Okay.
Das letzte Spiel, das ich mit Elemental Frameworks gespielt habe, war zugleich der Abschluss einer ganzen Reihe von Hongkong-Action-Abenteuern. Wir spielten damals nach der Idee von HKAT, nämlich dass die Helden des Films Schauspieler sind, die für jeden Film in eine neue Rolle schlüpfen.
Dies resultierte in fünf Charakteren/Schauspielern, von denen jeder bestimmte Vorlieben und Stärken hatte: Der eine war sehr körperlich, während andere auch gerne Szenen spielten, die soziale Interaktion von ihm verlangten. Diese Darsteller-Vorlieben waren natürlich ganz offensichtliche Flags für mich, ich hatte es einfach damit.
Die Elemente waren, soweit mich mein Gedächtnis trägt, folgende: Macht, Gefahr, Sense of Wonder, Spannung. Ich habe diese Elemente in ihre Bestandteile auseinanderklamüsert, also z.B. "Macht = Verhalten -- Gedanken -- Beeinflussung", usw.
Ich kann mich noch gutg erinnern, dass ich feststellte, dass in meiner Definition von Spannung auch "Gefahr" enthalten war ("Gefährdung von etwas Wertvollem"), deshalb habe ich die "Gefahr" gestrichen. Mit den Variablen der restlichen drei Elemente reichte ich auch gut aus.
Und dann machte ich's wirklich nach Vorschrift und verband die einzelnen Variablen mit Linien (aber ich zog sie zufällig, eine Option, die im Text auch erwähnt wird). Dann schrieb ich die Flags meiner Spieler einzeln auf Vokabelkärtchen und legte sie vor mich hin, schob sie durcheinander, und irgendwann begann mein Hirn, irgendwelche Verbindungen und Gemeinsamkeiten zu entdecken. Einer der Helden war zum Beispiel in einem Kräuterladen angestellt und entdeckte in einer lebensbedrohlichen Situation, dass er ganz außergewöhnkiche Chi-Kräfte besaß. Von nun an verbrachte er seine freien Stunden auf der Suche nach alten Lehrbüchern. Ein anderer Mitspieler spielte einen alten Kungfu-Meister, langbärtig und verkauzt, dem schon vor langer Zeit seine Schüler abhanden gekommen waren. Die Verbindung war klar: Chi-Kraft. Diese setzte ich einmal als Wert an die Stelle des "wertvollen Gegenstands", und ein anderes Mal an die Stelle der Variable "Beeinflussung".
Als Startsituation hatte ich damals festgelegt, dass der Film die Hongkong-Action-Variante von "Truman Show" sein sollte. Die Charaktere waren, wie im Film Truman selbst, allesamt Bewohner der gigantischen Kulisse, ohne zu wissen, dass es eine Kulisse war. Den "wertvollen Gegenstand Chi-Kraft" brachte ich in Gefahr, als der junge Schüler und der alte Kauz plötzlich feststellen mussten, dass ihre Kräfte plötzlich gar nicht mehr wirkten, als die Sicherheitskräfte des Studios hinter ihnen her waren (sie holten sie sich später wieder, indem sie, HK-typisch, mit aller Anstrengung ihre Kampfkunstformen trainierten). Auch der ihnen von Geburt an eingetrichterte Gehorsam gegenüber Autoritäten (Variable "Verhalten") erlitt einige deftige Dellen und wandelte sich zum Wert "Ungehorsam".
Ich hatte einige Ideen in das Framework geschrieben, die ich eigentlich noch anbringen wollte, die aber einfach nicht in den Fluss gepasst hätten; die ließ ich einfach draußen und hob sie für den nächsten Film auf. Für den hatten sich aber bereits so viele gute Ideen aus den Aktionen meiner Spieler ergeben, dass ich das Framework gar nicht mehr brauchte.
Das Framework habe ich vor und während des Spiels gebraucht, um zu entscheiden, welche Situation ich den Spielern präsentieren würde. Ich hatte beim "Sense of Wonder" unter anderem die Variable "etwas Beeindruckendes/Erschütterndes" (oder so ähnlich), und hatte als Kicker geplant, wie im Film einen Scheinwerfer vom Himmel fallen zu lassen. Unter die Variable hatte ich geschrieben, dass etwas Fremdartiges (Studioausstattung) in die Welt der Fernsehstadt hereinbricht. Ich habe mich dann dafür entschieden, dass einer der Helden einen Zettel in seinem Vorgarten findet, zerknüllt, jemand hat ihn achtlos weggeworfen. Als einer der Protagonisten den Zettel wegwerfen will, entdeckt er, dass er offenbar beobachtet wird, denn minutiös aufgelistet steht auf dem Blatt, was er, der Held, gestern getan hat. Und als Abschluss dann der Satz: "Die Quote gestern war traumhaft!"
Ich habe also die Wertigkeit von Variablen je nach Spielfluss neu besetzt oder geändert. Aber mit dem Framework ist das leicht möglich. Ich hatte auch damals meine Amber-Kampagnen mit einem ganz ähnlichen System geleitet, aber die klare Strukturierung fehlte mir.
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P.S.
"Kicker" hießen die Szenen damals bei uns noch nicht, das waren einfach "Actionszenen zum Anfang"