Autor Thema: [HeroQuest Glorantha] Die elf Lichter  (Gelesen 7500 mal)

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Offline Chiarina

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1618, Abenteuer 5: Frieden weben (Sitzung 13)
« Antwort #25 am: 11.06.2020 | 23:35 »


Es ist der Feuertag der Fruchtbarkeitswoche in der Feuerzeit 1618. Zwei Tage später bricht die insgesamt elfköpfige Gruppe in Richtung der Smaragdschwerter auf. Vor ihrer Abreise tritt Kangharl Schwarzstirn auf Jhorn zu. Er erzählt ihm von seinem Schmerz, der Schmerz aufgrund des Verlustes seiner Frau Yerestia beim Massaker von Tormakts Farm vor drei Jahren. „Mein Herz ist zerbrochen. Gold und Rinder können mein Leid nicht lindern, mit bleibt nur die Blutrache gegen die Smaragdschwerter. Zu lange schon haben die Dinacoli unsere Brüder und Schwestern ermordet. Wir können ihnen kein Friedensangebot unterbreiten!“ Jhorn blickt den Mann ernst an und äußert sein Verständnis. Er sagt Kangharl aber auch, dass er auf einer Friedensmission schlecht das Gastrecht missbrauchen könne. Kangharl erwidert daraufhin, dass er das auch gar nicht erwarte. Es gehe aber ja um Friedensverhandlungen, deren Zustandekommen alles andere als sicher ist. Jeder einzelne in der Gesandtschaft des Clans der roten Kuh hat die Möglichkeit zu verhindern, dass es zu einem Frieden kommt. Ich werde für ein solches Geschenk in dessen Schuld stehen.“ Jhorn nimmt Kangharl bei den Schultern, wendet sich dann aber wortlos ab und geht davon.

Mersyn bemerkt bei ihrem Aufbruch, dass es auch zwischen Darna Mantel und Salissa Dreigatten Spannungen gibt. Sie sieht, wie Darna Salissa energisch am Arm festhält und scharfe Worte zwischen den beiden gewechselt werden. Um was es dabei genau geht, bekommt aber niemand zu Ohren.

Endlich geht es los. Die Gesandtschaft überquert bei Hasardfurt den Bach und folgt ihm dann nach Norden in Richtung des Arokasees. An der Spitze der Gruppe reitet Kernalda Umgekehrt und bläst immer wieder in ihr Horn um die Smaragdschwerter von ihrer Gegenwart und ihren friedlichen Absichten zu informieren. Diesmal umgehen die Reisenden das Dorf Bachwende. Ein paar Meilen danach werden aber trotzdem Reiter am Horizont sichtbar, die auf die Gruppe vom Clan der roten Kuh zusteuert. Schließlich wird deutlich, dass es sich um eine Patrouille handelt: 6 Krieger der Smaragdschwerter, angeführt von Rostakus Doppelbandit. Die Männer sind gut ausgerüstet und kampfbereit. Sie tragen Bronzerüstungen, Helme und schwere Schilde. Neben den üblichen Speeren haben sie auch Schwerter dabei.

Kaum sind die Smaragdschwerter in Rufreichweite, beginnt Rostakus bereits damit, seinen Aggressionen freien Lauf zu lassen. Er zieht die Gesandten vom Clan der roten Kuh auf und fragt, ob sie sich inzwischen die Hörner abgestoßen hätten, weil sie offenkundig zu einer Friedensmission hier angekommen sind. Auf das Schweigen der Gesandten hin verkündet er für ein Duell zur Verfügung zu stehen, wenn auch nur einer der Krieger vom Clan der roten Kuh Mumm in seinen Adern hätte. Einen Momet lang reagieren Barmast, Mroakhar und Jhorn unsicher. Salissa Dreigatten zischt ihnen von hinten zu: „Wollt ihr euch einfach so untätig in die Hände unserer Feinde begeben? Das sind Männer, die dem Clan der roten Kuh viel Leid angetan haben! Wenn ihr euch von diesem Spross Dinacol Hartherrs einschüchtern lasst, entehrt ihr die Ahnen und bringt Schande über den gesamten Stamm der Cinsina! Ihr müsst uns aus unserer Opferrolle herausführen!“ Die Freunde verharren unschlüssig, aber da tritt Griselda Graulocken auf die Patrouille der Smaragdschwerter zu und sagt: „Wir sind hier um Frieden zu weben, nicht um das Blutvergießen fortzusetzen. Es gibt immer einen anderen Weg.“ Rostakus setzt seinen Spott fort und behauptet, der Clan der roten Kuh scheine sich neuerdings unter den Röcken ihrer Frauen zu verstecken. Dann erkennt er unter den Gesandten Mirani, die ja aus seinem Clan stammt. Er spricht: „Ich bin erstaunt dieses Weib hier zu sehen. Der Häuptling hat verkündet, dass sie durch ihre Hurerei die Erinnerung an die Ahnen verhöhnt hat. Sie soll zu ihrem Hund vom Clan der roten Kuh zurückkehren! Bei uns hat sie nichts weiter zu erwarten, als einen geschorenen Schädel.“

Den Freunden ist nicht wohl in ihrer Haut, aber sie bezähmen ihre Wut. So bleibt Rostakus und seinen Männern nichts anderes übrig, als die Fremden nach Blaudrache, der Siedlung ihres Häuptlings, zu geleiten.

Etwas später gelangen die Reiter an ein kleines Wäldchen. Der Bach ist nicht weit. Durch die Bäume sind Rufe und Schreie zu hören. Die Reisenden schauen sich fragend an, da treibt auch schon Rostakus seine Männer zur Eile an. Er will sehen, was sich jenseits des Waldes ereignet. Wieder zögern die Männer und Frauen vom Clan der roten Kuh, etwas später aber fordert Kernalda Umgekehrt Jhorn, Broakhar und Mersyn auf, sich ebenfalls in Richtung der Geräusche zu bewegen. Kernalda selbst hält sich währenddessen mit Barmast und Orldes zusammen an der Seite Griseldas, Salissas und Darnas, die nervös in die Richtung der Geräusche schauen und Ärger befürchten.

Wenig später reiten Jhorn, Broakhar und Mersyn um das Wäldchen herum und erblicken das Ufer des Baches. Vier Männer und Frauen kämpfen dort gegen einen Flussdrachen. Die Kreatur ist ein fast sieben Meter langes Monster, hat einen ihrer Gegner im Maul und schleudert ihn hin und her. Die anderen setzen ihr mit ihren Speeren zu und versuchen sie dazu zu bringen, ihren Kameraden wieder frei zu geben, bevor sie sich in den Fluss zurückzieht. Rostakus Doppelbandit und die sechs Krieger der Smaragdschwerter eilen herbei, um sich an dem Kampf gegen den Flussdrachen zu beteiligen. Etwas später schließen sich auch Jhorn, Broakhar und Mersyn dem Kampfgeschehen an.

Broakhar lenkt mit seinem glänzenden Schild die Strahlen der Sonne in Richtung des Gegners und irritiert ihn. Jhorn und Mersyn nutzen die Gelegenheit, um ihm mit ihren Speeren zuzusetzen. Auch die anderen Mitstreiter sind nicht untätig, sodass sich das Untier schon bald überwinden lässt.  Es gibt den in seinen Fängen befindlichen Krieger frei und zieht sich in die Tiefen des Flusses zurück.

Nach der Auseinandersetzung stehen sich die unterschiedlichen Parteien gegenüber. Dabei fällt Rostakus Doppelbandit auf, wer ihm und seinen Kriegern da in die Arme gelaufen ist. Er identifiziert die vier Kriegerinnen und Krieger vom Flussufer als Mitglieder von Mikis Schlammhühnern, einer berüchtigten Rebellengruppe, die unter der Leitung Orstalor Speerherrs aus dem Verborgenen heraus den Widerstandskampf gegen die lunaren Besatzer des Landes führen. Im Gegensatz zu ihnen haben sich die Smaragdschwerter weitgehend mit ihren imperialen Oberherren arrangiert. Rostakus reagiert daher energisch und befiehlt seinen Männern, die Rebellen zu fesseln und nach Blaudrache mitzunehmen. Häuptling Duruvan der Fette soll entscheiden, was mit ihnen geschieht. Unter den gegenwärtigen Bedingungen ist anzunehmen, dass er sie den Soldaten des lunaren Imperiums ausliefern wird. Dann droht den Rebellen der Tod.

Mersyn erkennt einen der Rebellen als ehemaliges Mitglied des Clans der roten Kuh und muss sich auf die Lippen beißen, um sich nicht zu verraten. Einer der Gefangenen ist Eotip, der schon ein Jahr nicht mehr im Fort wohnt, sondern sich in den Untergrund begeben hat. Es fällt Mersyn nicht leicht, untätig mit anzusehen, wie er von Rostakus als Gefangener nach Blaudrache gebracht wird. Sie und Orldes versuchen mit den Gefangenen ins Gespräch zu kommen, was aber nicht funktioniert. Rostakus passt auf wie ein Aluchs und lässt die Gefangenen keinen Moment aus den Augen. Immer wieder werfen sich die Freunde fragende Blicke zu, denn die Situation bietet möglicherweise auch Potential für ein ganz anderes Vorgehen. Wenn die Freunde gemeinsam mit den Widerstandskämpfern Orstalors jetzt Rostakus´ kleine Patrouille angriffen, wären die Smaragdschwerter in der Unterzahl und die Rebellen könnten wahrscheinlich gerettet werden. Natürlich wäre die Friedensmission dann mehr oder weniger gescheitert. Rostakus scheint sich im Moment allein darauf zu verlassen, dass Griseldas Wunsch, mit den Frauen der Smaragdschwerter Frieden weben zu wollen, ausreicht, ihre Leute zur Zurückhaltung zu bewegen. Nach einem Angriff wäre die Friedensmission wohl auch tatsächlich gescheitert. Mersyn und Orldes, aber auch Kernalda Umgekehrt knirschen daher mit den Zähnen, versuchen einen unbeteiligten Eindruck zu machen und warten auf eine wie auch immer geartete Gelegenheit zur Handlung. Nur Kullina die Fette kann nicht völlig auf einen Kommentar verzichten. Am Ende der Reisegruppe schimpft sie leise darüber, in was für unmögliche Situationen die Beschwichtigungspolitik von Häuptling Broddi den Clan der roten Kuh bringt. Ein eisiger Blick von Griselda Graulocken bringt sie aber schnell zum Schweigen.

Schließlich kommt Blaudrache, die wichtigste Siedlung der Smaragdschwerter, in Sicht. Das Dorf liegt am Bach, in den in der Nähe einige Wasserläufe vom Arokasee münden. Der Ort macht einen idyllischen und friedlichen Eindruck und ist von endlosen Gerstenfeldern umgeben. Schon von weitem ist die gut 25 Meter lange Halle des Häuptlings der Smaragdschwerter sichtbar. Ihr Dach aus Bronzezinn kündet vom Reichtum der Dinacoli. Im Dorf stellt sich aber ein anderer Eindruck ein. Es wird offensichtlich, wie sehr die Abordnung vom Clan der roten Kuh verachtet wird. Die Bewohner halten in ihren Tätigkeiten inne um der Gruppe auf ihrem Weg durch das Dorf zur Halle des Häuptlings hinterher zu starren. Mütter rufen ihre Kinder herbei, die Aluchse zischen, die Männer spucken aus und machen Gesten, die sie vor dem Bösen bewahren sollen. Ein junger Mann ruft der Gesandtschaft zu: „Ich bin Jarlar, der Sohn von Garath. Hört ihr mich, ihr Leute vom Clan der roten Kuh? Ihr habt meinen Vater umgebracht! Diese Schuld kann kein Wergeld tilgen! Ich werde mich blutig an euch rächen!“

Wenig später stehen die Frauen und Männer vom Clan der roten Kuh in der Halle Duruvans des Fetten. In dem ruhigen und sauberen Raum ist von dem kreischenden Mob draußen vor der Tür wenig zu bemerken. Duruvan ist höflich, heißt seine Gäste willkommen und schützt sie vor einem Großteil der Galle, mit der sein Clan die Gäste wollen. Er hört sich an, warum sie gekommen sind, und erwidert, dass er sich einem Frieden nicht entgegenstellen wird, wenn die Frauen eine Lösung finden sollten. Nach kurzer Überlegung schickt er nach ein paar Frauen seines Stammes und stellt den Gesandten die Priesterinnen des Rates der Smaragdschwerter vor: Kallesra Morgensicht, Tamara Kleinmaus und Olinara Rabenhaupt. Die Anwesenden nehmen zusammen eine Abendmahlzeit ein. Danach wünscht Häuptling Duruvan der Fette den Frauen beider Clans von ganzem Herzen Erfolg bei ihren morgigen Verhandlungen.

Während des abendlichen Zusammenseins begrüßt Broakhar Kallesra Morgensicht. Er kennt die Frau nicht persönlich, weiß aber, dass sie sich insgeheim mit seiner eigenen Frau Ustarna Tatenreich trifft, da sich die beiden Frauen gegenseitig in der Heilkunst unterrichten. Als Broakhar sich Kallesra als Ustarnas Mann vorstellt, beginnt Kallesra zu lächeln, und flüstert ihm zu, dass der Clan der roten Kuh offenbar die richtigen Botschafter ausgesandt hat.

Auf dem Boden von Duruvans Halle bereiten sich die Gäste der Smaragdschwerter Schlaflager. An der Seite des Raumes lagern auch die Gefangenen, von zwei Wachen beaufsichtigt. Mersyn nimmt beim Anblick der freundlich scheinenden Kallesra ihren Mut zusammen und macht sie auf den Rebellen aufmerksam, der in den Fängen des Flussdrachen schwere Verletzungen erlitten hat. Mersyn bittet Kallesra darum, dem Mann mit ihrer Heilkunst zu helfen. Kallesra aber schaut sie ernst an und erwidert: „Du weißt, dass er als Rebellen sein Leben verwirkt hat!“ Mersyn aber bittet sie darum, sich seine Wunden trotzdem anzuschauen. Der Mann müsse ja nicht unbedingt länger leiden, als es notwendig sei! Kallesra tut ihr den Gefallen. Während sie sich um den Verwundeten kümmert, gelingt es Mersyn, wenigstens einige wenige Worte an den Eotip, den Rebellen aus dem Clan der roten Kuh, zu richten. Als er antworten will, bekommt er einen Stoß von einer der Wachen in die Rippen. Er kann Mersyn nur auf die Schnelle drei Worte zuflüstern: „Am stillen See!“

Mersyn legt sich zum Schlafen nieder und erzählt leise Orldes von dieser Information. Zu ihrer Überraschung weiß Orldes vom Schmied der Smaragdschwerter, dessen Werkstatt von einigen der Rebellen als eine Art toter Briefkasten genutzt wird. Mersyn und Orldes überlegen, ob sie die Information Eotips irgendwie zur Rettung der Rebellen nutzen können. Gern würden sie ihren Anführer Orstalor Speerherr darüber informieren, dass seine Männer Gefangene in Blaudrache sind und der nächsten Patrouille des lunaren Imperiums als Gesetzesbrecher übergeben werden sollen. Sie wissen nur nicht genau,  wie sie das anstellen sollen. Orldes beschreibt einen Zettel, der eventuell beim Schmied vorbeikommenden Rebellen übergeben werden soll. Es ist allerdings nicht zu erwarten, dass die Rebellen lesen können. Daher malt er – quasi als Adresse – einen See und einen geschlossenen Mund auf einen gefalteten Umschlag. Auf den innen befindlichen Zettel malt er einen blauen Drachen. Ob der Wink verstanden wird?

Es ist der Wildtag der Fruchtbarkeitswoche in der Feuerzeit 1618. Am nächsten Morgen ziehen sich die Frauen für ihre Friedensverhandlungen ins Webhaus zurück. Zu Mersyns Überraschung fragt Darna Mantel, ob sie nicht mitkommen möchte. Mersyn will wissen, was sich Darna davon verspricht. Darna erzählt ihr, dass sie Mersyn für eine Frau hält, die aufgrund ihrer Unvoreingenommenheit bei den anstehenden Verhandlungen nützlich sein kann. Etwas zögerlich willigt Mersyn ein. Darna Mantel informiert die anderen Frauen über Mersyns Teilnahme an den Verhandlungen. Die übrigen Frauen sind etwas überrascht, zucken aber mit den Schultern und scheinen keine Einwände zu haben.

Die Männer brechen derweil zum Arokasee auf. Duruvan der Fette veranstaltet zu Ehren seiner Gäste ein paar freundschaftliche Wettkämpfe. Es findet ein Wettrennen zum See, ein Wettschwimmen im See, ein Galopp ins Dorf zurück und einige Vergnügungen mehr statt. Die Männer vom Clan der roten Kuh erringen einige Achtungserfolge, ganz besonders tut sich Jhorn bei einem am Seeufer veranstalteten Wettschießen mit dem Bogen hervor, bei dem er ein paar Münzen gewinnt. Rostakus hält sich den Tag über mit seinen Feindseligkeiten etwas zurück. Bei der Rückkehr ins Dorf drückt Orldes dem Schmied seinen Brief in die Hand. Wann die nächsten Rebellen vorbeikommen weiß der Schmied aber auch nicht.

Was sich während dieses Tages im Webhaus ereignet hat, wird die nächste Sitzung zeigen.

-

Meine Spieler sind vorsichtig. Ihre Bemühungen um die Rettung der Rebellen waren in meinen Augen recht zögerlich. Ich muss darüber nachdenken, was das für Folgen haben kann. Beim nächsten Mal werde ich ihnen aber auf jeden Fall noch etwas Dampf machen, indem ich Korlmhyor den Flinken in Blaudrache auftauchen lasse. Broakhar hat geschworen, dass er sich an diesem Krieger der Smaragdschwerter rächen will. Mal sehen, ob er das auch auf einer Friedenmission tut. Vielleicht kommt es dann auch mal zu einem Duell.

Trotz vorsichtigem Vorgehen verlief das Abenteuer aber durchaus spannungsvoll. Diese Mission für einen Frieden, den die wenigsten wirklich wollen, ist jedenfalls ganz gut angekommen. Meine Leute haben begriffen, dass es durchaus Kräfte in ihrer eigenen Gesandtschaft gibt, die dem Frieden hinderlich sein könnten. Sie haben auch begriffen, dass der Erfolg der Mission auf Messers Schneide steht. Jhorn selbst würde lieber angreifen, weil er sich aber zu der Mission bereit erklärt hat, unterdrückt er bisher seine Rachegelüste. Die anderen Spielerfiguren sind etwas friedliebender.

Beim nächsten Mal wissen wir, was bei den Verhandlungen herausgekommen ist. Ich bin gespannt.
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1618, Abenteuer 5: Frieden weben (Sitzung 14)
« Antwort #26 am: 28.06.2020 | 18:51 »


Während sich die Männer vom Clan der roten Kuh und der Smaragdschwerter sich am Arokasee mit harmlosen Wettspielen die Zeit vertreiben, ziehen sich die Frauen ins Webhaus zurück, um zusammen einen „anderen Weg“ zu finden, der die Gewalt zwischen den Clans beendet. Während die Frauen Platz nehmen richtet Darna Mantel das Wort an die anderen Frauen aus dem Clan der roten Kuh und schlägt vor, dass Mersyn die Führung der Verhandlung übernimmt. Salissa Dreigantten nickt Mersyn aufmunternd zu, Griselda Graulocken, der diese Aufgabe von Broddi Sippenstark übertragen wurde, und Kullina die Fette zeigen sich aber überrascht. Zögerlich fragt Griselda: „Was soll das, Darna? Warum machst du diesen Vorschlag?“ Darna Mantel behauptet daraufhin: „Mersyn ist eine unvoreingenommene Frau, die noch nicht so tief in den Zyklus von Gewalt und Gegengewalt verstrickt ist. Sie hat auch noch keine Verwandten in der Fehde verloren und ist daher sicherlich gut in der Lage, die Angelegenheit mit nüchterneren Augen zu betrachten. Aufgrund ihrer Verbundenheit zu Odayla kann sie außerdem im Tod noch etwas anderes als Ursache für Trauer und Zorn sehen. Wir sollten es mit ihr versuchen!“ Griselda Graulocken reagiert zuerst ablehnend, dann aber beginnt sie einen Moment nachzudenken und sagt: „Gut, Darna, du hast eine Stellvertreterin bestimmt. Wenn du ihr deinen Platz räumst, kann sie die Verhandlung führen.“ Einen winzigen Moment lang zögert Darna, dann aber gewinnt sie ihre alte Sebstsicherheit zurück und sagt: „So sei es“. Schon will sie sich in die zweite Reihe setzen, da meldet sich Mersyn zu Wort und spricht: „Broddi hat Griselda zur Verhanldungsführerin bestimmt und das sicherlich nicht ohne Grund. Ich bin kein Mitglied im Frauenkreis und die Gepflogenheiten sind mir fremd.“ Demonstrativ setzt sie sich zwischen die weiter hinten sitzenden Kullina und Salissa. Griselda kommt mit einem Lächeln auf sie zu, legt ihr ihre Hand auf die Schulter und sagt: „Vielleicht beim nächsten Mal. Gib gut Acht!“ Mersyn nickt. Darna und Salissa werfen sich einen enttäuschten Blick zu.

Nachdem alle Frauen Platz genommen haben, legen sie, wie es die Sitte will, einen Eid der Keuschheit und Armut für die Dauer der Verhandlungen ab.

Dann beginnen die Frauen zu sprechen und dabei einen Teppich zu weben. Sie verflechten ihren Zorn für die Verbrechen, die auf beiden Seiten begangen worden sind und legen ihre Hoffnungen und Träume für die Zukunft frei.

Zunächst spricht Kallesra Morgensicht schlicht: „Lasst uns derer gedenken, die in der Seidenhosenfehde gefallen sind oder dauerhaften Schaden genommen haben.“ Nach einer kurzen Pause fährt sie fort: „Venkos Andrinson, er starb bei einem bewaffneten Überfall auf Bachwende.“ Daraufhin webt sie einen langen grünen Faden in den Teppich, dessen Ende an einer Seite auf den Boden hinabfällt.

Dann aber spricht Griselda Graulocken: Yerestia Katzenhexe, sie verbrannte in Tormakts Farm. Während sie einen roten Faden in den Teppich webt, ruft Salissa Dreigatten erbost hinein: „Ihr Mörder ist Korlmhyor der Flinke!“ Einige Frauen murmeln leise mit ihren Nachbarinnen. Mersyn beschließt ein Auge auf Salissa zu haben.  Auch der rote Faden reicht weit über den Teppich hinaus und fällt zu Boden.

Dann spricht Olinara Rabenhaupt: „Andrortar Argrathson, er wurde beim gleichen Überfall schwer verwundet. Sein rechtes Bein wird er nie wieder benutzen können.“ Auch sie webt einen langen grünen Faden in den Teppich.

Griselda Graulocken erwidert: „Salistar Hakennase, auch er starb im Feuer von Tormakts Farm.“ Während sie ihren roten Faden in den Teppich webt, stützt sich Salissa Dreigatten auf und will eine weitere Bemerkung fallen lassen, Mersyn aber greift ihren Arm und gibt ihr zu verstehen, dass sie sich ein wenig beherrschen soll.

Nun spricht Tamara Kleinmaus: „Torath Seidenhose, er hat unsere Weiden bewacht und wollte unseren Clan vor Dieben warnen.“ Olinara Rabenhaupt schließt schlicht an: „Er starb in Friedenszeiten.“ Tamara Kleinmaus webt eine grünen Faden in den Teppich.
Wieder spricht Griselda Graulocken: „Jordarn der Rassler, er unterlag in einem Duell.“ Salissa holt tief Luft, erhält aber von Mersyn einen Puff in die Seite. Sie verkneift sich daraufhin ihren Zwischenruf und beißt sich in die Hand. Mersyn ergreift ihre Hand daraufhin und hält sie bis zum Ende der Gedenkzeremonie. Griselda webt einen roten Faden in den Teppich.

Kallesra Morgensicht fährt fort: „Barntar Garbenvoll, bei einem bewaffneten Überfall auf Bachwende erhielt er einen Schlag auf den Kopf und verlor den Verstand.“ Dann webt sie einen grünen Faden in den Teppich.

Wieder spricht Griselda Graulocken: „Lhankpentos der Blinde, er erstickte beim zweiten Brand von Tormakts Farm.“ Salissa zuckt einmal, aber Mersyn merkt, dass sie die Frau beruhigen kann. Sie wird im weiteren Verlauf der Versammlung keine erbosten Zwischenrufe mehr von sich geben.

Noch einmal spricht Griselda Graulocken: „Aventrik der Schlaue, er erlitt beim selben Brand schwere Verbrennungen und hat sein Augenlicht eingebüßt.“ Wieder webt sie einen roten Faden in den Teppich.

So rufen die Frauen der Smaragdschwerter und des Clans der roten Kuh noch eine ganze Weile die Namen der Gefallenen und Verkrüppelten auf und beklagen deren Schicksal. Hin und wieder wirft eine der Frauen auch den Namen des Mörders ein. Das klingt nicht selten hasserfüllt. Für jeden Gefallenen oder Schwerverletzten weben die Frauen der Smaragdschwerter einen grünen Faden, die vom Clan der roten Kuh einen roten Faden in den Teppich.

Dann schaut Kallesra Morgensicht Griselda Graulocken an. Griselda nickt und Kallesra spricht: „Lasst uns der Gefallenen gemeinsam trauern!“ Sie nimmt einen der am Boden liegenden roten Fäden, webt ihn weiter in den Teppich hinein und spricht: „Dein Tod sei betrauert.“ Die anderen anwesenden Frauen verhalten sich ähnlich. Die meisten erheben sich, nehmen einen Faden der Gegenseite und weben ihn weiter in den Teppich hinein. Dabei sagt irgendwann eine Frau der Smaragdschlangen: „Ich bedaure dein Schicksal.“ Auch dieser Satz wird von den anderen Frauen aufgegriffen.

Schließlich haben die Frauen genug getrauert und setzen sich wieder. Wieder schaut Kallesra Morgensicht mit großen Augen Griselda Graulocken an, die nun spricht: „Wir haben unsere Trauer und Erinnerungen in den Teppich gewoben und abgelegt. Lasst uns nun über die Zukunft sprechen! Wie können alte Vergehen gesühnt werden? Wie können neue Konflikte vermieden werden? Was für ein Abkommen stillt erlittenen Schmerz ohne neue Wunden aufzureißen?“

Die nun folgenden Verhandlungen sind zäh. Es geht es um Wergeld und weitere Ausgleichszahlungen, die das Verhältnis zwischen den Clans möglichst in seinen Ausgangszustand zurückversetzen. Griselda Graulocken ist dabei sichtlich bemüht sich nicht übers Ohr hauen zu lassen. Sie verhandelt eifrig über Wiedergutmachungszahlungen. Nachdem sich grob auf eine Größenordnung geeinigt wurde, wird im Namen Ernaldas nach den Ursachen des Konflikts gesucht.

Griselda spricht: „Vor drei Jahren versuchten die Smaragdschwerter bei Tormakts Farm Vieh zu stehlen. Dabei ließ Korlmhyor der Flinke das Gutshaus abbrennen und blockierte die Türen. Viele Bewohner, darunter auch Frauen und Kinder, starben.“

Kallesra antwortet: „Danach schlossen die Häuptling Broddi Sippenstark und Duruvan der Fette Frieden. Trotzdem versuchte Kangharl Schwarzstirn zwei Jahre später das Vieh der Smaragdschwerter zu stehlen, wobei Torath Seidenhose von Jarstak Bürstenbart erschlagen wurde.“

Griselda fährt fort: „Nach dem Kampf provozierte Rostakus Doppelbandit Jordarn den Rassler so sehr, dass er zu einem Duell auf der Hasardinsel einwilligte. Der alte Mann wurde von Rostakus Doppelbandit erschlagen.“

Kallesra erwidert: „Anfang des Jahres versuchte Jarstak Bürstenbart das Vieh von Bachwende zu stehlen, griff dann aber stattdessen mit seinen Männern das Dorf an. Zwei Smaragdschwerter starben, einige wurden schwer verletzt.“

Wieder spricht Griselda: „Dann brannte Tormakts Farm ein zweites Mal. Lhankpentos der Blinde und drei weitere Männer starben, einige weitere Männer wurden schwer verletzt.“

Schließlich endet Kallesra mit den Worten: „Es folgte der Rachefeldzug des Clans der roten Kuh. Es kam zu Verlusten auf beiden Seiten.“

Erneut wird über Rinder gesprochen, die ihre Besitzer wechseln sollen. In diese Verhandlungen spricht schließlich Kullina die Fette hinein: „Ein Grund für unseren Zorn auf euch Smaragdschwerter ist euer Verrat an Orlanth. Ihr habt unseren angestammten Göttern den Rücken gekehrt und seid zum roten Mond übergelaufen. Das ist der Glaube unserer Besatzer, der Schergen des lunaren Imperiums, die das Chaos in unser Land bringen. Ihr macht mit den Leuten, die uns erniedrigt haben, uns unsere Häuser abgenommen haben und zu Tributzahlungen zwingen, gemeinsame Sache.“

Kallesra antwortet: „Es ist wahr, die meisten Angehörigen der Smaragdschwerter sind zum Kult der sieben Mütter konvertiert. Ich sehe darin aber keinen Verrat. Wir tun das, weil uns das lunare Imperium Frieden bringt. Wir werden öfter von Händlern aus der Ferne besucht. Sie verkaufen uns Dinge, die wir nirgendwo sonst bekommen können. Unsere Kinder hungern seltener als früher. Ich habe sogar den Eindruck, dass unsere Clanangehörigen länger leben. Seit wir dem lunaren Imperium unsere Arme geöffnet haben, gedeiht das Leben in unseren Siedlungen. Wir würden uns freuen, wenn ihr ähnlich darüber denken würdet. Wichtiger ist im Moment aber zunächst, dass wir Frieden schließen.“

Einige andere Frauen äußern sich in dieser Frage. Erneut liegen Spannungn in der Luft, letztlich wird aber deutlich, dass es zumindest im Moment um einen Friedensschluss und nicht um den Glauben geht. Auch Mersyn äußert sich vorsichtig in dieser Richtung.

Gegen Ende der Verhandlungen sieht Marani ihre Gelegenheit gekommen. Sie ergreft das Wort und verkündet den Frauen der Smaragdschwerter, dass ihr Herz für einen Mann  vom Clan der roten Kuh schlägt und bittet darum, dass ihre Schwestern die Verbindung mit Wohlwollen betrachten. Viele der anwesenden Frauen begreifen, dass eine Hochzeit zwischen ihren Clans eine stabilisierende Wirkung haben kann. Schon bald geben die Frauen der Smaragdschwerter ihr Einverständnis und handeln mit den Frauen vom Clan der roten Kuh einen Brautpreis aus.

Während der Verhandlungen kehren die Männer in die Halle von Duruvan dem Fetten zurück. Die Männer vom Clan der roten Kuh stellen erstaunt fest, dass an einem der Tische ein grimmiger Mann mit einer großen Narbe im Gesicht sitzt: Korlmhyor der Flinke ist gekommen. Broakhar, Jhorn und Barmast können ihr Bedürfnis nach Rache nur mühsam im Zaum halten. Nur der Gedanke an die Friedensmission hält sie davon ab, dem Mordbrenner von Tormakts Farm auf der Stelle niederzuschlagen. Barmast kann es sich nicht verkneifen, schlendert an Korlmhyors Tisch vorbei und fragt wie beiläufig, ob er aufgehört habe Frauen und Kinder zu ermorden. Unter normalen Umständen hätte diese Bemerkung sicherlich zu neuerlicher Gewalt geführt. Korlmhyor spricht aber: „Ich bin hier, um das Ergebnis der Friedensverhandlungen zu erfahren. Wir können danach darüber sprechen.“

Etwas später kommen die Frauen in die Halle und berichten vom Erfolg ihrer Verhandlungen. Duruvan der Fette macht einen gutgelaunten Eindruck. Es wird ein Treffen beider Clans auf der Hasardinsel vereinbart, bei dem Broddi und Duruvan offiziell Frieden schließen sollen.

Jhorn wechselt danach ein paar Worte mit Duruvan. Er will von ihm wissen, wie er zu Kormhyors Mordbrand steht. Duruvan macht ein unglückliches Gesicht. Jhorn erzählt dem Häuptling der Smaragdschwerter, dass viele Männer und Frauen vom Clan der roten Kuh dieses Vergehen nur sehr langsam vergessen werden. Duruvan erwidert, dass die Frauen die Ereignisse bei ihren Verhandlungen sicherlich berücksichtigt haben. Es sei nun an den Männern, ihre Vereinbarungen zu akzeptieren. Jhorn erzähltr Duruva daraufhin, dass er selbst beim zweiten Mordbrand zugegen gewesen sei und den beißenden Rauch noch heute schmecke. Duruvan sagt ihm, wenn er einen persönlichen Groll gegen Korlmhyor habe, stehe es ihm frei, ihn zu einem Duell zu fordern. Er möge nur bedenken, dass ein anderes Duell, nämlich das zwischen Rostakus Doppelbandit und Jordarn dem Rassler, vor nicht mal einem Jahr zu weiteren Gewalttätigkeiten zwischen den Clans geführt habe. Jhorn nickt.

Dann geht Jhorn auf Korlmhyor zu und spricht zu ihm: „Heute ist keine verbarrikadierte Tür zwischen uns, hinter der sich die Feiglinge verstecken!“ Korlmhyor schaut ihm ins Gesicht und sagt: „Du willst dich schlagen, das ist mir Recht. Ich erkläre aber allen Anwesenden, dass ich bereit bin, den Friedensschluss der Frauen zu akzeptieren. Einige Männer vom Clan der roten Kuh scheinen aber größere Probleme damit zu haben!“ Jhorn sagt zu ihm: „Ich will den Frieden nicht gefährden. Das Duell soll mit dem ersten Blut enden.“ Korlmhyor antwortet: „Ich stehe dir nach dem Friedensschluss auf der Hasardinsel zur Verfügung.“

Der weitere Verlauf des Abends vergeht ohne größere Vorkommnisse. Die Friedenmission vom Clan der roten Kuh stößt mit den Smaragdschwertern auf den neu gefundenen Frieden an. Am nächsten Tag mache sie sich auf den Heimweg. Mersyn und Orldes werfen den gefangenen Rebellen, die sie nicht befreien konnten, einen bedauernden Blick zu.
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« Antwort #27 am: 28.06.2020 | 18:55 »


Es ist der Frosttag der Stillstandswoche in der Feuerzeit 1618. In der Halle von Broddi Sippenstark berichten die Heimkehrer vom erfolgreichen Friedensschluss mit den Smaragdschwertern. Broddi sieht glücklich aus, gibt sein Einverständnis und verkündet: „Das ist ein Tag der Hoffnung! Auf den Clan und auf die Zukunft!“ Die Bescher schlagen aneinander, es wird gefeiert. Broddi verkündet, dass er die beteiligten Frauen und anderen Gesandten mit zur Hasardinsel nehmen möchte.stimmt jedem Ergebnis zu, egal was die Frauen konkret ausgehandelt haben. Wenn die Spielerfiguren dazu beigetragen haben, die Friedensverhandlungen zu einem Erfolg zu führen, schöpft er neue Hoffnung – auch in sie.

Es ist der Windtag der Stillstandswoche in der Feuerzeit 1618. Broddi reist mit Mitgliedern seines Clans nach Hasardfurt. Auf der Reise fragt ihn Mersyn, ob er einen bestimmten Grund habe, die Frauen mitzunehmen. Broddi sagt ihr, er habe den Eindruck, die Frauen hätten sich auf der Friedensmission sehr gut bewährt. Dann fragt er Mersyn eindringlich, ob sie den gleichen Eindruck habe. Mersyn denkt an Kullina, Darna und Salissa und zögert. Schließlich sagt sie: „Ja, Broddi. Jede hat getan, was sie konnte!“

Schließlich kommen auf der Hasardinsel Angehörige der Cinsina und der Dinacoli. Viele sind anwesend, um den Friedensschluss zwischen den Smaragdschwertern und dem Clan der roten Kuh mitansehen zu können. Während der von Griselda Graulocken und Kallesra Morgensicht geleiteten Zeremonie umarmen sich Duruvan und Broddi wie alte Freunde. Nach Aufforderung der beiden Priesterinnen stimmen die beiden Häuptlinge schließlich dem Friedensschluss zu. Hinterher findet zu diesem Anlass eine Feier statt. „Ein anderer Weg“ wurde gefunden.

Dann aber bilden die Anwesenden einen großen Kreis. Jhorn und Korlmhyor schieben sich vor, ziehen ihre Waffen und taxieren sich mit finsteren Blicken. Nach ein paar Probeattacken versucht es Jhorn mit einer Folge schneller Hiebe, die Korlmhyor bis an den Rand des Kreises treiben. Korlmhyor blickt überrascht. Er merkt, dass er seinen Gegner unterschätzt hat. Seinen eigenen Angriff pariert Jhorn bravourös. Zwei oder drei Ausfälle später streift Jhorns Speer seine Wange. Ein sehr kleiner Blutstropfen rinnt an Korlmhyors Wange herab. Jhorn wirft seinen Speer zu Boden. Khorlmhyor aber zieht sich beschämt zurück. Er sieht verzweifelt aus, stiehlt sich aus der Runde und versucht schnellstmöglich in der Menschenmenge unterzutauchen. Jhorn wirft ihm einen triumphierenden Blick hinterher. Die Anwesenden raunen ihm anerkennend zu.

Es ist der Gottestag der Stillstandswoche in der Feuerzeit 1618. Ein paar Tage nach dem Friedensschluss von der Hasardinsel erreichen Händler das Fort der roten Kuh und bringen beunruhigende Nachrichten mit. Broakhar hört ihnen zu und erfährt, dass der Stamm der Dundealos, ganz im Südosten Sartars, wiederholt in offene Rebellion verfallen ist, worauf das lunare Imperium ihn auflöste. Die meisten Stammesangehörigen wurden hingerichtet, versklavt oder vertrieben. Die Vertriebenen suchten meist Zuflucht bei ihren Verwandten im benachbarten Stamm der Pol-Joni. Auch Broddi hört von den Neuigkeiten. Er fühlt sich in seiner Beschwichtigungsstrategie bestärkt und spricht davon, dass der Bericht der Händler der „Beweis“ dafür sei, was mit den Heortlingen geschehe, die sich dem Imperium offen widersetzen. Broakhar sieht auch Farandar Orendalsson unter den Anwesenden. Er nimmt den Rebellen beiseite und fragt ihn, ob er Informationen darüber habe, wie es den gefangenen Rebellen bei den Smaragdschwertern ergangen sei. Farandar sieht Broakhar daraufhin traurig an und sagt: „Männer vom lunaren Imperium haben sie hingerichtet. Details sind mir nicht bekannt, ich weiß aber, dass unsere Freunde nicht mehr am Leben sind.“ Broakhar schluckt schwer.

Etwa zur gleichen Zeit bekommt Finfin in Grünweide Besuch von Griselda Graulocken. Sie erkundigt sich nach Mersyn und erzählt Finfin, dass sie gern ein kleines Gespräch mit ihr führen wolle. Finfin zieht los und gibt Mersyn Bescheid. Orldes folgt ihr neugierig. Griselda erzählt Mersyn von einem kürzlich stattgefundenen Zusammenkommen des Frauenkreises, in dem auch über die Friedensverhandlungen noch einmal gesprochen wurde. Dabei war auch Voranga Kummervoll anwesend. Als die Sprache auf Mersyns Beteiligung kam, bekam Voranga einen ihrer seltsamen, abwesenden Gesichtsausdrücke und erzählte den Anwesenden erzählte, Mersyn sei nicht zu unterschätzen. Sie werde noch eine gewichtige Rolle in den Geschicken des Clans spielen und müsse sie unbedingt einmal besuchen kommen. Griselda sei nun gekommen, um Mersyn davon zu berichten.

Es ist der Frosttag der Bewegungswoche in der Feuerzeit 1618. Mersyn macht sich mit Orldes auf den Weg zu Voranga Kummervoll. Sie ist für jede Abwechslung zu ihrem Aufenthalt in der Scheune von Grünweide dankbar. Nach einer freudigen Begrüßung erfährt Mersyn von Voranga ein paar nähere Informationen aus dem Frauenkreis. Voranga erzählt, dass Darna Mantel Druck auf Salissa Dreigatten ausübt. Salissa ist im Rat des Clans nicht viel mehr als eine Marionette Darnas und ein Opfer von deren üblicher Taktik: Erst ist sie Menschen behilflich, dann fordert sie in wichtigen Momenten Gegenleistungen ein. Mersyn glaubt nun einige Verhaltensweisen der beiden Frauen besser zu verstehen.

Ein paar Stunden später erscheint ein Mann vor Vorangas Höhle. Es ist der berühmte Rebellenführer Orstalor Speerherr. Er begrüßt Mersyn und Orldes freundlich als Genossen im Kampf gegen das lunare Imperium. Mersyn will von ihm wissen, wie sie im Falle eines Falles mit den FRebellen Kontakt aufnehmen könne. Orstalor verweist sie an Farandar Orendalsson aus dem Rat des Clans der roten Kuh. Außerdem verrät er Mersyn und Orldes zwei Orten, an denen sich die Rebellen häufiger versammeln: am stillen See und am Wolfssitz in Torkans Tal.

Noch etwas später verabschieden sich Voranga und Orstlor von Mersyn und Orldes und wünschen ihnen eine gute Nacht. Orldes schleicht ihnen neugierig hinterher, sieht, wie die beiden in einem Feld verschwinden und hört Voranga sagen: „Dann lass uns für Regen sorgen, Speerherr!“ Während Orstalor noch leise lacht, zieht sich Orldes diskret zurück.

Am nächsten Morgen betrachtet Voranga aufmerksam ihre Aluchse. Leise summmend kocht sie einen Tee, dessen Dampf immer dicker wird, sich ausbreitet und schließlich die gesamte Gegend vor der Höhle in dichten Nebel hüllt. Dann sagt sie: „Wir bekommen Besuch. Ich vermute, es sind lunare Soldate. Orstalor, Orldes, Mersyn: Sucht euch ein Versteck! Die drei Besucher verlassen die Höhle und verstecken sich hinter Büschen und Felsen. In dem Nebel lässt sich kaum die eigene Hand vor den Augen erkennen. Schließlich sind lunare Soldaten zu hören, die Vorangas Höhle erreichen und ein paar Worte mit der Bewohnerin wechseln. Es ist zu hören, wie die Soldaten vergebens die Höhle durchstöbern und dann weiterziehen. Voranga erzählt hinterher gutgelaunt, dass es ihr zunehmend Freude bereite, diese harmlosen Narren in die Irre zu führen. Nersyn und Orldes erfahren in der weiteren Unterhaltung, dass Orstalor sich öfter verstecken muss, wenn er Voranga besucht. Mersyn warnt ihn vor möglichen Verrätern in den eigenen Reihen, woraufhin der Rebellenführer etwas nachdenklich wird. Schließlich verabschieden sich alle voneinander und Mersyn und Orldes kehren nach Grünweide zurück.

-

Neue Sorge: Power Creep. Meine Spieler würfeln inzwischen alles in Grund und Boden. Das Duell auf der Hasardinsel ist nur ein Ausdruck davon. Ich sehe drei Stellschrauben: Base Value, Difficulty Level und Pass/Fail Difficulty. An allen drei Elementen werde ich zukünftig ein wenig drehen - nur so viel, dass es spannend bleibt. Es ist auch mit den Spielern abgesprochen. Die merken selbst, dass Würfeln langsam aber sicher immer sinnloser wird.

Auf der Eternal Con habe ich erlebt, dass HeroQuest Spielleiter oft genug auch weniger als 3 HeroPoints verteilen. Das kann ich jetzt nachträglich allerdings nicht mehr einführen. Der Bruch mit der bisherigen Handhabe wäre ziemlich stark. Wenn ich nochmal anfangen würde, würde ich es aber wahrscheinlich genauso machen.

Tatsache ist: Wenn ich das Spiel so spiele, wie es in den Regeln steht, wird es bei zurückhaltendem Heldenpunkte Einsatz nach 12 bis 15 Sitzungen mit den Herausforderungen langsam schwierig.

Von der Spielhandlung her war´s ´ne schöne, harmonische Sitzung, die wohl gefallen hat. Die Zeit ist reif für die nächsten finsteren Wolken am Horizont.
« Letzte Änderung: 28.06.2020 | 18:57 von Chiarina »
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1618, Abenteuer 6: Fazzur will Frieden. Jetzt! (Sitzung 15)
« Antwort #28 am: 3.08.2020 | 18:49 »


Es ist der Feuertag der Harmoniewoche in der Erdzeit 1618. Vier Wochen sind vergangen und im Clan der roten Kuh werden Vorbereitungen für die Ernte getroffen. Jhorn ist in Hellwasser, repariert Werkzeuge und gerät dabei in ein Gespräch mit Bromakt Vielbrüder, seinem Nachbarn, der erst gestern vom Fort der roten Kuh zurückgekehrt ist. Der Mann erzählt Jhorn davon, dass Königin Ivartha Wolfshäuterin mit ihrem Hof und Rat die Siedlung erreicht habe. Sie sei auf dem Weg zu einem Treffen in Hasardfurt.

Jhorn erfährt noch mehr. Der oberste Befehlshaber der lunaren Truppen in der Region ist General Fazzur, der Belesene. Sein Stellvertreter heißt Gordius Silverus. Und dieser Gordius Silverus ist nun im Auftrag Fazzurs mit der Belemnitenkavallerie aus Jonstadt nach Hasardfurt aufgebrochen um sich dort mit einigen Königen und Häuptlingen der Stämme und Clans zu treffen um den Frieden in der Region zu festigen. Neben Königin Ivartha wird auch Petrad Rotgold, der König der Dinacoli, erwartet. Wenn die Gerüchte stimmen, hat Gordius Silverus als Berater Jomes Hostralos, den Fürsten des Wolfslandes und Kommandanten der dort stationierten Truppen, zu sich gerufen. Königin Ivartha hat Broddi Sippenstark berichtet, dass auch um seine Anwesenheit gebeten werde. Wahrscheinlich schließt sich König Petrad auch Duruvan der Fette, der Häuptling der Smaragdschwerter an. Nun werden im Fort der roten Kuh Vorbereitungen getroffen. Häuptling Broddi hat alle guten Männer und Frauen, die bei der Ernte abkömmlich sind, gebeten, ihn zu begleiten. Zumindest Kangharl Schwarzstirn, Darna Mantel, Farandar Orendalsson und Kullina die Fette haben ihre Teilnahme zugesichert.

Jhorn wird unruhig. Die Informationen seines Nachbarn klingen bedeutungsvoll. Er erinnert sich an Berichte von der Belagerung Weißwalls, die niedergeschlagene Rebellion der Dundealos im Südosten Sartars und die Rekrutierungsmission von Ones Ovaro bei den Frithan. Das Militär des lunaren Imperiums scheint ihm doch recht aktiv zu sein. Am nächsten Morgen bricht er zum Fort der roten Kuh auf.

Auch die anderen Gefährten erfahren von dem bevorstehenden Treffen. Broakhar, der die Ankunft Königin Ivarthas mit eigenen Augen beobachten konnte, erzählt Barmast davon und behauptet, als Schamane sei sein Platz doch an der Seite seines Häuptlings. Barmast beschließt, Broddis Aufruf Folge zu leisten.

Orldes und Mersyn bekommen Besuch von dem aufgeregt wirkenden Knaben Venarth, der ihnen von wichtigen bevorstehenden Ereignissen berichtet. Nachdem Orldes genauer in Erfahrung gebracht hat, worum es geht, liefert Venarth einen weiteren Beweis seiner Verehrung für den zwergenwüchsigen Schreiber und Geschichtenerzähler: „Das ist ein Ereignis, bei dem du nicht fehlen darfst, Orldes! Wenn irgendwo jemand gebraucht wird, der für die Annalen des Clans entscheidende Ereignisse festhält, dann doch dort! Sicherlich werdet auch ihr dabei sein, nicht wahr?“ Orldes überlegt. Was Venarth sagt, ist nicht verkehrt, aber noch immer werden Mersyn und er vom lunaren Imperium als Rebellen gesucht. Jetzt sollen sie sich direkt in die Höhle des Löwen begeben? Mersyn schlägt vor, sich irgendwie zu verkleiden oder auf heimlichen Wegen nach Hasardfurt zu reisen. Zumindest werden sie und Orldes nach dem Aufbruch von Königin Ivartha und Häuptling Broddi auf die Reisenden zukommen und nach einer Möglichkeit Ausschau halten.

Es ist der Frosttag der Todeswoche in der Erdzeit 1618. Drei Tage später beginnt die Reise nach Hasardfurt. Es ist ein heiliger Tag des Totengottes Humakt, der am frühen Morgen von dem Gutsherrn Orkarl Eisenbart in einer kurzen Zeremonie um Beistand und Schonung der Reisenden gebeten wird. Dann bricht die fast zwanzig Köpfe starke Reisegruppe auf. Mersyn hat ein wenig ihr Äußeres verändert und gibt sich als Schwester von Farandar Orendalsson aus. Orldes hat sich in einem Sack verborgen und wird als Gepäckstück getarnt auf einem mitgeführten Wagen nach Hasardfurt gefahren.

Unterwegs ist die bevorstehende Versammlung das dominierende Gesprächsthema. Einige Reisegefährten äußern die Hoffnung, dass sich der Frieden mit den Smaragdschwertern bei der Gelegenheit festigen wird. Andere sprechen über Jomes Hostralos. Sie erinnern daran, dass der Mann zwar Angehöriger des lunaren Imperiums ist, aber dennoch in der Wolfsjagd an ihrer Seite gekämpft hat. Sie vertrauen darauf, dass Gordius Silverus von Jomes die Wahrheit über die Seidenhosenfehde erfährt. „Hostralos wird nicht verschweigen, wer die Fehde ausgelöst hat und wie ungerecht die Smaragdschwerter uns behandelt haben.“, heißt es hier und da. Kangharl Schwarzstirn allerdings hat bisher keine Ruhe finden können. Er erzählt noch immer davon, dass die Friedensverhandlungen mit den Smaragdschwertern die Ahnen des Clans beleidigt hätten.

Mersyn macht auf der Reise an der Seite von Farandar Orendalsson die nähere Bekanntschaft mit Kallai Fellhose, einem Ratsmitglied von Königin Ivartha. Der Mann mit vernarbter linker Gesichtsseite und sonorer Bassstimme berichtet den beiden, dass das lunare Imperium gegenwärtig tausende von Soldaten vor Wilmskirch versammelt. Offenbar plane der Feind einen größeren Feldzug. Kallai hofft, dass es unter den Rebellen einige gebe, die die Augen offen halten. Vielleicht gibt sich das lunare Imperium aufgrund seiner militärischen Ambitionen irgendwo eine Schwäche, die sich ausnutzen lasse. Mersyn nickt dem Mann vorsichtig zu.

Orldes hat es schlechter getroffen. Auf dem Wagen, auf dem er liegt, fährt noch ein weiterer Mann mit. Es ist Toltar Gorsländer, der für den Sturmbullen, den rasenden Gott Urox, im Rat Königin Ivarthas sitzt. Der große, massige Mann öffnet auf der Reise einen Weinschlauch nach dem anderen, behauptet, die Rinder wären schneller, wenn sie nicht so schwer zu ziehen hätten, prahlt lautstark damit, dem lunaren Imperium eine tüchtige Tracht Prügel zu verabreichen wenn ihm einer ihrer Chaospriester über den Weg liefe und fällt ansonsten durch laute Rülpser auf, die er immer wieder von sich gibt. Es kommt, wie es kommen muss: Toltars Kopf wird schwer, er begibt sich in die Horizontale und sucht sich als Kissen natürlich ausgerechnet den Sack aus, in dem sich Orldes versteckt. Aufgrund des Gestanks, der von Toltar ausgeht, kämpft Orldes stundenlang gegen die Ohnmacht an, die ihn zu überwältigen droht.

Später bildet sich eine Gruppe um Königin Ivartha Wolfshäuterin. Ein paar Männer vom Clan der roten Kuh wollen wissen, wie sie zu dem Friedensschluss mit den Smaragdschwertern steht. Die Königin versichert den Angehörigen vom Clan der roten Kuh ihre Sympathie und erinnert sie daran, dass die Gefallenen des Clans auch ihre Verwandten gewesen seien. Sie halte die Fehde gegen die Smaragdschwerter insgesamt aber für gefährlich, denn ihrer Meinung zufolge gebe es für den Clan der roten Kuh dringlichere Angelegenheiten. Schließlich berichtet sie, dass derzeit der Wolfsschamane Jogar Sog die Telmori aufstachele.

Barmast horcht auf. Er kennt Jogar Sog aus der Zeit seiner Ausbildung bei den Telmori als jungen, aufstrebenden Telmori-Geistersprecher. Jogar Sog hat schon damals das Oberhaupt der Wolfsmenschen, Kostajor Wolfsstreiter, als Konkurrenten angesehen und weil Kostajor Barmasts Mentor war, war er auch auf ihn nicht gut zu sprechen. Dass Jogar Sog nun aber zu einer ernsten Bedrohung für Kostajor wird, überrascht Barmast. Er zweifelt an der Wahrheit der Information und fragt Königin Ivartha nach ihren Quellen. Die Antwort klingt eher ausweichend. Die Königin spricht lediglich von irgendwelchen nicht näher bezeichneten Informanten.

Das Gespräch hört auch Toltar Gorsländer mit, der nicht weit entfernt auf seinem Wagen neben den Sprechenden entlang rumpelt. Der Mann rappelt sich schließlich auf, läuft zu seiner Königin und verkündet großspurig, dass ihnen bei einer Auseinandersetzung mit den Telmori keine Gefahr drohe, solange er bei ihnen sei, denn seine Initiationsnarbe – hier deutet er auf eine verwachsene Stelle auf seiner Stirn – beginne zuverlässig zu jucken, wenn sich Telmori oder andere Kreaturen des Chaos in seiner Nähe befänden. Genervt, aber auch leicht amüsiert klopft ihm Königin Ivartha auf die Schulter und gibt dem Betrunkenen einen Stoß, der ihn in Richtung Wagen befördert. Auf seinem Rückweg kommt er allerdings nah an Barmast vorbei. Für einen kurzen Moment hält Toltar inne und dreht sich erstaunt zu dem Schamanen um. Die Blicke der beiden Männer treffen sich und für einen winzigen Moment scheint die Zeit stillzustehen. Dann schüttelt Toltar den Kopf, grunzt und setzt seinen Weg fort.

Orldes nutzt derweil die Gelegenheit und versucht, sich in dem Sack an eine andere Stelle des Wagens zu bewegen. Er will Toltar nach Möglichkeit auf Entfernung halten. Unglücklicherweise hat im Sack sein Orientierungssinn gelitten. Orldes rollt in die falsche Richtung und stürzt von der Ladefläche auf den Weg. Jhorn legt den Sack mit Orldes kopfschüttelnd wieder zurück und raunt ihm zu, er solle sich nicht so auffällig verhalten. Zwar seien viele Reisenden auf ihrer Seite, aber vielleicht auch nicht alle.

Mersyn hat die Begegnung zwischen Barmast und Toltar Gorsländer mit angesehen. Sie weiß nicht genau, was geschehen ist, beschließt aber Barmast darauf anzusprechen. Dieser erzählt ihr, wie widerlich der Säufer auf ihn wirke. Er werde jedenfalls einen großen Bogen um den Mann machen. „Keine schlechte Idee“, sagt Mersyn. Die Lage entspannt sich aber, als Toltar ein paar Meilen vor Hasardfurt zurückbleibt. Das lunare Imperium macht auch auf Stierpriester Jagd. Toltar nimmt sich ein paar letzte Weinschläuche und wartet darauf, sich auf dem Rückweg den Reisenden wieder anschließen zu können.

Endlich erreichen die Reisenden Hasardfurt. Broddi spricht mit dem Torwächter des Ortes, der sich als Korolfin Stielauge vorstellt und Broddi nach kurzem Zögern zur Begrüßung auf die Schulter klopft. Broddi reagiert etwas reserviert. Das Verhalten des Mannes ist ungewöhnlich. Auf der Hasardinsel angelangt schichten die Gefährten ein paar der mitgebrachten Säcke übereinander, hinter denen sich Orldes verbergen kann. Der kleine Mann wird für die Ereignisse vor Ort auf seinem Beobachtungsposten bleiben und genau aufpassen, was geschieht.

Etwas später sieht Jhorn einen Reiter am Lager der Reisenden vorbeigaloppieren. Es ist der Fürst des Wolfslandes, Jomes Hostralos, der ihm ein kurzes Nicken zuwirft und weitereilt. Sein Ziel ist ein etwas weiter entferntes, ausgesprochen luxuriöses Zelt, vor dem ein paar Belemnitenreiter stehen und das Treiben der lunaren Vasallen beobachten. Es ist unschwer zu erkennen, dass es sich um das Zelt von Gordius Silverus handelt. Wenig später begeben sich auch Häuptling Broddi und Königin Ivartha dorthin.

Spät am Abend kehren sie zurück. Sie berichten, dass es zum einen um Wergeldzahlungen gehe. Königin Ivartha zufolge habe der Clan der roten Kuh in dieser Richtung nichts zu befürchten. Er habe ja bereits auf eigene Faust mit den Smaragdschwertern Frieden geschlossen. Jomes Hostralos habe das auch bestätigt. Es sei aber auch hin und wieder die Rede von Strafen für Aufrührer und Streithähne die Rede gewesen. Königin und Häuptling machen beide ein verkniffenes Gesicht. Broddi fügt hinzu: „Es bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten. Hostralos will morgen eine Ansprache halten.“

Am nächsten Morgen ist es soweit. Jomes Hostralos tritt vor die versammelten Stammesangehörigen der Heortlinge. Ihm zur Seite befinden sich ein Dutzend gut gerüsteter lunarer Soldaten. Hostralos verliest ausstehende Wergeldzahlungen. Der Clan der roten Kuh und die Smaragdschwerter werden mit keinem Wort erwähnt. Die Urteile scheinen in einigen Fällen ungerecht. Hin und wieder sind aufgeregte Rufe zu hören. Manchmal hält Hostralos inne um die Männer und Frauen Sartars zur Ruhe kommen zu lassen.

Schließlich kommt Hostralos auf Strafen für Unruhestifter und Rebellen zu sprechen. Er verkündet, dass der Gouverneur Fazzur der Belesene entschlossen ist, jegliche kriegerischen Handlungen in den ihm unterstellten Gebieten des lunaren Imperiums auszumerzen. Dann nennt er das Strafmaß, das Gordius Silverus einigen Clans aufgrund ihres unbotmäßig kriegerischen Verhaltens zugemessen hat. Der Clan der Smaragdschwerter soll dem lunaren Imperium 40 Kühe, der Clan der roten Kuh 100 Kühe liefern. Mersyn kann nicht mehr an sich halten und brüllt: „Unverschämtheit!“ in die Menge. Jomes Hostralos räuspert sich und erklärt, dass der Clan der roten Kuh als der eigentliche Unruhestifter identifiziert werden konnte. Die Mitglieder des Clans der roten Kuh sind fassungslos. Broddi ist geschockt. Farandar und Kullina sehen zornig aus. Die Gesichter Kangharls und Darnas sind vor Zorn rot angelaufen. Jomes verkündet noch einige weitere Strafen. Gegen Ende seiner Ansprache patrouillieren die lunaren Soldaten durch die Reihen der Vasallen und achten auf feindselige Handlungen. Der erste, der die Kontrolle über sich zurückgewinnt, ist Broddi. Er dreht sich zu seinen Leuten um und sagt: „Es wäre gut, wenn wir jetzt nicht allzu großes Aufsehen erregen würden.“

Wenig später ziehen die Männer und Frauen aus dem Clan der roten Kuh wieder ab. Es gibt keinen Anlass, länger als nötig an der traurigen Versammlung teilzunehmen.

Auf dem Rückweg werden Antworten gesucht.

Wie konnte das geschehen? Jhorn mutmaßt, dass das lunare Imperium offensichtlich seine Vasallen für den Unterhalt ihrer Truppen bei den bevorstehenden Feldzügen zu verpflichten scheint. Orldes stimmt zu: „Sie sagen es nicht laut, aber eigentlich brauchen sie nur Fleisch für ihre Soldaten! Sie scheinen zum Schluss gekommen zu sein, dass sich gegenseitig bekämpfende Vasallen das letzte ist, was sie gebrauchen können!“ Mersyn wirkt verbitterter und behauptet: „Die Verbrecher lassen uns leiden, weil wir weniger bereitwillig als die Smaragdschwerter mit ihnen kooperieren! Ich werde mich rächen, das verspreche ich euch!“

Wie geht der Clan der roten Kuh mit dem Urteil um? Orldes erinnert die Gefährten daran, dass Broddi ihnen versprochen hat, im kommenden Jahr beim Diebstahl von Bergilmers Kühen teilnehmen zu können. „Wenn wir erfolgreich sind, wird die Zahl unserer roten Kühe und damit unser Reichtum steigen. Ich brauche euch nicht zu sagen, wie wichtig das in unserer Situation ist!“ Jhorn spricht von einer Treibjagd in den Hirschlanden, die den Clan mit Wild versorgen könnte. Auf diese Weise ließe sich der Verlust einiger Rinder ausgleichen. Barmast fällt bei der Gelegenheit Broakar ein, der hin und wieder vom Eisen der Mostali spricht. Halblaut spricht er vor sich hin: „Vielleicht wird es auch Zeit für einen Besuch bei den Zwergen!“

Farandar Orendalsson und Kullina die Fette versuchen auf ihrem Weg Mersyn und Orldes stärker für die Sache der Rebellen einzuspannen. Mersyn wehrt ab: „Viele eurer Aktivitäten scheinen mir kopflos zu sein, ihr seid zu hitzköpfig!“ Kullina erinnert Mersyn an ihr Racheversprechen: „Mit scheint, dass auch du hitzköpfig bist. Es ist Zeit, Mersyn! Was willst du dir noch gefallen lassen?“ Aber Mersyn schweigt und bekommt einen grüblerischen Gesichtsausdruck. Dann sagt sie „Ich weiß nicht... aber irgendetwas wird geschehen, das steht fest!“

Zurück im Fort der roten Kuh zeigen sich die Clanmitglieder schockiert über das Geschehen in Hasardfurt. Neben den bereits vernommenen Meinungen verschafft sich aber auch noch eine weitere Gehör. Tarkalus Großboot, Oberhaupt der Sardaling Sippe, stößt mitten auf dem Marktplatz ein paar Leute zur Seite und spricht aus, was nicht nur ihm durch den Kopf geht: „Gordius Silverus hätte sich uns gegenüber gnädiger gezeigt, wenn wir die Religion des lunaren Imperiums stärker akzeptiert hätten. Stämme und Clans, die sich dem lunaren Imperium anvertrauen, gewinnen Wohlstand! Die, die sich ihnen widersetzen, ziehen den Kürzeren. Das ist die neue Realität, in der wir leben. Ich hoffe nur, dass ihr das einseht, bevor es zu spät ist!“ Jhorn spuckt verächtlich aus und murmelt „Verräter!“

-

Wir haben über ein paar Hausregeln diskutiert und sind auch zu einem Ergebnis gekommen. Diese Runde war die erste mit den neuen Regeln. Ich kann noch nicht viel sagen, aber es fühlte sich ganz ordentlich an.

Die Strafzahlung für den Clan der roten Kuh war nicht unbedingt nötig, aber ich habe mich dann doch dafür entschieden. Sie macht einiges etwas plausibler. Das Problem ist natürlich, dass die Spielerfiguren hier zu Statisten werden. Sie stehen daneben und schauen ohnmächtig zu, wie ihr Clan verurteilt wird. Außerdem haben sie zuvor selbst schon den Friedensschluss mit den Smaragdschwertern erwirken können. Das wird jetzt teilweise wieder entwertet. Vielleicht ein bisschen bedauerlich, ich hatte aber das Gefühl, dass die Szene ganz schön Zorn angefacht hat. Und Emotionen im Spiel sind eigentlich immer gut.

Die Szene selbst habe ich wegen der Betrachterrolle der Spielerfiguren kurz gehalten. Die Reise war mir wichtiger. Und die Gespräche und Entdeckungen können das rechtfertigen, finde ich.

Wir brauchen noch eine Runde mit kurzen, individuell zugeschnittenen Szenen, dann geht das Spieljahr dem Ende entgegen. Ich bin schon sehr gespannt auf 1619.
« Letzte Änderung: 3.08.2020 | 19:29 von Chiarina »
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1618, Abenteuer 6: Fazzur will Frieden. Jetzt! (Sitzung 16)
« Antwort #29 am: 6.09.2020 | 19:09 »


Es ist der Wassertag der Fruchtbarkeitswoche in der Erdzeit 1618. Eine gute Woche ist vergangen, seit Jomes Hostralos auf der Hasardinsel die Strafzahlungen des Clans der roten Kuh an das lunare Imperium verkündet hat. Die Menschen im Fort der roten Kuh sind deprimiert. Sie alle wissen, dass sie hart arbeiten müssen, um diesen Tribut zahlen zu können. Wenn sie Glück haben, werden sie mit Ach und Krach über den Winter kommen. An Rücklagen oder Investitionen ist nicht zu denken.

Frekor Tiefwald ist mit Mersyn und Jhorn unterwegs um ein paar Odayla Schreine in der Wildnis winterfest zu machen. Während sie auf einem kleinen Hügel arbeiten, wirft Jhorn einen kurzen Blick auf die hinter ihnen liegende Straße und stutzt: eine ungewöhnliche Karawane scheint von Hasardfurt aus auf das Fort der roten Kuh zuzurumpeln. Jhorn macht seine Freunde auf die bunten Wägen aufmerksam, woraufhin Frekor sagt: „Schaut euch den Pavian an, der da vorn auf dem Kutschbock sitzt! Es ist Bozdagan mit seiner Kapelle!“

Es ist zwar drei Jahre her, dass Bozdagans Kapelle im Fort der roten Kuh Halt gemacht hat, Mersyn und Jhorn erinnern sich aber noch gut an einen denkwürdigen Auftritt. Die fahrenden Musiker sind begnadete Künstler, wo sie auftauchen kommt es allerdings auch oft genug zu Spannungen zwischen ihnen und der sesshaften Bevölkerung. Jhorn sagt: „Vielleicht ist der Augenblick gar nicht verkehrt. Die Menschen unseres Clans können ein wenig Aufmunterung gebrauchen.“ Jhorn läuft zur Straße um die Musiker willkommen zu heißen. Dabei fallen ihm weitere absonderliche Mitglieder der Truppe auf. Der zweite Wagen wird von einer entenähnlichen Erscheinung gelenkt. Es ist eine weibliche Vertreterin des Volkes der Durulz. Neben den Wagen trabt außerdem ein edel aussehender Kentaur. Jhorn schätzt die Karawane auf eine Stärke von knapp 20 Personen: eine seltsamer als die andere!

In einem kurzen Gespräch mit dem Pavian, der sich tatsächlich als Bozdagan vorstellt, erfährt Jhorn, dass die Musiker tatsächlich im Fort der roten Kuh Halt machen wollen. Sie werden Broddi Sippenstark um eine Genehmigung für einen Auftritt im alten Amphitheater des Ortes bitten, dann noch ein oder zwei Tage proben und schließlich ein Konzert geben. Inzwischen haben sich auch Frekor Tiefwald und Mersyn hinzugesellt und werden von dem freundlichen Pavian zum Konzert eingeladen. Doch während Frekor erfreut nickt, äußert Mersyn ihr Bedauern. Da sie immer noch vom lunaren Imperium gesucht wird, kann sie sich im Fort der roten Kuh nicht öffentlich zeigen. Die Aussicht auf ein wenig Abwechslung kommt ihr aber so verlockend vor, dass sie direkt nach ihrer Entschuldigung bereits über Möglichkeiten nachdenkt, vielleicht doch dabei sein zu können. Bozdagan grüßt ein letztes Mal und die Karawane rollte weiter auf das Fort der roten Kuh zu.

Als die Musiker ihre Wagen in die Siedlung fahren, befindet sich Broakar auf den Feldern. Das Wohlbefinden der Rinder ist aufgrund des bevorstehenden Straftributs an das lunare Imperium derzeit oberste Priorität, weshalb Broddi Sippenstark zusätzliche Beobachter und Wachen eingesetzt hat. Umso mehr wundert er sich, als er bei seiner Rückkehr aus seinem Haus das Geschnatter von zwei Pavianfrauen hört. Wenig später erklärt ihm seine Frau, die Heilerin Ustarna Tatenreich, was geschehen ist: „Es sind zwei Frauen von Bozdagan, der mit seiner Kapelle in der Nähe des Amphitheaters seine Zelte aufgeschlagen hat. Die Frauen sind für die Verpflegung zuständig und haben mich um Rat gefragt...“ Eine der Pavianfrauen fällt Ustarna ins Wort: „Habt Verständnis, Herr! Wir haben nur einen Kessel und wenig Zutaten!“ „Nun“, brummt Broakar, „wir können euch unseren Kessel sicher ausleihen.“ Ustarna sieht ihren Ehemann erstaunt an, sagt aber nichts. Die zwei Pavianfrauen ziehen erfreut mit dem Kessel ab. Eine Weile blicken die Eheleute den Affenfrauen hinterher, dann sagt Ustarna: „Es gefällt mir, wenn du großzügig bist, Broakar, aber ist die klar, dass du gerade fahrendem Volk unseren einzigen Kessel in die Hand gedrückt hast? Es wäre mir lieb, du würdest ein bisschen darauf achten, dass sie ihn auch wieder zurückbringen!“ Broakar errötet etwas, denn  an solche möglichen Komplikationen hat er nicht gedacht. Hastig antwortet er, dass er sich darum kümmern werde und beschließt, sich diese Kapelle einmal anzusehen.

Broakar läuft in Richtung Amphitheater, nähert sich den davor aufgebauten Zelten und Wagen und belässt es erst einmal bei einer Beobachtung des Geschehens. In der Mitte des Lagers machen sich drei Pavianfrauen an zwei Kesseln zu schaffen und entzünden unter ihnen Feuer. Nicht weit davon entfernt ist Bozdagan selbst. Er macht ein paar Singübungen, was sich für Broakars Ohren gewöhnungsbedürftig anhört. Offensichtlich singt der Affe für Personen mit außergewöhnlichem Geschmack!

Broakar bekommt auch noch andere Mitglieder der Truppe zu Gesicht und beobachtet die Durulz, die gerade ein Gespräch mit drei Satyren führt. Worum es geht, ist nicht zu verstehen, die Durulz macht aber einen entschlossenen und energischen Eindruck. Ein paar Augenblicke später schleppt eine Truppe von Trollingen ein paar Trommeln und Becken in Richtung Amphitheater. Und noch etwas später tritt ein Mensch mit seltsam katzenähnlichen Zügen an den inzwischen blubbernden Kessel heran, wirft einen kritischen Blick hinein und spricht zu den Pavianfrauen: „Das Essen auf der Hasardinsel war erbärmlich und das hier sieht auch nicht besser aus. Wenn das so weitergeht kümmere ich mich selbst um meine Verpflegung.“ Die Pavianfrauen werfen ihm einen genervten Blick zu und antworten: „Wenn dir das nicht passt, Saramiss, dann kannst du auch heute abend in der Rotschänke versuchen noch etwas anderes zu bekommen.“ Etwas später gelangt Broakar zum Schluss: „Eigentlich eine ganz normale Szenerie“, und tritt erst einmal den Rückzug an. Offenbar trifft sich die Truppe am Abend in der Rotschänke. Da das ein lustiger Abend werden könnte, beschließt er, seinen Freunden Bescheid zu sagen.

Barmast ist schnell überzeugt und neugierig genug, um sich die fahrenden Künstler einmal anzusehen. In Grünweide trifft Broakar nicht nur auf Mersyn und Orldes, auch Jhorn ist nach den Arbeiten an den Odayla-Schreinen mit Frekor Tiefwald und Mersyn noch vor Ort. Die Anwesenheit von Orldes und Mersyn in der Rotschänke scheint gefährlich zu sein, denn oft genug halten sich auch lunare Garnisonssoldaten dort auf, denen das Ergreifen von zwei dahergelaufenen Rebellen sicherlich eine Belohnung einbringt. Dazu kommt, dass Erinala Gutbier, die Wirtin, daran gelegen ist, mit den lunaren Soldaten, ihren wichtigsten Gästen, ein gutes Verhältnis zu haben. Trotzdem will Mersyn die Fahrenden in Augenschein nehmen und Orldes brennt darauf Geschichten aus fernen Regionen zu erfahren.

Am Abend zwinkern die Freunde der Torwache vor dem Fort der roten Kuh verschwörerisch zu und schleichen sich zur Rotschänke. Jhorn geht voran und wirft einen Blick auf die Anwesenden. Neben Erinala Gutbier vertreiben sich fünf lunare Soldaten die Zeit mit einem Würfelspiel und trinken. Abgesehen davon befinden sich einige Mitglieder von Bozdagans Kapelle vor Ort. Jhorn entdeckt eine dunkle Ecke und winkt Orldes und Mersyn hinein. Mit dem Rücken zu den Soldaten huschen sie schnell ins Dunkel und beschränken sich zunächst aufs Beobachten.

Jhorn und Barmast hingegen mischen sich unter die Feiernden. Während Jhorn die Wirtin in ein Gespräch verwickelt und ein wenig von Mersyns und Orldes´ Anwesenheit ablenkt, hört Barmast eine Diskussion zwischen der Durulz – ihr Name ist Quakenpfuhl – und dem Kentauren Zinger Hendrik an. Quakenpfuhl gibt Zinger zu verstehen, dass die von ihm komponierten lange Epen nicht für einen Vortrag vor einfachem Volk geeignet sind. Hier im Fort der roten Kuh brauche er etwas Publikumswirksameres. Zinger Hendrik macht einen etwas gekränkten Eindruck. Er behauptet, dass man nun mal nicht bei jedem Heortling ein gehobenes Kunstverständnis erwarten kann, Donander, der Gott der Musiker, als dessen rechte Hand er sich sieht, verlange aber ein gewisses Niveau, und wie Quakenpfuhl sich sicher denken könne, werde es wieder einmal Zeit, sich seines Wohlwollens zu versichern.

Barmast hört eine Weile zu, beschließt dann aber, sich in die Angelegenheit nicht einzumischen. Eine Weile betrachtet er drei Satyre, die hin und wieder in ihre Flöten blasen, meist aber den Rauch kleiner, glimmender Haziaröllchen inhalieren und eine Menge gut gelaunten Blödsinn von sich geben. Dann aber gerät er ins Gespräch mit einem Trolling, der interessiert seinen Ogerknochen anschaut, immer wieder aber auch ängstliche Blicke zur Tür der Schenke wirft. Barmast erhält hier durchaus beunruhigende Informationen: Der Trolling heißt Groll und ist der Leiter von Bozdagans Trommeltruppe, sieben Trollingen, die sich vor einem Monat der Kapelle angeschlossen haben. Ursprünglich stammen sie aus den Rotwaldhöhlen, wo sie von einem Todesherrn Zorak Zorans als Sklaven gehalten und dazu abgerichtet wurden, für dessen Zombiearmee den Takt zu schlagen. Zwar konnten sie dem Diener des Trollgottes von Hass und Zerstörung entkommen, aber nun leben sie in ständiger Angst davor, dass ihr alter Meister sie aufspürt und wieder verschleppt. Barmast ist erstaunt: Das lunare Imperium ist ärgerlich genug – aber Zombiearmeen? Finstere Trollgottheiten? Todesherren? Er fragt noch ein paarmal nach, Groll bleibt aber bei seinem Bericht. Letztlich bittet er Barmast darum, während ihres Aufenthaltes im Fort der roten Kuh irgendwie die Gegend unter Beobachtung zu halten. Wenn ihr alter Meister komme und sie früh genug informiert würden, sei vielleicht noch Zeit genug, um zu fliehen. Barmast sei ja auch für seinen berühmten Ogerknochen  bekannt, wenn er das Tor sichere, könnten die Schergen ihres ehemaligen Gebieters sicherlich eine Weile aufgehalten werden. Nachdenklich erklärt sich Barmast damit einverstanden, beruhigt den Trolling aber: Der Clan der roten Kuh habe schon sehr lange keine Zombiearmee mehr zu Gesicht bekommen.

Orldes hingegen hält es nicht lange in seiner dunklen Ecke. Wie es das Glück will, ergeben sich die reichlich angetrunkenen lunaren Söldner schon bald dem Schlaf und schließen mit dem Kopf auf dem Schanktisch ihre Augen. Daraufhin schaut er sich neugierig die Mitglieder von Bozdagans Kapelle an und kann noch den Schluss der Auseinandersetzung zwischen Quakenpfuhl und Zinger Hendrik mit anhören. Als Zinger Hendrik sich darüber beklagt, dass Quakenpfuhl einen ungebührlich hohen Einfluss auf die Truppe haben, setzt sich Orldes zu den beiden auf einen hohen Hocker, stößt mit ihnen an und erzählt Geschichten von Ulanin, dem Reiter, dem berühmtesten Helden des Clans der roten Kuh aus alter Zeit. Zinger Hendrik hört ihm aufmerksam zu und dankt ihm hinterher. Er habe eine Idee und müsse nun ein wenig daran arbeiten. Daraufhin verlässt er die Rotschänke.

Orldes hat noch nicht genug und will einen Blick auf das Lager von Bozdagans Kapelle werfen. Heimlich schleicht er mit Mersyn zusammen in Richtung Amphitheater und nähert sich den davor abgestellten Wagen, doch ehe er sich versieht, ertönt in unmittelbarer Nähe das Fauchen eine großen Katze. Orldes versucht unter einen Wagen zu schlüpfen und dem Tier zu entkommen, sein Gegner ist allerdings ebenfalls dazu in der Lage. Orldes sieht aus den Augenwinkeln seinen Gegner und erschrickt: das ist mindestens eine große Raubkatze! Er nimmt die Beine in die Hand und läuft davon, das Tier aber verpasst ihm einen Schlag auf den Oberarm. Nachdem Orldes das Lager verlassen hat, verfolgt die Katze den kleinen Mann nicht weiter. Mit schmerzerfülltem Gesichtsausdruck kehrt er im Beisein seiner Freunde Mersyn, Jhorn und Barmast nach Grünweide zurück, wo er in einen tiefen Schlaf fällt.

Es ist der Lehmtag der Fruchtbarkeitswoche in der Erdzeit 1618. Am nächsten Morgen erwacht Broakar spät. Er öffnet einen Fensterladen und sieht in einiger Entfernung eine ungewöhnliche Szene. Die drei Satyre von Bozdagans Kapelle rauchen bereits wieder Haziaröllchen, trinken Wein und umgarnen ein paar Frauen, die sich neugierig in ihre Nähe begeben haben. Es sind auch ein paar Kinder dabei, die sich interessiert an den Röllchen zeigen und so aussehen, als nähmen sie auch gern einmal einen Zug. Broakar geht nach draußen und schaut sich das Treiben näher an. Dem Charme der Satyre erliegt er fast sofort. Schon bald brummt er ihre Lieder mit und zieht an einem Röllchen, das ihm mit freundlichem Blick gereicht wird. Heute wird er einfach einmal gar nichts tun, beschließt er, und ein aufregendes Gefühl der Gesetzlosigkeit erfüllt seinen ganzen Körper. Broakar ist angetan von dem Hazia und fragt die Satyre, ob er ein wenig davon erstehen kann. Die Satyre sind einverstanden und Broakar geht nach Hause, wo er ein paar Tauschwaren holen will. Seine Frau Ustarna hat von der Angelegenheit allerdings Wind bekommen. Mit leicht verkniffenem Gesichtsausdruck will sie wissen, was er sich dabei denke. Broakar bleibt aber trotz der Standpauke gelassen und will wieder zu den Satyren. Da sagt ihm Ustarna, er soll sich wenigstens darum kümmern, dass er den Kessel zurückbekommt.

Das immerhin gelingt ihm. Er kehrt etwas später mit seinem Kessel und einem Bündel Hazia zurück zu Ustarna, legt seinen Arm um sie und fragt sie, ob sie nicht auch einmal ein Röllchen mit ihm rauchen möchte. Widerstrebend lässt sich seine Frau darauf ein und so kommt es, dass sich Ustarna Tatenreich einen ganzen Tag lang untätig und faul, aber mit wohligem Gefühl neben ihrem Mann ins Bett legt... nur um Broakar am nächsten Morgen unmissverständlich verstehen zu geben, dass das eine absolute Ausnahme war! Ihr argwöhnischer Blick sucht das Regal ab und findet das Päckchen, das Broakar zu den Vorräten gelegt hat. Sie wird es genau im Auge behalten!

Auch in Grünweide beginnt der Tag spät. Barmast, Jhorn, Orldes und Mersyn sprechen über die Erlebnisse des gestrigen Abends in der Rotschänke, als sie plötzlich ein Geräusch am Eingang der Scheune hören. Jhorn springt nach draußen und sieht in einiger Entfernung einen Mann, der sich nach ihm umschaut und mit linkischen Bewegungen davonrennt. Jhorn stürmt ihm hinterher und erkennt relativ bald, dass es sich um Bolik Rotdrechsler handelt, einen Stotterer aus dem Clan, der von Estavia Goldaugen zum Glauben an die lunaren Gottheiten konvertiert wurde und nun als Missionar für den Kult der sieben Mütter ihr Werk fortzusetzen versucht. Bolik hat sich in der Vergangenheit bereits hin und wieder neugierig nach dem Aufenthaltsort von Mersyn und Orldes erkundigt.

Schnell erreicht Jhorn den Mann und schleppt ihn in die Scheune. Die Anwesenden sind sich im Klaren darüber, dass Bolik Orldes und Mersyn ohne mit der Wimper zu zucken an den Kommandanten Phargentes Spottnarbe verraten würde, wenn er eine Gelegenheit dazu bekäme. Und schlimmer noch: Bolik weiß nun auch, dass Jhorn und Barmast mit den beiden unter einer Decke stecken. Umbringen will ihn aber doch niemand. Allem Anschein zum Trotz gehört auch Bolik zum Clan der roten Kuh und ein Clansmitglied zu ermorden ist Sippenzwist – das schlimmste Verbechen, das Heortlinge kennen. Eine Weile wird diskutiert, ob er nicht den Rebellen übergeben werden könnte. Schließlich aber beschließt man, ihn einzuschüchtern. Barmast beschwört einen Geist herauf, der dem zitternden Priester einen unheilvollen Schwur abverlangt. Bolik gelobt schwitzend und zitternd, niemandem etwas von den vier Anwesenden zu verraten. Nach einer langen und dramatisch ausgestalteten Szene lässt Barmast Bolik los, der mit irrem Blick davonstolpert. Fragend schauen sich die vier Freunde an: Wird das reichen? Ganz sicher sind sie sich nicht.

Es ist der Windtag der Fruchtbarkeitswoche in der Erdzeit 1618. Noch einen Tag später ist das Konzert von Bozdagans Kapelle angesetzt. Broakar verlässt nach der Standpauke seiner Frau mit guten Vorsätzen das Haus und gerät sogleich in einen Streit. Vor dem Lager der Fahrenden gibt es Ärger. Eine Frau deutet auf einen Satyr und beschuldigt ihn, ihre kupferne Haarspange gestohlen zu haben. Außerdem ist ein Bauer vor Ort und berichtet davon, dass zwei seiner Schafe von einem wilden Tier gerissen wurden. Er habe Spuren gefunden, die wie die von Aluchsen aussahen, nur größer.

Auch Quakenpfuhl ist zur Stelle und versucht die Menschen von Clan der roten Kuh zu beruhigen. Sicherlich sei alles nur ein Irrtum, meint sie, aber die Leute sind aufgebracht und lassen sich nicht ohne weiteres beruhigen. Broakar erkennt, dass hier die Aufführung auf dem Spiel steht. Er ruft Orlanth um Beistand an und bittet ihn, ihm genügend Autorität zu verleihen. Dann begibt er sich zwischen die Streitenden und fährt seine Clanmitglieder mit gerechtem Zorn an: „Wisst ihr nicht, dass Häuptling Broddi diesen Leuten seine Gastfreundschaft versichert hat? Wie sieht diese Gastfreundschaft nun aus? Nach haltlosen Beschuldigungen und an den Haaren herbeigezogenen Verdächtigungen?“ Verwundert weichen seine Clanbrüder und Schwestern zurück. Quakenpfuhl ist ebenso erstaunt wie sie, versucht nun aber im Gegenzug für seine Unterstützung die Wahrheit ans Licht zu bringen. Streng spricht sie mit den Satyrn darüber, ob diese wüssten, wo sich die erwähnte Haarspange befindet. Die Satyre aber ziehen lediglich an ihren Haziaröllchen und werfen ihr ein paar unschuldige Blicke zu. Broakar fährt erneut seine Clanbrüder und Schwestern an: „Ihr wollt heute Abend ein Konzert hören, nicht wahr? Dann geht jetzt an die Arbeit und kommt erst wieder, wenn es soweit ist!“ Allmählich zerstreut sich die Menge und Broakar flüstert leise: „Sei gedankt, Orlanth!“

Am Abend versammeln sich die Menschen vom Clan der roten Kuh im alten Amphitheater. Mersyn sitzt in einem etwas entfernten Baumwipfel und schaut ebenfalls zu. Und was es zu hören und zu sehen gibt, ist wirklich aufsehenerregend. Bozdagans Gesang mag allein gewöhnungsbedürftig sein, im Zusammenspiel mit seiner Kapelle ist er sehr eindrucksvoll. Seine Pavianfrauen bilden einen großartigen Begleitchor. Zinger Hendrik wirkt bei seinem Lautenspiel geradezu entrückt und zaubert gläserne Klänge hervor, mit denen beim Anblick seines Instrumentes niemand gerechnet hätte. Den Panflöten der Satyre entspringen wilde Melodien, die stellenweise so klingen, als würde der Wind um die Hausecken fegen und als nach einer Weile zwei Menschen mit katzenähnlichen Gesichtszügen in Carnyx und Cornu blasen und die sieben Trollinge zum Klang ihrer Trommeln stampfen und Bronzebecken zusammenschlagen, gibt es auf den Rängen kein Halten mehr: alle Anwesenden verfallen in einen wilden Tanz und schütteln das Leid und die Kränkungen der jüngeren Vergangenheit zumindest für einen Abend ab.

Der angeblich magische Hut, mit dem Quakenpfuhl hinterher durch die Reihen geht, füllt sich großzügig mit silbernen Lunaren und Gulden. Der Clan der roten Kuh hat einen glänzenden Abend erlebt, an den er zurückdenken kann, wenn die bevorstehende Dunkelzeit allzu sehr auf die Gemüter drücken sollte.

-

Was macht man mit Bozdagans Kapelle, die zwar im Szenarioband detailliert und farbenprächtig beschrieben, für die aber keine einzige konkrete Abenteueridee angegeben ist? Ich habe darauf gehofft, dass meine Spieler das Bedürfnis der Clanmitglieder nach etwas Aufheiterung und Abwechslung erfassen. Das hat auch gut geklappt. Trotzdem war das Geschehen dieses Abends auf einer derart anderen Ebene als alles Vorangegangene, dass unser Spiel immer mal wieder ins Stocken geriet. Daher habe ich Bolik Rotdrechsler auftauchen lassen, den ich eigentlich erst etwas später vorgesehen hatte und eine eigentlich geplante Diskussion zwischen Ustarna Tatenreich und Broakar lieber noch etwas verschoben – die beiden hatten genug zu besprechen.

Zum Abenteuer „Fazzur will Frieden, jetzt!“ gehört die Angelegenheit natürlich nicht mehr wirklich, aber in gewisser Weise ist sie die heitere Kehrseite des vorangegangenen bitteren Geschehens, also habe ich sie kurzerhand zum zweiten Teil ernannt und keinen neuen Abenteuernamen vergeben.

Das Jahr 1618 ist fast vorbei. Eine letzte ominöse Begebenheit kurz vor dem Jahreswechsel spielen wir beim nächsten Mal. Wir haben auch fast genau ein Jahr gebraucht, um dieses Jahr zu erspielen.
« Letzte Änderung: 21.12.2020 | 23:11 von Chiarina »
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1619, Abenteuer 7: Menschenjagd (Sitzung 17)
« Antwort #30 am: 12.10.2020 | 11:36 »


Es ist der Windtag der Zwietrachtwoche in der Seezeit 1618. Nach der Entdeckung des Unterschlupfs von Orldes und Mersyn in der Scheune von Grünweide sind die beiden gesuchten Rebellen vorläufig in die Höhle von Voranga Kummervoll eingezogen. Mersyn ist damit nicht zufrieden, denn der Ort ist ihrer Meinung nach zu weit weg von den sozialen Ereignissen im Fort der roten Kuh. Geplant ist daher eine Untersuchung der Schwarzglasruine. An diesem Ort befinden sich die Überreste eines Außenpostens aus der Zeit des Imperiums der Wyrmfreunde. Eine große Statue eines Gerüsteten ragt hier über monolithische Steinblöcke, die einst vielleicht Mauern und Gebäude gewesen sind. Viele Steine der uralten Gebäude sind wie Kerzenwachs geschmolzen, als seien sie einer gewaltigen Hitze, vielleicht dem Feuerhauch von Drachen, ausgesetzt gewesen. Der Schatten des schwarzen Glases, eine nicht allzu bekannte Gottheit, soll diese Ruinen in Dunkelheit gehüllt haben, die Luft hier lässt Anwesende oft frösteln. Gerüchtehalber gedeihen hier besonders gut Kreaturen der Finsternis, gefährliche Pilze und Insekten, aber es sollen auch die Jäger der Trolle vom in der Nähe lebenden Sazdorf Stamm öfter hier in den Ruinen nach Medizin und Nahrung suchen. Es ist ein Ort, an dem Orldes und Mersyn wahrscheinlich keine Verfolgung durch das lunare Imperium befürchten müssten. Außerdem liegt er keine 5 Kilometer vom Fort der roten Kuh entfernt. Bis sie aber herausgefunden haben, ob sie an diesem Ort überhaupt leben können, wollen die beiden Geächteten mehr oder weniger willig in Vorangas Höhle bleiben.

Am heutigen Tag treffen sie sich mit Broakhar, Jhorn, Barmast und anderen mutigen Mitgliedern aus dem Clan der roten Kuh zum Eintag, dem höchsten Feiertag Orlanths, in einem Waldstück und führen vom lunaren Imperium untersagte Zeremonien durch, so gut das ohne Priester möglich ist. Bei der Gelegenheit werden auch Neuigkeiten ausgetauscht und so erfahren die Anwesenden von einer Veränderung im Rat des Clans. Broddi Sippenstark hat Salissa Dreigatten ihre Mitgliedschaft entzogen und Griselda Graulocken zu ihrer Nachfolgerin ernannt. Broddi soll Salissa gesagt haben, dass sie sich auf der Friedensmission zu den Smaragdschwertern zu wenig um ein Ende der Fehde zwischen ihnen und dem eigenen Clan bemüht hat. Es hat wohl Streit gegeben, in dem Kullina die Fette für Salissa Partei ergriffen hat. Kullina sei wohl sehr deutlich geworden und habe betont, dass die Smaragdschwerter sich dem roten Mond zugewandt haben. Sie halte es für absolut nachvollziehbar, wie jemand bei Friedensverhandlungen mit diesen verachtenswerten Nachbarn nicht sein volles Engagement in die Waagschale lege. Geholfen habe das Salissa Dreigatten allerdings nichts, sie habe ihren Sitz räumen müssen. Kullina sei daraufhin eine Woche später mit einem Karren in die roten Berge aufgebrochen, weil sie der sich dort verschanzten Rebellin Enastera der Roten Vorräte bringen wollte. Die meisten der Versammelten gehen davon aus, dass Kullina schon bald wieder zurück sein wird.

Dann aber geschieht während der Feierlichkeiten etwas Außergewöhnliches. Zwischen die Feiernden schlendert ein Aluchs, den Jhorn schnell als das Tier des abwesenden Orlanthpriesters Ashart Abendschlucker identifizieren kann. Er stellt sich aufrecht auf seine Hinterbeine, hebt eine seiner Pfoten und beginnt zur Überraschung aller Anwesenden mit menschlicher Stimme ein paar Verse vorzutragen:

Elf Lichter ich vor euch besing´,
Elf Sterne bilden Orlanths Ring.
Zehn schmücken nachts die Himmelsau,
Neun sind orange, einer blassblau.
Das Drachenhaupt im Zentrum schwebt,
durch grünen Sternenschmuck belebt.

Kurz darauf verschwindet das Tier wieder im Wald. Alle sind sich einig, dass es sich bei den Worten um eine Botschaft der Götter gehandelt hat. Der Ausdruck „Orlanths Ring“ bedeutet zweierlei: zum einen steht er für den Gott und seine Gefährten, die die überall weitererzählten mythischen Taten vollbracht haben, zum anderen ist er ein Sternbild, das nach dieser übernatürlichen Gesellschaft benannt wurde. Ein Sachverhalt bestimmt dabei allerdings die weiteren Gespräche des Abends: Orlanths Ring besitzt nur acht Sterne, nicht elf.

Es ist der Feuertag der Zwietrachtwoche in der Seezeit 1619. Der Clan der roten Kuh hat die heilige Zeit und den Jahreswechsel einigermaßen gut überstanden. Unbeschwert waren die vergangenen Tage aber trotzdem nicht.

Hin und wieder findet der angebliche neue Führer der Telmori Wolfsmenschen Erwähnung in den Geschichten, die sich im Fort der roten Kuh erzählt werden. Der Jäger und Fährtensucher Frekor Tiefwald erzählt Jhorn und Mersyn eines Tages von seinen Sorgen: „Ihr habt davon gehört, dass Jomes Hostralos zum Stellvertreter von Fazzur, dem Belesenen ernannt wurde? Fazzur wird jetzt bei der Belagerung von Weißwall und vielleicht auch noch weiter im Süden bei den militärischen Aktionen des lunaren Imperiums benötigt. Daher ist jetzt während seiner Abwesenheit Jomes Hostralos für die Führung Sartars zuständig und steht Prinz Temertain in Kühnheim zur Seite. Und genau jetzt, wo uns Jomes Hostralos als Verbündeter gegen die Wolfsmenschen nicht mehr zur Seite steht, erhebt sich da bei denen dieser Jogar Sog zum neuen Anführer und scheint sie aufzustacheln. Ich denke, wir müssen mit allem rechnen!“

Kullina die Fette ist aus den roten Bergen zurückgekehrt. Friedlicher geworden ist sie allerdings nicht. In den letzten Tagen wurde öfter unter vorgehaltener Hand erzählt, wie sie in Broddis Rat nach Hilfe für die Orlanthi im Süden und Unterstützung für die Rebellenführer Orstalor Speerherr und Venharl Sturmbraue bei ihren Überfällen auf die Versorgungslieferungen der lunaren Truppen verlangt hat. Bisher hat es Broddi nicht zugelassen, dass der Clan in diese Ereignisse hineingezogen wird.

Farandar Orendalsson war auf andere Art und Weise für die Rebellen tätig. Wie Mersyn und Orldes aus wohl unterrichteten Quellen erfuhren, führt er hin und wieder Freiwillige Mikis Schlammhühnern zu. Diese von Orstalor Speerherr angeführten Widerstandskämpfer führen Angriffe auf Angehörige des lunaren Imperiums entlang des Baches durch. Allerdings beklagen sich die dort lebenden Bauern inzwischen über deren Rücksichtslosigkeit, weshalb Griselda Graulocken immer wieder versucht, Farandar in seinem Rekrutierungseifer zu zügeln. Griselda propagiert in Broddis Rat eher einen Schulterschluss mit den Verbündeten des Clans und den Frieden mit seinen Feinden.

Während das erste Grün sich vorsichtig seinen Weg durch den tauenden Schnee bahnt beobachtet Broakhar eine ungewöhnliche Gesellschaft, die sich in Broddi Sippenstarks Halle trifft. Es ist nicht nur sein Rat zugegen, auch lunare Soldaten und andere Gäste befinden sich in seiner Versammlungshalle. Irgendwann läuft Jaranil, der Donnerer, an Broakhar vorbei und nimmt ihn einfach mit. Er sagt, Broddi könne sicherlich gut ein paar Clanmitglieder mehr in seiner Versammlungshalle gebrauchen. Die Mehrheitsverhältnisse dort tendierten eher in Richtung weniger freundlichen Gruppen. Broakhar folgt dem Anführer der Leibwächter seines Häuptlings und schaut sich kurze Zeit später in dessen Halle um.

Er sieht, wie Broddi gerade auf seinem Sitz in sich zusammen sackt und resigniert wirkt. Jaranil, der Donnerer hat sich inzwischen an seine Seite gesellt. Broakhar sieht auch Borngold Vielbrüder und überlegt sich, ob vielleicht die gegenwärtige Bedrohung durch die Telmori Wolfsmänner der Grund für diese Versammlung sein könnte, denn abgesehen von Frekor Tiefwald und Aethelric, dem Mädchen, ist Borngold der erfahrenste Wolfsjäger des Clans. Außerdem entdeckt Broakhar, dass Kangharl Schwarzstirn zu Gast ist. Es ist allgemein bekannt, wie der Friedensschluss mit den Smaragdschwertern im letzten Jahr bei dem Mann wenig Anklang gefunden hat und er immer noch versucht, den Clan der roten Kuh dazu zu bewegen, seinen lästigen Nachbarn zu zerschmettern. An seiner Seite steht Darna Mantel. Ihre Augen scheinen etwas verschwollen und ihr üblicherweise makelloses Äußere etwas ungepflegt und vernachlässigt zu sein. Kangharl Schwarzstirn beruhigt sie und bietet ihr einen Arm an, auf den sie sich aufstützt. Auch die anderen Ratsmitglieder sind anwesend.

Zwischen ihnen stehn zu Broakhars Überraschung Phargentes Spottnarbe, der Kommandant der lunaren Garnison, Sureela Weitgereist, die Priesterin und Missionarin von den sieben Müttern und einige lunare Soldaten. Warum mischt sich das lunare Imperium in die Angelegenheiten des Stammes ein? Broakhar sieht außerdem noch einen dicken Mann mit rotem Gesicht und deutlich vernehmbaren tarshitischem Akzent, der lang und ausgiebig über Banditen und Diebe schimpft. Am irritierendsten scheint Broakhar aber ein seltsamer Fremder, der in einer Ecke steht und dessen Nase wie die eines Hundes gestaltet ist.

Nach langer Klage gebietet Phargestes Spottnarbe entnervt dem Mann aus Tarsh zu schweigen. Dann spricht er: „Häuptling Broddi, du bist durch das Haus Sartars verpflichtet, die königlichen Straßen sicher zu halten. Ich betrachte deine Auseinandersetzungen mit den Smaragdschwertern wohlwollend, Prinz Temertain verlangt allerdings, dass die Straßen gefahrloses Reisen ermöglichen, sodass die Händler seines Freundes, des Königs von Tarsh, problemlos sein Königreich durchqueren können.“

Bei der Erwähnung Prinz Temertains, der lunaren Marionette in Kühnheim, sieht Broakhar, wie sich Farandar Orendalsson und Kullina die Fette ein schiefes Lächeln zuwerfen.

Phargentes Spottnarbe hält eine Schriftrolle in der Hand, an der ein eindrucksvolles Wachssiegel angebracht ist. Selbst Broakhar, der wie viele andere auch nicht lesen kann, erkennt das Siegel des Hauses Sartar, dem die Clans des Landes Loyalität geschworen haben.

Broddi wirkt etwas unsicher, holt sich die Meinung einiger seiner Ratsmitglieder ein, erhebt sich schließlich mit resigniertem Gesichtsausdruck von seinem Sitz und spricht: „Sehr gut, Phargentes, wenn deine Soldaten aus Angst vor den Wolfsmännern die Banditen im Hirschland nicht selbst jagen wollen, dann werden es Angehörige vom Stamm der Mutigen tun.“

Phargentes setzt zu einer Erwiderung an, aber der Mann mit der Hundenase legt ihm eine Hand auf den Arm und schüttelt mit seinem Kopf.

Wieder zögert Broddi. Er blickt sich um und schaut schließlich Broakhar in die Augen. Ein fragender Blick scheint von ihm auszugehen. Broakhar strafft seinen Körper und setzt einen entschlossenen Gesichtsausdruck auf. Schließlich spricht Broddi zu Phargentes: „Ich überlasse deinem Kopfjäger diesen mutigen Krieger, Broakhar Sonnenschild, zur Unterstützung. Ihr könnt auch unseren Schamanen Barmast mitnehmen.“ Dann nickt er Broddi dankbar zu, verabschiedet sich auch von dem Mann mit der Hundenase und verlässt mit einem müden Seufzer seine Halle.

Die Zurückgebliebenen beginnen nun zu besprechen, wie gegen die Banditen vorgegangen werden soll. Jaranil der Donnerer stellt zuallererst Broakhar den Mann mit der Hundenase vor: „Dies ist Buthur, ein Kopfgeldjäger des lunaren Imperiums“. Dann zeigt er auf den dicken, rotgesichtigen Mann aus Tarsh: „Baranath hat ihn angeheuert, um den Banditen, die ihn ausgeraubt haben, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.“ Broakhar sieht Buthur ein wenig angewidert an und überlegt: Buthur ist ein Fremder aus dem lunaren Imperium und besitzt hundeähnliche Züge. Der Clan besitzt eine lange, spannungsvolle Vergangenheit mit Hundeähnlichen, nicht zuletzt wegen seiner Verehrung des Katzengottes Yinkin. Ist dieser Buthur eine Art Telmori? Zumindest gibt es angenehmere Weggefährten, da ist sich Broakhar sicher.

Dann informiert Jaranil Broakhar über ein paar Hintergründe: „Die Überfälle ereigneten sich auf dem Jarolar Weg – Phargentes vermutet, dass die Banditen ihr Lager im Hirschland haben. Bis Hellwasser scheint der Weg sicher zu sein, die Überfälle fanden jenseits dieses Ortes statt. Gringle Erntekönig, das Oberhaupt der Osmanning, lebt in Hellwasser und an eurer Stelle würde ich ihn um Hilfe bitten – wenn irgendjemand mehr über die Banditen weiß, dann ist es wahrscheinlich Gringle. Buthur wird die Banditen aufspüren, wenn ihr am Ort eines der Überfälle etwas findet, über das er die Spur der Banditen aufnehmen kann. An einem solchen Ort dürfte eure Suche gute Chancen auf Erfolg haben.“

Dann spricht Borngold Vielbrüder mit Broakhar: „Hellwasser ist auch ein geeigneter Ort, wenn der Wildtag kommt. Ich begleite euch, um sicher zu sein, dass ihr heute Nacht in Sicherheit seid. Wir streiten noch immer mit den Telmori um das Hirschland. Ihre Jagdgruppen machen die Gegend noch immer unsicher. Ohne Magie oder Eisen lässt sich das Fell eines Werwolfes nicht durchbohren, es ist daher am sichersten bis übermorgen bei Gringle in Hellwasser zu bleiben. Wenn ihr mich fragt halte ich es durchaus für möglich, dass die Telmori hinter diesen Überfällen stecken.“

Jaranil schüttelt bei Borngolds Schlussworten den Kopf, sagt aber nichts und auch Buthur gibt nur ein paar einsilbige Kommentare ab und beschränkt sich ansonsten aufs Zuhören. Er zeigt wenig Interesse an Broakhar und macht einen arroganten Eindruck.

Broakhar fragt: „Ist es nicht möglich, dass es sich bei den Banditenüberfällen einfach um Rebellenangriffe handelt?“ An dieser Möglichkeit meldet Kangharl Schwarzstirn seine Zweifel an und lenkt den Verdacht auf einen anderen Feind des Clans, der ebenfalls in der Nähe des Hirschlandes zuhause ist: „In meinen Augen braucht man die Räuber nicht weiter als beim Zweikiefernclan in Pferderuh zu suchen. Ich würde mich an ihren Häuptling Kulbrast Offirson oder besser noch an dessen Frau Isbarnessa Ebernarbe wenden. Sie ist derzeit die eigentliche Anführerin der Gauner.“

Jaranil informiert Broakhar schließlich darüber, dass er für sich und Broakhar aus Broddis Stall ein Pferd auswählen darf, das sie für die bevorstehende Unternehmung ausleihen können. Im Stall nutzen Farandar Orendalsson und Kullina die Fette die Gelegenheit für ein paar vertraute Worte und sprechen Broakhar an. Farandar beginnt: „Das lunare Imperium übt massiven Druck auf Hochkönig Broyan von Heortland aus und hofft, Weißwall einnehmen und den Glauben an Orlanth zerschmettern zu können. Fazzurs Versorgungslinien für seinen Feldzug in den Süden sind lang, und führen von Tarsh durch Sartar bis ins Volsaxiland. Rebellen, die seine Karawanen angreifen, könnten seinen Vorstoß nach Süden möglicherweise beenden.“ „Wer immer sie sind“, fährt Kullina fort, „sie ziehen Phargentes Aufmerksamkeit auf sich und erreichen, dass einige der hier stationierten Feinde die Königsstraße vernachlässigen. Wenn ihr die Bemühungen dieses Kopfgeldjägers wenigstens für ein paar Tage vereiteln könnte, ohne dass er auf die Rebellen losgeht, ist vielleicht schon viel gewonnen. Von der Sache her würde ich mich an Gringle Erntekönig, das Oberhaupt der Osmanning Sippe in Hellwasser, wenden. Der Mann weiß meistens, was zu tun ist und wenn tatsächlich Rebellen im Spiel sein sollten, wird er sie kaum ausliefern.“ Broakhar nickt den beiden zu und verspricht, sein Möglichstes zu geben.

Zurück in der Halle führt Jaranil, der Donnerer im Beisein von Borngold Vielbrüder Broakhar in einen Nebenraum und holt aus einer Truhe ein mit Luftrunen besetztes Armband hervor, das er Broakhar aushändigt: „Das Band der Blitze. Es ist eine weitere Leihgabe an dich.“ Borngold fügt hinzu: „Wenn wir im Hirschland auf Telmori treffen, wirst du Magie brauchen, um sie zu vertreiben.“ Dankbar legt Broakhar das Armband an.

Dann bricht die Gruppe auf und Broakhar ist angesichts ihrer Größe überrascht. Neben Broakhar und Borngold Vielbrüder setzen sich Buthur, seine Gefährten und eine ihm unterstehende Einheit aus sieben doblianischen Hundefressern in Bewegung. Buthurs Gefährten sind ein edel aussehender Gerüsteter mit stechend blauen Augen in verschrammter Rüstung (genannt „Der Bulle“), ein stämmiger Mann in einem Löwenfell mit dem Löwenkopf als Kapuze und bronzenen Klauen an seinen Händen (genannt „Der Löwe“), ein glatzköpfiger Mann in Lendenschurz mit fremdartigen Stammestätowierungen im Gesicht, die wirbelnde Muster bilden (genannt „Der Jäger“) und ein Mann mit einer schweinsledernen Kapuze, der öfter kurze Grunz- und Schnarchlaute ausstößt (genannt „Der Schamane“). Buthur hat außerdem noch sechs Diener dabei, die für ihn kochen, Nachtlager vorbereiten, Lagerfeuer in Gang halten, Botendienste erledigen u. ä. Auch Borngold scheint beeindruckt und sagt: „Sprich doch mit Buthur und sorge dafür, dass Barmast nicht vergessen wird. Ich habe den Eindruck wir können hier jeden Mann, der das Kräfteverhältnis ein wenig auf unsere Seite verschiebt, gebrauchen.“

Broakhar erinnert Buthur an den Schamanen vom Clan der roten Kuh und kann den Kopfgeldjäger dazu bringen, seinen Trupp zu dessen Hütte zu führen. Barmast ist angesichts der Vielzahl plötzlich auftauchender Männer erschrocken, erfährt aber in einem kurzen, vertraulichen Gespräch mit Broakhar alles Nötige. Schnell packt er seine Sachen und setzt sich auf das bereitgestellte Pferd. Buthur spricht mit schwerem Akzent zu den Männern vom Clan der roten Kuh und sagt: „Lasst uns dem Vorschlag dieses Donnerers folgen und mit unserer Suche in Hellwasser beginnen.“

Die Reise verläuft etwas eintönig, denn Buthurs Gefährten, seine Diener und die Männer des lunaren Imperiums sprechen nur schlecht Heortling, bleiben unter sich und suchen kaum den Kontakt zu Broakhar und Barmast. Broakhar überlegt allerdings, wie er an weitere Verstärkung für seine Seite gelangen könnte und erzählt Barmast von der Idee, Mersyn und Orldes hinzuzuziehen. „Bist du verrückt?“, entfährt es dem Schamanen, „Mersyn und Orldes werden gesucht und der Typ mit der Hundenase ist ein Kopfgeldjäger!“ Nach einer Weile beschließt Barmast aber, Buthur ein wenig auszuhorchen. Er verstrickt ihn in ein Gespräch über seine Opfer, plaudert ein wenig über die Rebellen und fragt ihn nach verlockenden Aufträgen aus. Buthur erzählt Barmast nach einigem Zögern schließlich, dass Sureela Weitgereist ihm eine Belohnung für die Ergreifung des Rebellenführers Venharl Sturmbraue in Aussicht gestellt habe. Zwar sei nicht gesagt, dass er hinter den Überfällen steht, aber immerhin sei die Möglichkeit da, denn er ist in Hellwasser oder Siebeneichen gesehen worden. Möglichkeiten sollte man ergreifen! Barmast fragt Buthur, ob er auch Pläne hinsichtlich irgendwelcher kleinerer Fische unter den Rebellen verfolge. An diesem Thema scheint Buthur aber wenig Interesse zu haben. Es scheint Barmast, als wisse Buthur nicht über den Status von Mersyn und Orldes Bescheid. Dann wagt er einen Vorstoß: „Wir würden gern noch eine Frau für unsere Sache rekrutieren, die sich in einen Bären verwandeln kann. Allerdings müssten wir dafür auch einen kleinwüchsigen Gelehrten mitnehmen. Es ist der Vertraute der Bärenfrau. Die beiden sind nur gemeinsam zu haben.“ „Buthur spricht: „Eine Frau, die sich in einen Bären verwandeln kann? Interessant! Wo ist sie?“ „Nun“, Barmast druckst etwas herum, „sie wohnen etwas entfernt von hier. Vielleicht können wir sie holen? Wir kommen dann mit den beiden nach Hellwasser und schließen euch dann wieder an.“ Buthur ermahnt Barmast: „Dein Freund Broakhar hat seinem Häuptling versprochen, dass er mich unterstützt. Ich erwarte euch schnellstmöglich in der Halle von Gringle Erntekönig in Hellwasser.“ Barmast nickt beflissen und setzt sich mit Broakhar in Richtung Vorangas Höhle ab.

Zunächst erreicht aber ein anderer Gast Mersyn, Orldes und Voranga. Die Aluchse zischen und Voranga spricht: „Es sind keine lunaren Soldaten. Warten wir´s ab!“ Wenig später erscheint Darna Mantel auf einem Pferd. Sie bindet das Tier an einen Baum und geht auf Voranga zu. Mersyn betrachtet mit steigender Erwartung die noch immer etwas verschwollenen Augen und das ungepflegte Äußere der ansonsten stets makellos wirkenden Frau. Darna berichtet den Anwesenden: „Meine Tochter Saroosa Schicksalstrüb wird vermisst. Da die Telmori unter Jogar Sog, ihrem neuen Anführer, aktiver werden und unsere Grenzgebiete überfallen, besitzt unser Clan im Moment zu wenig Leute um eine Suche nach ihr zu organisieren. Ich bitte euch, in Hellwasser und Siebeneichen für mich nach ihr Ausschau zu halten. Ihre gebürtigen Eltern leben dort. Vielleicht war sie närrisch genug, um zu ihnen zurückzukehren.“ Darna hält inne, um ihre Tränen abzuwischen. „Ich werde dafür in eurer Schuld sein.“ Mersyn ist erstaunt, zeigt sich aber bereit dazu. Orldes nickt ebenfalls. Darna druckst noch ein wenig herum, dann fährt sie fort: „Ich habe einem Kopfgeldjäger Saroosas Haarnetz in die Hand gedrückt. Er steht in den Diensten des lunaren Imperiums und verlangt 20 Silbergulden aus Jonstadt für die Rückführung meiner Tochter. Ich würde das Geld bezahlen, aber lieber wäre mir, ich würde nicht in der Schuld eines Mondhundes stehen. Findet sie, wenn es möglich ist!“

Mersyn will daraufhin von Darna wissen, aus welchem Grund Saroosa weggelaufen sein könnte. Darna erzählt ihr, dass sie sich mit ihrer Tochter über deren Zukunft gestritten habe. Sie habe schon immer einen düsteren Charakter besessen, aber jetzt sei sie schon so weit, dem Humakt Kult beitreten zu wollen. „Könnt ihr euch das vorstellen? Ihre Mutter ist die erste Priesterin der Erdkönigin und sie will in die Dienste des Todesbringers treten! Ihr versteht, dass ich ihr das ausreden musste!“ Mersyn überlegt: Hellwasser und Siebeneichen ist ein möglicher Ausgangspunkt für die Suche, aber auch Eorics Hof sollte nicht ausgeschlossen werden. Dort lebt nämlich Orkarl Eisenbart, der einzige Humaktpriester im Clan der roten Kuh. Darna aber hat genug erzählt. Sie greift Mersyn und Orldes an die Schultern und behauptet, ins Fort der roten Kuh zurückzumüssen.

Wenig später erreichen Barmast und Broakhar die Höhle von Voranga und wundern sich, dass Mersyn und Orldes bereits am Packen sind. Sie hören von Darnas Besuch, erzählen von dem Banditenüberüberfall, verabschieden sich von Voranga und ihren Aluchsen und reiten schließlich zu viert nach Hellwasser.

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1619, Abenteuer 7: Menschenjagd (Sitzung 17)
« Antwort #31 am: 12.10.2020 | 11:48 »


Hellwasser besteht aus vier Langhäusern und einen Beobachtungsturm, um die eine Palisadenmauer gezogen wurde. Die vier Gefährten erreichen den Hof kurz vor Einbruch der Nacht. Sie sehen, dass Buthur und seine Männer bereits angekommen sind und in der Halle Gringle Erntekönigs sitzen. Zunächst begeben sie sich zu Jhorn, der in einem der anderen Langhäuser wohnt. Auch er wird mit den aktuellen Informationen versorgt und folgt seinen Freunden schließlich in Gringles Halle.

Einen Moment stehen die fünf am Eingang, aber schon bald kommt ein erfreut aussehender Gringle Erntekönig auf sie zu und begrüßt sie herzlich. Dann sagt er zu Broakar: „Ihr gehört zu denen, oder? Wer ist denn dieser Hund? Hat der auch eine Leine?“ Broakhar und Barmast grinsen ein wenig, setzen sich dann aber und bekommen einen Apfelwein gebracht. Die Versammelten warten auf ein Kaninchenragout, das bereits in einem großen Kessel schmort. „Wenn man bedenkt, dass die Wintervorräte aufgebraucht sind und hier mehr als zwanzig Gäste sitzen, ist das eine großzügige Geste“, meint Jhorn.

Buthur betrachtet neugierig Mersyn, die Frau, die sich in einen Bären verwandeln kann, und fordert dann Broakhar auf, ein paar Informationen über die Banditen einzuholen. Auf dessen Frage hin erzählt Gringle Erntekönig aber, dass er im laufenden Jahr noch keine Hinweise auf Banditen bekommen hat. Von einem Angriff auf eine Karawane will er nichts wissen. Seinen Informationen zufolge seien alle Banditen auf der Königsstraße zwischen Kühnheim und Hasardfurt aktiv. Hier bei ihm in Hellwasser habe es nur den üblichen Ärger mit dem Zweikiefernclan gegeben, der bei einem Viehdiebstahl ein paar Milchkühe des Ortes gestohlen habe. Vor einer Woche seien außerdem ein paar Jäger im Hirschland mit einer Gruppe von Telmori aneinander geraten. Glücklicherweise sei es kein Wildtag gewesen. Gringle nutzt die Gelegenheit, den Besuchern einzuschärfen, dass sie sich am Wildtag nicht ins Freie begeben sollten. Dann sagt er: „Ich weiß nicht, was ihr hier wollt. Vielleicht aber könnt ihr unsere Milchkühe zurückbringen oder die Wolfsmenschen vertreiben. Darüber wären wir hier sehr froh.“ Broakhar fragt, ob nicht der Zweikiefernclan oder die Telmori für die Überfälle verantwortlich sein könnten, woraufhin Gringle meint: „Ja, wäre möglich, ich weiß es aber nicht.“

Während Gringles Worten schnüffelt Buthur wiederholt in der Luft, wendet sich dann an Broakhar und behauptet: „Gringle lügt. Ich kann es riechen. Ich denke, du solltest uns schnellstmöglich auf den Jarolar Weg führen, damit ich die Fährte der Banditen aufnehmen und ihr Lager aufspüren kann.“ Die Gefährten versuchen Buthur zu einer Übernachtung zu überreden, dieser zeigt sich aber hartnäckig und lässt sich auch von der Gefahr der Werwölfe nicht abschrecken. Noch in dieser Nacht soll die Spur der Banditen aufgenommen werden. Immerhin lässt Buthur den Anwesenden noch Zeit zum Essen.

Während aufgetragen wird, wendet sich Broakhar vertrauensvoll an Gringle Erntekönig und fragt ihn, was wirklich los sei. Gringle behauptet, Kontakt zu den sogenannten Rebellen, die die Karawanen überfallen haben, gehabt zu haben. Dann sagt er: „Sie waren hier. Ich will versuchen sie zu warnen, damit sie fliehen können. Versucht mir so viel Zeit zu verschaffen, wie es möglich ist.“

Broakhar nickt und sagt: „Wir werden es versuchen.“ Dann aber spricht Mersyn mit Gringle über Saroosa Schicksalstrüb. Als Gringle und seine neben ihm sitzende Frau Orsta Trollhändlerin erfahren, dass Saroosa aus Darnas Haus fortgelaufen ist, regt sich letztere sehr auf. Gringle behauptet, auch in dieser Angelegenheit keine Informationen zu haben. Dann versucht er seine Frau Orsta zu beruhigen, diese aber weist ihn zurück und spricht laut und deutlich: „Sie ist meine Tochter und in meinem Bauch gewachsen. Diese Schlampe hat kein Recht dazu, sie zu sich zu nehmen.“ Nach diesen Worten läuft sie nach draußen. Gringle entschuldigt sich und eilt dann, begleitet von Barmast und Broakhar, nach draußen zu Orsta, um sie zu trösten. Es dauert eine Weile, bis sie sie dazu bewegen können, wieder in die Halle zurückzukehren. Broakhar erkundigt sich bei der Gelegenheit bei Gringle Erntekönig auch nach Saroosas Vater. Gringle erzählt ihm von Argrath Arkelsson, der in Siebeneichen mit seinen „nichtsnutzigen Brüdern“ lebt.

Broakhar beginnt mit Jhorn einen Plan auszuarbeiten. Jhorn behauptet: Wenn Saroosa nicht hier ist, finden wir sie vielleicht in Siebeneichen bei Argrath oder in Eorics Hof bei Orkarl Eisenbart. Wir sollten uns aufteilen!“ Gringle aber wiegelt ein wenig ab. Er sagt zu Broakhar: „Diese ganze Angelegenheit ist sehr verstörend für meine Frau. Eigentlich dachte ich, diese Dinge hätten wir hinter uns gelassen und jetzt kommt das alles wieder an die Oberfläche! Um Argrath in Siebeneichen muss ich mich selbst kümmern, so sehr ich eure Hilfe auch schätze.“ Die Gefährten sind einverstanden und beschließen dann eben Eorics Hof einen Besuch abzustatten.

Buthur hat einen Teil des Gesprächs mit angehört. Er zieht nun das Haarnetz Saroosas hervor, das Darna ihm gegeben hat, und sagt: „Ich kann mit Leichtigkeit ihre Fährte aufnehmen und werde daher von Darna meine Belohnung bekommen. Für eine kleine Entschädigung, vielleicht fünf Silbergulden, würde ich Mutter und Tochter aber ein paar Momente miteinander gönnen, bevor ich die Tochter in die Obhut ihres Vormunds zurück bringe.“

„Fünf Gulden!“, ruft Gringle und sein Gesicht läuft rot an. „Du mieser Hundesohn! Schnappe dir Fazzurs Banditen und lass uns allein!“

„In Ordnung“, antwortet Buthur. „Wenn wir sie haben, werde ich allerdings noch einmal vorbei schauen.“
Daraufhin treibt Buthur seine Leute zum Aufbruch. Während sie die Ausrüstung zusammenpacken verlässt Buthur die Halle und klettert auf die Palisadenmauer von Hellwasser. Orldes, Broakhar und Borngold Vielbrüder folgen ihm und können ihn dabei beobachten. Hinter Buthur steht der rote Vollmond, dem er sich nun zuwendet. Dann beginnt er zu heulen und aus der Wildnis des Hirschlandes antworten ihm Wölfe und Wolfverwandte mit einem ähnlichen Geheul. Die Menschen in Hellwasser schütteln sich vor Grauen. Borngold sagt zu Broakhar und Orldes: „Ich misstraue ihm. Er ist selbst ein halber Wolf.“

Es ist der Wildtag der Zwietrachtwoche in der Seezeit 1619. Kurz nach Mitternacht bricht ein zwanzig Köpfe starker Trupp Richtung Hirschland und Eorics Hof auf. Aus dem Augenwinkel kann Broakhar beobachten, dass Buthur den Löwen und den Jäger zurücklässt. Er scheint ihnen irgendeinen besonderen Auftrag erteilt zu haben.

Die Suche dauert allerdings nicht lang. Der Trupp hat vielleicht ein paar Schritte Richtung Hirschland getan, da taucht der Löwe wieder auf und nimmt Buthur zur Seite. Buthur wendet sich daraufhin an Borngold und Broakhar und sagt: „Gringles Frau ist verschwunden, weggelaufen! Vielleicht sucht sie ihre Tochter, vielleicht will sie aber auch die Banditen warnen. Ich kann nicht hinnehmen, dass dieses Ereignis den Erfolg unserer Mission gefährdet. Ich werde die Frau daher finden und zurückbringen. Euer Häuptling hat euch damit beauftragt mir zu helfen. Ich erwarte daher, dass ihr mir folgt.“

„Wir hätten ohnehin kein Mitglied unseres Clans den Werwölfen überlassen“, erklärt ihm Borngold.

Der gesamte Trupp kehrt nach Hellwasser zurück. Gringle Erntekönig ist über das Fortlaufen seiner Frau entsetzt und macht sich Sorgen. Immerhin riskiert sie für die Möglichkeit ihre Tochter zu sehen einen Zusammenstoß mit den Telmori. Gringle ist dabei seine Rüstung anzuziehen und greift nach seiner Axt und seinem Schild. Buthur organisiert. Nach einer kurzen Diskussion mit den doblianischen Hundefressern beschließt er, die lunaren Soldaten in Hellwasser zurückzulassen. Er sagt: „Sie haben Recht. Es ist nicht ihre Aufgabe irgendwelche Anwohner aufzuspüren, die einen Spaziergang bei Vollmond unternehmen.“

Nach erneutem Aufbruch führen Buthur und der Löwe die Gruppe an. Ihnen folgen der Bulle, der Schamane, Borngold Vielbrüder, die Gefährten und Gringle Erntekönig. Hin und wieder hält Buthur sich Saroosas Haarnetz vor die Nase und schnüffelt nach der Nachtluft. Manchmal begibt er sich auch auf alle Viere und stöbert im Boden herum. Relativ bald wird den Suchenden klar, dass ihr Weg nach Siebeneichen führt.

Im einzigen dort befindlichen Langhaus ist noch ein wenig Licht zu erkennen. Als Orstas Verfolger die Tür des Gebäudes öffnen, sehen sie Gringles Frau im Streit mit einem kahlköpfigen Mann. In einiger Entfernung sitzen zwei weitere Männer und schauen den beiden belustigt zu. Zur Überraschung der Verfolger befindet sich auch Buthurs Gefährte, der der Jäger genannt wird, vor Ort. Er scheint Orsta direkt verfolgt zu haben. Orstas Gesprächspartner reibt sich seinen kurzen Bart und sein linkes Auge zuckt vor Ärger. Dass sich jetzt auch noch Orstas Ehemann mit irgendwelchen Fremden in seinen Streit einmischt passt ihm gar nicht.

Orsta aber hält nur einen kurzen Moment inne, dann tritt sie auf Buthur zu und sagt: „Du hast behauptet, meine Tochter für fünf Gulden aufspüren zu können. Bring sie mir und die Belohnung gehört dir!“

Noch bevor Buthur antworten kann ist in der Nacht Wolfsgeheul zu hören. Buthur behauptet: „Sie haben sie gewittert.“ Dann wendet er sich dem Jäger zu, lächelt und spricht: „Also, alter Freund, du wolltest immer schon Werwölfe jagen, nun ist es so weit. Die Jagd ist eröffnet.“

Im Folgenden ergreift Borngold Vielbrüder das Wort und bietet seine Dienste an, um Saroosa aufzuspüren. Die Gefährten schließen sich an. Auch Argrath Arkelsson, der Mann mit dem Orsta gestritten hat, schließt sich der Suche an und behauptet, dass sei als Saroosas Vater schließlich seine Pflicht. Die beiden Männer, die Orstas und Argraths Streit beobachtet haben, sagen: „Für fünf Gulden sind wir dabei!“ Orsta knurrt: „Fahrt zur Hölle, Vogarth und Invarth“ und spuckt vor ihnen aus. Die beiden Männer lachen aber nur und sagen: „Warum sollten wir ohne Bezahlung an einem Wildtag unseren Hof verlassen?“

Schließlich macht sich die Gruppe auf und begibt sich erneut in die Dunkelheit der Nacht. Schon relativ bald wird Saroosa am Rand eines kleinen Wäldchens sichtbar. Orldes spornt sein Pony zu Höchstleistungen an und nimmt die Verfolgung des fliehenden Mädchens auf. Als er es erreicht, schluchzt es, als Argrath Arkelsson und Orsta Trollhändlerin auftauchen schlägt es um sich und lässt sich nur schwer beruhigen. Saroosa schreit schließlich: „Ich will zu Orkarl in Eorics Hof!“

Jhorn murmelt: „Der Weg dorthin ist nicht weit“, aber noch ehe eine Entscheidung gefällt wird, hört er in einiger Entfernung Zweige knacksen. Offensichtlich haben auch Buthur und der Jäger etwas wahrgenommen. Sie unterhalten sich in einer fremden Sprache und Buthur legt seinen Kopf schief und schnüffelt in der Luft. Dann wendet er sich den übrigen Anwesenden zu: „Wir werden gejagt. Nicht weit entfernt sind eine Gruppe Telmori Werwölfe mit ihren Wolfsbrüdern. Die Narren befinden sich gegen den Wind, ich rieche jeden Schritt, den sie machen. Vor solchen armseligen Jägern brauchen wir keine Angst zu haben.“

Der Jäger scheint begierig zu sein, ihre Fährte selbst aufzunehmen. Er sagt zu Buthur: „Vor langer Zeit hast du mir die Chance in Aussicht gestellt, für gutes Geld Werwölfe zu jagen, alter Freund. Nun endlich folgen Taten!“ Er schlägt vor, mit ein paar Männern um die Telmori herum zu manövrieren und dann aus einem Hinterhalt heraus zuzuschlagen. Die übrigen Anwesenden könnten sich währenddessen mit Saroosa in Richtung Sicherheit auf Eorics Hof zu bewegen.

Buthur nickt dem Jäger zu. Er ist mit dem Plan einverstanden. Dann teilen sich die Anwesenden auf. Dem Jäger folgen der Löwe, Borngold Vielbrüder, Gringle Erntekönig und Jhorn mit seinem Aluchs. Borngold ermahnt Broakhar, Saroosa und ihre Eltern in Eorics Hof zu bringen. Über Jhorns Unterstützung ist er trotzdem dankbar.

Dann ist in einiger Entfernung erneut Wolfsheulen zu hören. Buthur treibt Broakhar zur Eile an: „Sie wissen, dass wir unsere Verfolger entdeckt haben. Rennt jetzt! Rennt zu Eorics Hof!“ Der einzige, der noch zögert, ist Barmast, dessen Gesicht schon eine Weile lang zunehmend gequälte Züge annimmt.

-

Der Spieler von Barmast war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr anwesend. Hier hat er aber eine schwere Schicksalsentscheidung für seine Figur zu treffen. Deshalb haben wir die Runde an diesem Punkt vertagt.

Das Abenteuer passt an sich gut in unsere Gruppe. Ich habe die beiden Aufträge getrennt, um die Figuren aus dem Fort der roten Kuh und in Vorangas Höhle zusammenführen zu können. So konnte ich diesmal einen dieser plumpen Anfänge wie "Zufällig seid ihr da und hinterher geht ihr zu den Abwesenden und erzählt es ihnen" vermeiden.

An sich ist das Abenteuer interessant und bietet wieder einmal ein schwieriges Dilemma. Bis allerdings das gesamte Ausmaß der Angelegenheit auf dem Tisch liegt, ist es ein langwieriger Prozess. Der Aufwand für das Ausbreiten der Hintergründe ist so an der Grenze dessen, was meine Spieler noch aufnehmen können. Dafür starten wir beim nächsten Mal dann sofort mit Action.
« Letzte Änderung: 12.01.2021 | 18:09 von Chiarina »
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« Antwort #32 am: 25.11.2020 | 20:52 »


Nach einigem Zögern schließt sich Barmast der Gruppe an, die Saroosa zu Eorics Hof bringen will. Noch während er überlegt, grüßen Jhorn, Gringle Erntekönig, Borngold Vielbrüder, der Löwe und der Jäger die anderen und machen sich auf den Weg. Jhorn und der Jäger können immer wieder Geräusche der Telmori hören und ihre Mitstreiter daher leicht um den Feind herum führen. Zu einem Überraschungsangriff kommt es dennoch nicht. Als die fünf Männer über eine niedrige Hügelkuppe ziehen, stehen ihnen ihre Gegner plötzlich nicht allzu weit entfernt kampfbereit gegenüber. Es sind vier Telmori, deren Augen gelb zu leuchten scheinen. Sie sehen monströs verwandelt aus und sind in Wolfspelze gehüllt – offensichtlich ist es ihr eigenes Fell! Jeder dieser Telmori wird von seinem Wolfsbruder begleitet. Das ist ein echter Wolf, zu dem die Telmori eine enge persönliche Beziehung aufgebaut haben. Die Telmori und ihre Wölfe scheinen nicht überrascht zu sein, zögern nicht lang und gehen direkt zum Angriff über. Jhorn und seine Kumpanen versuchen sich auf eine gut zu verteidigende Stelle zurückzuziehen. Das funktioniert zumindest einigermaßen. Jhorn steht schnell mit dem Rücken vor einem zerklüfteten Felsblock, der von einem lichten Wald umgeben ist. Sein Gegner erweist sich allerdings als hartnäckiger Feind, der seinen Wolfsbruder zudem gut zu steuern weiß. Mehrfach kommt Jhorn in Bedrängnis, will sich zurückziehen, wird aber vom Felsen daran gehindert. Schließlich scheint die Entscheidung zu nahen und es sieht nicht gut für Jhorn aus, aber kurz bevor der Telmori ihn mit seinem Speer durchbohrt, beginnt sein Wolfsbruder zu winseln. Borngold Vielbrüder hat offenbar seinen Gegner besiegen können und leistet Jhorn nun Unterstützung. Die Ablenkung verhindert das Schlimmste und etwas später gelingt es Jhorn, dem irritierten Telmori einen gewaltigen Hieb mit seinem Runenschwert zu verpassen. Schließlich fliehen die Wolfsmenschen und lassen einen Toten und zwei tote Wolfsbrüder zurück.

Während des Kampfes eilt die andere Gruppe hinab in ein kleines Tal, durch das ein Bach fließt. Auch hier befindet sich lichter Wald. Die Hoffnung, möglichst schnell im Laufschritt die Sicherheit von Eorics Hof zu erreichen, erfüllt sich allerdings nicht. Unten im Tal bemerken die Fliehenden, dass sie in eine Falle gegangen sind. Zwischen den Bäumen sind in den Schatten an unterschiedlichsten Stellen Telmori und Wölfe zu sehen. Sie sind umzingelt. Broakhar schaut sich um und versucht einen Ausweg zu finden. Wieviele Telmori mit Wolfsbrüdern hier auf die nicht allzu kampfstarke Gruppe zukommen lässt sich nur erahnen. Da tritt aber Barmast auf Broakhar zu und sagt: „Flieht! Flieht und überlasst sie mir! Ich werde sie aufhalten!“ Broakhar sieht ihn fassungslos an: „Du willst dich für uns opfern?“ „Wir werden uns wiedersehen“, sagt Barmast. „Geht jetzt!“ Während aber Buthur, der Bulle, der Schamane, Orsta Trollhändlerin und Argrath versuchen in den Schatten die Reihen der Feinde zu durchbrechen, richtet Orldes seinen Stab auf den Bach, aus dem daraufhin ein wenig Nebel steigt. „Mist, nicht genug!“, grollt Orldes. Er versucht in den Nebelschwaden unterzutauchen, rutscht dabei aber auch noch auf einem glitschigen Stein aus. Leise fluchend dreht er sich um. Auch Broakhar wendet sich um. Sein Gewissen zwingt ihn dazu, sich noch einmal zu vergewissern, ob Barmast Unterstützung braucht.

Die beiden Beobachter machen allerdings eine seltsame Entdeckung. Barmast hat seinen Wolfsumhang von sich geworfen und beginnt ein lautes Wolfsgeheul von sich zu geben. Etwas später ruft er den Gestalten, die zwischen den Bäumen näherkommen, zu: „Bei Telmor, seid gegrüßt! Ich bin Barmast, ein ehemaliger Weggefährte und Vertrauter von Kostajor Wolfsstreiter. Vertraut mir, so wie mir auch eure Ahnen vertrauen!“ Mit diesen Worten schwenkt er den Stab, den er oft mit sich führt. Broakhar weiß nicht, was das zu bedeuten hat, aber er sieht, wie sich ein Telmori ihm nähert und flieht. Orldes schaut im Schutze des Nebels am Fluss noch ein wenig länger zu. Er sieht, wie aus der Spitze von Barmasts Stab ein geisterhafter Nebel strömt, der sich zu einer menschenähnlichen Gestalt zu verdichten scheint. „Er spricht die Wahrheit, Sundar Krummzahn!“, raunt eine hohl klingende Stimme. „Lasst ihn ziehen!“ Orldes wird es nun doch zu unheimlich und er läuft davon. Direkt im Anschluss daran schreitet ein besonders großer Telmori auf Barmast zu. Er zögert und scheint zu überlegen. Dann sagt er: „Du hast Glück, dass du einem Freund von Kostajor Wolfsstreiter gegenüberstehst. Das ist in unserem Volk keine Selbstverständlichkeit mehr!“ Barmast erwidert: „Du spielst auf Jogar Sog an, nicht wahr? Ich kannte ihn als Jüngling. Nie hätte ich gedacht, dass er zu einer Bedrohung werden könnte!“ „Es ist aber so, Schamane!“, antwortet Sundar Krummzahn. „Wärst du heute hier auf sein Gefolge gestoßen, hättest du um deine Haut kämpfen müssen! Nimm dich in Acht! Bei uns Telmori dürftest du im Moment nicht wohl gelitten sein.“ Dann lässt er ein lautes Heulen erklingen. In den Schatten unter den Bäumen geraten verschiedene Gestalten in Bewegung und kurz darauf ist es still.

Nur wenig später erreichen zwei weitere Figuren den Bach, an dem Barmast sich befindet. Es sind Orkarl Eisenbart, der Priester des Totengottes Humakt, und Mersyn, die sich bereits bei ihm auf Eorics Hof befunden hat. Das Wolfsgeheul und vielleicht auch die Kampfgeräusche haben den Priester und seine Besucherin offensichtlich aufgeschreckt. Orkarl fährt Barmast an: „Hast du den Feind gesehen? Wo ist er?“ Barmast denkt kurz nach, dann sagt er: „Euch schickt der Himmel! Ich denke, sie haben euch kommen hören. Eben gerade haben sie die Flucht ergriffen!“ Orkarl wundert sich, räuspert sich, ist aber leicht geschmeichelt und schweigt. Da nichts weiter zu tun ist, kehrt Barmast mit Orkarl und Mersyn zu Eorics Hof zurück. Die übrigen Mitglieder seiner Gruppe sind bereits dort angekommen.

Orkarl sieht, wie Borngold Vielbrüder und der Jäger sich daranmachen, den erlegten Telmori zu häuten. Orkarl Eisenbart aber tritt zwischen sie und verbietet es ihnen. Er sagt: „Wir sollten die Gefallenen ehren und ihre Felle nicht als Trophäen verwenden.“ Missmutig beginnen die beiden Männer, für den Toten vor Eorics Hof einen Scheiterhaufen zu errichten.

Dann aber kommt für Saroosa Schicksalstrüb der Moment, in dem sie mit Orkarl sprechen kann. Sie erzählt dem frommen Mann, dass sie sich Humakt anschließen will. Orkarl nickt ihr zu und spricht: „Ich werde mich an deinen Wunsch erinnern. Im Moment lässt er sich allerdings nicht erfüllen. Du wirst noch eine Weile warten müssen, denn Geduld ist eine Tugend. Bei deiner Initiation aber werde ich mein Wort für dich erheben, Tochter, und dir den Pfad des Todes zeigen, wenn du ihm dann immer noch folgen willst, das verspreche ich dir.“

Nach diesen Worten scheint Saroosas rebellische Ader plötzlich versiegt zu sein. Sie ist besänftigt. Gringle Erntekönig, Orsta Trollhändlerin und Argrath einigen sich darauf, dass Saroosa zunächst ihrem Vater nach Siebeneichen folgen soll. Orkarl und Borngold Vielbrüder werden sie dorthin begleiten. Saroosa erklärt sich bereit, ihnen zu folgen. Buthur sagt: „Ich werde schon bald zurück sein und dich zu deiner Ziehmutter Darna Mantel zurückbringen." Selbst auf diese Ankündigung nickt Saroosa lediglich ein wenig verträumt. Orsta scheint sich über Saroosas Gleichgültigkeit zu ärgern. Die Tochter, die sich von ihrer Ziehmutter lossagt, um zu ihrer leiblichen Mutter zurückzukehren scheint Wunschdenken zu bleiben.

Mersyn und Jhorn erklären danach, dass die Nacht zu gefährlich sei, um weitere Reisen zu unternehmen. So beschließen die Anwesenden zunächst ein wenig zu schlafen.

Bevor die Mitglieder des Clans der roten Kuh Ruhe finden, treffen sich Broakhar und Orldes mit Barmast in einem halbwegs abgelegenen Winkel der Halle von Eorics Hof zu einem Gespräch. Das Gespräch muss trotzdem immer wieder unterbrochen werden, weil sich irgendwelche Anwesenden nähern oder an ihnen vorbei nach draußen gehen, um sich zu erleichtern. Orldes und Broakhar fordern Barmast auf, ihnen von seinen Verbindungen zu den Telmori zu berichten. Die beiden sind aufgrund ihrer Beobachtungen im Wald vor Eorics Hof schockiert. Telmori habe im Clan der roten Kuh keine Freunde, sie werden misstrauisch beäugt, von einigen sogar gehasst. Jetzt stellt sich heraus, dass ausgerechnet ihr Schamane freundschaftliche Beziehungen zu den Wolfsmenschen unterhält. Barmast streitet nichts ab, aber er beschwört seine Loyalität gegenüber dem Clan der roten Kuh und bittet seine Freunde ihm zu vertrauen. Broakhar runzelt mit der Stirn und sagt: „Du hast geheult, Barmast! Wie ein Wolf! Weißt du, was passiert, wenn Jhorn davon erfährt?“ Barmast senkt den Blick und erwidert: „Es ist viel verlangt, ich weiß! Versucht trotzdem mir zu glauben: Ich bin auf eurer Seite!“ Orldes denkt an den Ahnengeist der Telmori, den Barmast beschworen hat und sagt: „Ich dachte dich zu kennen, Schamane, aber ich scheine mich in dir getäuscht zu haben. Das kann noch nicht das letzte Gespräch zu diesem Thema gewesen sein. Die Details sollten wir aber vielleicht ein andermal erfahren. Wir sprechen hier an keinem sicheren Ort.“ Alle drei Männer fallen in einen unruhigen Schlaf.

Es ist der Gottestag der Zwietrachtwoche in der Seezeit 1619. Am nächsten Morgen ziehen alle Beteiligten nach Siebeneichen und liefern dort Saroosa und Argrath ab. Orldes beobachtet, dass Gringle hier mit den bereits bekannten drei Männern von Siebeneichen, Argrath, Ivarth und Vogarth ein ernstes Gespräch zu führen scheint. Es handelt sich um Verwandte. Ivarth und Vogarth sind Gringles Brüder, Argrath ist Gringles Cousin. Worum es geht, kann Orldes nicht hören, Ivarth, Vogarth und Argrath machen aber einen feindseligen und verärgerten Eindruck, Gringle scheint beharrlich zu bleiben.

Etwas später kehren die übrigen nach Hellwasser zurück. Buthur drängt darauf, die Spur der Banditen aufzunehmen und behauptet: „Die Fährte kann auch verblassen, sodass selbst ich nicht mehr in der Lage bin, sie zu verfolgen. Wir müssen gehen.“ Er nimmt seine in Hellwasser zurückgelassenen doblianischen Hundefresser mit und zieht mit ihnen undseinen Gefährten weiter.

Die Freunde vom Clan der roten Kuh verabschieden sich von Borngold Vielbrüder und Gringle Erntekönig, schließen sich Buthur Trupp an und brechen dann unter dessen Führung in Richtung Hirschland auf. Die hier befindlichen lichten Wälder kennt Jhorn sehr gut. Trotzdem muss er anerkennend mit ansehen, wie sich Buthur zielstrebig und sicher auf die Suche macht. Broakhar wirft ein besorgtes Auge auf die vielen Möglichkeiten für Hinterhalte, die das Gelände bereithält. „Kein Wunder, dass es hier Banditen gibt“, murmelt er vor sich hin. Buthur macht immer wieder Halt um seine Spur zu verfolgen oder auf allen Vieren zwischen den Pflanzen neben dem Weg zu wühlen. Nach einigen Stunden nähert sich die Truppe der Kreuzung vom Jarolar Weg und dem Grünheft Weg. Hier begibt sich Buthur ins Gelände und führt sein Gefolge auf eine Lichtung, wo er die Überreste eines Lagerfeuers beäugt. Eine Suche erbringt ein paar zerbrochene Amphoren, wie sie von Karawanen transportiert werden. Buthur schnüffelt sorgfältig und murmelt dann: „Sie waren hier und haben hier die Beute verteilt.“ Plötzlich erhebt er freudestrahlend seine Stimme und sagt: „Ich werde sie von hier aus aufspüren können!“

Die Spur verläuft von der Lichtung aus durch das Hirschland und schließlich nach Pferderuh, der wichtigsten Siedlung des Zweikiefernclans. Der Trupp befindet sich damit auf feindlichem Gebiet. Jhorn warnt Buthur vor weiteren Schritten in dieser Richtung. Der Kopfgeldjäger lässt sich aber von der Verfolgung seiner Fährte nicht abbringen.

Die Bewohner der Siedlung lassen die Besucher deutlich spüren, dass sie ihre Anwesenheit nicht eben mit Sympathie betrachten. Die Mitglieder der Truppe werden verächtlich, fast schon feindselig behandelt. Für sie sieht es aus, als arbeiteten die Feinde des Nachbarclans auch noch mit einem Kopfgeldjäger des lunaren Imperiums zusammen. Während die Neuankömmlinge durch die schlammigen Straßen trotten, werden sie daher ausgebuht. Da die Truppe aber fast 20 Personen stark ist, lässt man sie nicht ungehindert durch den Ort laufen. Sie werden schon bald von ein paar Waffenherren des Zweikiefernclans aufgehalten und zur Halle des Häuptlings gebracht.

Kulbrast Offirson, der Häuptling des Zweikiefernclans, gewährt den Besuchern immerhin seine Gastfreundschaft, allerdings beschränkt er sich beim dazu gehörenden Ritual auf das unbedingt Notwendige. Seine Besucher bekommen nur Wasser zu trinken und seine misstrauischen Blicke lassen vermuten, dass er ihre Ankunft als Vorbote von Schwierigkeiten betrachtet. Seine Frau Isbarnessa Ebernarbe, eine Ernaldapriesterin mit vernarbtem Gesicht, sitzt an seiner Seite und flüstert ihm während des Gesprächs oft ins Ohr.

Buthur spricht Kulbrast schnell auf die Banditen an. Kulbrast behauptet aber, nichts über sie zu wissen. Er sagt: „Der Zweikiefernclan bietet seine Dienste den Karawanen auf dieser Straße an und beschützt sie vor den Telmori. Wir überfallen sie nicht. In euren Worten steckt eine Anschuldigung, die unser Verhältnis nicht verbessern wird! Achtet darauf, was ihr sagt!“

Buthur bleibt misstrauisch und stellt noch ein paar weitere Fragen, auf die er keine Antworten bekommt. Dann aber tritt ein großer, schlanker Mann mit schmalen Gesicht und krummer Nase vor ihn und spricht: „Ich bin Malan Überschuss und habe vielleicht einen Tipp für euch. Der kostet euch allerdings 20 Silberstücke.“ Nach einigem Verhandeln ist Buthur einverstanden und zahlt. Malan berichtet: „Du suchst die Banditen im falschen Clan. Frag bei den roten Kühen, warum drei Männer aus Siebeneichen Amphoren mit Wein aus Tarsh hier auf den Markt bringen. Frage sie auch, warum ihre Kornkrüge Stempel der lunaren Truppen tragen! Entweder haben sie kürzlich überraschende Geschäfte gemacht, oder sie sind von den Banditen bezahlt worden. Ja, vielleicht sind sie sogar selbst die Banditen!“

Sofort melden sich Jhorn und Mersyn zu Wort, die Schwierigkeiten für ihren Clan oder zumindest einzelne Clanmitglieder befürchten. Sie behaupten, Malans Worte seien haltlose Verleumdungen. Buthur solle den Worten ihrer Feinde keinen Glauben schenken. Buthur aber besteht darauf, dem Hinweis nachzugehen. Er erkennt allerdings auch, dass er in einer Zwickmühle steckt. Jhorn und seine Freunde sind Clansbrüder und Schwestern der Bewohner von Siebeneichen und er ist sich nicht sicher, wo ihre Loyalitäten liegen. Daher spricht er zu ihnen: „Euer Clan hat dem Haus von Sartar Eide geschworen, dass er die Straßen beschützt. Euer Häuptling hat euch damit beauftragt, mir dabei zu helfen, diese Banditen ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Heißt euch euer Gott nicht, euren auserwählten Führern zu folgen? Schwört daher, mich bei der Ergreifung der Verbrecher zu unterstützen!“

Mersyn sagt ihm direkt ins Gesicht, dass sie ihm gegenüber überhaupt keine Eide abzulegen gedenkt. Bevor die Konfrontation aber noch größer wird, lenkt Jhorn ein und sagt: „Wir sind jetzt hier in Pferderuh. Der Mann kann gelogen haben. Lass uns zumindest überprüfen, ob sich das Diebesgut nicht doch hier irgendwo findet.“ Buthur ist einverstanden, bestimmt aber, dass für eine derartige Suche nur genau dieser eine kommende Abend zur Verfügung steht. Am nächsten Morgen wird er mit seinen Leuten nach Siebeneichen zurückkehren und erwartet, dass Jhorn, Broakhar, Barmast, Orldes und Mersyn ihm Folge leisten. Außerdem gesellt er jedem Mitglied aus dem Clan der roten Kuh für den Aufenthalt in Pferderuh einen seiner doblianischen Hundefresser zur Seite, die sie im Auge behalten sollen.

Malan behauptet im Folgenden, dass eine Suche überflüssig sei. Der Zweikiefernclan habe vier Fässer Wein von den Männern aus Siebeneichen erstanden. Orldes organisiert daraufhin eine Vernehmung, bei der alle Mitglieder des Zweikiefernclans, die beim Kauf dieser Weinfässer anwesend waren, unvorbereitet und einzeln vernommen werden. Er hofft darauf, dass die Vernehmungen Widersprüche ergeben und die Schuld so doch noch auf den Zweikiefernclan abgewälzt werden könne. Bedauerlicherweise stimmen die Darstellungen der Beteiligten soweit überein, dass ihre Worte der Wahrheit entsprechen dürften.

Die Freunde haben inzwischen einen großen Respekt vor Buthurs Spürnase entwickelt. Daher macht sich Mersyn auf die Suche nach irgendwelchen Kräutern, dessen Verzehr seinen Geruchssinn auf irgendeine Art und Weise beeinträchtigen könnte. Ihr ständiger Begleiter erlaubt allerdings kein Verlassen des Ortes. Im Endeffekt führt Mersyns Suche nicht zu einem Erfolg.

Orldes aber nutzt ein paar unbeobachtete Momente, um eine kleine Zeichnung anzufertigen. Er malt einen Mann mit Hundenase und vier Amphoren in seiner Nähe, außerdem drei Männer, die sich von sieben Bäumen aus über einen Fluss bewegen. Dann übergibt er die Zeichnung Jhorn, der sie seinem Aluchs um den Hals bindet. Schließlich gibt Jhorn seinem Aluchs zu verstehen, dass dieser den Zettel zu Gringle Erntekönig nach Hellwasser bringen soll. Jhorn und Orldes haben den starken Verdacht, dass Gringle von den räuberischen Taten seiner Verwandten in Siebeneichen weiß und die Zeichnung entsprechend deuten kann. Sie hoffen, dass Gringle die Täter informiert und etwaige Beweisstücke in Sicherheit bringt. Unbemerkt verschwindet der Aluchs in der Nacht. Ob er Erfolg hat, wird sich zeigen, wenn Buthur und seine Gefährten Siebeneichen erreichen.

-

Höhepunkt der Sitzung war wahrscheinlich die Offenbarung, dass Barmast eine Vergangenheit bei den Telmori hat. Bisher wissen nur Orldes und Broakhar davon, die einigermaßen zurückhaltend reagiert haben. Die Angelegenheit ist aber noch nicht endgültig ausgestanden. Wenn Jhorn als alter Telmori-Hasser davon erfährt, wird es gruppendynamisch sehr interessant.

Ansonsten war die Sitzung nicht ganz einfach. Meine Spieler haben gespürt, wie sich die Probleme drohend am Horizont auftürmen und viele Überlegungen angestellt, wie sie Buthur von der Verfolgung ihrer Clanbrüder abbringen könnten. Erreicht haben sie am Ende nur, dass sich der Aluchs mit Orldes Zettel in Richtung Hellwasser abgesetzt hat. Vielleicht ein wenig frustrierend? Immerhin aber besser als nichts. Der Wurf ergab übrigens ein Unentschieden. Ich muss überlegen, was das für den weiteren Verlauf des Abenteuers bedeutet.
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1619, Abenteuer 7: Menschenjagd (Sitzung 19)
« Antwort #33 am: 22.12.2020 | 02:07 »


Es ist der Frosttag der Harmoniewoche in der Seezeit 1619. Am nächsten Morgen ziehen die Gefährten mit Buthur, dessen Vertrauten und Dienern und den sieben lunaren Soldaten nach Siebeneichen. Als der Gutshof in Sicht kommt lässt sich erkennen, wie ein Mann, der vor der Tür zum Langhaus gewartet hat, nach drinnen eilt. Buthur legt seine Stirn in Falten. Als er auf etwa hundert Schritt Entfernung an den Hof herangekommen ist, öffnet sich die Tür zum Langhaus und einige Männer treten vor die Tür. Etwas verkniffen meint Buthur: „Wir werden erwartet. Ich bin gespannt, von wem…“ Dann durchschreiten Buthurs Leute das Tor in der niedrigen Mauer.

Buthur zur Seite bauen sich seine Vertrauten auf: der Bulle und der Jäger zu seiner Rechten, der Löwe und der Schamane zu seiner Linken. Hinter ihm stehen die sieben lunaren Soldaten. Seine sechs Diener halten sich im Hintergrund. Mersyn, Orldes, Jhorn, Broakhar und Barmast versammeln sich links von Buthurs Gruppe. Ihnen gegenüber stehen die drei Männer aus Siebeneichen: Vogarth, Invarth und Argrath, aber sie sind nicht allein. Zu ihrer Seite steht Gringle Erntekönig mit zwei kräftigen, muskelbepackten Männern aus Hellwasser. Die Männer aus Siebeneichen und Hellwasser haben ihre Speere und Äxte zur Hand und sehen den Besuchern gespannt entgegen, einer von ihnen nickt Jhorn ernst zu. Es ist totenstill. Buthur blickt Gringle in die Augen. Dann beginnt er seine Gegner zu taxieren. Sechs bewaffnete Orlanthi, mit denen sollten seine Leute fertig werden. Voraussetzung ist allerdings, dass sich seine Helfer aus dem Clan der roten Kuh ihm gegenüber loyal verhalten… und das ist alles andere als sicher. Buthur schaut seine Vertrauten an, dann mustert er die lunaren Soldaten, schließlich schaut er Broakhar, Barmast, Jhorn, Mersyn und Orldes lange in die Augen… und was er sieht, gefällt ihm nicht.

Endlich bricht Gringle das Schweigen. Er wirft einen Beutel mit klirrenden Münzen Buthur vor die Füße. Dann spricht er: „Buthur! Du bist ein Kopfgeldjäger, kein Mann des lunaren Imperiums. Nimm das Eigentum des lunaren Händlers und die Münzen in dem Beutel mit und lass die Sache auf sich beruhen, es muss hier zu keinem Blutvergießen kommen!“ Die Gefährten wundern sich, denn Gringles Worte sind ein Schuldeingeständnis. Offensichtlich scheint er aber zu wissen, was er tut. Buthur überlegt einen Moment und sagt dann: „Ich bin bisher davon ausgegangen, dass die drei Männer hier“ – mit diesen Worten deutet er auf Vogarth, Invarth und Argrath – „nicht aus eigenem Antrieb lunare Karawanen überfallen, sondern im Auftrag des gesuchten Rebellen Venharl Sturmbraue handeln. Ist das richtig? Wenn ihr mir erzählen könnt, wo sich der Mann aufhält, werde ich euch keine Schwierigkeiten mehr machen.“ Die Gefährten wundern sich erneut. Venharl Sturmbraue ist ein bekannter Rebellenführer, von irgendeiner Verbindung zwischen ihm und den Aktivitäten der drei Männer aus Siebeneichen weiß aber niemand etwas. Wieder herrscht eine Weile lang Schweigen. Dann sagt Gringle Erntekönig: „Venharl Sturmbraue! Ja, wir kennen den Namen, aber er hat nichts mit der Angelegenheit zu tun und wir wissen auch nicht, wo er sich befindet.“ Buthurs Gesichtsausdruck verhärtet sich. Die Muskeln seiner Gefährten sind aufs Äußerste gespannt. Es sieht so aus, als könne es jederzeit zu einer tödlichen Auseinandersetzung kommen. Dann aber tritt Mersyn zwischen Gringle und Buthur. Barmast, Broakhar und Orldes folgen ihr. Jhorn begibt sich zum Tor in der niedrigen Mauer des Gehöfts und riegelt den Ausgang ab. Mersyn spricht: „Du hast Gringles Angebot gehört, Buthur. Schau jetzt in den Beutel und sieh nach, was dir geboten wird!“ Zögerlich hebt Buthur den Beutel auf, schaut hinein, lässt ein paar Münzen durch die Finger gleiten und sagt schließlich: „Keine Schuldigen und kein Venharl Sturmbraue! Ich mache hier keinen guten Schnitt, Gringle! Ich fordere zur Beute das Zehnfache.“ Ein paar Sätze werden gewechselt, schließlich erklären sich beide Seiten mit dem achtfachen Betrag einverstanden.

Nach der Einigung tritt Saroosa Schicksalstrüb aus einem Nebengebäude heraus. Sie hat sich aufgrund der drohenden Gewalt versteckt, ist nun aber bereit unter der Führung Buthurs zu ihrer Ziehmutter Darna Mantel ins Fort der roten Kuh zurückzukehren. Buthur nimmt die Waren Baranaths, des Händlers aus Tarsh, an sich und zieht mit Gringle nach Hellwasser. Hier übergibt Gringle mit säuerlichem Gesichtsausdruck Buthur den versprochenen Lohn. Da er nicht genug Bargld besitzt wechseln auch eine Kühe und Wertgegenstände ihren Besitzer.

Am Abend richtet Mersyn noch ein paar Worte an Buthur: „Was wirst du der lunaren Garnison im Fort der roten Kuh erzählen?“ Buthur antwortet: „Ich werde ihnen erzählen, dass meine Suche nicht von Erfolg gekrönt war.“ Mersyn denkt an die Kühe und anderen Reichtümer, die Buthur mit sich führt, dann betrachtet sie nachdenklich die sieben lunaren Soldaten, die sich mit unbeweglichen Gesichtern in einer Ecke von Gringles Halle aufhalten. Schließlich aber zuckt sie mit den Schultern. Es ist Buthurs Problem, wie er all das Phargentes Spottnarbe, dem Kommandanten der lunaren Garnison im Fort der roten Kuh, plausibel macht. Die Gefährten gehen schlafen.

Es ist der Wassertag der Harmoniewoche in der Seezeit 1619. Am Morgen verlässt Buthur mit seinen Vertrauten, den lunaren Soldaten und seinen Dienern Hellwasser. Die Gefährten führen daraufhin noch ein Gespräch mit Gringle Erntekönig, in dem Jhorn ihm versucht deutlich zu machen, wie kurzsichtig die Männer aus Siebeneichen gehandelt haben. Gringle scheint sich darüber vollkommen im Klaren zu sein. Er klagt über die dort lebenden Trottel, die zu allem Überfluss auch noch seine Verwandten sind. Er klagt außerdem über das hohe Schweigegeld, dass er an Buthur zahlen musste. Zu Broakhar sagt er: „Broakhar, wenn du bei Broddi im Fort der roten Kuh erzählst, was sich hier ereignet hat, dann berichte ihm auch davon, wie bedürftig die Bewohner von Hellwasser und Siebeneichen im Moment leben. Sollte er irgendwann einen Gedanken daran verschwenden, ob nicht irgendeine Siedlung des Clans ein wenig Zuwendung verdient, erinnert er sich vielleicht an die notleidenden Osmanning.“ Broakhar verspricht, Gringles Worte weiterzugeben. Dann sagt Gringle zu Jhorn: „Meine Worte stoßen bei den Strolchen aus Siebeneichen auf taube Ohren. Wenn ihr aber zum Fort der roten Kuh zieht, dann könntet ihr doch vielleicht noch einmal einen Abstecher dorthin machen. Vielleicht findest du Worte, die Vogarth, Invarth und Argrath zur Vernunft bringen! Es wäre nicht schlecht, wenn sie sich für eine Weile bedeckt hielten!“ Jhorn nickt grimmig.

Gegen Mittag brechen die Gefährten auf. In Siebeneichen nimmt sich Jhorn Vogarth und seine Kumpanen zur Brust. Seine Stimme ertönt laut durch deren Halle und möglicherweise verleiht ihnen Orlanth zusätzliche Macht. Während Vogarth zu Beginn des Gesprächs noch laut über den Verlust seines Beutegutes klagt, wird er nach und nach stummer und verspricht Jhorn schließlich, demnächst besser aufzupassen. Mit einem Humpen Met stoßen schließlich alle Anwesenden auf dem Clan an, dann ziehen die Gefährten weiter. Mersyn und Orldes trennen sich von ihren Freunden und begeben sich wieder in ihr Versteck, der Höhle von Voranga Kummervoll. Roakhar, Jhorn und Marmast reisen weiter zum Fort der roten Kuh zurück. Als sie es am Abend erreichen, ist Buthur schon nicht mehr dort. In der Halle von Broddi Sippenstark hören sie allerdings, dass Buthur das Diebesgut dem Händler Baranath zurückgegeben hat. Die drei Männer sind erstaunt. Eigentlich dachten sie, Buthur wolle das Diebesgut für sich behalten. Offensichtlich ist ihm das nicht gelungen. Ansonsten hat er wie angekündigt Saroosa Schicksalstrüb bei Darna Mantel abgeliefert und ist dann nach einem Gespräch in der lunaren Garnison weitergezogen. Als Broakhar Häuptling Broddi von den Nöten in Hellwasser und Siebeneichen erzählt wird dieser sehr nachdenklich. Er schaut die Gefährten scharf an, verzichtet aber darauf weitere Fragen zu stellen. Schließlich sagt er: „Da ihr nun mit eigenen Augen mitansehen konntet, wie es um unseren Clan bestellt ist, gehe ich davon aus, dass ihr besonders motiviert seid, den Clan wieder zu einem gewissen Reichtum zu verhelfen. Wir haben dem lunaren Imperium hundert Kühe ausgehändigt und in Hellwasser und Siebeneichen scheint es noch düsterer als hier bei uns auszusehen! Es muss etwas geschehen! Ihr sollt wissen, dass der Clan der roten Kuh in Kürze wieder versuchen wird, die Kühe des Riesen Bergilmer zu stehlen. Es ist eine Queste, die einige ausgewählte Mitglieder unseres Clans einmal im Jahr unternehmen, um an unsere roten Kühe zu gelangen. Unser Reichtum hängt ganz erheblich vom Erfolg dieses Unternehmens ab. Dieses Jahr, denke ich, ist es an euch, zu beweisen, was in euch steckt. Ihr wisst am besten, was auf dem Spiel steht.“ Broakhar nickt langsam und sagt: „Broddi, wir fühlen uns geehrt und werden unser Bestes geben.“ Schließlich kehren die Gefährten in ihre Wohnungen zurück.

Es ist der Lehmtag der Harmoniewoche in der Seezeit 1619. Während Ustarna Tatenreich, die Heilerin des Clans am folgenden Tag ein paar Hausbesuche macht, sucht ihr Mann Broakhar im Haus sein Schnitzmesser. Dabei stößt er schließlich auf die Schmucksammlung seiner Frau und stellt fest, dass sie ein ihm unbekanntes Stück enthält. Es ist eine kleine Figur aus Zinn, die eine königlich scheinende Frau darstellt. Die Figur sitzt auf einem Podest oder Kissen und trägt eine Kette und irgendein Gefäß, vielleicht irgendwelche Insignien in den Händen. Die Figur ist Broakhar nicht bekannt. Nachdem seine Frau am Abend wieder nach Hause gekommen ist, fragt er sie nach dem Anhänger. Ustarna erzählt ihm, dass es sich bei der Figur um Königin Deezola handele, eine Göttin, die im lunaren Imperium verehrt werde. Sie habe den Anhänger von Kallesra Morgensicht, der Heilerin aus dem Clan der Smaragdschwerter, geschenkt bekommen. Kallesra hat ihr erzählt, wenn sie mit ihren Heilkünsten nicht mehr weiter wisse, wende sie sich oft an Königin Deezola und wenn Ustarna wolle, könne sie das ja auch einmal versuchen. Schaden könne es jedenfalls nichts. Broakhar ist etwas erschrocken. Er fragt seine Frau, ob sie nicht mehr auf die Kraft der Erdmutter Ernalda vertraue. Im folgenden Gespräch stellt sich heraus, dass Ustarna mit dem Anhänger noch nichts unternommen hat. Sie glaubt immer noch an Ernalda, hat sich noch nicht an Königin Deezola gewandt und habe den Anhänger einfach nur zu ihren Schmuckstücken gelegt. Broakhar sagt: „Mach besser keine Dummheiten damit! Es kann auch sein, dass uns Ernaldas Gnade verloren geht, wenn sich unsere Heilerin von ihr abwendet!“ Ustarna schaut ihn etwas erschrocken an, verspricht dann aber, Ernalda weiter treu zur Seite zu stehen.

-

Die kurze Sitzung hat das Abenteuer zum Abschluss gebracht. Ob dieser kampflose Schluss jetzt alle glücklich gemacht hat, weiß ich nicht. Letztlich musste ich über das Unentschieden entscheiden, das erzielt wurde, als Jhorns Aluchs in der vorletzten Sitzung mit Orldes gemalter Nachricht zu Gringle Erntekönig geschickt wurde. Ich habe entschieden, dass die Nachricht Gringle Erntekönig zwar erreicht, aber nicht so früh, dass in Siebeneichen alle Beweisstücke beseitigt werden können. Gringle hat dann gleich alle Karten auf den Tisch gelegt und ein bisschen seine Muskeln spielen lassen. Er wollte seine Verwandten retten und war bereit, dafür etwas tiefer in die Tasche zu greifen.

Ein paar Gedanken mache ich mir noch über die lunaren Soldaten. Die haben mitbekommen, wie Buthur die Beute aus Siebeneichen weggeschleppt hat und dafür bezahlt wurde, dass er in der Garnison darüber nichts erzählt. Vielleicht hat Buthur den Soldaten ein Schweigegeld gezahlt… aber reicht das, auch dann wenn er weitergezogen ist? Hier gibt´s für meine Begriffe eine garstige Eskalationsmöglichkeit, die ich im Hinterkopf behalten werde.

Broakhars Gattin ist natürlich auch noch ein Eisen im Feuer.

Jetzt steht aber erstmal unsere erste Heldenqueste vor der Tür. Ich bin schon sehr gespannt.
« Letzte Änderung: 12.01.2021 | 18:11 von Chiarina »
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1619, Abenteuer 8: Der Raub von Bergilmers Kühen (Sitzung 20)
« Antwort #34 am: 19.01.2021 | 02:12 »


Es ist der Wildtag der Fruchtbarkeitswoche in der Seezeit 1619: Zweieinhalb Wochen nach den Ereignissen in Siebeneichen klopft es an die Tür von Broakhar Sonnenschild, der erstaunt feststellt, dass Broddi Sippenstark, sein Häuptling, ihn besucht. Broddi kommt schnell zur Sache und erzählt ihm, dass in zwei Tagen eine Gruppe von Clanmitgliedern aufbricht, um Bergilmers Kühe zu stehlen. Er besucht Broakhar, um ihn und seine Freunde dazu einzuladen.

Broakhar ist begeistert. Der Diebstahl der Kühe des Riesen Bergilmers ist eine Heldenqueste, die jedes Jahr einige erfahrene Clanmitglieder unternehmen. Bei Erfolg gebären die Kühe des Clans die fetten, roten Kühe, die dem Clan seinen Namen gaben und die Quelle seines Reichtums darstellen. Die Teilnehmer einer solchen Queste gehören zur Gruppe der Auerochsenbringer, die im Clan hohes Ansehen genießen.

Broakhar verspricht Broddi erfreut, seine Freunde zusammenzutrommeln und sich mit ihnen der Heldengruppe anzuschließen. Broddi weist Broakhar darauf hin, dass er sich besonders um Mersyn bemühen soll, weil „ein Clanmitglied mit einer Verbindung zu den Göttern, das zudem Erfahrung mit dem sanften Schnitt besitzt, eine Bereicherung für die Gruppe darstellt. Wir brauchen so jemanden, allein schon um die Möglichkeit zu haben, den Göttern zu opfern. Ihr solltet außerdem dran denken, dass es sich bei diesem Plünderzug um eine Heldenqueste im Angedenken unseres Helden Ulanin, dem Reiter handelt. Nehmt also Pferde mit!“ Der sanfte Schnitt ist eine besondere Art des Schlachtens, die Mersyn als fromme Anhängerin der Jagdgöttin Odayla schon häufig praktiziert hat. Die so geschlachteten Tiere behalten durch die Gnade Odaylas ihre Seele und haben die Möglichkeit zur Wiedergeburt. Bei Tieropfern verwendet der Clan der roten Kuh grundsätzlich den sanften Schnitt.

Broakhar schließt aus Broddis Aufforderung, dass kein anderer Geistlicher dabei sein wird. Er fragt: „Mein Häuptling, wer wird euch noch auf diesen Raubzug begleiten?“ Broddi sagt: „Außer euch werden noch alle meine Leibwächter mitkommen: Jaranil der Donnerer, Kernalda Umgekehrt, Ortossi Ketilsson, Jarstak Bürstenbart und Aethelrik das Mädchen. Abgesehen davon werden uns noch Farandar Orendalsson und Verlain der Entschiedene begleiten. Die beiden sind bereits erfahrene Auerochsenbringer.“ Broakhar nickt und fragt dann aber: „Warum bringt ihr euch durch eine solche Queste selbst in Gefahr, mein Häuptling, und schickt nicht jemand anders?“ Broddi allerdings knurrt nur ein wenig auf diese Frage hin und sagt: „Es ist… aus politischen Gründen… diesmal angeraten, dass ich selbst die Queste anführe.“ Broakhar denkt an den schweren Stand, den Broddi mit seiner zurückhaltenden Führung im Rat des Clans manchmal hat und glaubt zu wissen, dass es diesmal um noch mehr, als fette Kühe für den Clan geht. Es geht auch um die Autorität eines alternden Häuptlings, der im Erfolgsfall gegenüber seinen Kritikern einigen Boden gutmachen dürfte.

Schon bald darauf bricht Broakhar auf und benachrichtigt erst den Schamanen Barmast, dann Mersyn und Orldes in der Höhle von Voranga Kummervoll und schließlich Jhorn in Hellwasser. Nicht alle der Gefährten sind über den Zeitpunkt begeistert. Die Teilnehmer an der Queste werden wohl den Stammesmarkt verpassen. Außerdem steht die alljährliche Clanversammlung bevor. Ohne Broddi dürfte sie normalerweise verschoben werden, aber Heldenquesten sind von den Zurückgebliebenen auch schon genutzt worden, um unliebsamen Abwesenden Hindernisse in den Weg zu legen. Dennoch ist die Teilnahme an der Queste für die Freunde eine Ehrensache.

Frosttag der Stillstandswoche in der Seezeit 1619: Zwei Tage später bricht Broddi wie geplant zum Fest des Sturmstieres mit seinen Begleitern auf.

Wie üblich begeben sich weitaus mehr Clansmitglieder auf die Reise, als die, die im Endeffekt an der Queste teilnehmen. Bis Ulaninshof wird die Gruppe von Gefolgsleuten begleitet, die dabei helfen, die Zeremonien durchzuführen. Griselda Graulocken folgt ihnen als Stellvertreterin Ernaldas. Einige Gefolgsleute haben zur Unterstützung wiederum Gefolgsleute aus ihrem eigenen Haushalt dabei. Insgesamt machen sich 30 – 40 Clanmitglieder auf den Weg.

Kurz nach dem Verlassen des Forts der roten Kuh stoßen Mersyn und Orldes, die sich als gesuchte Rebellen im Fort nicht mehr blicken lassen dürfen, zu den Reisenden dazu. Broddi begrüßt beide erfreut und macht eine kurze Pause, in der den Teilnehmern an der Queste altertümliche Vingkotling-Kostüme und Masken sowie feine gold-, silber- und zinnbeschlagene Zeremonienzaumzeuge ausgehändigt werden. Diese Kostüme werden gebraucht, damit sich die Gruppe in der Anderswelt als Ulanin und seine Kriegerschar ausgeben kann. Broddi Sippenstark steckt sich die aufwändigste Maske ein. Er wird als Questenführer Ulanin den Reiter selbst verkörpern. Die meisten Reisenden sind beritten, zwei Versorgungswagen sorgen allerdings für ein gemächliches Reisetempo. Als die Gruppe aufbricht, sagt Broddi zu den Freunden: "Passt auf, was in der nächsten Zeit geschieht! Vielleicht wird irgendwann einer von euch diese Queste anführen. Dann solltet ihr wissen, was zu tun ist.“

Die erste Etappe der Reisenden führt nach Hasardfurt, wo sie von dem unermüdlichen Kommandanten der Torwachen, Korolfin Stielauge, eingelassen werden und sich Geos Bachstube zuwenden. Das bekannte Gasthaus steht am Südufer des Baches, direkt an der königlichen Straße. Durch das offenstehende doppelflügelige Tor betreten die Männer und Frauen vom Clan der roten Kuh den von einem hölzernen Palisadenzaun umschlossenen Innenhof. Hier befindet sich rechts und links des Tores eine kleine Schmiede und eine Brauerei. An der Rückwand ist das Gasthaus selbst, ein zweistöckiges Holzgebäude. Broddi weist ein paar Bedienstete an, sich um die Pferde zu kümmern und betritt dann im Erdgeschoss des Gasthauses die Schankstube. Der Wirt wird im Allgemeinen nur „Der Fels“ genannt und runzelt mit der Stirn: Obwohl Geos Bachstube ein großes Haus ist, ist es mit der Ankunft der Männer und Frauen vom Clan der roten Kuh fast völlig ausgebucht. Nach einigem Überlegen beschließt er aber, seine Gäste aufzunehmen. Die Reisenden bringen ihre Habseligkeiten in den allgemeinen Schlafraum im oberen Stockwerk. Einige von ihnen schlafen auch bei den Bediensteten direkt unter dem Dach auf dem Heuboden.

Dann erleben Broddi und sein Gefolge einen angenehmen Abend und hören ein paar interessante Geschichten. Sie bekommen erzählt, dass „Der Fels“ das Gasthaus vor drei Jahren übernommen hatte, nachdem der vorherige Besitzer von einem Nachtspaziergang nie zurückgekehrt ist. Die Anwesenden reservieren selbst an diesem vollbelegten Abend noch immer einen leeren Stuhl und einen vollen Bierkrug für ihn, für alle Fälle.

Etwas später bewundern Jhorn, Orldes und Mersyn den in der Küche befindlichen abgenutzten, ramponierten Bronzekessel, der bereits seit fünf Jahren über dem Feuer hängt und nie herunter genommen wurde. Hier brodelt permanent ein Fischeintopf. Broyan, der Koch, erklärt ihnen, dass sich die Menge des Eintopfs nie zu verändern scheint, egal, was man dem Topf hinzufügt oder entnimmt. Jhorn will das genauer erklärt bekommen und erfährt, dass es viele Gasthäuser gibt, die von dem legendären Reisenden namens „Geo“ gegründet wurden. In allen diesen Häusern existiere ein solcher Kessel und es heißt sogar, alle diese Kessel seien miteinander verbunden und teilten ihre Inhalte miteinander.

Broakhar lernt währenddessen in der Schankstube einen reisenden Culbrea mit grauem, schütterem Haar namens Orlonil kennen, der einem anderen in einen Wolfspelz gehüllten Gast ein paar mysteriöse Worte zuraunt: „Pass nur mit den Wolfspelzen auf! Wenn du sie zu lange trägst, wirst du selbst zu einem halben Tier, wie ein Telmori!“ Barmast lässt sich trotz seiner Vergangenheit bei den Telmori angesichts solch hanebüchener Gerüchte nichts anmerken.

Wassertag der Stillstandswoche in der Seezeit 1619: Am nächsten Tag reisen die Männer und Frauen vom Clan der roten Kuh auf der Königsstraße nach Süden bis Jonstadt. Broddi führt sein Gefolge zum Haus seines Sohnes, Bardrinor, dem Guten: Er ist ein reicher Rinderhändler, guter Geschäftsmann und wichtiger Handelsherr, der an den meisten Viehverkäufen in Jonstadt beteiligt ist. Die Freunde erfahren, dass Bardrinors Mutter den Namen Entarios trägt und Priesterin im Ernaldatempel von Grünstein ist.

Bardrinor ist ein stiller, fast schon schüchterner Mann und hat ein ruhiges und vernünftiges Gemüt. Allzu kriegerisch wirkt er nicht, aber allem Anschein nach ist er ein schlauer und eifriger Geschäftsmann, der sich mit den Gesetzen der Orlanthi besser auskennt als die meisten freien Gelehrten. Freigiebig bewirtet er Broddis Gefolge für einen Abend und weist ihnen Schlafgelegenheiten in seinem Haus und seinen Ställen zu.

Lehmtag der Stillstandswoche in der Seezeit 1619: An diesem Tag reist Broddis Mannschaft weiter auf der Königsstraße nach Süden, erreicht die Ausläufer der Quivin Berge und kehrt am Abend in „Geos Höhenstube“ ein, einem weiteren Gasthaus des legendären Reisenden. Hier verbringen die Reisenden einen ereignislosen Abend.

Windtag der Stillstandwoche in der Seezeit 1619: Am Abend dieses Tages erreichen die Reisenden nach einem Ritt in die Berge die alte Königsstadt Kühnheim. Sie bewundern die atemberaubende Gebirgslage, schauen sich ein paar der Wohninseln an, die in Kühnheim teilweise in die Felswände gebaut wurden, kehren dann aber schließlich in eine billigen Herberge in der unteren Ostinsel ein. Am Abend unterhält sie ein ansässiger, vernarbter Viehzüchter mit Pferdeschwanz namens Salitar mit einigen seltsamen Geschichten über die Drachenmolche. Der große, hagere Mann behauptet, wer einen Drachenmolch töte, tue ihm einen Gefallen und helfe ihm dabei, eine höhere geistige Ebene zu erreichen. Werde er wiedergeboren, käme er dann bei seinem Wohltäter vorbei und tue ihm einen Gefallen. Ungläubig starren ihn Broddis Männer an, Salitar bleibt aber bei seiner Aussage.

Feuertag der Stillstandswoche in der Seezeit 1619: Am nächsten Tag reisen die Männer und Frauen vom Clan der roten Kuh weiter hinab ins Killardtal und nach Gutscheid, wo sie die Abzweigung über den Sambaripass durch die Saruvan Hügel nehmen und in einem kleinen Weiler in zwei Scheunen übernachten.

Wildtag der Stillstandswoche in der Seezeit 1619: Am Ende dieses Tages erreichen die Reisenden Wilmskirch. Hier führt Broddi seine Leute zu Vadenstar, einem bekannten Maler, dessen Frau in einem alten Bauernhof im Künstlerviertel ein Gasthaus aufgemacht hat. Broddi sorgt für einen brauchbaren Schlafplatz, erkundigt sich dann aber nach Ortskundigen um sie als Führer verdingen. Jhorn fragt ihn, ob er den Weg nicht kenne, er habe die Reise doch sicherlich schon ein paarmal gemacht. Broddi erzählt ihm aber, dass der Rest des Weges auf schmalen Pfaden in die Quivin Berge zurückführt. Das Gebiet gehört eigentlich dem Stamm der Locaem, in letzter Zeit werde es ihm aber vom Clan der Enjossi, Männern der Colymar, streitig gemacht. Er will nicht unbedingt irgendwo zwischen die Fronten geraten und brauche deshalb einen Mann, der die Gruppe um die Kämpfenden herum führen kann. Jhorn schaut ihn kritisch an. Da Broddi aber schon bald einen Mann namens Kalan präsentiert, schweigt er. Kalan trägt ein Ziegenbärtchen und erklärt sich bereit, die Reisenden durch die Region Balmyr nach Ulaninshof zu führen. Er scheint ein frommer Anhänger Orlanths zu sein und hat oft ein Gebet an den Herrn der Stürme auf den Lippen.

Gottestag der Stillstandswoche in der Seezeit 1619: Nach einem Marsch durch das Beerenreichtal unter der Führung von Kalan erreichen die Reisenden am Abend Ulaninshof. Von dem ehemaligen Gut des legendären Helden ist nicht mehr viel übrig. Neben ein paar verfallenen Mauern auf einem Hügel befindet sich allerdings in einer kleinen Senke ein aufrecht stehender Obelisk, in dessen Seite die Bewegungsrune eingraviert wurde. Broddi erklärt: „Hier auf diesem kleinen Hügel stand einst Ulanins Hof. Es ist ein heiliger Ort, an dem die Kraft der Bewegung besonders stark ist. Bis zu Orlanths Schwerttag ist noch vier Tage Zeit. Dann werden wir uns auf den Weg in die Anderswelt begeben. Schlagt nun ein Lager auf!“

In den nächsten Tagen richten sich die Reisenden auf Ulaninshof ein, so gut es eben geht. Orldes stellt erfreut fest, dass Broddi aus den Schätzen des Clans den Meteoritenspeer mitgenommen hat. Zu Jaranil, dem Donnerer sagt er: „Garans Gabe an unseren Clan! Es ist gut, den Speer hier zu wissen! So wie er uns gegen die Dunkelheit beigestanden hat, so hilft er uns vielleicht auch gegen Riesen!“ Versonnen betrachtet er den langen Schaft mit den eingravierten Bildern von der himmlischen Sphäre und dem Kommen des Sternenhauptmannes, versonnen betrachtet er auch die blattförmige Speerspitze, die angeblich aus meteorischem Eisen bestehen soll.

Während der Wartezeit führen die Freunde einige Gespräche mit Broddis Leibwächtern und erfahren viel über die ihnen bevorstehende Aufgabe. Besonders wissbegierig zeigt sich dabei Jhorn. Eines Abends fragt er Ortossi Ketilsson über die Hintergründe der Queste aus. Ortossi erzählt:

„Indem die Orlanthi dem Riesen Bergilmer in der Anderswelt seine Kühe stehlen, tun sie es Ulanin, dem Reiter nach. Dieser Held war der Schwiegersohn König Vingkots und darf als Urvater des Clans der roten Kuh gelten. Er stahl den Auerochsen aus der Herde Bergilmers und dessen Einfriedung wurde danach zum Fort der roten Kuh.“

Jhorn will wissen, warum der Clan dieses Risiko eingeht. Ortossi erzählt ihm: „Wir sind in der späten Seezeit unterwegs. Wenn wir die Queste erfolgreich abschließen, gebären unsere Kühe in der folgenden Seezeit unsere berühmten roten Kälber. Unser Unternehmen startet üblicherweise mit den Riten an Orlanths Schwerttag, auf diese Weise hoffen wir auf göttlichen Beistand für unser Unternehmen.

Jhorn fragt Ortossi Ketilsson, warum kein anderer Clan Sartars diese Queste unternimmt. Ortossi sagt: „Die letzten, die es versucht haben, waren die Culbrea unter der Führung von Hofstaring Baumspringer. Sie haben eine krachende Niederlage einstecken müssen. Seit einigen Jahren ist Ruhe.“

Jhorn will wissen: „Und wir? Warum gelingt es uns, was anderen versagt bleibt?“ Daraufhin lächelt Ortossi und antwortet: „Wir kennen etwas, was sie nicht kennen: die Gänge unter unserem Fort. Der erste, der von diesem Wissen profitiert, war Maklan, der Fette und Gute. Zu seiner Zeit hieß unser Clan noch nicht „Clan der roten Kuh“. Wir konnten auch noch keine roten Kühe züchten. Maklan wusste aber von Bergilmer und Ulanin. Er unternahm eine Queste und scheiterte, wie alle anderen auch. Dann aber erfuhr er von einem Fort, in das sich vertriebene Durulz geflüchtet hatten: die ehemalige Feste Bergilmers. Maklan hat dann in der Folge die unterirdischen Gänge entdeckt und fand auf einer späteren Queste einen geheimen Weg in die Festung. Er gelangte unbemerkt zum Tor und öffnete es seinen Männern, die das Fort belagerten. Seitdem wissen die Auerochsenbringer darüber Bescheid, wie die Queste zum Erfolg geführt werden kann. Broddi Sippenstark ist Priester von Ulanin dem Reiter und hat die Queste schon mehrfach durchgeführt. Zweimal auch schon mit Erfolg!“

Jhorn fragt: „Wir schleichen uns also in die Festung hinein?“ Ortossi nickt und sagt: „In einem See in der Nähe gibt es ein paar Unterwasserhöhlen. Einige von ihnen besitzen Zugänge zu den Gängen unter dem Fort.“ Jhorn sagt: „Für die Durulz war das kein Problem, aber für uns?“ Ortossi sagt: „Wir sind zwar keine Enten, aber schwimmen können wir auch. Manchmal hilft uns übrigens sogar die Nymphe Agilia. Sie existierte bereits zu Ulanins Zeit.“

Dann fragt Jhorn, wie die Queste weitergehe. Ortossi Ketilsson sagt: „Üblicherweise geben wir uns mit Bergilmers gewaltigem Stier Gochbadun zufrieden. Wir rauben ihn und fliehen dann zum Tor hinaus. In der Regel hat das einen Kampf mit den Riesen zur Folge. Manchmal haben wir Erfolg, manchmal aber auch nicht.“

Jhorn will wissen, was mit denjenigen geschieht, die auf der Queste den Riesen unterliegen. Orstossi sagt: „Oh, auch sie kehren wieder in unsere Welt zurück. Allerdings ziehen einige von ihnen ins Haus des Unglücks ein. Die Erfahrung ist recht intensiv.“ Das Haus des Unglücks! Jhorn weiß, dass das der Begriff ist, mit denen Menschen bezeichnet werden, die auf einer Heldenqueste Schaden an Körper oder Geist genommen haben. Es schüttelt ihn ein wenig.

Am folgenden Tag erzählt Jhorn seinen Freunden, was er erfahren hat. Am Abend sitzt er wieder bei Ortossi. Diesmal ist auch Orldes mit dabei. Jhorn fragt Ortossi: „Wie hat damals eigentlich Ulanin Bergilmers Kühe gestohlen? Er wusste doch noch nichts von den Gängen unter unserem Fort, nicht wahr?“ Ortossi sagt: „Oh, was das angeht, sitzt ein Wissender unter uns. Lasst uns die Geschichte aus dem Munde Orldes hören!“ Daraufhin erzählt Orldes den Mythos vom Raub der Riesenkühe:

Gochbadun war der Sohn des Urox und einer der großen Auerochsen aus alter Zeit, strotzend vor Gesundheit und Energie, mutig, wild und stark. Er gehörte zur Herde von Bergilmer, dem Häuptling der Riesen, dessen Clan nördlich der Quivin Berge lebte. Kaum jemand wagte es, ihm diese Ländereien streitig zu machen.

Die Späher von König Ulanin berichteten davon, dass Bergilmers Clan eine Vorliebe für Menschenfleisch hat. Der Rauch, der seiner Halle entwich, trug den schrecklichen Geruch von gebratenem Menschenfleisch mit sich. König Ulanin geriet darüber in Zorn, seine Berater aber rieten ihm davon ab, den Häuptling der Riesen anzugreifen und erzählten ihm, dass dessen Halle von starken Holzwällen umgeben wäre und von zweiköpfigen Hunden bewacht würde.

Ulanin erfuhr schließlich auch von dem großen Stier Bergilmers. Nun war er nicht mehr zu halten. Er gelobte, dass er Gochbadun für seine eigenen Herden gewinnen und Bergilmers Clan aus der Region vertreiben werde. Seine Kriegerschar besaß blitzende Speere und Kettenrüstungen und machte sich mit ihrem Herrn gemeinsam zur Feste Bergilmers auf. Unter den vielen, guten Männern, die mit Ulanin ritten, befand sich auch Brandig Blauhelm und Joram, das Schwert, außerdem Harkala Glotzauge, die damals Koroltes verlassen hatte um ins Exil zu gehen.

Ulanins Krieger hielten östlich auf die Wilden Berge zu, passierten Korgradus und Hareva. Diese Siedlungen im Abstand eines Tagesmarsches gehörten zu den Ländereien König Ulanins und die dort lebenden Menschen hießen ihn herzlich willkommen und bewirteten ihn großzügig. In den Hügeln mussten sich Ulanins Krieger gegen Räuber zur Wehr setzen, deren Dreistigkeit ihn erschreckten. Schließlich aber erreichten er und seine Krieger noch weiter im Osten die Ländereien der Riesen, die die Menschen seit langem nicht zu betreten wagten.

Schon bald kam es zwischen Ulanins Kriegern und Bergilmers Riesen zur Schlacht, in der viele Gefolgsleute Ulanins starben. Die zweiköpfigen Hunde erwiesen sich als fürchterliche Gegner, letztlich durchbohrte Ulanin sie aber alle von seinem Pferd Goldwind aus. Nach seinem Sieg marschierte er mit seinen Männern auf den Bordenhügel zu. Bergilmer hatte sich mit seinen Riesen feige in sein dort befindliches Fort zurückgezogen.

Zunächst belagerte Ulanin diesen Zufluchtsort, dann aber griff er an. Sechsmal erstürmte er die Wände der Festung und sechsmal wurde er zurückgeworfen, aber Ulanin gab nicht auf. Beim siebten Versuch schlug Ulanin eine Bresche in eine Wand des Forts, durch die seine Männer dort eindringen konnten. Zwar konnte der feige Bergilmer entkommen, aber Ulanin nahm seine Festung in Besitz.

Er errichtete an diesem Ort eine Hügelfeste mit zwei Gräben und drei Dämmen, die eine halbe Meile Durchmesser hatten. So konnte er die erbeutete Herde schützen.

Die Hügelfeste wurde später das Fort der roten Kühe genannt und dreimal auf die Probe gestellt.

Beim ersten Mal kehrte Bergilmer zurück um seinen Stier Gochbadun zurückzugewinnen.

Beim zweiten Mal plünderte König Hargart der Händler von den Stravuli die Ländereien der Orgorvaltes, weil er Gochbadun für sich gewinnen wollte. In diesem Krieg konnte Jarenst Bärenkeule die Kriegsmeute Hargarts bei Hasardfurt drei Tage lang vom Durchqueren der Furt abhalten.

Das dritte und letzte Mal ereignete sich, als die Fäulnis-aus-den-Wäldern eine Armee von Broos an den Ort führte. Bei diesem Ereignis fiel das Fort und es blieb niemand am Leben, der von den Ereignissen berichten konnte. Rote Broos wurden noch lange Zeit in der Gegend gesehen.


Ortossi grinst und sagt: „Um auf deine Frage zurückzukommen, Jhorn: Ulanin hat die Festung gestürmt. Das dürfte in unserem Fall keine allzu gute Idee sein. Denke an Hofstaring Baumspringer!“

Jhorn grübelt noch eine Weile und fragt dann, ob von den anderen Clans niemand Verdacht schöpft. Ortossi sagt: „Oh doch, sie vermuten völlig richtig, dass wir ein Geheimnis besitzen. Aber was sollen sie machen? Wir Auerochsenbringer erzählen nur den Teilnehmern an der Queste aus unserem Clan von den Gängen unter unserem Fort. Inzwischen sind über unsere Questen die wildesten Gerüchte unterwegs. Es wird beispielsweise erzählt, unsere roten Kühe verhinderten, dass andere Clans bei dieser Queste Erfolg haben.“

Während der Tage auf Ulaninshof begibt sich Mersyn öfter in die umliegenden Wälder. Schließlich kehrt sie mit zwei Säckchen schläfrig machender Pilze zurück, zeigt sie ihren Gefährten und sagt: „Man kann nie wissen, ob wir so etwas nicht gebrauchen können.“
« Letzte Änderung: 19.01.2021 | 07:45 von Chiarina »
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1619, Abenteuer 8: Der Raub von Bergilmers Kühen (Sitzung 20)
« Antwort #35 am: 19.01.2021 | 02:16 »


Es ist der Windtag der Bewegungswoche in der Seezeit 1619: Vier Tage später ist es so weit: Nachdem Griselda Graulocken am Vorabend die Öffnung des Ortes vorbereitet hat, richten die Männer und Frauen vom Clan der roten Kuh nun die Riten zu Orlanths Schwerttag aus. Die Teilnehmer der Queste kleiden sich in ihre Kostüme und setzen ihre Masken auf. Dann überreicht Griselda Graulocken beim Ritual zur Bewaffnung Orlanths ihrem Häuptling Broddi den Meteoritenspeer und versichert ihm die Unterstützung und magische Kraft der Gemeinschaft. Schließlich führt Mersyn einen Hengst herbei und will dem Opfertier die Kehle durchschneiden. Dabei kommt es allerdings zu einem folgenschweren Missgeschick.

Als sich Mersyn dem Pferd mit ihrer Klinge nähert, zuckt das Pferd nervös und stößt Mersyn beiseite. Im Sturz schlitzt Mersyn dem Tier zwar die Kehle durch, aber sie erwischt es nicht gut. Laut wiehert das Pferd. Seine schmerzerfüllten und panischen Schreie hallen weit durch das Tal. Zwei Männer zwingen das Tier zu Boden, worauf ihm Mersyn den Gnadenstoß gibt. Von einem sanften Schnitt kann allerdings keine Rede sein. Ob Orlanth ein solches Opfer schätzt, darf bezweifelt werden.

Die Anwesenden schauen schockiert zu Broddi, der einen Moment überlegt und dann sagt: „Wir haben keine Wahl. Lasst uns weitermachen.“ Mersyn murmelt vor sich hin: "Orlanth hat sich von uns abgewendet", nickt dann aber Broddi zu und fängt das Pferdeblut in einem verzierten Kelch auf. Die Teilnehmer der Zeremonie trinken das frische, heiße Blut. Die Gefährten, insbesondere Orldes, machen ein düsteres Gesicht. Nur Jhorn scheint eine gewisse Zuversicht auszustrahlen. Als Broddi den Kelch absetzt, wirkt er in den Augen der Freunde unsicher und verzagt. Kurz darauf verlieren alle Teilnehmer an der Queste das Bewusstsein.

Als sie wieder zu sich kommen, befinden sie sich in einem beeindruckenden Gebäude. Das zentrale Gebäude von Ulaninshof ist einem König würdig und an die vierzig Meter lang. Seine Wände bestehen aus massiven Steinblöcken – selbst die Torbögen besitzen an den Stürzen große Steine. Die Wände sind mit Mörtel verputzt, auf den Schlachten- und Jagdszenen gemalt sind. Große Holzpfosten stützen die Dachsparren und das gedeckte Dach. Im Zentrum der Halle brennt in einem gewaltigen Becken ein großes Herdfeuer – eine aus Lehm gefertigte Röhre lässt den Qualm nach draußen entweichen.

Die Gruppe erinnert sich an nichts mehr, sie haben jegliche Erinnerung an ihre Herkunft vergessen. Broddi und seine Leibwächter erinnern sich auch nicht daran, dass sie diese Queste bereits unternommen haben. Sie erinnern sich noch nicht einmal mehr an ihre Namen. Unterwegs sind nicht Broddi, Broakhar, Barmast, Jhorn, Orldes und Mersyn, unterwegs sind Ulanin, Loakar, Durmast, Ghorm, Urlos und Ulla. Die Gefährten können daraufhin beobachten, wie Ulanin von einer schönen jungen Frau begrüßt wird. Ihr langes, dunkles Haar ist mit einer goldenen Kopfbedeckung verflochten. Sie küsst Ulanin und sagt: „Gatte, führe deine Gefährten zu Tisch, das Festmahl ist bereitet.“ Die Gefähhrten wissen, dass es sich bei der Frau um Orgortal Sommer, Vingkots Tochter und Ulanins Frau, handelt. Alle haben aber den Eindruck, dass sich Ulanin nicht allzu königlich verhält. Er wirkt linkisch und fehl am Platz. Auch seine Leibwächter machen einen unsicheren Eindruck und scheinen nicht ganz zu wissen, was von ihnen bevorsteht.

Dennoch erleben sie alle ein großartiges Fest, schlagen sich den Bauch mit Wild, Schweine- und Rindfleisch voll und spülen es hinterher mit Met herunter. Zum Abschluss tritt ein Mann vor, der sich vor Ulanin verbeugt. Ulanin fragt ihn: „Bist du nicht der Skalde?“ Verwundert sagt der Mann: „Sicherlich, Herr, ich bin Janar Schwarzzahn, habt ihr das vergessen?“ Ulanin schweigt und daher beginnt der Skalde ein Loblied auf Ulanin und Orgortal zu singen. Akribisch beschreibt er ihren Reichtum, von Eimern, Schüsseln und anderen Bronzebehältern über Ringe, Ketten, Waffen und Rüstung bis hin zu Schafen, Schweinen und Kühen. Nach dieser Darbietung nähert sich ein Bettler Ulanins Tisch. Orgortal spricht streng mit ihm: „Du kannst in der Halle Essensreste auflesen, vom Tisch des Königs bleibst du aber fern!“ Wieder scheint Ulanin nichtz uwissen, wie er sich verhalten soll. Der Bettler streift schließlich seine Kapuze herunter und lässt erkennen, dass er nur noch ein Auge besitzt. Seine andere Augenhöhle ist aufgrund irgendeines brutalen Ereignisses in der Vergangenheit leer.

„Ich mag nur noch ein Auge haben“, beginnt er seine Ansprache, „aber selbst ich erkenne, dass sich Ulanins Rinder mit denen von Bergilmer nicht vergleichen lassen.

Seiner Herde fehlt einfach ein Stier wie Gochbadun. Gochbadun ist der Sohn des Urox, ein großer Auerochse voller Energie und Kraft. Er kann an jedem Morgen fünfzig Kühe schwängern, die am Abend alle ein prächtiges Kalb gebären werden. Sein Kopf und seine Hufe sind weiß, sein Körper aber ist blutrot. Alle seine Töchter besitzen ein gleichermaßen gefärbtes Fell. Sechs von sieben können dreimal am Tag gemolken werden, die siebte jedoch ist immer dünn und schwächlich. Auf Gochbadons Rücken finden zehn Männer Platz und er ist mehr als dreimal so groß wie ein Mann. Sein Ruf ist wie Donner, sein Atem wie Feuer. Er ist mutig, stark und schrecklich in seinem Zorn. Es ist der großartigste Auerochse Bergilmers.

Ich kenne Bergilmer, den Häuptling der Riesen nördlich der Quivin Berge, und sein Vieh und bin überzeugt davon, dass seine Reichtümer und Taten die von Ulanin übersteigen.“

Ulanin reibt sich das Kinn und brummt: „Meinst du wirklich? Wer ist denn dieser Ulanin?“ Orgortal schaut Ulanin fassungslos an. Dann sagt sie: „Hört zu, Gatte, dieser Bettler behauptet, wir würden tatenlos zusehen, wie uns dieser Häuptling der Riesen hier in unserem eigenen Reich in den Schatten stellt. Unsere Nachkommen werden in Schande leben, wenn wir uns hier in der Halle meines Vaters Vingkot verspotten lassen! Du wirst dem Riesen die Rinder stehlen!“

Noch immer zögert Ulanin, dann aber springt er auf und sagt: „Gut, gut. Ja, so soll es sein! Kommt Männer und Frauen, wir stehlen diesem Begilmer seine Kühe!“

Ulanin und seine Gefolgsleute verlassen die Halle und setzen sich auf ihre Pferde. Orgortal will sich von ihrem Mann verabschieden, da sagt Ulanin zu ihr: „Gute Frau, wisst ihr, wo sich die Halle dieses Riesen befindet?“ Erneut blickt Orgortal Ulanin entgeistert an. Dann sagt sie unsicher: „Farian kennt die Gegend. Nimm den Hirten doch mit!“

Ein Mann mittleren Alters nähert sich Broddi und verbeugt sich. Broddi sagt: „Gut. Haben wir noch ein Pferd für den Mann?“

Dann reiten die Männer unter der Führung Farians nach Norden. Der Himmel ist dunkelblau und ein kalter Wind bläst. Ein paar Planeten und Monde sind undeutlich am Himmel zu erkennen, keinem der Reiter fällt auf, dass es andere sind, als die, die sie im Fort der roten Kuh gekannt haben.

-

Die Sitzung plätscherte eine Weile als Sightseeingtour vor sich hin. Eigentlich wollte ich den Teil etwas flotter über die Bühne bekommen. Jetzt kennen meine Spieler zumindest ein wenig von Sartar über ihre direkte Umgebung hinaus. Wir haben Landkarten angesehen und ich habe vor allem einen Gang durch Kühnheim beschrieben (inklusive der Schale für das inzwischen verloschene Feuer Sartars). Ein paar Teppiche sind ausgerollt. Mal sehen, ob wir sie irgendwann brauchen.

Mersyns Patzer beim Opfer für Orlanth war ein dramatisches Geschenk. Besser hätte es in meinen Augen nicht kommen können. Am wichtigsten ist, dass die Spielerfiguren jetzt nicht mehr ihre Begleiter fragen können: „Und was macht man üblicherweise hier? Und was macht man üblicherweise dort?“ Sie müssen vielmehr die Initiative ergreifen und selbst eine Lösung finden. Es wird spannend, beim nächsten Mal.
« Letzte Änderung: 7.02.2021 | 14:27 von Chiarina »
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1619, Abenteuer 8: Der Raub von Bergilmers Kühen (Sitzung 21)
« Antwort #36 am: 7.02.2021 | 23:24 »


Ulanin und seine Gefährten verlassen Ulaninstal und brechen in Richtung Norden auf. Ein Großteil der Reise führt durch das Gebiet des Orgortal Stammes, dessen König Ulanin ist. Die meisten Siedlungen des Stammes bestehen aus einzelnen Bauernhöfen, Dörfer gibt es kaum. An den Abenden kehren Ulanin und sein Gefolge in einem dieser Bauernhöfe ein und werden durchweg herzlich willkommen geheißen. Die Bewohner geben ihr Bestes, um ihn und seinen Reisegefährten zu unterhalten und bringen Erfrischungen herbei. Hin und wieder ist Ulanins Unsicherheit noch zu bemerken, er scheint sich aber in seine Rolle zu fügen und gewinnt an Selbstvertrauen.

Während sich hin und wieder auf ihrer Reise zur Linken die gewaltige Bergspitze des Kero Fin zu erkennen gibt ziehen die Gefährten an einigen langgestreckten Seen entlang durch die Quivin Berge, später durch das Arfritha Tal. Am vierten Tag ihrer Reise steigen sie in ein schmales Seitental hinab. Plötzlich ertönt schräg hinter ihnen Wolfsgeheul, das sie eine Weile begleitet. Manchmal scheinen die Tiere Kilometer entfernt zu sein, manchmal hört es sich an, als befänden sie sich ein paar hundert Meter hinter ihnen. Ulla fordert die Männer daraufhin auf, sich ihren Verfolgern zu stellen: „Ulanin, du wirst dich doch nicht von diesen Kreaturen zur Beute einer Hetzjagd machen lassen!“ Ghorm aber sagt: „Lasst uns dem Tal noch eine Weile folgen. Ich will sehen, ob ich nicht einen Ort finde, von dem aus wir unsere Verfolger in einen Hinterhalt locken können.“

So geschieht es. Etwas später deutet Ghorm auf ein kleines von Felsen umstelltes Plateau auf halber Höhe an der rechten Flanke der Schlucht. Er sagt: „Der Wind kommt von der anderen Seite. Lasst uns dort oben unsere Gegner erwarten!“ Ulanin ist einverstanden und zieht mit seinen Kriegern den Abhang hinauf zur besagten Stelle. Oben angekommen suchen sie sich Positionen, von denen aus sie einen guten Blick ins Tal werfen können. Einige Krieger Ulanins machen ihre Bögen bereit. Als sich auch Durmast einem der Felsen nähert bemerkt er plötzlich in dessen Schatten eine Bewegung. Nur ein paar Schritt von ihm entfernt hat sich offenbar ein Mann versteckt, dessen Gestalt nun besser zu sehen ist. Der Fremde spricht: „Barmast! Du siehst, dass du mir nirgends entkommen kannst! Diese Queste wird dein Verhängnis!“ Daraufhin spricht der Fremde noch einige weitere beschwörende Worte und wedelt mit einem Säckchen aus Fell durch die Luft. Durmast ist etwas verwirrt und zögert: Von wem spricht der Mann? Barmast? Und was für eine Queste meint er? Das hier ist doch ein ganz einfacher Plünderzug! Dennoch macht der Fremde einen gefährlichen Eindruck und Durmast ruft der nicht allzu weit befindlichen Ulla und auch Ghorm eine Warnung zu.

Ulla rennt auf den Fremden zu, Ghorm baut sich zu Durmasts Schutz an dessen Seite auf. Durmast selbst hält seinen Geisterspeer bereit. Die Bemühungen der Freunde erfolgen allerdings zu spät. Kurz bevor Ulla den Fremden erreicht hat, ersteht vor ihr das Bild eines gewaltigen, pferdegroßen Wolfes mit feurigen roten Augen. Die beschworene Kreatur stößt ein grauenvolles Heulen aus, das die meisten Männer Ulanins in Angst und Schrecken versetzt. Auch Ulla strauchelt. Sie sucht nach einem Weg um den Wolf herum, um so an den Fremden heranzukommen. Die Kreatur gibt ihr aber keine Gelegenheit dazu. Ein von Ghorm halbherzig abgefeuerter Pfeil geht ins Leere. Glücklicherweise findet aber Durmasts Geisterspeer sein Ziel und bohrt sich in die Flanke der gewaltigen Kreatur, die daraufhin langsam wieder verblasst und ihre Existenz auf eine andere Welt zu verlagern scheint. Von dem Fremden ist nichts mehr zu sehen. Durmast murmelt Ghorm grimmig zu: „Ein glücklicher Wurf! Dieser Nachfahre Telmors ist vertrieben!“

Ulanin und seine Männer nicken Durmast anerkennend zu. Das Wolfsgeheul in der Schlucht ist noch eine Weile lang zu hören, scheint sich aber zu entfernen. Schließlich setzt Ulanin mit seinen Männern seine Reise fort.

Urlos präpariert auf dem Weg zu Bergilmers Siedlung einen Happen für dessen Stier Gochbadun. Er rollt das Fleisch einiger erlegter Kaninchen und ein paar würzige Kräuter zu einem Ballen zusammen und erklärt: „Vielleicht brauchen wir ein Argument, wenn wir Bergilmers Stier gegenüberstehen!“

Nach etwa einer Woche erreichen Ulanin und sein Gefolge schließlich von Westen aus den Bordenhügel. Auf dem Hügel befinden sich ein paar riesige Hallen, Scheunen und Kuhställe, ähnlich wie bei einem Dorf der Orlanthi. Viele Gebäude sind aber in keinem allzu guten Zustand. Ihre Dächer scheinen leck zu sein, die Türen nicht richtig zu schließen, ein Großteil des Holzes ist schlecht gealtert und verrottet. Hundegebell ist zu hören – ein sicheres Zeichen dafür, dass hier keine Untertanen Ulanins wohnen. Um das Dorf herum steht eine gewaltige, 10 Meter hohe Palisadenwand. Im Süden der Siedlung befindet sich das einzige sichtbare Tor in dieser Wand. Ulanin schaut sich aus der Ferne die Siedlung so gut an, wie es ihm möglich ist. Dann sagt er: „In dieser Siedlung können 80 Riesen leben, 50 von ihnen sind möglicherweise wehrfähig.“ Ghorm sagt: „Lass mich in den frühen Morgenstunden mit Ulla einen Erkundungsgang unternehmen, mein König!“ Ulanin ist einverstanden. Sein Gefolge lagert in einem nahe gelegenen Wald und am Morgen nähern sich Ghorm und Ulla vorsichtig im Schatten der Bäume der Siedlung.

Zunächst schauen sich die beiden die Palisadenwand an. So baufällig die Gebäude wirken – die Verteidigungsmauer und das Tor sind ganz gut in Schuss. Es sieht nicht so aus, als könnten Ulanins Leute an irgendeiner Stelle durch eine Lücke schlüpfen. Dann beginnen Ghorm und Ulla die Siedlung vorsichtig zu umrunden. Sie stellen fest, dass der Hügel im Süden sanft in die umliegenden Felder übergeht. Im Norden hingegen befinden sich steile Klippen, die in die Tiefe führen. Allem Anschein nach lassen die Riesen ihr Vieh innerhalb der Palisadenwand weiden. Nach einer Weile befinden sich Ghorm und Ulla in einem kleinen Waldstück und hören Geräusche. Schnell verstecken sie sich im Unterholz und können beobachten, wie zwei Riesen an ihnen vorbei ziehen. Die Kreaturen sind über fünf Meter groß und mit langen Bronzespeeren, Kettenhemden und Armschienen ausgerüstet. Zwar sehen die bronzenen Speerspitzen nicht gerade nach guter Schmiedekunst aus, die gewaltigen Wesen sind aber sicherlich auch schon mit ihren Fäusten in der Lage, erhebliche Verheerungen anzurichten. Einer der beiden führt einen Hund an der Leine, der so groß wie ein Pony ist und dessen Hals in zwei Köpfen ausläuft. Ghorm und Ulla sind angesichts ihrer Gegner schwer beeindruckt und verstecken sich im Unterholz. Nachdem die Riesen vorbei gezogen sind, warten sie noch eine Weile, bevor sie ihren Weg fortsetzen.

Auf der Nordseite der Siedlung trennen sich die beiden. Ghorm will nach einem Weg suchen, über den sich die Klippen überwinden lassen. Vielleicht schenken die Riesen dem am oberen Ende befindlichen Nordteil der Palisadenwand weniger Aufmerksamkeit. Dann könnte das eine Stelle sein, an der Ulanin mit seinem Gefolge über die Mauer steigen könnte. Nicht weit entfernt befindet sich zudem ein See. Ulla will dorthin und sich die Gegend genauer anschauen.

Ghorm gibt in den Klippen sein bestes, aber es ist ihm kein Erfolg vergönnt. Nach einer ganzen Weile kehrt er frustriert um. Die Klippen lassen sich in seinen Augen nicht erklettern.

Ulla ist an dem See erfolgreicher. Das Gewässer ist annähernd rund und besitzt einen Durchmesser von etwa 180 Metern. An seinem Rand stehen ein paar Baumgruppen, das Ufer selbst besitzt fast durchgehend einen schmalen Streifen Strand. Der Ort wirkt ruhig und friedlich. Eine Weile sieht sich Ulla um, dann geht sie ein Stück weit am Ufer entlang und kann noch etwas später eine Beobachtung machen: Das Wasser verdichtet sich zu einer menschlichen, weiblichen Form, die schließlich aus dem See steigt. Die Kreatur ist völlig nackt und zeigt ungeniert ihre üppigen Formen. So wie das Wasser ihres Körpers bei jeder ihrer Bewegungen zu fließen scheint, zeichnen sich kleine Wellen auf ihrer Haut ab. Wenn sie sich umwendet, verteilt sie lediglich ihre fließende Form anders, statt sich auf der Stelle zu drehen. Eine Weile lang schaut ihr Ulla erstaunt zu, dann nähert sie sich ihr und beginnt ein Gespräch.

So erfährt Ulla, dass sie der Wassernymphe Agilia gegnüber steht. Agilia findet an ihren Nachbarn, den Riesen, und deren laut bellenden, zweiköpfigen Hunden wenig Gefallen, es herrscht aber offenbar keine offene Feindschaft zwischen ihnen. Hin und wieder würden die Riesen von Menschen begleitet, diese trügen aber Lederhalsbänder und schienen in den Augen Agilias nicht gerade in einem guten Verhältnis mit den Riesen zu leben. Irgendwann erzählt Ulla der Wassernymphe, dass sie mit einigen Männern heimlich in die Festung der Riesen gelangen möchte, was Agilia augenzwinkernd zur Kenntnis nimmt. Ulla erfährt von ihr, dass sie dabei behilflich sein kann. Auf dem Grund ihres Sees gebe es Höhlen, von denen einige einen Zugang zu einem Gangsystem bieten. Diese Gänge lägen über dem Wasser ünd führten schließlich aufwärts in die Festung der Riesen hinein. Als Agilia Ullas interessierten Blick erblickt, lacht sie sinnlich und beginnt ein kleines Lied zu trällern:

Seht mich an, ihr scheuen Kameraden,
seht, wie Wellen kräuseln meine Hände!
Für nur eine lächerliche Spende
lass ich euch in meinem Wasser baden!

Ulla nickt nachdenklich und sagt schließlich: „Ich will sehen, was ich tun kann, Agilia. Ich muss mit meinen Freunden sprechen und kehre dann sicherlich mit ihnen zu dir zurück. Bis bald!“ Agilia sagt ihr, sie könne ein Steinchen ins Wasser werfen, wenn sie wieder da sei. Dann werde sie erneut erscheinen. Ein letztes Mal winkt die Nymphe Ulla zu, dann verschwindet sie im Seewasser.

Etwas später trifft Ulla Ghorm und kehrt mit ihm zu Ulanin und seinen Männern zurück. Sie berichten von ihren Beobachtungen. Der Bericht wird interessiert aufgenommen. Ulanin schließt: „Offenbar halten die Riesen Menschen als Gefangene!“ Einer von Ulanins Männern meint: „Der Teich scheint unsere beste Möglichkeit zu sein, in die Siedlung zu gelangen. Wir brauchen nur ein geeignetes Geschenkt für Agilia!“ Daraufhin überlegen Ulanins Leute, was sie der Nymphe schenken könnten. Agilia schien an Gesellschaft gefallen zu finden. Braucht sie einen Mann? Mag sie glitzerndes Metall? Hölzerne Schnitzereien? Durmast fragt Urlos, ob er nicht eine Geschichte kenne, die ein paar Hinweise in dieser Richtung liefern könne, aber Urlos schüttelt mit dem Kopf: „Wassernymphen? Da bin ich leider überfragt!“ Am Ende beschließen Ulanin und seine Gefolgsleute, in den frühen Morgenstunden zu Agilias Teich zu ziehen, ein üppiges Frühstück für die Nymphe und sich zu bereiten und in einem freundschaftlichen Gespräch herauszubekommen versuchen, wonach Agilia der Sinn steht.

In den frühen Morgenstunden des nächsten Tages schleicht sich Ulanin mit seinen Leuten zum See der Nymphe. Ulla wirft einen Stein in den See und die Nymphe steigt aus dem Wasser. An einem lauschigen Plätzchen am Seeufer frühstücken Ulanin und sein Gefolge mit Agilia im ersten Licht der Dämmerung und unterhalten sich freundlich. Agilia wirft den stattlichen Recken hin und wieder bewundernde Blicke zu, letztlich sind die Männer aber zu unsicher um der magischen Kreatur echte Avancen zu machen. Irgendwann ergreift daher Ulla das Wort: „Wir würden gern deine Hilfe in Anspruch nehmen, Agilia, wissen aber nicht, mit welchem Gegengeschenk wir dich erfreuen können.“ Agilia lächelt Ulla zu und sagt: „Mit Treue, mein Kind, mit Treue! Leiste mir den Treueschwur und ich geleite dich und die Männer sicher in die Gänge unter der Siedlung der Riesen!“ Ulla schluckt schwer und zögert eine Weile. Schließlich sagt sie aber: „In Ordnung, Agilia. Ich will dir zur Seite stehen, solange es mir möglich ist.“

Agilia nickt erfreut und spricht: „Dann macht euch bereit. Es kann losgehen!“ Ulanin und sein Gefolge entkleiden sich und verstauen möglichst viele ihrer Ausrüstungsgegenstände in mitgebrachten Wachstuchdecken. Ghorm bemerkt, wie Ulanin bei dieser Gelegenheit wieder etwas unsicher wird und vor sich hin murmelt: „Eigentlich hatte ich mich darauf eingestellt, die Festung in einem Frontalangriff zu nehmen.“ Ghorm, legt ihm die Hand auf die Schulter und sagt: „Wir haben den Vorteil der Heimlichkeit! Lasst ihn uns Nutzen, mein König!“ Ulanin nickt zögerlich. Während der Vorbereitungen erklärt Agilia Ulanin und seinen Gefährten, auf welchen Wegen in den Gängen unter der Siedlung sie nach oben gelangen können. Alle hören sich aufmerksam ihre Worte an. Der Weg ist nicht allzu kompliziert, ohne ihre Anweisungen hätten sich die Gefährten aber wahrscheinlich doch hoffnungslos verlaufen. Als sich Ulla entkleidet, bemerkt sie, dass sie auf ihrer linken Brust eine Wasserrune trägt. Erstaunt schaut sie Agilia an, die ihr aber in beruhigendem Ton zuflüstert: „Es ist nur zur Erinnerung, Kindchen!“ Dann ergreift Agilia Ulanin an der Hand und taucht mit ihm in den See ein. Nach einer Weile kehrt sie zurück und nimmt den nächsten Anwesenden mit. Die von Agilia geführten Schwimmer verspüren keinen Drang, im Wasser Luft zu holen, sondern gelangen in aller Ruhe durch eine Höhle auf dem Grund des Sees in einen aufwärts führenden Gang, in dem sie schon bald wieder aus dem Wasser steigen können. Nachdem eine aus den Wachstüchern gerollte Öllampe entzündet worden ist schaut sich Ghorm im Gang um und sagt verdrossen: „Hier bekommen wir keinen riesenhaften Stier durch. Wir werden einen anderen Rückweg nehmen müssen.“ Agilia verabschiedet sich von Ulanin und seinem Gefolge und verschwindet im Wasser.

Dann stolpern Ulanin und sein Gefolge durch die Gänge unter Bergilmers Siedlung. Die Gänge führen sich aufwärts drehend und windend in den Bordenhügel hinein. Oft sind sie so eng, dass die Gefährten kriechen und rutschen müssen. Es zeigt sich, dass das Wasser schon vor langer Zeit in den hier befindlichem Sandstein hineingewaschen hat. Einige Passagen lassen aber auch behauene Gangwände, manchmal sogar künstlich geschaffene Räume und Stufen erkennen.
 
Schließlich erreichen Ulanin und seine Begleiter eine kleine Höhle, in der der Geruch eines verloschenen Lagerfeuers spürbar ist. Ulanin zeigt in eine Richtung des Raumes. Dort ist anhand einiger glimmender Scheite der Rest des Feuers noch zu erkennen. Daneben befinden sich fünf Erhebungen, die sich bei nährer Beobachtung als in Decken gehüllte, schlafende Menschen entpuppen.

Ghorm schleicht sich mit einigen weiteren Männern an sie heran, weckt sie und hält ihnen den Mund zu. Die Menschen tragen allesamt stoppelige Haare und blicken Ulanins Gefolge mit großen Augen an. Nachdem sie ihre ersten Angst überwunden haben, berichten sie in einem Gespräch, dass sie Diener der Riesen sind, die ihnen entfliehen konnten. Als sie hören, dass die Neuankömmlinge in Bergilmers Festung gelangen wollen, sind sie schockiert. Ghorm macht einige Versuche, sie davon zu überzeugen, mitzukommen, hat aber wenig Erfolg. Die Flüchtlinge hegen die Hoffnung, auf dem Weg zu entkommen, auf dem Ulanin und seine Leute hierher gefunden haben. Als sie aber hören, dass das nur durch die Magie eines übernatürlichen Unterstützerin möglich war, resignieren sie. In Bergilmers Festung wollen sie trotzdem nicht zurück.

Immerhin erfahren Ulanins Leute einige interessante Dinge von den Flüchtlingen. Sie leben seit etwa einem Monat hier. Es gibt mehrere Zugänge zu Bergilmers Siedlung, der sicherste führt durch den sogenannten „Schacht“, ein Bodenloch, in dem die Riesen ihren Müll entsorgen. Dieser Schacht führe ins Freie und liege hinter einer Scheune. Andere Zugänge führten direkt in die Küche und an andere gefährliche Orte, an denen verstärkt mit Riesen gerechnet werden müsse. Der Schacht sei zunächst einmal aber relativ sicher. Am Morgen begebe sich immer einer der Flüchtlinge dorthin. Meistens würfen die anderen Diener der Riesen, die von den Entflohenen wissen, ein paar Nahrungsmittel oder Ausrüstungsgegenstände hinunter. Der Empfänger raune dann ein leises „Danke“ nach oben und bringe die Gaben seinen Gefährten. So vegetierten sie hier in den Gängen vor sich hin.

Die Flüchtlinge verraten Ulanin und seinem Gefolge auch, wo sich der Stier Gochbadun befindet. Er sei in einem Stall untergebracht, den nur er allein behaust. Auf Anfrage bestätigen die Flüchtlinge auch die legendäre Größe des Tieres: er sei drei Schritte hoch und zehn Schritte lang, wissen sie zu berichten.

Schließlich erfahren Ulanin und seine Gefolge noch, dass das Tor der Siedlung auch in der Nacht stets von zwei Riesen bemannt sei. „Nun“, meint Ghorm schließlich, „es wird Zeit, dass wir ein paar Päne machen.“

-

Alle in allem war das eine schöne Sitzung. Ich habe gemerkt, dass meine Spieler auch an einem klassischen Abenteuer ihre Freude haben. Sie waren auch ganz froh, mal ein Ziel zu haben, das nicht gleich in ein unlösbares moralisches Dilemma führt.

Was es bedeutet, dass die Figuren sich nicht nur als Teilnehmer einer Heldenqueste begreifen, sondern sich wirklich für Gefolgsleute des mythologischen Königs Ulanin halten, haben wir zu Beginn der Sitzung eine Weile diskutiert. Die Sache ist in meinen Augen die Würze in diesem Abenteuer, das ansonsten vielleicht etwas dröge wäre. Agilia beispielsweise kennen die Spieler und ihre Figuren schon aus vorangegangenen Abenteuer. Da sich die Figuren hier aber als Gefährten Ulanins begreifen, konnten sie nicht auf ihre Erfahrungen zurückgreifen und mussten die Wassernymphe quasi von neuem kennenlernen. Am Wichtigsten war mir aber, dass nicht ständig nach den vergangenen Erfahrungen der Questenmitglieder gefragt werden konnte. Auch Broddi hielt sich für Ulanin und musst die Queste begehen, als sei es das erste Mal.

Ich bin auch sehr froh über Barmasts Verbindungen zu den Telmori. So habe ich heute in der Eingangsszene den Telmori-Schamanen Jogar Sog endgültig als seinen Widersacher etablieren können, der ihm sogar bis auf andere Ebenen nachfolgt.

Viele Begebenheiten dieser Queste werden dann aber bei der Rückkehr der Spielerfiguren in ihre Heimat zu entsprechenden Aha-Erlebnissen werden. Sie haben zwar keine Erinnerungen mit in die Anderswelt mitgenommen, an die Geschehenisse in der Anderswelt können sie sich nachträglich aber schon erinnern. So wird ihnen im Nachhinein aufgehen, dass es die wohlbekannte Agilia war, mit der sie am See Konversation betrieben haben. Es wird ihnen auch auffallen, dass die Gegend leicht verändert war - in mythologischer Vorzeit flossen die Bäche noch anders, die Erdarbeiten zwecks Errichtung des Forts der roten Kuh am Bordenhügel waren auch noch nicht durchgeführt, sogar die Gestirne unterschieden sich von denen, die sie kennen.

Leider war der Spieler von Broakhar nicht dabei. Das übermenschliche Charisma dieser Spielerfigur hätte im Umgang mit der Wassernymphe noch einmal einen interessanten Twist bedeutet. Ohne den Spieler habe ich es dann doch lieber beim Treueschwur Mersyns (bzw. Ullas) belassen.

Beim nächsten Mal steht ein fulminanter Questenschluss bevor.
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Offline Chiarina

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1619, Abenteuer 8: Der Raub von Bergilmers Kühen (Sitzung 22)
« Antwort #37 am: 22.03.2021 | 20:48 »


Die Gefährten überlegen sich, wie sie vorgehen wollen. Es wird beschlossen, eine kleine Gruppe, bestehend aus Urlos, Loakar, Kernalda Umgekehrt und Aethelric das Mädchen zu Gochbadun in den Stall zu schicken, wo sie versuchen sollen, den riesenhaften Stier unter ihre Kontrolle zu bringen. Die anderen begeben sich in Richtung des Tores, wo sie die Wachen ablenken und nach Möglichkeit das Tor öffnen wollen.

Kurz vor ihrem Aufbruch bemerken die Gefährten, dass einer der Sklaven von seinen Kumpanen getragen wird. Sie erkundigen sich nach dem Mann und erfahren, dass er ein geschickter Bronzeschmied ist, der vor längerer Zeit bei einem Arbeitsunfall gelähmt wurde. Die Riesen wollten nicht auf seine Fertigkeit verzichten und haben ihn von einem Hocker aus schmieden lassen. Auf der Flucht waren ihm seine Gefährten behilflich. Loakar fühlt sich unbestimmt an irgendetwas erinnert, aber er kann sich keinen Reim darauf machen.

Kurz vor ihrem Aufbruch verrät Ulla den Sklaven noch, wie sie in die Gänge gelangt sind. Sie zeigt ihnen auch den Zugang zum Teich Agilias, macht ihnen aber nicht viel Hoffnung: „Wir haben es nur mit Hilfe der Nymphe geschafft. Ich glaube nicht, dass euch dieser Weg offensteht. Es ist aber leider der einzige, den wir kennen.“ Die Sklaven nicken ernst und wünschen der Gefährten alles Gute.

Dann begeben sich die Gefährten zum Schacht. Loakar bindet ein Seil um einen Speer und wirft ihn ein paarmal nach oben, bis er am Rand des Schachtes Halt findet und als Klettergelegenheit benutzt werden kann. Nach und nach steigen Ulanin und sein Gefolge nach oben und kauern sich still und leise an die Scheunenwand, die sich neben dem Einstiegsloch befindet. Ghorm sondiert die nächste Umgebung. Vor dem nächsten Haus liegt einer der zweiköpfigen Riesenhunde. Er scheint aber zu schlafen.

Zunächst beschließen die Eindringlinge, einen großen Bogen um die schlafende Bestie zu machen und zur der gewaltigen, 10 Schritt hohen hölzernen Wand, die das Dorf umschließt, zu gelangen. Dort, am Rand der Siedlung also, befinden sich kaum Gebäude und Ulanin und seine Gefährten hoffen, in den Schatten der Palisaden unentdeckt in die Nähe des Tores zu gelangen. Eine gewisse Strecke bleiben dabei alle zusammen. Dann deutet Urlos auf einen nicht allzu weit entfernten Stall. Den Berichten der entflohenen Sklaven zufolge müsste das der Ort sein, an dem sich Gochbadun befindet. Urlos blickt Ulanin fragend an. Dieser nickt und wie verabredet trennen sich vier der Gefährten von den übrigen um sich um den riesigen Stier zu kümmern.

Auf dem weiteren Weg zum Tor kommen die Verbliebenen gut voran. Dann aber raschelt Durmast an den Stämmen der Mauer. Ghorm dreht sich zu ihm um, um ihn zurechtzuweisen und wäre um ein Haar zu Boden gefallen. Es kommt zu kleinen Unachtsamkeiten und schon sind zwei gewaltige Riesen in Sicht, die am Tor der Siedlung wachen. Sie scheinen relativ aufmerksam zu sein, hören irgendwelche Geräusche, deren Ursprung sie aber nicht sofort orten können, grunzen grimmig und machen von da an einen alarmierten Eindruck. Die Gefährten erkennen, dass das Tor in einer Höhe von nicht ganz drei Schritten mit einem gewaltigen Balken versperrt ist, der zu beiden Seiten in metallenen Griffteilen ruht.

Durmast flüstert: „Ich könnte versuchen, die Gesellen dazu zu bringen, das Tor zu öffnen. Es wäre allerdings gut, wenn ich mich dabei auf der anderen Seite der Mauer befände.“ Jaranil, der Donnerer, der auch ein Windherr Orlanths ist, raunt ihm daraufhin zu: „Dann lass uns den ersten der Donnerer um Hilfe bitten!“ Und schon flüstert Jaranil ein Stoßgebet in die Nacht: „Dir, Orlanth vertraue ich diesen Diener an und bitte dich darum, dass du ihm auf deinen Fittichen dieses Hindernis zu überwinden hilfst!“ Eine kurze Böe kommt auf und fährt Durmast unter seinen Umhang. Der Schamane breitet seine Arme aus, weil er um sein Gleichgewicht bangt. Dann aber beginnt der Wind für einen Augenblick zu rauschen, Durmast hebt ab, fuchtelt mit den Armen und fliegt einen Moment später über die Palisadenwand der Siedlung. Leider ist seine Landung recht unsanft. Er verstaucht sich sein Handgelenk, schürft sich seine Schulter auf und kann ein Ausdruck seiner Schmerzen nur mühsam unterdrücken. Seine zurückgebliebenen Gefährten schauen angstvoll zu den riesenhaften Wachen herüber, die wohl wieder irgendetwas gehört haben, sich aber offensichtlich darüber unterhalten, ob sich der Ursprung der Geräusche außerhalb oder innerhalb der Siedlung befunden hat.

Etwas später hat Durmast die Kontrolle über sich zurückerlangt. Er greift nach seinem Stab und ein paar Utensilien und sendet seinen Geist aus, um nach Geistern von hier Verstorbenen zu suchen. Es dauert nicht allzu lang, da begegnet er einem unruhigen Wesen, das sich hinter einem nahegelegenen Hügel befindet. Durmast begreift, dass es sich um den Geist eines verstorbenen Riesen handelt, der noch auf seinen Frieden im Totenreich wartet. Mit verführerischen Worten lockt der Schamane den Geist heran und verspricht ihm Zugang zu dem Ort, an dem er seine Brüder finden kann. Ein paar Nebelstreifen kreisen um ein Zentrum, dann manifestiert sich in der Nacht schemenhaft eine riesige Gestalt. Durmast deutet mit dem Finger auf das Eingangstor von Bergilmers Festung, worauf die riesige Geistergestalt sich dorthin wendet und eine raue Stimme in einer Sprache erklingen lässt, die Barmast noch nie gehört hat.

In der Zwischenzeit haben Urlos, Loakar, Kernalda Umgekehrt und Aethelric das Mädchen Gochbaduns Stall erreicht. Loakar nimmt Urlos auf seine Schultern, dann gelingt es den beiden gemeinsam das große, aber nicht verschlossene Tor zu öffnen. Während sich die Augen der Gefährten nur sehr langsam an die Dunkelheit gewöhnen, wird ihnen langsam bewusst, was für ein Monster von Stier sich im einzigen Verschlag des Stalles befindet. Stämme, die ein Mensch kaum umfassen kann, schirmen wie ein gewaltiges Gitter den Ort ab, an dem Gochbadun steht. Durch seine Schnauze läuft ein Bronzering, an dem wiederum ein dickes Tau befestigt wurde. Um Gochbaduns Stehplatz lässt sich herum gehen. Der Zugang zu ihm ist von hinten möglich.

Urlos schleicht sich an den Stier an, versucht ihn friedlich zu stimmen und hält ihm ein paar Kräuter entgegen. Nach und nach weckt der Geruch den Stier. Er schlägt seine Augen auf, schnaubt und scheint über die Störung seines Schlafes wenig erbaut zu sein. Brüllend lässt er seinen Besuchern eine kurze Warnung zukommen. Aus seinem Maul entspringt dabei eine kleine Glutwolke. Die noch vor dem Tier befindlichen Männer springen zur Seite. Eine Weile lang verhalten sich alle Anwesenden betont leise. Sie haben Angst davor, dass sich der Stier in eine Rage hineinsteigert, aber nach und nach beruhigt sich Gochbadun wieder. Loakar unternimmt einen zweiten Versuch. Er tritt mit seinem glänzenden Schild vor das Tier und redet ihm mit leisen, aber bestimmten Worten zu. So angespannt der Krieger auch ist, es gelingt ihm, einen beruhigenden Einfluss auf Gochbadun auszuüben. Kurz darauf nimmt Kernalda Umgekehrt Urlos auf die Schulter, der das Tau, mit dem der Stier angeseilt ist, von der Wand des Stalles löst. Schließlich setzt sich Urlos auf den gewaltigen Rücken des Stieres. Auch das gestattet das Tier. Urlos nimmt seinen Illusionsstab zur Hand und gaukelt dem Stier eine gewaltige Kuh vor. Gochbadun scheint durchaus an einer Gefährtin interessiert zu sein und folgt dem Trugbild zur Stalltür, die Aethelric das Mädchen schnell öffnet. Die Gruppe verlässt den Stall durch das große Tor: das Trugbild einer großen Kuh, Gochbadun mit Urlos auf dem Rücken, hinterher eilen Loakar, Aethelric das Mädchen und Kernalda Umgekehrt. Der Stier scheint zu merken, dass irgendetwas nicht stimmt. Er bewegt sich trotz der verführerischen Kuh vor seinen Augen nur langsam und zögerlich hinaus in die Nacht.

Am Tor der Siedlung kommt es inzwischen zu großen Ereignissen. Auf die fremdartige Stimme des Geisterriesens hin, die bis über die Palisadenwand hinweg zu hören ist, öffnet einer der Riesen das Tor und tritt nach draußen um nach dem Rechten zu sehen. Ulanin und sein in der Nähe versammeltes Gefolge nutzen die Gelegenheit und fallen über die verbliebene Wache her. Gekämpft wird mit allen Mitteln. Ghorm versucht die Ferse des Riesen durchzutrennen, andere Krieger springen an ihrem Gegner hinauf, versuchen sich festzuhalten um mit der anderen Hand Dolche in seinen Oberschenkel zu bohren. Der Riese ist fünf Meter hoch und zäh wie Leder, aber mit Ulanin, Ghorm, Ulla, Jaranil, dem Donnerer, Jarstak Bürstenbart und Ortossi Ketilsson hat er gleich fünf kampferprobte Gegner gegen sich, die ihm zusetzen.

Noch während der Auseinandersetzung bekommen auch die Diebe des Stieres Probleme, denn ganz in ihrer Nähe öffnet sich die Tür eines ganz besonders großen Hauses und ein Riese tritt vor die Tür, dem anzusehen ist, dass er mehr als irgendein beliebiger Bewohner der Siedlung ist. Er misst sicherlich noch einen Schritt mehr als seine Genossen und trägt über einem Auge eine verwegen aussehende Augenklappe. Einen kurzen Augenblick späht er in die Nacht um sich zu orientieren, dann brüllt er mit einer Stimme, die den gesamten Hügel erzittern lässt: „Gochbadun! Sie stehlen unseren Stier!“ Der Riese ist niemand anderes als Bergilmer, der Herr des Siedlung, und er stürmt nun voller Wut auf die Viehdiebe zu. Urlos und Loakar geben sich nun Mühe, dem Stier Beine zu machen. Loakar versetzt ihm heftige Schläge auf das Hinterteil, Urlos zerrt mit dem Seil an dem Bronzering in seiner Schnauze. Kernalda Umgekehrt und Aethelric das Mädchen stellen sich dem gewaltigen Gegner entgegen und versuchen den Fliehenden Zeit zu verschaffen. Zwar schaut sich Loakar noch ein paarmal nach ihnen um, schon bald wird ihm aber deutlich, dass die beiden Gefährten nicht mehr zu retten sind. Bergilmer wütet zwischen ihnen wie eine Gerölllawine und braucht nicht allzu lange, um mit seinen Gegnern fertigzuwerden.

Glücklicherweise aber gelingt es endlich, Gochbadun in einen Galopp zu versetzen. Der Stier wird durch den Kampfeslärm angestachelt, beginnt zu brüllen und rast wie wahnsinnig feuerspeiend auf das Tor zu. Das ist der Moment, in dem die Gefährten, die dazu noch in der Lage sind, die Beine in die Hand nehmen und verschwinden. Mit dem Stier rennen sie nach draußen. Die letzte Wache, die sich in einiger Entfernung von dem Tor nach dem Ursprung er geisterhaften Stimme umschaut, fährt erschrocken zusammen, aber auch sie hat keine gesteigerten Ambitionen, sich dem durchgedrehten Gochdadun in den Weg zu stellen. In der Siedlung ertönt Hundegebell, etwas später auch das ein oder andere Horn, insgesamt brauchen die Riesen aber offensichtlich einen Moment, bis sie einen Trupp zusammengestellt haben, der die Gefährten verfolgt.

Ulanin und sein Gefolge sind noch einige Tage damit beschäftigt, ihren Verfolgern zu entkommen. Besonders unangenehm sind dabei die zweiköpfigen Hunde, die sie ihnen hinterherschicken. Irgendwann sind die Fliehenden beinahe so erschöpft, dass sie aufgeben, aber ihre Mission steht unter einem günstigen Stern. Die Riesen scheinen die Verfolgung kurz vorher aufgegeben zu haben.

Als die Viehdiebe mit Gochbadun ihr Zuhause erreichen, richtet Orgortal Sommer ein aufwändiges Siegesfest für ihren Gatten, ihre Söhne und Waffenherren aus und einen langen Abend wird von den Ereignissen erzählt, getrunken und gesungen. Am nächsten Tag erwachen die Viehdiebe und finden sich in ihrer ursprünglichen Identität zwischen den Mauerresten von Ulaninshof und ihrem errichteten Lager wieder. Broddi und seine Gefährten schütteln sich, begreifen irgendwann, wo sie sich befinden, packen ihre Sachen zusammen und machen sich auf den Heimweg zum Fort der roten Kuh. Aethelric das Mädchen und Kernalda Umgekehrt machen einen bemitleidenswerten Eindruck. Ihr Blick ist apathisch, sie wirken desorientiert. Bergilmers Hiebe haben ihnen schwer zugesetzt und die Heldenqueste ist nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen.

Bis Hasardfurt verläuft ihr Heimweg ereignislos. Dann aber, das Fort der roten Kuh ist nur noch eine Wegstunde entfernt, eilt Jhorn von einem Aufklärungsgang aufgeregt zurück und berichtet: „Uns kommt eine Untotenarmee entgegen! Es sind hundert oder zweihundert garstige Kreaturen! Wir haben keine Chance! Lasst uns fliehen!“ Broddi schaut sich um und deutet auf ein nahes Wäldchen: „Versuchen wir uns dort zu verstecken. Vielleicht ziehen die Kreaturen an uns vorbei!“

Das Manöver gelingt. Von Grauen erfüllt können die Heimkehrer beobachten wie keine 200 Schritt von ihnen entfernt mehr als hundert wandelnde Leichname vorbeiziehen. Sie tragen Speere, Kriegshämmer und Äxte und halten auf Hasardfurt zu. An ihrer Spitze schreitet eine attraktive, junge schwarzgekleidete Frau, deren Hautfarbe aber ungewöhnlich blass wirkt. „Eine Tochter der Finsternis“, murmelt Broddi. „Es sind die Diener des Nekromanten Delecti aus dem Hochlandsumpf. Sie haben sich hier schon lang nicht mehr blicken lassen. Ivar Sauseschritt und seine Dolutha mögen elende Hunde sein, aber sie sind immerhin Stammesbrüder. Ich schicke daher dich, Ortossi, um sie zu warnen.“ Und so macht sich Ortossi Ketilsson auf den Weg nach Hasardfurt während die übrigen Clanangehörigen weiter Richtung Fort der roten Kuh ziehen.

Als die Palisaden des Forts in Sicht kommen, spricht Mersyn mit ihren Freunden Orldes, Jhorn, Broakhar und Barmast: „Ihr wisst, dass Orldes und ich eine neue Unterkunft brauchen. Die Höhle von Voranga Kummervoll ist für unseren Geschmack zu abgelegen. Nicht weit von hier sind aber die Schwarzglasruinen. Ich würde mich da gern einmal umsehen. Es ist ein Ort, um den die Soldaten des lunaren Imperiums einen Bogen machen, vielleicht also eine geeignete Zufluchtsstätte für Orldes und mich. Will uns jemand von euch dabei unterstützen?“ Jhorn, Broakar und Barmast schauen sie verblüfft an. „Jetzt sofort?“, fragt Jhorn. Mersyn zuckt mi den Schultern: „Warum nicht?“

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Die Erkundung der Schwarzglasruinen wird damit wohl unser nächstes Abenteuer. Viel Informationen gibt das Setting darüber nicht her, ich habe aber schon ein oder zwei Ideen.

Insgesamt war die Heldenqueste ein Erfolg. Meine Spieler waren auch ganz erfreut, dass eine wichtige Aktion mal ohne größeren Kollateralschaden geglückt ist. Allerdings wären da noch Kernalda Umgekehrt und Aethelric das Mädchen zu beklagen, die nach dieser Heldenqueste vielleicht im Haus des Kummers einziehen werden…
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1619, Abenteuer 9: In den Schwarzglasruinen (Sitzung 23)
« Antwort #38 am: 9.05.2021 | 22:37 »


Die Gefährten beschließen dann aber doch, vor der Erkundung der Schwarzglasruinen noch eine Nacht auszuruhen und sich noch ein wenig Ausrüstung zusammenzustellen. Mersyn und Orldes verbringen die Nacht in der Hütte des Schamanen Barmast.

Am nächsten Tag brechen die Freunde auf und marschieren über den Weg in Richtung Dandabach auf die Schwarzglasruinen zu. Jhorn hat seinen Aluchs „Jinx“ dabei, der freudig voranstürmt. Der Weg führt vielleicht 500 Schritt an dem Ort vorbei und aus dieser Entfernung riskieren die Wanderer einen ersten genaueren Blick. Das Gebäude scheint Mauern und Türme zu besitzen und steht an einem Abhang, der an einer Seite vielleicht sechs oder sieben Schritt in die Tiefe führt. Von dieser Seite aus wirkt die Mauer löchrig und provisorisch repariert. Auf der anderen Seite führt ein Durchgang zwischen zwei Mauern auf den zurückliegenden Haupteingang zu. Das Gestein ist geschwärzt und wirkt seltsam glasiert, ganz so, als hätten hier vor sehr langer Zeit einmal unglaubliche Feuer gewütet und den Stein zum Schmelzen gebracht. Insgesamt wirkt der Ort düster, fast so, als sei das gesamte Areal in eine unnatürliche Dämmerung gehüllt.

Barmast macht einen Vorschlag: „Wahrscheinlich hat dieser Ort schon etliche Tode gesehen. Ich werde versuchen einen Geist zu beschwören, über den wir eventuell mehr herausfinden können.“ Seine Gefährten nicken und rücken respektvoll ein paar Meter von Barmast ab. Der Schamane beginnt einen gutturalen Gesang und wedelt mit seinem Stab. Irgendwann kommt eine Windböe auf und eine Stimme erklingt: „Wer ruft mich?“ Barmast führt mit dem herbeigerufenen Geist ein kurzes Gespräch. Zunächst muss er feststellen, dass es sich um jemanden handelt, der noch gar nicht allzu lang verstorben ist. Er traf vor etwa drei Jahren bei einem nahegelegenen Wäldchen hier auf der Straße auf eine Kriegerin und fragte sie nach ihrem Namen, worauf sie ihm sagte, dass er mit dieser Frage sein Leben verwirkt hätte. Überrascht und halbherzig griff der Mann nach seinem Dolch, aber ehe er es sich versah, hatte seine Gegnerin schon ihr Schwert tief in seinem Bauch versenkt. Seine Knochen lägen ein paar Meter weiter zwischen den Bäumen. Der Verstorbene bittet um eine angemessene Bestattung. Barmast verspricht ihm, dass er sich darum kümmern wird, stellt ihm dann aber noch ein paar Fragen. Der Tote verrät ihm, dass er als Geist seiner Mörderin noch zweimal begegnet sei. Immer verschwand sie in den Schwarzglasruinen und machte sich ein paar Tage später wieder auf die Rückreise. Schließlich legt sich der Wind wieder und die geisterhafte Stimme ist nicht mehr zu hören. Brmast findet die Knochen des Toten und verbrennt sie. Die Anwesenden richten ein paar Gebete an Orlanth und Humakt, dann überlegen sie sich ihr weiteres Vorgehen.

Jhorn hält den Ort für gefährlich und entschließt sich zu einem kleinen Aufklärungsgang. Er schleicht an die düsteren Mauern heran und bekommt vielleicht zwanzig Meter vor den Ruinen einen Schreck als aus der Dunkelheit über die Mauer ein gewaltiger Schmetterling fliegt. Das Tier besitzt eine Flügelspannweite von einem großen Schritt und seine Flügel sind purpurrot gefärbt. Jhorn schreckt zurück, das Tier fliegt aber lediglich ein paar Kreise, macht einen großen Bogen über die umliegenden Wiesen und verschwindet schließlich wieder hinter den Mauern der Ruinen. Jhorn umrundet das Gebäude und versucht es über den Abhang an der Rückseite zu betreten. Der dort befindlich Fels erweist sich allerdings als porös und unzuverlässig. Es scheint kein geeigneter Ein- und Ausgang für seine Gefährten zu sein. Erneut schleicht Jhorn um das Gebäude und schaut sich den Vordereingang an. Das Tor existiert nicht mehr, aber über den Durchgang hat jemand einen großen Holzbalken angebracht und aneinander genähte Tierfelle darüber gehängt. Jhorn macht ein paar Schritte auf den Eingang zu und zieht die Felle vorsichtig ein kleines Stück zur Seite. Er blickt in eine undurchdringlich wirkende Finsternis. Die Dunkelheit scheint nicht natürlichen Ursprungs zu sein. Verunsichert kehrt der Jäger zu seinen Freunden zurück und berichtet.

Nach einer Weile hockt sich Jhorn vor seinen Aluchs Jinx, schaut ihm in die Augen und streichelt ihn. Er nimmt Kontakt mit den Gedanken seines Tieres auf und bekommt schließlich die Erlaubnis, durch dessen Augen zu sehen. Jhorn sagt: „Jinx besitzt eine Widerstandskraft gegen magische Einflüsse. Vielleicht kann sein Blick die Dunkelheit des Ortes durchdringen. Ich könnte mich dann möglicherweise über seine Augen orientieren.“ Seine Freunde fassen sich an den Händen und ziehen so hinter dem Aluchs her in Richtung der Ruinen.

Dann schlüpft der Aluchs am Eingang an den Tierfellen vorbei ins Innere auf das Gelände. Jhorn erblickt einen Innenhof und flüstert: „Jinx sieht etwas! Folgt mir!“ Alles, was jetzt geschieht, sieht Jhorn durch die Augen seines Aluchs. Seine Gefährten erfahren nur durch dessen Erzählungen davon. Auf dem Innenhof lässt sich eine Laterne entzünden, aber der Lichtschein wird ebenfalls unnatürlich schnell verschluckt und reicht nur eine Armlänge weit. Dahinter herrscht Dunkelheit. Es ist außerdem überraschend kühl. Die Gefährten ziehen ihre Umhänge zusammen und fassen sich schnell wieder an den Händen, um sich nicht zu verlieren.

Jhorn erzählt: „Das ist ein Hof, umgeben von schwarzen Mauern. Nach rechts führt ein Weg, der zu einem weiteren Tor führt. Auch dieses Tor ist mit Tierfellen verhängt. Es sieht so aus, als würde sich auf den Mauern eine Art Wehrgang befinden. Im Hof selbst stehen in etwa drei Schritt Entfernung seltsame Pflanzen. Sie sehen aus wie riesige Morcheln, fast so groß wie wir. Im hinteren Bereich des Hofes fliegt der Schmetterling, von dem ich euch erzählt habe. Er hat noch drei oder vier Gefährten, die zwischen diesen riesigen Pilzen hin und her flattern.“

Die Gefährten wenden sich nach rechts, bis sie das zweite Tor erreicht haben. Die Mauern sind nicht allzu hoch. Jhorn nimmt Jinx auf die Schultern, dann springt das Tier von dort aus auf den Wehrgang und hat damit einen Blick in den Bereich hinter dem Tor. Jhorn spricht weiter: „Ein weiterer Hof. Zwei oder drei kleine Wesen tummeln sich hier. Ich glaube, es sind Trollinge. Hier befindet sich ein größeres Wohngebäude, außerdem so eine Art Schuppen oder Unterstand mitten auf dem Hof. Daneben führen ein paar Stufen zu einem hohen Steinsockel hinauf, der etwas über die Mauern hinausragt. Er sieht aus, als sei auf ihm früher eine Art Leuchtfeuer errichtet worden. Vielleicht irre ich mich aber auch.“

Eine Weile noch lassen die Gefährten Jhorn über die Augen von Jinx den Innenhof beobachten. Die Trollinge geben sich albernen Spielchen hin. Manchmal tönt ihr Quieken leise bis zu den Gefährten. Irgendwann fassen sich die Freunde ein Herz, ziehen die Tierhäute zur Seite und betreten den Innenhof. Das Quieken der Trollinge verstummt augenblicklich. Jhorn sagt: „Sie kommen!“ Die erste Berührung fühlt aber Orldes. Die Trollinge scheinen neugierig auf den zwergenwüchsigen Gelehrten zu sein. Sie greifen nach seinem Arm, ziehen ihn ein wenig hierhin und dorthin, dann beginnen sie wieder zu quieken. Orldes sagt: „He! Seid vorsichtig! Ich sehe nichts, hier bei euch im Hof!“ Seine Gefährten warten ab.

Eine Weile geschieht nichts Neues. Dann sagt Jhorn: „Die Tür des Gebäudes! Sie öffnet sich und ein großer Kerl kommt heraus. Vielleicht ein Kopf größer als wir. Ein Dunkeltroll, denke ich. Er kommt auf uns zu!“

„Ich Jinjin. Wer da?“, erklingt eine Stimme in gebrochenem Theyalan. So beginnt eine aufreibende, letztlich aber freundliche Unterredung mit dem Hausherrn der Schwarzglasruinen. Nach einer Weile lässt sich Jinjin darauf ein, die Unterredung vor den Ruinen fortzusetzen. Die Gefährten kehren ins Licht zurück, ihr Gesprächspartner sieht wenig begeistert aus und blinzelt ärgerlich in die Sonne. Dennoch erfahren die Freunde einiges: Jinjin ist der Vater einer Trollsippe, die hier in den Schwarzglasruinen lebt. Seine Frau heißt Jozala, dann haben die beiden noch zwei Töchter, Yishi und Yashi, außerdem acht Trollinge. „Haben die keine Namen?“, will Mersyn wissen. „Du da!“, gibt Jinjin als Antwort. Jinjin erzählt weiter, dass sie schon lange hier leben. Es sei ein abgeschiedener Ort im Dunkeln, wie ihn die Trolle mögen. Der Unterstand im Innenhof führt zu einem Schacht in dessen Wand Trittstufen gemeißelt sind. Wer dort hinabsteigt gelangt in einen Flöz, wo die Trolle Bleiglanz abbauen. „Und was macht ihr damit?“, fragt Orldes. Jinjin erzählt, dass sie das Gestein bei Orsta Trollhändlerin gegen Werkzeuge und Nahrung eintauschen. Die Frau kommt ein oder zweimal pro Jahreszeit vorbei. Jhorn ruft: „Orsta! Die Frau von Gringle Erntekönig aus Hellwasser! Sieh an! Das ist mir neu! Gibt es noch weitere regelmäßige Besucher?“ Jinjin erzählt, einmal im Jahr etwa käme noch die Frau ohne Namen vorbei. Barmast fragt: „Eine Kriegerin?“ Jinjin nickt ernst. Angehörige des Lunaren Imperiums scheinen den Ort allerdings zu meiden. Mersyn wirft Orldes einen fragenden Blick zu.

Dann räuspert sich Orldes und spricht: „Hör zu, Jinjin, Mersyn und ich, wir werden verfolgt. Es gibt Menschen, die es nicht gut mit uns meinen. Wir brauchen eine Zuflucht, verstehst du? Hier bei euch wären wir sicher. Wir sind öfter unterwegs und wären sicherlich nicht ständig hier. Es wäre aber gut, wenn wir hier zwischen unseren Unternehmungen unterkommen könnten. Was meinst du?“ Jinjin schaut Orldes überrascht an. Dann sagt er schulterzuckend: „Schatten entscheidet!“ „Schatten?“, ruft Broakhar. „Ist das eine Person?“ Aber Jinjin zuckt noch einmal mit den Schultern und bedeutet den Gefährten ihm zu folgen. Durch die Finsternis der Schwarzglasruinen führt er sie zu dem Gebäude im Innenhof. Er bittet die anderen, im Hof zu warten. Jhorn sieht durch Jinx Augen, wie die Trollinge sie neugierig begutachten.

Inzwischen befinden sich Mersyn und Orldes im Inneren des Gebäudes. Auch hier ist es finster. Ein paar Frauenstimmen begrüßen sie. Jinjin führt ein kurzes Gespräch mit ihnen, dann ist es still. Je länger aber Orldes und Mersyn versuchen irgendetwas zu erkennen, desto mehr scheint es, als verdichte sich die Dunkelheit an einer Stelle zu einer Zone, die besonders schwarz und undurchdringlich wirkt. Eine Weile lang ist es still. Orldes wird kalt und unbehaglich zumute. Dann sagt er: „Ein Schatten… ist zufällig ein Schatten hier?“ Und dann antwortet ihm eine körperlos wirkende, hauchige, leicht rasselnde Stimme: „Ich bin der Schatten des schwarzen Glases. Was wolllt ihr hier?“ Erneut berichtet Orldes von ihrem Anliegen. Die Stimme antwortet: „Ihr könnt hierbleiben, ich habe aber eine kleine Aufgabe für euch. Jinjin und seine Sippe können euch mit Bleiglanz versorgen… und wenn ihr euch unter den Menschen aufhaltet, dann fände ich es sehr freundlich von euch, wenn ihr hin und wieder einem Vertreter eures Volkes so ein Bröckchen Bleiglanz unterschieben würdet… am besten unauffällig, versteht ihr? Steckt es jemandem in die Tasche, legt es in eine abgeschiedene Ecke eines Hauses. Das wäre die Gegenleistung für euren Aufenthalt hier. Seid ihr einverstanden?“ Orldes fragt: „Was geschieht mit diesen Erzbrocken?“ Der Schatten des schwarzen Glases spricht weiter: „Oh, nicht viel. Vielleicht wird es hin und wieder Dunkel dort. Ihr helft mir auf diese Art und Weise ein wenig, meinen Einflussbereich auszudehnen. Das ist keine große Sache, findet ihr nicht?“ Mersyn fragt: „Ist es egal, welchen Menschen wir die Erzbrocken unterschieben?“ Der Schatten des schwarzen Glases meint: „Da bin ich gar nicht wählerisch. Wenn ihr fünf oder sechs Brocken im Jahr loswerdet, bin ich ganz zufrieden.“ Orldes fragt: „Wie können sich die Trolle hier in dieser Finsternis eigentlich orientieren?“ Der Schatten des schwarzen Glases antwortet: „Sie sind vom Schatten berührt.“ Orldes fragt: „Werden wir uns irgendwann hier auch besser orientieren können? Vielleicht wenn wir länger hierbleiben?“ Der Schatten des schwarzen Glases antwortet: „Wenn ihr euch wirklich verdient macht, kann es sein, dass ich mich irgendwann erkenntlich zeige. Dafür sollten wir uns aber erst ein wenig besser kennenlernen.“

Eine Weile ist es still. Dann sagt Mersyn in die Dunkelheit: „Ich bin bereit, Schatten.“ Auch Orldes ist einverstanden. Wieder ist es eine Weile still. Mersyn und Orldes scheint es, als würden sich schwarze Schlieren vor ihren Augen bewegen. Irgendwann aber erklingt die Stimme Jinjins: „Hast du Sachen? Herbringen? Lager bauen? Schlafen?“ „Hört sich so an, als hätten sie uns als neue Mitbewohner akzeptiert“, sagt Orldes zu Mersyn.

Zunächst aber gehen Orldes und Mersyn noch einmal vor das Tor um sich im Sonnenlicht von ihren Kameraden vorläufig verabschieden zu können. Mersyn sagt: „Es sieht für mich nach einem sicheren Ort aus. Diese Erzbrocken schieben wir irgendwelchen lunaren Garnisonssoldaten in die Tasche. Hier haben wir unsere Ruhe und leben nicht weit vom Fort der roten Kuh entfernt. Wir werden uns ein paar Felle gegen die Kälte besorgen müssen, dann lässt es sich hier aushalten. Wenn uns die Dunkelheit aufs Gemüt schlägt, gehen wir eben ein Weilchen vor die Tür. Die Trolle schienen ganz freundlich zu sein.“ „Passt auf die Schmetterlinge und die Morcheln auf!“, sagt Jhorn. Vorläufig verabschieden sich die Gefährten voneinander. Jhorn will nach Hellwasser zurückkehren, Barmast in seine Hütte und Broakhar zieht es zu seiner Frau Ustarna. Beim Abschied aber hält Jhorn plötzlich inne und sieht Mersyn tief in die Augen. „Seltsam“, sagt er schließlich. „Deine Iris hat sich schwarz verfärbt!“ Mersyn schnappt sich Orldes und sieht ihn an. Dann stellt sie fest: „Orldes Augenfarbe ist auch schwarz. Sieht so aus, als gehörten wir zur Familie.“

-

Das war eine düstere, angenehm gruselige Erzählrunde mit viel Rollenspiel und wenig Würfen. Wir haben endlich eine Bleibe für Mersyn und Orldes gefunden, die die Spieler auch akzeptiert haben. Und in den Ruinen lassen sich natürlich bei Bedarf auch noch ein paar Dinge mehr inszenieren. Demnächst kann es dann mit der Kampagnenhandlung weitergehen.
« Letzte Änderung: 9.05.2021 | 23:01 von Chiarina »
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1619, Abenteuer 10: Flucht vor der Fledermaus (Sitzung 24)
« Antwort #39 am: 25.06.2021 | 22:47 »


Es ist der Wassertag der Fruchtbarkeitswoche in der Dunkelzeit 1619: Seit der erfolgreichen Heldenqueste und dem Einzug Mersyns und Orldes´ bei den Trollen in den Schwarzglasruinen ist mehr als ein halbes Jahr vergangen. Broakhar und Jhorn, der sich im Fort der roten Kuh befindet, um dort erlegtes Wild zu verkaufen, beobachten in der Dämmerung eines trüben Wintertages ein rotes Leuchten aus dem Westen. Es scheint von Hasardfurt herüber zu scheinen.

Ein paar Flüchtlinge aus Hasardfurt haben das Fort der roten Kuh erreicht. Mit verängstigtem Blick schauen sie sich um. Broakhar spricht mit einem der Flüchtlinge und bekommt unzusammenhängende Satzbrocken erzählt. Offenbar ist in Hasardfurt irgendein gefährliches Monster aufgetaucht, das die dortigen Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Besonders aussagekräftig sind die Berichte der Neuankömmlinge allerdings nicht. Broakhar versucht mehr herauszubekommen und trifft bei seinen Bemühungen auf Jhorn, der inzwischen herausgefunden hat, dass die Gäste der Rotschänke an diesem Abend immer zahlreicher werden. Es scheint so zu sein, als würden dort einige Leute ihren Schrecken in Alkohol ertränken wollen. Die dort weitergegebenen Gerüchte ziehen außerdem einige Neugierige an. Jhorn und Broakhar beschließen, sich in der Schenke auch ein wenig umzusehen.

Beim Eintreten stellen Broakhar und Jhorn fest, dass das Gasthaus berstend gefüllt ist. Offenbar wärmen sich aufgrund der winterlichen Kälte ausgesprochen viele Menschen am betreffenden Abend an den Feuerstellen der Schänke. Seit der Gründung des Gasthauses, die von der Unterstützung des lunaren Imperiums profitierte, bedient die Wirtin Erinala Gutbier hier immer wieder die doblianischen Hundefresser, die Soldaten der Besatzer, aber auch Clansleute und Angehörige des Haushaltes von Königin Ivartha Wolfshäuterin verbringen hier oft ihre Abende. Broakhar und Jhorn sehen sich um und sehen, dass die Königin sogar selbst anwesend ist. Ein paar Wachen von Handelskarawanen sind zu sehen und bei den lunaren Soldaten befindet sich sogar Phargentes Spottnarbe, der Kommandant der Garnisonstruppen.

Königin Ivartha und Phargentes Spottnarbe haben mit ihren Leuten an separaten Tischen Platz genommen, die etwas abgeschieden in größeren Nischen stehen. Jhorn und Broakhar stehen im Schankraum selbst und hören schon bald eine Menge Gerüchte. Es ist von einer gewaltigen Purpurfledermaus die Rede, die Hasardfurt heimgesucht haben soll. Die beiden Männer stellen ein paar Anwesenden Fragen und bekommen erzählt, dass es sich bei dieser Bestie um einen schrecklichen Chaosdämon handelt. Er sei bereits vor mehr als fünfzehn Jahren bei der Invasion des lunaren Imperiums in Erscheinung getreten und habe damals die Festung Runentor zerstört und einen Angriff auf Kühnheim geführt. Ein paar lunare Soldaten behaupten, die Purpurfledermaus sei das Reittier ihrer roten Göttin und trage sie von Sieg zu Sieg.

Dann kommt Bewegung in die Gäste. Im Schankraum wird ein Bereich freigeräumt. Eine Familie von Puppenspielern ist eingetroffen, die sich mit einem kleinen Wortspiel vorstellen: „Wir sind machtlos! Ihr dürft aber auch gern >Macht los!< zu uns sagen!“, behauptet männliche Puppenspieler mit einem schelmischen Gesichtsausdruck. Dann legt er sich auf den Boden und hält ein paar Handpuppen in die Höhe. Seine Frau steht mit Marionetten in der Hand über ihm, zwei ihrer Töchter unterstützen sie außerdem, indem sie ihnen hin und wieder von beiden Seiten aus mit ein paar Stockpuppen assistieren. Die Familie spielt einen kleinen, harmlosen, aber humorvollen Schwank, der die trübsinnigen Gedanken einiger der Anwesenden für einen kurzen Augenblick vertreibt.

Dann allerdings tritt einer der Hundefresser, der offenbar zu viel getrunken hat, an die Schausteller heran und gießt einen Becher Wein über ihnen aus. Er schreit: „Machtlos! Diese Vorstellung ist langweilig!“ Dann greift er eine der Töchter und befiehlt ihr: „Tanze für mich! Tanze endlich! Das ist wahrscheinlich unterhaltsamer als diese Puppen.“ Seine nicht minder betrunkenen Kameraden grölen ihm erfreut zu. Verunsichert brechen die Puppenspieler ihre Vorstellung ab und blicken sich in der Schankstube um.

Noch ehe Broakhar und Jhorn reagieren konnten, steht Vastyr Bluthemd, ein Gefolgsmann und Leibwächter von Königin Ivartha Wolfshäuterin, auf, geht zum Hundefresser und schlägt ihm ins Gesicht. Der Soldat kippt um, wie ein schlaffer Kornsack. „Benimm dich!“, brüllt Vastyr. „Ich mochte die Vorstellung!“

Andere anwesende Hundefresser nehmen das allerdings nicht ohne weiteres hin. Sie erheben sich mit Drohgebärden von ihren Bänken. Einer von ihnen knackt mit seinen Knöcheln und höhnt Vastyr zu: „Lass mich ein wenig deine hässliche Fratze verschönern!“ Vastyr schaut sich um und blickt schließlich Jhorn und Broakhar ins Gesicht. Er kennt die Freunde bereits von ihrem Plünderzug zum Clan der Smaragdschwerter und spricht sie deshalb an: „Gehört ihr nicht zu dem Stamm der Mutigen? Hier gibt es Leute, die Ärger suchen und ich brauche ein paar rote Kühe als Unterstützung.“ In dem Moment schlägt der Hundefresser Vastyr ins Gesicht. Jhorn und Broakhar mischen sich schließlich ein und eine zünftige Wirtshausschlägerei entsteht. Es kommt zu Fausthieben, Kopfstößen und Tritten, an der ein oder anderen Stelle geht auch ein Krug zu Bruch und ein Stuhlbein findet eine alternative Bestimmung. Da aber niemand Waffen verwendet, bleibt es bei einigen blauen Augen und Prellungen und nach einer Weile gibt die Wirtin Erinala Baztag, dem Troll, der als Rausschmeißer für sie arbeitet, ein Zeichen, dass er die Prügelei beenden soll. Baztag knallt ein paar Köpfe aneinander und trägt den ein oder anderen Streithahn vor die Tür, sodass allmählich wieder Ruhe einkehrt.

Auch Jhorn und Broakhar findet sich früher oder später an der kalten Winterluft und reiben sich Stirn und Arme. Sie können einen Moment lang beobachten, wie Phargentes Spottnarbe seine Soldaten tadelt und ihnen zornig behauptet, dass er den entstandenen Schaden von ihrem Sold abziehen wird. Dann tritt Königin Ivartha Wolfshäuterin vor die Tür und ermahnt auch ihre in die Prügelei verwickelten Männer.

Schließlich nimmt sie Vastyr, Broakhar und Jhorn mit sich und zieht mit ihnen zur Halle von Häuptling Broddi Sippenstark. Auf dem Weg dorhin macht sie ihren Männern klar, wie gefährlich ihr Verhalten im Moment ist: „Das lunare Imperium sieht sich derzeit nach Fledermausnahrung um. Ihr scheint in dieser tödlichen Lotterie unbedingt den Hauptgewinn ziehen zu wollen. Ihr müsst Ruhe bewahren, sonst werde ich Phargentes kaum davon abbringen können euch auszuliefern.“ Jhorn und Broakhar schauen ihre Königin mit verständnislosen Augen an. Königin Ivartha seufzt und meint: „Also gut, wenn ihr Ärger wollt, könnt ihr Ärger bekommen. Ihr könnt mich morgen nach Hasardfurt begleiten. Ich will sehen, was sich gegen diesen Dämonen, der sich dort angeblich festgesetzt hat, unternehmen lässt.“

Im Anschluss daran verlangt bekommen die Versammelten einen Eintopf. Zu Königin Ivartha Vastyr und den Freunden gesellen sich auch noch Camille, die Schnelle und Janara, die Dunkle, zwei weitere Angehörige aus dem Gefolge der Königin, die offenbar ebenfalls an dem morgigen Aufklärungsunternehmen teilnehmen werden. Der Abend endet mit einem leisen Gespräch am Feuer von Broddis Halle, bei der Jhorn und Broakhar Camille als bestens informierte Frau mit vielen Kontakten kennenlernen und sich wieder an die etwas zweifelhafte Rolle von Janaras bei ihrem Besuch im Stamm der Frithan erinnerten, wo die angeblich von Eurmal gezeichnete Frau die lunaren Truppen von Hauptmann Ones Ovaro ausgetrickst hatte.

Camille erzählt den Anwesenden, dass die Purpurfledermaus ein Chaosdämon aus den Mittelwelten sei, der in die Dienste der roten Göttin gebunden wurde und nun von lunaren Zauberern kontrolliert werden könne. Vor einiger Zeit sei sie gerüchtehalber in Alda Chur aufgetaucht und soll dort erheblichen Schaden angerichtet haben. Nun sähe es so aus, als komme das Monster näher.

Jhorn und Broakhar erkundigen sich nach den übrigen Gefolgsleuten Königin Ivarthas. Es sieht aber so aus, als würden diese aus den unterschiedlichsten Gründen im Fort der roten Kuh bleiben. Broakhar tritt daraufhin auf Königin Ivartha zu und fragt sie, ob sie nicht auf die Mithilfe ihrer Freunde Mersyn, Orldes und Barmast zurückgreifen möchte. Königin Ivartha macht ihm deutlich, dass ihr eher an einer kleinen, unauffälligen Aufklärungstruppe gelegen ist. Solange es bei den drei Genannten bleibe, habe die Königin aber nichts gegen deren Unterstützung einzuwenden.

Am nächsten Morgen informieren Broakhar und Jhorn Orldes und Mersyn in den Schwarzglasruinen und Barmast in seiner Schamanenhütte. Die drei sind einverstanden, packen ihre Sachen zusammen und treffen am Mittag auf der Straße nach Hasardfurt mit Königin Ivartha Wolfshäuterin, Vastyr Bluthemd, Camille der Schnellen und Janara, der Dunklen zusammen. Mit bangem Herzen nähern sie sich Hasardfurt.

Die Straße kommt den Reisenden selbst für die winterlichen Verhältnisse unnatürlich still und einsam vor. Keine Vögel jagen oder singen, keine Eichhörnchen suchen nach Nüssen. Nach einiger Zeit kommen den Gefährten allerdings entlaufene Rinder, Schweine und Schafe entgegen. „Die sollten sich im Winter sicher in einem Stall befinden“, meint Vastyr Bluthemd. Broakhar wirft Königin Ivartha Wolfshäuterin einen fragenden Blick zu, diese meint aber: „Es ist keine Zeit, sie zusammenzutreiben. Wir müssen uns zuerst um die Menschen kümmern.“

Eine halbe Stunde vor Hasardfurt begegnen die Freunde ein paar Flüchtlingen. Sie haben einen Ochsenkarren dabei, auf dem sich Kinder, Alte und ihre Besitztümer befinden. Die Menschen auf dem Wagen drängen sich der Kälte wegen eng zusammen. Aus den Blicken der Flüchtenden spricht helle Panik. Sie rufen den Spielern schon von weitem zu: „Die Purpurfledermaus! Ein Chaosdämon! In Hasardfurt! Geht nicht dorthin! Kehrt zurück ins Fort der roten Kuh! Gegen dieses Monster haben selbst Hochkönig Broyan und Königin Kallyr Sternenstirn keine Chance.“

Jhorn beruhigt die Menschen und befragt sie nach der Lage in Hasardfurt. Er erfährt, dass die Purpurfledermaus vor zwei Tagen in Hasardfurt erschienen ist. Erst schien sie eine Art niedrig stehender roter Stern zu sein, aber auch das sorgte in der Siedlung schon für große Unruhe. Je näher das rote Licht kam, desto nervöser seien die Tiere und Menschen geworden. Irgendwann sei der Schrei des Monsters zu hören gewesen, der allen Bewohnern durch Mark und Bein ging. Schließlich sei die Purpurfledermaus auf dem Hügel des toten Pferdes gelandet. Von Anfang an hätten immer mehr Menschen aus Hasardfurt ihre Häuser verlassen und seien geflohen, die meisten zu irgendwelchen Verwandten des Clans, die außerhalb wohnten, einige hätten sich aber auch an Verwandte außerhalb des Clans gewandt oder seien zum Fort der roten Kuh geflohen. Vor dem schrecklichen Ungeheuer habe sogar das Wild in den Wäldern Reißaus genommen. Derzeit seien nur noch ein paar besonders pflichtbewusste oder reiche Dolutha in Hasardfurt… und vielleicht noch ein paar Narren mehr.

Hasardfurt habe sich zu einem furchtbaren Ort entwickelt. Einige der Bewohner hätten sich entschieden dem Kult der Purpurfledermaus beizutreten und versuchten so einem Schicksal als Fledermausfutter zu entgehen. „Wie war das?“, will Mersyn genauer wissen. „Mit der Purpurfledermaus kamen auch Fledermausfütterer. Sie opfern Menschen, um der Fledermaus Nahrung zu liefern. Den Leuten in Hasardfurt erzählten sie, als Angehörige des Kultes der Purpurfledermaus würden sie nicht geopfert, wenn sie andere als Futter lieferten. Daraufhin haben einige verzweifelte Dolutha dem lunaren Imperium einige Zufluchtsorte der Rebellen verraten.“

Mersyn meint: „Es ist schlimmer, als ich dachte“, und einige ihrer Gefährten nicken. Königin Ivartha Wolfshäuterin sagt: Ich muss weiter. Ich muss mich um mein Volk kümmern, um die, die fliehen und um die, die bleiben.“ Zu den Flüchtlingen sagt sie: „Geht! Geht zum Fort der roten Kuh und erzählt Broddi Sippenstark, dass ich euch eingeladen habe.“ Die Menschen danken Königin Ivartha Wolfshäuterin und eilen weiter, um Hasardfurt möglichst schnell hinter sich zu lassen.

Die Gefährten, Vastyr und Camille werfen sich besorgte Blicke zu. Als Janara die Dunkle witzelt: „Keine Angst! Ich lenke die Fledermaus mit einer riesigen Holzmotte ab“, lacht niemand.

Als sich die Gefährten noch weiter Hasardfurt nähern, scheint das rote Licht über dem Ort höher und höher gen Himmel zu steigen. Irgendwann sieht es so aus, als sei alles von einem roten Licht erfüllt. Kurz darauf haben die Freunde Mühe ihre Pferde unter Kontrolle zu halten. Besondere Probleme scheint Janara, die Dunkle, zu haben. Sie ist keine geübte Reiterin und schließlich geht ihr Pferd durch und sie klammert sich verzweifelt an dem Tier fest. Sofort nimmt Orldes die Verfolgung auf, kommt aber zunächst nicht an das durchgehende Pferd heran. Schließlich nimmt Königin Ivartha Wolfshäuterin die Verfolgung auf und bekommt Janaras Reittier schließlich am Zügel zu fassen. Sie drückt den Zügel dem hinterhereilenden Orldes in die Hand und sagt ihm: „Pass gut auf sie auf!“ Orldes nickt. Janara scheint sich schnell wieder gefangen zu haben. Sie sagt: „Endlich, ein Beschützer! Er ist zwar etwas mickrig, scheint aber zu wissen, was einer Frau zusteht!“

Kurz darauf kommt Hasardfurt in Sicht. Jhorn hatte darauf gehofft, Korolfin Stielauge am Tor anzutreffen. Der Mann ist der unermüdliche Beschützer Hasardfurts und für seine Treue und Loyalität gegenüber dem Stamm der Cinsina bekannt. Stattdessen treffen die Neuankömmlinge am Tor von Hasardfurt auf Soldaten des lunaren Imperiums. Während sie das Tor passieren sehen wie, wie die lunaren Soldaten einer Familie mit Karren untersagen, den Ort zu verlassen. Königin Ivartha und ihre Begleiter scheinen für sie weniger interessant zu sein. Sie werden einfach durchgewunken.

Im Vorbeiziehen hören die Spielerfiguren den Kommandanten der lunaren Soldaten, einen Angehörigen der leichten tarshitischen Infanterie sprechen: „Euer Häuptling Ivar Sauseschritt hat eindeutige Befehle gegeben. Niemand verlässt Hasardfurt. Geht jetzt nach Hause!“ „Aber Herr“, sagt der Bauer, „Ich habe eine Frau und Kinder! Ich muss sie vor diesem Dämon in Sicherheit bringen!“

Die Gefährten schauen zu Königin Ivartha, doch diese ignoriert die Auseinandersetzung. Offensichtlich will sie möglichst schnell Ivar Sauseschritts Festung erreichen. Camille, die Schnelle, fragt den Hauptmann der lunaren Soldaten: „Sagt Herr, wo steckt eigentlich Korolfin Stielauge?“ Der Kommandant der Wachmannschaft zuckt mit den Schultern und knurrt: „Keine Ahnung. Versucht es bei Geo. Ich nehme an, er trinkt um zu vergessen“ und schüttelt angesichts der Neuankömmlinge mit dem Kopf. Camille ist beunruhigt und sagt: „Korolfin Stielauge ist kein Mann, der seinen Posten verlässt oder die Wacheinteilung am Tor von Hasardfurt vernachlässigt. Das hört sich gar nicht gut an!“

Schweigend führt Ivartha Wolfshäuterin ihre Gefährten durch den Ort. In Hasardfurt herrschen Paranoia und Angst. Wer nicht geflohen ist versteckt sich. Die Menschen haben Angst davor, als Fledermausfutter zu enden. Vielleicht schmieden auch einige Pläne, ihre Mitmenschen an die Purpurfledermaus auszuliefern.

Mit jedem Schritt, den die Gefährten machen, scheinen die lunaren Umtriebe stärker zu werden. Die Schreie vom Hügel des toten Pferdes werden lauter, das seltsame Leuchten intensiver. Die Stimmung im Ort ist so grauenerregend, dass Jhorn, Broakhar, Barmast, Orldes, Janara und Camille der Mut verlässt. „Das ist Selbstmord, die Furt zu durchqueren“, meint Jhorn und seine Freunde schauen zu Boden. Königin Ivartha nickt und meint: „Wartet auf mich in Geos Bachstube. Wir sehen uns später.“

Dann durchquert die Königin mit Vastyr Bluthemd und Mersyn bei der Hasardinsel die Furt.  Am gegenüberliegenden Ufer können sie deutlich sehen, wie die Purpurfledermaus auf dem Hügel lagert. Die Kreatur besitzt viele lange, tentakelähnliche Zungen, die aus ihrem Maul hängen, Dutzende von Augen überall auf ihrem Körper und riesenhaften Zecken, die durch ihr Fell krabbeln. Sie misst von Kopf bis Fuß vielleicht 20 Schritt. Ihre Flügel müssen ausgebreitet sicherlich an die 90 Schritt umfassen. Vom Körper der Bestie geht das rote Licht aus, das die gesamte Umgebung einfärbt. Der Anblick gibt Mersyn den Rest. Sie sagt: „Königin, ich bin am Ende. Lasst mich gehen, ich will auch in Geos Bachstube auf euch warten!“ Königin Ivartha Wolfshäuterin nickt und spricht: „Geh, aber vergiss mich nicht!“ Dann fordert sie Vastyr Bluthemd auf ihr zu folgen und macht sich auf den Weg zur Festung von Hasardfurt.

Etwas später holt Mersyn ihre Gefährten ein. Camille erklärt ihr: „Wir versuchen Korolfin Stielauge zu finden und da hinten beim Kultzentrum und dem Elmaltempel des Ortes scheint es zumindest irgendwelche Bewohner Hasardfurts zu geben. Vielleicht wissen die mehr.“

Vor den Tempeln stoßen die Gefährten auf eine Gruppe von Menschen, die mit grimmigen Gesichtern um eine Frau und ihr weinendes Mädchen herumstehen. Viele der Versammelten tragen Knüppel und Messer. Ein Bauer und seine Familie versammeln sich vor der an der Gebäudeecke befindlichen Ernaldastatue. Die Frau mit dem weinenden Mädchen ruft verzweifelt: „Hilf uns, Mutter Ernalda!“

Dann entdecken die Gefolgsleute Königin Ivarthas zwischen der Bauersfamilie und den Bewaffneten Korolfin Stielauge. Er wendet sich dem Mob zu und spricht zu den Versammelten: „Es ist mir egal, dass ihr diesem Kult der Purpurfledermaus beigetreten seid. Diese Frau könnt ihr nicht haben. Sie gehört zu eurer Sippe. Wenn ihr sie ausliefert, werdet ihr Verderben über unseren Clan bringen!“

Einer der Kultisten ruft: „Das Verderben hat uns Dolutha doch schon längst erfasst! Als Brofin König Garralor tötete, brachte er uns allen den Fluch, unter dem wir leiden. Diese Frau hat dem Rebellenpriester Hallarax Brot gegeben. Dafür sollte sie Fledermausfutter werden und so mit ihrem Leben unseres retten.“

Camille, die Schnelle, wendet sich ihren Begleitern zu und sagt kurz angebunden: „Helfen wir Korolfin!“

Während sich Korolfin Stielauge schützend vor die Frau stellt, wirft sich Orldes in Pose und spricht: „Wer seinen Clan verrät, verrät auch seine Mitkultisten! Das wissen die Angehörigen des lunaren Imperiums auch. Aus dieser Nummer kommt ihr nicht mehr heraus! Ihr könnt die Frau ausliefern, dann werdet ihr aber die nächsten sein. Im Fort der roten Kuh findet ihr derzeit noch eine sichere Zuflucht. Springt bei Nacht und Nebel über die Maur und lauft so schnell ihr könnt. Das ist eure einzige Chance.“ Die Kultisten starren den kleinen Mann mit der großen Stimme erstaunt an. Es sieht zwar nicht so aus, als hätte Orldes die Menge auf seine Seite gebracht, aber es entsteht unter den Kultisten eine Diskussion. Broakhar nutzt die Ablenkung, um die Frau und ihre Tochter fortzuzerren. Die Gefährten fliehen in Richtung Geos Bachstube.

Korolfin Stielauge folgt ihnen und berichtet atemlos von den neuesten Ereignissen: „Ich bin euch Dank schuldig! Ich habe nicht mehr allzu viele Waffenherren, die mir zur Seite stehen. Die meisten haben genug damit zu tun, beim Schrei der Purpurfledermaus nicht unkontrolliert in Zittern zu verfallen. Ganz Hasardfurt scheint den Verstand verloren zu haben. Die Dolutha greifen sich gegenseitig an, weil sie alle Angst haben Fledermausfutter zu werden. Es ist eine Prüfung! Die große Finsternis wartet auf die Dolutha und der Fresser der Häute führt uns in Versuchung.“

Vor dem Gasthaus lungern ein paar Bewohner des Ortes herum. Korolfin meint: „Noch ein paar Kultisten! Sie vermuten, dass sich Rebellen im Gasthaus befinden und lauern ihnen auf, um sie auszuliefern. Dummerweise haben sie vor Geos Schutzmagie große Furcht und betreten das Gebäude daher nicht.“ Korolfin macht ein grimmiges Gesicht. „Wir brauchen keine Furcht zu haben.“

Als die Reisenden aber die Gestalten passieren und das Gasthaus betreten, stellen sie fest, dass es relativ leer ist – die meisten Gäste waren klug genug, um den Ort zu verlassen. Camille, die Schnelle trifft allerdings auf eine Bekannte und stellt sie ihren Begleitern als Inganna vor, einer Frau in blauem Kapuzenumhang mit Wolfsfellbesatz, langen Zöpfen und vernarbtem Gesicht. Camille fragt: „Weißt du, wo Hallarax abgeblieben ist?“ Inganna schüttelt den Kopf und meint: „Ich weiß es nicht. Hier ist der alte Mann nicht gewesen.“ Inganna berichtet weiter, dass dem Monstrum einmal in der Woche 25 Personen geopfert werden. „Ich meine, es wäre an den Frosttagen. Genau weiß ich es aber auch nicht.“ Die Anwesenden sind schockiert und als ihnen eine Bedienstete eine Fischsuppe bringt, löffeln sie trübsinnig in ihren Essschalen.

Etwas später betreten Königin Ivartha Wolfshäuterin und Vastyr Bluthemd das Gasthaus. Sie erzählt von ihrem Besuch in der Festung von Hasardfurt. Hastur Tarshgeboren, eine Wache Ivar Sauseschritts, habe versucht, ihr den Zugang zu dessen Halle zu verwehren. Sie habe nur nach einem Kinnhaken Vastyrs mit dem Häuptling der Dolutha sprechen können. Als sie dann aber seine Halle betrat, habe sie feststellen müssen, dass er Besuch hatte. „Ivar saß mit Illaro Krummrücken, dem Kommandanten der lunaren Garnison von Hasardfurt, und einem Mann mit einer silbernen Fledermausmaske an einem Tisch… einer der Fütterer der Purpurfledermaus. Sie führten eine Beratung, die von ein paar Schreiberlingen mitnotiert wurde. Ich kam gerade dazu, als Ivar ihnen die Namen der Priester Hallarax, der letzte Orlanthi und Ashart Abendschlucker diktierte. Ich wurde zwar begrüßt, aber vor vollendete Tatsachen gestellt. Illaro Krummrücken und Ivar Sauseschritt erstellten eine Liste mit geächteten Personen, die an die Fledermaus verfüttert werden sollen. Illaro meinte, dass sei eine gute Gelegenheit ein paar Unruhestifter loszuwerden. Ich habe mich natürlich gewehrt, sofort wurde mir aber angedroht, selbst geopfert zu werden. Die Szene war unerträglich! Ich habe gute Mine zum bösen Spiel gemacht und versucht, das Schlimmste zu verhindern. Ich muss aber sagen, dass es böse aussieht. Hallarax, der letzte Orlanthi, soll auf dem Heuboden einer Scheune gefasst worden sein. Seine eigene Nichte hat ihn verraten. Nachdem er auf dieser Liste gelandet ist, wird er jetzt wohl eines der Opfer für die Purpurfledermaus sein. Ich warne euch vor unbedachten Befreiungsversuchen! Bringt stattdessen Ashart Abendschlucker nach Torkans Tal in Sicherheit. Die Fledermausfütterer sind unterwegs und ich traue es den verdammten Sardalings durchaus zu, ihre Clanbrüder auszuliefern, um verschont zu werden. Geht! Erzählt Broddi von meinem Befehl, Ashart in Torkans Tal zu bringen.

Korolfin erklärt sich bereit, den Männern und Frauen vom Clan der roten Kuh ein Boot zu organisieren. Damit wollen die Gefährten heimlich und im Schutz der Dunkelheit den Bach flussabwärts Hasardfurt verlassen. Königin Ivartha Wolfshäuterin, Vastyr Bluthemd und Camille, die Schnelle bleiben in Hasardfurt. Broakhar, Jhorn, Mersyn, Orldes und Barmast erklären sich bereit, Ashart Abendschlucker in Sicherheit zu bringen. Janara, die Dunkle sagt daraufhin: „Ich werde mitkommen. Ich habe ja jetzt einen Beschützer unter euch“, worauf sie Orldes gönnerhaft den Kopf tätschelt.

Es ist der Lehmtag der Fruchtbarkeitswoche in der Dunkelzeit 1619: Die Flucht aus Hasardfurt gelingt ohne Probleme. Da die Gruppe aber keine Reittiere mehr dabei hat, brauchen sie einen ganzen Tag bis zum Fort der roten Kuh. Während Mersyn, Orldes und Barmast in dessen Hütte bleiben, erstatten Broakhar und Jhorn Broddi Sippenstark Bericht. Der Häuptling des Clans legt seine Stirn in Falten und verspricht ihnen schließlich seine Unterstützung.

-

Das Drama nimmt seinen Lauf. Die Sitzung war etwas linear und hauptsächlich dazu da, dass den Spielern und der Spielerin ein übermächtiger Feind im Detail vorgestellt wird. Die Purpurfledermaus hat auf jeden Fall Eindruck gemacht.

Ein bisschen ärgerlich war, dass alle (!) Moralwürfe der Spielerfiguren bei der Annäherung an die Festung der Dolutha versagt haben. So ist ihnen die Szene mit dem Fledermausfütterer und der Geächtetenliste entgangen. Schlimm war´s allerdings auch wieder nicht. Ich habe ja Ivartha hinterher berichten lassen. Es war nur ein kleiner Dorn im Selbstbewusstsein meiner Spielerin und Spieler. Diese Menschenopfer sind darüber hinaus natürlich auch eine extrem finstere Sache. Alle sind etwas schockiert. Ich hoffe, dass das Monster ihren Widerstandsgeist steigert.
« Letzte Änderung: 8.08.2021 | 19:11 von Chiarina »
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1629, Abenteuer 10: Flucht vor der Fledermaus (Sitzung 25)
« Antwort #40 am: 8.08.2021 | 19:53 »


Nach dem Bericht von Broakhar und Jhorn über die Purpurfledermaus in Hasardfurt werden in der Halle von Häuptling Broddi Sippenstark eine Weile lang Pläne geschmiedet. Grundsätzlich scheinen ein einziges Mal alle Ratsmitglieder einer Meinung zu sein: der Orlanthpriester Ashart Abendschlucker muss zu seinem Schutz nach Torkans Tal. Wenn der Stamm der Cinsina diesen Geistlichen verlieren sollte, wird es bedeutend schwerer sein, den Kontakt zu den alten Göttern aufrechtzuerhalten. Irgendwann beschließt Farandar Orendalsson, dass genug geredet wurde. Er legt seine Rüstung an und lässt einen seiner Knechte sein Speer und Schild holen. „Ich gehe“, sagt er. „Auch wenn ich nicht begeistert von der Aussicht bin, im Winter das Hirschland zu durchqueren. Zur Rettung unseres Windherren könnte ich ein paar beherzte Brüder und Schwestern als Begleiter gebrauchen.“

Schon wollen sich Broakhar und Jhorn bereit erklären, Farandar zu begleiten, da wird die Tür zu Broddis Halle aufgestoßen. Kernalda Umgekehrt stürmt in die Halle und ruft: „Die Fledermausfütterer sind da! Ortossi hat versucht sie am Tor aufzuhalten, aber sie haben ihn zur Seite gestoßen und sind zur Festung gegangen. Jetzt sprechen sie mit Phargentes Spottnarbe, der bereits seine Hundefresser versammelt!“

Broddi wendet sich an Farandar und sagt: „Beeil dich und nimm mit, wen du brauchen kannst! Bring Ashart hier weg! Wir können es nicht zulassen, dass unser Priester Fledermausfutter wird! Los jetzt!“

Farandar eilt zur Tür, Jhorn und Broakhar folgen ihm. Am Ausgang hält Kullina, die Fette, Broakhar einen Moment auf und steckt ihm einen bestickten Beutel zu. Er ist noch warm und duftet nach frisch gebackenem Brot. Kullina sagt: „Ich bin froh, dass du dabei bist, Broakhar! Das ist Königsbrot aus Kestas Ofen. Es hilft euch, die beschwerliche Reise, Wunden oder Verluste zu ertragen. Wer davon isst, fühlt sich erfrischt!“ Broakhar wirft ihr einen dankbaren Blick zu, nimmt den Beutel und läuft hinter Farandar und Jhorn her.

Farandar Orendalsson läuft zu den Gästehütten im Fort der roten Kuh, hebt dabei oft seine Hände und bedeutet Jhorn und Broakhar einige Male anzuhalten. Immer wieder schaut er sich um, ob sie verfolgt oder beobachtet werden. Einmal knurrt er: „Gebt Acht, die Fledermausfütterer sind hier und suchen Ashart!“ Jhorn und Broakhar nicken und folgen ihm.

Farandar führt die Gefährten zu einer der Gästehütten. Vor der Tür sitzt Aethelric das Mädchen auf einer Bank, spielt untätig mit seinem Speer und scheint sich im Anbetracht der Ereignisse wenig Sorgen zu machen. Als Farandar, Jhorn und Broakhar herbeieilen steht Aethelric auf und begibt sich mit ihnen in das Innere der Hütte. Hier befinden sich zum Erstaunen Jhorns und Broakhars Ashart Abenschlucker zusammen mit seiner Frau Hinalda, der Beständigen und Gringle Erntekönig. Ashart und Gringle scheinen etwas außer Atem zu sein. Für eine Reise durch das winterliche Clangebiet sind sie schlecht gekleidet.

Farandar Orendalsson spricht: „Aethelric, du kennst den Weg zu Torkans Tal und wirst uns führen. Ashart muss verschwinden. Die Fledermausfütterer suchen ihn!“ Aethelric das Mädchen nickt. Farandar fährt fort: „Eile ist also geboten, aber wir müssen aufpassen. Vielleicht sind die Schergen des lunaren Imperiums bereits dabei, Hausdurchsuchungen durchzuführen!“

Ashart Abendschlucker sagt: „Wenn sie mich hier erwischen, ist es aus! Wir können versuchen, bis zu den Klippen zu kommen und dort hinabzuklettern. Damit rechnet wahrscheinlich niemand. Ich bin ein Windherr. Zwar werde ich euch kaum alle aus dem Fort herausfliegen können, aber vielleicht kann ich eure Landung etwas abfedern, wenn ihr in den Fluss springen müsst.

Farandar blickt den etwas korpulenten Priester zweifelnd an und sagt: „Das ist zu riskant! Lasst uns zum Tor ziehen und den Weg freikämpfen! Damit werden sie erst recht nicht rechnen!“

Gringle Erntekönig meint: „Wir haben Ashart und seine Frau hierhergebracht, weil sich unter dieser Gästehütte ein kleiner Fluchttunnel befindet. Er besitzt keine Verbindung zu den Tunneln unter dem Fort und dem Heortbach und führt zu einem Gemüsekeller in der Nähe von Willandrings Schmiede. Selbst wenn der Fluchttunnel entdeckt wird, bleibt das Geheimnis unseres Clans gewahrt.“

Farandar meint: „Dann ist Ashart allerdings schon so gut wie erledigt. Ich werde hierbleiben und eine falsche Fährte legen.“

Aethelric das Mädchen meint: „Und dann wollt ihr in dieser Kleidung zu Torkans Tal? Ohne Reittiere und ohne Verpflegung? Es liegt Schnee und der Boden ist vereist! Wir sind erfroren, bevor wir dort sind!“

Jhorn sagt: „Lasst uns bei Barmasts Hütte zusammenkommen. Dort können wir uns noch ein wenig Ausrüstung besorgen und treffen außerdem auf drei weitere tatkräftige Unterstützer. Wir können außerdem einen Zwischenstopp in der Höhle von Voranga Kummervoll einlegen!“

Farandar nickt und sagt: „Gut, geht jetzt! Ich werde euch schon wieder treffen!“

Kaum hat Farandar seine Zustimmung geäußert, beendet ein lautes Klopfen an der Tür jegliche Diskussion. Eine Stimme erklingt und spricht: „Öffnet, im Namen des Kommandanten Phargentes und der roten Göttin!“

Aethelric springt auf und Farandar zieht seine Axt. Es ertönen schwere Schläge gegen die Tür, da die lunaren Soldaten versuchen sich Zugang zu der Gästehütte zu verschaffen. Gringle beginnt das Schlaflager der Hütte zur Seite zu schieben. Darunter befindet sich eine Falltür zum erwähnten Fluchttunnel.

Farandar wirft einen grimmigen Blick in Richtung Tür, die unter weiteren Schlägen zu splittern beginnt. Er sagt: „Ich werde euch ein wenig Zeit verschaffen. Alles Gute!“ Aethelric sagt: „Los jetzt! Wir müssen zu Willandrings Schmiede!“

Gringle händigt allen Anwesenden hölzerne Masken mit den Gesichtszügen der Donnerbrüder aus. „Tragt sie, damit das Imperium nicht eure Gesichter sieht.“ Dann verschwindet er mit Ashart, dessen Frau, Aethelric, Broakhar und Jhorn im Fluchttunnel. Aethelric eilt voran, Ashart geht mit seiner Frau in der Mitte der Gruppe, Gringle bildet den Schluss.

Farandar hat gerade eben die Falltür wieder zugeschlagen und das Schlaflager wieder hergerichtet, da hören die Fliehenden im Tunnel, wie in der Gästehütte Holz splittert. Hinalda, die Beständige, meint: „Sie haben die Tür aufgebrochen! Orlanth möge Farandar beistehen!“

Der Weg durch den Fluchttunnel ist in der Dunkelheit nicht einfach, aber Aethelric das Mädchen scheint sich ein wenig auszukennen und ruft den Mitgliedern seiner Gruppe hin und wieder ein paar hilfreiche Hinweise zu. Da der Tunnel nicht allzu lang ist, finden sich die Fliehenden wenig später im Gemüsekeller einer größeren Gästehütte ganz am Rand der Gebäude wieder.

Gebückt eilen die Fliehenden unter Aethelrics Leitung über einen offen liegenden Bereich und verbergen sich in den Schatten der Schmiede. Sie sind nicht bemerkt worden, allerdings ist zu hören, dass nicht allzu weit entfernt ein Kampf ausgebrochen ist. Jhorn meint: „Ist das Farandar? Er hätte es vielleicht erst einmal mit Worten versuchen können!“ Broakhar nickt ernst und meint: „Wenn er aus diesem Kampf lebend herauskommt, wird er sich im Fort der roten Kuh nicht mehr blicken lassen können.“

Aethelric stürmt in Willandrings Schmiede und kommt wenig später mit einer Leiter zurück. „Lasst uns versuchen, über die Palisadenmauer zu klettern. Der Sprung von den Klippen kommt mir unnötig riskant vor.“

Auf diese Weise überwinden die Fliehenden den Palisadenring. Schlotternd eilen sie durch die Winternacht zu Barmasts Hütte und wecken dort den Schamanen, Mersyn und Orldes. Als sie hören, was geschehen ist, sucht Barmast alle warmen Felle zusammen, die er besitzt, und packt noch ein paar zusätzliche Ausrüstungsgegenstände ein. Aethelric, Ashart, Hinalda, Gringle, Jhorn und Broakhar wärmen sich inzwischen am Feuer des Schamanen etwas auf. Dann verlassen alle Anwesenden Barmasts Hütte und ziehen über das freie Feld in Richtung der Höhle von Voranga Kummervoll.

Es ist Windtag der Fruchtbarkeitswoche in der Dunkelzeit 1619: In den frühen Morgenstunden erreichen die Fliehenden die Höhle von Voranga Kummervoll am Aschenwasserfall. Nach einer Begrüßung durch die Aluchse der Tarenapriesterin stehen sie kurz darauf der Frau selbst gegenüber. Voranga bietet allen Anwesenden ihre Gastfreundschaft an, Aethelric dem Mädchen gegenüber scheint sie aber eine besondere Herzlichkeit zu zeigen. Die beiden merkwürdigen Gestalten scheinen eng miteinander vertraut zu sein. Nach einer heißen Suppe wickeln sich die Fliehenden in warme Felle und ruhen eine Weile aus.

Etwas später scheint Voranga mit einem ihrer Aluchse eine Art Zwiesprache zu unterhalten und kann den Gefährten hinterher erzählen, dass auf dem Weg vom Fort der roten Kuh nach Siebeneichen lunare Soldaten unterwegs sind. Jhorn ist überrascht und zeigt sich besorgt.

Noch etwas später erscheint ein einzelner Wanderer vor Vorangas Höhle. Es ist Farandar Orendalsson. Die Gefährten springen auf und wollen wissen, wie es ihm ergangen ist. Schnell erkennen sie, dass Farandar eine Verletzung an der Schulter erlitten hat. Während Voranga sich um die Wunde kümmert, erzählt Farandar, was geschehen ist:

„Ich bin mit der Tarnung des Fluchttunnels gerade noch rechtzeitig fertiggeworden. Als ich die splitternde Tür der Gästehütte zur Seite zog, stolperten die Eindringlinge schon ins Innere. Es waren Phargentes Spottnarbe mit ein paar Hundefressern und ein Mann mit einer silbernen Fledermausmaske. Auch dieser Mann hatte ein paar Krieger dabei. Im Sturmangriff habe ich mich durch die überraschten Gegner gekämpft und bin dann durch die engen Gassen zwischen den Gästehütten zum Tor geflohen. Allerdings hat mich der Mann mit der Fledermausmaske erwischt.“ Farandar deutet auf seine verletzte Schulter. Jhorn fragt: „Warum hast du es nicht mit einer List versucht?“ Farandar sagt: „Meiner Einschätzung nach war ein Kampf nicht zu vermeiden. Kurz nach meiner Flucht aus dem Fort erklangen Alarmhörner. Ich habe es nicht gewagt, zu Barmasts Hütte zu kommen, sondern bin erst einmal nach Grünweide, wo ich einen Bauern um einen warmen Mantel gebeten habe. Danach bin ich hierher. Es ist gut zu sehen, dass ihr es auch geschafft habt.“ Weil Farandar erschöpft ist, beschließt die Gruppe, noch eine Nacht in Vorangas Höhle auszuruhen.

Es ist Feuertag der Fruchtbarkeitswoche in der Dunkelzeit 1619: Schon bald nach dem Aufstehen verabschieden sich die Gefährten von Voranga Kummervoll und machen sich auf den Weg. Es ist bitterkalt und die Reise durch Eis und Schnee nicht einfach. Die Gruppe wandert am vereisten Heortbach entlang und versucht dabei ihre Spur zu verwischen. Gringle behauptet, dass sich die Telmori-Wolfsmenschen im Winter in ihre Höhlen zurückziehen. Von dieser Seite aus ist im Hirschland nicht mit Gefahr zu rechnen. Die Kälte und die Feuchtigkeit stellt sich aber als ernstzunehmende Schwierigkeit dar. Ashart Abendschlucker und Gringle Erntekönig drängen auf einen Halt in einer der Siedlungen am Heortbach, Farandar Orendalsson und Aethelric das Mädchen sind aber anderer Meinung. Farandar meint: „Die Sardalingsiedlungen am Fluss sind gefährlich. Die Leute sympathisieren mit dem lunaren Imperium. Die Gefahr ist zu groß, dass wir dort verraten werden. Wenn wir aber in Bewegung bleiben, können wir noch heute den stillen See erreichen. Dort können wir auf die Unterstützung von Orstalor Speerherr und seinen Schlammhühnern hoffen.“ Daraufhin verzichten die Gefährten auf den Besuch jeglicher Siedlungen bis sie das Hirschland erreicht haben.

Am Dinosaurierhügel verlassen die Reisenden den Heortbach, dringen tiefer in das Hirschland ein und marschieren in Richtung des Stillen Sees. Am Rand eines Waldes erkennt Jhorn ein paar Gestalten, die sich in den Schatten der Bäume verstecken. Vorsichtig nähern sich die Gefährten den Fremden, stellen aber schon bald erleichtert fest, dass es sich um Patrouillen der Rebellen handelt. Da die Krieger Farandar, Orldes und Mersyn als Genossinnen und Genossen erkennen, begrüßen sie sie freundlich und führen sie dann zum Lager von Orstalor Speerherr.

Am Abend erreichen die Reisenden den Stillen See und erblicken ein paar Pfahlbauten an dessen Ufer. Die Rebellen führen sie zu einer der Hütten, in der sie von Orstalor Speerherr begrüßt werden. Nach der üblichen Zeremonie, durch die der Hausherr den Reisenden seine Gastfreundschaft zusichert, setzen sich diese in der wind- und wettergeschützten Hütte an ein Feuer, das für erträgliche Temperaturen sorgt. Die Reisenden bekommen Haferbrei und Glühwein gereicht. Für einen Moment sind sie der klirrenden Kälte entkommen.

Schon bald aber, nachdem sich die Augen der Neuankömmlinge an das düstere Innere der Hütte gewöhnt haben, merken sie, dass sie nicht die einzigen Gäste Orstalors sind. Auf der anderen Seite des Feuers sitzt ein alter Mann mir langem weißen Haar und Bart, gehüllt in ein Bärenfell. Ein Mann mittleren Alters, vielleicht sein Sohn, sitzt neben ihm. Beide sind gut gekleidet, tragen aber eine seltsame Kombination von Hirschleder und feinen Stoffen – sie tragen außerdem seltsame Knochen- und Kieselhalsbändern.

Aethelric das Mädchen greift nach seinem Speer und ruft: „Das ist Schwarzpfote! Es sind Telmori hier!“ Der Krieger springt auf, bereit die beiden Anwesenden aufzuspießen. Jhorn zieht ebenfalls eine Waffe. Hinalda, Broakhar, Mersyn und Orldes verhalten sich abwartend. Farandar, Ashart, Barmast und Orstalor aber stellen sich vor Aethelric und Jhorn und versuchen eine Auseinandersetzung zu vermeiden.

Ashart ruft: „Stop! Diese Telmori sind Sartar gegenüber loyal.“ Farandar versucht die Klingen Aethelrics und Jhorns zur Seite zu schieben und sagt: „Diese Männer sind Freunde.“ Die anwesenden Rebellen rühren sich. Eine fast greifbare Spannung liegt in der Luft. Schließlich ruft Orstalor Speerherr: „Ich habe allen Anwesenden Gastfreundschaft gewährt und keiner hier wird sie verletzen, ansonsten seid ihr Eidbrecher und Orlanth wird euch verfluchen! Diese Männer sind loyale Gefolgsleute Sartars und Gäste in meiner Halle.“

Jhorn fragt Aethelric: „Du kennst diese Kreaturen? Wer sind sie?“

Die Antwort aber übernimmt Barmast, der den alten Mann umarmt und spricht: „Es ist Kostajor Wolfsstreiter, Sohn von Ostling Vierwolf, der als König der Telmori bekannt ist, und Onelisin Katzenhexe, der Enkelin Sartars. Seine fünf Söhne sind die Helkos Brüder.“

Ein kurzer Moment herrscht verblüfftes Schweigen. Dann fragt Jhorn: „Woher weißt du das, Barmast?“

Barmast erwidert: „Ich denke, es ist der richtige Moment, meinen Begleitern ein wenig über meine Vergangenheit zu erzählen. Ihr sollt wissen, dass für die längste Zeit meiner Ausbildung Kostajor Wolfsstreiter mein Lehrer war. Ich habe mit den Telmori in den Höhlen gelebt und dort gelernt, zur Geisterwelt Kontakt aufzunehmen. Das ist einige Jahre her. Mir ist bewusst, dass das für einige von euch eine schockierende Neuigkeit ist. Seid daher versichert, dass ihr jederzeit auf mich als loyales Mitglied des Clans der roten Kuh zählen könnt.“

Aethelric, das Mädchen erwidert: „Ich habe Expeditionen ins Hirschland unternommen, um dort selbst an den Wildtagen die Wolfsmenschen zu jagen. Ich habe sie an der Seite Borngold Vielbrüders und Yeeneris dem Wolkenwidder erlegt. Ich bin in einen Hinterhalt der Telmori geraten und habe beim darauffolgenden Kampf ihrem Anführer Jogar Sog sein letztes Auge geraubt. Ich führe den Wolfstöter-Speer meines Vaters gegen die Telmori in den Kampf und habe mit meiner Entschlossenheit das Wohlwollen Königin Ivarthas gewinnen können. Sogar Jomes Hostralos schätzt mich als Mitstreiter und hat schon mit mir zusammen Telmori gejagt. Alles was ich bin, bin ich durch meinen Kampf gegen die Wolfsmenschen. Ich werde mich sicherlich jetzt nicht zu ihnen an ein Feuer setzen. Auch ich bezeichne mich als loyales Clansmitglied. Es wird sich zeigen, ob wir immer auf einer Seite stehen, Barmast! Ich hoffe nur, dass sich nicht noch mehr Wolfsfreunde unter uns befinden. Fürs Erste bitte ich um einen Platz in einer anderen Hütte.“ Mit diesen Worten verlässt Aethelric das Mädchen die Hütte. Ein Rebell folgt ihm, um ihm einen anderen Schlafplatz zuzuweisen.

Einen Augenblick scheint Jhorn zu überlegen. Dann wendet er sich ab und sagt: „Aethelric hat gesagt, was zu sagen ist.“ Auch er verlässt die Hütte.

Orldes, Mersyn, Barmast und Broakhar setzen sich mit Farandar, Ashart und Gringle zu Kostajor Wolfsstreiter ans Feuer. Orldes fragt: „Wollt ihr uns nicht ein wenig aus eurem Leben erzähler, alter Mann? Ich bin sicher, dass wir interessante Dinge zu hören bekommen.“ Kostajor Wolfsstreiter zögert ein wenig, dann aber erzählt er: „Ich war Angehöriger der Telmorileibwache von Prinz Jarolar Langschritt von Sartar. Bei der verheerenden Niederlage am Zwergenstreif rettete ich seinen Sohn, Prinz Jarosar Langpfeil. Ich saß außerdem im Rat von Tarkalor Trollschlächter und beteiligte mich an seinem Krieg gegen die Kitari und den Scharmützeln gegen den roten Mond in Tarsh. An der Grizzlyspitze rettete ich Tarkalors Sohn Terasarin. Selbst jetzt, im Alter, sucht Prinz Terasarin noch meinen Rat. Für den Kampf mit dem Hof der Toten war ich zu alt, ich gewährte aber Kallyr Sternenstirn Zuflucht, als sie sich vor lunaren Meuchelmördern verbergen musste.“

Der freundliche alte Mann erzählt noch einiges mehr von längst verblichenen Prinzen und Kämpfen in Trollwäldern und in Tarsh. Es ist ihm anzusehen, dass er die Szene genießt. Auf Rückfragen von Orldes reagiert er geduldig. Wie ein Wilder wirkt er jedenfalls nicht. Hinterher überlegt Orldes eine Weile und murmelt dann: „Ihr habt die Geschichte Sartars entscheidend geprägt, alter Mann.“ Barmast behauptet: „Er ist ein Held!“ Schwarzpfoten Helkos, sein Sohn, verhält sich distanzierter. Er scheint seinen Vater beschützen zu wollen.

Ashart Abendschlucker behauptet: „Wie ihr seht, sind Kostajors Sippe und die königliche Garde der Telmori weiterhin loyal gegenüber dem Haus Sartar eingestellt. Das zeigt schon sein Bündnis mit Kallyr und sein Angriff auf den Stamm der Maboder, der das Königreich während der lunaren Invasion verraten hatte. Kallyr hatte in dieser Auseinandersetzung auf Seiten der Telmori gekämpft hat. In gewisser Weise lässt sich sogar behaupten, dass Kostajor und Schwarzpfoten Helkos die wahren Erben des Throns sind!“ Bei diesen Worten winken die beiden Telmori allerdings ab. Sie scheinen diesbezüglich keine Ansprüche durchsetzen zu wollen.

Im weiteren Verlauf des Abends zeigt sich, dass auch Farandar ein gutes Verhältnis zu Kostajor Wolfsstreiter hat. Ashart Abendschlucker unterhält sich in einer Ecke des Pfahlbaus mit Orstalor Speerherr. Die beiden Männer wirken ernst und nachdenklich. Schließlich legen sich alle Anwesenden schlafen.

Es ist Wildtag der Fruchtbarkeitswoche in der Dunkelzeit 1619: Am Morgen kommen die Gefährten nach einem heißen Kräutertee vor Orstalors Hütte zu einem Gespräch zusammen. Orstalor verkündet: „Ich habe mich gestern Abend mit Ashart Abendschlucker beraten. Unsere Siedlung hier bietet Schutz gegen einzelne Patrouillen des lunaren Imperiums. Wenn wir entdeckt werden, verschwinden wir normalerweise für eine Weile. Nach den vergangenen Ereignissen müssen wir damit rechnen, dass lunare Imperium eine stärkere Truppe schickt um die Flüchtlinge einzufangen.“

„Wir haben uns dafür entschieden zwei Gruppen zu bilden“, sagt Ashart. „Die Schlammhühner werden mit Orstalor die lunaren Soldaten am Heortbach erwarten und versuchen, die Gefangenen, die der Purpurfledermaus geopfert werden sollen, zu befreien – ich bin nicht der einzige, dem dieses Schicksal droht. Sieben oder acht Siedlungen liegen in Reichweite der Schergen des Imperiums. Sie werden sicherlich weitere Gefangene gemacht haben. Ich ziehe mit den anderen und Schwarzpfoten Helkos in die Wolfshügel. Wir verbergen uns in seinem Lager bis die Bedrohung vorbei ist. Immerhin haben hier einige Anwesende Königin Ivartha versprochen mich zu beschützen. Orstalor wird uns benachrichtigen, wenn wir zum Fort der roten Kuh zurückkehren können.“

Barmast ist sofort bereit, für eine Weile zu den Telmori zu ziehen. Mersyn und Broakhar schließen sich ihm an. Orldes aber spricht: „Wir brauchen Informationen. Diese tödliche Bedrohung, die von der Purpurfledermaus ausgeht, lässt sich nur abwenden, wenn wir mehr über sie wissen. Und für derartiges Wissen brauchen wir Kontakt mit dem Feind. Fledermausfütterer sind unterwegs und sammeln Opfer ein. Was sind das für Leute? Haben sie Schwächen? Ich will es herausfinden… an der Seite von Orstalor Speerherr.“ Während der Rebellenführer noch erstaunt den kleinwüchsigen Gelehrten anschaut, stellt sich auch Aethelric das Mädchen schweigend zu ihm. Dass sich dieser Krieger nicht in das Lager der Telmori begibt, bedarf keiner weiteren Worte.

Schließlich spricht Jhorn: „Ich halte die Verbrüderung mit den Telmori für einen Fehler. Die offene Konfrontation mit den Truppen des lunaren Imperiums scheint mir aber auch wenig aussichtsreich. Ich würde mich daher lieber an unsere Götter wenden. Sag, Ashart, gibt es nicht einen Ort, an dem ihre Kraft noch stärker ist? Wo ich erzählen kann, was im Clan der roten Kuh geschieht und um göttlichen Rat bitten kann?“ Ashart Abendschlucker zögert einen Moment, dann sagt er: „Du kannst es im alten Windtempel versuchen, Jhorn. Er liegt am Fuß der Sturmgangberge am Rand des Tales von Dundealos. Es ist ein Ort, an dem die Kraft Orlanths deutlich zu spüren ist. Ob du dort Erfolg haben wirst? Der Weg ist weit und gefährlich und die frommen Sturmgänger, die dort leben, haben wenig Interesse an weltlichen Belangen. Wenn du glaubst, dass deine Frömmigkeit allein dir Einsicht verschaffen kann, dann gehe und Orlanths Segen begleite dich!“

So kommt es, dass sich die Gefährten trennen. Orldes wird sich an der Seite von Orstalors Rebellen gegen die lunaren Truppen stellen, die die Mitglieder des Stammes der Cinsina fangen und an die Purpurfledermaus verfüttern wollen, Jhorn macht sich allein auf den Weg zum alten Windtempel, Mersyn, Barmast und Broakhar ziehen mit Ashart Abendschlucker und seiner Frau ins Lager der Telmori, und bleiben dort, bis sich Ashart wieder im Clangebiet blicken lassen kann.

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Über den ersten Teil der Sitzung bin ich ganz froh. Zwar hat niemand Farandar bei seinem Kampf gegen Phargentes, den Fledermausfütterer und deren Männer unterstützt, was nicht gerade heldenhaft war... aber andererseits konnte so auch verhindert werden, dass noch mehr Spielerfiguren als Rebellen gebrandmarkt werden. Ich brauche Jhorn und besonders Broakhar doch ziemlich dringend im Fort der roten Kuh als Kontakte zu Broddis Rat.

Der zweite Teil schien linear zu verlaufen. In Wahrheit sind die Spielerfiguren aber durch ihren Gang zur Höhle von Voranga Kummervoll und ihrem anschließenden Meiden jeglicher Siedlungen einigen Problemen aus dem Weg gegangen. Die Verfolger wussten nicht, wo sie stecken und kein Clanangehöriger konnte sie verraten. Das dürfen sich meine Spieler als Erfolg zu Buche schlagen.

Am Stillen See hatten wir eine tolle Szene, weil der Schamane Barmast eine Telmori Vergangenheit hat. Das war eine intensive Auseinandersetzung, die auch noch nicht restlos beigelegt ist. Jetzt ziehen die Spielerfiguren an drei Stricken in eine ähnliche Richtung. Das gibt ein paar Schwierigkeiten bei der weiteren Organisation des Spiels, aber lieber so, als zu schnell zu einem langweiligen Friede-Freude-Eierkuchen übergehen.

Die Erlebnisse Jhorns bei seinem Weg zum alten Windtempel muss ich mir mehr oder weniger selbst ausdenken. Glücklicherweise habe ich das Sartar Companion.
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)