Autor Thema: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?  (Gelesen 4677 mal)

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Offline Streunendes Monster

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #125 am: 30.06.2025 | 14:50 »
Scham ist natürlich eine breit gefächerte Emotion. Ich finde es aus psychologischer Sicht ganz spannend.

Heute rede ich im Businesskontext mit niemandem darüber.
Immobilien, wohlhabende Auftraggber und hartes Business vertragen keine Smalltalk-Themen, die so fernab des Geschäftlichen stattfinden.
"Vielen dank für das Vertrauen und das 34mio € Darlehen als Zwischenfinanzierung. Ich freue mich sehr, dass wir diesen Meilenstein zum Erfolg des Projektes ins Rollen gebracht haben.
Ach übrigens ... gestern, als Alrik mit seiner Heugabel +3 den teuflischen Oger aus der siebten Niederhölle mit einem kritischen Schlag von 99 erledigt hat ... hatte ich davon berichtet?"
Okay, allein die Blicke wären es fast wert ...  ~;D  aber die Themen gehören für mich nicht an den gleichen Tisch.

Das Witzige ist, dass Rollenspiele, also diese, die man so in Teamworkshops und Co macht, durchaus zum Repertoire gehören. Auch bei Führungskräften. Und wenn man aufmerksam zuhört, denkt man sich öfters mal, dass da jemand "einen Anker auf der anderen Seite" hat  ;D

In gewissen safe-spaces wiederum rede ich mit Wirtschaftspsychologen, HR'lern und Co schon über dieses Thema. Da ist es sogar eher cool und kommt dann sehr unerwartet, dass ich "Insider" bin. Diese Blicke mag ich  >;D

Ist irgendwie ein Drahtseilakt und ich analysiere das nicht überakademisch. Vielmehr verlasse ich mich da auf das Bauchgefühl. Und meistens denke ich ja selbst nichtmal an das Thema.
Willst Du Recht haben oder glücklich sein?

Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #126 am: 30.06.2025 | 15:09 »
Das ist eigentlich auch ein sehr vernünftiger Ansatz. Ich rede mit Leuten drüber, wenn ich das Gefühl habe, es könnte sie interessieren. Manchmal streu ich es mal nebenbei in ein Gespräch ein, und wenn die nachhaken, geh ich gern mehr drauf ein. Wenn es sie nicht interessiert, auch keine Katastrophe. Du lieber Himmel, ich will ja gar nicht, daß jeder meine Vorlieben teilt  :)
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Online Gondalf

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #127 am: 30.06.2025 | 20:02 »
aber die Themen gehören für mich nicht an den gleichen Tisch.

Ich denke sowas ist meistens der Grund, ebenso „kein Bock stundenlang zu erklären was das ist“ oder „was geht die mein Privatleben an?“

Aber mit vielen Leuten im Berifsleben kommt man ja gar nicht an diesen Punkt, dass man darüber redet, weil da ein ganz anderer Film spielt.
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Offline Eleazar

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #128 am: 30.06.2025 | 22:14 »
Ich schäme mich meines Hobbys nicht, aber ich binde es auch nicht jedem auf die Nase.

Da habe ich schon öfters, aber vor längerer Zeit, Leute erlebt, die sehr bald von sich aus und ausufernd und sehr detailreich von ihrem Rollenspiel-Hobby erzählt haben. Das fand ich dann schon schräg. Und ab und zu habe ich mich dann fremdgeschämt.

An sich habe ich einen seriösen Beruf, der aber durchaus oft so Kennenlern-Situationen enthält. Da gebe ich mein Hobby schon preis und auf Nachfrage erzähle ich auch mehr. Aber ich gehe jetzt nicht davon aus, dass Rollenspiel viele Leute sehr interessiert. Ich kenne Rollenspieler, die bei jeder Gelegenheit in einen "missionarischen Modus" gehen.

Unterm Strich spiele ich eh mit Freunden, die ich schon lange und aus anderen Kontexten kenne. Und in einer Gruppe, die sich weitgehend zum Rollenspiel gefunden hat, mit denen ich aber auch privat gut kann.

Ich gehe nicht auf Cons, weil ich eh keine Zeit habe, mir noch mehr Wochenenden ans Bein zu binden. Aber auch weil ich früher öfter auf Briefspieltreffen, wo mir der Anteil von Leuten, mit denen ich nicht face to face spielen wollte, recht hoch war. Nun war bei Briefspielen allerdings auch die Mindestvoraussetzung an sozialer Kompetenz für die Teilnahme noch geringer als beim P&P. Und die Chance, so richtig schräge Leute zu treffen, war wahrscheinlich noch höher.

Und ich habe auch echt eine Sperre, mir Let's Plays anzugucken. Life und am Tisch mag das alles gehen, so aus der Distanz am Bildschirm finde ich es ... komisch im Sinne von "Nicht lustig".

Unterm Strich: Das Hobby ist mir eigentlich nicht peinlich. Manche Ausprägungen oder Stufen des Nerdtums hingegen schon. Und würde ich gefilmt und mir der Film gezeigt, würde ich mich da sicher nicht ausnehmen.

Offline Eleazar

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #129 am: 30.06.2025 | 22:16 »
Wir hatten mal die Regel: "Keine Zuschauer!" Wer am Tisch sitzt, muss auch mitspielen. Irgendwie ist das noch drin.

Offline nobody@home

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #130 am: 30.06.2025 | 22:26 »
Wir hatten mal die Regel: "Keine Zuschauer!" Wer am Tisch sitzt, muss auch mitspielen. Irgendwie ist das noch drin.

Was ist, wenn jemand nur in der Nähe steht und komisch guckt? ~;D

Online Kurna

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #131 am: 30.06.2025 | 22:28 »
Was ist, wenn jemand nur in der Nähe steht und komisch guckt? ~;D

Mitgegangen, mitgefangen.  ~;D
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Online Gondalf

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #132 am: 30.06.2025 | 23:16 »
Wir hatten mal die Regel: "Keine Zuschauer!" Wer am Tisch sitzt, muss auch mitspielen. Irgendwie ist das noch drin.

Nachvollziehbar, einige fühlen sich sonst beobachtet und/oder gehemmt, am besten jemand der dauern sinnlose Sachen reinquatscht oder sich lustig macht, dann ist der Abend eh gelaufen..

Ja am besten nur Mitspieler.👍🏻
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Offline Sphinx

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #133 am: 1.07.2025 | 10:58 »
Wir hatten auch mal die Ehefrau eines Mitspielers die einfach mit am Tisch saß...war super merkwürdig. Hat nicht reinquatschen oder sonstig irgendwie gestört, war einfach merkwürdig jemand da still sitzen zu haben.
Ist aber auch bei allem möglichen anderen, wie z.B. einem Brettspiel merkwürdig. Wobei ich da auch noch Gespräche mit dritten möglich sind ohne das es stört was es etwas abmildert.
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Offline Torsten (Donnerhaus)

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #134 am: 1.07.2025 | 14:04 »
Man gewöhnt sich sehr schnell an Zuschauer. Es verändert aber was und wie man spielt. Rollenspiel an sich kann ja sehr intim sein, emotional wie thematisch. Intime Dinge bei anwesenden Zuschauern zu unterlassen hat aber nicht zwingend etwas mit Scham zu tun. Es geht dabei ja auch um Kontextualisierung, sowie ggf. um Unterhaltung. Wobei da zumindest im privaten Umfeld noch hinzukommt, ob die Zuschauer überhaupt einordnen können, was da passiert. Man will ja nicht beim gemeinsamen Abendessen die Frage auf dem Tisch haben, warum Louisa einen Kriegsverbrecher spielt, ob Ibrahim womöglich ein Alkoholproblem haben könnte und warum die beiden eine Beziehung im Spiel haben, obwohl sie doch real in separaten Beziehungen sind.

Offline Gunthar

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #135 am: 1.07.2025 | 15:57 »
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I propose that we rename the game "The One Ring" to become "The Eleven Ring" ;)
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Offline HEXer

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #136 am: 1.07.2025 | 16:25 »
In Zeiten von Let‘s Play Rollenspielvoyeurismus sollten Zuschauer doch völlig normal sein, oder?

Ich selbst schäme mich natürlich, wenn mir jemand beim Rollenspiel zusieht. Es ist etwas Intimes, bei dem ich einfach nicht beobachtet oder belauscht werden möchte. Dazu fehlen mir das Ego und der Geltungsdrang.
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Offline Smoothie

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #137 am: 1.07.2025 | 16:49 »
ein wenig um die Ecke. Die Dungeon Dudes beschreiben in einem Video unter anderem, wie das Spielen vor der Kamera ihren Spielstil hin zum besseren verändert hat. Man fokussiert sich mehr, hört sich gegenseitg besser zu etc.
Ist vielleicht das ganze Geheimnis hinter vermeintlich geskripteten Actual Plays. Also statt schämen, spielt man einfach besser.
https://www.youtube.com/watch?v=FomP_dmgxfM
Inzwischen bin ich geneigt zu glauben, dass an der DnD Satanic Panic in den 80ern was dran war. Allein, es waren nicht die Inhalte. Es waren die Regeln, die aus der Hölle kommen...

Offline Torsten (Donnerhaus)

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #138 am: 1.07.2025 | 21:38 »
Kann ich jetzt nicht bestätigen, aber ich kann die Betrachtung nachvollziehen. Manche kochen privat anders als für Gäste, geschweige denn Kunden. Manche nicht. Was zum Guten oder Schlechten gereichen kann.

Was beim Spiel vor der Kamera schon eine große Rolle spielt, ist das eine Unmenge Zensur mit am Spieltisch sitzt. Sowohl bezüglich der Planung, als auch im Spiel selbst. Es gibt Dinge, die man nicht sagen kann und darf. Allein schon, weil die Streamingdienste sich zur Gedankenpolizei aufspielen wollen, dazu aber zu dumm und zu gleichgültig sind, mit entsprechend chaotischem Resultat. Es gibt Worte, die um ihrer selbst willen verboten sind, oder die zumindest zur sofortigen Demonetarisierung führen, was für das Format ja entsprechende Konsequenzen hat. Deshalb "entleben" sich dann Leute mit der "Pew Pew" anstatt "sich mit einer Pistole das Leben zu nehmen". Die Folge davon sind eher Stress, bzw. Angst, weniger Scham. Und es betrifft uns noch nicht ganz so extrem wie die US Szene, weil das intrinsische Böse der Techfirmen nicht so gut Deutsch kann. Noch. Das wird dann bald von Gestapo KIs kontrolliert, die von irgendwelchen Techbros programmiert wurden.

Für mich ändert sich bei Publikum vor allem das Maß an sinnvoller Vorbereitung. Und die Art. Ich kann in einem Livestream nicht einfach die Musik benutzen, die ich benutzen möchte. Es muss lizenzierte oder lizenzfreie Musik sein. Ich kann nicht einfach Bilder als Handouts benutzen, zu denen ich nicht die Rechte habe. Also muss vieles angefertigt und vorbereitet werden. Beim Rollenspiel immer eine zusätzliche Herausforderung, weil man ja im Voraus nicht weiß, was genau die Spieler am Tisch dann tun werden. Man muss dann mitunter mehrere Varianten vorbereiten und ein Teil davon ist für die Tonne.

Wo ich viel eher Scham erlebt und erfahren habe, ist Scham IM Rollenspiel. Scham, die eigenen Emotionen einzubringen, Emotionen zu emulieren, Standpunkte einzunehmen die vielleicht albern, dumm oder naiv sind, ohne dabei eine Karikatur zu sein. Bei manchen fängt diese Schamgrenze bereits dabei an in wörtlicher Rede zu sprechen.