Autor Thema: SC-Finanzen elegant abhandeln?  (Gelesen 3966 mal)

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Offline Lord Verminaard

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SC-Finanzen elegant abhandeln?
« am: 9.05.2017 | 14:18 »
Hallo Leute, ich gehöre ja grundsätzlich zur Fraktion der Finanz-Handwedler, weil ich Buchhaltung langweilig finde. Es gibt aber in vielen Systemen eine recht entscheidende Funktion von Finanzen, die in folgender Frage kulminiert:

Wann kann ich mir denn jetzt endlich die Power Armour kaufen?

Eine mögliche Antwort ist „kauf sie dir halt“. Wenn man aber eine Kampagne spielt und so was wie Progression haben möchte, dann möchte man das vielleicht auch bei der Ausrüstung. Oder man hat gar Spieler in der Runde, die *schluck* Wert auf Simulation legen. ;) Typischerweise kenne ich das dann so: Über Einnahmen und Ausgaben während des Spiels wird akribisch Buch geführt, Einnahmen und Ausgaben während der Downtime werden ignoriert bzw. als +-0 angenommen. Kann man so machen, befriedigt aber mein inneres Plausibilometer nicht so richtig. Man könnte sich natürlich auch über die Downtime detailliert Gedanken machen, was erst mal mit der nicht ganz unwesentlichen Frage anfängt, wie lang die Downtime denn eigentlich ist. Und dann muss man sich mal überlegen, was denn so ein SC eigentlich für Einnahmen und Ausgaben hat.

Bei klassischen Fantasy-Helden ist das vielleicht noch einigermaßen einfach, aber bei einem Team von Shadowrunnern oder der Crew eines Raumschiffs wird es dann schon komplexer. Die Höhe der einzelnen Kosten und Einnahmen saugt man sich dann doch eher aus den Fingern, wer kann schon für sich in Anspruch nehmen, mal nebenher eine mikro- und makroökonomische Wirtschaftsimulation mit Hand und Fuß aus dem Boden zu stampfen? Und will man das überhaupt, ist das nicht ein bisschen arg viel Aufwand, um einzig und allein die Frage beantworten zu können:

Wann kann ich mir denn jetzt endlich die Power Armour kaufen?

Also, mal angenommen, die Antwort soll eben nicht sein, „kauf sie dir halt“, was habt ihr für schlanke und elegante Ansätze am Start, diese Frage zu beantworten? Bonuspunkte, wenn tatsächlich im Spiel bewährt.
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Offline Feuersänger

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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #1 am: 9.05.2017 | 14:36 »
Fuck, Beitrag verloren.

Kurzfassung: bastel dir eine WBL-Tabelle wie in D&D 3E, und handle die "Gear Points" so abstrakt ab wie gewünscht.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline Wandler

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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #2 am: 9.05.2017 | 14:38 »
Nun ja, die meisten Rollenspiele besitzen relativ detaillierte Preise. Ich verfolge aktuell einen Ansatz bei dem ich bemüht bin auf Micromanagement zu verzichten.

Die Idee ist ganz ganz grob folgende: Der Spieler gibt an was er möchte, dem sind erstmal keine Grenzen gesetzt. Der Spielleiter gruppiert die Gegenstände in Gruppen und legt fest wie viele Punkte eine ganze Gruppe kostet. Der Spieler würfelt oder tauscht Geld in Punkte ein und kann erwürfelte/erkaufte Punkte auf die Gruppen aufteilen. In erster Linie wird er damit die dringenden Gruppen kaufen und überzählige Punkte jenen Gruppen zuteilen an denen er langsam arbeitet.

Er kann angefangene Gruppen jederzeit abbrechen aber erhält keine Punkte zurück ("Ich brauch die 12.500 Mann starke Armee doch nicht mehr").

Dieser Ansatz vereinfacht Micromanagement natürlich extrem und legt viel Macht in die Hände des Spielleiters. Allerdings ist das auch für ein narrativeres System als Shadowrun/D&D gedacht und der Spielleiter benötigt eine gewisse Kontrolle über den Gesamtcashflow und das in einem System in dem es keine Tabelle mit Preisen gibt.

Das Grundprinzip ist nichts anderes als "Wenn es für jeden einzelnen Gegenstand einen exakten Preis gibt und der Spielleiter den Preis für eine gesamte Gruppe einfach nur schätzt, dann erfordert dies weniger Buchhaltung als wenn dies pro Gegenstand gemacht wird und egal wie hoch der Schätzfehler ist - der Spielleiter kontrolliert den gesamten Cashflow und damit gleicht sich der Fehler immer aus".

Offline YY

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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #3 am: 9.05.2017 | 14:41 »
Wenn mit konkreten Zahlen Buch geführt wird, verfahre ich i.d.R. nach dem Prinzip "Großes zu Großem und Kleinkram zu Kleinkram".
Will heißen, mich interessieren nur die großen Beträge und das ganze Geklecker fällt hinten runter oder wird höchstens als Pauschalabzug von den großen Beträgen abgehandelt.

Gezielt gespart werden muss ja sowieso nur auf größere Anschaffungen, von daher geht das meistens ziemlich gut auf.


Ich habe eine Zeit lang mit dem Gedanken gespielt, nur die Einnahmeseite und die dann ganz grob zu behandeln.
Also in etwa nach der Art "Deckt die laufenden Kosten -> kleine Anschaffung -> eine mittlere Anschaffung oder zwei kleine -> eine große Anschaffung oder zwei mittlere" usw.
Damit könnte man genau so sparen, und wenn man unbedingt will kann man die laufenden Kosten einer Anschaffungsgröße gleichsetzen und dann sehen, wie viel vom Ersparten irgendwelche Durststrecken auffressen.

Meine Spieler waren aber mit der ersten Methode der "Grobverwaltung" immer zufrieden, deswegen habe ich das nie ausprobiert.



Was für mich i.d.R. nicht richtig funktioniert sind irgendwelche abstrakten Punktwerte für Reichtum, die man am Besten für größere Anschaffungen durch temporäres oder permanentes Absenken in Würfelboni für die Anschaffungsprobe umwandeln kann u.Ä.
Das ist meistens nicht weniger Aufwand als grobes Nachhalten und bringt seine eigenen statistischen Verwerfungen mit. Obendrauf muss man dann Preislisten aus anderen Quellen in Punkte konvertieren, wo man mit dem obigen Ansatz der Anschaffungsgröße einfach einmal einen Rahmen für die jeweilige Stufe setzt und dann direkt aus jeder "Fremdliste" lesen kann.
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Offline Suro

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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #4 am: 9.05.2017 | 14:49 »
Was für mich i.d.R. nicht richtig funktioniert sind irgendwelche abstrakten Punktwerte für Reichtum, die man am Besten für größere Anschaffungen durch temporäres oder permanentes Absenken in Würfelboni für die Anschaffungsprobe umwandeln kann u.Ä.
Das ist meistens nicht weniger Aufwand als grobes Nachhalten und bringt seine eigenen statistischen Verwerfungen mit. Obendrauf muss man dann Preislisten aus anderen Quellen in Punkte konvertieren, wo man mit dem obigen Ansatz der Anschaffungsgröße einfach einmal einen Rahmen für die jeweilige Stufe setzt und dann direkt aus jeder "Fremdliste" lesen kann.
Um trotzdem ein solches System in den Raum zu werfen: Das Strike!-RPG hat ein solches abstraktes Punktesystem, bei dem man bei größeren Anschaffungen auch mal "short" oder "broke" werden kann, und größere Mengen Geld durch so genannte "Cash Parcels" repräsentiert werden, die man benutzen kann wenn man nicht so flüssig ist. Ich habe das nicht im Detail ausprobiert, es las sich aber ganz praktikabel (ist auch schon im Preview hier - Edit: Siehe S.9). Wie ich Strike! kenne ist das sicher aus verschiedenen Quellen "zusammengeklaut".
« Letzte Änderung: 9.05.2017 | 14:56 von Suro »
Suro janai, Katsuro da!

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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #5 am: 9.05.2017 | 14:51 »
Es gibt natürlich in entsprechenden Systemen die Option, Ausrüstung mit Charakterpunkten, Vorteilen oder ähnlichem zu "bezahlen" und die rein monetären Kosten als kosmetisches Rauschen im Hintergrund zu belassen. In dem Fall ist die Antwort auf die Frage "Wann kann ich mir die Power Armour kaufen?" einfach -- ich kann sie mir kaufen (oder anderweitig erwerben, beispielsweise durch etwas Basteln in einer Höhle), sobald ich die Punkte o.ä. zusammen habe, vorher nicht.

Mag vielleicht nicht die gesuchte Antwort sein, sollte aber zumindest mal erwähnt werden. ;)

Was man alternativ auch ab und zu mal sieht, sind Systeme, in denen ein Charakter einfach einen Reichtums- oder Ressourcenwert hat, gegen den dann gewürfelt werden kann, um zu sehen, ob der aktuell gewollte Einkauf drin ist. Bei größeren Besorgungen geht dann anschließend auch schon mal dieser Wert zeitweise etwas in den Keller, um anzuzeigen, daß das Budget zumindest für den Moment schon weitgehend ausgeschöpft ist -- dieses Detail ist zwar nicht zwingend, findet sich aber bei gerade dieser Version trotzdem recht oft.

Offline Wandler

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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #6 am: 9.05.2017 | 15:09 »
Zitat
Das ist meistens nicht weniger Aufwand als grobes Nachhalten und bringt seine eigenen statistischen Verwerfungen mit. Obendrauf muss man dann Preislisten aus anderen Quellen in Punkte konvertieren
Wie man es nicht machen kann: Shadowrun Anarchy. Wieviel Nuyen man hat und bekommt ist essentiell für das Spielgefühl, hier kann ich mir jedes mal nur an den Kopf greifen.

Und nur falls du dich auf meinen Vorschlag bezogen hast (ganz sicher war ich mir nicht) Geld in Punkte umrechnen halte ich auch für eine absurde Idee und glaube nicht, dass das besser funktioniert als direkt Geldpreise zu nehmen. Ich rede da schon von einer ganz brutalen Vereinfachung wie du es auch als grobe Methode beschrieben hast:

Zitat
Spieler will
*20x Gegenstand 1
*10x Gegenstand 2
*30x Gegenstand 3
*40x Gegenstand 4
*1x Super teuren Gegenstand 5
...

Reihenfolge bleibt unverändert - Brotteilprinzip. Der Spieler reiht also automatisch in der Reihenfolge die ihm wichtig ist, weil er die Dinge unten erst bekommt wenn er die Dinge unten hat.

Spielleiter teilt diese Liste in Kosten

*20x Gegenstand 1
--- 1 PUNKT
*10x Gegenstand 2
*30x Gegenstand 3
--- 3 PUNKTE
*40x Gegenstand 4
--- 4 PUNKTE
*1x Super teuren Gegenstand 5
--- 30 PUNKTE

Zwischen den Abenden kann der Spieler durchaus die Reihenfolge der Liste ändern oder neue Punkte einfügen oder Einträge teilen (Ich brauch die hälfte jetzt, die andere hälfte später). 1 Punkt entspricht dabei grob einfach einem Spielabend, denn das ist eine Größenordnung in der der Spielleiter sinnvoll schätzen kann, schließlich plant er ja auch in einem Geldsystem wie viel Geld jemand bekommt.

Außerdem bin ich ein riesenfan vom Brotteilprinzip und versuche viele Mechaniken darauf aufzubauen :D

Offline KhornedBeef

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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #7 am: 9.05.2017 | 15:23 »
Mir fallen da nur diverse sehr narrative Ansätze an. Nichts, was auf einer taktischen Ebene für Spannung sorgt ("Nur noch 5 Fackeln, und wir haben keine Ahnung ob der Tempel im Berg Nachschub hat..."), sondern eher auf der Ebene einer längeren Kampagne. Delta Green teilt Anschaffungen in 4 Klassen ein, und gibt Richtlinien: was kein ein Agent einfach anfordern, aus der Asservatenkammer stehlen, privat auf dem Schwarzmarkt beschaffen, durch Papierkrieg rechtfertigen. Und jeweils mögliche Konsequenzen, teils ausgewürfelt: Ermittlungen wegen Veruntreuung, Versetzungen, Verschuldung, etc.
Alles was nicht für Spannung sorgt: Nicht mein Ding. Oder hat schon mal irgendwer einen Fantasyroman gelesen, der aufdröselt, wie der Held 8 Monate immer im billigsten Schlafsaal pennt und dann den handlungs-bestimmenden Supergegenstand bei irgendnem Laden bar bezahlt??
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Ich vergeige, also bin ich.

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Wer Fehler findet...soll sie verdammt nochmal nicht behalten, sondern mir Bescheid sagen, damit ich lernen und es besser machen kann.

Offline YY

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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #8 am: 9.05.2017 | 15:23 »
Wie man es nicht machen kann: Shadowrun Anarchy.

Gilt für viele andere Bereiche auch  >;D

Und nur falls du dich auf meinen Vorschlag bezogen hast (ganz sicher war ich mir nicht)

Nein, wir haben parallel geschrieben und gepostet; ich hatte deinen Beitrag bei meiner Formulierung noch gar nicht gelesen.
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Offline Wandler

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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #9 am: 9.05.2017 | 15:30 »
Uh, weil KhornedBeef grade noch andere Systeme anführt: Wem noch etwas einfällt, auch mich würden unterschiedliche Ansätze und ihre Stärken und Schwächen extrem interessieren!

Ucalegon

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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #10 am: 9.05.2017 | 15:31 »
Delta Green teilt Anschaffungen in 4 Klassen ein, und gibt Richtlinien: was kein ein Agent einfach anfordern, aus der Asservatenkammer stehlen, privat auf dem Schwarzmarkt beschaffen, durch Papierkrieg rechtfertigen. Und jeweils mögliche Konsequenzen, teils ausgewürfelt: Ermittlungen wegen Veruntreuung, Versetzungen, Verschuldung, etc.

Exakt. Bei DG wäre die Antwort auf die Frage "Wann kann ich mir denn jetzt endlich die Power Armour kaufen?" also "Jederzeit. Möchtest du die Rechnung und die Scheidungspapiere gleich zusammen unterschreiben?" Insofern gerade das, was hier nicht gesucht wird.  :D

Offline Lord Verminaard

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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #11 am: 9.05.2017 | 15:36 »
Nun ja, die meisten Rollenspiele besitzen relativ detaillierte Preise.

Für Ausrüstung, ja. Für bestimmte Kosten, teilweise. Für Einnahmen? Gar Margen, wenn man z.B. selber Handel treibt? Abgaben, Gebühren, laufende Kosten, etc.? Im Zweifel stößt man da an Grenzen und selbst wenn es da Angaben gibt, hab ich oft das Gefühl, die sind jetzt auch nicht viiiel durchdachter als das, was der SL sich aus den Fingern saugen würde. :P
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Offline Wandler

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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #12 am: 9.05.2017 | 15:40 »
Darum will ich bei mir ja erst recht darauf verzichten überhaupt mit Preislisten anzufangen *ggg*.

Offline Isegrim

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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #13 am: 9.05.2017 | 15:41 »
Verschiedene Varianten:

1.) Lern es, doppelte Buchführung kann Leben retten! Dann kann deinem Runner auch von seinem Steuerberater nichts mehr vorgemacht werden! (Nein, ist nicht ganz ernst gemeint... ;) )

Ich hab mal für eine SF-Kampagne, wo ich der Kapitän eines Freihändler-Schiffes war, eine genau Buchhaltung geführt, schon weil der Gewinn (nicht die Einnahmen!) nach einem Schlüssel unter den SCs verteilt werden sollte. War interessant, hab ich sogar als realer Finanzbuchhalter noch was übers amerikanische Journal gelernt; würde ich aber nicht unbedingt wieder machen...

2.) Sehr grob handelt das der Fate-Shadowrun-Hack ShadowCore ab. Es gibt Ressourcen-Punkte (idR einen pro Runner pro Run, bei großen/gefährlichen Dingern oder gutem Verhandlungsgeschick evtl mehr), die nur den Überschuss über die Lebenshaltungskosten darstellen. Also das "normale Leben" und alle kleineren Ausgaben fallen unter den Tisch, für bestimmte große Ausgaben (wie die Power Armour oder wirklich hohe Bestechungsgelder) muss man Ressourcen-Punkte ausgeben.

Ich starte mit meiner Gruppe demnächst eine SR-Kampagne nach ShadowCore, allerdings bestehen die Spieler explizit auf "echtem Geld", Ressourcen-Punkte sind denen zu abstrakt. Daher ist ein Kompromiß angedacht

3.) Einnahmen werden grob erfasst, ebenso unregelmäßige Ausgaben. Ich hab dabei an 1.000-Schritte gedacht, alles andere ist Kleingeld. Jeder Runner wird monatlich seinen Lebensstil bezahlen müssen, damit sind dann alltägliche kleinere Ausgaben abgedeckt. Ungefähr so:

Bsp Bestechung: Den Zehner, den man nem Barkeeper zusteckt, ist Lebenstil. Will man nen Mafia-Typ bestechen, damit der erzählt, wo die Kinder seines Dons spielen, brauchts eine ordentliche Summe, die dann auch einzeln erfasst wird.

Bsp Ausrüstung: Muni oder ne billige Pistole, Panzerweste etc hat man einfach, bzw kriegt man für nen Appel & Ei an jeder Straßenecke. Teurer Kram (MG, Scharfschützengewehr, Vollrüstung etc) kosten extra.

Bsp Transportmittel: Die U-Bahn, oder mal für nen Tag nen Wagen mieten, ist Lebensstil. Die neue Karre nicht.

Aber das ist noch in Planung.
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Offline Lord Verminaard

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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #14 am: 9.05.2017 | 15:42 »
Was für mich i.d.R. nicht richtig funktioniert sind irgendwelche abstrakten Punktwerte für Reichtum, die man am Besten für größere Anschaffungen durch temporäres oder permanentes Absenken in Würfelboni für die Anschaffungsprobe umwandeln kann u.Ä.
Das ist meistens nicht weniger Aufwand als grobes Nachhalten und bringt seine eigenen statistischen Verwerfungen mit. Obendrauf muss man dann Preislisten aus anderen Quellen in Punkte konvertieren, wo man mit dem obigen Ansatz der Anschaffungsgröße einfach einmal einen Rahmen für die jeweilige Stufe setzt und dann direkt aus jeder "Fremdliste" lesen kann.

Ja, und es macht halt auch einfach mehr Spaß, von Credits/Nuyen/Goldmünzen zu sprechen. :)
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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #15 am: 9.05.2017 | 15:44 »
Lern es, doppelte Buchführung kann Leben retten!

 ;D Aus meiner Sicht ist ja die doppelte Buchführung der einfache Teil (4 III Rechnung sollte im Übrigen für den Anfang genügen ;)), der Schwierige Teil sind ja die Annahmen zu den Einnahmen und Ausgaben, die du in das System fütterst.

Edit: Gerade in so ner Free Trader Runde (die übrigens auch der Anlass für diesen Post ist) willste ja vielleicht auch nicht wirklich alles bis ins letzte Ausspielen, jeder kleine Zusatzverdienst, jede Bestechung, jede Reparatur, usw. Ich hab mal gelesen, entweder exakt simulieren oder Zufallstabelle. Hat jemand mit so was schon mal gearbeitet?
« Letzte Änderung: 9.05.2017 | 15:49 von Lord Verminaard »
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Offline YY

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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #16 am: 9.05.2017 | 15:56 »
Daher ist ein Kompromiß angedacht

3.) Einnahmen werden grob erfasst, ebenso unregelmäßige Ausgaben. Ich hab dabei an 1.000-Schritte gedacht, alles andere ist Kleingeld. Jeder Runner wird monatlich seinen Lebensstil bezahlen müssen, damit sind dann alltägliche kleinere Ausgaben abgedeckt.

Das ist ziemlich genau meine Vorgehensweise, sowohl für SR als auch für andere Sachen.
Funktioniert aus meiner Perspektive einwandfrei.


Ich hab mal gelesen, entweder exakt simulieren oder Zufallstabelle. Hat jemand mit so was schon mal gearbeitet?

Mit "echter" Zufallstabelle nicht.
Einen passenden Fertigkeitswurf mit einer kleinen Ergebnistabelle haben wir bei Rogue Trader mal eine Weile genutzt, aber letztlich war das dermaßen nicht der Spielfokus, dass wir es wieder gelassen haben.

Bin gespannt, was die hiesigen Traveller-Koryphäen dazu sagen  :)
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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #17 am: 9.05.2017 | 16:13 »
Bin gespannt, was die hiesigen Traveller-Koryphäen dazu sagen  :)

Bei klassischen Fantasy-Helden ist das vielleicht noch einigermaßen einfach, aber bei einem Team von Shadowrunnern oder der Crew eines Raumschiffs wird es dann schon komplexer. Die Höhe der einzelnen Kosten und Einnahmen saugt man sich dann doch eher aus den Fingern, wer kann schon für sich in Anspruch nehmen, mal nebenher eine mikro- und makroökonomische Wirtschaftsimulation mit Hand und Fuß aus dem Boden zu stampfen?

Traveller verfolgt ja genau diesen Ansatz.  8)

Zitat
Und will man das überhaupt, ist das nicht ein bisschen arg viel Aufwand, um einzig und allein die Frage beantworten zu können:

Wann kann ich mir denn jetzt endlich die Power Armour kaufen?
Entweder, man macht das, weil es Teil des Spielspaßes, also mehr oder weniger Selbstzweck, ist. Oder man lässt es.

Als Alternative kann man auch einen questorientierten Ansatz verfolgen: Du willst Power Armor? Dann erfülle diesen Auftrag!

Offline Isegrim

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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #18 am: 9.05.2017 | 16:23 »
(4 III Rechnung sollte im Übrigen für den Anfang genügen ;))

Die Möglichkeit, für den Rückflug-Treibstoff Rückstellungen bilden zu können, fand ich sehr angenehm... ;)

Edit: Gerade in so ner Free Trader Runde (die übrigens auch der Anlass für diesen Post ist) willste ja vielleicht auch nicht wirklich alles bis ins letzte Ausspielen, jeder kleine Zusatzverdienst, jede Bestechung, jede Reparatur, usw. Ich hab mal gelesen, entweder exakt simulieren oder Zufallstabelle. Hat jemand mit so was schon mal gearbeitet?

SF-Free Trader a la Firefly?

Ja, hab schon mehrere solche -Kampagnen geleitet (und die Spieler haben nicht korrekt Bücher geführt! Mimimi! Aber auch den Plan, denen mal eine Buchprüfung der imperialen Zollbehörden auf den Hals zu hetzen, hab ich nie umgesetzt; war vermutlich auch besser so...)

Für die Schiffskasse würde ich schon (halbwegs) genau abrechnen lassen, wenn eine sehr grobe Ressourcen-Punkt-Regelung nicht gewünscht wird. Mach dir zuerst eine Liste über die Fixkosten: Treibstoff, Hafengebühren, Verpflegung etc für das Schiff, regelmäßige Reparaturen, evtl Ratenzahlungen für das Schiff, wenns auf Kredit gekauft ist; alles, was absehbar ist. Darin enthalten so etwas wie der Monatslohn für die Besatzung, aber unter Beachtung, dass Kost & Logis frei sind. Das "normale Geschäft" muss diese Kosten reinbringen, und etwas mehr für besondere Ausgaben und Sonderauschüttungen für die Besatzung, dass die für ihre Power Armour nicht jahrelang Kleinbeträge ansparen müssen. Danach bestimmst du dann, wie hoch die laufenden Einnahmen sein müssen, und was Leute idR für die entsprechenden Dienstleistungen zahlen müssen.

Den Lohn für die einzelnen Besatzungsmitglieder kann jeder selber genau erfassen, inkl kleiner Ausgaben, oder man einigt sich auf Pauschalregelungen ("drei Tage Aufenthalt auf dem Raumhafen, kostet jeden xy Credits").

Gerade wenn die auf eigene Kosten Waren kaufen und verkaufen wirds natürlich spekulativ (solls dann ja auch), und kann mal nach hinten losgehen, aber hier kann man den Spielern auch mal ein richtig gutes Geschäft gönnen. Die Kohle kann dann aufgeteilt (yeah, Power Armour, du bist mein!), oder für Investitionen ins Schiff genutzt (Verbesserungen der Schiffswerte), oder für größere Reparaturen oä zurück gelegt werden. Wenn das Geld, bspw für letzteres, mal nicht reicht, muss halt der Kredit von Jabba the Hutt her, der dann die Zukunft wiederum... spannender gestaltet...
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Online Maarzan

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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #19 am: 9.05.2017 | 17:10 »
Wenn alle/viele daran Interesse haben und mitmischen wollen: Pech gehabt.
Wenn es eh keinen interessiert: dann fragt wohl auch keiner groß oder rechnet nach.
Wenn es ein paar wenige interessiert: delegieren, vor allem in einer festen SC-Gruppe.
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Offline Lord Verminaard

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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #20 am: 9.05.2017 | 17:34 »
SF-Free Trader a la Firefly?

Ja genau, Coriolis in diesem Fall. Ich bin auch gar nicht SL, wir diskutieren das nur gerade als Gruppe. Was mich halt nicht befriedigt, ist eine "unvollendete" Simulation, wo man bis zu einem gewissen Punkt dann überall Zahlen dran macht und dann den Rest irgendwie einfach vernachlässigt, weil, dann kann man es meiner Meinung nach auch gleich bleiben lassen. Bzw. man müsste dann schon exakt definieren, welcher "Rest" vernachlässigt wird, bei Einnahmen UND Ausgaben, unter der Annahme, dass sich das aufhebt. Und da vielleicht noch ne Varianz über nen Zufallsfaktor einbauen, aber beeinflusst durch den Spielverlauf. Irgendwie so. Dachte halt, da hat vielleicht schon jemand was parat. ;)
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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #21 am: 9.05.2017 | 17:54 »
Hat Coriolis das nicht recht umfassend mit drin?
Hätte ich jetzt gedacht...
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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #22 am: 9.05.2017 | 17:55 »
Traveller hatte das (früher, neue Versionen kenn ich nicht) bis auf den letzten Credit ausgerechnet. Inklusive aufbauenden Anmerkungen wie "Dieser Schiffstyp wird bei Standard-Betrieb die erforderlichen Unterhaltskosten + Ratenzahlungen nicht einbringen, die Charaktere sind also auf  Charteraufträge oder den Transport von Spekulationsgütern angewiesen, um ihre Rechnungen bezahlen zu können". ;)
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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #23 am: 9.05.2017 | 20:25 »
Naja, du hast halt einiges an Preislisten was kostet dies, was kostet das auf Coriolis, aber es gibt jetzt nicht so was wie ein Finanzsystem. Und gerade wenn es um die Einnahmenseite geht, also was kriegt man denn nun wirklich für dies oder jenes (z.B. die Information, wo sich ein noch ungeplündertes Schlachtfeld aus den Portal Wars befindet?), wie hoch sind die Preisdifferenzen für welche Güter in welchen Systemen etc., das müsstest du dir alles selbst schnitzen und wer will denn das.
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Re: SC-Finanzen elegant abhandeln?
« Antwort #24 am: 9.05.2017 | 21:32 »
Ich habe eine Zeit lang mit dem Gedanken gespielt, nur die Einnahmeseite und die dann ganz grob zu behandeln.
Also in etwa nach der Art "Deckt die laufenden Kosten -> kleine Anschaffung -> eine mittlere Anschaffung oder zwei kleine -> eine große Anschaffung oder zwei mittlere" usw.

Das finde ich eigentlich ganz charmant... eine zündende Idee, wie man Handelseinnahmen und unerwartete Ausgaben damit verknibbelt, hast du nicht zufällig im Ärmel?  :D
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?