Autor Thema: Verhandlungssache  (Gelesen 1385 mal)

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Online Maarzan

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Verhandlungssache
« am: 19.10.2017 | 09:45 »
Vor einiger Zeit war hier eine Frage nach dem , was für Handel mit Hags möglich wären und auch in vielen anderen Werken und Spielen werden Pakte/Handel mit Teufel, Dämonen oder auch Elementaren erwähnt. Aber oft geht das nicht weiter als "Die wollen halt mehr Böses", aber kein Hinterfragen, was das genau  sein soll und warum sie das letztlich persönlich weiterbingt. (oder wenn sie das für einen anderen machen ihren Boss).
Als Nebenfrage: was haben Teufel davon Seelen zu bestrafen, welche letztlich genau das getan haben, was ihnen gefällt? Ist das nicht eher ein "Service" für die gute Seite und schadet ihnen mehr Böses auf der scheinbar relevanteren Hauptebene zu verbreiten?
Und was sind dann genau Seelen und warum will die jeder haben und wieso haben manche Wesen Seelen und andere nicht?
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Greifenklause

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Re: Verhandlungssache
« Antwort #1 am: 19.10.2017 | 11:16 »
Über "wer hat eine Seele und wer nicht" möchte ich nicht diskutieren, das gleitet schwuppdiwupp in persönliche Vorstellungen und von dort rubbeldiekatz in den Speaker's Corner ab.

Was das andere Phänomen betrifft, ist das kompliziert.
Verschiedene Ansätze:
-- Das Wesen verflucht nicht im ersten Schritt: Es ist selbst verflucht und alles, was es tut, hat einen Makel. Es kann Wünsche erfüllen wie eine Fee. Aber weil es gestraft ist, sind diese nie so rein und perfekt wie bei einer echten Fee.
-- Die Gaben eines Engels sind rein. Die Gaben eines Teufels können es nicht sein, weil er selbst nicht rein ist.
-- Die Hexe/Teufel/Politiker verfolgt einen Langzeitplan. Und für diesen Langzeitplan sind "kleine Schritte zum Untergang" notwendig, die mehr oder weniger offen versteckt werden als Nachteile bei der Wunscherfüllung.
-- Das Wesen erfreut sich an Leid. Es ist seine ureigene Natur. Echte Dankbarkeit ist diesem Wesen fremd. Es erfasst "Dank" eher relativ. "Wer mir dient oder mich befreit, der leidet etwas später oder weniger als alle anderen. Das ist Dank genug!"
Oder "Ich habe einen Anspruch darauf frei zu sein. Was wagt der Wicht es, mit mir zu verhandeln.... Einen Preis!!! Wie unverfroren! Das sollst du büßen!" Oder
-- Erziehungsauftrag: "Wie kann er es wagen, mich, die mächtige Hexe des Ostens mit seinem irdischen Klimbim zu behelligen. Macht, die ihm nicht zusteht, will er haben? Soll mal sehen, was er davon hat!"
-- Drogendealer: "Oh, das hat dir nicht gereicht? Ach, der Wunsch war dir nicht sauber genug? Wie das wusstest du nicht? Kein Ding, ich habe hier einen reineren Wunsch, aber dafür musst du was für mich tun..."


In der Tat würde ich Ursache und Wirkung aber umdrehen und ERST etwas verlangen und DANN den Wunsch erfüllen. Letzteren dann ohne weitere Nachteile.
Wenn der Eisdämon im Wunschbrunnen auftaucht:
"Töte einen Mönch, schände einen Hain"
"Warum sollte ich das tun?"
"Ich habe hier das Schwert, dass du dir immer gewünscht hast!"
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trendyhanky

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Re: Verhandlungssache
« Antwort #2 am: 19.10.2017 | 11:17 »
Zitat
Und was sind dann genau Seelen und warum will die jeder haben und wieso haben manche Wesen Seelen und andere nicht?

Aus der Perspektive von Moorcock (Chaos/Ordnung; unter Unmständen auf dein Licht/Finsternis-Beispiel übertragbar): Die Götter haben unterschiedliche Versionen vor Augen, wie das Multiversum aussehen soll. Die einen wollen eine Welt unendlicher Variation, die anderen wollen eine Welt voller Perfektion.

Das "fuel" ihrer Macht ziehen sie aus Seelen, Seelen ist sowas die Währung der Götter. Seelen sind unterschiedlich wertvoll, je nach Individuum von dem sie ist. Daher gehen die Götter Pakte auch vor allem mit starken, brauchbaren Seelen ein, die halt viel Wert sind.
Eine gepachtete Seele kann nicht in den Besitz eines anderen Gottes gelangen, aber kann getauscht werden im Ränkespiel um die Machtkontrolle des Multiversums.

Zur Frage "wieso Böse?": Naja, entweder sind die Teufel gefangen in ihrem Ideal, ihrr Version, die sie sind und können nicht anders (Menschen haben halt eine WAHL, teufel nicht. Die sind was sie sind.). Oder der Teufel bezieht aus dem Leid in der Hölle seine Energie.
Oder der Teufel und die Hölle sind das, was die Sterblichen glauben, das sie sind. Weil geglaubt wird dass alle in der Hölle furchtbar leiden, sieht die Hölle halt so aus. Und der Teufel nährt sich an diesem Glauben.



Offline 1of3

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Re: Verhandlungssache
« Antwort #3 am: 19.10.2017 | 14:48 »
Zitat
Vor einiger Zeit war hier eine Frage nach dem , was für Handel mit Hags möglich wären und auch in vielen anderen Werken und Spielen werden Pakte/Handel mit Teufel, Dämonen oder auch Elementaren erwähnt. Aber oft geht das nicht weiter als "Die wollen halt mehr Böses", aber kein Hinterfragen, was das genau  sein soll und warum sie das letztlich persönlich weiterbingt.

Ein typischer Verweis ist, dass sie so Zugriff auf die sterbliche Welt erhalten und dass es da, wo sie wohnen, so schrecklich langweilig ist. In diesem Sinne sind sie nicht böse: Die wollen nur spielen (und du bist ihr Spielzeug).

Offline Greifenklause

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Re: Verhandlungssache
« Antwort #4 am: 19.10.2017 | 15:07 »
Sichtweise von Feen und Teufeln auf die Menschenwelt:
-- "Menschenwelt? Aus Gründen, die wohlbekannt sind, ist diese nicht bzw nicht richtig real. Ergo sind moralische Gesichtspunkte diesbezüglich eher Gutfeentum. Spielwiese. PUNKT!"
-- "Menschenwelt? Das sind Ameisen. Hmja, hin und wieder Rohdiamanten. Aber bitte: Wenn ihr kein absoluter Expertenteufel seid, sorgt gefälligst dafür, dass eure Experimente und spielerischen Hilfestellungen auf lange Sicht keine Auswirkungen haben.
Ihr wisst ja, was mit den Elfen passiert ist oder den Nephilim auf Taurus4!
Wenn ihr was ausprobieren wollt, gerne, aber räumt anschließend auf oder tötet die Testexemplare!"
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alexandro

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Re: Verhandlungssache
« Antwort #5 am: 19.10.2017 | 17:18 »
Ich handhabe Teufel so, dass sie sich auf diese Weise "fortpflanzen" - wenn eine Seele genug Dunkelheit in sich hat, wird sie nach dem Tod irgendwann zum Teufel. Bei den wenigsten Menschen passiert das einfach so, daher helfen die Teufel bei vielversprechenden Fällen etwas nach und versuchen deren Bezug zu Körper und Schmerzen komplett zu verändern (so wie die Cenobiten aus Hellraiser "We have such sights to show you") - irgendwann haben sie den Menschen "gebrochen" und die Folter-Erfahrungen sind stärker als das, was er als Mensch erlebt hat. Und dann reiht sich ein neuer Teufel in die Legionen der Hölle ein.

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Re: Verhandlungssache
« Antwort #6 am: 20.10.2017 | 13:43 »
Die Teufel machen nur ihren Job. Im göttlichen (oder sonstigen) Schöpfungsplan ist vorgesehen, daß nur Sterbliche, die es sich angemessen verdient haben, in den Himmel oder das passende Gegenstück dazu kommen, und die diversen Paktangebote und sonstige Versuchungen sind entsprechende Tests, die man leicht versemmeln kann, indem man sich zu leichtfertig auf sie einläßt. Ob die Hölle o.ä. dann tatsächlich die ewige Verdammnis bedeutet oder nur eine schmerzhafte "Seelenwaschanlage" ist, aus der man früher oder später wieder zum nächsten Anlauf in ein neues Leben reinkarniert wird, hängt natürlich mit davon ab, wie man sich die himmlische Chefetage so vorstellt.

Offline Skeeve

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Re: Verhandlungssache
« Antwort #7 am: 21.10.2017 | 12:41 »
Als Nebenfrage: was haben Teufel davon Seelen zu bestrafen, welche letztlich genau das getan haben, was ihnen gefällt? Ist das nicht eher ein "Service" für die gute Seite und schadet ihnen mehr Böses auf der scheinbar relevanteren Hauptebene zu verbreiten?

Schrieb ich letztens gerade nebenan:
Piers Anthony: Die Inkarnationen der Unsterblichkeit (Incarnations of Immortality) Der Reiter vom ersten Band ist der Tod, der gleich am Anfang des Buches getötet wird (innerhalb der ersten 20-30 Seiten... aus der Erinnerung geschätzt). Die anderen Bände haben dann andere Inkarnationen als Hauptpersonen der Handlung.

In mindestens einem der übersetzten Bücher ist der Teufel der Gegenspieler der jewiligen Hauptfigur/Inkarnation. Da wird dann auch recht viel über das Warum und weshalb erzählt. (Bei einem der nicht übersetzten Bücher soll der Teufel die Hauptfigur der Geschichte sein.)

Und frei aus der Erinnerung: Wieso "Bestrafen", es wird keiner bestraft. Das sind alles nur Lügen der Gegenseite. Am Ende der Partie zählt nur wer mehr Seelen auf seiner Seite hat. Aber noch ist das Spiel nicht vorbei....
... oft genug sind die Spieler die größten Feinde der Charaktere, da helfen auch keine ausgeglichenen Gegner

Hoher gesellschaftlicher Rang ist etwas, wonach die am meisten streben, die ihn am wenigsten verdienen.
Umgekehrt wird dieser Rang denen aufgedrängt, die ihn nicht wollen, aber am meisten verdienen. [Babylon 5]