Autor Thema: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens  (Gelesen 5930 mal)

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Online Weltengeist

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Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« am: 22.08.2021 | 11:47 »
Vor vielleicht 20 Jahren hatte ich meine erste Krise des Fantasy-Lesens. Ich konnte die immer gleichen Geschichten mit den immer gleichen Bausteinen, die sich ewig zu wiederholen schienen, nicht mehr ertragen, und habe in der Folge bestimmt 10 Jahre lang kaum noch einen Fantasy-Roman in die Hand genommen. Inzwischen hat sich das aber wieder gebessert. Gefühlt gibt es eine größere Bandbreite von Geschichten und Stilrichtungen - oder zumindest ist es mir besser als früher gelungen, abwechslungsreiche Romane zu finden.

Jetzt aber stelle ich fest, dass ich ein neues Problem habe, und davon wollte ich hier erzählen. Ich stelle nämlich fest, dass ich bei fantastischen Romanen (also solchen, die eine eigene Welt verwenden) oft nicht mehr in der Lage bin, den Geschichten zu folgen. Das liegt daran, dass die Erzählungen über ein teilweise wirklich tolles Worldbuilding verfügen. Da wird auf den ersten hundert Seiten eine unfassbare Fülle von Begriffen für Personen, Gruppierungen, Regionen, Gegenstände, Kreaturen usw. ausgeschüttet, und irgendwann kämpfe ich mich von Seite zu Seite und frage mich nur noch: "Und wer war das jetzt noch mal? Und wo habe ich das schon mal gehört? Müsste ich das jetzt wissen?"

Mag sein, dass sich einfach nur mein Alter langsam bemerkbar macht und meine Merkfähigkeit nachlässt. Aber da mir das in den letzten Monaten mehrfach passiert ist und ich wiederholt fantastische Romane im Frust abgebrochen habe, auf die ich eigentlich wirklich Lust hatte, frage ich mich schon, ob das eigentlich anderen genauso geht? Und ob das Phänomen eigentlich so alt ist wie die Fantastik selbst, oder ob sich an der Art, wie solche Romane geschrieben werden, etwas verändert hat?
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Supersöldner

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #1 am: 22.08.2021 | 12:01 »
gibt es den am ende von solchen Büchern nicht oft einen Index der Namen und begriffe erklärt ?

Offline Rackhir

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #2 am: 22.08.2021 | 12:18 »
Ich denke, man kann auf die Ausgangsthese auf zwei Arten antworten, je nachdem welche Maßzahl man anlegt:
1) Phrasenhäufigkeit: Könnte schon sein. Der Trend in der Phantastik geht ja schon lange zur "Trilogie plus". Und selbst bei den raren Standalones gibt es massive Seiteninflation. Während die Klassiker noch mit 200 Seiten auskamen oder sogar *keuch* Kurzgeschichten schrieben, gibt es heute immer weniger unter 400. Insofern: mehr Platz, mehr Eigennamen, mehr Figuren, Schauplätze usw.
2) Phrasendichte: Eher nicht. Das Verhältnis Phrasen/Seite ist aus meiner Perspektive nicht angestiegen. Bekloppte Namen ausdenken, am besten mit sinnlosen Apostrophen, war schon immer eine verbreitete Praxis. (Siehe dazu als Beispiel die Persiflage im ersten Absatz hier.)

Insofern: it's probably you?

Ich möchte auch nochmal die Prämisse hinterfragen, dass Detailreichtum = tolles Worldbuilding sei. (Weiß nicht, ob das so gemeint war, aber man könnte Deinen Post so lesen.) Ich bin ein gewaltiger Fan von Worldbuilding, aber die Präsentation davon ist auch eine Kunst. Man kann das nicht als Infodump auf den ersten hundert Seiten bewältigen, sonst geschieht das, was dem werten Weltengeist passiert - ein Grund, warum ich die Nebel von Avalon noch ein paar Kapiteln verwirrt beiseite gelegt habe.

Offline Ayou

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #3 am: 22.08.2021 | 12:30 »
Ich kann mich da Weltengeist nur anschließen. Passiert mir inzwischen auch immer häufiger, weswegen ich Fantasybücher nur noch lese, wenn es Stand Alones sind, oder die ersten Teile als StandAlones funktionieren. Ich finde manchmal die Namensgebung einfach so schrecklich das ich mir Dinge nicht mehr merke, weil das Wort so krude ist oder mit so vielen Apostrophen versehen wurde, um es "cool" aussehen zu lassen. Dabei frage ich mich immer, ob der Autor auch darüber nachgedacht hat wie man das ausspricht. In meinem Kopf spreche ich normalerweise irgendwie mit, wenn ich etwas lese. Solche Worte überspringe ich dann und merke mir sie dementsprechend auch nicht.

Noch schlimmer wird das dann, wenn der Autor eine eigene Sprache einführt und alles mit Wörtern aus dieser Sprache beschreibt, von Sprachenentwicklung ber offenbar nichts versteht. Dann wird es unsinnig und am Ende verliere ich den Faden. Also Weltengeist es liegt nicht nur an dir.
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Offline Issi

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #4 am: 22.08.2021 | 12:31 »
Theorie:
Es gibt Leser, die denken sich: "Wer ist das nochmal? Ach egal, wenn die Figur wichtig ist, wird sie später nochmal auftauchen."
Oder solche, die sich sehr stark an mangelndem Überblick stören.

Jetzt sind Bücher keine Filme. Alles wird nur mit Worten gezeichnet ( Gesichter, Persönlichkeiten, Orte usw.,)  - Ohne Verknüpfung mit Bild, Eindruck oder Emotion, sind Namen schnell vergessen.

Eine komplexe Welt ist zudem kein Garant für eine unterhaltsame Story.
Die braucht mMn. auch Überschaubarkeit, und einprägsame Charaktere.
Zuviel kann leicht zu viel werden.
Wenn man sich den Cast von Filmen ansieht, wird klar: Es sind nicht unüberschaubar viele wichtige Rollen.

( Man darf halt mMn. als Autor nicht vergessen, dass man eine unterhaltsame Geschichte schreibt.( Die Geschichte darf nicht unter der "Welt -Vorstellung" leiden. Und die Gefahr, dass das passiert ist mMn. durchaus da)
« Letzte Änderung: 22.08.2021 | 15:03 von Issi »

Swafnir

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #5 am: 22.08.2021 | 12:34 »
Mir ging es ähnlich. Allerdings bin ich jetzt auf den Trichter gekommen und lese alten Fantasywerke. Die meisten die ich gelesen habe, waren so aus den Jahren 2000-2010. Da sind die alten Bücher schon ein großer Unterschied.

Das Problem mit den Namen hab ich nur, wenn ich zu lange Pausen mache oder die Fortsetzung zu lange auf sich warten lässt. Daher lese ich Reihen nur noch am Stück und warte bis alle erschienen sind.

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #6 am: 22.08.2021 | 12:51 »
Weltengeist, mir geht es genauso. Mich verlässt der Wille, wenn ich Beschreibungen von tollen neuen Kontinenten, ungewöhnlichen Wesen und, am schlimmsten, neuen Sprachen lese. Da muss das Buch echt gut sein und mich auf den ersten 20 Seiten packen, sonst vergeht mir komplett die Lust.

In den letzten Jahren haben das nur noch Markus Heitz, Bernhard Hennen, Bernd Perplies und Robin Cobb geschafft.

Da lobe ich mir Sachen wie Dunkle Lande, Skullduggery Pleasant als Variationen unserer Welt oder bekannte Franchises.

Supersöldner

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #7 am: 22.08.2021 | 12:57 »
ein Gutes Buch kann man im lauf der Jahre auch mehrfach Lesen. das hilft meist auch beim lehren/merken von so was.

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #8 am: 22.08.2021 | 13:03 »
ein Gutes Buch kann man im lauf der Jahre auch mehrfach Lesen. das hilft meist auch beim lehren/merken von so was.

Ich will unterhalten werden, nicht für 'ne Prüfung büffeln. Für die meisten sind Tolkiens Fußstapfen etwas groß...und vielleicht sind es auch keine erstrebenswerten Stapfen...

Online Weltengeist

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #9 am: 22.08.2021 | 13:22 »
Weltengeist, mir geht es genauso. Mich verlässt der Wille, wenn ich Beschreibungen von tollen neuen Kontinenten, ungewöhnlichen Wesen und, am schlimmsten, neuen Sprachen lese.

Eigentlich will ich ja diese neuen Welten. Aber in der Praxis ist ist die Informationsdichte bei der Einführung für mich häufig zu hoch. Und ich habe wirklich keine Lust, ein Fantastik-Buch mit Textmarker und Post-Its zu bearbeiten, um neue Begriffe zu markieren und wiederzufinden. Sowas mache ich beruflich und bei Sachbüchern ständig, aber nicht bei Belletristik.

Für die meisten sind Tolkiens Fußstapfen etwas groß...

Die Frage mit den Fußstapfen Tolkiens habe ich mir auch schon gestellt. Warum hatte ich seinerzeit mit einem (nicht eben unterkomplexen) Mittelerde keine Probleme? Ich vermute, dass es daran liegt, dass bei Tolkien ein großer Teil der Welt Fluff ist, den man nicht wirklich braucht, um die Kernhandlung zu verstehen. Diese erschließt sich auch, wenn ich nicht verstanden habe, wessen Sohn Gimli genau ist, dass Gandalf gar kein Mensch ist oder welche Rolle der Anführer der Nazgûl im Zweiten Zeitalter gespielt hat. Bei mehreren Fantastik-Büchern, die ich ihn letzter Zeit in Händen hatte, war dem aber nicht so - da waren die ganzen Namen und Hintergründe sehr wohl wichtig für die Story.

Das Schlimme ist dabei: Im Grunde finde ich das ja cool - eine Geschichte, die dicht mit dem eigenen Hintergrund verwebt ist. Aber in der Praxis klappt das bei mir eben nicht (mehr?) so richtig. Ich habe dabei die Theorie, dass es daran liegt, dass man sich als Autor einen derart gemächlichen Einstieg und Erzählrhythmus wie beim Herrn der Ringe heutzutage nicht mehr leisten kann. Es muss halt gleich von Anfang an zur Sache gehen. Und dabei bleibt zu wenig Zeit, um die Welt wirklich solide einzuführen. Ein schwieriges Unterfangen für einen Autor.
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Offline Rackhir

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #10 am: 22.08.2021 | 13:39 »
Da wir gerade bei Tolkien sind: Ich finde seine Methode des Worldbuildings sehr gut. Durch die Referenzen auf alte Zeitalter, mythische Figuren, Vorfahren, Lieder, Sprachen etc. vermittelt er das Gefühl von Tiefe, ohne dass er auf die einzelnen Punkte allzu tief eingeht (von Ausnahmen wie bei Tom Bombadil abgesehen). Gerade der Anfang ist sehr überschaubar, die Komplexität wird dann erst im Lauf des Buches nach und nach eingeführt.

Online Tele

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #11 am: 22.08.2021 | 13:41 »
"Die Lorgosch von Tokwar haben die Genzt im 3. Schattenkrieg im Zeitalter der Linhu Baezt besiegt, doch seitdem sind die Worwa offen und der Orden der Caertu bewacht sie, damit keine Roplö durchbrechen und die neun Reiche der Bijza verwüsten. Die junge Lara ist Novizin aus dem Dorf Talas und entdeckt die grausame Wahrheit hinter dem Zezupo."

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Offline schneeland

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #12 am: 22.08.2021 | 13:54 »
Die Frage mit den Fußstapfen Tolkiens habe ich mir auch schon gestellt. Warum hatte ich seinerzeit mit einem (nicht eben unterkomplexen) Mittelerde keine Probleme? Ich vermute, dass es daran liegt, dass bei Tolkien ein großer Teil der Welt Fluff ist, den man nicht wirklich braucht, um die Kernhandlung zu verstehen. Diese erschließt sich auch, wenn ich nicht verstanden habe, wessen Sohn Gimli genau ist, dass Gandalf gar kein Mensch ist oder welche Rolle der Anführer der Nazgûl im Zweiten Zeitalter gespielt hat.

Zum einen das, zum anderen merkt man m.E. schon recht deutlich, dass da einiges an Wissen und Hirnschmalz in die Sprachbildung geflossen ist. Und zwar gerade dadurch, dass es in sich stimmig ist, man sich Begriffe ein Stück weit anhand von Form und Kontext erschließen kann, und es am Ende einfach nicht so aufdringlich wirkt. Jetzt kann natürlich nicht jeder Autor ein Sprachwissenschaftler sein, aber ich fürchte, wenn man wirklich auf die Tolkien-Liga zielt, kommt man da nicht drumrum.

Ansonsten ist es aber jetzt auch nicht so als wäre der Einstieg in den Herrn der Ringe wirklich gut - die erstaunliche Langsamkeit und Länge des ganzen hat mich damals einen zweiten Anlauf brauchen lassen, bevor ich in Mittelerde abgetaucht bin. Und auch später haben die Bücher mitunter Längen. An dieser Stelle wäre m.E. noch Luft nach oben.
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Offline Raven Nash

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #13 am: 22.08.2021 | 13:56 »
"Die Lorgosch von Tokwar haben die Genzt im 3. Schattenkrieg im Zeitalter der Linhu Baezt besiegt, doch seitdem sind die Worwa offen und der Orden der Caertu bewacht sie, damit keine Roplö durchbrechen und die neun Reiche der Bijza verwüsten. Die junge Lara ist Novizin aus dem Dorf Talas und entdeckt die grausame Wahrheit hinter dem Zezupo."

Voll der Abturner sowas.
Klingt nach Ulldart - und war der Grund, warum ich den "Dunkle Zeit" Zyklus als Hörbuch nach Buch 4 abgebrochen habe. Zu viele Intrigen mit zu vielen Leuten, die keinerlei Rolle in der Haupthandlung spielen (und eine zu dem Zeitpunkt auch noch gähnend langweilige Haupthandlung). Demnach mich politische Intrigen in Fantasy-Reichen noch weniger interessieren als in der realen Welt schon, kam mir ASoIaF nie ins Haus (und GoT wurde nach Staffel 3 nicht mehr weitergeschaut).

Und ich glaube, hier liegt der Hund begraben: Früher haben Fantasy-Autoren Tolkien nachgeeifert, heute George R.R. Martin. IMHO nicht unbedingt die beste Wahl (außer wenn man die Kohle betrachtet, die er scheffelt). Zwar waren die Druckwerke früherer Zeiten oft auch nicht das Papier wert, aber dafür war es wenigstens weniger Papier.
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Online Tele

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #14 am: 22.08.2021 | 13:59 »
Ich fand bei Tolkiens Worldbuilding nie problematisch, aber die laaaaangen Landschaftsbeschreibungen....krass.

Weltengeist, vielleicht wirken die Weltbeschreibungen gewollt, aber nicht gekonnt und sind in sich unstimmig? Das fiel mir bei Tad Williams Shadowmarch negativ auf...
« Letzte Änderung: 22.08.2021 | 14:33 von Tele »

Offline Issi

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #15 am: 22.08.2021 | 14:08 »
Denke  Leser wollen abgeholt und in die Geschichte reingezogen werden.
Das geschieht meist durch das Identifizieren ( mitfühlen) mit den Figuren.

Wenn man ins Theater geht, fällt auf, dass Bühnenbild und Setting  bei klassischen Stücken häufig ausgetauscht werden können. (Die Figuren und ihre Geschichte aber bleiben gleich)

Das ist in Fantasy Welten mMn. häufig nicht anders. Es war einmal, in einem fernen Land....
( Zeit und Ort sind nicht das Wichtigste)
Es ist viel wichtiger, was da stattfindet.
Und das muss fesseln.

Edit.
Bei Herr der Ringe, ist die Sache ja relativ klar:
"Kleine Vielesser verlassenen ihre geliebte Heimat um die Welt vor einem misantrophischen Zauberschmied zu retten." ~;D
« Letzte Änderung: 22.08.2021 | 14:41 von Issi »

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #16 am: 22.08.2021 | 14:30 »
Mit Uldart stimmt. Ich finde Heitz ganz toll, aber gerade die Uldart Sachen eben nicht sooo super. Die Shadowrun Romane sind der Hammer!

Offline JS

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #17 am: 22.08.2021 | 14:46 »
Heitz habe ich keine 10 Seiten lang vertragen, denn ich stehe auch auf Nebensätze. ;)

Ich habe diese Fantasykrise schon seit langem, aber löste sie immer durch konsequentes Wegpfeffern der Bücher, die mich nach 10 bis 20 Seiten nicht überzeugen oder fesseln konnten. Es gibt nämlich noch genügend gute Autor/innen, um die eigene Mußezeit nicht mit phantasie- und/oder stilschwachen Langweiler/innen zu verschwenden. Damit fuhr ich bisher sehr gut, doch es kostete mich auch viele Euros für nix.
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

Offline Alex

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #18 am: 22.08.2021 | 15:25 »
Mir geht es mit den meisten Büchern ähnlich wie Weltengeist, aber ein Großteil der Schuld tragen die Verlage, die eben genau diese Art von Fantasy kaufen und übersetzen lassen.
Und da ist wie in anderen Genre, wenn etwas funktioniert (aus Sicht der Verkaufszahlen), warum sollte man es ändern? Warum sollte ich auf eine andere Art Fantasy setzen, von der ich nicht weiß, wie sie sich verkauft?

Eine kleine Anekdote zu mir und "schneller geschriebenen Fantasy".
Ich habe im Sektor Krimi schon weit über 1,5 Millionen Bücher verkauft und tatsächlich dieses Jahr meinen ersten Fantasy-Roman fertiggestellt, dafür aber nur Verlags-Absagen kassiert, (auch) weil mein Stil eben nicht ausschweifend und lange erzählend ist, wie es bei vielen anderen ist - das ist keine Kritik an diesem Stil, aber ich kann so nicht schreiben. Dass es bei den Krimis funktioniert, ist nach 12 Büchern (aus meiner Sicht) ausreichend bewiesen und doch wollten sich die Verlage das nicht antun ("Aber gerne wieder ein Krimi, wenn Sie einen Neuen haben")
Verstehen muss ich das nicht, aber Gott sei Dank gibt es auch Self-Publishing, was mir irgendwie auch gut reingeht, dass ich die völlig Kontrolle über alles habe.




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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #19 am: 22.08.2021 | 15:28 »
Ich kenne diese totale Befremdung eigentlich nur von Way of Kings und hab mich da durch gequält, weil ich sonst alles von dem Autor gelesen hatte. Ab Band 2 ging es dann. Wobei das Wiki gerade bei den Epigrammen am Anfang der Kapitel weiter hilft. Die in Zusammenhang zu setzen sind immer noch eine besondere Herausforderung, wenn man mit einfach nur lesen nicht zufrieden ist.

Bei Forge of Destiny hab ich Probleme mit den Namen. Das liegt aber daran, dass ich kein Mandarin kann. Da hab ich die Übersicht gebookmarkt.

Supersöldner

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #20 am: 22.08.2021 | 16:20 »
lese sehr viel Litrpg da natürlich auch viel Fantasy. irgendwie geht das leichter und Schneller von der Hand jedenfalls für mich.

Offline Irian

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #21 am: 22.08.2021 | 16:56 »
Ich erinnere mich zumindest, ähnliche Gedanken bzgl. diverser neuer Begriffe - allzu häufig auch im Klingonen-Look mit Apostrophen und allem Kram - auch schon gehabt zu haben. Ein Begriff oder zwei? Ok, kommt man mit klar, manchmal reichen existierende Begriffe halt nicht aus, gut. Aber wenn es Überhand nimmt und alles total neu und super-anders ist, wird es irgendwann nervig, so als hätte jemand ne Buchstabensuppe ausgekippt und dann alles in ne Geschichte verwurstet.
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Offline Der Unhold

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #22 am: 22.08.2021 | 17:10 »
Seid gegrüßt!

Ich war auch eine Zeitlang von diesem Problem betroffen und bin es teilweise immer noch. Daher habe ich einige Jahre lang jedes Fantasy-Buch welches ich gelesen habe komplett indexiert, sprich alle Eigennamen von allen Charakteren, Orten, Gegenständen, Zaubern, Monstern, magischen Phänomenen, Währungen, Rüstungen und Waffen usw. mit entsprechender Seitenangabe und einer Kurzbeschreibung während dem Lesen per Hand aufgeschrieben und dies dann später am Computer in ein Textdokument übertragen. Harte Brocken waren da z.B. die Elminster-Romane.

Am Anfang noch interessant und mit Motivation am Werk, war das dann doch wirklich harte Arbeit, und hat mir verständlicherweise mit der Zeit den Spaß am Lesen total verdorben, sodass ich meistens nur mehr das erste Kapitel auf diese Art bearbeitet und danach einfach so weitergelesen habe. Jetzt habe ich das (fast) komplett sein lassen und bin bei jedem Buch für einen Index zu den wichtigsten Sachen sowie einem Dramatis Personae überaus dankbar, z.B. wie in den DSA/Phileasson- oder Splittermond-Romanen.

Außerdem gibt es heutzutage eh schon zu fast jedem Fantasy-Setting ein Fan-Wiki, da schau ich dann wenn ich etwas vergessen habe oder mehr Informationen brauche einfach nach. Ich kann es dann aber nicht lassen mir die Seite von der Info zu speichern und zu archivieren...  ;D Ich träume auch hin und wieder davon mir die Forgotten Realms Wiki und Wiki Aventurica komplett zu saugen und für die Ewigkeit auf M-Disc zu speichern...~;D

Mit indexierenden Grüßen aus seinem Fantasy-Archiv,

Der Unhold.
Wo unter Schatten verborgen
Bäche fließen und Wälder rauschen -
wo manche furchtsam vor dem Blendwerk fliehen
und kalte Faiyen ihrer Pfade ziehen -
tief im Dickicht die Unlichen lauschen
dem Wind und dem Flüstern,
nachts und bei Tag -
mit funkelnden Augen ... gen Tiefenhag.

Denn der Herbst ist die Zeit und alle Zeit ist der Herbst. ;)

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #23 am: 22.08.2021 | 17:44 »
Mir geht es mit den meisten Büchern ähnlich wie Weltengeist, aber ein Großteil der Schuld tragen die Verlage, die eben genau diese Art von Fantasy kaufen und übersetzen lassen.
Und da ist wie in anderen Genre, wenn etwas funktioniert (aus Sicht der Verkaufszahlen), warum sollte man es ändern? Warum sollte ich auf eine andere Art Fantasy setzen, von der ich nicht weiß, wie sie sich verkauft?

Eine kleine Anekdote zu mir und "schneller geschriebenen Fantasy".
Ich habe im Sektor Krimi schon weit über 1,5 Millionen Bücher verkauft und tatsächlich dieses Jahr meinen ersten Fantasy-Roman fertiggestellt, dafür aber nur Verlags-Absagen kassiert, (auch) weil mein Stil eben nicht ausschweifend und lange erzählend ist, wie es bei vielen anderen ist - das ist keine Kritik an diesem Stil, aber ich kann so nicht schreiben.
Zu lange und ausschweifend:
Das wirkt auf mich auch häufig gewollt.

Ähnlich wie wenn man in einem Film ständig unnötige Details zeigen und sich darin verlieren würde.

(Tatsächlich will ich aber vergessen, dass es überhaupt geschrieben ist. - Also - ein gut laufendes Kopfkino haben ohne jede Form von "(Werbe) Unterbrechung.")

Hat jetzt mit Namen merken  mMn. allerdings nicht direkt was zu tun.
So ein Stil geht auch mit wenigen Protagonisten, und überschaubaren Weltinformationen.


Offline Alex

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #24 am: 22.08.2021 | 18:02 »
So ein Stil geht auch mit wenigen Protagonisten, und überschaubaren Weltinformationen.
Sehe ich genauso. Ich frage mich bei jeder Szene, ist diese Information notwendig für das Buch, denn ich erzähle hier eine Geschichte und mache keinen Reiseführer. Ein wenig Atmosphäre muss sein, aber mich graut es vor Büchern, bei denen erst einmal das Wetter und die Umgebung beschrieben wird, bevor überhaupt der erste Charakter auftritt.
Ich halte glaubwürdige, gut ausgearbeitete Charaktere für existentiell (vor allem was deren Motivation betrifft), aber ich versuche das immer mit der Aktion der Geschichte darzustellen und nicht mich in endlosen inneren Monologen oder Rückblenden zu verlieren, damit jeder weiß wer das ist und was der denkt. Somit erzähle ich die Geschichte weiter, aber bringe gleichzeitig Informationen zu dem Charakter mit hinein.