Autor Thema: Verteilung des Spotlights: Erfahrungen und Werkzeuge  (Gelesen 1382 mal)

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Offline First Orko

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Ich bin mal so frei und hänge mich an die Fragen vom Narr ran:

Also welches deine konkreten Techniken sind um das Spotlight zu verteilen und wie du managst du das? Also die nötigen Moderationstechniken einzusetzen während du den Überblick über die 1000 anderen Sachen behälst?
Und wäre das dein Anspruch an andere SL? Ich kümmere mich z.B. überhaupt nicht um Spotlight-Dosierung und auch keiner der anderen SL, mit denen ich in den letzten Jahren gespielt habe, hat das gemacht. Wir spielen aber auch keine Dramarunden, vielleicht hängt es damit zusammen. Ich bin im Moment aber total interessiert an SL-Techniken und deren Umsetzungen, daher die Frage.

Mich beschäftigt das Thema auch immer mal wieder, im Forum gibt's ja schon den ein oder anderen Artikel:

'Spotlighttime' aufgewogen durch 'Gruppenzeit'
Spotlight für Charaktere ohne Flags
Müssen sich Spieler ihr Spotlight selber holen?

Ich würde vorschlagen, wir betrachten den Fall "SL als Moderator ist mindestens mitverantwortlich für Spotlightverteilung". Dahinter steht die Idee, dass im anderen Fall (Spieler kümmern sich selbst) die Rampensäue sich holen, was da ist und ggf. kreativere stille Spieler im Hintergrund bleiben. Bitte keine Diskussion, wie und ob das nun sinnvoll ist und stimmt oder nicht ;)

Ich selbst teile meine Spielrunden teilweise auf in grobe Zeitslots und versuche zu schätzen, wieviel Zeit pro Abschnitt (sehr grob unterteilt zbsp:   Intro / Eröffnung des Problems / Event 1 / [freies Spiel] / Event 2/ ....) in Frage kommt. Dabei ist es erstmal unerheblich, wie sehr ein Spieler im Vordergrund steht, aber ich habe eine Idee, welcher Teil wie lange dauern sollte.

Wer wie oft und lange dran war wiederum bemesse ich eher nach "Szenen": Es gibt Gruppenszenen und Fokusszenen. Wenn ein Spieler im Fokus war, dann am besten erstmal wieder Wechsel zu Gruppenszene (soweit möglich) und die nächste Fokusszene muss dann ein anderer sein.
Das ist natürlich vor dem Hintergrund des freien Spiels und Improvisation auch nur ne grobe Richtlinie. Aber für mich reicht es gerade, aber sicher gibt es da auch andere Ansätze.

It's repetitive.
And redundant.

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Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Offline Issi

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Re: Verteilung des Spotlights: Erfahrungen und Werkzeuge
« Antwort #1 am: 16.03.2018 | 13:08 »
Ok, dann hole ich erstmal meinen Post rüber.
Zitat
1.Ich frage jeden Spieler Reihum was seine Figur tun will.
Damit sagt er/ sie zunaechst an, was die Figur vorhat.
Entweder handelt es sich um eine Gemeinsame Sache oder manchmal auch um Einzelaktionen.
Dann machen wir aus, was zuerst ausgespielt wird. Z. B. "Erst die drei die zur verfallenen Kirche wollen" , "Dann die Figur die den Koehler befragen will", und schliesslich "die Figur die solange etwas ausgraben will, was sie gestern im Wald verbuddelt hat. "
Diese Dinge passieren in der Spielwelt zwar relativ gleichzeitig, aber werden natuerlich nacheinander abgehandelt. Waehrend die anderen nicht dran sind koennen sie in der Regel bei anderen Aktionen zuschauen.
Es ist mMn. wichtig einen Zeitrahmen nicht zu ueberschreiten.
Falls eine Szene in 5- bis max. 10 Minuten nicht abgehandelt werden kann, wechselt man die Kamera rueber zu den anderen.

In Kampfszenen entscheidet ja nicht selten, die Initative, wer zuerst ansagt und handelt. Aber idR. kommt da auch jeder dran. Nur halt nicht gleichzeitig.

Wenn die Gruppe zusammen unterwegs ist, wie Normalerweise, braucht es solche Ansagen natuerlich nicht.
Da handelt jeder halbwegs spontan.

Wenn es aber die Option fuer Alleingaenge gibt, dann frage ich schon.Und manchmal auch generell: Moechte jmd vor dem Schlafen gehen noch etwas machen?
Ja/ Nein- ansonsten switchen wir.
Oder die Spieler sagen von sich aus, dass sie noch etwas Bestimmtes vorhaben.
Aber man kann solche Szene auch zeitlich im Rahmen halten, indem man als SL schneidet und switched.


Zitat
Wer wie oft und lange dran war wiederum bemesse ich eher nach "Szenen": Es gibt Gruppenszenen und Fokusszenen. Wenn ein Spieler im Fokus war, dann am besten erstmal wieder Wechsel zu Gruppenszene (soweit möglich) und die nächste Fokusszene muss dann ein anderer sein.
Das ist natürlich vor dem Hintergrund des freien Spiels und Improvisation auch nur ne grobe Richtlinie. Aber für mich reicht es gerade, aber sicher gibt es da auch andere Ansätze.
Ja, das sehe ich ähnlich. Die Mischung sollte halt passen.
Und wenn ich merke, dass bestimmte Spieler zuwenig Spielanteil hatten, dann frage ich einfach nochmal gezielt reihum, was jeder machen will.
Oder ich spiele die Spieler die etwas zu kurz gekommen sind einfach gezielter an. Wenn es nicht mehr in dieser Sitzung geht,  dann aller spätestens in der nächsten.

Es gibt sicher Abenteuer wo mal eine Figur, durch ihre Geschichte/Profession was auch immer stärker im Vordergrund steht als die anderen. Dafür versuche ich im nächsten Abenteuer dann dafür zu sorgen, dass mal abwechselnd jmd anderes im Vordergrund steht. Es sollte halt auf lange Sicht ausgeglichen sein.
Mir geht es als Spieler so: Wenn ich weiß, meine Figur bekommt auch mal Spotlight, egal wann, und das ist sicher, weil es auch dem SL wichtig ist, dann macht es mir auch nichts aus, wenn andere mehr Spotlight haben und ich mal nur Zuschauer bin.

Edit. Was auch gut funktioniert ist mMn. die Motivationen und Hintergründe der Figuren gezielt  mit ins Spiel einzubauen. (Halt abwechselnd , damit jeder mal im Mittelpunkt steht).
Und zudem in jedes Abenteuer gezielt Dinge einzubauen, die nebenbei auch die anderen SC  reizen könnten. Dann sind die zwar nicht direkt im Vordergrund, aber haben trotzdem nebenbei ihren Spaß.
« Letzte Änderung: 16.03.2018 | 13:21 von Issi »

Offline Der Nârr

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Re: Verteilung des Spotlights: Erfahrungen und Werkzeuge
« Antwort #2 am: 16.03.2018 | 13:35 »
Ich glaube wir müssen darüber sprechen, was wir unter Spotlight verstehen o.O.

Für mich war das als Begriff immer etwas, wo ein Spieler so richtig im Scheinwerfer-Licht und glänzen kann - etwa durch besondere Fähigkeiten seines Charakters, durch Metagaming, durch Hintergrundelemente die eingebracht werden, dass der Charakter besonders in die Story eingebunden ist usw. Spotlight-Verteilung bedeutet damit für mich, zu gewährleisten, dass ständig ein anderer Spieler in diesem Scheinwerfer-Licht steht. Für ein Spotlight muss sich in der Situation alles um den Spieler(charakter) drehen bzw. dieser das Spiel auf besondere Weise dominieren.

In "normalen" Situationen zwischen den Spielern zu wechseln und einen stillen Spieler der nichts gesagt zu fragen, was er macht, hätte ich da gar nicht so eingeordnet. Der Spieler wird bei so etwas ja nicht unbedingt in den Mittelpunkt gerückt. Nicht jeder, der gerade etwas sagt oder an der Reihe ist, steht m.E. im Spotlight. Spotlight bedeutet für mich nicht, "gerade an der Reihe sein" oder "was sagen". Das kann sich aber Überschneiden. Für mich ist Rollenspiel auch keine fortlaufende Abfolge von Spotlights. Ich würde sagen: Viele Spielsitzungen bei uns haben gar keine Spotlights.

@Issi: Wie hältst du die Zeit während der Szenen nach? Gehst du da nach Zeitgefühl oder schaust du auf die Uhr? Oder machst du das doch eher nach persönlichem Eindruck, also wenn dir gefühlt die Szene einfach zu lange dauert?

Ich schreibe später noch mal was konkretes mit Beispielen.
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Offline Issi

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Re: Verteilung des Spotlights: Erfahrungen und Werkzeuge
« Antwort #3 am: 16.03.2018 | 14:01 »
Zitat
Ich glaube wir müssen darüber sprechen, was wir unter Spotlight verstehen o.O.

Für mich war das als Begriff immer etwas, wo ein Spieler so richtig im Scheinwerfer-Licht und glänzen kann - etwa durch besondere Fähigkeiten seines Charakters, durch Metagaming, durch Hintergrundelemente die eingebracht werden, dass der Charakter besonders in die Story eingebunden ist usw. Spotlight-Verteilung bedeutet damit für mich, zu gewährleisten, dass ständig ein anderer Spieler in diesem Scheinwerfer-Licht steht. Für ein Spotlight muss sich in der Situation alles um den Spieler(charakter) drehen bzw. dieser das Spiel auf besondere Weise dominieren.

In "normalen" Situationen zwischen den Spielern zu wechseln und einen stillen Spieler der nichts gesagt zu fragen, was er macht, hätte ich da gar nicht so eingeordnet. Der Spieler wird bei so etwas ja nicht unbedingt in den Mittelpunkt gerückt. Nicht jeder, der gerade etwas sagt oder an der Reihe ist, steht m.E. im Spotlight. Spotlight bedeutet für mich nicht, "gerade an der Reihe sein" oder "was sagen". Das kann sich aber Überschneiden. Für mich ist Rollenspiel auch keine fortlaufende Abfolge von Spotlights. Ich würde sagen: Viele Spielsitzungen bei uns haben gar keine Spotlights.
Ok, für mich ist Spotlight " Aufmerksamkeit/persönliches Interesse"
Meine Figur wird entweder extra vom SL angespielt (Es ist nicht egal um welche Figur es sich handelt). (Kann auch in einer Gruppensituation sein, natürlich auch speziell  bei einer Einzelaktion)
Oder der Spieler holt sich das Spotlight selbst, indem seine Figur Dinge tut die ihm selbst wichtig sind.
In beiden Situationen steht seine Figur im Interesse der Aufmerksamkeit.
(Ob die Figur in dieser Situation ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen darf oder ob sie stattdessen einfach einen Gegener trifft, einen Konkurrenten, einen Vorgesetzen, einen Verbündeten, einen Geliebten, oder ob etwas anderes passiert, ist zweitrangig)

Der Unterschied wären für mich Situationen, in denen die Figur nicht speziell im Fokus der Aufmerksamkeit steht, sondern die Gruppe allgemein.

Zitat
@Issi: Wie hältst du die Zeit während der Szenen nach? Gehst du da nach Zeitgefühl oder schaust du auf die Uhr? Oder machst du das doch eher nach persönlichem Eindruck, also wenn dir gefühlt die Szene einfach zu lange dauert?
Ich gehe nach Situation (wie interessant ist die für die anderen) und nach Zeitgefühl.

Edit. Wenn es wirklich für alle erzspannend ist, und jeder wissen will wie es ausgeht, dann sind auch ein paar Minuten mehr drin.
Ich stoppe zwar nicht die Zeit, aber bei einer Uhr in Sichtweite wäre das theoretisch nicht mal nötig.
Und eine Szene mit  persönlichem Gespräch (SC/NSC) ist im Rollenspiel wie im Film auch, meist in wenigen Minuten zu machen.
Kniffliger sind Szenen, bei der ein SC zum Beispiel alleine irgendwo einbrechen will, (oder andere besondere Handlungen tätigen) und der Spieler hierfür auch taktieren und überlegen muß.
Die dauern meist etwas länger. Da schadet es auch nicht, wenn man, wie im Film auch, mal eine zeitlang rüber zu den anderen schaltet, und dann später wieder zu der Situation zurück kommt.

Man entwickelt mit der Zeit einfach ein Gefühl welche Szenen wie lange dauern dürfen, ohne zu langweilen.
(Das klappt dann auch ohne Uhr ganz gut)
« Letzte Änderung: 16.03.2018 | 14:49 von Issi »

Online Maarzan

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Re: Verteilung des Spotlights: Erfahrungen und Werkzeuge
« Antwort #4 am: 16.03.2018 | 14:38 »
Abseits der beiden Nischen/Sonderfälle  a) Anfänger oder b) unvorhergesehener Settingsfokus sehe ich es als Aufgabe des Spielers das Beste aus seinem Charakter zu machen - ggf. noch Leute einzubremsen, welche durch Dominanz - insbesondere  auf der Metaebene (laut, aggressiv, andere unterbrechend oder gar dissend) - oder Unsitten wie versuchte "Allgegenwärtigkeit" andere Mitspieler unterbuttern.

Eher wäre das Einbinden von anderen Figuren noch Aufgabe/Herausforderung für diejenigen Spielerfiguren, welche sich an "Führungsaufgaben" versuchen wollen.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Der Nârr

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Re: Verteilung des Spotlights: Erfahrungen und Werkzeuge
« Antwort #5 am: 17.03.2018 | 10:46 »
Was ich natürlich auch mache, ist, Spieler zu fragen, was sie tun wollen.

Ich finde persönlich auch wichtig, in offenen Situationen reihum die Spieler erst alle zu fragen, was sie tun wollen, und dann dies abzuhandeln. Ich kenne Spielleiter, die auf den ersten Spieler reagieren und mit dem dann spielen. Wollen andere Spieler auch handeln müssten sie da reingrätschen und unterbrechen. Rollenspiel, das solches Verhalten erfordert, empfinde ich immer als unangenehm und anstrengend. Aus meiner Sicht ist es da schon der Job des Spielleiters, moderierend einzugreifen, wenn Spieler von sich aus anfangen, so viel Raum einzunehmen. Und ja, wenn ein SL das sehr schlecht macht, dann bemängele ich das später in der Feedback-Runde. Der letzte SL bei dem ich das machen musste hat danach sofort umgestellt und stärker darauf geachtet, zu fragen, was die Spieler tun wollen. Es ist noch nicht perfekt, aber wer erwartet schon Perfektion. Es war eine große Verbesserung und ich finde interessant, dass der SL in diesem Bereich offensichtlich über gute Kompetenz bereits verfügte, nur nicht wusste, dass dies einzusetzen (manchen Spielern) wichtig ist. In diesem Zusammenhang also auch noch mal der Tipp: Wenn einem etwas an einem SL stört - es kann sich richtig lohnen, das einfach mal zur Sprache zu bringen.

Dies ist für mich aber noch keine Spotlightverteilung.

Spotlight ist für mich, wenn jemand wirklich in den Mittelpunkt rückt, auf besondere Weise. Das ist sehr schwammig und diffus und läuft hinaus auf "ich erkenne ein Spotlight, wenn ich es sehe".

Ich gebe mal drei "Actual Play" Beispiele für etwas, das ich als Spotlight empfinde:

- Ein Spieler spielt einen Kleriker. Während eines Abenteuers wird eine Burg besichtigt, in der ein alter Kampfgefährte seines Gottes als unsterblicher Ghul angekettet vor sich hin vegetiert. In einem Raum befand sich noch die alte Rüstung des Kampfgefährten, natürlich magisch und total super, und eine magische Waffe dazu. Nachdem der Kleriker die Rüstung angelegt hat, war er für einen Moment entrückt, schwebte über der Welt und begegnete seinem Gott in dieser Vision, der ihm den Auftrag gab, mit der Waffe dem unsterblichen Ghul / alten Kampfgefährten das Leben zu nehmen und ihm die Ruhe zu schenken, die er verdiente. Nur er könne das. Anschließend enthauptete der Kleriker den Ghul und konnte ihn tatsächlich töten. Diese Szene rückte den Spieler ins Spotlight, ganz klar vom Spielleiter initiiert, aber zurückgreifend auf Charakterhintergründe und diese verbindend mit dem Abenteuer. Kein anderer Spielercharaktere hätte das Problem - unsterblicher Ghul - lösen können. Dazu die Belohnung von Rüstung + Waffe für den Spieler, das Spotlight hatte so noch ein "Nachbeben", da die genaue Wirkungsweise von beidem nicht offensichtlich war und Situationen auftraten, in denen sie etwas "machten".

- Ein Spieler verfügt über einen Gegenstand, den ein "böser" Kult unbedingt möchte. (Das war tatsächlich ausgewürfelt in einem BtW-Abenteuer.) Der Schlüssel-NPC ist eine Freundin der Spielercharaktere, eine Heilerin. Sie überredet den Spieler, dass eine kleine Blessur doch unbedingt der Heilkunde bedarf und bittet ihn in den (guten!) Tempel (wo sie Novizin ist). Der Spieler ist alleine mit ihr (und alle anderen Spieler dürfen natürlich zuhören, wir sind nicht rausgegangen). Ich spiele die Szene detailliert aus, wie sie - jung und attraktiv - ihn bittet, den Oberkörper frei zu machen, dann anfängt die Wunde zu versorgen. Ich hatte in die Beschreibung bzw. durch sein Spiel eingebaut, wo er die Kleidung ablegt, sie konnte hinter seinem Rücken da drangehen und ihm den Gegenstand entwenden. Die Situation arbeitete mit einer gewissen Erotik bzw. sexueller Spannung, obwohl sie eigentlich nur ihren Job gemacht hat (und dabei das Vertrauen missbraucht und den SC bestohlen). Auch diese Szene, die nur wenige Minuten dauerte, hatte "Nachbeben", nämlich a) als klar wurde dass der Gegenstand gestohlen war, b) der Gegenstand wichtig war, c) die Vermutung aufkam, wer den Gegenstand hatte und man so auch im Abenteuer weiter kam.

- Eine Cthulhu-Runde, ich war nur Mitspieler. Wir hatten einen Mitspieler, der der intensivste Method Actor war, den ich seit Jahren im Rollenspiel erlebt habe. Er spielte seinen Charakter nicht nur konsequent aus, sondern auch sehr gut dargestellt, blieb zu 99% der Zeit in der Rolle (weil wir überzogen hatten, gab es kurz AFK-Situationen gegen Ende, bei denen er natürlich nachfragen musste was los war) und spielte zudem einen sehr extrovertierten bzw. starken Charakter, der nicht unterging. In einer Situation relativ früh im Abenteuer verhielt er sich nach einer Situation, in der wir geistige Stabilität verloren hatten, sehr irrational. Er akzeptierte einen Gruppenentscheid nicht und wollte ein wichtiges Objekt mitnehmen und den Rest der Gruppe davor schützen. Abgesehen davon, was wir - der Rest - mit dem Objekt machen wollten, fanden einige von uns sein Verhalten sehr irritierend und wir fingen an, mit ihm zu diskutieren und mit der Situation umzugehen. In dieser Szene drehte sich auf einmal alles um ihn - was waren seine Absichten, wie gehen wir mit ihm um. Die Szene war eine Schlüsselszene für den Charakter, der hier sehr stark etabliert wurde. Die hier gesetzten Motive blieben auch später erhalten, er wurde später zum "Träger" des Objektes und wachte über seinen Schutz. Der SL hatte in der Szene praktisch nichts zu tun gehabt, das war reine SC-SC-Interaktion. Aber alle SC haben halt in Hinblick auf diesen einen SC interagiert und nicht miteinander wie etwa in einem Planungsgespräch.

Spotlights solcher Art - ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie man sie kontrollieren oder gewichtet einbringen soll. Für mich ergeben sie sich aus dem Spiel, aus den Charakteren, aus der Kampagne, aus der Dynamik der Spielsitzung.

Als SL kann man in gewissem Maße natürlich etwas planen, wie etwa im ersten Beispiel, was ja schon SL-vorbestimmt war. Ich habe gezielt etwas eingebaut, um eine Charaktergeschichte voranzubringen. Das zweite Beispiel hat sich im wesentlichen aus der Dynamik ergeben, das Abenteuer sah vor "jemand will etwas von einem Spieler", das Würfelergebnis bestimmte wer was von wem und aus der Spielsituation (welche Möglichkeiten hat der NSC, wie steht er zu den SC usw.) hat sich dann ergeben, wie das umgesetzt wird. So ein Diebstahl hätte ja auch ganz ohne Spotlight stattfinden können. Das dritte Beispiel hat sich dann komplett SC-initiiert ergeben aus der Dynamik des Spiels heraus.

Ich kenne natürlich Tipps nach der Art "für jeden Spieler eine Situation einplanen, in der sein Charakter glänzen kann". Aber für einen SC ein Klettern-Situation einplanen, weil er gut klettern kann, das ist für mich kein Spotlight. Und so bereite ich auch nicht vor. Ich fand das immer mühselig, mir so etwas zu überlegen. In einem guten Spiel sind die Charakterfähigkeiten, Regeln und Kampagne so aufeinander abgestimmt, dass sowieso jeder Spieler was zu tun bekommt. Und wenn das nicht der Fall ist, würde ich nicht darüber gehen wollen, mir jetzt kleine Situationen auszudenken, sondern zu überlegen: Kann ich die Kampagne insgesamt in eine Richtung bringen, dass der SC mehr beitragen kann oder ist der SC einfach hoffnungslos verkehrt? Manchmal hilft auch eine Regeländerung.

Es ist ja nicht in jedem Regelsystem jede Fähigkeit gleichermaßen zum Spotlight oder auch nur zum Glänzen geeignet. Es macht z.B. einen Unterschied, ob man einmal auf Überleben würfelt und damit bestimmt, wieviel Proviant man generiert, oder ob man 3-5 Proben machen kann und Entscheidungen treffen muss (folgst du der Hasenspur, der Rehspur oder den Wildschweinspuren).

Aber dieses pure mal einen Moment glänzen, weil man einen guten Wert irgendwo hat oder was kann, ist für mich halt noch kein Spotlight. Genauso wenig wie wenn die Gruppe sich in der Stadt aufteilt und 5 verschiedenen Dingen nachgeht.
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Offline Issi

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Re: Verteilung des Spotlights: Erfahrungen und Werkzeuge
« Antwort #6 am: 17.03.2018 | 12:12 »
Mal ein paar Spotlight Beispiele von meinen Runden:
1.Ein Spitzbube hat den Auftrag  in einer fremden Stadt ins Bettler und Diebesviertel zu gehen, um dort Informationen ueber einen Drogenboss  zu bekommen. Dabei gibt er sich selbst als Junkie aus. Und hat vorher etwas von dem seltenenZeug genommen, damit er die ueblichen Symptome eines Suechtigen aufweist. Er hat noch einen hochgradigen Assassinen als Backup, (sein Chef), der ihm unauffaellig folgt. Der Spitzbube fragt sich durch, und gibt sich dabei als jmd aus, der sich mit einer Ueberdosis das Leben nehmen will. Alles Geld, was er besitzt,  moechte er vorher gepflegt auf den Kopf hauen. Alle Informanten bezahlt er grosszuegig, weshalb man ihm den Reichtum abnimmt.
Er schafft es auch bis zu einem Mittelsmann, der ihn mit verbundenen Augen zum geheimen Versteck des Bosses fuehrt. Dort wird ihm zunaechst gezielt auf den Zahn gefuehlt, bevor das Geschaeft abgewickelt werden kann. Und er erfaehrt sensible Details. Auch hat er fortan einen Verfolger der Diebesgilde im Nacken, der ggf. selbst fuer sein Ableben sorgen will.
2.Ein Magier hat die Aufgabe sich undercover an der Magierakademie einzuschreiben und Informationen ueber bestimmte Vorkommnisse einzuholen. Ein paar Verdaechtige befinden sich unter seinen Mitstudenten.
3.Ein  Ordenskrieger fuehlt sich von den Anhaengern des konkurrierenden Ordens provoziert und fordert einen davon zum Duell. Es findet im Morgengrauen statt. Unter wenigen Zeugen.
4. Eine Figur folgt einer Nachricht zu einem Ort (nach Sonnenuntergang)an dem viele Menschen sind. Sie nimmt an, sie kommt von einem Unterstuetzer. In Wirklichkeit kommt sie von einem der gefuerchtesten und beruechtigsten Assassinen, der sie toeten will. Es sieht sehr schlecht aus.
Sie wird jedoch in letzter Minute vom Unterstuetzer gerettet/entfuehrt. (Der die falsche Nachricht auch gelesen hat) Die Flucht gelingt und die Beziehung der Beiden vertieft sich.
5. Die Helden sind umzingelt, am Ende und Tod geweiht. Nur einer kann sie noch retten, der Elf mit seinem Versetzungszauber. Dafuer muessen sie sich alle an den Haenden halten und sie koennen nicht abwehren. Die Konzentration des Zauberers darf gleichzeitig nicht gestoert werden, sonst ist es fuer alle vorbei.

Edit. Das sind jetzt nur mal ein paar Spotlight Beispiele (fuer Auftrag, vom Spieler selbst gewaehlt, Drama und Story,  Gruppendienlich ). Wobei ich den Ausdruck "glaenzen" fuer unsere Runde nicht ganz treffend finde. Oft sind es auch Situationen mit (teilweise persoenlicher)Dramatik , oder schlicht Situationen wo eine Figur mal besonders wichtig ist und/ oder im Mittelpunkt steht.
« Letzte Änderung: 17.03.2018 | 17:37 von Issi »

Offline Issi

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Re: Verteilung des Spotlights: Erfahrungen und Werkzeuge
« Antwort #7 am: 17.03.2018 | 17:58 »
Ergaenzung (Ideen): Wie findet man ueberhaupt Spotlight als (SL)?
MMn. indem man sich mit der Persoenlichkeit der Figur beschaeftigt. Bzw. damit wie der Spieler diese interpretiert.

Ideen zu Drama:
Was reizt sie?, Was treibt sie an?, Was provoziert sie?,
Was schafft einen (Gewissens)Konflikt ?,Was macht sie neugierig? ,Was bringt sie in Verlegenheit?, Was braucht sie um aufzufallen (Kontraste)?

Was bringt Entwicklungspotential fuer ihre Geschichte ?
Aufstieg? Verfuehrung? Abstieg? Konkurrenten? Versuchungen? Persoenliche Feinde? Goenner? etc.

Ideen zu Faehigkeiten :
Was kann die Figur?, Was macht sie einzigartig?, Wie kann sie ihren Beitrag leisten, in einer wichtigen Situation?
« Letzte Änderung: 17.03.2018 | 18:09 von Issi »