Autor Thema: [7teSee] Smalltalk  (Gelesen 59618 mal)

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Online Sashael

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Re: [7teSee] Smalltalk
« Antwort #100 am: 29.04.2020 | 10:12 »
Lese jetzt das GRW.
Bin noch bei den Nationen und prinzipiell gefällt mir die Beschreibung der Länder ganz gut. Nur eine Sache stößt mir mal wieder auf: Der arme, hungernde und vollkommen vom Adel unterdrückte Bauer.

Wie sagte es einst ein Historiker:
Die Bild des lehmbeschmierten Hungerleiders ist das Überbleibsel eines jahrhundertelangen Steuervermeidungstricks.
Ich glaub, da nehm ich im Spiel dann doch lieber die Berichte von Kaptorga als Vorbild. ;D
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Re: [7teSee] Smalltalk
« Antwort #101 am: 30.04.2020 | 08:08 »
Lese jetzt das GRW.
Bin noch bei den Nationen und prinzipiell gefällt mir die Beschreibung der Länder ganz gut. Nur eine Sache stößt mir mal wieder auf: Der arme, hungernde und vollkommen vom Adel unterdrückte Bauer.

Wieso? Dem Bauern in Avalon, Samartien, Vesten und Castilien geht's doch gut?

In Ussura beschwert der Bauer sich nicht, da ist's für jeden gleich hart. Matushka schenkt dir nichts! Dasselbe trifft irgendwo auf die Eisenlande zu, wenn auch aus anderen Gründen. 

Krass unterdrückt werden Bauern eigentlich nur in Vodacce und Montaigne, wo es tatsächlich eine Struktur gibt, die die Unterdrückung begünstigt. Grade in Montaigne ist das sogar wichtig für den Hauptkonflikt dieses Landes.

Aber sonst halte ich es bei meinen Runden so: Der lokale Fürst ist ausschlaggebend dafür, wie freiheitlich die lokalen Bauern leben können.  :)
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Online Sashael

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Re: [7teSee] Smalltalk
« Antwort #102 am: 30.04.2020 | 15:55 »
Ich bin noch nicht bei Vodacce angekommen, aber ansonsten hast du anscheinend ein anderes GRW. :)

Der Tenor ist immer "Die Adligen kleiden sich modisch und genießen die nationalen Kulinaritäten und der Bauer nimmt was er kriegen kann".
Das war halt nicht so. Die saßen an der Quelle und hatten eher keine Probleme, sich täglich vernünftig zu ernähren. Die Adligen hatten ja gar nicht die personelle Ausstattung, jedem Bauern über die Schulter zu gucken, was er da von den Obstbäumen holt oder mit dem Vieh im Stall macht. Auch in Sachen Kleidung waren Bauern auch im Mittelalter gut gekleidet. Auch hier: Die saßen in vielen Fällen auch einfach an der Rohstoffquelle (Wolle, Leinen, Hanf). Die bäuerliche Kleidung war verziert, bunt und abwechslungsreich. Was sollen die auch machen, wenn z.B. im Winter die Feldarbeit darnieder liegt? Weben, sticken und häkeln sind ja gute Beschäftigungsmöglichkeiten wenn man in der guten Stube sitzt. Die im Übrigen auch ziemlich früh entwickelt wurde. Ein Ofen für das ganze Haus, aber nur eine Ofenklappe in der Küche, damit das Geschirr und die Tischwäsche im Wohnzimmer nicht mit Kohlestaub verunreinigt wurde.

Ist Jammern auf hohem Niveau, da die Präsentation ansonsten sehr gut ist. Keine Schreibfehler, vernünftiges Layout, schönes Artwork.

Nur dieses Herumreiten auf den unterpriviligierten Bauern  stört mich da, weil das in jeder Kulturbeschreibung in unterschiedlich starker Form vorkommt. Ist aber irrelevant, ich will ja gar keine Bauern spielen. ;D
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Re: [7teSee] Smalltalk
« Antwort #103 am: 30.04.2020 | 16:11 »
Gut, die obige Einschätzung destilliert sich wahrscheinlich aus jahrzehntelangem 7te See-Spielen und Leiten und intimer Kenntnis verschiedener Nationenbücher der alten Edition. So oder so, wir haben beide Recht, weil letztlich ja dieselbe Meinung dazu.
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Re: [7teSee] Smalltalk
« Antwort #104 am: 30.04.2020 | 16:17 »
Die Nationenbücher hab ich ja auch noch hier im Regal, vielleicht ändert sich meine Meinung ja auch noch grundlegend. ;D
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Offline Alexandro

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Re: [7teSee] Smalltalk
« Antwort #105 am: 30.04.2020 | 16:25 »
Ja, das hat mich auch etwas gestört.

Ich habe bei Montaigne die Unzufriedenheit der Landbevölkerung eher durch das Verbot der Religionsausübung dargestellt, als dadurch dass sie Hunger leiden müssen.
Letzteres trifft eher das Bürgertum (da lokale Adlige die Abgaben an ihren Fürsten irgendwie finanzieren müssen, um dessen Lebensstil zu finanzieren, und damit die Marktpreise für landwirtschaftliche Erzeugnisse nach oben treiben - was dazu führt, dass Bürger zwar mehr "verdienen" als Bauern, aber trotzdem eher von Hunger und Mangelerscheinungen betroffen sind) - weswegen diese eher einen Grund haben, eine Revolution zu veranstalten.
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline Kalimar

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Re: [7teSee] Smalltalk
« Antwort #106 am: 30.04.2020 | 17:27 »
@Sashael: welches Grundregelwerk liest Du denn? 1ste oder 2te Edition? Oder hab ich das überlesen?

Online Sashael

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Re: [7teSee] Smalltalk
« Antwort #107 am: 30.04.2020 | 18:21 »
@Sashael: welches Grundregelwerk liest Du denn? 1ste oder 2te Edition? Oder hab ich das überlesen?
Zweite Edition.

Klar, die totale Unterdrückung ist jetzt nur bei Montaigne beschrieben worden, aber dass die Bauern offensichtlich einen qualitativ deutlich geringeren Lebensstil pflegen müssen als ihre historischen Entsprechungen fiel mir bei allen Nationen auf (Vodacce noch ohne Befund :D ).
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Offline Crimson King

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Re: [7teSee] Smalltalk
« Antwort #108 am: 1.05.2020 | 19:17 »
Zweite Edition.

Klar, die totale Unterdrückung ist jetzt nur bei Montaigne beschrieben worden, aber dass die Bauern offensichtlich einen qualitativ deutlich geringeren Lebensstil pflegen müssen als ihre historischen Entsprechungen fiel mir bei allen Nationen auf (Vodacce noch ohne Befund :D ).

Die Eisenlande sind im Grunde genommen noch dem Deutschland des 30jährigen Krieges nachempfunden, obwohl die Entsprechung in Théa auch schon 40 Jahre zu Ende ist. Das sollte man im Bewusstsein haben.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

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Re: [7teSee] Smalltalk
« Antwort #109 am: 1.05.2020 | 21:16 »
Die Eisenlande sind im Grunde genommen noch dem Deutschland des 30jährigen Krieges nachempfunden, obwohl die Entsprechung in Théa auch schon 40 Jahre zu Ende ist. Das sollte man im Bewusstsein haben.

Ja, aber das ist mehr Stand erste Edition. In der zweiten scheinen sie ein wenig aufgeräumter zu sein. Gut, immer noch voller Geister und Ghule und all das, aber letzlich aufgeräumter.
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Offline Alexandro

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Re: [7teSee] Smalltalk
« Antwort #110 am: 25.05.2022 | 21:06 »
Joah mei... die Leute aus allen Bereichen der Gesellschaft gab es auch in den alten Büchern, im Fließtext und auch bei den NSCs. Und abgesehen davon ist "7th Sea" ja nun ein Spiel, das explizit möchte, dass die Königin von Avalon auf diese verlauste Swashbuckler-Gruppe zukommt und sagt "By royal decree, macht doch bitte Das und Das für mich". Schon in der ersten Edition waren die "Mover und Shaker" dazu gedacht, dass sie mit den SCs kollidieren. Sie sollen in diese Intrigen involviert werden.

Und dass L'Empereur seine Frau jetzt ganz doll liebt anstatt dass sie am Besten heute noch von seinem Hof flieht, bevor er sie auch einen Unfall erleiden lässt... oder dass Kardinal Verdugo jetzt einfach machthungrig und skrupellos ist anstatt, wie in der Ersten Edition, tatsächlich der Ansicht, dass seine Inquisition Gutes vollbringt... da geht ein gutes Stück cooles Involvement durch die SCs verloren. Der Montegue-Plot ist zugegebenermaßen besser (obwohl ich die erste Hälfte, nämlich die misslungene Militärkampagne in Ussura noch vornedran hängen würde; inklusive sein Sidekick Karl in pösen'scher Gefangenschaft).

Aber, wenn wir das noch weiter besprechen, müssen wir die Beiträge wohl verschieben lassen.  ;)

Dass die Helden in die Intrigen des Hochadels reingezogen werden sollen mag stimmen, allerdings schrillen da bei vielen Spielenden (zurecht) die Metaplot-Alarmglocken und im Zweifel erledigen sie halt den Auftrag für die Königin und ziehen dann ihrer Wege, ohne weiter darauf einzugehen. Da ist es gut, wenn man den Spielenden Alternativen bieten kann.

Die Aussage über "das gab es in den alten Bücher schon" stimmt so jedenfalls nicht - nehme ich mir mal das Montaigne-Buch der 1st Edition zur Hand, dann sehe ich da hauptsächlich NSC und Fließtext des Hochadels.

Von den beiden nicht-adligen NSC ist einer im Grunde ein ausgewalzter Nebensatz aus dem Hintergrund der Königin (und auch nicht mehr persönlich anzutreffen, da bereits von L'Empereur spur- und rückstandslos beseitigt) und der andere ist so generisch, dass er eigentlich auch in einen Absatz gepasst hätte (und aus der "Tale of the Black Freighter" geklaut ist) - ein NSC mit dem sich die SC mehr als einen halben Abend beschäftigen sieht anders aus.

Was den Plot um L'Empereur und seine Frau angeht, so gefällt mir der (abgesehen davon, dass ich die Vodacce immer noch für kreuzdämlich halte, wenn sie ihre Schicksalshexen ins Ausland verheiraten) deutlich besser. In der ersten Edition war das relativ geradlinig: sie (still leidende Trophäe ohne Agency) tritt an die Helden heran um zu fliehen, diese schaffen sie aus Montaigne raus oder scheitern dabei (was bedeutet, dass die gute Frau tot ist - L'Empereur hat sogar den Hierophanten spurlos entsorgt, seine Ehefrau im eigenen Palast, sobald er keinen Grund mehr hat ihr zu vertrauen, ist seine leichteste Übung). Auf jeden Fall ist das Ganze recht schnell abgefühstückt.

In der neuen Edition hat man das freundschaftliche Intrigenspiel zwischen L'Empereur und seiner Frau, welches wesentlich mehr Potential und Ebenen bietet, auf denen sich Plots abspielen können (im Grunde kann man da sogar der Plot der 1st Edition wieder reinbringen: die Helden kommen hinter einen Mordversuch von L'Empereur an seiner Frau und versuchen diesen zu vereiteln und die "arme Königin" außer Landes zu schaffen - nur um nach und nach dahinter zu kommen, dass diese selbst das Gerücht verbreitet hat, sie wäre bei L'Empereur in Ungnade gefallen (und die Attentäter auf sich selbst angesetzt hat), einfach weil ihr nach Zerstreuung war ;) ).
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