Autor Thema: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel  (Gelesen 2937 mal)

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Offline ghoul

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Folgenden Rant habe ich schon vor 8 Jahren im Ghoultunnel gepostet, aber da hier im  :t: so rege  :ctlu: diskutiert wird, erlaube ich mir, den vergorenen Klumpen auszugraben und ihn frischen Lesern unter die Nase zu halten:

Was wäre wenn das Cthulhu-Rollenspiel nicht auf den Werken HPLs, sondern auf denen Arthur Machens beruhen würde? Der Einfluss Machens auf H. P. Lovecrafts Geschichten ist nicht zu verleugnen, auch dass die Protagonisten allesamt Londoner Gentlemen sind, dürfte dem old gent aus Providence gefallen haben.

HPLs Protagonisten rüsten sich durchaus mal mit Säure und Flammenwerfer aus, um ein Spukhaus zu erkunden. Ein alter Familiensitz wird mal in die Luft gesprengt, Polizei durchkämmt die Sümpfe nach Kultisten und ein Militär-U-Boot kommt vor der Küste Neu-Englands zum Einsatz. Dementsprechend ist auch das Rollenspiel von Chaosium recht actionlastig ausgelegt.
Und bei Machen? Seine feinen Herren gehen spazieren. Punkt.
Das war’s auch schon. Sich die Hände schmutzig machen? In eine heikle Situation eingreifen? Sich mit einer Waffe ausrüsten oder einfach nur die Polizei einschalten? Fehlanzeige! Nicht standesgemäß! Allein der Gedanke ist wohl so abwegig, dass er nicht geäußert werden darf.
Spazieren gehen, gepflegte Konversation betreiben, grübeln und den Hauch des Mysteriösen genießen, im Café sitzen, warten bis einem der Zufall die Puzzleteile zukommen lässt, allerhöchstens mal einen Gegenstand vom Boden aufheben, mehr kommt einfach nicht in Frage. Man ist ja Gentleman, nicht Menschenretter. So meint Hobby-Detektiv Dyson: „I do not regret our inability to save the wretched girl“ (The Shining Pyramid). Nach allem was sie durchgemacht hat, war es wohl einfach besser für sie, geopfert zu werden.
Auch in der History of the Young Man with the Spectacles lässt Dyson, unser immer wiederkehrender Held, jede Gelegenheit verstreichen, um den armen titelgebenden jungen Mann seinem qualvollen Schicksal zu entreißen. Lieber setzt man sich hin und philosophiert man über die eigentümliche Spukhausatmosphäre verfallener Gebäude, als zuzugeben, dass man den merkwürdigen Geräuschen schleunigst auf den Grund gehen sollte. „Do you know,“ said Phillipps, „it seems absurd, but I could almost fancy that the smell is that of burning flesh.“ Shocking!

Spieler, die so handeln wie Machens Protagonisten würde ich sofort aus der Gruppe werfen, so ist kein Cthulhu-Rollenspiel im amerikanischen Stil zu betreiben.
Aber Moment, was lernen wir von Machen, bevor wir ihn verteufeln, über den Plot? Charaktere, die sich am Plot entlanghangeln, werden vielleicht das Mysterium lüften können, aber sie werden daran scheitern, das Abenteuer zufriedenstellend zu lösen. Um ein richtiges Cthulhu-Abenteuer zu einem guten Ende zu bringen, muss man nicht mit, sondern gegen den Plot arbeiten. Das ist vielleicht eine Lektion, die man beim Abenteuerdesign beherzigen sollte.
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Offline LushWoods

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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #1 am: 29.04.2019 | 18:26 »
Dein Fazit ist komplett zusammenhanglos (und reine Trollerei)?!

Offline Rhylthar

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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #2 am: 29.04.2019 | 18:35 »
Wie so häufig, werden hier zwei Extreme gegeneinander gestellt, die wahrscheinlich (jedenfalls in der einen Ausprägung) selten bis nie am Tisch vorkommen werden.

Aber von Anfang an:
Pegasus (Newsletter flatterte heute rein) wird im April "Die zweiköpfige Schlange" veröffentlichen, ein Abenteuer für Pulp Cthulhu. Da geht es zur Sache, und zwar von Anfang an. Und wenn die SC gut drauf sind, dann fliegen sie später mit einem außerirdischen Fluggerät rum und schiessen mit futuristischen Waffen. Ohne, dass das Abenteuer "bricht" bzw. der Handlungsstrang ad absurdum geführt wird.

Das muss aber nun mal nicht jedermanns Sache sein, ebenso wenig wie "World War Cthulhu" oder "Achtung! Cthulhu". Ich kann das ganze auch "puristisch" in den 1920er/1930ern angehen, mit viel weniger Action und viel mehr (u. U.) investigativ und tödlicher. Das heisst ja nun nicht, dass die von Dir beschriebenen Dinge eintreten würden, denn da bleibt es bei der Frage: Warum überhaupt spielen?
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Offline General Kong

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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #3 am: 29.04.2019 | 19:00 »
Interessant. Wusste gar nicht, dass man Lovecrafts Protagonisten in NICHTS MACHEN AUßER GUCKEN UND IN OHNMACHT FALLEN noch toppen kann!!!

Und das anscheinend mit der abgeklärten Kaltschnäuzigkeit eines Fleischerhundes im Tweetanzug.

Scheint mir als Rollenspielansatz allerdings zu ... nicht spielbar.
"Da ist das Spukhaus der Teufelsghule."
- "Was Sie nicht sagen, mein lieber."
" Ja, immer um Mitternacht an einem Freitag de 13. werden da Menschenopfer dargebracht."
- "Interessant. Heute ist Freitag der 13. Und Mitternacht durch!"
"Richtig, mein Lieber. Udn wenn Sie genau hinhören, dann hören Sie das jammervolle Geschrei der Tochter meiner Nachbarin. Das arme Ding ist erst 12 Jahre und bestimmt noch Jungfrau."
- "Was Sie nicht sagen. Das ist doch das hübsche kleine blonde Geschöpf in dem weißen Klied."
" Nun, nun ist es schon 20 Minuten nach Mitternacht. Jungfrau ist sie nun wohl kaum mehr - ich habe
da einmal was über den Kult gelesen. Und hübsch ... nun, glauben Sie mir - diese Kultisten sind Bestien."

- "Tja. - Nun, das Jammern wird auch schon leiser. Sollen wir weitergehen, mein Lieber?"
"Unbedingt. Hätte ja jetzt eh keinen Sinn mehr, sich da zu engagieren."
- Sie, sagen es, mein Guter."

Darf man sich da so vorstellen? - Nein, dann verzichte ich.

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Offline Der Läuterer

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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #4 am: 29.04.2019 | 19:10 »
Die Idee ist ganz ansprechend, ghoul, wenn es auch nichts für mehrere Sessions ist.
Aber für einen One Shot wäre es mehr als nur eine Überlegung wert. Möglicherweise eine interessante Variation des Themas.

Die Chars sitzen in einem Herrenclub debattieren und fabulieren.
Die Arbeit machen ihre Henchmen. Sie sind für das Grobe zuständig.
Diese Helferlein kommen immer wieder, um über ihre Erfolge Bericht zu erstatten und sich neue Anweisungen abzuholen. Mitunter kommt einer verrückt zurück bzw. auch gar nicht.

So etwas ist sicher schwer spielbar, aber interessant. Eher etwas für RPG Veteranen mit viel Cthulhu Erfahrung. Das Ganze setzt auch sehr viel Ideenvielfalt und Improvisationstalent voraus, sowie freies Spiel.

Jeder Spieler führt einen Char, der wiederum 1 oder 2 Henchmen führt, die ihm Bericht erstatten.
Also eine Art Spiel im Spiel. Die Spieler agieren somit auf zwei Ebenen.

Die Chars werden wie gewöhnlich ausgespielt.
Die Erzählungen der Henchmen dieser Chars werden jedoch nicht von ihren Spielern vorgetragen, sondern von einem der anderen Spieler.
Könnte funktionieren.
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Offline Alexandro

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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #5 am: 29.04.2019 | 19:25 »
Interessant. Wusste gar nicht, dass man Lovecrafts Protagonisten in NICHTS MACHEN AUßER GUCKEN UND IN OHNMACHT FALLEN noch toppen kann!!!

Ich frage mich, wo dieses Vorurteil herkommt.

Nehme wir mal DIE klassische Lovecraft-Geschichte ("The Call of Cthulhu") zur Hand. Darin:
-wird ein Kult durch eine großangelegte Razzia der Polizei ausgehoben
-es folgt eine Schnitzeljagd, um die Puzzleteile der gefundenen Informationen zu etwas zusammenzusetzen, womit man arbeiten kann
-dann reist man zu einer exotischen Location, heuert einen ortskundigen Führer an und erforscht eine uralte, fremdartige Stadt, voller Gefahren (der Protagonist ist natürlich erfahren genug um mit diesen umzugehen und die Gefahr trifft nur ein paar "Redshirts").
-am Schluss gibt es noch etwas Action, bei der Konfrontation mit, und Flucht vor, einer wirklich epischen Bedrohung, welche dann durch ungewöhnliche Lösungsansätze der Helden (benutze Boot mit Tentakelmonster) doch noch überwunden wird ... zumindest für den Moment... und den Helden erlaubt in die Zivilisation zurückzukehren

Wer braucht da noch Pulp-Cthulhu? Diese Geschichte könnte nicht mehr Pulp sein, außer vielleicht wenn noch Indy der Hauptcharakter wäre.
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline nobody@home

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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #6 am: 29.04.2019 | 19:35 »
Ich frage mich, wo dieses Vorurteil herkommt.

Der Wahrheit die Ehre: es gibt durchaus die eine oder andere Lovecraft-Geschichte, in der der Protagonist im Prinzip schon wochen-, monate-, und in mindestens einem Fall ("Das Ding auf der Schwelle") sogar jahrelang zumindest indirekt Vorgänge mitbekommt, die normale Menschen zumindest allmählich mal ernsthaft nachdenklich machen bis alarmieren sollten, und im Wesentlichen...schlicht nichts unternimmt, bis es dann plötzlich auch schon zu spät ist.

Das sind nur andererseits wieder bei weitem nicht alle. Ganz so einfach läßt sich Lovecrafts Gesamtwerk nämlich doch nicht über ein und denselben Kamm scheren. :ctlu:

Achamanian

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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #7 am: 29.04.2019 | 20:40 »

Nehme wir mal DIE klassische Lovecraft-Geschichte ("The Call of Cthulhu") zur Hand. Darin:
-wird ein Kult durch eine großangelegte Razzia der Polizei ausgehoben
-es folgt eine Schnitzeljagd, um die Puzzleteile der gefundenen Informationen zu etwas zusammenzusetzen, womit man arbeiten kann
-dann reist man zu einer exotischen Location, heuert einen ortskundigen Führer an und erforscht eine uralte, fremdartige Stadt, voller Gefahren (der Protagonist ist natürlich erfahren genug um mit diesen umzugehen und die Gefahr trifft nur ein paar "Redshirts").
-am Schluss gibt es noch etwas Action, bei der Konfrontation mit, und Flucht vor, einer wirklich epischen Bedrohung, welche dann durch ungewöhnliche Lösungsansätze der Helden (benutze Boot mit Tentakelmonster) doch noch überwunden wird ... zumindest für den Moment... und den Helden erlaubt in die Zivilisation zurückzukehren

Wer braucht da noch Pulp-Cthulhu? Diese Geschichte könnte nicht mehr Pulp sein, außer vielleicht wenn noch Indy der Hauptcharakter wäre.

Na ja, da wird so auch kein Schuh drauf ... CoC ist zu weiten Teilen Reportagenartig erzählt, inhaltlich mag das pulpig sein, es ist aber keine Schablone für pulpige Rollenspielabenteuer, weil sich durchziehende Protagonisten fehlen. Dass eine großangelegte Polizeirazzia stattfindet, wird ja gerade nicht im Action-Modus eines Protagonisten im Getümmel erzählt, sondern so distanziert, dass es im Rollenspielabenteuer bestenfalls eine Off-Screen-Information darüber wäre, was die Polizei tut, nachdem die SC sie über die Vorgänge informiert haben. Noch mehr gilt das für die Razzia in Shadow over Innsmouth.

Sehr viel eher aufs Rollenspiel übertragen lässt sich da schon die Haupthandlung von Shadow over Innsmouth, die einen durchaus handlungs- und erkundungsfähigen Protagonisten zeigt, der dann aber doch in erster Linie damit beschäftigt ist, seine eigene Haut zu retten.

Wie die Faust aufs Auge passen tut in Sachen RSP allerdings "The Dunwich Horror" mit seiner buchstäblichen Heldengruppe, die dem Schrecken den Garaus macht. Allerdings wirkt auch diese Geschichte auf mich sehr distanziert von den Protagonisten. Richtig dicht dran ist man bei Lovecraft eigentlich doch meistens nur, wenn Schrecken passiv erlebt wird.

So richtig geht die Gegenüberstellung "Lovecraft = Achtion!, Machen = Schnarch!" also nicht auf. Und so richtig den Lovecraft-Storymodus spiegelt dementsprechend auch CoC in aller Regel nicht wieder. Macht aber auch nix, finde ich. Es geht ja nicht drum, Lovecraft nachzuerzählen, sondern Lovecrafts Motivinventar für ein Rollenspiel nutzbar zu machen.

Offline Argamae

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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #8 am: 29.04.2019 | 20:58 »
Es geht ja nicht drum, Lovecraft nachzuerzählen, sondern Lovecrafts Motivinventar für ein Rollenspiel nutzbar zu machen.

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Offline General Kong

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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #9 am: 29.04.2019 | 22:10 »
Die einzigen Geschichte von Lovecraft, bei denen es einigermaßen "Action" der Protagonisten gibt, ist "The Dunwich Horror". Alle anderen sind eher behäbig oder der Protagonist berichtet von Geschehnissen.
Selbst die Stelle in "Shadow over Innsmouth", in dem das Erzähler-Ich die Tür aufbricht und aus einem Fenester aus dem Hotel flieht, ist möglichwerweise nur von HPL eingebaut worden, weil sie sich so besser in Pulp magazinen verkaufen ließ (hat dennoch nicht so richtig geklappt - die Geschichte war zu lang).

Das ist kein Vorurteil, sondern ergibt sich aus der Lektüre der Geschichten und hatte ja durchaus Absicht - ganz im Gegensatz zu den Mythosgeschichten Howards, in denen es ziemlich gewaltig abgeht wie in "The Thing on the Roof":
"Was!?! Der örtliche Hexenmeister hat ein Dingsbums auf dem Dachboden, an das er Haustiere und jetzt auch meine Freundin verfüttern will! Ich glaub es hackt! Da nehme ich doch mal das Schwert meines Großvaters, rennt da rauf, rette die Holde, zieh dem Hexer nen Scheitel und steckt das Haus in Brand! - So, Schnucki - machen denn jetzte noch mit dem angebrochenen Abend ...?"
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Offline tartex

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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #10 am: 29.04.2019 | 22:19 »
Die einzigen Geschichte von Lovecraft, bei denen es einigermaßen "Action" der Protagonisten gibt, ist "The Dunwich Horror". Alle anderen sind eher behäbig oder der Protagonist berichtet von Geschehnissen.
Selbst die Stelle in "Shadow over Innsmouth", in dem das Erzähler-Ich die Tür aufbricht und aus einem Fenester aus dem Hotel flieht, ist möglichwerweise nur von HPL eingebaut worden, weil sie sich so besser in Pulp magazinen verkaufen ließ (hat dennoch nicht so richtig geklappt - die Geschichte war zu lang).

Wenn man der Logik folgt: direkte Rede und Dialoge sind genauso wenig ein Ding bei Lovecraft und folglich sollte man die im Rollenspiel vermeiden.
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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #11 am: 29.04.2019 | 22:38 »
@ tartex: Kapier ich nicht. Hat hier doch im Pfad niemand etwas von gesagt.

Hier ghet es um die Arrt der Abenteuer:
Ein Abenteuer nach Lovecraft-Art hat in der Regel wenig Action und keine Haudrauf-Protagonisten (sind ja oft eher Alter Egos des Autoren), die ganz gerne den Verstand verlieren, sich in Tiefe Wesen verwandeln oder zumindest bei Gefahr wegrennen odre in Ohnmacht fallen.

Ein Mythos-Abenteuer nach Howard-Art hat proaktive Helden, die sich die Hände schmutzig machen und dem Bösen auch mal gerne mit blankem Stahl oder heißem Blei Paroli bieten.

Machen-Abenteuer - da kenne ich mich zu wenig mit aus. Scheinen eher passive Beobacher des Geschehens zu sein.
« Letzte Änderung: 30.04.2019 | 09:53 von General Kong »
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Offline tartex

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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #12 am: 29.04.2019 | 23:16 »
Mein Lovecraft-Lektüre fördert eigentlich viel Action zu Tage - halt aus der Distanz. Dasselbe könnte man allerdings auch über Dialoge zwischen Charakteren bei Lovecraft sagen. Es gibt viele Gespräche in den Lovecraft-Geschichten, aber auch nicht in der direkten Rede - sondern aus der Distanz.

Das könnte man dann konsequent in Rollenspiel-Runden auch als Stilmitteln fordern: wenn es SC-NSC-Dialoge (oder SC-SC-Dialoge) in direkter Rede gibt, ist es nicht wirklich Lovecraft.

(Die Distanz ist es übrigens, die Lovecrafts Stil für mich ausmacht. Deshalb fand ich den als Teenager auch nur schnarchig und habe ihn erst später zu schätzen gelernt, als ich nicht mit der Erwartung ranging mich zu gruseln, sondern einfach was altmodisches, traumartiges lesen wollte.)
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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #13 am: 30.04.2019 | 08:49 »
Spieler, die so handeln wie Machens Protagonisten würde ich sofort aus der Gruppe werfen, so ist kein Cthulhu-Rollenspiel im amerikanischen Stil zu betreiben.
Aber Moment, was lernen wir von Machen, bevor wir ihn verteufeln, über den Plot? Charaktere, die sich am Plot entlanghangeln, werden vielleicht das Mysterium lüften können, aber sie werden daran scheitern, das Abenteuer zufriedenstellend zu lösen. Um ein richtiges Cthulhu-Abenteuer zu einem guten Ende zu bringen, muss man nicht mit, sondern gegen den Plot arbeiten. Das ist vielleicht eine Lektion, die man beim Abenteuerdesign beherzigen sollte.

Schöner Rant, ghoul. :)
Aber machen dann nicht Machens Protagonisten gerade alles richtig? Denn sie arbeiten eindeutig gegen den Plot, indem sie nicht handeln sondern nur beobachten. :)

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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #14 am: 30.04.2019 | 10:00 »

Das könnte man dann konsequent in Rollenspiel-Runden auch als Stilmitteln fordern: wenn es SC-NSC-Dialoge (oder SC-SC-Dialoge) in direkter Rede gibt, ist es nicht wirklich Lovecraft.


Bei genauerer Betrachtung wäre das einmal ein Experiment wert, so wie Dark Cthulhu refeltechnisch Puristen-Mythos in Reinkultur abbilden will oder wie bei dem Abenteuer "Nightmare in Silence" in Bloodbothers 2, bei dem man ein Abenteuer in Form des expressionistischen deutschen Stummfilms spielt udn dei Spieler ihre Dialoge auf AKrten schreiben und ihre Emotionen übertrieben grimassieren:

Alle Dialoge NUR in indirekter Rede! Wer wörtlich spricht als Spieler, dessen Sc bekommt einen Punkt geistige Stabilität abgezogen. Als SL bekommt man eins in die Schn ... 15 Minuten nicht zu knabbern.  ;)
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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #15 am: 30.04.2019 | 11:13 »
Schöner Rant, ghoul. :)
Aber machen dann nicht Machens Protagonisten gerade alles richtig? Denn sie arbeiten eindeutig gegen den Plot, indem sie nicht handeln sondern nur beobachten. :)

Naja, sie scheitern halt. Sie retten niemanden, d.h. sie bekommen am Ende noch einen gS-Abzug.   :ctlu:
Machen lesen macht mich voll aggro.

BTW, der alte Zadoc redet direkt.  ;)
« Letzte Änderung: 4.05.2019 | 13:15 von ghoul »
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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #16 am: 30.04.2019 | 20:44 »
Okay, steinalte Säufer werden von der indirekten Rede ausgenommen.  8)
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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #17 am: 1.05.2019 | 09:57 »
...die direkte Rede des Alten hat er doch nur eingebaut, damit er mit seinem suffverzierten Hinterwäldlerdialekt glänzen kann. ;)

Offline tartex

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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #18 am: 1.05.2019 | 14:04 »
Alle Dialoge NUR in indirekter Rede! Wer wörtlich spricht als Spieler, dessen Sc bekommt einen Punkt geistige Stabilität abgezogen. Als SL bekommt man eins in die Schn ... 15 Minuten nicht zu knabbern.  ;)

Mir gefällt die Idee ausgesprochen. Sollte man generell bei Rollenspielen mal probieren. Wahrscheinlich ist man dann nach zwei Stunden auch schon total erschöpft, weil der Plot so vorbeirast.
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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #19 am: 1.05.2019 | 14:09 »
Mir gefällt die Idee ausgesprochen. Sollte man generell bei Rollenspielen mal probieren. Wahrscheinlich ist man dann nach zwei Stunden auch schon total erschöpft, weil der Plot so vorbeirast.

Der Gedanke hat was für sich. ;)

Offline ghoul

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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #20 am: 4.05.2019 | 13:18 »
Hat eigentlich von Euch jemand Arthur Machen gelesen? Findet den irgendwer gut?  :o
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Offline Scimi

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Re: [Rant] Arthur Machen's Call of Cthulhu – das Rollenspiel
« Antwort #21 am: 4.05.2019 | 21:19 »
Ja, habe Machen gelesen.

Das sind halt spätviktorianische Proto-Weird Tales und lesen sich dem entsprechend sperrig. Ist bei Dunsany und Hodgson ja nicht anders. Die Briten zu der Zeit schreiben alle so, als sollte das keiner lesen, der nicht *wirklich* schickes Englisch dpricht.

Verglichen mit moderneren Texten hat Machen heute wenig Sinn und Reiz. Aber ich finde schon, das man verstehen kann, warum Leute das damals gelesen haben. Und es ist weitaus interessanter und innovativer als das Gros der Gothic-Welle davor.