Autor Thema: Reading Challenge 2018  (Gelesen 14806 mal)

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Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #25 am: 25.03.2018 | 20:23 »
Stand: 47 Bücher aus 46 Kategorien gelesen. SUB wird tatsächlich kleiner und die eine oder andere Reihe habe ich auch schon beendet bzw. zumindest bis zum derzeitig erschienen Stand gelesen. So auch diese drei:

D. D. Everest: Archie Green und die Bibiliothek der Magie - Ein Buch, in dem ein Ritter oder Held ein Ungeheuer erschlägt
D. D. Everest: Archie Green und der Fluch der Zaubertinte - Ein Buch, in dem einer der Protagonisten verflucht wird/ist
D. D. Everest: Archie Green und das Buch der Nacht - Ein Buch, das ein Reihenabschluss ist

Ja, ja, schon wieder Jugendbücher. Zugegeben. Aber die haben echt Spass gemacht. Schön ausgedachtes Ambiente, sympatischer Hauptcharakter, die Wendungen kommen allergößtenteils nicht wirklich überraschend, aber auch die Handlung passt und läßt eine gewisse "Grundspannung" entstehen.

"Archie Greene bekommt an seinem Geburtstag ein ganz besonderes Paket überbracht – eines, das vierhundert Jahre auf seine Auslieferung gewartet hat. Auch der Inhalt ist mehr als außergewöhnlich: ein magisches Buch! Und ehe sich Archie versieht, ist er in Oxford in der Bibliothek der Magie angekommen und soll dort die Künste des Buchbindens erlernen. Als ob das nicht alles schon aufregend genug wäre, geht dort auch noch etwas Unheimliches vor sich: Eine Quelle der schwarzen Magie raubt den Büchern ihre Zauberkräfte und plötzlich ist Archie der Einzige, der sie beschützen kann."
Glückskeks sagt: In jedem Moment mit ganzer Konzentration und aus vollem Herzen, jeden einzelnen Schritt zu tun - Das ist Glück.

Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #26 am: 1.04.2018 | 17:39 »
Buch 50: Eva Wolf - Zogen einst fünf wilde Schwäne (Ein Buch mit einem Liedtext-Zitat als/im Titel)
Lag in den aussortierten Büchern unserer Bücherei, tatsächlich hat mich der Titel angezogen. Da die vordere Klappe des Schutzumschlages gefehlt hat, habe ich mir eine Moment überlegt es liegen zu lassen, abe da war mir schon die oben genannte Kategorie der Challenge eingefallen. Interentrecherche hat auch kaum etwas ergeben, außer dass vorkommende Personen für "Kenner" leicht wiederzuerkennen sind und der Handlungsort wohl Kulmbach ist.
Wie der Titel erwarten läßt spielt die Handlung mitten im 2. Weltkrieg. Anna, als einziges Mädchen in ihrer Klasse am Gymnasium, muss dabei zusehen wie sich nach und nach die Reihen um sie herum lichten. Erst Lehrer durch Lehrerinnen, Pensionäre oder gar nicht mehr ersetzt werden, dann Mitschüler mit Notabitur entlassen und eingezogen werden. Auch Ihren heimlichen Verlobten Jörg erwischt es schließlich. Das reguläre Abitur wird schließlich nur noch von vier Mädchen und einem wehruntauglichen Jungen aus ehemals drei gut gefüllten Klassen geschrieben. Zusätzlich zur Sicht von Anna wir auch aus Sicht verschiedener junger Soldaten und daheimgebliebener, wie dem Schuldirektor, über die letzten Kriegs- und die anschließenden Jahre berichtet. Die Autorin schreibt dabei relativ sachlich, aber nicht emotionslos und nicht zu sehr jedes Detail auswalzend. Für diesen Stil war ich sehr dankbar, da er dem Leser die Möglichkeit bietet (nur) so tief ins Geschehen einzutauschen wie er möchte bzw. verkraftet.

Buch 53 (derzeit letztes): Jan Beinßen - Frankenwein und eine Leiche (Ein Buch von einem regionalen Autor)
12. Fall für Fotograf und Hobbydetektiv Paul Flemming aus Nürnberg. Auch wenn er sich eigentlich raushalten und lieber zur inneren Einkehr in ein Kloster nahe Würzburg zurückzieht, holt in der Mord an einem US-Unternehmer sogar dort noch ein, als der Tatort - in Form eines Flusskreuzfahrtschiffes- im Würzburger Hafen anlegt. Hält sich der Mörder im Kloster auf? Wird er auch die Ehefrau des Opfers noch erwischen?
GsD, Jan Beinßen hat die Kurve wieder gekriegt. Nach einem guten Start der Serie ging die Qualitätskurve erst stetig nach unten, um dann wieder etwas anzusteigen und jetzt ist sie definitiv wieder auf dem alten Niveau. Durchhalten lohnt. Wer mit den Lokalkolorit nichts anfangen kann, hat eventuell aber etwas weniger davon.

Da langsam die Kategorien weniger werden benötige ich mal Euren Input zu den beiden folgenden:
- Ein Kinderbuchklassiker...
- Ein Fantasy-Klassiker

Aktueller Stand: 53 Bücher aus 51 Kategorien, 5 Reihen abgeschlossen (allerdings auch zwei neu eröffnet ::)).
« Letzte Änderung: 1.04.2018 | 18:03 von Lyris »
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Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #27 am: 1.04.2018 | 18:01 »
So, und gleich nochmal ich. Aber diesmal zu unserer Tochter. 8 Jahre alt, hier unter dem Namen "Liv" angemeldet und seit heute ebenfalls Challenge-Teilnehmer.  :)

Für sie haben wir meine Liste (auf Pop-Sugar und Drachenchallenge basierend) auf 39 Kategorien (für jede verbleibende Woche des Jahres eine) + drei Extra "eingeschmolzen". D. h. unpassendes raus, zusammengelegt (z. B. "Ein Buch, das im Dschungel, in den Bergen oder in einer Wüste spielt"), umformuliert oder vereinfacht ("Fantasy-Buch" statt "Fantasy-Klassiker").

Läuft seit heute und sie ist mitten in Buch 1 und 2, die wohl in die Kategorien "Ein Buch mit einem Schurken/Verbrecher" (Die drei !!! - Heuler in Not) und "Ein Buch, das auf See spielt" (Petzi - Die besten Geschichten) fallen werden.

Bin mal gespannt. Um die Anzahl der Bücher mache ich mir keine Gedanken, aber sie wollte auch einige eher schwierige Kategorien behalten.
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Offline Huhn

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #28 am: 3.04.2018 | 21:14 »
Voll gut! Willkommen im Team, Liv! :D

Uff... wenn ich so weitermache, muss ich mir überlegen, inwiefern ich Webcomics in meine Challenge einfließen lassen kann. Gerade lese ich kaum etwas anderes, aber Webcomics dafür exzessiv... O__O

Offline Huhn

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #29 am: 24.04.2018 | 21:42 »
Wolfgang Hohlbein - Die Chronik der Unsterblichen 8: Die Verfluchten
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Andrej und Abu Dun reisen auf der Suche nach dem Geheimnis ihrer Herkunft in Abu Duns Heimat. Dort lernen sie Meruhe kennen, deren Charme Andrej sofort erliegt. Doch hinter der Frau steckt mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Als Andrej und Abu Dun sie aus der Sklaverei retten wollen, ist ihr das offenbar gar nicht so recht, denn sie steckt mitten in einer größeren Sache, die sie gern alleine gelöst hätte. Die beiden Reisenden folgen ihr dennoch in die libysche Wüste. Auf ihrer Reise, auf der sie größeren Mächten als je zuvor gegenüberstehen, scheint zum ersten Mal die hunderte Jahre währende Freundschaft zwischen Abu Dun und Andrej ernsthaft gefährdet.

Joar, las sich ganz gut runter, war aber nicht der beste Band. Nachdem Meruhe zum wiederholten Male deutlich macht, dass sie weder gerettet werden will noch muss, wird Andrejs Stalking irgendwann lächerlich. Und bis zum Schluss bleibt irgendwie schleierhaft, um was es eigentlich allen Beteiligten hier geht. Wie üblich fallen Abu Dun und Andrej durch die Handlung ohne irgendwas zu raffen und auch phasenweise ohne jegliche nachvollziehbare Motivation. Sie scheinen auch ziemlich lernresistent zu sein, wenn ich maol so die bisherigen Bände rekapituliere. Immerhin das Finale ist cool. Im nächsten Band scheinen sie wohl wieder gen Ostmitteleuropa zu streben. Da freu ich mich drauf. :) Außerdem ist Band 9 der erste, den ich nicht vor Jahren schonmal gelesen habe. Also gehe ich jetzt wirklich ohne Vorwissen in die weitere Handlung. O__O!

Offline Menthir

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #30 am: 2.05.2018 | 07:57 »
#11
Ich habe endlich mal wieder ein Buch geschafft. Streng genommen habe ich in der Zwischenzeit schon 2 1/2 Bücher gelesen, aber die passten nicht in die Challenge.

Agilolf Keßelring - Wegweiser zur Geschichte: Bosnien-Herzegowina
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book set in a country that fascinates you)

Die Wegweiser der Geschichte berichten von der Geschichte von Krisengebieten, in denen die Bundeswehr tätig ist und soll zum einen Soldaten im Auslandseinsatz auf die sozio-historischen Besonderheiten der Krisengebiete vorbereiten, sind zum anderen aber auch für die interessierte Öffentlichkeit geschrieben. Von 2005 bis 2012 wurden sie vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt herausgegeben, seit dieses das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr ist, übernimmt dieses die Herausgabe. Meist sind sie im Schöningh-Verlag herausgegeben, allerdings gibt es die Wegweiser auch zum kostenlosen PDF-Download auf der Internetseite des ZMSBw.

Es sind meist kleine, prägnante Werke, die nicht umfassend sind, sondern eher einen Einstieg in die Gebiete ermöglichen, und sich mit Bewertungen zu aktuellen Krisen zurückhalten. Als solche erscheinen die Werke nicht oder zumindest wenig politisch gefärbt.

Dieser kleine Wegweiser ist genau das, was er angibt zu sein. Ein Wegweiser.
In seiner Ordnung, Struktur und seiner Verständlichkeit ist das Werk vorbildlich und verdient höchstes Lob.

Das Werk, welches als Einstieg in das Thema für interessiertes Publikum und für Einsatzsoldaten konzipiert ist, versucht in kurzer, überblicksartiger Art und Weise die zentrale Problematik der Auseinandersetzungen in und um Bosnien-Herzegowina durch die Geschichte (mit Fokus auf das 19./20. Jahrhundert) zu schildern.
Das gelingt den unterschiedlichen Autoren ohne für eine der vielen Seiten des Konfliktes Partei zu ergreifen. Sie gelingen so zu einem höchst objektiv wirkenden Werk, welches auch die Probleme der internationalen Staatengemeinschaft anreißt.

Aufgrund der Kürze des Werkes muss das Buch sich freilich mit Ausschnitten und oberflächlichen Beschreibungen begnügen, aber es werden die entsprechenden Entwicklungen nachvollziehbar verdichtet. Obwohl mehrere Autoren an den jeweiligen Abschnitten gearbeitet haben, ist der Gesamtstil vergleichbar und es fallen keine Artikel hinten runter.
Es sind in jedem Kapitel weiterführende Literaturhinweise gegeben und eine umfassende Bibliografie angehängt, um sich bei Bedarf tiefer in die historischen Gefilde dieses spannenden Landes einzuarbeiten.

Ich habe das Buch selbst in meiner Zeit als Wehrpflichtiger in die Hand gedrückt bekommen, habe aber lange Zeit davon abgesehen, es zu lesen, weil ich es gefärbt wähnte. Darin habe ich mich getäuscht und kann das Buch empfehlen.
Verbesserungswürdig ist aus meiner Sicht lediglich, dass das Buch ansprechender hätte geschrieben werden können. Andererseits ist das immer Geschmackssache und eine blütenreichere Sprache hätte wiederum die Gefahr beschworen, dass der informative Charakter verloren geht. Insofern bleibt auch die Entscheidung nachvollziehbar.

Insgesamt 7,5 von 10 Punkten.
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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #31 am: 4.05.2018 | 15:05 »
#12

William Shakespeare - King Lear
(Aus der POPSUGAR-Challenge: a book that is also a stage play or musical)

Ich habe mich, nachdem ich jetzt 2/3 meines Lebens English fließend spreche und lese, endlich mal an eine relativ ursprachliche Variante von King Lear gewagt. Was heißt endlich mal, eigentlich hatte ich es noch nie gelesen, sondern nur in unzähligen Varianten gesehen und stets genossen.
Am meisten haben mir die 1974er-Aufführung mit James Earl Jones und die Versionen mit Ian McKellen als Lear gefallen.

Ich habe mich aber nicht so richtig rangewagt, bis ich im Januar endlich damit beginnen wollte. Zuerst ist mir aber aufgefallen, dass ich in einen sehr passiven Lesehabitus verfallen bin und ich im ersten Versuch gar nicht in das Stück reinkam. Also habe nur das wissenschaftlich-literarische Vorgeplänkel und die editorischen Notizen der Wordsworth-Ausgabe gelesen.
Während es also weitere drei volle Monate auf dem To-Read-Stapel lag, nahm ich es Anfang der Woche in Augenschein und fragte mich, ob das Werk nicht mehr Kraft hätte, wenn ich es mir selbst vorspielte.

Ich habe für die Lektüre eines Theaterstückes wahrscheinlich noch nie so viel Zeit gebraucht wie mit King Lear, aber tatsächlich habe ich mich erwischt, wie ich immer mehr Szenen gegenüberstellte. In eilender und abwechselnd tiefer Lektüre und im stimmenreichen Spiel mit mir selbst.
Es war überraschend belohnend.

Zum Werk selbst braucht wohl wenig gesagt werden und ich will mich darüber auch nicht lange auslassen. Ich würde gerne eine Inszenierung sehen, welche die Rolle des Duke of Albany stärker betont. Alles in allem ist Lear weiterhin eines meiner liebsten Stücke und es in Originalsprache zu wagen, war natürlich eine besondere Herausforderung. Die Wordsworth-Edition ist jedoch schlank und gut bearbeitet, ohne eine zu tiefe Beschäftigung mit der Materie zu erwarten.
Die tragische Reichweite des Stückes bleibt weiterhin vorbildlich.

Bei Bedarf setze ich mich gerne auch inhaltlich damit auseinander. :)

Auch nach all den Jahren verliert das Stück seinen Reiz auf mich nicht, deswegen 8 von 10 Punkten.
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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #32 am: 5.05.2018 | 15:42 »
#13

Erich Kästner - Konferenz der Tiere
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A childhood classic you've never read)

Während ich also gestern Abend wie ein Schluck Wasser in der Kurve den Abend ausklingen ließ und mich fragte, womit ich meinen Urlaub beginnen würde, schaute ich in meinen Bücherschrank. Meine müden Äuglein fanden den Bereich der Kinderbücher, also jener Bücher die entweder meiner eigenen Kindheit entstammten oder die ich von der Aufmachung nett fand oder aus Komplettismus aus Haushaltsauflösungen und dergleichen aufbewahrt habe.

Die Konferenz der Tiere. Warum nicht etwas leichtes und etwas entspanntes zu Beginn des Urlaubs lesen? Etwas, was sich luftig anfühlt und dich mit einen Schmunzeln in den Urlaub begleitet?

Die Konferenz der Tiere ist definitiv das falsche Buch dafür. Nicht nur, dass es hinter kleinen Witzchen eine sehr ernste Thematik aufgreift und Themen wie Antimilitarimus, Diversität und Weltfrieden auf das Tableau der Kleinen (und Kenner, wie der Kästner schreibt) setzt, sondern auch, dass er zu drastischen Mitteln greift, wie Vandalismus und Kindsentführung und auf seine Art die Tiere als Guerilla einsetzt, deren Methoden nicht sehr friedfertig sind, auch wenn kein Menschenleben zu Schaden kommt.

Ein kleines Büchlein, welches doch auch etwas zum Denken anregen mag und sicher der persönlichen Erfahrung Kästners geschuldet ist, schließlich war die Konferenz der Tiere sein erstes Kinderbuch nach dem 2. Weltkrieg.
An mir war es in meiner Kindheit und in meiner Jugend vorbeigegangen.

Letztlich ist es ein nettes, kleines Büchlein, gerade in seiner Rücksichtnahme auf Diversität (bis auf bei Skunks ;) ). Aber darüber hinaus wirkt es doch ein wenig knöchern und Kästner hat liebevollere Bücher für Groß und Klein geschrieben. Und es hat mich nicht fröhlich in den Urlaub gleiten lassen.  ~;D

Ich gebe dem Werk 6 von 10 Punkten.
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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #33 am: 10.05.2018 | 17:06 »
#14

Peter Englund - Verwüstung - Eine Geschichte des 30-jährigen Krieges
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book mentioned in another book)

Gut, gut. Ich sehe ein, der Challenge-Eintrag ist halb fingiert. Dass dieses Werk - welches zwar vom Autoren als nichtwissenschaftlich bezeichnet ist - bei diesem großen Zeitenpanorama in vielen Fußnoten wissenschaftlicher Texte gelandet ist, ist nicht weiter verwunderlich. Für mich erfüllt es aber letztlich den Tatbestand. :)

Das Buch hat einen zu großen Umfang, um es in allen Einzelheiten an dieser Stelle zu besprechen. Gesagt werden muss, dass es ein forderndes, wenn nicht herausforderndes Werk ist. Es ist ein Geschichte-erzählendes Werk, welches seinen Fokus auf die Zusammenhänge und Nichtzusammenhänge des 30-jährigen Krieges setzt. Es ist insofern herausfordernd, dass es in seinem martialisch wie kulturellem Rundumschlag einen wachen Geist fordert und in seinem Umfang auch erwartet, dass der Leser sich mit den einzelnen Kapiteln auseinandersetzt. Mit diesem Werk will - trotz seiner erzählerischen Art - gearbeitet werden.

Eine häufig zitierte Rezension aus der FAZ titelt "Wo aber sind die Fragen?" und konstatiert, dass Peter Englund zu viele Antworten auf keine Fragen findet und so zu viel Wissen zwischen zwei Buchdeckeln sammelt. Dem kann ich persönlich nicht zustimmen. Sicher, Englund stellt selbst im Text nicht zu viele Fragen in direkter Art, die er danach im wissenschaftlichen Sinne abarbeitet, sondern er gibt sich der Erzählung hin. Doch die Fragen an die Zeit, an die Zusammenhänge, an die die Lebensumstände und die Lebensart sind allgegenwärtig und nach diesen arbeitet er sie beflissen und umfangreich ab.
Der Spiegel ist hierbei Erik Jönsson, dem späteren Grafen von Dahlberg, den wir durch die Zeit begleiten. Englund erklärt anhand seines Werdeganges die Gesellschaft, die Moral, die Kultur und das Gebaren der Zeit. Gleichwohl ein wenig aus schwedischer Sicht, was der Autor auch eingesteht.

Wer bereit ist, sich über einen längeren Zeitraum mit dieser Geschichte zu befassen, wird nicht nur zahlreiche Antworten finden, sondern auch die vielen subtilen Fragen, die Englund selbst an die Zeit und die Geschehnisse stellt. Und er wird ein sehr reichhaltiges Panorama erhalten, in der er immer wieder fündig werden wird.

In der Übersetzung von Wolfgang Butt ist das Buch nicht nur thematisch, sondern auch in Sachen Lesevergnügen ein außergewöhnliches Buch und ich kann die Lektüre nur ans Herz legen.

Ich vergebe 9,5 von 10 Punkten.
« Letzte Änderung: 10.05.2018 | 17:22 von Menthir »
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Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #34 am: 12.05.2018 | 19:31 »
Langsam wird es echt mal wieder Zeit, gut das ich gerade ein Buch habe, über das ich berichten möchte.

Killen McNeill: Am Schattenufer (Ein Buch, das in dem Jahrzehnt deiner Geburt spielt)
Killen McNeill ist gebürtiger Ire, kam als Austauschstudent nach Deutschland und arbeitet seit 40 Jahren als Englischlehrer an einer deutschen Schule. Also genau der richtige um über die 70er Jahre in Irland und Deutschland zu erzählen.
John lebt in Nordirland, ist Protestant und erlebt gerade mit wie die Welle an Anschlägen auch auf sein Heimatdorf überschwappt, als er im Rahmen seines Deutschstudiums ein Auslandsstipedium erhält. So landet er in einem kleinen Ort in Franken, das seinem Heimatort so ähnlich und doch wieder so anders ist. Vorallem sicherer. Aber auch hier ist nicht alles eitel Sonnenschein und die Vergangheit wirft noch deutliche Schatten. Außerdem trifft er Teresa, die wie er ein Auslandssemester in Deutschland einlegt. Teresa aus dem gleichen Ort wie er, in die er schon als Teenager verliebt war, die aber dummerweise Katholikin ist. In Deutschland stört das niemand, so wird aus beiden doch noch ein Paar. Zu Hause darf das aber niemand wissen.
Der Hauptfaden der Geschichte spielt sich 1973/74 meist in Deutschland ab, wird aber immer wieder von Rückblicken in die Kindheit ergänzt, auch das gleichzeitge Geschehen in Irland wird durch Besuche und Briefe/Anrufe von Angehörigen am Leben gehalten, bis sich beides mit Wucht aufeinanderprallt und zum Höhepunkt der Geschichte hinführt. Den Abschluss bildet ein Sprung ins Jahr 2007, der ein "was-aus-allen-wurde" darstellt.
Ich fand das Buch sehr interessant zu lesen. Ja, man kennt mehr oder weniger den geschichtlichen Hintergrund, aber nicht unbedingt Details oder wie alles in den Alltag von ganz gewöhnlichen Menschen hineingespielt hat. Dabei ist es ja gar nicht so lange her.
Auch sehr schön fand ich die Ansichten eines völlig Fremden zur die fränkische Mentalität. (Ich bin vergleichsweise nur ein ganz klein bißchen fremd.  ;D)

Damit weist mein Zwischenstand folgendes aus: 70 Bücher gelesen, dabei 64 Kategorien erfüllt, 7 Reihen abgeschlossen.
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Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #35 am: 12.05.2018 | 19:52 »
So, da war doch noch eine.  ;)

Liv war auch fleißig, 18 von 39 Büchern und ebenso viele Kategorien (wie z. B. Ein Buch, in dem ein Sportereignis stattfindet/Ein Buch in dem Freundschaft eine wichtige Rolle spielt/Ein Buch mit einem Schurken oder Verbrecher/Ein Buch mit Zwillingen/Ein Buch in dem jemand sehr reich oder sehr geizig ist/Ein Buch mit einem Raub oder Diebstahl/Ein Buch, das auf See oder am Meer spielt) sind erledigt.

Darunter alleine 14 Bücher "Die Blogger-Bande", die wir damit auch wärmstens empfehlen können. Ok, für Kinder, die schon sicher lesen können bis ca. 13/14. Aber vielleicht hat da jemand Bedarf. :)
Die Blogger-Bande bestehen aus Tarik, Antonia, Finn und Celina, die sich bei einem Computer-Kurs kennengelernt haben und nun zusammen Rätseln und merkwürdigen Ereignissen wie der "Vollmondverschwörung" oder dem "Raub auf leisen Pfoten" nachspüren, über die (und andere interessante Dinge) sie in ihrem Blog berichten. Den es übrigens wirklich gibt (www.die-bloggerbande.de). Zwischen dem Text finden sich immer wieder Comic-Einschübe, was das Lesen sehr abwechslungsreich macht.
Einziges Manko: Die Bücher sind exklusiv für ALDI und daher nur ein bis zweimal im Jahr dort oder gebraucht zu bekommen.
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Offline Menthir

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #36 am: 31.05.2018 | 09:12 »
#15

S.W. Pokrowski - Ao, der Mammutjäger
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book with an animal in the title)

Ao, der Mammutjäger - wer das Buch mit seinem klassischen Cover sieht, könnte es für ein klassisches Kinderbuch halten. Es ist allerdings das Werk eines Mannes, der sich sehr für sowjetisch-marxistische Archäologie interessiert hat und auf diese Weise ist es auch in die DDR geschwappt.

Letztlich ist es eine 168-Seiten lange Erzählung, in der das Leben von unterschiedlichen Stämmen geschildert wird, allen voran der schwarzbraunen und der roten Füchsen. Sie sind technologisch noch im Mesolithikum zu verorten, sind aber bereits in den ersten Zügen einer sich andeutenden Sesshaftwerdung.

Die Erzählung bemüht sich erzählerisch, aber eben auch angeblich mit wissenschaftlicher Rückendeckung, ein Jahr im Leben eines solchen Stammes zu erzählen. Letztlich berührt diese Erzählung den archäologischen Kenntnisstand der Zeit nur marginal, vielmehr ist das Werk an einer gefälligen Erzählung interessiert und an den sozialen Prozessen innerhalb dieser Stammesverbände. Der Rest ist angelehnt, im Gros nach Wissenschaftsstand grob korrekt, aber eben nur schmückendes Beiwerk.

Die marxistische Auslegung des Werkes im Hinterkopf behaltend, ist es nicht verwunderlich, dass ein "Zauberer" bzw. "Schamane" als Erzfeind auftritt und seine Blenderfähigkeit, also die "Zauberkraft" nutzt, um ein kapitalistisches Leben aufzubauen. Das heißt, nachdem jeder Steinzeitmensch im Idealwesen der marxschen Arbeit sich mit seiner Arbeit identifiziert und unmittelbar zum Fortkommen und Überleben des Volkskörpers beiträgt, beutet der Kapitalist die Stämme aus, stiehlt ihre Frauen und frisst sich mit seiner Baggage an den erbeuteten Wildtieren fett.

Das Buch kann natürlich nur darin enden, dass die jeweiligen Jagdgemeinschaften ihre eigene Stärke erfahren - in diesem Fall ist es das Töten eines Mammuts und das Essen des Herzens des Mammuts (Chumma genannt), welches einen immun gegen die kapitalistische Blendkraft macht, quasi durch die Erfahrung etwas so großes und mächtiges besiegt zu haben, dass ein Mensch dagegen doch nur gering sein kann - und schließlich den Bonzenzauberer erschlagen.

Jetzt deutet die Erzählung an, dass die Arbeiterjäger Rache nehmen wollen an der Nachkommenschaft, doch als grundsätzlich sozial friedfertige Arbeiter ringen sie den Nachfahren des Zauberers ab, dass diese ihre Zauberkraft (kapitalistisches Kapital) in den Dienst des Volkes stellen. Immerhin können die Zauberer dort ja Mammuts und Rentiere "beschwören". Die Produktionsmittel werden also an das Volk zurückgegeben.

Innerhalb der Erzählung gibt es natürlich noch mehr Bildnisse, auch darüber, wie der Kapitalist versucht, die Volksgemeinschaft zu spalten und es ihm beinahe gelingt, aber letztlich bleibt es auf dieser Weise - wenn man die Hintergründe kennt - ein fast witzige Lektüre, weil sie freilich Anleihen aus der Archäologie hat, eine spannende Erzählung bieten will und dennoch der entsprechenden Staatslehre gerecht werden will/muss.

Leider ist die deutsche Übersetzung etwas bieder geraten und die Erzählung selbst glänzt nicht durch sprachliche Strahlkraft, aber für einen Rollenspieler gibt es einige interessante Punkte, die für Schamanismusgesellschaften spannend sein könnten.

Aufgrund des interessanten Versuches im Sinne des historischen Materialismus gebe ich dem Werk 6 von 10 Punkten. Wenn man es ohne die entsprechende Brille liest, eher 4 von 10.
« Letzte Änderung: 31.05.2018 | 09:21 von Menthir »
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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #37 am: 6.06.2018 | 10:36 »
Isabel Bogdan - Der Pfau
(Challenge: 40 Bücher lesen)

In einem der gemütlichen Ferien-Cottages der McIntoshs hat sich mitten im Winter eine Gruppe Banker einquartiert, um dort mit Hilfe einer Psychologin an ihrem Teambuilding zu arbeiten. Leider fährt die Chefin der Gruppe ein blaues Auto und es gibt da diesen verrückt gewordenen Pfau. So werden eine Reihe von Ereignissen in Gang gesetzt, in deren Verlauf einige Dinge im Chaos versinken, andere dafür überraschend gut klappen und ein guter Hund sehr ungerecht behandelt wird.

Ich hab das Buch von Kolleg_innen zum Geburtstag bekommen. Hätte es mir selbst nie gekauft, hab mich dann aber beim Lesen köstlich amüsiert. :D Las sich fluffig runter und ich hab gut gelacht. Bloß das Ende fand ich dann etwas unbefriedigend, was dem Gesamteindruck aber keinen Abbruch tut. Klare Leseempfehlung für alle, die noch auf der Suche nach luftiger Strandlektüre sind (oder Zugelektüre, wie bei mir).


Offline Huhn

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #38 am: 16.06.2018 | 18:12 »
Jim Butcher - Wolfsjagd - Die dunklen Fälle des Harry Dresden 2
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Harry Dresden ist ziemlich blank, denn seit der Sache mit diesem Schwarzmagier und aufgrund seiner zweifelhaften vielleicht-Verbindung zu Gangsterboss Marcone heuert ihn die Polizei kaum noch an. Murphy traut Dresden nicht mehr über den Weg, sieht sich aber wegen einer haarigen Angelegenheit gezwungen, ihn trotzdem zu Rate zu ziehen. Das FBI mischt auch noch kräftig mit und am Ende ist Harry auf der Flucht, um eine Menge Leben retten zu können.

Tja der zweite Band der Reihe hat Spaß gemacht, auch wenn ich ihn etwas schwächer als den ersten fand. Freu mich schon auf den nächsten. :)
« Letzte Änderung: 16.06.2018 | 18:16 von Huhn »

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #39 am: 13.07.2018 | 08:58 »
Ich war in der Zwischenzeit nicht untätig, auch wenn ich eher langsam gelesen habe die letzten Wochen aufgrund von erhöhter Arbeitsbelastung und mangelndem Schlaf.
Und dementsprechend faul war ich auch, hier zu pflegen.

#16

Andrzej Sapkowski - Das Erbe der Elfen
(Aus der POPSUGAR-Challenge: The next book in a series you started)

Ich habe die Kurzgeschichten vorher gelesen gehabt und in einer bewährten Büchergrabbelkiste (wo ich, wie man sieht, ein Gros meiner Bücher beziehe) also den ersten Band der eigentlichen Reihe entdeckt. Jetzt kann man darüber streiten, ob das erste Buch einer Reihe die Challenge abhakt. Ich denke jedoch, dass dies gültig ist, da die allgemeine Empfehlung ist, die Kurzgeschichten vor dem ersten Band der Serie zu lesen.

Ich möchte auch hier, aus zeitlichen Gründen, gar nicht so sehr ins Detail gehen, sondern mich mit einer gängigen Kritik an dem Werk auseinandersetzen. Dem Erbe der Elfen-Band wird mitunter vorgeworfen, dass er die Handlung noch nicht wirklich ins Rollen bringt und nichts substanzielles passiert. Und deswegen lohne es sich - aus der Sicht einiger - nicht, sich zu sehr mit dem Band zu beschäftigen.
Das kann man, wenn man möchte, so sehen. Ich hingegen muss zwar konstatieren, dass die Handlung sich nicht überschlägt, aber ich finde, dass Herr Sapkowski gerade dafür gelobt werden muss.

Der Ansatz ist schlichtweg ein anderer: Der Autor beschäftigt sich hier mit dem Einführen einiger Charaktere und der Welt, aber - und das ist ganz wichtig - er verliert sich nicht in der Langatmigkeit vieler anderer Autoren, die ihre Charaktere einführen wollen. Obwohl er Punkte wie Ausbildung von Charakteren thematisiert, langweilen sie einen eben nicht zu Tode. Das liegt daran, dass Sapkowski meines Erachtens ein außergewöhnliches Gefühl für die nötige Länge einer Szene hat, um die notwendige Erkenntnis zu präsentieren, ohne dem Leser zum Hals rauszuhängen mit unnötiger Detailverliebtheit.

Im Allgemeinen sind die Szenen in dem Werk nicht unbedingt kurz, aber sie werden nicht erst alle mühsam aufgebaut und tropfen dann aus, sondern sind fast immer mitten drin, als würde man nur den notwendigen Ausschnitt sehen müssen, um die Gesamtlage überblicken zu können.
Das fand ich persönlich sehr angenehm.

Zudem beherrscht Sapkowski etwas, was viele Autoren im Fantasybereich bei weitem nicht beherrschen, nämlich die Dialoge. Die Dialoge des Werkes ergeben einen ganz eigenen Reiz, weil sie eben den untergründigen Humor des Gesamtwerkes schön wiedergeben, selten zu lang sind, immer eine gewisse Bissigkeit haben und er darüber ebenso viele Informationen einbettet wie über die Beschreibungen.
Allgemein ist Sapkowski in seinen Beschreibungen selbst eher etwas lakonisch, aber doch meist prägnant und aussagekräftig genug.

Insofern hat das Werk mich erfreut, obwohl natürlich am Ende stehen bleiben kann, dass es eben doch recht kurz ist und noch nicht zu viel in der Handlung vorantreibt und ein eher gemäßigtes Tempo veranschlagt. Ich find das allerdings insgesamt gelungen, deswegen

7,5 von 10 Punkte.

#17
Fjodor Dostojewski - Der Spieler
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book made into a movie you've already seen)

Meine Mutter ist Gregory Peck-Fan. In meiner Kindheit war es so, dass es Sonntags einen gemeinsamen Fernseh-/Videonachmittag gab und abwechselnd suchten mein Vater und meine Mutter die Filme aus. Und meine Mutter ist, ich betone es gerne, Gregory Peck-Fan. Großer Gregory Peck-Fan. In den 90er Jahren habe ich also so gut wie jeden Film aus der Gregory Peck-Filmographie gesehen. Von den großen Filmen Moby Dick und To Kill a Mockingbird, über den Perlen wie On the Beach und eben auch die wenig guten Filme wie The Great Sinner.

The Great Sinner ist eine Verfilmungsvariante von Dostojewksis Spieler. Und es ist nur eine Variante, der ich nie viel Aufmerksamkeit geschenkt habe. Weder hat dieser unterdurchschnittliche Film mich je dazu gebracht, über das dahinterstehende Werk nachzudenken oder mich überhaupt darauf aufmerksam zu machen. Gänzlich lag der Film eher in den Untiefen meiner Erinnerung bis ich eben jenes Buch fand. Ich selbst habe in meinem Leben schon Dostojewski gelesen, nämlich die Dämonen, allerdings habe ich Dostojewski mehr aus der politisch überladenen Betrachung kennengelernt mit seinen unterschiedlichen Interpretationen in unterschiedlichen Russlands, immer eingebettet im politischen Diskurs und eben - für Dostojewskis Interpretation typisch - in christlicher Lesart.
Insofern waren Film und Buch nicht zusammenzubringen gedanklich, auch wenn das Buch nur aus der Interpretation am Rande kannte. Auf der einen Seite die dauernde psychologische Thematik des Autoren, die existenziell-verzweifelten Beziehungen zwischen den Akteuren und das wartende Unglück, auf der anderen Seiten der amerikanische Chic der 40er Jahre, eher ramontische Sehnsuchtsschwere amerikanischer Art und einfach ein bisschen Glücksspiel.

Und glaubt mir, das Erbtantchen aus dem Spieler lässt sich amerikanisch nicht darstellen. Nicht zu der Zeit, nicht mit den Mitteln der 40er und 50er Jahre.

Ich habe also das Werk aus dem Haushalt eines Gestorbenen übernommen (Haushaltsauflösung) und da dieser augenscheinlich ein großer Dostojewski-Freund und -Kenner war, dachte ich mir, dass ich diesen Unbekannten am besten darin ehre, dass ich seine zentralen Sammlungen lese.

Angefangen habe ich also mit dem Spieler, einem recht kurzen, aber dennoch interessanten Werk, welches wie so viele Werke Dostojewskis semi-autobiographisch ist. Sowohl die unglückliche Liebe des Protagonisten zu Polina, die in seiner Glücksspielsucht untergehen muss als auch seine Glücksspielsucht selbst.
Den Rahmen bildet dazu eine Geschichte eines russichen Obristen, der im Ruhestand noch zum General ernannt wurden ist, und sich selbst und sein Vermögen verpfändet, ebenso so unglücklich verliebt, als er sich in eine Frau verliebt, die wir heute als "Golddigger" bezeichnen würden. Während sie in einem Ort namens Roulettenburg auf eine Erbschaft und/oder auf das Glück im Spiel warten, geht alles erwartungsgemäß den Bach runter.

Wir folgen also der Rahmengeschichte und der Geschichte des Protagonisten, die beide in diesen Strudel geraten, der hier und da klassisch konstruiert seinen Höhepunkt finden muss, in einer Art wie Dürrenmatt sie geliebt hätte, schließlich ist es der Zufall (Glücksspiel), welcher die schlimmstmögliche Wendung herbeiführt. Natürlich nicht alleine, denn ausgerechnet die angeblich so schwer kranke Erbtante, auf deren Erbe alles wartet, kommt auch noch nach Roulettenburg, und verzockt Haus und Hof.

Insgesamt liest das Werk sich interessant und auch fix weg. Es ist erstaunlich gut gealtert und ist sicher leicht in die Moderne zu übertragen. Dostojewskis Erkenntnis sind menschlich und für die menschliche Natur recht allgemein und somit erstickt das Werk nicht in seiner Zeitgeistigkeit des 19. Jahrhunderts.

Ebenso interessant wie das Werk selbst ist seine Entstehung, welches selbst ein Vabanque-Spiel war. Ein abgerissener Dostojewksi, stark an seiner Spielsucht leidend, hat seinem Verleger quasi als Wette angediehen, dass er in einem Drittel eines Jahres ein fertiges Buch präsentieren könnte. Er diktierte das Werk seiner späteren Ehefrau in lediglich 26 Tagen.
Der eigene Lebensrahmen des Autoren macht das Werk noch um einiges interessanter.

Schlussendlich ist einzusehen, dass der Spieler zu den Klassiker der russischen Literaturgeschichte gehört und auch ich kann eine volle Leseempfehlung aussprechen.
8 von 10 Punkten.
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Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #40 am: 13.07.2018 | 16:02 »
Ich bin ja eher vor lauter Lesen nicht zum Schreiben gekommen. ;D Da ich hier nicht alle Bücher vorstellen kann/will (und sich auch nicht alle lohnen), mein letztes, Nr. 112. Mit dem ich die 77. von 80 Kategorien meiner Challenge erfüllt habe.
Arthur Escroyne: Der Killer im Lorbeer - Ein Roman, der auf einer realen Person basiert
Arthur Escroyne ist der 36. Earl von Sutherly. Außerdem Keksdosendesigner, professioneller Hobbygärtner und Verlobter der Leiter der Mordkommission von Trench. (Jetzt die Hauptfigur im Buch, aber die Ähnlichkeiten mit Athur Escroyne, dem Autor sind wohl nicht rein zufällig.) Es erschließt sich nicht wirklich warum so ein ländliches Städtchen eine eigene Mordkommission hat, aber gebraucht wird sie, als zuerst eine junge Frau im ortseigenen Heckenlabyrinth und später ihre Arbeitgeberin zu Füssen des Earls Eingangstreppe aufgefunden wird. Neben dem Kriminalfall -der solide konstruiert, aber nicht herrausragend ist- gibt es ganz viel Geschichte über das Leben der beiden Haupt- und einiger Nebenpersonen, eine Portion leicht schrägen Humor und eine ungewöhnliche Erzählperspektive. Erzähler ist Arthur Escroyne höchstpersönlich, aber nicht nur als Ich- sondern auch als allwissender Erzähler, wenn er in der Szene gerade nicht vorkommt. Sehr interessant und unterhaltsam zu lesen, aber definitiv eher leichte Kost.

Der ersten Teil meiner Challenge ist schon lange übererfüllt habe, aber die letzten Kategorien krieg ich jetzt auch noch.
Was den Abschluss von Reihen betrifft: 10 geschafft, 3 neu eröffnet.  ::)
Den Stapel ungelesener Bücher habe ich derzeit ganz gut im Griff, aber sowohl mein als auch meines Sohnes Geburtstag (was in punkto Büchern noch schlimmer ist) stehen diesen Monat noch an. Also steht der explosionsartige Anstieg schon vor der Tür.
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Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #41 am: 13.07.2018 | 16:23 »
Liv war auch sehr fleissig. Derzeit 42 gelesene Bücher, wobei wir Comics teilweise mitzählen (Tim und Struppi, Hägar, Petzi - ja. Lustiges Taschenbuch- nein). Außerdem 37 von 39 "normalen" Kategorien erfüllt und 5 von 7 zusätzlichen (ich habe hier die Anzahl erhöht, ursprünglich waren es nur 3, aber sie ist immer so enttäuscht, wenn irgendwas nirgendwo mehr passt.  ;D)

Tipp von ihr:
Margit Auer - Die Schule der magischen Tiere (alle Bände) - Ein Buch aus der Bücherei, Ein Buch mit einem Tier auf dem Cover, Ein Buch, in dem Magie vorkommt, u. a.
Die Wintersteinschule ist eine Schule wie alle anderen. Außer der Klasse von Miss Cornfield. Die ist nicht nur eine ganz ungwöhnliche Lehrerin, sondern hat auch noch einen besonderen Bruder. Mr. Mortimer ist der Inhaber der magischen Zoohandlung und vermittelt nach und nach an jedes Kind in der Klasse ein magisches Tier. Die Tiere können sprechen, allerdings nur mit Ihrem zugehörigen Menschen und Mr. Mortimer. Außerdem erscheinen sie Fremden als Plüschtiere, Dekofiguren oder Schwimmhilfen.
Im Grunde geht es um Kinder mit verschiedensten Problemen: Schüchtern, tollpatschig, überdreht, Ängsten etc. Die Reihe hat zwar grundsätzlich zwei Hauptcharaktere, um die es im ersten Buch auch nahezu ausschließlich geht, aber jeder weitere Band widmet sich 1-2 weiteren Kindern und wie Ihre Tiere ihnen Lebenshilfe geben. Außerdem gibt es die "Nebenreihe" Endlich Ferien!, bei dem jeder Band ein Kind und sein Tier in den Urlaub begleitet. Schön gemacht, nett zu lesen und durchaus lustig (auch für Erwachsene für eine Kleinigkeit zwischendurch).
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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #42 am: 14.07.2018 | 10:10 »
#18
Astrid Dehe und Achim Engstler - Auflaufend Wasser
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book tied to your ancestry)

Dieses Büchlein ist eine Novelle eines Autorenduos, welches vom Schicksal des Tjark Evers gehört hat und sich schließlich fragte, wie werden wohl seine letzten Stunden gewesen sein?

Zur kurzen Erläuterung, denn dieser Novelle ist es egal, ob man ihren Ausgang kennt. Der eigentliche Ausgang ist schließlich überall zu erfahren, für viele im hohen Norden sowieso bekannt: Tjark Honken Evers ist Steuermann-Azubi und möchte von seiner Lehranstalt zu Weihnachten nach Hause, zum 4. Advent reist er mit einem Boot im tiefen Nebel an, er wird von zwei Ruderern abgesetzt, doch sie alle irren sich. Es ist nicht die beginnende Insel Baltrum, die sie erreicht haben, sondern eine Plat - also eine (Watt-)Sandbank - vor Baltrum. Als die Flut wieder aufläuft, verfasst Tjark Evers einen Abschiedsbrief an seine Familie, bittet Gott um Vergebung und schickt dies in der Zigarrenkiste, die er seinem Vater zu Weihnachten schenken wollte, von seinem Halstuch umbunden, ins Meer. Die Zigarrenkiste wird angespült, von Tjark Evers fehlt jede Spur. Das war Weihnachten 1866.

Astrid Dehe und Achim Engstler bearbeiten diesen Stoff nun auf ihre Art und Weise. Diese ist nicht nur, aber vor allem, eine Introspektion, nicht nur eine Beschreibung des Innenlebens Tjarks, sondern in erster Linie eine Abfolge von Gleichnissen. Tjarks Gedanken wandern immer wieder vom Unvermeidlichen weg, erkennt dann wieder den bevorstehenden Tod, um dann doch wieder davor zu fliehen. Doch die Aussichtslosigkeit führt ihn immer wieder zur selben Erkenntnis. Als die Erkenntnis nicht mehr abzuwenden ist, überlegt er, sich selbst zu ertränken, bevor die Nordsee ihn ertränkt. Ein letztes Aufbegehren, ehe die alles bestimmende See über sein Schicksal verfügt. Doch die Erinnerungen an seine Vorfahren hält ihn davon ab. Tjark verurteilt Gott, sieht ihn zwiegespalten, sieht ihn grundlos wütend und zornig, doch seine Angst treibt ihn doch wieder in Gottes Netz, bittet schriftlich um Gnade. Das Wasser steigt, seine Gliedmaßen verweigern durch das kalte Wasser langsam den Dienst. Tjark wird letztlich schicksalsergeben. Ist es nicht das Schicksal eines Mannes, der das Meer herausfordert, dass er entweder ertrinkt oder steinalt wird? Er vergewissert sich, dass das Meer am Ende doch immer gewinnt, alles letztlich nur dem Meer entliehen ist, stört sich alsdann an priesterlichen Worten, dass wir Menschen aus der Erde kämen und zu ihr zurückkehrten, wo doch alles im Feuchten beginnt. Er ergibt sich der Nordsee. Das Wasser läuft weiter auf. Tjark Evers stirbt.

Die Novelle umfasst knapp 113 Seiten und ist sehr angenehm geschrieben. Eine Weile braucht man, um in die vielen Gleichnissen hineinzuwachsen, der Text ist einem wellenförmigen Fließen nachempfunden und fließt nicht gleichförmig, doch auf seine Weise schon beständig. Wie sich die Gedanken Tjarks auch der Tide gleich formen und wieder abfließen, dann wieder auffließen, ist schon beeindruckend.
Es ist eine kleine Novelle, die bei mir nachwirkt und mir entsprechend gefallen hat.

8 von 10 Punkten.

P.S.: In den letzten Jahren erfreut sich diese Thematik wieder größerer Aufmerksamkeit. Es gibt bspw. auch einen Kurzfilm zu der Geschichte mit Musik vom Schandmaul: Tjark Evers

P.P.S: Für mich Gültigkeit für die Challenge hat das Werk dadurch gewonnen, dass ich den Nachnamen mit dem Protagonisten teile, aus einer Seefahrerfamilie stamme und das letzte mir bekannte Ertrinkende mein eigener Onkel war, auch wenn dieser in der Ostsee ertrank.
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Offline Huhn

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #43 am: 16.07.2018 | 14:06 »
Liv war auch sehr fleissig. Derzeit 42 gelesene Bücher, wobei wir Comics teilweise mitzählen (Tim und Struppi, Hägar, Petzi - ja. Lustiges Taschenbuch- nein).
Voll cool!  :cheer: Wieso zählen die LTB nicht mit?

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #44 am: 17.07.2018 | 11:19 »
#19

David Henry Wilson - Jeremy James oder Elefanten sitzen nicht auf Autos
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book with characters who are twins)

Ein weiterer, eher zufälliger Eintrag und der erste, den ich als Vorleser tätige. David Henry Wilson ist ein bekannter, britischer Kinder- und Jugendbuchautor, der eben mit Jeremy James seinen eigenen, fortlaufenden Kinderbuchprotagonisten geschaffen hat. Das oben genannte Werk ist das Erstlingswerk zu dieser Reihe und ist im Jahr 1977 erschienen.

Meine Ex-Schwägerin hat für meinen Neffen die Buchreihe günstig erstanden und so fiel es mir zu, meinem Neffen die Geschichten vorzulesen und ihn beim Lesen lernen zu unterstützen. Gemeinsam haben wir uns an das scheinbare Abenteuer Jeremy James gewagt...

...und es ist in dem Sinne kein Abenteurer geworden, sondern eher eine kleine Milieustudie des missverstandenen Sohnes im elterlichen Alltag. Permanent geht es um die Ängste von Jeremy James, und den eher kleinen Alltagskatastrophen, die seine Eltern verbrechen, weil sie sowohl die Phantasie als auch die Wahrheitsbekundungen des kleinen Jeremy ignorieren. Es sitzt in der Titel-gebenden Geschichte nämlich wirklich ein Elefant auf dem Auto. ;)
Viel mehr als ein freundliches Kinderbuch ist es also fast etwas erschreckend zu lesen, da es eher - einen etwas lieber gestalteten - Alltag eines gemobbten und bisweilen vernachlässigten Jungen wiedergibt, der sich in der "Erwachsenenwelt" nicht so recht zurechtfindet.
Ich musste beim Vorlesen also mehr schlucken als schmunzeln. Peter Pans aufständiger Kampf gegen das Erwachsensein erscheint mir schöner, denn Jeremy James hat am Ende zwar hier und da Spaß, aber kein wirkliche Flucht aus dem schweren Alltag - der jetzt nicht mit dem naturalistischen Verismus eines Cormac McCarthy beschrieben ist, aber doch mehr Eltern aufrütteln denn Kindern bespaßen kann. Selbst wenn seine Eltern ihn nicht verstehen und er in die Nachbarschaft flieht, wird er von den anderen Kindern mehr schikaniert als dass sie mit ihm auf Augenhöhe spielen.

Im West- und Mitteleuropa des 70er Jahre, allerdings auch noch heute, ist es gleichwohl so, dass viele Kinder in Jeremy James und seinen Problemen sicher einen Seelenverwandten treffen können, weshalb ich das Buch darüber gar nicht zu sehr verurteilen möchte und den Ansatz sogar interessant finde.
Ein wirklicher Lesespaß ergibt sich daraus allerdings nicht, auch wenn die eine oder andere Anekdote zum Schmunzeln ist.

Für die Challenge trifft es nur zu, weil in dem Buch eben auch Zwillinge vorkommen, die in Jeremys Alter sind. Einfache Erfüllung des Tatbestandes, gleichwohl keine Protagonisten.

Ich vergebe 4 von 10 Punkten. Meinem Neffen haben die kleinen Geschichten im Übrigen fast gar nicht gefallen. Lediglich der titelbildende Elefant sorgte für Kopfkino, aber auch nur, weil mein Neffe ein kleiner Autonarr ist. ;)
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Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #45 am: 17.07.2018 | 18:42 »
Voll cool!  :cheer: Wieso zählen die LTB nicht mit?
Kinderlogik. Ich weiß auch nicht so genau. Offenbar sind die zu anspruchslos, oder so.
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Offline Huhn

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #46 am: 17.07.2018 | 18:50 »
 ;D Ach so. Aber im Vergleich zu Hägar dürften sie eigentlich in der Textmenge vorne liegen, oder?

Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #47 am: 17.07.2018 | 19:00 »
Da es keiner von den großen Sammelbänden war, ja.
Lustigerweise war es "Hägars Herrengedeck" (das Ding hat die Form eines Bierkrugs). Hatte sie sich von ihrem Opa ausgeliehen. Ich glaube auch nicht, dass sie wirklich alles verstanden hatte, aber es hat ihr großen Spass gemacht.

Derzeit versucht sie sich am Hobbit, nachdem ich ihr den Herrn der Ringe ausgeredet habe. ::) Aber ich glaube den packt sie auch noch nicht.
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Offline Huhn

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #48 am: 17.07.2018 | 19:15 »
Da es keiner von den großen Sammelbänden war, ja.
Lustigerweise war es "Hägars Herrengedeck" (das Ding hat die Form eines Bierkrugs). Hatte sie sich von ihrem Opa ausgeliehen. Ich glaube auch nicht, dass sie wirklich alles verstanden hatte, aber es hat ihr großen Spass gemacht.

Derzeit versucht sie sich am Hobbit, nachdem ich ihr den Herrn der Ringe ausgeredet habe. ::) Aber ich glaube den packt sie auch noch nicht.
Hihi, es scheint zum Lesen als Kind dazuzugehören, sich irgendwelche witzigen Comics durchzulesen, ohne die Witze zu verstehen. ^^ Ging mir mit Hägar genauso. Meine Mutter musste mir jeden Hägar-Comicstrip in der Zeitung haarklein erläutern. Und natürlich ist nix "witziger", als ein lang und breit erklärter Witz.  ::)

Und von wegen Hobbit: Mir gings mit Märchenmond als Kind so. Hab das geschenkt bekommen, versucht zu lesen und es dann wieder sein gelassen. Gehört dazu, auch mal an einem Buch zu scheitern, weils noch zu hoch hängt. Wenns zu langweilig wird, kann sie es ja weglegen und später nochmal lesen. Zumindest ich hab mir dann immer nen Keks gefreut, dass ich das "schwere" Buch nun doch lesen kann. ^-^

Herr der Ringe ist allerdings echt ein ziemlicher Brecher. Hab den mit 12 oder so gelesen und über ein Jahr dafür gebraucht und das war stellenweise auch echt kein Lesevergnügen mehr sondern der pure Sturkopf, dieses Buch unbedingt gelesen haben zu wollen. Bei späteren Leseversuchen hab ich dann festgestellt, dass das Buch sooo schwer nun auch nicht zu verstehen ist und ich vermutlich einfach noch zu jung dafür war. Außerdem hat mich niemand vor diesem Kapitel über Pfeifenkraut gewarnt gehabt...

Wie alt ist Liv nochmal? Wenn ihr der Hobbit zu hoch hängt, aber sie Lust auf Fantasy hat: Kennt sie "Der durch den Spiegel kommt" von Kirsten Boie schon? Ich hab das als Kind geliebt!

Edit sagt: Hab drüber nachgedacht... ich hatte den HdR schon gelesen, als der erste Film in die Kinos kam. Muss also doch noch ne ganze Ecke jünger gewesen sein, denn 2001 wurde ich 11... *kopfkratz*
« Letzte Änderung: 17.07.2018 | 19:18 von Huhn »

Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #49 am: 18.07.2018 | 06:18 »
Sie ist 8. Der Hobbit hat eine Altersempfehlung ab 10. Ich meine ich hätte ihn etwa in dem Alter gelesen, so 10-12. Problem ist aber tatsächlich auch das Optische. Es ist halt im Verhätnis der bisherigen Bücher recht umfangreich und sie sagt auch, die Schrift ist ihr zu klein.
Den Herrn der Ringe habe ich erst viel später gelesen, mit 20/21. Am mangeldem Verständnis lag es also eher nicht, dass er mir nicht gefallen hat.
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