Autor Thema: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?  (Gelesen 5749 mal)

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Offline AfterBusiness

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Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« am: 3.03.2020 | 20:02 »
Hab jetzt einige Tage überlegt, gegoogelt, mir YouTube Videos angeschaut... werd aber nicht schlau, wie man genau das RPG spielt.  :o
Nutzt ihr einen Bodenplan, Minis.... irgendwelche anderen Aufsteller?... gibt es Bodenpläne zu bestimmten wichtigen Orten oder Gegenheiten? Sorry für die dummen Fragen, aber ich komme aus dem D&D 3.5er Bereich und suche ein weiteres RPG. Traveller hatte ich mir angeschaut und auch mit einigen hier disskutiert. Da wir Starfinder bald spielen, passt Traveller nicht so rein... Cthulhu geht mehr so in Richtung Pen&Paper, das hab ich schon verstanden.
Trotz allem find ich nirgendswo Infos, welche Hilfsmittel manche einsetzen, ob es welche gibt oder was auch immer?!?.... man merkt ich komme aus dem D&D Bereich mit kämpfen auf Maps, mit Dwarven Forge und so...  >;D

Offline Katharina

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #1 am: 3.03.2020 | 20:10 »
Stimmungsvolle Musik, Kerzen und Handouts (zB wenn die Charaktere ein Testament finden), bei Kampagnen auch ausgedruckte Bilder der NPCs. Bodenpläne nutzen wir bei Cthulhu nicht und meist wird auch gar nicht gekämpft (zumal Kämpfe gegen Mythos-Wesen auch eher aussichtslos sind).
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Offline JaneDoe

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #2 am: 3.03.2020 | 20:13 »
Also, ich kann jetzt sicher nicht für alle, sondern nur für mich sprechen, aber ich habe noch nie CoC (oder verwandte Systeme) mit Battle Maps und Minis gespielt. :) Das ist ja eher (zumeist) ein System mit Schwerpunkt Charakterspiel und Investigation.

Eine große Rolle spielen dagegen oft Handouts (meist Schriftstücke) aber auch andere Props. Kämpfe sind auch meist nicht so im Vordergrund (oder recht tödlich  >;D), aber man kann es durchaus auch pulpig spielen, wenn man möchte. Auch bei CoC gibt es natürlich unterschiedliche Spielstile.

Achja, Karten und hauspläne usw. kommen schon öfter zum Einsatz.

Offline AlucartDante

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #3 am: 3.03.2020 | 20:16 »
Kein Brettspiel sondern mehr Pen&Paper, ganz genau. Also keine Minis, keine Bodenpläne, etc.

Vor allem setze ich einfach auf die Erzählung und das Spiel der Rollen.

Ansonsten kommt es arg auf das Abenteuer an: Manchmal gibt es bestimmte Handouts wie Briefe oder Zeitungen, manchmal Musik, ganz selten alte Fotos der NSCs oder von Objekten. Zur Veranschaulichung zeichne ich auch mal eine Kartenskizze.

Für mich so wie bei anderen Rollenspielen: Es braucht nur Papier, Bleistift und Würfel, alles andere ist Schmuck, der manchmal etwas veranschaulicht.

Offline KhornedBeef

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #4 am: 3.03.2020 | 20:19 »
Wir haben auch immer nur ohne Bodenpläne gespielt. Würde ich aber bei DnD auch ;)
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Achamanian

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #5 am: 3.03.2020 | 20:30 »
Ich habe es auch immer als reines Kopfkino+Würfeln gespielt, mehr braucht man bei den Regeln auch wirklich nicht.

Kleiner Einwurf zu

a. stimmungsvolle Musik - würde ich erst einmal vorsichtig angehen, ich habe das lange forciert und leider nie gute Erfahrungen damit gemacht. Viele lenkt Musik (egal, wie gut sie in der Theorie passt) doch eher ab.

b. Handouts - sind ein klassischer und essenzieller Bestandteil von Cthulhu, aber hier würde ich auch erst mal vorsichtig anfangen. Manche Abenteuer erschlagen die Spieler mit Seitenweise Handouts, gerne auch noch in krakeliger Handschrift, die dann entziffert und vorgelesen werden sollen, dass kann enorm bremsen und hat früher bei so manchem Spieler von mir auch zu schwerer Genervtheit gefühlt.

Mein Rat: Diese beiden klassichen Cthulhu-Elemente eher behutsam antesten und bei Erfolg ausbauen, sonst sparsam verwenden.

Offline AfterBusiness

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #6 am: 3.03.2020 | 22:49 »
Danke für die vielen Tips. Wie ist das denn mit den Charakteren?.... steigen die gar nicht auf?.... werden sie nicht besser?
Hab in einigen Foren gelesen, das sie nie eine Chance gegen die grossen Monster haben werden und es eher das Ziel ist, ihnen aus dem Weg zu gehen... kaum Kämpfe und so. Ist ja für mich ok... aber was ist eigentlich das eigentliche Ziel bei den ganzen Abenteuern die es so gibt? Sorry für die blöde Frage.... ich stehe echt noch am Anfang. Hab Call of Cthulhu Ende der 80iger bei einem Freund mal als Spieler gespielt. Kann mich daran aber nicht erinnern... fand es nur ganz cool und es hat Spass gemacht. Jetzt wäre ich der SL, wenn ich mich dafür entscheide.... wollte halt mal was gänzlich anderes machen als D&D nach gut 10 Jahren des leitens....  8)

Offline AlucartDante

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #7 am: 3.03.2020 | 23:20 »
Man wird tatsächlich in den Fertigkeiten besser durch Anwendung in den Abenteuern, aber tendenziell ist das fast vernachlässigbar.

Der Wert in Cthulhumythos ist tendenziell so etwas wie eine Erfahrungsstufe, in der man besser wird, desto mehr man den Mythos kennt und ihn versteht. Allerdings wird dieser Wert direkt von der Stabilität (den geistigen Hitpoints) abgezogen.

Man steigt also nicht auf sondern ab.

Die Ziele sind individuell, jeder Charakter hat seine eigene Motivation, seine eigenen Ziele. Typischerweise möchte man mehr erfahren, Freunden helfen oder das Böse von der Welt fernhalten.

Pyromancer

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #8 am: 3.03.2020 | 23:23 »
Danke für die vielen Tips. Wie ist das denn mit den Charakteren?.... steigen die gar nicht auf?.... werden sie nicht besser?
Hab in einigen Foren gelesen, das sie nie eine Chance gegen die grossen Monster haben werden und es eher das Ziel ist, ihnen aus dem Weg zu gehen... kaum Kämpfe und so. Ist ja für mich ok... aber was ist eigentlich das eigentliche Ziel bei den ganzen Abenteuern die es so gibt? Sorry für die blöde Frage.... ich stehe echt noch am Anfang. Hab Call of Cthulhu Ende der 80iger bei einem Freund mal als Spieler gespielt. Kann mich daran aber nicht erinnern... fand es nur ganz cool und es hat Spass gemacht. Jetzt wäre ich der SL, wenn ich mich dafür entscheide.... wollte halt mal was gänzlich anderes machen als D&D nach gut 10 Jahren des leitens....  8)

Vielen Monstern ist mit Gewalt bei zu kommen (den "großen" oft nicht, aber die kommen auch sehr, sehr selten direkt vor), und Charaktere werden auch in ihren Fähigkeiten spürbar besser. Das Ziel vieler Abenteuer ist, düsteren Kulten auf die Spur zu kommen, Morde aufzuklären, äonenalte Geheimnisse zu lüften oder weltumspannende Verschwörungen aufzudecken. Fokus liegt meistens auf Nachforschen und Ermitteln, die Spieler/SC puzzeln sich sich aus den Hinweisen ein Gesamtbild zusammen und verhindern den Weltuntergang. Kämpfe sind angeblich nicht so wichtig, kommen aber trotzdem in vielen (fast allen?) Abenteuern vor.

Offline AlucartDante

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #9 am: 3.03.2020 | 23:31 »
Kämpfe sind angeblich nicht so wichtig, kommen aber trotzdem in vielen (fast allen?) Abenteuern vor.

Menschen neigen dazu, zu scheinbaren Sicherheiten zu greifen. Derzeit kaufen alle Schutzmasken. Bei Monstern kaufen alle Schusswaffen. Beides bringt oft nichts. Kämpfe dienen bei Cthulhu oft auch nur dazu, menschliches Verhalten realistisch darzustellen. Aber ja in vielen Abenteuern kann man zumindest auch einfach auf Kampf setzen. Ich würde sagen, dass ist wie bei Akte X.

Offline Katharina

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #10 am: 4.03.2020 | 00:11 »
Danke für die vielen Tips. Wie ist das denn mit den Charakteren?.... steigen die gar nicht auf?.... werden sie nicht besser?
Hab in einigen Foren gelesen, das sie nie eine Chance gegen die grossen Monster haben werden und es eher das Ziel ist, ihnen aus dem Weg zu gehen... kaum Kämpfe und so. Ist ja für mich ok... aber was ist eigentlich das eigentliche Ziel bei den ganzen Abenteuern die es so gibt? Sorry für die blöde Frage.... ich stehe echt noch am Anfang. Hab Call of Cthulhu Ende der 80iger bei einem Freund mal als Spieler gespielt. Kann mich daran aber nicht erinnern... fand es nur ganz cool und es hat Spass gemacht. Jetzt wäre ich der SL, wenn ich mich dafür entscheide.... wollte halt mal was gänzlich anderes machen als D&D nach gut 10 Jahren des leitens....  8)

Ich würde empfehlen, du liest die mal ein, zwei Cthulhu-Abenteuer durch um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob das etwas für dich sein könnte. Für CoC7 gibt es auf der Homepage von Pegasus einen Schnellstarter mit Einstiegsszenario und weitere kostenlose Abenteuer, beim alternativen Cthulhu-System Fhtagn gibt es die gesamten Regeln + ein paar Szenarien online unter https://fhtagn-rpg.de/szenarien
Du wirst dann wahrscheinlich sehen, dass Cthulhu-Abenteuer auch ganz anders aufgebaut sind als D&D-Abenteuer. Statblocks, Maps, Magic Items usw. spielen praktisch keine Rolle, dafür sind Hinweise auf die Lösung des "Falls" und historische Hintergründe meist umso wichtiger.

Ich persönlich mag sowohl Cthulhu als auch D&D. Es ist für mich aber etwas gänzlich anderes, sowohl vom Spielgefühl als auch z.B. in Hinblick auf die Abenteuervorbereitung. Tatsächlich haben wir z.B. auch am Spieltisch unterschiedliche Herangehensweisen. Bei D&D wird gerne einmal über Strategien und die Werte der Charaktere gesprochen, bei Cthulhu machen wir das ganz bewusst nicht, sondern versuchen ausschließlich Ingame zu spielen. Bei D&D versuchen wir bei Auseinandersetzungen effektiv vorzugehen, bei Cthulhu werden manchmal auch bewusst Entscheidungen getroffen, von denen der Spieler weiß, dass sie suboptimal sind, die aus Sicht des Charakters aber stimmig sind.
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Offline KhornedBeef

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #11 am: 4.03.2020 | 05:58 »
Das unterschreibe ich.

Bei D&D ist das Knacken eines Kampfes durch kluge Kombination von Kampffertigkeiten Teil des Spaßes, bei vielen CoC-Abenteuern gar nicht. Umgekehrt lebt CoC oft auch von einem eher passiven Grusel, wenn man mit seinem Charakter ein schauriges Geheimnis lüftet oder vor etwas flüchtet was eigentlich nicht leben dürfte.
Gemeinsam ist das Gefühl von "Da waren wir gerade fast draufgegangen ". :)
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Tegres

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #12 am: 4.03.2020 | 08:55 »
Ergänzend zu dem, was die anderen schrieben, mein langer Senf:

Obligatorisch sind bei Cthulhu nur Handouts (Briefe, Auszüge aus Büchern, Visitenkarten, Tagebucheinträge etc.), da sie in vielen Kaufabenteuern vorkommen, aber nicht in allen.

Neben Handouts haben viele Kaufabenteuer auch Karten. Dabei handelt es sich allerdings nicht um Battle-Maps, sondern um Außenkarten in größerem Maßstab oder Grundrisse (ohne Raster), die die Übersicht erhöhen sollen. Wenn du magst, kannst du durchaus Miniaturen oder Pöppel auf den Karten nutzen, um im Kampf oder bei Verfolgungsjagden eine nachvollziehbare Positionierung sicherzustellen. Ich mache das manchmal, aber nicht immer. Gerade weil ihr Battle-Map-erfahren seid, kann dies nützlich sein und schadet vermutlich nicht eurer Immersion (was ein typischer und gegebenenfalls berechtigter Einwand gegen die Battle-Map ist). Regelseitig wird der Kampf auf einer Karte oder Battle-Map nicht unterstützt.

Viele Runde legen in Cthulhu mehr Wert auf das Schauspiel der Rollen, als das Planen und Diskutieren durch die Spieler. Das ist aber nicht obligatorisch. Ich behaupte allerdings, dass das Schauspiel gar nicht so schwer ist, da man es bei Cthulhu in erster Linie mit menschlichen NSCs (seien es Gegner, Verbündete oder Sonstige hat) sowie einer historischen Welt (seien es die 1920er oder die Jetztzeit) zu tun hat. Das erleichtert aus meiner Sicht den Fokus auf das Ausspielen der Rolle, weil man sich nur fragen muss, wie normale Menschen in dieser und jener Situation reagieren.

Musik sehe ich so wie Rumpel: Lass sie zunächst weg, denn das erleichtert dir als Spielleiter das Leben. Später kannst du damit experimentieren und deine eigenen Erfahrungen machen. Ich habe es ausprobiert und als schwierig empfunden, andere haben positive Erfahrungen gesammelt.

Das gleiche gilt für Dekoration, Kerzen sowie simple Gewandung/Verkleidung; Kann man machen, muss man aber auf gar keinen Fall. Am Anfang also weglassen und später, wenn Interesse besteht, ausprobieren.

Zum Thema Kampf:
Charaktere können durchaus kampfoptimiert gebaut werden. Ein entsprechender Beruf plus ein Hintergrund als Veteran des Großen Krieges und schon kann ein Spieler viele Punkte in Nahkampf- und Fernkampffertigkeiten und ein bisschen Erste Hilfe stecken. Ob man das will, steht auf einem anderen Blatt, aber es geht.
Der Kampf gegen menschliche Gegner ist keinesfalls aussichtlos. Hier haben die Charaktere gute Chancen, wenn sie hohe Fertigkeitswerte, Waffen und/oder gute Schutzausrüstung haben. Kämpfe sind aber nicht immer notwendig. Wenn mein Charakter eine Waffe hat und der Gegner keine (und er ist nicht wahnsinnig), dann habe ich gute Chancen, ihn einfach einzuschüchtern. Daneben gibt es noch Kultisten, die schon wahnsinnig geworden sind, und härtere Gegner darstellen können, weil sie teilweise über Magie verfügen.
Beim Kampf gegen Kreaturen des Mythos kommt es sehr auf die konkrete Kreatur an.
Ein Kampf gegen einen(!) Hund von Tindalos oder einen(!) Schoggothen ist selbst für eine gut ausgebildete und gut ausgerüstete Gruppe fast nicht zu schaffen, es sei denn die Gruppe verfügt über Artefakte oder Magie (ein zweischneidiges Schwert). Selbst Flucht bringt fast nichts, da beide Wesen sehr hohe Bewegungsweiten haben.
Ein Kampf gegen ein Tiefes Wesen oder einen Ghoul ist da weitaus machbarer. Kämpfen die Charaktere gegen nur ein Wesen davon, haben sie sogar gute Chancen, bei mehreren kommt es sehr auf die Situation an.
Wenn man gegen Mythos-Götter ran muss, dann hat man schon verloren, aber ich kenne kein einziges Kaufabenteuer, wo das der Fall ist. Mythos-Götter kommen eh selten in offiziellen Publikationen direkt vor und wenn, dann sieht man sie nur. Das reicht aber wegen der hohen Stabilitätsverluste ebenfalls leicht aus, um den Charakter in den Wahnsinn zu treiben und somit aus dem Spiel zu nehmen.
"Kämpfe in Cthulhu enden oft tödlich" ist ein weit verbreitetes Klischee, was in dieser verkürzten Form falsch ist. Dennoch sollten die Charaktere nicht aktiv den Kampf suchen, denn anders als bei D&D kann jeder Kampf tödlich enden. Außerdem gibt es häufig andere Wege, als nur den des Kampfes. Notfalls sollten die Charaktere wegrennen. Da musst den Spielern zu Beginn diese Option klarmachen, denn häufig ist zu lesen, dass Spieler diesbezüglich sehr stur sind und ihre Charaktere lieber sterben lassen.

Zu Pyromancers Einwand:
Kämpfe sind angeblich nicht so wichtig, kommen aber trotzdem in vielen (fast allen?) Abenteuern vor.
Meiner Ansicht nach kommt in fast allen Kaufabenteuern die Option eines Kampfes vor und in circa der Hälfte lässt sich ein Kampf nicht wirklich vermeiden, da die Charaktere selbst angegriffen werden. Mittlerweile haben die deutschen Kaufabenteuer am Anfang einen Überblickskasten, was einen in dem Szenario erwartet. Wenn dort "Action" steht, ist das ein ziemlicher Garant für Kämpfe.

Zur Steigerung der Charaktere:
Fertigkeiten steigen dadurch im Wert an, dass man sie erfolgreich benutzt. Charaktere können aber auch die Zeit zwischen Szenarien nutzen, um Training in Anspruch zu nehmen, Vorlesungen zu besuchen etc. Das steigert ebenfalls Fertigkeitswerte. Aus meiner Sicht ist der Anstieg der Fertigkeiten durchaus signifikant, gerade in langen Kampagnen. Er hängt aber vom Würfelglück der Spieler ab, weil die Steigerung zufallsbasiert abläuft.

Eine Korrektur diesbezüglich zu AlucartDantes Post:
Der Wert in Cthulhumythos ist tendenziell so etwas wie eine Erfahrungsstufe, in der man besser wird, desto mehr man den Mythos kennt und ihn versteht. Allerdings wird dieser Wert direkt von der Stabilität (den geistigen Hitpoints) abgezogen.
Der Wert in Cthulhu-Mythos wird nicht von der geistigen Stabilität sondern vom maximal möglichen Wert der geistigen Stabilität abgezogen. Werte in Cthulhu-Mythos zu haben, macht einen Charakter also nicht wahnsinniger, aber er wird niemals die geistige Gesundheit von jemandem erreichen können, der Mythos-frei ist.

Zum Thema Wahnsinn und geistige Stabilität:
Manchmal kursiert das Gerücht, Charaktere würden bei Cthulhu eher wahnsinnig werden als sterben. Das kann ich so nicht bestätigen. Allerdings erhalten Charaktere leicht dauerhafte Geistesstörungen, die ein interessantes Spielelement darstellen können. Nach den aktuellen Regeln gibt es aber, gerade wenn ein Charakter zu Beginn noch viel geistige Stabilität hat, realistische Möglichkeiten, diese Stabilität aufrecht zu erhalten. Dies geht vor allem mit der Auseinandersetzung mit dem Hintergrund oder dem Besuch eines Psychiaters oder Sanatoriums zwischen Abenteuern. Außerdem haben viele Kaufabenteuer am Ende Belohnungen in Form von neuer geistiger Stabilität (das bildet die Erfolge ab, die man gegen den Mythos erringt). Eine richtige Abwärtsspirale beginnt vor allem dann, wenn die Stabilität unter 50% sinktund man keine geistige Stabilität hinzugewonnen hat, denn dann ist es wahrscheinlicher, Proben, um dem Wahnsinn zu entgehen, nicht zu schaffen.

Zum Thema Spielstil:
JaneDoe hat bereits gesagt, dass es durchaus unterschiedliche Stile gibt. Grob kann man in purististischen Stil und pulpigen Stil unterteilen.
Beim puristischen Stil geht es um den kosmischen Horror, wie ihn Lovecraft in seinen Geschichten beschrieben hat. Es geht vor allem um das Aufdecken von Geheimnissen, die nie ein Menschen erfahren durfte. Das ganze ist also ermittlungslastig. Außerdem geht es stark um den Verfall der Charaktere, die hinter den Schleier geblickt haben, und nun langsam wahnsinnig werden. Dennoch versuchen sie, die kosmischen Schrecken, die sie oder die ganze Menschheit bedrohen aufzuhalten. Allerdings ist durchaus "play-to-lose" möglich; Es geht nicht darum, aus einer Geschichte als Sieger hervorzugehen, sondern den Horror, den die Charakter durchleben, nachzuempfinden, und sich richtig schön zu gruseln. Da der puristische Stil gefährlicher für die Charaktere ist, kommt er vor allem in One-Shots zum Tragen. Spielt man jedoch vorsichtig und wählt die richtigen Szenarien aus, kann man dennoch eine Kampagne spielen (zum Beispiel "Königsdämmerung"). Der puristische Stil ist vom Grundregelwerk die Standardeinstellung von Cthulhu, wobei es Regelwerke gibt, die diesen Stil noch wesentlich stärker hervorheben und unterstützen. Allerdings sollte man meiner Meinung nach die Belohnungen für geistige Stabilität am Ende von Kaufabenteuern weglassen.
Der pulpige Stil legt mehr Wert auf Action in Form von Kampf und Verfolgungsjagden. Hier wird den Charakteren eine durchaus gute Chance zugestanden, gegen den Mythos zu kämpfen. Zwar wird sie auch das einiges an geistiger Gesundheit kosten, aber aufgrund regeltechnischer Optionen werden sie dennoch nicht so schnell wahnsinnig oder beißen in Gras. Beim pulpigen Stil geht es weniger um das Innenleben der Charaktere, als um Heldentaten im Angesicht des kosmischen Schreckens. Es stehen daher weniger Ermittlungen sondern Haudrauf-Aktionen im Vordergrund. Dieser Stil eignet sich gut für Kampagnen, da die Charaktere mehr aushalten. Leicht pulpige Kampagnen sind bereits mit dem Grundregelwerk spielbar, indem man die optionale Regel zur Verwendung von Glückspunkten nutzt und am Ende der Szenarien die angegeben Boni auf geistige Stabilität verteilt. Ausführlich regeltechnisch unterstützt wird der Stil von Pulp Cthulhu. Da dort aber die Vielfalt an Optionen in der Charaktererschaffung und während des Spiels steigt, rate ich zunächst dazu, die normalen Regeln zu verwenden.
In der Mitte dieser beiden Extreme steht ein Mischstil, der am ehesten mit Mystery beschrieben werden kann. Hier stehen Ermittlungen und die Erforschung des Unbekannten im Vordergrund, aber im Zweifel wird auch gekämpft. Zwar gibt es eine Abwärtsspirale, die aber nicht so heftig ausfällt, wie beim puristischen Stil. Ich behaupte mal ganz dreist, dass die meisten Cthulhu-Runden, die Kampagnen und keine One-Shots spielen, meistens diesen Stil verfolgen. Er wird durch die normalen Regeln sowie entsprechende Kaufabenteuer unterstützt (zum Beispiel durch Erhöhung der geistigen Stabilität am Ende des Szenarios). Die optionale Regel für Glückspunkte kann ebenfalls passend zu diesem Stil eingesetzt werden.

Offline ghoul

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #13 am: 5.03.2020 | 12:39 »
Ich habe mal Cthulhu d20 geleitet (also basierend auf D&D 3.0). Mit Flipmat und Miniaturen. Was haben wir uns da Handgranatenschlachten zwischen Tempelruinen geliefert! War echt gut.

Aber für normales Cthulhu BRP braucht man keine Flipmat. Handouts mit Bodenplaenen können schon sinnvoll sein. Und lass dir nicht einreden, Kämpfe seien falsch. Klar spielt man in einer Welt mit Polizei und Justiz etc. Aber schließlich heißt es nicht umsonst "Sanity is a sawn-off shotgun".  ;)
Tip: Chaosium-Abenteuer, zumindest die alten, sind da i.A. sehr viel unverkrampfter als so manches aus deutscher Feder.

Du hast richtig erkannt: Bei Cthulhu BRP bleibt man immer auf Stufe 1, obwohl einige Gegner auf Challenge Rating 20 sind. Das ist Absicht. Klug gespielt sollten Spielerpersonnagen dennoch eine Halbwertszeit von 4 Abenteuern erreichen können.  :cthulhu_smiley:
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Offline Blechpirat

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #14 am: 5.03.2020 | 12:52 »
Du kannst auch online (z.B. mir) mal ein Abenteuer in der für Deutschland typischen Form bespielt sehen. Der SL arbeitet beim Verlag, das gespielte Abenteuer kann man auch herunterladen und dann selbst verwenden.

Es gab allerdings untypisch wenige Handouts...

Online General Kong

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #15 am: 5.03.2020 | 19:22 »
Cthulhu kann ein reines "Quatschspiel" sein.
Shadowrun auch.

Bei Cthulhu spielt man nicht mit Bodenplänen und Minis.
Braucht man bei DSA auch nicht.

Bei Cthulhu hat man gegen die großen Monster keine Chance. Kämpfen lohnt sich nicht. Nie.
Und bei D&D kann man auch gegen Ius the Evil nicht gewinnen. Oder gegen die Taraske. Nie

Alles Quark! Man spielt, wie man mag und es einem passt - so wie bei anderen System auch.

Und dass Waffen bei Cthulhu nichts gegen die Monster bringen, der hat noch nie mit der Tommygun in eine Rotte Tiefe Wesen reingehalten. Ich sage nur "Feine Sahne Fischfilet">;D

Das ändert nichts daran, dass ein puristischer Stil eher den meisten Lovecraft-Geschichten entspricht.
Außer "Call of Cthulhu" - da wird eine Kultistenzeremonie von der Polizei gesprengt und der Große Schwabbel mit nem Schiff gerammt.
Und vielleicht "The Dunwich Horror" - da werden Monster und Mutanten mit Pistolen, Hunden und sogar Magie bekämpft.
Ach ja, und ich glaube in "The Shunned House" war's, als der Protagonist mit nem Flammenwerfer auf Geisterjagd geht (kann auch eine andere Geschichte gewesen sein).

Ja, war nie was los in den Geschichten.  ~;D
A bad day gaming is better than a good day working.

Offline Rhylthar

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #16 am: 5.03.2020 | 19:28 »
Ich möchte auch "Pulp Cthulhu" einwerfen, dass eben auch "etwas anders" gespielt werden kann.

Da wird gerne auch geschossen und andere, wesentlich abgefahrenere, Dinge durchgezogen...und ein Einsatz von Minis/Bodenplänen bei einem Feuergefecht sind durchaus ab und an sinnvoll. Hey, in "The Two-Headed Serpent" ist sogar ein Dungeon mit drin. ;)
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Tegres

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #17 am: 5.03.2020 | 19:56 »
Hey, in "The Two-Headed Serpent" ist sogar ein Dungeon mit drin. ;)
Einer? Das ist doch ein halbes Dutzend, oder? *geht nachzählen*

Ich muss sagen, dass mir alle drei Kategorien, Cthulhu zu spielen - puristisch, pulpig, Mittelding/"Mystery" - sehr Spaß machen. Auch hier gilt: Einfach mal ausprobieren. Für alle drei Varianten gibt es gute One-Shots.

Um Purismus zu testen, empfehle ich "Unhappy Thanksgiving" aus "Feiertage der Furcht" (leider momentan nur als PDF zu haben) oder "Blackwater Creek" aus "Terror Americana".
Um Pulp zu testen, empfehle ich "Sobeks Silvester" aus "Feiertage der Furcht" (leider momentan nur als PDF zu haben) oder "Die Dunkelheit unter dem Hügel" aus "Pforten in die Finsternis".
Um das Mittelding zu testen, empfehle ich "Spuk im Corbitt-Haus" (gratis) oder "Die Außenseiter" (ebenfalls gratis, von FHTAGN, also nicht exakt das gleiche System aber sehr dicht dran).

Übrigens ist Cthulhu sehr flexibel, was die zu bespielene Epoche anbetrifft. Am beliebtesten sind sicherlich die 1920er, aber auch die Jetztzeit, das Gaslicht, das Mittelalter und die 1930er erfreuen sich einer gewissen Beliebtheit.

Offline kasi45

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #18 am: 6.03.2020 | 07:22 »
Von mir auch noch meine 2 Cent, wobei das folgende ausschließlich meinen ganz persönlichen Stil und meine ganz persönlichen Vorlieben widerspiegelt:

Cthulhu ist ein Horror-Rollenspiel. In meiner kleinen Rollenspielwelt funktioniert ein solches nur, wenn für die Charaktere eine echte Gefahr für Leib und Leben herrscht. Wenn ich allerdings 5 Abenteuer spiele, ohne dass den Charakteren was passiert, ist dieser Effekt hinüber. Deshalb spiele ich ausschliesslich One-Shots und lasse gerne auch mal Charaktere sterben bzw. wahnsinnig werden.

Das ausspielen der Rollen bzw. vor allem schauspielern ist für mich nicht so relevant, mir geht es vor allem um die Entwicklung einer guten Story. Gerade das "deutsche" Cthulhu achtet oft auf historische Akkurazität. Ist für mich aber auch vollkommen irrelevant. Die amerikanischen Publikationen sind vom Stil etwas anders (vllt. ein wenig vergleichbar mit D&D als amerikanische Linie und DSA als deutsche Linie. Dort ist der Stil auch ein anderer).

D&D (5. Edition) kann man auch ohne Battlemaps spielen, man kann theoretisch auch Abenteuer ohne Kampffokus spielen, allerdings sind die Kaufabenteuer kampffokussiert. Cthulhu-Abenteuer sind in der Regel nicht kampffokussiert, es geht eher um das Lösen eines Mysteriums. Battlemaps gibt es bei Cthulhu nicht (ich wüsste auch gar nicht, dass es spezielle Regeln für Battlemaps gibt).

Ansonsten wurde ja glaub ich schon alles gesagt.

Offline Saturno

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #19 am: 12.05.2020 | 15:51 »
Auch wenn das hier vielleicht gar nicht mehr interessant ist, weil's schon etwas her ist, vielleicht ein Tipp von mir zum Thema "Handouts".
Meine Erfahrung ist, dass Spieler, die vorher nie mit Handouts gespielt haben, das am Anfang extrem fancy und cool finden "Hui, tolle Kursivhandschrift und realistische Kaffeefleckten und sogar leicht angegilbtes Papier...stimmungsvoll...".

Allerdings fangen sie manchmal unbewusst an, mit Handouts Metagaming zu betreiben. Was meint das? Z.B. wenn du gerne Kaufabenteuer nimmst, die mit vielen Handouts arbeiten und du die Abenteuer aber gerne modifizierst (Sachen rausschmeißt, rote Heringe einbaust, Nebenplots einfügst...kurz: einiges änderst), dann merken die Spieler, wann es kein Handout gibt, obwohl normalerweise an der Stelle ein Handout typisch gewesen wäre. Dann kann soetwas kommen wie "Oh, das ist nur der Nebenplot, keine essentielle Information, sonst wäre da ein Handout." oder "Ah, das ist improvisiert. Das ist 'nur' Fluff."

Deswegen verzichte ich manchmal darauf, Handouts, die ich habe (z.B. in einem Kaufabenteuer) zu nutzen, oder ich zeichne die ab, dass sie so aussehen, als wären es welche, die ich für den vermeintlichen Nebenplot/Fluff/roten Hering angefertigt habe. Das ist streng genommen ja auch eine Form von Metagaming von meiner Seite. Ich finde das OK, aber da muss dann jede Gruppe wissen, wie sie dazu steht.

Ein Beispiel: Ein Gegenwartsabenteuer (selbstgebaut), dass ich mit meiner Gruppe mit FATE gespielt habe, baute stark auf Bibeltexten auf. (Bibel als Mythostext klappt nicht immer, aber je nach Übersetzung dann manchmal umso besser.) Ich hatte drei Passagen in der Bibel markiert und Lesezeichen (Papierfetzen) reingelegt. Zwei davon hatte ich im Laufe des Abenteuer (Eine Sitzung/ein Abend) vorgelesen, als die Charaktere darauf gestoßen sind. Dann bin ich zwischendurch irgendwann auf Toilette gegangen und habe die Bibel offen auf der dritten Stelle liegen lassen. Es war ziemlich wahrscheinlich, dass mindestens ein Spieler spicken würde. Ist dann auch passiert. Ich kam zurück und als die Stelle kam, wo das dritte Bibelzitat fällig war, habe ich ein unheimlich abgewandelte Variante davon vorgelesen. Die Spieler (die ja vorher gespickt hatten und die echte Stelle kannten) waren ziemlich irritiert und haben herausgefunden, dass in dem Dorf offenbar eine unheimliche Mythosversion der Bibel gelehrt wird.
Das war von meiner Seite Metagaming. Hätte keiner der Spieler gespickt, hätten die Charaktere eine Allgemeinwissenprobe abgelegt, um ebenfalls herauszufinden, dass das keine Standardpassage der Bibel ist. Für die Story wäre das Resultat gleich. Für die Stimmung war die Metagaming-Variante hübscher, weil die Spieler nach der Auflösung irre Freude daran hatten. (Hättest du in der Gruppe jemanden, der sich eh privat gut mit der Bibel auskennt, wäre vielleicht ein ähnliches Ergebnis eingetreten.)

Ich würde mit Metagaming nur zur Vorsicht raten, dass bestimmte Grenzen nicht überschritten werden. Es mag in einem Cthulhu-Moderne-Setting sehr reizvoll sein, neue Medien einzubinden und z.B. mit einem Fakeaccount einem der Spieler im Rollenspiel eine WhatsApp-Nachricht zu schicken. Und es mag Spieler geben, die das sogar cool finden. Meine Empfehlung: Don't. Never. Ich erwähne das nur, weil ich das Thema Metagaming ergänzend zu den bisher genannten Tipps, die ich so unterschreiben würde, einbringen wollte. Und da sollte man dann eben die Grenzen kennen.

Sorry, hoffe das war nicht zu off-topic, aber ich wollte Metagaming gerne bei der "Wie spielt ihr?"-Frage ergänzen, weil diese Metaebene (im Sinne des Berücksichtigens der Reaktion des Lesers) eine Weseneigenart von Lovecrafts Werk/Stil ausmacht. Eine Eigenart, die er, wie er selber betont, von Robert W. Chambers übernommen hat.
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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #20 am: 12.05.2020 | 21:04 »
Ich setzte Handouts in allen meinen Spielen nur als Gimmick ein - nie als Spur.

Gerade Cthulhu hat(te) eine Tendenz, einem jeden Fitzel Papier, der wichtige Spuren enthält möglichst "realistisch" in die Hand zu drücken.

Supertoll - leider kann ich Krikelkarkeltexte, halb abgerissen und verschmutzt in Sütterlin nicht lesen!
Und vor allem: Ich will es auch gar nicht!

Wenn ich einen D&D-Kämpfer spiele sschwinge ich ja auch nicht die Streitaxt im Wohnzimmer gegen eine dort hingehängte Rinderhälfte und schau, wie tief die eindringt (je ,5 cm = 1 SP), sondern ich - TROMMELWIRBEL - wüfele.
So sollte man das bei Cthulhu auch machen: Statt Zeit zu verschwenden mit dem Entziffern von unleserlichem Geschwurbel bei Kerzenschein einen W% geworfen und bei Erfolg: Infos bitte!

Wenn ich schmierige Sauklauen entziffern will, packe ich mir einen Satz Englisch-Klausuren auf den Schreibtisch!
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Offline Der Läuterer

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #21 am: 12.05.2020 | 23:19 »
Hallihallo erstmal.
Dem Gesagten ist nicht viel mehr hinzuzufügen.

Nur zwei Dinge.

HANDOUTS
... sind eine tolle Sache. Gut gemacht sind sie bei Cthulhu das Salz in der Suppe, unglaublich stylisch, stimmungsvoll und Spiel-technisch bereichernd.
ABER... sie stellen auch extreme Zeit Fresser dar. Und dies gleich zweifach. Zum einen für den SL bei der Erstellung, zum anderen am Spieltisch.
Man sollte immer vor Augen haben und daran denken, dass Handouts keinen Selbstzweck erfüllen (sollten), sondern dazu gedacht sind, um das Spiel bei Cthulhu zu bereichern und voran zu bringen; m.M.n. sollte ein Handout, in welcher Form auch immer, eine Spur, ein Hinweis, ein Lösungsansatz sein. Alles andere ist in meinen Augen schlicht Zeitverschwendung.
Handouts sollten die Spieler NICHT überfordern, sie NICHT mit unnützem Material in die Irre leiten und sie NIEMALS unter einer Flut von Papier begraben.
Je ausführlicher und je länger, je krakeliger, je verschmierter, je klein geschriebener und je kryptischer ein Handout ist, desto länger wird eine Erarbeitung des Ganzen durch die Spieler dauern.
Je länger ein Text, je weitschweifiger eine Schatz Karte oder je komplizierter ein Rätsel, desto mehr frisst das Ganze am Spieltisch vom eigentlichen Rollenspiel die Zeit weg.
Und man trifft sich ja nicht, um gemeinsam das Rätsel im Zeit Magazin zu lösen, sondern zum Rollenspiel!
Es gibt aber Möglichkeiten, gute und/oder komplizierte Handouts ohne bzw. mit wenig Zeitverlust zu verbinden.
- Nicht nur ein Handout, sondern eine Kopie an jeden Spieler am Tisch austeilen. Das erspart enorm Zeit.
- Das Material wurde zuvor schon bearbeitet. Es gibt auf den Handouts bereits Eintragungen, d.h. Überarbeitungen, Schlussfolgerungen und Teillösungen, Anmerkungen/Fragen/Gedanken und Markierungen durch einen Ermittler aus der Zeit vor den Chars; z.B. ein Privatschnüffler, der bei seinen Untersuchungen einiges aufgedeckt hatte, dann in der Folge aber ins Stocken geriet (und möglicherweise verschieden ist).
- Und dann gibt es natürlich noch die Möglichkeit, den Spielern die Handouts mitzugeben, damit sie sich daheim Gedanken machen können.
Aber ehrlich gesagt hat das bei meinen Gruppe nie funktioniert. Nicht nur, dass niemand seine Hausaufgaben jemals gemacht hat, die Handouts wurden beim nächsten Treffen auch regelmässig daheim vergessen.

KÄMPFE
... sind häufig unnötig und tragen m.M.n. nur bedingt dazu bei, dass die Spieler um ihre Chars fürchten.
- Sterben die Chars schnell und regelmässig, dann können die Spieler kaum eine Bindung zu ihren Chars aufbauen und das mitzittern und mitleiden bleibt weitestgehend aus.
Chars, die wie bei einem Abrisskalender weggeschmissen werden und neu entstehen, lassen m.M.n. nur wenig Stimmung aufkommen.
Besser ist es, die Chars/Spieler von Zeit zu Zeit etwas (aber nicht zu viel) leiden zu lassen. Eine kleine geistige Schwächung hier, eine kleine Verletzung dort, alltägliche Probleme mit der Familie, den Nachbarn oder auf der Arbeit. Nur nicht übertreiben.
- Keine direkten, sondern INDIREKTE KONFRONTATIONEN. Die Chars würden in Tokio also nicht mit Godzilla konfrontiert werden, sondern nur auf Tote, Verwundete und mannigfache Zerstörungen und Verwüstungen treffen.
Bevor die Chars also selbst eine Demise erleben, sollten Sie besser Zeugen werden, wenn es zufällige Bystander trifft, wenn z.B. eine Hauswand auf Fussgänger stürzt, oder eine Spalte im Boden ein Automobil verschluckt.
Anstatt des Todes eines Chars, schmilzt die Frau mit dem Kinderwagen vor den Augen der Chars dahin... und was passiert dann mit dem Kind?
Da steigert sich die Dramatik doch drastisch gegenüber dem eigenen Ableben.
Power Gamer: 38% | Butt-Kicker: 8% | Tactician: 67% | Specialist: 38%
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Nur wenige Menschen sind stark genug, um die Wahrheit zu sagen und die Wahrheit zu hören.
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Offline ghoul

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #22 am: 13.05.2020 | 10:20 »
So gehen die Meinungen auseinander!
Ich finde, gequälte und hilflose Kinder sind nur ein billiges dramaturgisches Mittel, um auf die Tränendrüse zu drücken, und ein unnötig sadistisches noch dazu.
Da lobe ich mir doch ehrliche Kämpfe mit echem Drama durch Würfel und Charaktertode.

@Laeuterer: Dies ist keine Verdammung deines Spielstils, sondern rein geschmacklich. ;-)
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Zitat
von zuständiger, besonders staatlicher Stelle vorgenommene Kontrolle, Überprüfung von Briefen, Druckwerken, Filmen o. Ä., besonders auf politische, gesetzliche, sittliche oder religiöse Konformität.

Offline Arkam

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #23 am: 23.05.2020 | 11:56 »
Hallo zusammen,

weil Handouts ja immer wieder angesprochen wurden. Gerade kleinere Handouts kann man prima zweiseitig machen. Die eine Seite ist das händische gekritzel zu sehen - eventuell auch zu lesen und auf der Rückseite der Text in Klartext. Dieses Prinzip bietet sich vor allen bei fremdsprachigen Texten an. Bei längeren Texten bietet sich eventuell nach einem gelungenen Skillwurf eine Zusammenfassung mit den wesentlichen IOnfos an.

Gruß Jochen
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Online General Kong

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Re: Wie spielt ihr Call of Cthulhu?
« Antwort #24 am: 24.05.2020 | 11:43 »
@ Handouts: Bin ich völlig bei Jochen und dem Läuterer. Und die Idee mit "Hier in Schnörkel und "authentisch" - und hier in leserlich" habe ich auch schon gemacht. Kann man auch unabhängig von Würfen machen, denn man sollte Spuren immer so legen, dass auch bei Missverständnissen das Spiel irgendwie (vielelicht erschwert und um einen Umweg reicher" weitergehen kann.

Aber das man bei Cthulhu ja Würfe auf das Lesen von Sprachen machen kann, ist das hier gut einsetztbar.

Und wer sich "richtig" Arbeit machen will kann, kann ja den übersetzten Text in ZWEI versionen vorbereiten - einmal als "Wurf geschafft" und einmal in "Wurf nicht geschafft" - mit einem kleinen, aber heiklen Fehler (beim Ritual fehlt eine Abschlussformel oder die Ingredienz ist falsch usw.).
Das Ganze dann natürlich unter Gestöhne überreichen wie "Was? Nicht geschafft? ... NA GUT, ... hier ist dei Übersetzung ... bin ja nicht so..." - Stimmt! Ich bin sogar noch schlimmer!  >;D

@ Kämpfe: Finde da des Läuterers Hinweis sehr gut ... aber der exilierte Ghoul hat da auch einen Punkt.
Denn:
Einerseits (geläuterte Zustimmung des Affen) ist nach meiner Erfahrung bei Coc oft das Problem, dass zu häufige Kämpfe (also auch ... EINER!) bei Cthulhu dazu führen kann, dass einem die Kampagne (meine Gruppe ist für Einschüsser kaum zu begeistern - leider) viel zu schnell im wahrsten Sinne des Wortes "wegstirbt".
Alle oder viele tot, viele nette Plotideen im Eimer, die Kontinuität in den Fritten.
Andererseits (da grab ich mit nach Leichen) ist ein ständiges "und schon wieder seit ihr spät dran und es traf wen anders" auf die Dauer auch etwas lahm und ob auch schlecht zu orchestrieren. Immer ein paar NSCs als Ghoul-/ Mi-Go-/ Cthulhu-Futter mitnehmen kann helfen, aber die SC wissen ja nicht, dass der Archivar in der alten Bibliothe im AHus auf dem Hügel, den man einfach nur befragen will, ein wahnsinniger Kultist ist und Ghoule im Keller (und eben nicht im Exil!) hat.
Warum sollten die also für die kurze Fahrt im Ford T noch Jim, Joe, Tim, Tom, Sandra und Rosamund mitnehmen?
Und vor allem: womit?
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