Autor Thema: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist  (Gelesen 11006 mal)

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #50 am: 14.09.2018 | 17:06 »
Was bei den Mitspielern ankommt ist dann immer noch eine andere Frage, klar.
Wieso ist das eine andere Frage? Sicherlich hast Du ne eigene Motivation einen Charakter so gut oder glaubwürdig wie möglich darzustellen, aber sollte nicht der entscheidende Punkt sein, was bei den Spielern ankommt? Die sind schliesslich diejenigen, die dann auf Deine Beschreibungen und Handlungen reagieren und Erwartungen daraus bauen.

Ich habe dazu mal ne Anekdote:
Ein SL hatte uns mal recht anschaulich einen groß gewachsenen, naiven Jüngling (mit blonden Haaren glaube ich) beschrieben und während er noch beschrieb, hatten 2 Spieler verbal schon einen Finger im Hals. Der SL konnte dagegen anspielen wie er wollte. Die Handlungen und die Reaktionen wurden stets negativ interpretiert. Es war für uns ein ziemlicher Plottwist, als er beim Bosskampf (für den SL selbstverständlich) auf unserer Seite gekämpft hatte. Er hatte bis dato kein einziges Mal negativ auf uns oder sonst wie shady reagiert. Er wurde recht glaubhaft vom SL als naiver, (aus SL-Sicht) sympatischer und ehrenhafter Jüngling dargestellt. Hat dem SL halt nichts genutzt. Er bekam seinen unfreiwilligen Plottwist.
Hätte er gegen Ende den Jüngling dann gegen uns gespielt, wäre es uns vollkommen logisch vorgekommen. War ja schliesslich ein Arsch.
« Letzte Änderung: 14.09.2018 | 17:08 von 6 »
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Offline Eisenmeile

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #51 am: 14.09.2018 | 17:33 »
Sehe das auch so, dass wichtig ist, was bei den Spielern ankommt und der SL darauf achten sollte, was er bereits gestreut hat.

Ich als Spielleiter habe ja ein gewisses Bild der Welt und der NSCs im Kopf, und so spiele ich sie auch. Ich weiß bei einem Krimi-One-Shot, dass der Gärtner den Lord mit der Schneeschaufel erschlagen hat und jetzt die Schuld dem Chauffeur in die Schuhe schieben will, der eine Affaire mit der Lady hatte - und dementsprechend SPIELE ich diese NSCs.
Und wenn nach zwei Stunden die Spieler die geniale Idee haben, dass in Wirklichkeit der Hausfreund der Täter war, und der Gärtner nur der Sündenbock, und das ein super-toller Twist wäre: Ich habe trotzdem jetzt schon zwei Stunden lang den Gärtner als Täter und den Hausfreund als Unschuldigen gespielt! Das ist nicht egal!

Wenn die Spieler schon mit dem Gärtner interagiert haben und der SL die entsprechenden Hinweise auf dessen Schuld gestreut hat...sicher. Wenn die Spieler dagegen den Gärtner komplett unbehelligt gelassen haben, weil er ihnen keine Verdachtsmomente geliefert hat und der Chauffeur sowieso total verdächtig gespielt wurde, dann sieht das anders aus.

Dann kann ich als SL entweder an meinem (defektiven) Abenteuer festhalten und die Spieler mit einem "supertollen Twist" überraschen ("Tja, es war eine Person, die ihr gar nicht in Betracht gezogen habt, weil es keinen trifftigen Grund gab ausgerechnet den Gärtner zu verdächtigen.") oder man ergreift Reparaturmaßnahmen und versucht, dass die Auflösung irgendwie so aussieht, dass die Spieler, selbst wenn sie nicht auf die Lösung kommen, sagen: "OK, das hätten wir kommen sehen müssen".

Aber vielleicht bin ich da auch zu harmoniebedürftig.  ;)

Offline Issi

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #52 am: 14.09.2018 | 17:38 »
Es sollte den SPL idR. völlig frei stehen, welche  NSC sie als sympathisch erachten und welche nicht.
Wenn ein Abenteuer darauf aufbaut einen NSC unbedingt sympatisch finden zu müssen, dann ist es, aus meiner Sicht zumindest, nicht gerade optimal gestaltet.
Man kann sowas mEn.lediglich anbieten, nicht erzwingen.

Es kann umgekehrt auch sein, dass man sich mit den Unsympathen anfreundet, alles ist möglich im Rollenspiel. :D

Ein Plot sollte mMn. deshalb frei von Sympathien/Antipathien funktionieren.

oder anders ausgedrückt- Nur weil die SPL den Täter sympathischer finden als das Opfer, wäre das noch kein Grund den Plot umzustellen.
Es sei denn, der Plot ist wirklich so suboptimal gestaltet, dass dann alles zusammenbricht.

Edit.
A.- Der SL spielt und
/oder beschreibt etwas

B: Die SPL gewinnen einen Eindruck (welchen auch immer)

Ist der Eindruck komplett falsch- ist das meistens ein SL Fail, aber eben nicht immer.
Ein- "es kann einen SL Spiel -und/oder Beschreibungs Fail geben, deshalb- entscheiden besser immer die Spieler wie ein NSC ist" -kann ich dadurch nicht ableiten.
« Letzte Änderung: 14.09.2018 | 17:53 von Issi »

Pyromancer

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #53 am: 14.09.2018 | 18:31 »
Wieso ist das eine andere Frage?
Das hab ich doch in genau dem Beitrag, den du zitierst, beschrieben.

Ich habe dazu mal ne Anekdote:
...

Welche Handlungsempfehlung leitest du aus dieser Anekdote ab?

Dann kann ich als SL entweder an meinem (defektiven) Abenteuer festhalten und die Spieler mit einem "supertollen Twist" überraschen ("Tja, es war eine Person, die ihr gar nicht in Betracht gezogen habt, weil es keinen trifftigen Grund gab ausgerechnet den Gärtner zu verdächtigen.") oder man ergreift Reparaturmaßnahmen und versucht, dass die Auflösung irgendwie so aussieht, dass die Spieler, selbst wenn sie nicht auf die Lösung kommen, sagen: "OK, das hätten wir kommen sehen müssen".

Aber vielleicht bin ich da auch zu harmoniebedürftig.  ;)

Du gehst hier von einer Situation aus, wo es vorher schon suboptimal gelaufen ist. Es kann in bestimmten Situationen gute Gründe geben, sich das Bein abzusägen. Deswegen ist "Bein absägen" aber im Allgemeinen keine tolle, anstrebenswerte Sache.

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #54 am: 14.09.2018 | 18:51 »
Das hab ich doch in genau dem Beitrag, den du zitierst, beschrieben.
Naja. Dieser Beschreibung widerspreche ich ja mit meinem kurzen Text. (Also dem Teil, den Du nicht zitiert hast)
Zitat
Welche Handlungsempfehlung leitest du aus dieser Anekdote ab?
Keine. Damit relativiere ich Deine Handlungsempfehlung. :)
Ich sage ja, dass an dieser Stelle sowohl die Möglichkeit aus der Sicht des SLs gleichbleibend den NSC zu spielen als auch die Möglichkeit den NSC an die Erwartungen der Spieler anzugleichen für die Spieler glaubwürdig rüber kommt.
Entscheidend ist hier dann nur die Spielweise der Gruppe.
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Offline Blizzard

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #55 am: 14.09.2018 | 18:54 »
Moin moin,

wie würdet ihr euch verhalten, wenn in einer Kampagne, in der die Spieler sehr viele Vermutungen/Befürchtungen/Ideen haben und sie nun einen ziemlich coolen Twist prohezeien. Dieser war nicht explizit so geplant, aber schon mal angedacht und daher wurden in der Vergangenheit ambivalente Hinweise gegeben. Die Spieler haben aus diesen Informationen nun eine überraschende Wendung herausgelesen, wie gesagt, nichts ist in stein gemeißelt. Die Wendung wäre in meinen Augen recht spannend für die Kampagne und daher stelle ich mir die Frage, tritt es so ein wie die Spieler es gedeutet haben oder bleibt erstmal alles so, wie es ist. Die Überraschung wäre ja weg.

Ich würde mich zunächst mal dem überraschend kreierten Plot seitens der Spieler generell nicht verschließen. Ist doch super, wenn sie dir solch einen Plot servieren. Ich würde einfach schauen, ob der Plot in der momentanen Situation tatsächlich besser ist als der eigens an-und ausgedachte Plot von mir als SL. Wenn du das bejahen kannst, dann tausche doch einfach die beiden Plots und bring' den eigenen Plot zu einem späteren Zeitpunkt. Wenn du das verneinen kannst, dann bring den neuen Plot der Spieler im Anschluss an den eigentlich vorgesehenen Plot. Ansonsten wäre es auch noch eine Möglichkeit, die beiden Plots zu einem gänzlich neuen Plot zu kombinieren?
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Pyromancer

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #56 am: 14.09.2018 | 19:07 »
Naja. Dieser Beschreibung widerspreche ich ja mit meinem kurzen Text. (Also dem Teil, den Du nicht zitiert hast)Keine. Damit relativiere ich Deine Handlungsempfehlung. :)
Ich kapier nicht, was du meinst. Bestreitest du, dass die Art, wie ich meinen Charakter spiele, einen (wie auch immer gewichteten) Einfluss darauf hat, wie die anderen Mitspieler meinen Charakter wahrnehmen?

Zitat
Ich sage ja, dass an dieser Stelle sowohl die Möglichkeit aus der Sicht des SLs gleichbleibend den NSC zu spielen als auch die Möglichkeit den NSC an die Erwartungen der Spieler anzugleichen für die Spieler glaubwürdig rüber kommt.
Entscheidend ist hier dann nur die Spielweise der Gruppe.
Und ich sage: Auch Dinge, die nur in deinem Kopf passieren, sind wichtig! ;) Weil sie nämlich immer auch Auswirkungen auf dein Handeln haben.

Ich möchte hier sogar noch einen Schritt zurück gehen:
Ich mag es, wenn die Spieler das Spiel ernst nehmen. Damit meine ich nicht, dass alle mit getragener Miene am Spieltisch sitzen. Sondern dass man dem Geschehen eine Bedeutung beimisst. Das kann auch humoristisch sein, aber es ist eben nicht beliebig. Und deshalb tue ich mich schwer damit, wenn andere Spieler gesetzte Spielinhalte (auch, wenn sie nur in deren Kopf existieren) leichtfertig umschmeißen. Weil bei mir dadurch Zweifel an ihrer Ernsthaftigkeit und auch an ihrer Aufrichtigkeit (auf das Spiel bezogen) kommen.

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #57 am: 14.09.2018 | 19:22 »
Ich kapier nicht, was du meinst. Bestreitest du, dass die Art, wie ich meinen Charakter spiele, einen (wie auch immer gewichteten) Einfluss darauf hat, wie die anderen Mitspieler meinen Charakter wahrnehmen?
Nö. Ich sage, dass wesentlich mehr Dinge Einfluss auf die Art haben, wie die Mitspieler Deinen NSC wahrnehmen.
Und dann sage ich, dass die Aufgabe des SLs die Wahrnehmung der Mitspieler des Geschiehens ist. Charakterspiel des NSC ist dafür nur ein Werkzeug. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.
(Hast Du gemerkt, wie ich da eine Unterscheidung zwischen Spieler-Charakter und NSC-Charakter gemacht habe?)
Zitat
Und ich sage: Auch Dinge, die nur in deinem Kopf passieren, sind wichtig! ;) Weil sie nämlich immer auch Auswirkungen auf dein Handeln haben.
Natürlich. Habe ich auch nicht bestritten.
Zitat

Ich möchte hier sogar noch einen Schritt zurück gehen:
Ich mag es, wenn die Spieler das Spiel ernst nehmen. Damit meine ich nicht, dass alle mit getragener Miene am Spieltisch sitzen. Sondern dass man dem Geschehen eine Bedeutung beimisst. Das kann auch humoristisch sein, aber es ist eben nicht beliebig. Und deshalb tue ich mich schwer damit, wenn andere Spieler gesetzte Spielinhalte (auch, wenn sie nur in deren Kopf existieren) leichtfertig umschmeißen. Weil bei mir dadurch Zweifel an ihrer Ernsthaftigkeit und auch an ihrer Aufrichtigkeit (auf das Spiel bezogen) kommen.
Das Problem ist: SLs, die die gesetzen Spielinhalte an die Erwartungen der Mitspieler anpassen, nehmen das Spiel genauso ernst wie Du. Dass Du dann Zweifel an ihrer Ernsthaftigkeit hast, kommt durch Deine Spielvorlieben. Du möchtest eine simulierte Welt mit allem drum und dran. Dem widerspricht natürlich sowas natürlich.
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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #58 am: 14.09.2018 | 19:32 »
Und dann sage ich, dass die Aufgabe des SLs die Wahrnehmung der Mitspieler des Geschiehens ist.
Ich verstehe zwar den Satz nicht, ahne aber grob, was du meinst.  8) Und ich ahne, dass wir uns da nicht widersprechen, auch wenn ich selbst die Aufgabe der SL da viel tiefer und weiter fassen würde.

Zitat
Das Problem ist: SLs, die die gesetzen Spielinhalte an die Erwartungen der Mitspieler anpassen, nehmen das Spiel genauso ernst wie Du.
Kleine Schritte: "Wer Spielinhalte rückwirkend ändert, der nimmt diese Spielinhalte nicht ernst." Einverstanden?

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #59 am: 14.09.2018 | 19:38 »
Kleine Schritte: "Wer Spielinhalte rückwirkend ändert, der nimmt diese Spielinhalte nicht ernst." Einverstanden?
Ich versteh was Du meinst, aber leider nein.
Lass es mich so formulieren: "Wer etablierte Spielinhalte rückwirkend ändert, der nimmt diese Spielinhalte nicht erst."
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Offline Crimson King

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #60 am: 14.09.2018 | 19:48 »
Ich käme nicht auf die Idee, meine Vorlieben über den allgemeinen Spielspaß zu setzen, d.h. meine (hypothetisch vorhandenen) Ansichten von Konsistenz auch nicht etablierter Spielinhalte auch dann durchzusetzen, wenn ich davon ausgehen kann, dass die Spieler mehr Spaß haben, wenn ich da retconne, ohne dass es jemand merkt. Am Ende sollte der Umgang mit Spielinhalten auf Gruppenkonsens stoßen. Mit fehlendem Respekt vor irgendwem oder irgendwas hat das sicher nichts zu tun. Respekt sollte man auch eher vor den Mitspielern haben als vor den Spielinhalten.

Dass da irgendwer irgendwelche Spielinhalte nicht ernst nimmt, ist aber auch wieder so eine degradierende und potenziell ins persönliche gehende Aussage, wie man eigentlich eher von mir erwarten würde. 8] Da kommt direkt der Besserspieler durch.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #61 am: 14.09.2018 | 19:49 »
Nach Dreamdealers Startbeitrag scheint die Idee der Spieler (twist) plausibel zu sein, dem Spielleiter zu gefallen und eine interessante Story zu bieten. Warum wird darüber noch debattiert?

Ich würde ihn noch etwas ausfeilen, ggf. mit Unvorsehbarem garnieren und gut ist.
Vorraussetzung ist natürlich, dass man storyorientiert spielt und nicht simulationsorientiert.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Pyromancer

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #62 am: 15.09.2018 | 19:21 »
Kleine Schritte: "Wer Spielinhalte rückwirkend ändert, der nimmt diese Spielinhalte nicht ernst." Einverstanden?

Lass es mich so formulieren: "Wer etablierte Spielinhalte rückwirkend ändert, der nimmt diese Spielinhalte nicht erst."

Ab wann ist für dich ein Spielinhalt "etabliert"?
Und in wie fern nimmst du einen "nicht etablierten" Spielinhalt ernst, wenn du ihn rückwirkend änderst?

Offline 6

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #63 am: 15.09.2018 | 19:36 »
Ab wann ist für dich ein Spielinhalt "etabliert"?
Ein Spielinhalt ist für mich dann etabliert, wenn er bei den Mitspielern etabliert ist.
Zitat
Und in wie fern nimmst du einen "nicht etablierten" Spielinhalt ernst, wenn du ihn rückwirkend änderst?
Indem ich ihn vorbereitet und dann bei Änderungen mitbeachte. Ist wie bei allen vorbereiteten Spielinhalten, die in der Runde nicht etabliert werden (z.B. weil die Charaktere nie in den Bereich vorgedrungen sind, der vorbereitet wurde).
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Offline kalgani

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #64 am: 16.10.2018 | 20:00 »
Um mal auf den Ursprungposting einzugehen:

Ich kenne KEINEN SL Leitfaden der dieses vorgehen nicht empfiehlt!
In jedem steht: Sag ja!
Oder auch: Verarbeite die Ideen deiner Spieler.

Deswegen kann ich nur annehmen, dass die die gegen das Annehmen von Spielerideen sind (die in die Welt und Geschichte passen) noch nie eine Ratgeber für Spielleiten gelesen haben.

Pyromancer

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #65 am: 17.10.2018 | 00:10 »
Ich hab gerade meine "Eristische Dialektik" nicht zur Hand, aber war das jetzt ein "ad hominem" und ein "Appell an eine Authorität" im gleichen Atemzug?

Offline bobibob bobsen

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #66 am: 17.10.2018 | 11:55 »
Meine Meinung:  der Spaß oder die Ideen der Mitspieler stehen für mich an erster Stelle. Wenn sie auf kreative Art und ganz Bewußt "mein" Setting implodieren lassen ist das für mich voll OK.

Offline Issi

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #67 am: 18.10.2018 | 16:56 »
Um mal auf den Ursprungposting einzugehen:

Ich kenne KEINEN SL Leitfaden der dieses vorgehen nicht empfiehlt!
In jedem steht: Sag ja!
Oder auch: Verarbeite die Ideen deiner Spieler.

Deswegen kann ich nur annehmen, dass die die gegen das Annehmen von Spielerideen sind (die in die Welt und Geschichte passen) noch nie eine Ratgeber für Spielleiten gelesen haben.
Allgemein. - Aber vielleicht haben sie ja z.B. die Kauf Kampagne zu Ende gelesen, die sie gerade für die Spieler leiten, und dabei festgestellt, dass NSC Figur X auch bis zum Ende noch gebraucht wird und/oder  nicht durch eine andere Figur ersetzt werden kann, oder etwas Ähnliches.
Ganz pragmatisch gedacht-
Was haben die Spieler z.B. davon, wenn wegen ihrer Idee eine ganze Kampagne flöten geht?

Bestimmte Dinge nicht zu ändern kann eben auch bedeuten Verantwortung für das gemeinsame Spiel zu übernehmen.
Und nicht nur: Meine Idee ist besser als eure..... ::)

Bei selbstgeschriebenen Sachen, kannst du theoretisch machen was du willst.
Solange es für dich als Spielleiter Sinn macht.
Und dir selbst dabei nicht den Spaß nimmt.
Der SL ist auch ein Mitspieler. Nicht der einzige. Aber eben auch ein Mitspieler.
D.h. mMn , dass er sich nicht automatisch jedem nur erdenklichen Spielerwunsch unterzuordnen hat.

Solchen Empfehlungen fehlt halt auch manchmal der Kontext.
Weshalb sie als pauschale -"gilt immer Anweisung"- nicht taugen.

Ganz so einseitig würde ich das Thema deshalb nicht sehen.  :)

« Letzte Änderung: 18.10.2018 | 17:35 von Issi »

Offline Lord Verminaard

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #68 am: 18.10.2018 | 17:12 »
Hatte diesen Thread beim ersten Durchgang verpasst, bin gerade drüber gestolpert und er lässt mich doch trotz allem einigermaßen erstaunt zurück. Nach dem Ausgangsbeitrag hatte ich die Frage eigentlich so verstanden, und das wäre aus meiner Sicht eigentlich auch sinnvoll gewesen: „Ich, SL, hatte das mal so angedeutet aber mir noch nicht so genau überlegt, jetzt haben die Spieler genau das vorhergesagt, soll ich es nun also erst recht machen, weil es ja schon irgendwo cool ist und die Spieler es ja offenbar geradezu ahnen, oder soll ich es also nun gerade nicht machen, weil es ja langweilig wäre, genau das zu machen, was sie vorausgesagt haben?“ Darauf hätte ich geantwortet: „Wenn sie es genauso vorausgesagt haben und sich bestätigt sehen, ist doch super, scheint doch zu passen.“

Stattdessen wurde die Frage von der Mehrheit der Teilnehmer wie folgt interpretiert: „Ich spiele eine SANDBOX, und eine SANDBOX hat doch heilige Gesetze, läuft es jetzt den heiligen Gesetzen der SANDBOX zuwider, wenn ich etwas, das ich mir noch nicht so genau überlegt hatte, so festlege, wie die Spieler es prophezeien, NACHDEM die Spieler es prophezeit haben, oder ist das dann SCHUMMEL und KETZEREI?“ Da muss ich so ähnlich den Kopf schütteln, wie wohl seinerzeit so einige Außenstehende über die Forge und uns Tanelorn-Theoretiker den Kopf geschüttelt haben. Aus meiner Sicht: So. Ein. Unsinn. ;)
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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #69 am: 18.10.2018 | 17:22 »
Das sehe ich ganz genauso. Aber der Threadersteller hat glaube ich eine andere Situation vor sich: Diese "stabile" Spielwelt von der ihr redet existiert (jedenfalls in der spezifischen Situation des Threaderstellers) nicht außerhalb vom SL-Kopf. Sie sind also nur für ihn selbst verbindlich. Wenn er daran spontan etwas ändert, gibt es in den Spielerköpfen keine Änderung. Die Angst vor einer inkonsistenten Spielwelt durch die spontane Änderung ist hier also rein egoistisch (wertfrei gemeint, der SL sollte ja auch Spaß haben) und zu 0%, um den Spielern dadurch etwas Schönes zu bieten.
(Das alles unter der Annahme, dass man bei der spontanen "Anpassung" keine versehentlichen Logikfehler in der Erzählung verbockt.)

Aber genau diese Gefahr von Logikfehlern steigt dann in der Regel erheblich.
Klar ist das dann noch abhängig von dem, was da genau in welchem Zusammenhang passiert und wie eng die Strukturen bereits vernetzt sind und wie viel spontan verbogen werden muss.
Aber erst einmal "bricht für den SL eine Welt zusammen". Und er ist derjenige, der auf Basis dieser Welt verlässliche Beschreibungen bieten soll.
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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #70 am: 18.10.2018 | 18:36 »
Darauf hätte ich geantwortet: „Wenn sie es genauso vorausgesagt haben und sich bestätigt sehen, ist doch super, scheint doch zu passen.“

Stattdessen wurde die Frage von der Mehrheit der Teilnehmer wie folgt interpretiert: „Ich spiele eine SANDBOX, und eine SANDBOX hat doch heilige Gesetze, läuft es jetzt den heiligen Gesetzen der SANDBOX zuwider, wenn ich etwas, das ich mir noch nicht so genau überlegt hatte, so festlege, wie die Spieler es prophezeien, NACHDEM die Spieler es prophezeit haben, oder ist das dann SCHUMMEL und KETZEREI?“ Da muss ich so ähnlich den Kopf schütteln, wie wohl seinerzeit so einige Außenstehende über die Forge und uns Tanelorn-Theoretiker den Kopf geschüttelt haben. Aus meiner Sicht: So. Ein. Unsinn. ;)

Volle Zustimmung.
Ich glaube nicht,  dass es festgelegte Regeln für das Sandkastenspiel gibt. Ich persönlich fange immer mit einem groben Pinselstrich und ner Menge Quests an, die ich anbiete und kümmere mich bis zur nächsten Sitzung um die Details, wenn ich weiß,  wohin die Reise geht.  Sehr oft habe ich weitere Hintergedanken, z.B. Dass zu einem bestimmten Zeitpunkt ein bestimmtes Ereignis stattfindet, wenn es nicht vereitelt wird.
Wenn also Spieler Prophezeiungen machen,  die nah an dem liegen,  was passieren könnte , dann ist das in
meinen Augen auch Ausdruck von Spielerfertigkeiten und persönlicher Investition.
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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #71 am: 18.10.2018 | 19:03 »
Mal davon abgesehen, dass es ja auch denkbar ist, dass einem nachträglich ein Widerspruch in dem Material, das man bereits vorbereitet hatte, auffällt. Deswegen ist bei mir der Kampagnenhintergrund immer ein lebendes Dokument, weil ich immer noch nachbessere und glätte.
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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #72 am: 18.10.2018 | 20:20 »
Du gehst hier von einer Situation aus, wo es vorher schon suboptimal gelaufen ist. Es kann in bestimmten Situationen gute Gründe geben, sich das Bein abzusägen. Deswegen ist "Bein absägen" aber im Allgemeinen keine tolle, anstrebenswerte Sache.

Um es deutlicher zu sagen:
These #1: Man kann das Erlebnis der Spieler kaputt machen, wenn man als SL an Sachen festhält, die man sich vorher ausgedacht, aber den Spielern bisher in keiner Form kommuniziert, hat. Das muss nicht so sein, oft funktioniert es trotzdem, aber selten ist es ideal.
These #2: Man kann das Erlebnis der Spieler nicht kaputt machen, wenn man als SL Dinge verändert, die man sich vorher ausgedacht, aber den Spielern bisher in keiner Form kommuniziert, hat.

MMn gibt es auch keine "nicht-etablierte Spielinhalte" - Spielinhalt ist nur das, was der Gruppe gehört. Vielleicht betrachten einige SL die Abenteuervorbereitung auch als Spiel, aber es ist nicht dasselbe Spiel, welches der Rest der Gruppe spielt - was Spielinhalt der Abenteuervorbereitung ist und was Spielinhalt des AbenteuerSPIELENS, das sind unterschiedliche Paar Schuhe. Wer seine eigenen, vorbereiteten Ideen über das stellt, was tatsächlich in der Runde passiert, der nimmt die Spielinhalte der Runde (und damit seine Mitspieler) nicht ernst.* Meiner Meinung nach.

*Habe ich persönlich schon ziemlich oft erleben müssen: SL, die einen superkomplexen Krimiplot geleitet haben und den Spielern hinterher stolz erklärt haben, wie doof sie doch wären, dass sie den nicht gerafft hätten. Dabei wäre es doch so einfach... und setzten zu einer Beschreibung des Tathergangs an, welche magere Spuren, mindestens ein Dutzend falsche Fährten und ein Tätermotiv, welches die SC gar nicht herausfinden konnte, weil der einzige der davon wusste der Täter selbst war, beinhaltete. Trotzdem war der SL unfähig einzusehen, dass der Fehler bei ihm lag - "Die Situation war halt so und wenn die SC das nicht herausfinden, dann sind sie als Detektive halt nicht gut genug" war (sinngemäß) sein "Argument". Tolle Wurst.

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #73 am: 18.10.2018 | 21:30 »
Mal davon abgesehen, dass es ja auch denkbar ist, dass einem nachträglich ein Widerspruch in dem Material, das man bereits vorbereitet hatte, auffällt. Deswegen ist bei mir der Kampagnenhintergrund immer ein lebendes Dokument, weil ich immer noch nachbessere und glätte.
Das!
Ein gewöhnlicher SL ist eben kein komplettes Entwicklerteam mit High - End - Rechnernetzwerken.
Genau so verfahre ich auch.
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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #74 am: 18.10.2018 | 22:00 »
bisher in keiner Form kommuniziert, hat. Das muss nicht so sein, oft funktioniert es trotzdem, aber selten ist es ideal.
These #2: Man kann das Erlebnis der Spieler nicht kaputt machen, wenn man als SL Dinge verändert, die man sich vorher ausgedacht, aber den Spielern bisher in keiner Form kommuniziert, hat.
...

Kommt ggf auf die Härte der Definition von "in keiner Form kommuniziert" an, aber prinzipiell geht das schon.

Zu konsequent herausforderungsorientiertem Spiel passt das z.B. schon mal gar nicht.

Und wo das "kommuniziert" sich nicht auch auf die Basis zur Chancenabschätzung erstreckt und die Spieler damit quasi gar nichts von ihrer Welt wissen dürfen, wird das dann zunehmend mehr.



Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...