Autor Thema: Ungewöhliche und konzeptionell starke Fantasy-Settings auf Deutsch  (Gelesen 6729 mal)

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Achamanian

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Unter konzeptionell starke Fantasy-Settings verstehe ich:
Gesamtentwürfe eines Spielhintergrunds, die eine gewisse inhaltliche und thematische Geschlossenheit aufweisen.

Unter ungewöhnliche Fantasy-Settings verstehe ich:
Welche, die sich in Sachen Hintergrundelemente nicht vorrangig auf das klassische Inventar der Epic Fantasy (Dark Lords, erhabene Elben) oder der Sword&Sorcery (rücksichtslose Helden, finstere Magie) - oder Variationen davon - stützen und auch nicht auf die durch D&D etablierte spezielle Mischform, die ihr eigenes Genre ist.


Das sind SEHR schwammige und offene Definitionen, die letztendlich auf "wenn ich ungewöhnliche und konzeptionell starke Fantasy-Settings sehe, erkenne ich sie" hinausläuft.
Symbaroum würde z.B. unter konzeptionell stark fallen, aber für ein "ungewöhnlich" ist doch zu deutlich, dass die Variationen von Elfen, Zwergen, dunklen Lords etc. eben Variationen des Geläufigen sind und keine konzeptionellen Neuentwürfe.
Glorantha könnte es in seiner aktuellen Fassung beinahe in beiden Kategorien schaffen - auch hier sind die Elfen und Zwerge zwar Variationen, die sich aber doch sehr weit vom Bekannten entfernen, und sie stehen sehr vielen konzeptionell starken und thematisch für die Welt dominanteren Eigenentwürfen gegenüber (beispielsweise Trolle, die ich trotz ihres "bekannten" Namens als vollständige Neuschöpfungen auffassen würde).
Numenera wäre für mich nicht konzeptionell stark, weil es eigentlich keinen durchdachten Weltentwurf liefert.
Auch nicht als konzeptionell stark oder ungewöhnlich würde ich zitathafte "Mischformen" einordnen, die Steampunk, Cyberpunk usw. mit Fantasy vermengen (Shadowrun, Iron Kingdoms, Starfinder ...).

Auf Englisch scheint mir deutlich öfter  was in meinem Sinne Ungewöhnliches und konzeptionell Starkes zu kommen - z.B. Talislanta, die Welt Heluso&Milonda aus Reign, Settings wie die von Exalted oder Godbound (die ich beide aber nicht gut kenne, und bei Exalted bin ich mir nicht so sicher, ob sich das nicht einfach nur stark bei anderen Quellen bedient, die ich nicht so gut kenne), das noch nicht veröffentlichte Asunder (auf SotDL-Basis), das kürzlich erschienene Overlight (das ich noch nicht habe). Cavaliers of Mars vielleicht auch, da muss ich noch mehr drin lesen ... Diese Wahrnehmung könnte allerdings auch Projektion meinerseits sein, weil sie sich vor allem an die Erwartung einiger für die nächsten Monate angekündigter Produkte oder welcher, die ich noch nicht habe oder nicht ausprobiert habe, knüpft. Insgesamt habe ich die Hoffnung, dass die Welle "moderner Fantasy" aus der US-Literatur so langsam ins Rollenspiel rüberschwappt.

Auf Deutsch scheinen mir jedenfalls vor allem Fantasy-Settings publiziert zu werden (ob als Original oder Übersetzung), die motivisch und konzeptionell sehr stark ans Bekannte anknüpfen - so was wie "Finsterland", wo ich die Welt tatsächlich als sehr eigenständig empfinde, scheint mir die absolute Ausnahme zu sein.

Wie empfindet ihr das? Ist mein Versuch, zu beschreiben, um welche Art Settings es mir geht, überhaupt verständlich, oder hat das viel zu sehr mit meinen individuellen Wünschen und Vorstellungen zu tun?

Supersöldner

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Kein Dunkler Lord ? wer soll den dann den ganzen ärger verursachen um den die Helden sich Kümmern müssen ?  Das klingt Tatsächlich ungewöhnlich.

Offline fivebucks

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Also es gibt ja seit Schiller im Theater / Literatur vor herrschend das Genre "Bürgerlicher Realismus".
Und irgendwie ab weichend davon / ungewöhnlich  ist doch jegliches Fantasie - Setting.  ; )
Ob die jeweiligen Welten konzeptionell stark sind ist wohl Geschmackssache.
Ich interessiere mich prinzipiell für Rollenspiele die entweder etwas anders machen als das was ich schon kenne, oder eben etwas besser machen.

Offline Weltengeist

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Wie empfindet ihr das? Ist mein Versuch, zu beschreiben, um welche Art Settings es mir geht, überhaupt verständlich, oder hat das viel zu sehr mit meinen individuellen Wünschen und Vorstellungen zu tun?

Ich glaube zu verstehen, was du meinst, und kann dich verstehen. Ich mag solche Settings auch und vermisse sie auf Deutsch massiv. Daher bin ich auch mal gespannt, ob hier brauchbare Vorschläge zusammenkommen (und wann der erste "Midgard"! ruft ~;D).

P.S.: Myranor hat mal so angefangen, dass es hätte passen können, ist dann aber doch immer mehr zurück Richtung konventionelle Fantasy gedriftet.
"Wenn ich in Unterleuten eins gelernt habe, dann dass jeder Mensch ein eigenes Universum bewohnt, in dem er von morgens bis abends recht hat." (Juli Zeh, Unterleuten)

Spielt derzeit: The Wild Beyond the Witchlight (Savage Worlds - Prismeer), Troubleshooter (Savage Worlds - Starfinder)
In Vorbereitung: -

Achamanian

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Also es gibt ja seit Schiller im Theater / Literatur vor herrschend das Genre "Bürgerlicher Realismus".
Und irgendwie ab weichend davon / ungewöhnlich  ist doch jegliches Fantasie - Setting.  ; )


Genau um Settings, die sich auf eine vergleichbar offene Definition von Fantasie-Welten besinnen, geht es mir.
Dass es im Rollenspiel und in der Literatur aber schon lange eine sehr starke Verengung auf bestimmte Entwürfe und Motive gibt, ist ja auch offensichtlich. Ich will das gar nicht so negativ setzen, denn die Schaffung von starken Motiven, die werkübergreifend funktionieren, ist eine enorme Leistung und gerade für's Rollenspiel ungeheuer nützlich, wenn es darum geht, sich einzufinden.
Was mich anmacht, sind aber dann doch meistens Fantasy-Welten, die gar nicht groß mit den Elementen dieser Verengung in Kommunikation treten (ob nun ganz ernsthaft, ironisch, verfremdend, abgrenzend oder sonstwie), sondern für mein Gefühl einfach ihr eigenes Ding machen. Wobei mir auch klar ist, dass kein kreatives Werk einfach im leeren Raum schwebt und es immer Einflüsse gibt. Aber wenn der Einfluss das schon fertig geschnürte Paket "Zwerg" ist, wo hier ein bisschen was rausgeworfen und da ein bisschen was zugepackt wird und dann vielleicht noch leicht oder stark ironisiert, dann kann man sich halt nicht mehr dem ganzen tolkienesken oder D&D-esken Apparat entziehen, der dabei mitaufgerufen wird.

Achamanian

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P.S.: Myranor hat mal so angefangen, dass es hätte passen können, ist dann aber doch immer mehr zurück Richtung konventionelle Fantasy gedriftet.

Stimmt, Myranor habe ich auch genau so empfunden - und es nur deshalb nie gespielt, weil meine damalige DSA-Gruppe damals total abgestoßen davon war und ich später, nach dem Ende dieser Gruppe, zu DSA-erschöpft war, um Myranor für mich in Betracht zu ziehen.

Außerdem bin ich kein Furry-Fan. Aber sogar das ganze Katzengedöns hätte ich hingenommen, wenn es damals nur mal wer mit mir hätte spielen wollen!

Offline YY

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Ist mein Versuch, zu beschreiben, um welche Art Settings es mir geht, überhaupt verständlich, oder hat das viel zu sehr mit meinen individuellen Wünschen und Vorstellungen zu tun?

Zumindest ich verstehe nicht, wovon du redest.
In meiner Wahrnehmung kippt "ausreichend ungewöhnlich" auch enorm schnell zu "völlig absurd". Da ist der Streifen, wo ich das noch als halbwegs "normale" Fantasy betrachte, ziemlich schmal.
Und ansonsten habe ich auch keinen Bedarf an Settings, die Dinge gefühlt nur anders machen, um sie anders zu machen - und ich spiele so wenig Fantasy, dass ich wahrscheinlich bis ans Ende meiner Tage mit gewöhnlichen, konzeptionell starken Settings zufrieden bin.
Da gewinnt bei mir eher die Atmosphäre gegen den "Hauptsache irgendwie anders!"-Faktor.

Randthema:
Was fällt denn so unter moderne US-Fantasy?
Ich habe da mit einigen wenigen Ausnahmen geschätzte 15-20 Jahre nicht mehr hingeschaut.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Achamanian

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In meiner Wahrnehmung kippt "ausreichend ungewöhnlich" auch enorm schnell zu "völlig absurd".

Du meinst, absurder als bärtige Biertrinker, die ihr Leben untertage verbringen, unsterbliche Native Americans und verstohlene kleine Dickerchen mit haarigen Füßen? >;D

Und ansonsten habe ich auch keinen Bedarf an Settings, die Dinge gefühlt nur anders machen, um sie anders zu machen

"Es anders zu machen, um es anders zu machen" nervt mich als Gestus auch. Aber schön sind für mich Settings, bei denen ich das Gefühl habe, dass niemand sich angestrengt hat, ohne Elfen und Zwerge auszukommen, sondern einfach jemand sowieso schon mit anderen Ideen an sein Setting herangegangen ist. Heluso&Miloinda ist für mich da ein gutes Beispiel, da habe ich eigentlich nicht das Gefühl zwanghafter Abgrenzung von irgendwas, sondern eher von der Lust, geografische und kulturelle Implikationen von ein paar Grundideen auszuspinnen.


Randthema:
Was fällt denn so unter moderne US-Fantasy?
Ich habe da mit einigen wenigen Ausnahmen geschätzte 15-20 Jahre nicht mehr hingeschaut.

Ich dachte jetzt an Sachen wie Sofia Samatar (A Stranger in Olondria/The Winged Histories), Zachary Jernigan (Jeroun), die Reihen von Fran Wilde oder Martha Wells oder Kameron Hurley oder N.K. Jemisin ... und natürlich die Fantasysachen von everyone's Ffavourite China Mieville. alles Sachen mit einem konzeptionell relevanten eigenen Weltentwurf, der keine unmittelbaren Verknüpfungen zu typischen EDO- oder Sword&Sorcery-Welten aufweist (außer vielleicht eines typischerweise vormodernen Techlevels).

Offline YY

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Du meinst, absurder als bärtige Biertrinker, die ihr Leben untertage verbringen, unsterbliche Native Americans und verstohlene kleine Dickerchen mit haarigen Füßen? >;D

Ja, ich meine explodierte Welten, wo die Bruchstücke umherschweben, irgendwelchen götterfokussierten Krempel u.Ä.
Das brauche ich als Unterhaltungsliteratur schon nicht und im Rollenspiel erst recht nicht (s.u.). 

Ich dachte jetzt an Sachen wie...

Ok, das sagt mir alles nichts - da hab ich ja von genau einem einzigen Autor überhaupt mal gehört...

Insgesamt sind mir ordentliche Charaktere wichtiger als jeder Setting-Aspekt (und da hat der Cameron mit seiner unfantastischen William Gold-Reihe weiter dazu beigetragen, dass ich 90% der üblichen Fantasyliteratur nicht mehr anfasse) - das bringt aber für die rollenspielbezogene Settingsuche wenig  ;)
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Achamanian

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Insgesamt sind mir ordentliche Charaktere wichtiger als jeder Setting-Aspekt (und da hat der Cameron mit seiner unfantastischen William Gold-Reihe weiter dazu beigetragen, dass ich 90% der üblichen Fantasyliteratur nicht mehr anfasse) - das bringt aber für die rollenspielbezogene Settingsuche wenig  ;)

Na ja, das schließt sich bzgl. der Romane ja nicht aus ... aber natürlich ist gerade der Aspekt für's Rollenspiel eher nebensächlich.

Offline First Orko

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Hohlbeins Thron der Libelle-Welt hatte mich damals beim Lesen sehr gekickt! Unsere Welt ca. 50k Jahre später (zumindest meinte ich das irgendwo extrahiert zu haben, die Zahl wurde glaube ich nie genannt..) - Ozeane ausgebrannt und von einem undurchdringelichen Dschungel bewuchert, deren Grund eine "Urmasse" Gäa beherrscht, die alles in sich aufnimmt (außer die Bäume). Der Dschungel ist so dicht, dass man auf dem Blätterdach mit den Drachen landen kann.... Moment, Drachen?

Genau! Die Töchter des Drachen (Name des Vorgängerromans) sind die Beschützer und Bewahrer der Welt und sorgen aus ihrer Isolation von allen anderen und immer als festes Paar aus Reiterin und Drache dafür, dass die Welt nicht wieder der Technik anheim fällt.
Denn die menschliche Gemeinschaft ist völlig technophob und lebt auf dem einzig bewohnbaren Streifen: Dem Kontinentalschelf. Die Kontinente selbst sind (nuklear..?) verwüstet. Statt Maschinen nutzt man speziell abgerichtete Tiere wie Spinnen-Aufzüge, Reitechsen und "Denkern" (ich glaube, die hießen im Buch noch anders..) : Menschen ohne eigenen Charakter, Willen usw, deren überdurchschnittliche Hirnleistung komplett als "Rechner"und wandelnde Lexika fremdbenutzt werden.

Für mich war das bezüglich Worldbuilding immer noch der beste Roman von Hohlbein, noch weit vor den oft hochgelobten Märchenmond. Hab nie verstanden, dass irgendwo so gar nicht in die Rollenspielwelt Einzug gehalten hat. Vermutlich kennt kaum einer die Bücher...



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Offline Colgrevance

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Ich kann dein Anliegen nachvollziehen und bin selbst immer auf der Suche nach einem "besonderen" Setting, auch wenn meine Anforderungen an stimmige und ungewöhnliche Fantasy sich sicher von deinen unterscheiden werden.

Leider gibt es da auf Deutsch (und auch auf Englisch...) kaum etwas, das meinen Vorstellungen entspricht. Für mich kommen da vor allem Settings in Frage, die

a) auf anderen Epochen als dem Mittelalter als Vorbild beruhen, z. B. Antike oder Renaissance (Glorantha, Myranor, Thennla oder auch Warhammer fallen mir da spontan ein). Das geht bei zeitlich nach dem Mittelalter angeordneten Welten dann aber häufig in Richtung Steampunkt, was ich persönlich aber auch ok finde.
b) sich stark an der realen Welt orientieren - das ist natürlich nur insofern "ungewöhnlich", als es von der klassischen High Fantasy-Eigenbauwelt abweicht (Pendragon, Ars Magica, auf Englisch auch Prince Valiant, 43AD oder Yggdrasill)
c) sich anderen Kulturkreises als Vorbild bedienen (Die Hohen/Exalted, Legend of the Five Rings, auf Englisch noch Qin).

Ansonsten finde ich auch Sundered Skies (und auf Englisch Shadows of Esteren) einigermaßen ungewöhnlich.

Achamanian

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Ja, ich meine explodierte Welten, wo die Bruchstücke umherschweben, irgendwelchen götterfokussierten Krempel u.Ä.
Das brauche ich als Unterhaltungsliteratur schon nicht und im Rollenspiel erst recht nicht (s.u.). 

Wobei es mir jetzt nicht unbedingt um abgedreht geht - es muss jetzt nicht (darf aber) von komischen Fremdwesen wimmeln, die Geografie/Kosmologie muss nicht drogeninduziert anmuten ... man kann ja auch auf subtilerer Ebene originelle Konzepte einführen. Mir fällt da z.B. auch noch das Korantia-Setting für Mythras ein, das ungewöhnlicher ist, als es auf den ersten Blick aussieht ... reizt mich selbst zwar gar nicht so (und ist mir dann auch doch wieder etwas zu stark historisch inspiriert), ist aber trotzdem ein gutes Beispiel. Das ist z.B. ein fast reines Menschensetting und hat auch in Sachen Geografie jetzt nichts, was auf den ersten Blick besonders schräg ist.

Achamanian

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Leider gibt es da auf Deutsch (und auch auf Englisch...) kaum etwas, das meinen Vorstellungen entspricht. Für mich kommen da vor allem Settings in Frage, die

a) auf anderen Epochen als dem Mittelalter als Vorbild beruhen, z. B. Antike oder Renaissance (Glorantha, Myranor, Thennla oder auch Warhammer fallen mir da spontan ein). Das geht bei zeitlich nach dem Mittelalter angeordneten Welten dann aber häufig in Richtung Steampunkt, was ich persönlich aber auch ok finde.
b) sich stark an der realen Welt orientieren - das ist natürlich nur insofern "ungewöhnlich", als es von der klassischen High Fantasy-Eigenbauwelt abweicht (Pendragon, Ars Magica, auf Englisch auch Prince Valiant, 43AD oder Yggdrasill)
c) sich anderen Kulturkreises als Vorbild bedienen (Die Hohen/Exalted, Legend of the Five Rings, auf Englisch noch Qin).

Das ist doch schon eine ganz ordentliche Auswahl, die du da aufzählst!

Achamanian

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und "Denkern" (ich glaube, die hießen im Buch noch anders..) : Menschen ohne eigenen Charakter, Willen usw, deren überdurchschnittliche Hirnleistung komplett als "Rechner"und wandelnde Lexika fremdbenutzt werden.

Klingt ja sehr Dune-inspiriert ...
Ich fand Hohlbein ja immer doof, aber eigentlich klingt das nach nem tollen Setting, und die beiden Romane von ihm habe ich tatsächlich nie angetestet.

Offline First Orko

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Jo, das scheint echt ein Hohlbein-Geheimtipp zu sein  ^-^ Ich finde, es gibt dann auch einen deutlichen Bruch wenn man sich dann die Werke mit seiner Frau anguckt.. oder die noch späteren!
Für den Eindruck der Welt reicht Thron der Libelle eigentlich aus, das erste Buch hatte ich auch zeitlich danach gelesen und da meines Wissens nach nicht viel Neues erfahren. Kann aber evt. reizvoll sein, wenn man das nacheinander liest...
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Offline Boba Fett

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Rumpel: inwiefern passt Exalted in dein Schema?
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Achamanian

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Rumpel: inwiefern passt Exalted in dein Schema?

Nur auf verdacht, habe neulich auf eine Anregung hin mal dazu im Internet rumgelesen, und da steckt ja offenbar schon eine recht ausgefuchste Mythologie hinter, die wenig oder nichts mit D&D/Tolkien/S&S-Fantasytraditionen zu tun hat. Kann aber sein, dass ich mich da irre.

Offline Jiba

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Tust du mitnichten. In einer Stunde habe ich Feierabend, dann schreibe ich etwas dazu.
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“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Achamanian

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Tust du mitnichten. In einer Stunde habe ich Feierabend, dann schreibe ich etwas dazu.

Fein, da bin ich gespannt! Ich habe ja genau einen alten Mitspieler, der nur für WoD und DSA zu haben ist, weil alles andere irgendwie immer "komisch" für ihn ist, aber über Exalted könnte ich vielleicht eines Tages wieder mit ihm zusammenfinden, weil das für ihn glaube ich den WoD-Schmiede-Bonus hat ...

Offline Settembrini

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Wie empfindet ihr das?

Ich empfinde es so: Seit PP&P ist auf deutsch nichts Gutes mehr auf Deutsch in größerer Stückzahl herausgekommen, was man irgendwie Fantasy nennen könnte. Achtungserfolge gibt es nur im Endzeitbereich.
caveat lusor, sie befinden sich in einer Gelben Zone - Der PESA RHD warnt!

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Offline Fezzik

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Jo, das scheint echt ein Hohlbein-Geheimtipp zu sein  ^-^

Ja die sind beide interessant, deshalb sind die letztens auch beim ausmisten nicht weggeflogen. Wollte die seit langem mal wieder lesen, genau wegen dem Worlbuilding Aspekt.  ;)
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Offline korknadel

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Fein, da bin ich gespannt! Ich habe ja genau einen alten Mitspieler, der nur für WoD und DSA zu haben ist, weil alles andere irgendwie immer "komisch" für ihn ist, aber über Exalted könnte ich vielleicht eines Tages wieder mit ihm zusammenfinden, weil das für ihn glaube ich den WoD-Schmiede-Bonus hat ...

Seltsamerweise bin ich kürzlich auch auf Exalted aufmerksam geworden. Von daher sind wir schon zu zweit gespannt.
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Offline Jiba

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... da steckt ja offenbar schon eine recht ausgefuchste Mythologie hinter, die wenig oder nichts mit D&D/Tolkien/S&S-Fantasytraditionen zu tun hat. Kann aber sein, dass ich mich da irre.

Okay, das mit "Exalted" ist ein bisschen komplizierter. Es ist ein bisschen wie bei DSA oder auch bei der WoD. Es gibt da diese starke, ursprüngliche Version, diese Core Story. Mit zunehmenden Editionen und zunehmenden Autoren wurden natürlich auch andere, teils widersprüchliche Setzungen vorgenommen. Hinzu kommen die bei White Wolf schon immer mäandernde Art Direction, bei der sehr unterschiedliche Stile und Motive nebeneinander stehen, die nicht immer unbedingt zum Beschriebenen passen. Das ist die optische Dimension von "Exalted", die ich hier jetzt aber ausklammern will.

Nach eigener Aussage der "Exalted" 1st Edition-Autoren sind die Hauptinspirationen für das Setting antike Epen und Historien wie die Illias, die Odysee, Herodot, die Rigveda, etc. Hinzu kommt Wuxia-Kino ("Hero", "Tiger and Dragon") und Anime ("Prinzessin Mononoke", "Ninja Scroll"). An Literaten werden Tanith Lee ("Night's Master") Michael Moorcock ("Hawkmoon"), Lord Dunsay ("The Complete Pegana"), Sean Steward ("Ressurection Man") und Glen Cook ("The Black Company") genannt... aber ich kenne mich mit denen ehrlich gesagt nicht so dolle aus. Die Liste ist tatsächlich in den späteren Editionen auch kleiner geworden. Oh, und "Final Fantasy" ist auch eine Inspiration, das sollten wir nicht vergessen.

Aber zum Konzept der Mythologie: Vorweg, ich bin der Ansicht, dass die sehr starke, irgendwo auch sehr archaische Kosmologie, mit dem Verlauf der Reihe mehr oder weniger verwässert wurde. Die späteren Autochtonian Exalted und Infernal Exalted, sowie die in der 3ten Edition zugefügten Liminal Exalted zähle ich auf keinen Fall mehr zu dem starken, geradlinigen Unterbau, der das Spiel für mich so besonders gemacht hat.

Ich werde jetzt Historie, Charakterkonzepte etc. aussparen, es soll nur um Kosmologie gehen. Die ist insofern interessant und ineinandergreifend, dass sie extrem unwissenschaftlich ist (überhaupt ist die Spielwelt extrem unwissenschaftlich; es gibt keine Technik oder Mathematik oder sowas in dem Sinne... es gibt mehr so Thaumaturgen und Magierphilosophen... ich muss da immer an die frühen griechischen Theoretiker, die auch irgendwie einmal alles waren... kann das nicht beweisen, aber ich finde das relative Fehlen von Wissenschaft als Charakterbetätigungsfeld spricht eine deutliche Sprache).

Die Naturgesetze funktionieren, weil die zahlreichen Gottheiten und Elementare, die überall auf der Schöpfung (so heißt die Welt "die Schöpfung", engl. "Creation") ihren Dienst tun, dafür sorgen, dass sie funktionieren. Alles auf dieser Welt hat seinen eigenen Gott, der außer für dem Okkulten Kundige (Priester, Exalts, magische Wesen) auch unsichtbar bleibt. Die Götter sind organisiert in einer riesigen, hochkomplexen himmlischen Haifischbecken-Bürokratie, die von der himmlischen Stadt Yu-Shan aus verwaltet wird (die Stadt der Himmlischen Bürokratie in "Reise nach Westen" trifft es ziemlich gut). An der Spitze stehen die Inkarna, die Götter der Gestirne, also der Sonne, des Mondes und der fünf "Jungfern" (Saturn, Mars, Venus, Jupiter, Merkur... ich gebe zu, hier hätten sie etwas kreativer sein können). An der Spitze der Elementare stehen stattdessen die fünf Elementardrachen, Inkarnationen der fünf Elemente (Erde, Feuer, Wasser, Luft und Holz).

Das Konzeptionell starke ist, dass sich diese Gestirne und diese Elemente durch die gesamte Kosmologie ziehen. Die Zahl 5 etwa, für die 5 Elemente, taucht überall auf. Dann die Welt an sich: Die Schöpfung ist keine Kugel oder Scheibe oder sowas: Sie ist eine stoffliche Realität, umgeben vom reinen Potenzial der Möglichkeiten, dem stofflosen Chaos. Das Zusammenfließen der Elemente sorgt überhaupt erst für die Stofflichkeit der Welt. Wo die Elemente sind, da ist Stoff. Wo die Gestirne sind, da ist Zeit. Die Elemente sammeln sich sogar noch an bestimmten Punkten der Welt, den Elementarpolen, wo sie die gesammte Geographie bestimmen. Im Süden etwa wird es mit größerer Nähe zum Elementarpol des Feuers immer heißer, während im Westen der Wasserpol einen gigantischen, spiegelglatten Ozean hervorbringt und der Elementarpol des Holzes im Osten himmelsstrebende Wälder aus Baumriesen.

Und dann wäre da noch die Essenz, der Grundbaustein der Schöpfung, die man sich als eine Mischung aus fernöstlich-esoterischem KI oder Chi und magischen Atomen vorstellen kann. Die Essenz gibt es in den Geschmacksrichtungen der Elemente und Gestirne. Alles ist Essenz und alles wird wieder zu Essenz. Essenz macht die Dinge seiend. Exalts können sie manipulieren. Aber auch normale Menschen. Die Geomantie, die vielleicht eigentliche Wissenschaft bei Exalted, lehrt, wo die Essenzströme zusammenlaufen und wie und erlaubt es sie durch Architektur und Gärtnerei und sowas umzulenken. Es ist quasi magisches Feng Shui.

Ich könnte jetzt noch so weiter machen (die Unterwelt und den Tod als letztes archaisches Prinzip in der Exalted-Mythologie habe ich noch nicht erwähnt). Aber ich muss jetzt los. Später bei Interesse mehr.
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“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline YY

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Wobei es mir jetzt nicht unbedingt um abgedreht geht - es muss jetzt nicht (darf aber) von komischen Fremdwesen wimmeln, die Geografie/Kosmologie muss nicht drogeninduziert anmuten ... man kann ja auch auf subtilerer Ebene originelle Konzepte einführen.

Ja, keine Frage.
Als Kriterium finde ich das nur insofern problematisch, weil das Setting "trotzdem" zuallererst gut gemacht sein muss.
Ein handwerklich sauber aufgezogenes Endzeitsetting, das unter den gleichen Prämissen wie hard SF durchdekliniert wird, würde mich z.B. restlos begeistern, ohne auch nur ein ungewöhnliches Element zu enthalten.   

Im Rollenspiel ist die Tendenz aber eher, ungewöhnliche Ansätze/Elemente zu suchen und das wird dann entweder schnell zum Selbstzweck oder mir zu abgedreht.
Und zuletzt gefällt mir ja ein Setting immer noch nicht automatisch, nur weil es in meinen Wohlfühlbereich fällt, was ungewöhnliche Elemente angeht - von daher ist es wohl am Ehesten dein Suchansatz, den ich nicht so recht nachvollziehen kann.
 
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