Autor Thema: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films  (Gelesen 4607 mal)

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Offline First Orko

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So, ich muss das jetzt mal loswerden! Ich habe vorgestern Finsterworld geguckt. Hauptsächlich, weil es auf meiner Prime-Wunschliste war. Mich hatte der Trailer wohl seinerzeit nachhaltig beeindruckt. Indes: Jetzt, wo ich den Film durchstanden habe, kann ich nicht mehr objektiv sagen, warum.
Ich habe nach wie vor das starke Bedürfnis auf einen unreflektierten Rundumschlag - also rein in den RANT und zwar mit Anlauf  >;D

Dieser Film ist.. so... so... so DEUTSCH. Und zwar im schlechteren Sinne. Und bevor ihr jetzt schon wutentbrannt loshämmert: Ich habe (nach jahrelanger Psychofolter mit deutschen Komödien der 80er und 90er durch meine Eltern und daraus entwachsenen Vorurteilen) meinen Frieden mit deutschen Filmen gemacht - Achtung: deutsch, kleingeschrieben! Ich bin nämlich nach wie vor der Meinung, dass es einen bestimmten Konsens der deutschen FilmindustrieTM *verschwör* gibt, nach denen man sich als Filmpreis-gierender RegisseurIn gefällgst zu halten hat, wenn man (a) bestimmte Schauspieler haben möchte (b) auf einen zweitrangingen Filmpreis spekuliert oder (c) irgendwas mit Fördergeldern, Mauschelei, yaddayadda murmelmurmel...

Und was man dann bekommt, nenne ich den Deutschen Film - D für Deutsch und großgeschrieben, weil er sich groß macht.
Früher dachte ich mal, wir könnten nix Anderes. Aaaaaaber dann habe ich Lola rennt gesehen!  Und Knockin on Heavens Door! Und dann kamen noch ein paar Underdogs wie Absolute Giganten, Für den unbekannten Hund.. Gegen die Wand, Oi Warning hab ich noch vor mir, sollen ja auch gut sein.
Und Später: Thore tanzt und Vikoria haben mir die intensivsten Filmerlebnisse der letzten 10 Jahre beschert! Gute deutsche Filme halt.
Die gibts.

Und dann gibt es noch, die, die "man" kennt. Betroffenheitsschmonzetten (Schindlers Liste, Der Untergang, etc) und bessere Schmierenkomödien (Der Schuh des Manitu, (T)Raumschiff Surprise, etc).

Früher war es einfach, um diese Art von Filmen einen Bogen zu machen: Man musste einfach nur drauf achten, das weder Götz George, Mario Adorf oder Veronica Ferres mitspielte, dann war man schon einigermaßen sicher.
Ich dachte ja, heute würde "irgendwas mit Schweig..." als Warnsignal ausreichen. Aber es gibt jetzt eine zweite Riege mittelguter Fernsehfilm-DarstellerInnen, die man immer mal wieder sieht und die schon an ihrem eigenen Klischee festkleben. Und die landen dann auch mal in so einem Ding wie:

- Ab hier: Mit SPOILER ! -

Finsterworld
Kurz zum Inhalt: Ein Episodenfilm, der eine handvoll persönlicher Geschichten locker miteinander verbindet:
  • Ein etwas weirder Fußpfleger, der eine ebenso weirde Verbindung zu einer einsamen, älteren Dame aufbaut
  • Ein reiches, arrogantes und dauernörgelndes Ehepaar (er der Sohn der o.g. Dame) auf Reise
  • Eine Schulklasse (hauptsächliche Protagonisten: der Klischee-Comicnerds nebst Lucius Malfoy Sohn-des-Nörgelpaares und überforderten Lehrer) auf Schulausflug im KZ
  • Ein Einsiedler im Wald auf Rachefeldzug
  • Eine überforderte Möchtegern-Regisseurin mit einem Freund, der ihr seinen Furry-Leidenschaft gestehen will[/i]

Am Ende geht fast alles kaputt, nur Fußpfleger und alte Dame bekommen sich. Der Einsiedler auf Rachetour (jemand hat seine Hütte verwüstet und seinen Vogel abgeschoßen, haha!) schießt wahllos mit seinem Gewehr ein Auto ab und trifft den Nerd (=>Schulklasse), der im Auto des Nörglerpaares (=>Eltern des Bullies, der seine Freundin geknutscht hat, weshalb sich der Junge von der Gruppe getrennt hat und das Paar zufällig beobachet hat, wie sie im Feld pinkeln war , woraufhin sich der Nörgelmann mal eben vergessen hat und den Jungen etwas hart tritt. Und sie ihn dann im Auto mitnehmen) - der Nerd stirbt an der Verletzung.
Wie gesagt: So ungefähr gehen die Stories fast alle aus. Am Ende sitzt man da und denkt sich "Und was sollte das jetzt?". Dieser bitterzynische Film gewürzt ohne das, was wir Deutschen ja klischeebedingt eben auch nicht können: einer feine Prise Humor, entbehrt jegliches, emotionales Payoff. Mir ist schleierhaft, wie der Film auf so positive Rezensionen kommt. Meine Vermutung: Die Rezensenten haben nie einen GUTEN Episodenfilm geguckt...

Finsterland bleibt am Ende nur eine belanglose Folge belangloser Szenen, von einem konstruierten Zufall zusammengeführt welcher nur ein Regisseurin so herbeiführen konnte, die wirklich gute Episodenfilme wie Babel, L.A. Crash, Magnolia,  oder Running Scared vielleicht mal gesehen aber sicher nicht verstanden hat - oder einfach nur dem Drang zur Bedeutungsüberladung nicht wiederstehen konnte. Der Zuschauer darf sich dann vor Rapsfeld-Standbildern die tiefsinnigen Gedanken machen, welche die Hauptfiguren nur auf Stammtischniveau andeuten dürfen.
Leider wurde dabei dabei vergessen, dass ein Film ja auch mal gerne unterhalten darf.

Und das hat Finsterworld bei mir gar nicht geschafft! Es ist wirklich lange her, dass ich eine Film so oft pausiert habe. Nicht, weil mir die Szenen selbst zu unangenehm gewesen wären - sondern weil mir die Art, wie die Szenen gezeigt wurden, die ätzenden Charaktere, die merkwürdigen Dialoge es mir teilweise schwer gemacht haben, weiterzugucken. Irgendwie dachte ich wohl, da kommt noch was...
Ich weiß nicht, was mir dieser zutiefst zynische Blick auf die Menschen in einer etwas finstereren Version Deutschlands am Ende sagen möchte. Für mich bleibt das eine einzige Wichtigtuerei.
Dass dabei eine Episode ausgerechnet im KZ spielen muss (weil, nä? Deutsche Film, nä? Verstehste?!) und das dann als Aufhänger für ebenso vorhersehbare wie krampfhaft provokante Sprüche dienen darf, setzt dem Ganzen noch die Krone auf.

Die einzige Metaaussage mag da vielleicht der Charakter der Regisseurin sein, die an dem Anspruch, den sie an ihrer Film hat, verzweifelt und welcher letzten Endes Finsterworld leider nur vergessenswert macht.

Ich wollte jetzt noch was zum Deutschen Film schreiben, aber ich hab vergessen was und der Ärger ist auch langsam verpufft  ^-^ Nur so viel: Ob Corinna Harfouch und Bernhard Schütz als Nörgelreiche oder Sandra Hüller als dauerbetroffene und überforderte Regisseurin: Keiner schafft es, aus dem Charakterkorsett der ihnen auf den Leib geschriebenen Klischees etwas herauszuholen - genausowenig, wie das die o.g. "Alte Riege" schaffte. Möglicherweise tue ich da einigen unrecht, möglicherweise habe ich hier einen starken Bias. Aber das Gefühl, was ich hier hatte kenne ich noch von früher, als ich Filme wie den damals groß beworbenen "Rossini" im TV gesehen habe - ein großes WTF? und die Frage "Und das soll gutes Schauspiel sein? Und das soll ein guter Film sein?"
« Letzte Änderung: 13.01.2020 | 15:40 von First Orko »
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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #1 am: 13.01.2020 | 15:38 »
Schindlers Liste ist ein amerikanischer Film. Immerhin Spielberg. Nur so nebenbei.


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Offline First Orko

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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #2 am: 13.01.2020 | 15:39 »
Schindlers Liste ist ein amerikanischer Film. Immerhin Spielberg. Nur so nebenbei.



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Ah stimmt! Doller Fauxpas  ;D
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Offline Jiba

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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #3 am: 13.01.2020 | 15:46 »
Nimm dann doch einfach „Good Bye Lenin“ auf. Als Betroffenheitsschmonzette in der zweiten Epoche der deutschen Geschichte, die bei sowas gerne verwurstet wird.
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Offline Vash the stampede

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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #4 am: 13.01.2020 | 16:17 »
Finsterworld fand ich gut, aber ich weiß was du meinst, wenn das angeblich tolle Schauspiel vermisst, weil es mir neulich bei Die Stille nach dem Schuss genauso erging.
« Letzte Änderung: 13.01.2020 | 16:19 von Vash the stampede »
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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #5 am: 13.01.2020 | 16:41 »
Mein Problem ist vielleicht: Ich weiß, warum ich ihn gutfinden soll - das haut mir der Film halt alle naselange in die Fresse.
Und gegen sowas bin ich irgendwie allergisch  ~;D
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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #6 am: 13.01.2020 | 17:57 »
Also nach der Beschreibung der Handlung wusste ich jetzt nicht, dass ich den Film überhaupt irgendwie finden soll. Ist das ein Komödie? Dada-Kunst? Klingt wie "In China essen sie Hunde". Also irgendein Junge beobachtet ein nörgelndes Ehepaar, die zusammen auf ein Feld pinkeln (???), dann wird er getreten und darf dann mitfahren und dann wird er von so einem Öff-Öff erschossen, weil einer seinen Vogel getötet hat (ich stelle mir den jetzt wie Mickey Rourke vor).
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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #7 am: 13.01.2020 | 18:39 »
Ich sah und sehe ihn im Kontext zu Christian Krachts Faserland. Was passt, weil Frauke Finsterwalder Regie führte und das Drehbuch von ihr und ihrem Ehemann - jenem Christian Kracht - stammt. Allgemein ist das unbequemes Kino, so wie zum Beispiel die Filme von Ulrich Seidl (Hundstage, Import/Export, Paradies-Trilogie). Aber all diese Filme sind für mich wertvoller, leichter und besser zu schauen, als so mancher Blockbuster. Aber Ende bin ich vielleicht Cineast... Kenner dieser fürchterlichen Streifen.
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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #8 am: 13.01.2020 | 20:38 »
Ich sah und sehe ihn im Kontext zu Christian Krachts Faserland. Was passt, weil Frauke Finsterwalder Regie führte und das Drehbuch von ihr und ihrem Ehemann - jenem Christian Kracht - stammt. Allgemein ist das unbequemes Kino, so wie zum Beispiel die Filme von Ulrich Seidl (Hundstage, Import/Export, Paradies-Trilogie). Aber all diese Filme sind für mich wertvoller, leichter und besser zu schauen, als so mancher Blockbuster. Aber Ende bin ich vielleicht Cineast... Kenner dieser fürchterlichen Streifen.
Dann erklär mir doch mal im Spoiler bitte die Handlung ohne dass ich an eine Adam Sandler - Version von the Hills Have Eyes denken muss  ^-^
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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #9 am: 13.01.2020 | 20:59 »
Dann erklär mir doch mal im Spoiler bitte die Handlung ohne dass ich an eine Adam Sandler - Version von the Hills Have Eyes denken muss  ^-^
Talking about Adam Sandler: Am 31.01. kommt endlich Uncut Gems auf Netflix. :D
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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #10 am: 13.01.2020 | 21:11 »
Ich zitiere mich mal selbst mit der Besprechung, die ich damals nach dem Schauen schrieb. Und Achtung - LOL - ich lobte anno dazumal die Schauspieler. :D

Zitat von: Vash the stampede date=1455982568
Finsterworld
Regie: Frauke Finsterwalder. Drehbuch: Frauke Finsterwalder und Christian Krach. Ort Deutschland. Episodenfilm mit verbindenden Elementen.

Das Bild von Deutschland, welches Christian Krach in Faserland beschrieb, erfährt hier eine filmische Umsetzung. Es wirkt surreal und ist zugleich dennoch ein sehr genaues Abbild der Wirklichkeit. Letztendlich geht es um Schuld, Schuldig sein, Schuldig werden und mit Schuld leben. Zumindest habe ich es so empfunden.

Fazit: Mir hat der Film gefallen. Er regt zum Nachdenken an. Er ist von Finsterwalder gut inszeniert und mit einer guten schauspielerischen Leistung aller versehen. Empfehlenswert, wenn man mit dem Thema und einer kracht'schen Deutschlandbeschauung etwas anfangen kann.
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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #11 am: 13.01.2020 | 22:15 »
Tja. Was Vash da geschrieben hat deckt sich in etwas mit dem, was ich im Vorfeld zu dem Film so gelesen habe und worauf ich mich auch innerlich vorbereitet hatte
.
Vermutlich habe ich da eine tiefsitzende Abneigung gegen... ich weiß nicht. Eine bestimmte Art von bestimmten deutschen Schauspielern? Eine bestimmte Art, einen Film zu drehen?

Der Film hat in mir nur Abneigung erzeugt - und zwar ganz dediziert nicht ggü. des Themas sondern der Inszenierung!
Die einzige Szene, die mir ein anderes Gefühl abgerungen, war die dröge Betroffenheitsrede des Lehrers über die Greueltaten der Nazis, welche man als Zuschauer von Weitem durch ein Tor beobachtet. An der linken Bildkante im Vordergrund ist für den Zuschauer die Inschrift "Schweig" im Tor zu lesen. Das hat mir dann doch ein Grinsen abgerungen.
Ein wenig mehr solcher Spitzfindigkeiten, ein bißchen mehr Augenzwinkern... das hätte den Film für mich vielleicht sogar gerettet. Aber es blieb dabei, leider.

Ich habe nochmal über die erwähnte Unbequemlichkeit nachgedacht. Denn tatsächlich ist das ein Gefühl, was ich bei Filmen gerne zulasse und was für mich ein mögliches Qualitätsmerkmal ausmacht - wenn es in mir etwas zum Kitzeln bringt.. oder vielmehr zum Jucken. Etwas, was einen geradezu dazu zwingt, sich damit auseinanderzusetzen. Nun könnte man berechtigtermaßen einwenden, dass der Film das ja schafft bei mir - soviel ich hier jetzt schon darüber geschrieben habe  ;D

Allerdings bleibt er was die deutschen Themen angeht, die hier wohl behandelt werden sollen (Schuld/Unschuld, Erblast, Einfluss auf die kollektive Seele einer ganzen Bevölkerung usw) für mich völlig kalt und eben - belanglos.

Vielleicht weil die Figuren trotz der vorgeblichen persönlichen Nähe ihrer Geschichten für mich immer noch allzu dicke, formelhafte Schablonen bleiben, die in erster Linie einen Zweck errfüllen sollen. Genauso konstruiert wirkt für mich auch der Zufall. Da ist nix Organisch-Natürliches.

(Wogegen der Blick hinter die Vorzeige-Kleingartenfassade bei Thore tanzt auf die dahinter schlummernde ebenso schonungslose wie abgestumpfte Grausamkeit mich tagelang beschäftigt hat und eine reihe offener Fragen mit sich brachte.
Dort ist der endoskopische Blick auf die Abgründe der Natur des Menschen durchweg gelungen. Wenig Filme, die für mich so unbequem waren.)

Aber ja: Am Ende heißt es dann wohl De gustibus non est disputandum.  ^-^
« Letzte Änderung: 13.01.2020 | 22:16 von First Orko »
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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #12 am: 14.01.2020 | 06:55 »
No offense, Vash, aber von deiner Rezi bleibt bei nur hängen, dass es um Schuld geht, und der Film womöglich nichts für mich ist, weil ich nicht weiß, wer "Kracht" oder die Regisseurin sind (immer schlecht)  ~;D
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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #13 am: 14.01.2020 | 07:54 »
Das es keine umfassende Erklärung ist, ist mir bewusst. Mehr hatte ich nicht zur Hand und Zeit den Film nochmals zu schauen, habe ich gerade nicht.

Zum Rest: ¯\_(ツ)_/¯
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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #14 am: 14.01.2020 | 08:04 »
Ne, hast recht, ich kann mich ja auch selbst schlau machen.
Bzw. es auf die lange Liste von Sachen setzen, die ich dann wohl verpasse im Leben.
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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #15 am: 14.01.2020 | 08:21 »
Ich werfe an dieser Stelle mal den Film Toni Erdmann in den Ring, bei dessen ich Trailer ich auch nur dachte "Was bitte ist das wieder für ein (deutscher) Scheiß???"
Der Trailer war aber so merkwürdig (und die Kritiken so gut), dass ich ihn mir angeschaut habe und na ja - ich war schon geflasht, wie gut der Film letztendlich war.
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The bright sun was extinguish'd, and the stars
Did wander darkling in the eternal space,
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Morn came and went--and came, and brought no day,
And men forgot their passions in the dread

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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #16 am: 14.01.2020 | 08:34 »
+1 zu Toni Erdmann. Dazu haben mir die Filme Aus dem Nichts, Wer wenn nicht wir, Der Baader-Meinhof-Komplex und Who am I gefallen, um jene zu nennen, die ich in den letzten Monaten gesehen habe. Ich denke schon, dass es ein gutes, vielfältiges, deutsches Kino gibt. Nur wird unser Blick, wie so oft, von dem anderen Kram versperrt.
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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #17 am: 14.01.2020 | 11:33 »
Bzw. straight-to-video-Niveau-Bockmist gibt es auch woanders, der wird nur weggefiltert, bevor er hier in der Breite ankommt ;)
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[Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #18 am: 14.01.2020 | 11:58 »
Ich sag nur „Christian Cinema“...
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #19 am: 14.01.2020 | 12:06 »
Ich sag nur „Christian Cinema“...

Was ist das?
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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #20 am: 14.01.2020 | 12:08 »
Ich rate mal: Filme für BibelTV-Zielgruppe...?
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[Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #21 am: 14.01.2020 | 13:08 »
Joah, aber mit den Production Values von zum Teil knapp unter Hollywoodfilmen. Vielleicht ist „Christian Movies“ auch der treffendere Fachausdruck. In den USA ist das ein großes Ding.

Erwähnen als gelungene deutsche Filme der letzten Zeit würde ich noch „Der Hauptmann“. Und „Gundermann“ mochte ich eigentlich auch, aber da war ich vielleicht von der Musik eingelullt.

Ich wollte auch immer mal „Die andere Heimat“ sehen... die Romanvorlage hat mir gefallen.
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« Antwort #22 am: 14.01.2020 | 13:24 »
Ballon und Systemsprenger könnten wir dann auch noch aufnehmen.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #23 am: 14.01.2020 | 14:23 »
Ballon und Systemsprenger könnten wir dann auch noch aufnehmen.

Oder 8 Tage  ::)

Sauspannende Prämisse, (eigentlich) interessante Handlungsstränge...und dann wird es so typisch deutsch - zu kurz gedacht, unspektakulär, auf Sicherheit gedreht. Und Ende nach 8 Folgen.
I had a dream, which was not all a dream.
The bright sun was extinguish'd, and the stars
Did wander darkling in the eternal space,
Rayless, and pathless, and the icy earth
Swung blind and blackening in the moonless air;
Morn came and went--and came, and brought no day,
And men forgot their passions in the dread

- Lord Byron: Darkness -

Offline First Orko

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Re: [Rant] Finsterworld - oder das Problem des Deutschen Films
« Antwort #24 am: 14.01.2020 | 14:25 »
Sind die drei letzten jetzt Positiv- oder Negativbeispiele...? Bei Systemsprenger habe ich lange mit mir gerungen und es dann doch sein lassen, weil so ein Thema filmtechnisch einfach zu leicht zu verkacken ist und mich dann erst recht aufregen würde.
It's repetitive.
And redundant.

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