Autor Thema: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?  (Gelesen 14098 mal)

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Offline Zarkov

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #25 am: 18.08.2017 | 19:51 »
Chiungalla hat ja schon Recht: Fantasy bietet grundsätzlich eine enorme Bandbreite.

Nur sehe ich davon in der Literatur nichts und im Rollenspiel viel zu wenig …

Nicht-prototypische Fantasy gibt es schon, das sind so Sachen wie »Little, Big«, »The Last Unicorn« oder »Gormenghast«. Die gehen in der Flut der Genre-Fantasy fast unter. Daß es nicht mehr gute Fantasy gibt, liegt meiner Meinung nach hauptsächlich daran, daß Fantasy seit den amerikanischen Pulp-Magazinen der, sagen wir, 1930er (Conan!) stark stigmatisiert war (eigentlich immer noch ist); die haben das Genre so effektiv monopolisiert, daß es bis vor kurzem vom literarischen Establishment gemieden und verspottet wurde. Nicht ganz zu Unrecht, muß ich leider sagen.

Die SF hat u.a. dank John Campbell und dank späterer Autoren die Wende geschafft; in der Fantasy kam dann Tolkien und hat alles überschattet. Die Wende der Fantasy, die findet – mit etwas Glück – jetzt gerade statt. SF hatte Campbell, Heinlein, Dick, Le Guin¹ und Atwood; Fantasy hat jetzt immerhin Leute wie Pullman und dazu – nie das Gewicht unterschätzen – Rowling und Martin.

¹ Und schaut euch mal an, wie Le Guin sich in der »Earthsea«-Reihe mit Genrestereotypen abgekämpft hat.
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Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #26 am: 18.08.2017 | 20:01 »
und Kaye, Erikson
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“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
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“Crap.”

Offline Chiarina

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #27 am: 18.08.2017 | 20:05 »
...und schaut euch mal an, wie LeGuin es inzwischen drauf hat, dermaßen unabhängige Fantasy zu schreiben, dass es nur so eine Freude ist! Die "Annals of the western shore" Trilogie ist in meinen Augen die beste (Low) Fantasy, die ich seit langer, langer Zeit gelesen habe und hat mit Tolkien gerade mal GAR NICHTS zu tun (...aber ich stimme Zarkov zu: Erdsee ist dagegen noch recht bemüht).
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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #28 am: 18.08.2017 | 21:26 »
Ich weiß nicht warum, aber alles, in dem Schwerter vorkommen ist für mich erstmal interessant. Ich habe längst aufgegeben, das zu verstehen zu wollen.
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

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Offline Der Läuterer

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #29 am: 18.08.2017 | 22:03 »
Fantasy Rollenspiel kenne ich fast ausschliesslich als Quest mit vielen Encountern, welche dann mit reichlich Kämpfen garniert werden, bis abschliessend der Big Boss wartet. Viele Kämpfe lockern ein Spiel merklich auf und die Spieler werden sofort mit XP und Loot entlohnt. Das ist grösstenteils sehr entspannend und belohnend.

SiFi als Rollenspiel schreckt mich ab. Man sollte (muss) hier (eigentlich) viele Fachbegriffe kennen, um 'mitreden' zu können. Da kommt man sich schnell dumm vor, wenn man da nicht mithalten kann.
Ansonsten bekommt das Spiel erst dann richtig Würze, wenn hier, das wurde bereits erwähnt, gehäuft Fantasy Elemente mit eingestreut werden (z.B. bei Star Wars). Es muss ja interessant bleiben und da bringt es wenig, wenn ein Spieler beschreibt, wie sein Blauhemd nen Gang rauf und wieder runter schreitet.
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Luxferre

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #30 am: 18.08.2017 | 23:30 »
Ich weiß nicht warum, aber alles, in dem Schwerter vorkommen ist für mich erstmal interessant. Ich habe längst aufgegeben, das zu verstehen zu wollen.

Das ist ... sehr wahr  >;D

Offline ArneBab

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #31 am: 19.08.2017 | 00:46 »
Ich weiß nicht warum, aber alles, in dem Schwerter vorkommen ist für mich erstmal interessant. Ich habe längst aufgegeben, das zu verstehen zu wollen.
In einer Dokumentation Terra-X wird beschrieben, dass das Germanische Gruppen einen tiefverwurzelten Schwertglauben hatten. Das könnte kulturell noch immer nachwirken, und wurde ja z.B. auch vom Herrn der Ringe aufgegriffen wurde, und Starwars trägt es ebenfalls weiter. Aspekte der Kultur können sich anscheinend sehr lange halten: https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/grosse-voelker-die-germanen-100.html
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Offline Der Nârr

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #32 am: 19.08.2017 | 01:09 »
Das Schwert ist ein klassisches Phallus-Symbol, auch in so mancher Sword & Sorcery Illustration.

Ich habe schon scheinbar unschuldige Bilder gesehen, in denen Blutstropfen vom Schwert rinnen und bei freudscher Betrachtung erkennt man deutlich, wie diese die Lusttropfen repräsentieren, die vom Phallus tropfen.

Den Höhepunkt des Schwertes als Phallus findet man im Rollenspiel Hyperborea bzw. Bloodlust im frz. Original, in dem Schwerter ein Verlangen nach Sex haben und über ihren Träger eine symbiotische Beziehung eingehen, um ihren fleischlichen Genüssen nachzugehen.

Auf die Ausgangsfrage. Ich diskutiere das immer wieder mal mit meinen Rollenspielrunden, weil ich selbst kein Fan von Fantasy bin, weder im Rollenspiel noch in der Literatur. Ich kenne auch keine Fantasy-Filme, die mich vom Hocker gehauen hätten. Die meisten Gespräche dieser Art enden damit, dass die Spieler mir sagen, dass sie halt nur spielen wollen was sie kennen und Fantasy kenne man ja. Für die 1 Mio anderen Settings die man kennt - ob historische Settings oder Star Wars - werden dann 1 Mio Gründe angeführt, warum die unspielbar seien. Ähnliches gilt dann auch für Fantasy-Settings, die zu stark von der gerade in Mode befindlichen Fantasy-Norm abweichen, also etwa Talislanta. Völlig unspielbar, weil es da ja eine Spezies mit zwei Gehirnen gibt, oder Glorantha, weil da die Elfen ja so Pflanzenwesen seien. Diskussionen wie diese sind es, die mich immer wieder desillusionieren.
« Letzte Änderung: 19.08.2017 | 01:14 von Der Narr »
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Offline D. Athair

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #33 am: 19.08.2017 | 01:28 »
Nicht-prototypische Fantasy gibt es schon, das sind so Sachen wie »Little, Big«, »The Last Unicorn« oder »Gormenghast«. Die gehen in der Flut der Genre-Fantasy fast unter.
Da wäre ich vorsichtig. In WFRP steckt verdammt viel Gormenghast. Und das betrifft nicht nur die Illus von Ian Miller. Den Gormenghast-Einfluss hat WFRP an alles vererbt, was es inspiriert hat. LotFP, Zweihänder, 40K, ... sind da nur die Offensichtlichsten. Wobei die Einflüsse überall viel subtiler sind als die eines Tolkien (der ja auch mehr Weltenbastler als Fantasy-Autor war).

@ Topic allgemein: Die Erklärungen von Zarkov finde ich ganz brauchbar. Hab ich irgendwo auch schon in ähnlicher Weise gelesen. (Hatten wir dazu schon mal ein Thema?)
Ich würde bei Fantasy-Spielen vielleicht von etablierten Schemata sprechen. Elemente daraus sind z.B. das Mittelalterbild der romantischen (Epoche!) Sehnsucht, EDO/Tolkien, Heldenreise, ... Der Vorstellungskanon erzeugt zuverlässig ein brauchbares Bild im Kopf.

In der Science Fiction gibt es da viel weniger ein Standardbild. Um halbwegs reproduzierbare Vorstellungen zu bekommen muss man da schon in die Subgenres einsteigen: Hard SF, Military SF, Social SF, Transhumanismus, Space Opera, ...   


Fantasy Rollenspiel kenne ich fast ausschliesslich als Quest mit vielen Encountern, welche dann mit reichlich Kämpfen garniert werden, bis abschliessend der Big Boss wartet.
Krass, dass es Leute mit solchen Fantasy-RPG-Erwartungen noch gibt.
« Letzte Änderung: 19.08.2017 | 01:41 von D. Athair »
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Offline mattenwilly

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #34 am: 19.08.2017 | 02:45 »
Könnte daran liegen das man mit Fäntelzeug regelrecht ersäuft wird wärend SciFi und erst recht der "lese ich mal aus Spass SciFi" in D relativ selten ist. Und oft grausam übersetzt (Wenn ich da an Übersetzungen von Pournelles "Mercenary" denke...). Enders Gähn, Slowlaris oder das Reynolds Zeug sind eher abschreckend für den "Spassleser". Und der, wie der Spassspieler, ist nun mal die Marktmasse. Auch was an SciFi Filmen/Serien läuft reizt nicht (Ender, Passengers) zum spielen, ist "Was anderes mit SciFi Versatzstücken" (Firefly, das mit den Leuchtdinger-Wedlern) oder als Rollenspiel sehr schnell öde (Das mit den edlen, weissen Schiffen)

Was man schon nicht liest/lesen kann spielt man oft auch nicht. Ne Gruppe von Leuten die mit CoDominion, Vattas War, Ringwelt und Co vertraut sind dagegen bringt man Problemlos Traveller oder 2300AD (natürlich beides nur in der GDW-Version) nahe. Mit Cyberpunk (nein, nicht die billige Kopie mit den Elfchen) ist es ähnlich. Wer mit Logans Run, Soylent Green, Hardwired und Killerbowl "groß geworden" ist wird leichter den Einstieg in klassisches Cyberpunk finden.

Dazu die Tatsache das viele der SciFi Systeme "regellastig" sind was ja heute bei einigen "nicht mehr Hip" ist.
Manchmal kommt bei Foren der Punkt wo man einem "Diskussionsteilnehmer" mental mit einem freundliches "Ja, Ja" den Kopf tätscheln und ihn dann ganz leise auf die Ignore-Liste setzen sollte. Die gewonnene Zeit kann man dan mit interessanten Sachen verschwenden. Etwa Staubmäusen beim wachsen zu sehen

Offline YY

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #35 am: 19.08.2017 | 05:17 »
Und oft grausam übersetzt (Wenn ich da an Übersetzungen von Pournelles "Mercenary" denke...).

Topaktuelles Beispiel  :P

Auch was an SciFi Filmen/Serien läuft reizt nicht (Ender, Passengers) zum spielen, ist "Was anderes mit SciFi Versatzstücken" (Firefly, das mit den Leuchtdinger-Wedlern) oder als Rollenspiel sehr schnell öde (Das mit den edlen, weissen Schiffen)

Ja, wenn man sich Quark wie Passengers raussucht und damit verzerrte Darstellungen konstruiert, kann man schon einiges herleiten.
Ungeachtet beispielsweise der Tatsache, dass das Setting mit den edlen weißen Schiffen aktuell ein recht erfolgreiches neues, eher schlankes Regelwerk bekommen hat.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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Arlecchino

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #36 am: 19.08.2017 | 07:16 »
Die Stärke von SR ist eher, dass es so vielseitig ist.
Einerseits hat es klassische Fantasy-Aspekte, andererseits werden die oft genug ins Gegenteil verkehrt oder zumindest mit einem gehörigen Twist versehen.

Ich weiß. Es ging mir eher darum, Moonmoths Argument gedanklich zu vervollständigen ;)

Die Orc(Goblinoid)/Minority-Metaphorik ist übrigens immer noch einer meiner Lieblingsaspekte an Shadowrun.


In einer Dokumentation Terra-X wird beschrieben, dass das Germanische Gruppen einen tiefverwurzelten Schwertglauben hatten. Das könnte kulturell noch immer nachwirken, und wurde ja z.B. auch vom Herrn der Ringe aufgegriffen wurde, und Starwars trägt es ebenfalls weiter. Aspekte der Kultur können sich anscheinend sehr lange halten: https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/grosse-voelker-die-germanen-100.html

Ich glaube, eines der eindrucksvollsten Beispiele dafür aus der (relativ) jüngeren Popkultur dürfte das hier sein  :)

Die Vorlage und auch der Film sind übrigens gute Beispiele für den Mythos-Aspekt und das kulturreflektive bis philosophische Potential von Fantasy.
« Letzte Änderung: 19.08.2017 | 07:18 von Arlecchino »

Offline pharyon

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #37 am: 19.08.2017 | 08:26 »
Meiner Ansicht nach wird von vielen Menschen Science Fiction auch als anstrengend und unsicher wahrgenommen.

Anstrengend, weil man schnell in Aspekte des Settings rutschen kann, die man eventuell gerne erklärt hätte, selbst bzw. in der Gruppe aber nicht kann. Das erzeugt Frust, der wiederum dem Spaß im Spiel entgegensteht. Dass wir heute oftmals mit technischen Problemen im Alltag kämpfen, könnte ein weitere Grund für eine SciFi-Abkehr sein. Man möchte da vielleicht vom alltäglichen ein Stück mehr abrücken.

Unsicher ist Science Fiction für manche bestimmt, weil gewissen vorgestellte Aspekte eines Settings durch gegenwärtige Entdeckungen entweder banalisiert oder ins Unmögliche rücken, wie z.B. Kraftfelder. Und ein Reiz dieses Genres ist auch das Erkunden des Settings unter plausiblen Informationen. Werden die Fakten als unplausibel wahrgenommen, rutscht man schnell in das Genre Fantasy hinein, wodurch sich eine innere Spannung zwischen Plausibilitäts-Erwartung und Informations-Ambiguität aushalten lässt. Oder man wendet sich vom Setting ab.

Außerdem können in Science Fiction schnell auch andere Aspekte in den Fokus geraten als die Protagonisten,"Technobabble" wurde ja aufgeführt. Das Raumschiff als Charakter ist ja auch kein selten vorkommendes Phänomen. Ein dermaßen zentrales Objekt einer Erzählung wird ja oft "vermenschlicht". All diese Aspekte sprechen dagegen, dass SciFi als vielleicht noch größtes der kleinen Geschwister der Fantasy den Rang ablaufen kann.

p^^
"Natürlich werden sie ihn foltern - es sind PRAIOS-Geweihte!" (vielen Dank, Kristin ^^)

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Offline Der Läuterer

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #38 am: 19.08.2017 | 08:45 »
Krass, dass es Leute mit solchen Fantasy-RPG-Erwartungen noch gibt.

Erwartungen Erfahrungen.




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Offline Fillus

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #39 am: 19.08.2017 | 09:48 »
Hier wird viel Fantasy mit SF verglichen, was ich natürlich auch gerne tue. Es gibt aber ja noch genug weitere Genres. Gemessen an TV Serien oder Büchern sollten Krimirollenspiele an erster Stelle stehen. Was natürlich nicht der Fall ist, obwohl es wohl die meisten Konsumieren.

Mein Problem beim Fantasy Pen&Paper, wohlgemerkt nach weit über 20 Jahren, ist das sich gefühlt alles nur noch wiederholt. Man hat es deutlich öfter gespielt und die Lösungen der Probleme waren schon mal da oder sind teilweise auch nicht sehr kreativ lösbar. Die "Questen" wiederholen sich oftmals aller WoW (Töte 10 Dings, befreie 5 Dangs, Begleite 2 Dongs). Was aber in anderen Genres auch nicht anders ist, nur besser verschleiert.
Man wird seltener überrascht, zumindest von der Umgebung und den Charfähigkeiten und zieht seinen Spass aus interessanten Charakterspiel und die ein oder andere Verquickung von guten NPCs. Naja, ich jedenfalls. ;)
Der Plot verkommt ab und an zur Nebensache, den man natürlich trotzdem aktiv beackert, weils ein Gruppenspiel ist.
Das passiert mir häufig bei Fertigabenteuern in Systemen wie DSA, DnD, Dungeonslayers und wie sie alle heissen, weniger in Systemen wie Fate oder Dungeon World.

Gut möglich das ich das ganz alleine so sehe. ;)



Offline nobody@home

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #40 am: 19.08.2017 | 10:23 »
Was aber in anderen Genres auch nicht anders ist, nur besser verschleiert.

Und das ist möglicherweise auch so ein Punkt: Fantasy erlaubt prinzipiell erst mal so ziemlich alles, weil <handwedel> Magie! Wenn da die Plots oder Spielwelt tatsächlich mal etwas dröge rüberkommen, lassen sie sich relativ schnell wieder aufpeppen, indem man irgendwas Unerwartetes aus dem Ärmel zaubert, ohne sich zu viele Gedanken machen zu müssen, wie das dreiäugige singende Monster mit den vier Schwertern jetzt eigentlich genau ins örtliche Ökosystem paßt.

In den meisten anderen Genres (okay, klassisches Four Color-Superheldenzeug kann das auch) laufe ich da eher mal schneller gegen Wände. Die Fälle eines Herlock Sholmes oder Johnny Bondini werden sich nach einer Weile auch zu ähneln anfangen, und da die zumindest vorgeblich in "unserer" Welt spielen und es vermutlich auch weiterhin tun sollen, gestalten sich Versuche, aus diesem Schema auszubrechen, automatisch schwieriger.

Offline SeldomFound

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #41 am: 19.08.2017 | 10:33 »
Ich glaube, es liegt daran, dass in Fantasy Individuuen im Vordergrund stehen. Ob die Welt gerettet wird oder nicht liegt häufig allein in der Hand von einigen wenigen Abenteurer.

Außerdem ist der Heldenreise deutlicher zu erkennen: Der persönliche Wachstum der Hauptfiguren steht im Vordergrund und das deckt sich mit der Tendenz, dass man in den meisten Systemen Charaktere verbessern kann (mehr Artefakte, bessere Fertigkeiten, neue Zauber) etc..

Nicht-Fantasy-Systeme, die diese Erwartungen erfüllen, wie zum Beispiel Star Wars sind ja auch durchaus beliebt. Auch Numenera scheint recht erfolgreich zu sein, weil die Heldenreise nutzt.

Chiungalla

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #42 am: 19.08.2017 | 10:37 »
Ich würde stark bezweifeln, dass das bei den meisten eine bewusste rationale Entscheidung aufgrund von tatsächlichen Vorzügen des Genres ist. Es mag diese Vorzüge geben, aber letztendlich ist das wohl eher eine unterbewusste "gefällt mir  :d"-Entscheidung, die mit rationalen Beweggründen nicht zwingend etwas zu tun haben muss.

Wenigstens meine Erfahrung mit Fantasy-Systemen sagt mir, dass die unglaublich gut darin sind mir auf der Gefühlsebene einen Charakter oder eine Geschichte zu verkaufen.

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #43 am: 19.08.2017 | 10:54 »
Das Schwert ist ein klassisches Phallus-Symbol, auch in so mancher Sword & Sorcery Illustration.

Ich habe schon scheinbar unschuldige Bilder gesehen, in denen Blutstropfen vom Schwert rinnen und bei freudscher Betrachtung erkennt man deutlich, wie diese die Lusttropfen repräsentieren, die vom Phallus tropfen.

Den Höhepunkt des Schwertes als Phallus findet man im Rollenspiel Hyperborea bzw. Bloodlust im frz. Original, in dem Schwerter ein Verlangen nach Sex haben und über ihren Träger eine symbiotische Beziehung eingehen, um ihren fleischlichen Genüssen nachzugehen.
Dazu darf man natürlich anmerken, dass (1) die freudsche Betrachtung aus so ziemlich allem einen Phallus macht, (2) modernere Ansätze Freuds Thesen mindestens stark entschärfen, wenn nicht sogar (jenseits ihrer Pionierleistung) als praktisch unbedeutend weil weitgehend widerlegt darstellen und (3) auch in Hyperborea ist die Waffe mit Sexualtrieb nur eine von - aus dem Gedächtnis - 20+ möglichen Waffeneigenschaften und dürfte im Spiel relativ selten zum tragen kommen. Also ich persönlich lehne diesen Erklärungsansatz ab, da ich die zugrunde liegenden Thesen als zwischenzeitlich weitgehend widerlegt betrachte.
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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #44 am: 19.08.2017 | 10:58 »
Dazu darf man natürlich anmerken, dass (1) die freudsche Betrachtung aus so ziemlich allem einen Phallus macht, (2) modernere Ansätze Freuds Thesen mindestens stark entschärfen, wenn nicht sogar (jenseits ihrer Pionierleistung) als praktisch unbedeutend weil weitgehend widerlegt darstellen und (3) auch in Hyperborea ist die Waffe mit Sexualtrieb nur eine von - aus dem Gedächtnis - 20+ möglichen Waffeneigenschaften und dürfte im Spiel relativ selten zum tragen kommen. Also ich persönlich lehne diesen Erklärungsansatz ab, da ich die zugrunde liegenden Thesen als zwischenzeitlich weitgehend widerlegt betrachte.

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Offline Fillus

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #45 am: 19.08.2017 | 10:59 »
Und das ist möglicherweise auch so ein Punkt: Fantasy erlaubt prinzipiell erst mal so ziemlich alles, weil <handwedel> Magie! Wenn da die Plots oder Spielwelt tatsächlich mal etwas dröge rüberkommen, lassen sie sich relativ schnell wieder aufpeppen, indem man irgendwas Unerwartetes aus dem Ärmel zaubert, ohne sich zu viele Gedanken machen zu müssen, wie das dreiäugige singende Monster mit den vier Schwertern jetzt eigentlich genau ins örtliche Ökosystem paßt.

In den meisten anderen Genres (okay, klassisches Four Color-Superheldenzeug kann das auch) laufe ich da eher mal schneller gegen Wände. Die Fälle eines Herlock Sholmes oder Johnny Bondini werden sich nach einer Weile auch zu ähneln anfangen, und da die zumindest vorgeblich in "unserer" Welt spielen und es vermutlich auch weiterhin tun sollen, gestalten sich Versuche, aus diesem Schema auszubrechen, automatisch schwieriger.

Ich leite grad unter anderem grad eine ziemlich klassische Fantasykampagne. Nach nun cirka 20 Stunden reizt es mich was üngewöhnliches einzubauen, da mich der Standard langweilt. Die Spieler sind allesamt zufrieden, ich hingegen werde am nächsten Abend wohl mal plötzlich ein Portal erscheinen lassen das in eine andere Welt führt und eine große Bedrohung hervorbringt die auf herkömmliche Weise (Schwert/Magie) schwer zu lösen sein wird und sie mit veränderten Gesetzmäßigkeiten zu kämpfen haben. Ich kenne meine Spieler allerdings und weiß das ich es ihnen "zumuten" kann. Ein paar davon spielen auch noch in einem eigenen Setting in Form einer dystrophischen Zukunft und sie lieben es jeden Spieltag wieder überrascht zu werden.

Krimi wird sich immer irgendwo ähnlich sein. Mir ist das völlig unverständlich wieso die TV Serien so gut laufen. Sind oftmals ganz schnell durchschaubar, aus dem einfachen Grund das der Übertäter ja in der Serie vorkommt. Scheinbar reichen 40 Minuten (-10 Minuten Werbung) oft nicht aus um mehr als eine falsche Fährte zu legen und mal eine Hand voll möglicher Verdächtiger in Scene zu setzen. Nein, meistens ist es der, den sie am Anfang mal beiläufig in die Kamera gehalten haben. Gibt natürlich auch richtig gute Krimis, aber die Masse versagt bei mir.
Beim Pen&Paper komtm beim Krimi hinzu ... ein SL Fehler und das wars! Aufwendig vorzubereiten in es meiner Ansicht nach zudem.





Offline Zarkov

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #46 am: 19.08.2017 | 11:25 »
Gemessen an TV Serien oder Büchern sollten Krimirollenspiele an erster Stelle stehen.

Wenn ich mir die Abenteuer und Szenarien in Erinnerung rufe, die ich kenne, würde ich sagen: strukturell hat man es da zu einem gar nicht geringen Teil mit mystery/crime stories zu tun. Investigatives Spiel ist ziemlich oft anzutreffen, wenn auch relativ selten als eigenes, explizit ausgebildetes Rollenspiel. Wobei man z.B. Call of Cthulhu auch problemlos da einordnen könnte.
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Offline Fillus

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #47 am: 19.08.2017 | 11:29 »
So betrachtet hast Du natürlich vollkommen recht. :)

Offline KhornedBeef

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #48 am: 19.08.2017 | 11:45 »
Hier wird viel Fantasy mit SF verglichen, was ich natürlich auch gerne tue. Es gibt aber ja noch genug weitere Genres. Gemessen an TV Serien oder Büchern sollten Krimirollenspiele an erster Stelle stehen. Was natürlich nicht der Fall ist, obwohl es wohl die meisten Konsumieren.

Mein Problem beim Fantasy Pen&Paper, wohlgemerkt nach weit über 20 Jahren, ist das sich gefühlt alles nur noch wiederholt. Man hat es deutlich öfter gespielt und die Lösungen der Probleme waren schon mal da oder sind teilweise auch nicht sehr kreativ lösbar. Die "Questen" wiederholen sich oftmals aller WoW (Töte 10 Dings, befreie 5 Dangs, Begleite 2 Dongs). Was aber in anderen Genres auch nicht anders ist, nur besser verschleiert.
Man wird seltener überrascht, zumindest von der Umgebung und den Charfähigkeiten und zieht seinen Spass aus interessanten Charakterspiel und die ein oder andere Verquickung von guten NPCs. Naja, ich jedenfalls. ;)
Der Plot verkommt ab und an zur Nebensache, den man natürlich trotzdem aktiv beackert, weils ein Gruppenspiel ist.
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Gut möglich das ich das ganz alleine so sehe. ;)
Immee gleiche öde Plots sind kein Fehler des Genres, sondern des Autors. In bestimmte Plots fällt man je nach Genre leichter, klar. Und einem Anfönger lasse ich das gerne durchgehen.
Aber sonst müsstest du ja genauso behaupten , SciFi ist immer "Fliege zu Station xyz und laufe gerailroadet einzeln herum bis der SL auswürfelt wen das Alien angreift " .
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Ich vergeige, also bin ich.

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Re: Warum läuft Fantasy besser als jede anderes Genre?
« Antwort #49 am: 19.08.2017 | 11:59 »
Aber sonst müsstest du ja genauso behaupten , SciFi ist immer "Fliege zu Station xyz und laufe gerailroadet einzeln herum bis der SL auswürfelt wen das Alien angreift " .

Heyyy, das stimmt so jetzt nicht!

...manchmal ist es kein Alien, sondern ein Roboter! ~;D