Autor Thema: Eure härtesten Szenarien  (Gelesen 7430 mal)

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grannus

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Eure härtesten Szenarien
« am: 6.06.2019 | 08:06 »
In diversen Nachbarthreads werden derzeit Grenzen und deren Überschreitung, Befindlichkeiten und Verantwortung gesprochen.

Mich würden interessieren, was eure thematisch härtesten Szenarien sind, welche ihr euren Spielern anbieten könnt.  Wenn ich von "Härte" spreche, dann meine ich sowohl Thematik, Spielform, Ton etc.

Es muss da draußen Spielleiter und Spieler geben, die auch mal eine härtere Gangart bevorzugen und diese Erfahrungen auch positiv abspeichern können.

Natürlich würde mich dazu auch interessieren, was für Erfahrungen ihr mit diesen Szenarien hattet.

Luxferre

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #1 am: 6.06.2019 | 08:13 »
Ich bevorzuge grundsätzlich keine harte Gangart.

Als SL leite ich jedoch konsequent. Wenn die SC nicht sonderlich zimperlich sind, wird die Umwelt irgendwann entsprechend plausibel darauf reagieren. Das vorab.

Mein bisher grenzwertigstes Szenario waren Kindermorde in einer Großstadt, die aufgeklärt werden mussten. Den Kindern wurden Textzeilen ins leblose Fleisch geritzt und es war klar, dass mi jedem Kind eine neue Eskalationsstufe erreicht wird und es nächstes Mal schlimmer wird.
Ehrlich gesagt hat mich das ziemlich an meine Grenzen gebracht. Bin wohl zu sensibel für solchen Scheiß  >;D

Offline SeldomFound

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #2 am: 6.06.2019 | 08:19 »
Ich habe ein Abenteuer auf Lager, dass mit einem Mord in einem Bordell anfängt und eine Obduktion zumindest hilfreich ist. In diesem Abenteuer kann es auch passieren, dass man von dem Täter gefangen genommen und zu einer Teestunde gezwungen wird.

Am Schlimmsten war aber meine Erfahrung, als ich einen Geiselnehmer ausspielen musste und die Spieler eskaliert haben. Wir haben dann zurückgespult, als es für die Spieler zu brutal wurde.
« Letzte Änderung: 6.06.2019 | 08:21 von SeldomFound »

Offline Caranthir

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #3 am: 6.06.2019 | 08:23 »
Ich kann mich da an kaum etwas erinnern. Früher waren das hauptsächlich brutale Gewaltszenen. Wir haben jahrelang Rolemaster gespielt und da kam es regelmäßig vor, dass Gliedmaßen geflogen sind. Das war für Spieler nicht wirklich toll. Ich kann mich noch gut an eine Szene erinnern, in der ein Spieler mit Tränen in den Augen sein Charakterblatt zeriss und schluchzte, "Dann bin ich jetzt halt tot". Heute weiß ich, dass man das auch anders lösen kann. Absprachen über Charaktertode sind da ein Mittel, dann aber auch einfach das passende Regelwerk wählen.

Zum Thema Gewalt fällt mir auch eine Spielerin ein, die es sehr schwer verkraftet, wenn ihre Spielfigur überhaupt nur verletzt wird und ich sehe ihr an, dass ihr das zu viel wird. Ingame hat sie jetzt ihren Aufpasser und ich als SL baue Kämpfe jetzt so, dass sie immer eine Chance hat, ihre Elbin verschwinden zu lassen. Das ist rein meta, hat mit den Regeln und damit, was die Gegner eigentlich machen würden, nichts zu tun. Auch würde ich zukünftig weniger und unblutigere Kämpfe bringen.
Lese: Fate of Cthulhu, Fate Horror Toolkit, Dragon Age RPG, The Expanse RPG

Leite: Der Eine Ring (Kampagnen in Wilderland und Rohan)

Brettspiele: Firefly, Dresden Files Card Game, Azul, Eldritch Horror

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Offline Issi

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #4 am: 6.06.2019 | 08:46 »
Eine Figur wurde mal gefoltert. Verhör mit Finger brechen u Ä.
Und jetzt kommt der Witz: Es hat dem betroffenen Spieler super viel Spaß gemacht.
Er hat über das ganze Gesicht gestrahlt und diese Extra Zuwendung genossen.  ~;D

Mir geht es da anders - als Spieler - sobald Beschreibungen zu explizit werden, gehe ich lieber für ne Weile aus dem Raum.
Oder versuche mit meinen Figuren zu intervenieren,falls das möglich ist.


Insofern : Spieler sind da sehr, sehr sehr unterschiedlich.

Edit. Wenn ich merke, dass ich allein am Tisch mit der Szene ein Problem habe, gehe ich einfach kurz raus.
Als SL geht das natürlich nicht. Aber da nimmt mich alles komischerweise auch nicht so mit.
« Letzte Änderung: 6.06.2019 | 08:53 von Issi »

Offline Gunthar

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #5 am: 6.06.2019 | 08:48 »
Warhammer Fantasy ist auch recht brutal. Ein bis zwei Treffer kann man einstecken, bis es kritisch wird. Verkrüppelungen sind in der Regel dauerhaft, da scheinbar keine Magie existiert, die Verkrüppelungen heilt. (Ausser ich hätte da was übersehen.)
Spieler in D&D 5e: "8 + viel, trifft das?"

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Offline fivebucks

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #6 am: 6.06.2019 | 09:17 »
Eine AD&D Runde mit bösen Charakteren. Wir haben einen Bane Tempel gemanaget; so mit schwarzen Messen und Plagen auf das widerspenstige Volk herab rufen. War eher spaßig als schröcklich.
« Letzte Änderung: 6.06.2019 | 09:22 von fivebucks »

Offline First Orko

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #7 am: 6.06.2019 | 09:32 »
Ich habe auf dem Treffen mal eine Don't rest your head - Runde mit der Prämisse "Sucker Punch mit mehr Schwerpunkt auf den Psycho-Anteil und Einfluss von Pans Labyrinth etc." geleitet. In der Ausschreibung war zusätzlich ein Disclaimer, dass Themen wie Mißbrauch, Selbstverletzung etc. vorkommen können, also quasi "nach oben offen".
Ich hatte keinen Plot geplant, bei DRYH haben die erstellen Charaktere sehr viel Einfluss auf die Entwicklung, daher hätte ich nicht vorhersagen können, was drankommt.

Die Mitspieler wussten also, was sie erwartet und hatten Bock auf das Experiment.

Grundthema der Runde war das Konfrontieren der Charaktere mit ihren jeweiligen Traumata und die Frage, welche Entscheidungen sie daraus treffen.

In einer Flashbackszene wachte ein Charakter nachts auf und hörte seine kleine Schwester unten mit ihrem Vater reden. Er schlich sich nach unten und sah aus der angelehnten Tür, wie ihr Vater sie vom Joint ziehen lässt. Ich habe angedeutet, dass er noch mehr macht - aber nicht genau was. Der Spieler hatte die Wahl, einzugreifen - oder nicht. (Der innere Konflikt war, dass seine Schwester vorher dafür gesorgt hatte, dass der SC vom Vater Prügel bezieht).

Das war die extremeste und intensivste Szene, die ich als SL jemals geleitet habe. Ich kenne den Spieler und wusste, dass er damit umgehen kann.

Die Spielsitzung war kurz (2,5h glaub ich) aber sehr intensiv und wurde von allen MitspielerInnen als sehr positiv bewertet. Soweit ich das beurteilen kann, ist niemand traumatisiert da rausgegangen ;)


Da ja im Nebenthread schon wiederholt (mal wieder) Unverständnis geäußert wurde, wie man "solche Themen" ins Rollenspiel bringen könnte bzw. das überhaupt jemand sowas wie Spass damit haben kann, würde ich da gerne noch einmal versuchen, darauf einzugehen. Das Thema hat mehrere Ebenen, mal sehen ob ich das irgendwie strukturiert hinbekomme.

1) Ich mag auch anderer Arten zu spielen
Das schreibe ich lieber mal vorweg, um bestimmten Ersteindrücken gegenzuwirken. Nur weil jemand manchmal "abgefuckten Scheiß" im Rollenspiel mag, heißt das nicht, dass das der einzige Lebensinhalt ist. Weit gefehlt! Sowas _will_ ich gar nicht ausschließlich machen! Ich spiele/leite auch mit Vorliebe Mouse Guard, Geheime Welt der Katzen aber auch gern mal klassisches Dungeoncrawling. Das schließt sich nicht aus. Ich bin auch nicht mehr oder weniger Freak als du ;)

2) Der Ästhetische Sinn fürs Groteske
Bei mir zuhause hängt ein Giger-Poster, ich mag Lynch-Filme, Psycho-Horror und finde klassichen Okkultismus spannend. Damit ergänze ich mich sehr gut mit meiner Liebsten. Wir beide (sie noch deutlich mehr) haben aber schon oft die Erfahrung machen müssen, dass wir damit von der "Norm" abweichen. Diese Norm ist stark durch den Zeitgeist geprägt und uns beide eint auch, dass wir mit zeitgenössischer, "üblicher" Ästhetik wenig anfangen können - sei es nun Kunst, Architektur, Fotografie oder sogar Prosa. Nun ist es so, dass die natürliche Reaktion auf Abweichendes erstmal Ablehung (vmtl steht das Selbstschutz im Vordergrund) ist. Trotzdem ist das aus meiner Sicht irritierend, denn dass ich mich für Abseitiges interessiere, heißt ja nicht, dass ich da nicht auch Grenzen habe - meine liegen nur woanders, sind verschoben in Bereiche, die für andere "normal" sind.
Was ICH beispielweise nicht nachvollziehen kann sind hyperrealistische Kriegsszenarien - sei es im Rollenspiel, Prosa oder als PC-Spiele (ich habe schon immer CoD und Konsorten vermieden und "This war of mine" habe ich 2h etragen können). Trotzdem akzeptiere ich, dass Menschen damit Freude haben - und verurteile sie nicht. Wieso sollte ich? Ich kann sogar rational nachvollziehen, wo da die Faszination herkommt.

3) Gezielte Grenzüberschreitung im Angesichts des realen Schreckens
Wenn ich mich in diese Grenzthemen vorwage, dann geht es auch darum, meinen Wohlfühlbereich anzukratzen und zu sehen, wie ich damit umgehe. Klingt paradox? Kommt drauf an. Was ich bisher so in meinem Leben mitbekommen habe (zum Glück weniger persönlich sondern hauptsächlich durch Zweite/Dritte) ist, dass egal was wir uns vermeintlich "Hartes" ausdenken: Was real um uns herum passiert, ist garantiert noch abgefuckter. Was Menschen sich antun, kann man sich zT nicht ausdenken.
Warum versucht man es dann trotzdem? Um Handlungen abzuleiten, um aus einer Ohmacht ansichts der Abgefucktheit unserer Welt Situationen zu schaffen, in denen wir etwas machen können. In denen ich mich hineindenke und versuche, aus der Ohnmacht herauszutreten und aktiv zu werden - und wenn es nur in meinem Kopf ist.

Das hat nichts mit sadistischen Fantasien zu tun. Ich möchte das auch als Spieler - und zwar nicht nur bei den harten Zeug. Ich möchte auch in sozialen Konflikten die Möglichkeit haben, mit geziehlten Method Acting in eine Situation zu gelangen, in der ich mich als echte Person unwohl fühlen würde - und dann durch den Wechsel in die "Author Stance" wieder Handlungen zu entwickeln und die Situation zu überwinden.

Rollenspiel ist für mich eine Gelegenheit, nicht nur der Welt zu entfliehen sondern dabei auch noch über mich hinauszuwachsen - auch wenn es "nur" ausgedachte Situationen sind. Allerdings bin ich auch überzeugt, dass das bisher einen (mindestens geringen) positiven Einfluss auf meine echte Persönlichkeit hatte ;)
« Letzte Änderung: 6.06.2019 | 12:11 von First Orko »
It's repetitive.
And redundant.

Discord: maniacator#1270

Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Scurlock

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #8 am: 6.06.2019 | 09:34 »
In meiner SaWo/Interface Zero-Runde habe ich eine Strassengang namens "Die Wagners" als kleinen Nebenplot eingeführt. Sprich die Charaktere sind mehr oder minder zufällig auf deren "Hauptquartier" gestoßen. War ne Reminiszenz an Hills have Eyes/Texas Chainsaw Massacre, also leicht mutierte Hinterwäldler mit dem Hang, Cyberware aus lebenden Opfern auszuschlachten...
Ist den Spielern mit einer Mischung aus Spaß und Ekel in Erinnerung geblieben. Diesen Härtegrad will und werde ich aber nicht weiter überschreiten...

Offline Sphinx

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #9 am: 6.06.2019 | 09:40 »
Abseits von Kämpfen hälte ich selbst bei einem düsteren Setting das ganze ehr leicht. Eine Folterscene würde ich z.B. nicht ausspielen und es nur zusammen fassen.
Wo ich wenig Probleme habe ist im Kampf, da fliegen sprichwörtlich schon mal die Fetzen :)

Offline ghoul

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #10 am: 6.06.2019 | 17:04 »
Cthulhu - Der Garten der Lüste.
Die SC sind Mitglieder der Spanischen Inquisition.
Das zynische:
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Thematisch hart, spielerisch anspruchsvoll.
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von zuständiger, besonders staatlicher Stelle vorgenommene Kontrolle, Überprüfung von Briefen, Druckwerken, Filmen o. Ä., besonders auf politische, gesetzliche, sittliche oder religiöse Konformität.

Swafnir

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #11 am: 6.06.2019 | 17:18 »
Cthulhu - Der Garten der Lüste.
Die SC sind Mitglieder der Spanischen Inquisition.
Das zynische:
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Thematisch hart, spielerisch anspruchsvoll.

In einem anderen Cthulhu-Abenteuer spielt man Polizisten die gegen einen Kinderporno-Ring ermitteln. Mir fällt aber gerade der Name nicht ein.

Offline Alexandro

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #12 am: 6.06.2019 | 17:47 »
Ich hatte mal ein Horror-Szenario in einem sozialen Brennpunkt, wo die Spieler mit einer alleinerziehenden Mutter interagieren mussten, die Zeugin des Verbrechens war und daher potentiell wichtige Hinweise hatte. Allerdings wollte diese nicht mit den SC reden und verhielt sich ziemlich seltsam, weswegen sie erstmal deren Wohnung observierten. Anhand der Observierung wurde ziemlich schnell klar, dass die Mutter ihre eigene (minderjährige) Tochter prostituierte.

Natürlich haben die SC dem Ganzen ziemlich schnell einen Riegel vorgeschoben. Die Ausrede der Frau war "Hätte ich das nicht gemacht, dann wären wir beide schon längst verhungert" (oder irgendwas in der Art), aber aus Sicht der SC war so ein Verhalten einfach unentschuldbar (sollte auch von Seiten des SL nicht relativiert werden - es ging darum ihnen zu zeigen, wie verkommen das Viertel ist, in dem sie sich befinden).

Wirklich zufrieden war ich mit der Szene trotzdem nicht (habe sehr tief in die Klischee-Kiste gegriffen) und heute würde ich so etwas plakatives wohl nicht mehr ohne weiteres machen, aber die Szene wurde trotzdem als denkwürdig und spannend empfunden und die Spieler haben sich noch oft dran erinnert. Der Kontext ist bei solchen Sachen eben doch wichtig (als Denkanstoß für gewisse Leute, die meinen solche Inhalte wären immer falsch und verwerflich).
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline Chiarina

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #13 am: 6.06.2019 | 17:53 »
Ich habe in meiner Ars Magica Saga dafür gesorgt, dass der verblichene Simon de Montfort durch einen Dämonenkult eine Reinkarnation erlebt hat. Dafür wurde eine unschuldige Bäuerin in einem finsteren Ritual geschwängert. Nachdem der in ihr herangewachsene Simon lebensfähig war, wurde er ihr neun Monate später durch ein weiteres Ritual aus dem Leib herausgeschnitten. Das alles ist Offstage geschehen.

Die Spielerfiguren haben aber dann den "entsorgten" Leichnam der Bäuerin im Straßengraben gefunden und ihren Geist beschworen, um zu erfahren, was mit ihr geschehen ist. Die Geschichte ihres Martyriums aus der Ich-Perspektive zu erzählen hat mich als Spielleiter ziemlich an die Grenze gebracht. Hinterher war mir unangenehm flau im Magen. Solche Sachen sind bei mir sehr seltene Ausnahmen.
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

Offline nobody@home

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #14 am: 6.06.2019 | 17:55 »
"Härte" interessiert mich einfach nicht besonders. Das Leben ist an sich schon öfter mal 'ne Hühnerleiter, da muß ich mich nicht auch noch in meiner Freizeitfantasie in so etwas hineinsteigern, geschweige denn andere mit hineinziehen.

Als grobe Daumenregel würde ich einen Vergleich zum Fernsehen heranziehen: was da schon nur nachts und mit vorgeschalteter Altersfreigabe ausgestrahlt wird, kommt mir nicht ins Szenario. Und dabei fühle ich mich nicht mal großartig eingeschränkt, denn mit den Gegenstücken zu Nachmittags- und Abendprogramm kann ich immer noch wunderbar arbeiten. :)

Offline Issi

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #15 am: 6.06.2019 | 18:01 »
"Härte" interessiert mich einfach nicht besonders. Das Leben ist an sich schon öfter mal 'ne Hühnerleiter, da muß ich mich nicht auch noch in meiner Freizeitfantasie in so etwas hineinsteigern, geschweige denn andere mit hineinziehen.

Als grobe Daumenregel würde ich einen Vergleich zum Fernsehen heranziehen: was da schon nur nachts und mit vorgeschalteter Altersfreigabe ausgestrahlt wird, kommt mir nicht ins Szenario. Und dabei fühle ich mich nicht mal großartig eingeschränkt, denn mit den Gegenstücken zu Nachmittags- und Abendprogramm kann ich immer noch wunderbar arbeiten. :)
Geht mir im Rollenspiel idR.  auch so.

Bei Filmen schau ich mir dagegen auch mal solche an, die gesellschaftliches Leid zeigen oder ernstere Themen haben.
Und bin dann dementsprechend mitgenommen, beziehungsweise denke noch länger darüber nach.
Nur seichte Hollywood Streifen, würden mich da auf Dauer vermutlich langweilen.

Offline Huhn

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #16 am: 6.06.2019 | 20:01 »
Ich hatte ne Weile schon Spaß daran, als Spielerin auch mal meine Grenzen zu erkunden. Mit "Die Geschichte der Kati S." für Cthulhu Now war die Grenze definitiv erreicht. Sehr stimmungsvoller Abend - aber da waren einige Szenen drin, die ich echt zu verdauen hatte. Damit sind bestimmte Themen für mich im Rollenspiel abgehakt. Gewalt und Leid, wenn sie sich zu "real" anfühlen - also in der Jetztwelt spielen und glaubwürdig aufgebaut und geschildert werden - brauche ich derzeit nicht.

Als SL musste ich feststellen, dass mir allzu ernste/abgründige Geschichten nicht liegen. Ich kann das einfach nicht darstellen - zu gutmütig und naiv, zu wenig Lebenserfahrung etc. Insofern hat sich die Frage, ob ich sowas leiten wollen würde, von selbst erledigt. Das nimmt mir sowieso niemand ab. Bin halt ne Gute. ^-^

Swafnir

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #17 am: 6.06.2019 | 20:03 »
Ich hatte ne Weile schon Spaß daran, als Spielerin auch mal meine Grenzen zu erkunden. Mit "Die Geschichte der Kati S." für Cthulhu Now war die Grenze definitiv erreicht. Sehr stimmungsvoller Abend - aber da waren einige Szenen drin, die ich echt zu verdauen hatte. Damit sind bestimmte Themen für mich im Rollenspiel abgehakt. Gewalt und Leid, wenn sie sich zu "real" anfühlen - also in der Jetztwelt spielen und glaubwürdig aufgebaut und geschildert werden - brauche ich derzeit nicht.

Als SL musste ich feststellen, dass mir allzu ernste/abgründige Geschichten nicht liegen. Ich kann das einfach nicht darstellen - zu gutmütig und naiv, zu wenig Lebenserfahrung etc. Insofern hat sich die Frage, ob ich sowas leiten wollen würde, von selbst erledigt. Das nimmt mir sowieso niemand ab. Bin halt ne Gute. ^-^

Das Abenteuer meinte ich weiter oben.

Offline Huhn

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #18 am: 6.06.2019 | 20:11 »
Das Abenteuer meinte ich weiter oben.
Ja... das war thematisch eindeutig das krasseste, das ich bislang gespielt habe. Nicht nur wegen des Kindesmissbrauchs.

Offline ghoul

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #19 am: 6.06.2019 | 20:14 »
Ich glaube gerade bei Cthulhu gibt es so eine Tendenz, wenn der Autor keine guten Ideen hat, dann gibt es halt was Schockierendes mit gequälten Kindern.
Echt verzichtbar. :q
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Offline Huhn

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #20 am: 6.06.2019 | 20:17 »
Ich glaube gerade bei Cthulhu gibt es so eine Tendenz, wenn der Autor keine guten Ideen hat, dann gibt es halt was Schockierendes mit gequälten Kindern.
Das Abenteuer, so wie es für mich geleitet wurde, war wirklich stimmungsvoll und keineswegs eine Aneinanderreihung billiger Schockeffekte. Genau deswegen hat es mich ja so mitgenommen. Für mich war die Szene, in der wir einem Musiker während seines Konzerts die Nachricht vom Tod seiner Freundin überbringen mussten viel schlimmer als die Sammlung Kinderpornos im Keller. Es war gar nicht grundsätzlich die Thematik, die mich so alle gemacht hat, sondern dass sie eben für Cthulhu-Verhältnisse doch recht vorsichtig eingeführt wurde.

Swafnir

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #21 am: 6.06.2019 | 20:20 »
Das Abenteuer, so wie es für mich geleitet wurde, war wirklich stimmungsvoll und keineswegs eine Aneinanderreihung billiger Schockeffekte. Genau deswegen hat es mich ja so mitgenommen. Für mich war die Szene, in der wir einem Musiker während seines Konzerts die Nachricht vom Tod seiner Freundin überbringen mussten viel schlimmer als die Sammlung Kinderpornos im Keller. Es war gar nicht grundsätzlich die Thematik, die mich so alle gemacht hat, sondern dass sie eben für Cthulhu-Verhältnisse doch recht vorsichtig eingeführt wurde.

Ich fand es auch gut, aber eben hart. Ich hab es allerdings geleitet und nicht gespielt. Wie es den Spielern gefallen hat kann ich nicht sagen, ich kann mich aber an keine negativen Reaktionen erinnern.

Swafnir

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #22 am: 6.06.2019 | 20:39 »
Ich finde die CTHULHU-Oneshots "Block B" und "Cold War" noch ziemlich hart, weil die vorgefertigten Charaktere (Block B = teilweise Schwerverbrecher, Cold War = richtig krasse und kranke Kultisten) einen schon ziemlich Überwindung kosten. Hab aber beide bisher nur gelesen und hab daher noch keine Erfahrungen, wie sich das im Spiel anfühlt.

Offline Eiserne Maske

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #23 am: 6.06.2019 | 20:51 »
Mehrheitlich scheint Härte von den bisherigen Postern abgelehnt zu werden.

Ich kann die Argumentation schon verstehen, allerdings scheint mir durch den Blick auf Rollenspiele anderer Länder klar dass wir Deutschen uns ganzer Genres berauben: Moderner Polizeithriller, Horror und auch der meisten historischen Szenarien.

Die Spanier haben Aquelarre, ein mittelalterliches Horrorspiel mit Dämonen, die Franzosen unzählige Krimispiele wie COPS, wo Frauenleichen schon mal am Fleischerhaken aufgehängt gefunden werden oder auch "L' affaire Greenberg", eine legendäre FBI-Kampagne die angeblich die Inspiration für die Serie "True Detective" gewesen sein soll. Bei den Amis gibts ebenfalls reihenweise Horrorspiele, die unter die Gürtellinie gehen. Und was die Italiener angeht, einfach mal "SINE REQUIE" googlen...

Zum einen beruhigend, dass wir Deutschen noch nicht so zynisch wie die anderen Nationen mit dem Thema Gewalt umgehen... Aber es macht unsere Spiele wenn schon nicht langweiliger, so doch zumindest gesetzter. 

Offline Der Läuterer

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Re: Eure härtesten Szenarien
« Antwort #24 am: 6.06.2019 | 21:37 »
Alles in gewissen Dosen.
Härte darf sich nicht abnutzen, sondern muss immer wieder Nadelstiche setzen.

Wenn ein Spieler aus dem Zimmer geht, weil er/sie die Details nicht erträgt, ist das völlig okay für mich und auch realistisch. Soll heissen; auch unter echten Polizisten hat nicht jeder einen starken Magen.

Als SL einen Char auf qualvolle Art aus dem Spiel zu nehmen, ist nicht die Kunst.

Aber einen Char Stück für Stück zu filetieren und ihn dabei wieder und wieder dazu zu bringen immer weiter und weiter zu gehen, ohne dass der Spieler frustriert oder angeekelt hinschmeisst, das ist die wahre Kunst des SLern. Die Motivation muss gegenüber der Frustration überwiegen.

Das gelingt mir mitunter ganz gut. ABER SELBST kann ich es schwerlich ertragen.
Power Gamer: 38% | Butt-Kicker: 8% | Tactician: 67% | Specialist: 38%
        Method Actor: 96% | Storyteller: 83% | Casual Gamer: 13%

Nur wenige Menschen sind stark genug, um die Wahrheit zu sagen und die Wahrheit zu hören.
- Luc de Clapiers Marquis de Vauvenargues -