erstellung und folgend Erprobung eines Konzepts. Klar wünscht man sich einen Erfolg, aber befriedigend ist der nur dann, wenn er auch korrekt erfolgt und nicht weil z.B. auf der Metaebene zusätzlich manipuliert wurde.


 

Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: D. Athair am 28.12.2017 | 13:59
Beide Spiele haben Wege und Ziele.
Auch wenn das grundsätzlich seine Richtigkeit hat, finde ich Maarzans Unterscheidung plausibel. Denn: Es kommt auf die Bewertung von Weg und Ziel an. Beides kann nicht gleichzeitig und gleichermaßen wichtig sein. Entweder man erkennt das Ziel, wenn es erreicht ist oder man hat es vorher relativ genau festgelegt. Entweder die (auch zufälligen) Begegnung am Weg sind essentiell wichtig und haben einen Eigenwert oder eben nicht.

Ist zwar nicht dasselbe - hat aber große Schnittmengen mit meiner Theorie vom alternativen Fokus auf Spiel und Erzählung (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,99828.0.html). Vielleicht ist es eher ein Komplementär, mit dessen Hilfe sich ein Koordinatensystem aufziehen lässt:

... Erzählparadigma und Wegspiel => Storytelling
... Spielparadigma und Zielspiel => (etliche) Story Games [Montsegur 1244, Dogs in the Vinyard, Polaris, ...)
... Spielparadigma und Wegspiel => Abenteuerspiel
... Erzählparadigma und Zielspiel =>

Dazwischen gibt es dann noch jede Menge Spiele, die sich in Bezug auf Spiel/Erzählung oder Weg/Ziel nicht so eindeutig festlegen. Wenn alle 4 Möglichkeiten verfolgt werden, dann kann man mit dem Regelwerk zwar grundsätzliche jede Spielweise umsetzten - wird sich aber umso schwerer tun in der jeweiligen Spielrunde "auf der selben Seite" zu stehen.

... und daran sieht man dann auch das Problem des Begriffs "Erzählspiel". Wenn Zielspiel und Erzählparadigma jeweils mit dem Begriff "Erzählspiel" belegt werden, dann muss der Begriff zwangsläufig ganz Unterschiedliches meinen. 


Edit: Vielleicht sammle ich im Theoriebereich man Dichotomien im Rollenspiel.
Weg/Ziel und Spiel/Erzählung wären zwei davon. Es gibt noch ein paar weitere: effektbasierte/prozessbasierte Spielregeln (die Differenz ist erstmalig bei D&D/RuneQuest augenfällig geworden); Spielwelt als Bühne/eigenwertige Enität; Creative Agenda; ...
In einen weiteren Schritt könnte man versuchen das verschiedenen Spielebenen zuzuordnen.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 28.12.2017 | 14:13
... und daran sieht man dann auch das Problem des Begriffs "Erzählspiel". Wenn Zielspiel und Erzählparadigma jeweils mit dem Begriff "Erzählspiel" belegt werden, dann muss der Begriff zwangsläufig ganz Unterschiedliches meinen.

Erzählspiel wäre eine (prominente) Form des Zielspiels, aber nicht die einzige.
Als Alternativbeispiel noch die reine Dampfablasserfraktion des Buttkickers - der will halt (weitestgehend frustrationsfrei) Ärsche treten.
Aber was "Erzählspiel" von "Rollenspiel" trennt, erfolgt primär schon über die Unvereinbarkeit von Weg und Ziel.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 28.12.2017 | 14:34
Instructions unclear, got lost at "Metamanipulation von Zielen im Modellbau"
Ich meine, das kann alles stimmen, aber ich finde die Erklärung noch stark verbesserungswürdig. Darum ging es ja laut Titel.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Krassgeilertyp am 28.12.2017 | 14:46
Hm. Also diese Unterscheidung und auch Abgrenzung von Ziel und Weg eröffnet sich mir nicht.
Nicht bei einem Spiel, welches ein stundenlanger Zeitvertreib ist und kein öffentliches Ranking oder ähnliches beinhaltet.

Aber ich verstehe es wohl falsch.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 28.12.2017 | 14:49
Instructions unclear, got lost at "Metamanipulation von Zielen im Modellbau"
Ich meine, das kann alles stimmen, aber ich finde die Erklärung noch stark verbesserungswürdig. Darum ging es ja laut Titel.

Ein Spieler baut einen Charakter oder ein Spielleiter gestaltet einen Settingsausschnitt als Modell um zu schauen, wie das sich dann in der Praxis schlägt - ungefähr wie ein Wissenschaftler, der ein Experiment aufbaut. Klar wird ein gewisses Ergebnis erhofft. Aber wenn dann wenn etwas nicht nach Wunsch läuft von außen eingegriffen wird, beeinträchtigt das für den "anständigen" Experimentierer das Experiment aka Spielspaß. Ggf. muss nach einem TPK an einer Stelle resettet werden um überhaupt weiter zu gehen, aber das läuft dann unter außergewöhnlicher, das Spiel/Experiment so erst einmal abbrechender, bedauerlicher und höchst unerfreulicher, das Gesamtergebnis mindernder Notstand und nicht unter beiläufige Gewohnheit.

Wenn jemand etwas ähnliches aufbaut, weil vom Erreichen von 111 mikroKiesow am Ende die nächste Förderung abhängt und dann entsprechend das "Experiment" von außen lenkt, der hat da eine gänzlich andere und inkompatible Vorstellung zu ... .
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: alexandro am 28.12.2017 | 14:56
@ Alexandro
Ziel und Weg in engerem Sinn. So weit gegriffen wie du das benutzt ist es wieder völlig sinnfrei, da jedem Ziel dann ein Weg vorausgehen muss und jede Handlung mit einer Zielsetzung beginnt.

Der Knackpunkt ist die Priorisierung des entsprechenden Teilaspekts der Tätigkeit: Ist es wichtiger den "korrekten Weg"(je nach Spielstil kann korrekt hier unterschiedlich besetzt sein)  mit seinen unsicheren Entscheidungen und Resultaten zu verfolgen oder eine gesetzte Vorgabe/Qualität möglichst idealtreu zu erreichen?

Beim Modellbau reizt z.B. die Erstellung und folgend Erprobung eines Konzepts. Klar wünscht man sich einen Erfolg, aber befriedigend ist der nur dann, wenn er auch korrekt erfolgt und nicht weil z.B. auf der Metaebene zusätzlich manipuliert wurde.

Taktik ungleich Erfolgsfokussierung.

Taktik ist einfach einen Methode, welche für unterschiedliche Ziele (eben Modellbau oder Erfolgserlebnisse) verwendet werden kann, manchmal auch in Kombination, aber nicht notwendigerweise.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 28.12.2017 | 14:59
Ok, das zweite ist Ziel- das erste Wegspiel. Was heißt von außen "? Wer ist da? Warum gehört der TPK nicht dazu, ist außerhalb der Prozessparameter?
Und was heißt das für erzählspiel?
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 28.12.2017 | 14:59
Ist zwar nicht dasselbe - hat aber große Schnittmengen mit meiner Theorie vom alternativen Fokus auf Spiel und Erzählung (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,99828.0.html). Vielleicht ist es eher ein Komplementär, mit dessen Hilfe sich ein Koordinatensystem aufziehen lässt:

... Erzählparadigma und Wegspiel => Storytelling
... Spielparadigma und Zielspiel => (etliche) Story Games [Montsegur 1244, Dogs in the Vinyard, Polaris, ...)
... Spielparadigma und Wegspiel => Abenteuerspiel
... Erzählparadigma und Zielspiel =>

Finde ich gut, weil es Maarzans Unterscheidung um die Tatsache ergänzt, dass einen Idealzustand, eine Dramaturgie, eine Struktur zu haben nicht automatisch bedeutet, dass man irgendwas nacherzählt oder sich selbst zurechtlegt, sondern es im Gegenteil oft darum geht, herauszufinden, was das jeweilige Rollenspiel - sei es Montsegur, Apocalypse World oder The One Ring - mit unseren Figuren und Geschichten macht, um spannende Entscheidungen und überraschende Momente.

Edit: Aber warum fehlt ein Rollenspiel zu Erzählparadigma und Zielspiel?

... und daran sieht man dann auch das Problem des Begriffs "Erzählspiel". Wenn Zielspiel und Erzählparadigma jeweils mit dem Begriff "Erzählspiel" belegt werden, dann muss der Begriff zwangsläufig ganz Unterschiedliches meinen. 

Ein Problem des Begriffs. Ein anderes zeigt sich bspw. im Podcast, wenn die OSR plötzlich zum Erzählspiel wird, weil da Handlungen in der Fiktion so im Mittelpunkt stehen. Liegt ja eigentlich auch nah: Wo ich viel erzähle/beschreibe/...  muss es sich wohl um ein Erzählspiel handeln.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 28.12.2017 | 15:16
[...]Wo ich viel erzähle/beschreibe/...  muss es sich wohl um ein Erzählspiel handeln.
Oder um die Bedienungsanleitung einer Küchenmaschine ;)
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 28.12.2017 | 15:26
@ Alexandro

Ich verstehe nicht was du zu welchem Aspekt hier sagen willst.


Ok, das zweite ist Ziel- das erste Wegspiel. Was heißt von außen "? Wer ist da? Warum gehört der TPK nicht dazu, ist außerhalb der Prozessparameter?
Und was heißt das für erzählspiel?

Von außen heißt von außerhalb des gesetzten Spielprinzips. Ein Spiel basiert üblicherweise aus einem nach festen Regeln funktionierenden Kreis aus Situation mit Unbekannten ->abwägende Entscheidung -> Folgenauswertung (ggf mit Zufallskomponente) ->  zu neuer Situation.
Wegen des Einflusses der Unbekannten und diverser Entscheidungen ist das Erreichen eines bestimmten Ziels oder auch Verlaufs nicht gesichert.
Die einen ziehen ihren Spielspaß genau aus dieser Unwägbarkeit und dem Test, in wie weit sie ihre Ziele mit den regulären Mitteln doch erreichen können.

Wenn aber jemand vom Ziel oder auch Verlauf dahin  für seinen Spielspaß bestimmte gesetzte Qualitäten erwartet (z.B. "bessere Story, in Form vom Bedienen von Genrekonventionen und Spannungsverläufen) kann er die mit dem Kreislauf nicht sichern. Dazu werden dann externe Eingriffe benötigt, welche von außen in das System korrigierend eingreifen, wie in dem Experimentbeispiel aufgeführt.

Erzählt wird grob gesehen also immer. Der entscheidende udn unterscheidende Fokus wäre der auf die Qualität der so entstehenden Erzählung. Und um die zu sichern sind eben Maßnahmen notwendig.

TPK war hier vermutlich ein unnötiger Einwurf in Erinnerung an eine alte Diskussion irgendwo von mir. Da war die Frage gewesen, warum Railroaden denn so schlimm wäre, denn bei einem TPK, wie er in einem freien Spiel zumindest möglich ist, doch auch wieder von außen eingegriffen werden müsste.

@Ucalegon:
Erzählparadigma (wenn ich den Begriff richtig deute)+ Zielspiel wäre wohl Storytelling.
Erzählparadigma + Wegspiel wäre dann so etwas wie die Reihumerzählspiele, wo jeder quasi als Erzählermit gleichen Ressourcen udn Rechten an der Erzähklung "zerrt". Damit haben wir wieder den oben beschriebenen Spielkreislauf.

Zu den beispielhaft benanntenSpielen kann ich keine Erklärung geben, da ich diese nicht genügend genau kenne, um da entscheidende Gemeinsamkeiten zu erkennen.
Ich vermute mit entsprechend harter "Vorspannung" des Settings auf einen auch im Setting unvermeidbaren Endzustand hätten wir eine sehr spezielle Sonderform. Aber wenn es keine externen, nicht im Setting selbst begründete Eingriffe gibt, würde ich das als eine extreme Sonderform von "Erzählparadigma und Wegspiel" nehmen. 

Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: D. Athair am 28.12.2017 | 15:38
Aber was "Erzählspiel" von "Rollenspiel" trennt, erfolgt primär schon über die Unvereinbarkeit von Weg und Ziel.
Wie angedeuet: Ich würde dem nur unter der Annahme folgen, dass ältere Verwendungen des Begriffes "Erzählspiel" oder "Erzählrollenspiel" (z.B. als Synonym für Sandbox-Storytelling wie z.B. in V:tM 1st) keine Relevanz mehr haben. Da ich aber die Eroberung des "Begriffes" Erzählspiel durch Story Games, Fate, Genesys & Co. abstreite, kann ich dem nicht ganz folgen.

Oder: Ich bleibe dabei: Wenn jemand - ohne Kontexte zu liefern - von Erzählspiel spricht, dann ist das eine Wundertüte, über deren Inhalt man von vornherein nicht viel sagen kann, außer dass der betreffenden Person irgedwas, was in irgendwelchen Kontexten als "erzählerisch" gilt, wichtig ist. Ich kann lediglich vermuten, dass Welten- oder Kampfsimulation (in irgendeiner Form) wohl weniger wichtig sein werden und dass Zufälligkeiten nicht ungebrochen verwendet werden. Das ist schon ziemlich wenig Sicheres.

... ähnlich wie beim Begriff "Liebe". Da weiß ich, dass es s irgendwie um Zuneigung geht. Aber ob damit Eros, Agape oder Caritas gemeint ist, ist ohne Kontext nicht ersichtlich.

Edit: Aber warum fehlt ein Rollenspiel zu Erzählparadigma und Zielspiel?
Ist mir auf die Schnelle nix eingefallen. Wahrscheinlich, weil ich dazu am wenigsten Zugang zu habe. Vielleicht sowas wie WFRP3? Sicher bin ich mir da aber nicht.
Es muss wohl was "Neueres" sein, weil Zielrollenspiel erst aus der Abgrenzung zur Eisenbahnfahrt (Dragonlance etc.) nach und nach entwickelt wurde. Das Erzählparadigma ist ja älter ... das gibt es seit mind. Mitte der 80er (Ghostbusters).


@Ucalegon:
Erzählparadigma (wenn ich den Begriff richtig deute)+ Zielspiel wäre wohl Storytelling.
Wenn man den erst später dazugekommenen Metaplot dazu nimmt, was ich aber nicht machen würde.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 28.12.2017 | 15:45
Ok, dann warte ich auf die (zumindest für die Diskussion hier) vom Fragesteller vorgesehene Definition von Erzählspiel.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: alexandro am 28.12.2017 | 16:50
@ Alexandro

Ich verstehe nicht was du zu welchem Aspekt hier sagen willst.

Dass Modellierung kein eigenständiges Merkmal von Rollenspiel ist.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 28.12.2017 | 20:00
... und daran sieht man dann auch das Problem des Begriffs "Erzählspiel". Wenn Zielspiel und Erzählparadigma jeweils mit dem Begriff "Erzählspiel" belegt werden, dann muss der Begriff zwangsläufig ganz Unterschiedliches meinen.
Ich sehe darin eher ein Problem der Begriffe "Zielspiel" und "Wegspiel".

Unter "Rollenspiel" und "Erzählspiel" kann ich mir etwas vorstellen.
Aber was jetzt der Unterschied zwischen Wegspiel und Zielspiel ist, habe ich auch nach Lektüre der letzten Seiten nicht verstanden.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: D. Athair am 28.12.2017 | 21:13
@ Eulenspiegel: Welchen Spielen aus der Liste würdest du denn absprechen Erzählspiele zu sein und v.a. warum:

Prince Valiant Storytelling Game, Vampire: the Masquerade, nWoD (Mortals), Scion, WFRP3, Amber Diceless, Everway, Engel, Fate, Risus, Fiasko, Wushu, The Pool, Dungeon World/ Urban Shadows, Love Letter, Es war einmal ..., Ja ... Herr und Meister, Die unfasslichen Abenteuer der Freiherrn von Münchhausen, Lone Wolf Multiplayer Game Book, Kleine Ängste, Heroquest/Hero Wars, The Cthulhu Hack, Private Eyes, [Pegasus] Cthulhu, OneDice, Montsegur 1244, My life with Master, Don't walk in winter wood, Tails of Equestria,  ...

Insbesondere würde ich interessieren, ob man - selbst wenn sinnvolle Gemeinsamkeiten der übrig bleibendenden Spiele gefunden werden: Welchen Wert hat die Unterscheidung Erzählspiel (Rollenspiel) und Rollenspiel? Oder braucht es die Unterscheidung zu Erzählkartenspielen "Es war einmal ..." oder "Ja, Herr und Meister" oder auch Story Cubes gar nicht?
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 28.12.2017 | 21:38
Welche Spiele aus der Liste sind denn Zielspiele und welche sind Wegspiele?

Aber zur Frage, was Erzählspiele sind:
- Es war einmal ...
- Ja ... Herr und Meister
- Die unfasslichen Abenteuer der Freiherrn von Münchhausen

Hier steht das Erzählen einer Geschichte im Vordergrund. Es existiert zwar auch ein Rollenspiel-Anteil. Dieser ist aber deutlich schwächer ausgeprägt als bei eigentlichen Rollenspielen.

Der Wert einer Unterscheidung ist immer, dass dies die Differenzierung erhöht. Für jemand, der Erzählspiele und Rollenspiele gleichermaßen mag, ist das weniger wichtig. Für Leute, die nur Erzählspiele oder nur Rollenspiele mögen, ist die Unterscheidung aber insofern sinnvoll, dass sie gleich von Beginn an die Spiele aussortieren können, die sie nicht mögen.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 28.12.2017 | 21:47
Aber was jetzt der Unterschied zwischen Wegspiel und Zielspiel ist, habe ich auch nach Lektüre der letzten Seiten nicht verstanden.

Ich interpretiere Maarzan so:

Wegspiel heißt, ein Setting zu "erkunden", indem man vorab ein paar Setzungen macht und dann alles sich ziel- und absichtslos entwickeln zu lassen. Was passiert ist rein zufällig, d.h. insbesondere ist es offen ob da überhaupt so etwas wie eine Geschichte bei rauskommt. Die traditionelle Sandbox.

Zielspiel heißt, eine Absicht zu haben (d.h. eine andere als die Absicht, eben keine Absicht zu haben) und Abweichungen davon auszuschließen. Der Buttkicker will erfolgreich Ärsche treten, Geschichtsfans eine Geschichte erleben et cetera. Letzteres schließt also von vorgefertigten Abenteuern mit Plots, z.B. der Sänger von Dhol für Cthulhu bis Fiasko eine Menge ein.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 28.12.2017 | 23:30
Zielspiel heißt, eine Absicht zu haben (d.h. eine andere als die Absicht, eben keine Absicht zu haben) und Abweichungen davon auszuschließen. Der Buttkicker will erfolgreich Ärsche treten, Geschichtsfans eine Geschichte erleben et cetera. Letzteres schließt also von vorgefertigten Abenteuern mit Plots, z.B. der Sänger von Dhol für Cthulhu bis Fiasko eine Menge ein.
Und der Explorator will eine Welt erkunden.

Ich würde das Ziel "Welt erkunden" auch als ein Ziel ansehen. Ich bin durchaus dafür, zwischen unterschiedlichen Zielen zu unterscheiden. Aber ich halte wenig davon, ein Ziel als "Nicht-Ziel" zu bezeichnen.

Wege sind eigentlich Techniken, mit denen man ein Ziel erreicht.
Das heißt, es gibt unterschiedliche Wege/Techniken, um das Ziel "Ärsche treten" zu erreichen.
Es gibt unterschiedliche Wege/Techniken, um das Ziel "Geschichte erleben" zu erreichen.
Es gibt unterschiedliche Wege/Techniken, um das Ziel "Welt erkunden" zu erreichen.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: D. Athair am 29.12.2017 | 00:32
Wege sind eigentlich Techniken, mit denen man ein Ziel erreicht.
Das heißt, es gibt unterschiedliche Wege/Techniken, um das Ziel "Ärsche treten" zu erreichen.
Es gibt unterschiedliche Wege/Techniken, um das Ziel "Geschichte erleben" zu erreichen.
Es gibt unterschiedliche Wege/Techniken, um das Ziel "Welt erkunden" zu erreichen.
OK. Dann kommen wir zur Ergebnismessung:
"Ärsche treten" und "Geschichte erleben" lässt sich recht leicht quantitativ feststellen:
Anzahl an Kämpfen, abgearbeitete Erzählstrukturen - da könnte man (zumindest theoretisch) spieler.innen-/gruppenspezifische Kennzahlen ermitteln. Bei Erkundung bleiben die Maßstäbe schemenhaft. Die müsste man erst qualitativ ermitteln.

... wobei mir die Engführung von Weg- und Ziel-Metapher nicht so gefällt. Wichtiger scheint mir festzuhalten:
Bei Wegspielen sind die Techniken ein Selbstzweck und führen hoffentlich irgendwo hin - wohin ist erstmal nicht so wichtig, weil sich das nicht gut quantifizieren lässt. Charakterspiel, Exploration, Bewältigung/Abwendung kniffliger Situationen - da gibt es keinen "Zielzustand". Es gibt sicher noch manche "Spielmodi" mehr, die Wegspiel forcieren.
Beim Zielspiel gibt es eine Art "ideale Auflösung/ein ideales Ende". Auf das wird hingespielt. Und sei es nur bei Cthulhu die "Konfrontation mit dem Schrecken und dessen Konsequenzen für die Charaktere". Entsprechend wird die Abenteuerstruktur moderiert und gesteuert (ob durch Regeln, SL oder freiformig/SL-los ist egal) ... und daraus ergeben sich (auch ganz automatisch) erzählerische Muster.


Ich kann mit der Weg/Ziel-Metapher wahrscheinlich auch deswegen ganz viel anfangen, weil ich gern zu Fuß unterwegs bin.
Wenn ich wo neu bin, dann muss ich erstmal die Umgebung erkunden. Kann aber vorneweg nicht so genau sagen, wann "genug" ist. Das ist qualitativ ein ganz anderes Wandern, als wenn ich auf Sicht von einem Ort zu einem anderen gehe.
Landmarken und Entfernungen haben da jeweils ganz andere Funktionen und Bedeutungen. Einmal sind sie Beziehungspunkte und das andere Mal Meilensteine.


... den andern angfangenen Beitrag muss ich nochmal sichten.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 29.12.2017 | 11:14
Dass Modellierung kein eigenständiges Merkmal von Rollenspiel ist.

Ist es auch nicht, aber es ging in der Frage dazu um Interessenskerne, also darum, was in einem Rollenspiel/Erzählspiel ein maßgebliche Quelle des Spielspaßes sein kann.

Welchen Wert hat die Unterscheidung Erzählspiel (Rollenspiel) und Rollenspiel?

Meine Erfahrung war, dass die Ursachenforschung mit dem Threefold damals nicht ganz richtig erschlagen werden konnte.
Und bei genauer Betrachtung bin ich auf die Unvereinbarkeit von Anhängeren des unbeeinflussten, ergebnisoffenen Spiels und den Anhängern eines bestimmten, bei der Aktivität zu erreichenden Idealzustands gekommen.

Zwischen unterschiedlichen Fraktionen innerhalb des Wegspiels konnte ich dann üblicherweise Kompromisse finden, mit und wie es scheint innerhalb der Zielfraktion war das so nicht zu schaffen, weil eben nicht gleichzeitig ein ergebnisoffener Weg und eine gesicherte Zielerreichung umgesetzt werden kann.

Über die Randbedingungen der Mechanismen zur "Wegfindung" konnte bei mir hingegen meist erfolgreich diskutiert und Kompromisse gefunden werden.

Ich interpretiere Maarzan so:

Wegspiel heißt, ein Setting zu "erkunden", indem man vorab ein paar Setzungen macht und dann alles sich ziel- und absichtslos entwickeln zu lassen. Was passiert ist rein zufällig, d.h. insbesondere ist es offen ob da überhaupt so etwas wie eine Geschichte bei rauskommt. Die traditionelle Sandbox.

Zielspiel heißt, eine Absicht zu haben (d.h. eine andere als die Absicht, eben keine Absicht zu haben) und Abweichungen davon auszuschließen. Der Buttkicker will erfolgreich Ärsche treten, Geschichtsfans eine Geschichte erleben et cetera. Letzteres schließt also von vorgefertigten Abenteuern mit Plots, z.B. der Sänger von Dhol für Cthulhu bis Fiasko eine Menge ein.

Genau. Das eine ist ein Fokus auf den geordneten (Spiel)Prozess selbst mit bestimmten, externe Beeinflussung idealerweise ausschließenden Qualitäten. Das andere ist ein Fokus auf das Erreichen einer bestimmten Ergebnis oder auch Verlaufsqualität.

Der Knackpunkt ist dabei dann oft eben die Art der akzeptierten, oft schwammig (und damit aus Spielsicht handwerklcih miserabelst) eschriebenen Elemente zu z.B. "willkürlichen", also nicht wieder selbst genau verregelten Spielleitereingriffen. Wenn das z.B. an "wenn es dem Spielspaß dient" aufgehängt wird, kippt das mit der individuellen Vorstellung/Wahrnehmung von "Spielspaß" des SL bei einem sonst identischen Regelwerk.

... wobei mir die Engführung von Weg- und Ziel-Metapher nicht so gefällt.
Wichtiger scheint mir festzuhalten:
Bei Wegspielen sind die Techniken ein Selbstzweck und führen hoffentlich irgendwo hin - wohin ist erstmal nicht so wichtig, weil sich das nicht gut quantifizieren lässt. Charakterspiel, Exploration, Bewältigung/Abwendung kniffliger Situationen - da gibt es keinen "Zielzustand". Es gibt sicher noch manche "Spielmodi" mehr, die Wegspiel forcieren.
Beim Zielspiel gibt es eine Art "ideale Auflösung/ein ideales Ende". Auf das wird hingespielt. Und sei es nur bei Cthulhu die "Konfrontation mit dem Schrecken und dessen Konsequenzen für die Charaktere". Entsprechend wird die Abenteuerstruktur moderiert und gesteuert (ob durch Regeln, SL oder freiformig/SL-los ist egal) ... und daraus ergeben sich (auch ganz automatisch) erzählerische Muster.

Die Engführung ist aber wichtig, da alles rollenspielige in der weiten Fassung nahezu immer alles enthält udn der Begriff somit nutzlos wird.
Wie beim den anderen Klassifizierungen liegt der Nutzen genau da, wo es zu Konflikten weil Inkompatibilitäten von Interessen kommt und damit der durch gezielte Kommunikation und Mitspielerauswahl hoffentlich abfallende Nutzen soclher Unterscheidungen abfällt.

Einen Weg und ein Ziel gibt es in weiter/grober Form immer, aber die dabei mit einer interessierten Fokussetzung erfolgenden Qualitätsanforderungen an den Weg bzw. das Ziel sind dann inkompatibel und führen zu Stress am Spieltisch, wenn es denn dann zu so einer Entscheidungsklippe kommt.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 29.12.2017 | 13:19
Beim Zielspiel gibt es eine Art "ideale Auflösung/ein ideales Ende". Auf das wird hingespielt. Und sei es nur bei Cthulhu die "Konfrontation mit dem Schrecken und dessen Konsequenzen für die Charaktere". Entsprechend wird die Abenteuerstruktur moderiert und gesteuert (ob durch Regeln, SL oder freiformig/SL-los ist egal) ... und daraus ergeben sich (auch ganz automatisch) erzählerische Muster.

Das andere ist ein Fokus auf das Erreichen einer bestimmten Ergebnis oder auch Verlaufsqualität.

Ich finde "Verlaufsqualität" einen wichtigen Punkt. Nicht jede Technik, die ein Zielspiel strukturiert, ist auf ein Ende gerichtet, z.B. die Phasen in The One Ring oder die Erzählton-Würfel in Swords without Master.

Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 30.12.2017 | 20:38
OK. Dann kommen wir zur Ergebnismessung:
"Ärsche treten" und "Geschichte erleben" lässt sich recht leicht quantitativ feststellen:
Anzahl an Kämpfen, abgearbeitete Erzählstrukturen - da könnte man (zumindest theoretisch) spieler.innen-/gruppenspezifische Kennzahlen ermitteln. Bei Erkundung bleiben die Maßstäbe schemenhaft. Die müsste man erst qualitativ ermitteln.
Quantitative Bemessung bei der Welterkundung: Anzahl der erkundeten Dungeons. Anzahl der herausgefundenen Geheimnisse.

Zitat
Bei Wegspielen sind die Techniken ein Selbstzweck und führen hoffentlich irgendwo hin - wohin ist erstmal nicht so wichtig, weil sich das nicht gut quantifizieren lässt.
Techniken sind nie Selbstzweck. Eine Technik wird immer eingesetzt, um ein bestimmtes Erlebnis zu fördern.
Und je nachdem, welches Erlebnis gewünscht ist, sind manche Techniken hilfreicher und andere bringen weniger.

Zitat
Ich kann mit der Weg/Ziel-Metapher wahrscheinlich auch deswegen ganz viel anfangen, weil ich gern zu Fuß unterwegs bin.
Wenn ich wo neu bin, dann muss ich erstmal die Umgebung erkunden. Kann aber vorneweg nicht so genau sagen, wann "genug" ist. Das ist qualitativ ein ganz anderes Wandern, als wenn ich auf Sicht von einem Ort zu einem anderen gehe.
Ziel ist: "Gegend kennenlernen."

Möglichkeiten sind:
1. Google Maps aufrufen und sich die Karte des Ortes anschauen.
2. Zu Fuß herumlaufen und sich Notizen über interessante Orte machen.
3. Nachbarn fragen, was es hier für interessante Sachen gibt.

Wir haben also 3 Techniken, die alle zum gleichen Ziel "Gegend kennenlernen" führen.

Oder andersherum:
Wir haben die Technik "herumlaufen". Mit dieser Technik kann man drei mögliche Ziele erreichen:
1. Ziel: Gegend kennenlernen.
2. Ziel: Ort X erreichen.
3. Ziel: Frische Luft schnappen und erholen.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: 8t88 am 31.12.2017 | 12:10
Ich sehe Dread und 10 Candles als erzählspiele an, da sie auf Charakterblätter im wietesten sinne verzichten, so wie auf Mechaniken die so detailliert sind und sowas wie Hitpoints erfordern etc.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 31.12.2017 | 14:51
Soetwas würde ich als fluffiges Rollenspiel oder crunch-armes Rollenspiel bezeichnen.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 31.12.2017 | 15:08
...

Ziel ist: "Gegend kennenlernen."

Möglichkeiten sind:
1. Google Maps aufrufen und sich die Karte des Ortes anschauen.
2. Zu Fuß herumlaufen und sich Notizen über interessante Orte machen.
3. Nachbarn fragen, was es hier für interessante Sachen gibt.

Wir haben also 3 Techniken, die alle zum gleichen Ziel "Gegend kennenlernen" führen.

Oder andersherum:
Wir haben die Technik "herumlaufen". Mit dieser Technik kann man drei mögliche Ziele erreichen:
1. Ziel: Gegend kennenlernen.
2. Ziel: Ort X erreichen.
3. Ziel: Frische Luft schnappen und erholen.

Der Unterschied liegt gerade in den jeweiligen für den Betreffenden wichtigen Qualitäten des "Gegend kennenlernen", die sich einmal auf den Vorgang udn einmal auf das Ergebnis beziehen.

Stell dir 2 Leute vor: einer will halt allgemeine Eindrücke gewinnen und das möglichst authentisch. Welche das werden lässt er sich gerne überraschen, der andere will genau die "must-have-seens" alle gesehen haben.

Und wenn man die beiden dann zusammen los ziehen lässt gibt es Knatsch. Der eine "trödelt orientierunglos und unnötig anstrengend in langweiligen Gegenden rum", während der andere "verbissen und nur oberflächlich wahrnehmend fremdgesteuert rumhetzt".
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 31.12.2017 | 15:15
Der Unterschied liegt gerade in den jeweiligen für den Betreffenden wichtigen Qualitäten des "Gegend kennenlernen", die sich einmal auf den Vorgang udn einmal auf das Ergebnis beziehen.

Stell dir 2 Leute vor: einer will halt allgemeine Eindrücke gewinnen und das möglichst authentisch. Welche das werden lässt er sich gerne überraschen, der andere will genau die "must-have-seens" alle gesehen haben.
Du hast hier zwei unterschiedliche Ziele:
Der eine hat das Ziel: "Allgemeine Eindrücke möglichst authentisch erleben."
Der andere hat das Ziel: "Alle must-have-seens sehen."

Wenn zwei Leute mit unterschiedlichen Zielen gemeinsam laufen, ist es nachvollziehbar, dass es zu Problemen kommt. Das Problem ist aber nicht, dass einer kein Ziel hat. Das Problem ist, dass es zwei unterschiedliche Ziele sind.
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 31.12.2017 | 15:15
Was sollen diese bescheuerten Analogien? Ganz ehrlich, ich kapiere einfach nicht, welchen Mehrwert es hat, so über ein Sachthema zu diskutieren.  >:(
Titel: Re: [Erklär mir] den Unterschied zwischen Erzähl- und Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 31.12.2017 | 15:27
Du hast hier zwei unterschiedliche Ziele:
Der eine hat das Ziel: "Allgemeine Eindrücke möglichst authentisch erleben."
Der andere hat das Ziel: "Alle must-have-seens sehen."

Wenn zwei Leute mit unterschiedlichen Zielen gemeinsam laufen, ist es nachvollziehbar, dass es zu Problemen kommt. Das Problem ist aber nicht, dass einer kein Ziel hat. Das Problem ist, dass es zwei unterschiedliche Ziele sind.

Wenn man die Zielbeschriebung mit entsprechend vielen Konditionalien und Beschreibungen entsprechend aufbläst, bekommt man immer alles in das Ziel, da damit der Weg dahin über diese Zusätze ja auch immer dichter festgezurrt wird.

Aber dann müssen wir eben wieder einen genaueren Blick auf diese weiteren Ergänzungen werfen (und neue Begriffe suchen um das gefundene griffig zu beschreiben), warum es denn nun mit der Kompatibilität hapert, bringt uns also zum Problem nicht weiter, außer zu der Erkenntnis, dass "Gegend kennenernen"  eine untaugliche Beschreibung war.

Wobei wir dann wieder wen finden der sagt: "ich will ja auch authentisch, aber eben alles" vs. "ich will ja auch möglichst alles sehen, aber bitte authentisch", die sich dann trotzdem wieder beißen.

Das ausdrückliche Unterschiede nicht passen: "Ich will zur Kathedrale" vs. "Ich will zum Hafen" (wenn klar ist, das für beides die Zeit nicht reicht)  wie auch "ich will zu Fuß rum" vs. "Ich will Auto fahren" ist den meisten dabei eh direkt klar.

Erkennungsmäßig problematisch wird es eben, wenn die Unterschiede sich erst indirekt und in spezifischen Fällen ausschließen.