Es war das werdende Heiligtum von Irrling, der Tempel des Jensehers, von dem uns unsere Göttin hinfort geführt hatte. Tief in die nordwestlichen Lande, die sich dort hinter auftaten. Es war die Festung eines Riesen, die unser Ziel sein sollte. So fanden wir das, was wir suchten. Wir drangen ein in die Gewölbe und der Kampf war lang. Doch wir erschlugen jeden einzelnen dieser plumpen Rasse. Bis auf das Gezücht, ihre Sprösslinge, die wir schonten. Doch gleichwohl zeichneten wir sie - die Abkömmlinge der blinden Rasse - mit Zir’an’vaar, der heiligen Rune von Hingabe und Opferung. Denn die höchste Göttin, die von Flamme und Düsternis, war mit mir und mit meinen Jüngern: Bargh, dem Drachentöter und Zussa, der Hand der Flamme.
Es war in dieser namenlosen Festung, wo das Banner von Jiarlirae offenbart werden sollte. Es war an diesem Ort, wo die Werdung IHRER Prophezeiung einen Klang fand. Es war hier, wo sich die Seelen versammelt hatten, um IHR zu huldigen. Die Seelen waren schwach und unrein, doch es waren Seelen. Die Seelen waren hasserfüllt und opferwillig, sie dürsteten nach Fleisch, Blut und Leben. Es waren die Seelen einer sklavischen Rasse, die versucht hatte, sich zu erheben und doch schwach waren, im Antlitz ihrer einstigen Meister. Es waren ihrer 100 an der Zahl. Doch einer trotzte dem Flüstern in Feuer und Dunkelheit. Einer war bereit sich aufzulehnen und seine Seele in die Waagschale zu werfen.
Eine gespenstige Stille war eingekehrt und der Augenblick war heilig. Das Feuer der Schale knisterte und die Schatten waren lang. Ich, Neire von Nebelheim, Kind der Flamme und Prophet Jiarliraes, trat hervor, in der Flammen Schimmer. Ein Raunen von Bewunderung vernahm ich und einzelne Rufe nach unserer Herrscherin. Doch ich mahnte Stille. Dann bat ich ihn, meinen neuen Diener, Odzor, die Fesseln von Gruk zu lösen. Der Anführer der Orks tat wie befohlen und Erstaunen war in den Gesichtern seiner Gefolgsleute zu erkennen. Ich sprach zu ihnen, in ihrer niederen Zunge. „Sehet, Krieger. Vor euch erhebt sich Gruk, der sich aufgelehnt hat, wider unsere Göttin. Soll er sterben? Ist es euer Wille?“ Die Menge jubelte und rief mir zu: „Ja, tötet ihn. Er soll sterben! Tötet ihn für Jiarlirae.“ Doch erneut hob ich die Hand und es folgte die Stille. „Aber ich sage euch, es liegt nicht an uns über seine Seele zu richten. Die höchste Göttin, sie von Flamme und Düsternis sagt – und lauschet – er solle selber wählen. Den Weg gegen ihre Weisheit oder den Weg der Opferung – offen und freimütig seine Seele zu geben.“ Sie jubelten erneut, denn sie sahen, dass Bargh ihm eine Axt gab. Sie hofften auf den göttlichen Zweikampf, von Gruk und Bargh, dem heiligen Krieger, dem Drachentöter. Doch in all dem Getöse trat Gruk zu mir heran. Er ließ die Klinge der Axt sinken und flüsterte mir zu, so dass nur ich es hören konnte. „Ist es wahr, oh großer Neire? Bereit bin ich meine Seele zu geben. Doch wird SIE, wird Jiarlirae sie akzeptieren?“ Ich rief sie erneut zur Stille, ein drittes Mal. Ich sprach zu ihm, die heiligen Worte, die alle hören konnten. „Sprecht mir nach“, sagte ich. „Dreimal.“ Er nickte und ich begann die Verse zu zitieren. „Bei IHR, Flamme und Düsternis, schwöre ich, Gruk. Ich gebe sie EUCH oh Jiarlirae, ältester und höchster Göttin, Schwertherrscherin, Königin von Feuer und Dunkelheit, Dame des abyssalen Chaos, Herrin der Acht Schlüssel der brennenden Düsternis. Ich reiche EUCH meine Seele. Durch die brennende Düsternis und bis in das Licht der schwarzen Sonne. Ich bin EUER im Jetzt und für alle Ewigkeit.“ Mit einem kleinen Schnitt in seine ausgestreckte Hand, floss sein Blut in den Krug hinab. Ich hob sein Kinn, blickte ihm in seine Augen und sprach. „Einst haben euch die Riesen versklavt. Doch nun sollt ihr keine Meister mehr haben. Ihr dient Jiarlirae; Feuer und Düsternis werden euch leiten.“
Ich winkte Zussa heran, denn ihre Stunde war gekommen. Sie schritt in den Schein der Flammen und die Schatten folgten, wie lauernde Wölfe. Ich nickte ihr zu. Nur das Knistern des Feuers war zu hören. Sie lächelte und ich wusste, dass sie bereit war. Ich hob ihre Hand und wies sie der Menge. „Sehet, die Hand der Flame. Sehet, Zussa. Sie trägt die Male unserer Göttin und sie soll IHRE Zeichen wie eine zweite Haut tragen.“ Die Kreaturen jubelten ihr zu. Sie sahen die verbrannten Finger von Zussa, sahen sie als eine der ihren. Dann zog Bargh den Auserwählten des Gezüchtes der Riesen heran. Kaum größer als Zussa, war die Kreatur, nicht einmal einen Winter alt. Zussa nahm den Dolch von Bargh. Sie zitterte, als sie den ersten Schnitt machte. Doch sie gewann an Zuversicht, als rotes Blut über das Gesicht des Balgs rann. Helle Schreie erfüllten die Halle und ein Johlen der Menge setzte ein. Zussa schnitt und hebelte. Die Haut des Geschöpfes war ledrig und zäh. Doch dann hielt sie das Gesicht der Kreatur in ihren Händen. Die Maske aus Haut war rot verschmiert, doch sie legte sie auf ihr Gesicht. Es sollte ihre heilige Maske werden. Die Tore werden für Zussa geöffnet sein, wenn sie sich einst in die rauschenden Feste von Nebelheim stürzen wird.
Ich bat sie hervor. Den Drachentöter und die Hand der Flamme. Beide wendeten sich an die Menge. Bargh schritt wortlos in das tosende Feuer der Schale. Er kniete sich nieder inmitten der Glut. Erschreckende Schreie waren zu hören. Dann breitete er seine rabenschwarzen Schwingen aus und sie brannten in einem schwarzen Licht. Er sprang hervor, ergriff sich den Schädel des namenlosen Anführers der Riesen und war ihn ins Feuer. Sein Schrei für Jiarlirae erfüllte donnernd die Halle. Zussa hingegen richtete ihre Worte an die Kreaturen. Sie sprang geschickt von Kopf zu Kopf und ihr Lachen war das von Flammen. Sie sprach von Offenbarung, von Geheimnissen in Flamme und Düsternis. Sie sprach davon, wer wert war, die Geheimnisse zu erfahren. Sie sprach davon, wer vergehen würde im Feuer der Sterne und der Dunkelheit des großen Unteren. Dann richtete ich meine Worte an sie. Ich fragte die Kreaturen, ob sie die Göttin in sich aufnähmen, in all ihrer Gänze, in ihrer Absolutheit von Flamme und Düsternis. Und sie schrien und sie tobten. Sie huldigten Jiarlirae. Und ich fragte sie, ob sie der Menschenschlange frohlockten, der Vernichtung und dem Chaos, die sie einst über diese Welt bringen sollte. Und sie jubelten und sie bejahten. Sie huldigten Jiarlirae. Und ich fragte sie, ob sie den Krieg annähmen, den die kommende Herrschaft der Schwertherrscherin erforderte. Und sie feierten und sie tanzten. Sie huldigten Jiarlirae, sie schrien ihren Namen in Chören und feierten ihr Zeichen. Es war die Offenbarung der Dualität der erweiterten Rune Firhu. Wir malten sie mit dem Blut an die Wand über dem Thron. Es war die Gabe des Feuers und der Schatten. Es waren die acht Arme des Chaos, die sich zu zwei Wegen verästelten. Und da war die schwarze Sonne im Mittelpunkt. Der Ursprung der Dualität und der Schlüssel zu allen Geheimnissen.
Zussa hatte Neire bei seiner Rede beobachtet. Der Jüngling hatte seinen Mantel und seinen Rucksack abgelegt und seine gold-blonden Locken schimmerten rötlich im Schein des Feuers. Im Augenblick eingefroren wirkte Neire wie das Kind, das er war. Doch die Rede, seine Mimik und seine Bewegungen zeigten seine Erfahrung. Nur unterbewusst nahm Zussa die überhebliche Selbstverliebtheit wahr, die Neire ausstrahlte. Für sie war es die Stimme von Jiarlirae, die durch Neire sprach. Er hatte sie schließlich aus dem Kerker gerettet und ihr Dinge gezeigt, von denen sie vorher nicht einmal geträumt hatte. Während sie die Gesichtshaut des Riesenbalgs abgerissen hatte, hatte Neire ihr zugeflüstert: „Je schlimmer die Schmerzen, desto schöner die Erinnerung.“ Sie musste grinsen, als sie zurückdachte, wie sie die Haut abgeschnitten hatte und was für eine leere blutige Hülle von der armseligen Kreatur übriggeblieben war. Sie erinnerte sich zurück, an das, was nach der Rede von Neire passiert war. Sie hatten die drei Größten der Abkömmlinge der Riesen gepackt und einen nach dem anderen auf die Knie gezwungen. Neire hatte jedem der Drei das linke Ohr abgeschnitten und es in die Menge der Orks geworfen. Dann hatte Bargh ein glühendes Langschwert aus dem Feuer gezogen und es gegen das verstümmelte Ohr gehalten. Neire hatte schließlich die Kreaturen in die Menge entlassen, in dem er folgende Worte schrie: „Sehet, sie haben das Mal Halbohrs und sie werden Halbohr, dem kommenden Führer dienen. Quält sie gut, so dass sie auf ihre Aufgabe vorbereitet werden.“ Die Glieder der armseligen Kreaturen waren noch wie eingeschlafen, als sie sich furchterfüllt umblickten und versuchten dem Mob zu entfliehen. Doch sie wurden von den Orks empfangen. Ein Hagel von Tritten und Schlägen ging über die drei Zöglinge nieder, als sie durch die Halle gejagt wurden. Einige Orks benutzen Messer und fügten ihnen oberflächliche Schnitte zu. Schließlich hatte sich die Szene beruhigt und die drei jungen Hügelriesen hatten sich weinend in eine Ecke zurückgezogen. Zussa beobachtete jetzt die Szenerie der Orks. Sie hatte die Kreaturen vielleicht unterschätzt. Ihre Laune hatte sich zunehmend verbessert, nachdem sie bemerkt hatte, dass die Kreaturen Jiarlirae besonders zugetan waren. Jetzt war die Stimmung jedoch angespannt und Zussa konnte erkennen, dass die ausgemergelten Kreaturen nach Fleisch lechzten. Zussa bemerkte, dass sie beobachtet wurde. Im Toben und Schreien der versammelten Orks drehte sich Neire um und nickte Bargh und ihr zu. Sie wusste, was zu tun war. Sie hatten vorher darüber gesprochen. Sie trat mit Bargh und mit Odzor an die Feuerschale heran, in deren riesenhafter Breite ein großes Feuer brannte. Bargh hatte die metallenen Bratspieße der Riesen hervorgeholt, auf dem zuvor die Rinder über dem Feuer gedreht wurden. Die eisernen Lanzen waren bestimmt vier Schritt lang und mit einer scharfen Spitze versehen. Bargh packte den ersten gefesselten Zögling der Hügelriesen und führte ihn heran. Zussa begann mit Neire die Körperbegebenheiten der Kreatur zu studieren. Sie erinnerte sich zurück an die Bücher der Anatomie, die sie zuletzt in der Irrlingsspitze gelesen hatte. Es musste jetzt alles schnell gehen. Odzor drückte die schreiende Kreatur zu Boden und sie begannen ihr blutiges Werk. Als sie die Lanze von hinten einführten, begann das Balg in einen Schreikrampf zu verfallen. Wie eine Sau, die zur Schlachtbank geführt wurde. Zussa kannte die Geräusche von Schlachtungen aus ihrem Dorf. Sie hatten die Lanze jedoch falsch vorangetrieben und zu viel Blut strömte zwischen den Beinen der Kreatur hinab. Alsbald begann das Schreien zu ersterben. Auch bei der zweiten und der dritten Gestalt wurde es nicht besser. Doch mit jedem weiteren Abkömmling des Gezüchts, verbesserten sie ihre Technik. Die Pfählung der verbleibenden fünf Kreaturen führte nur zu minimalen Blutungen und so sah Zussa erleichtert, dass die Gestalten noch lebten, als die Bratlanzen über die Dreibeine der Feuerschale gehoben wurden. Was dann kam, erfüllte sie mit ekstatischen Glücksgefühlen. Sie begaffte die Zöglinge, wie sie von den Flammen verzehrt wurden. Sie tanzte um sie herum und genoss den Anblick. Wie die Haare anfingen zu brennen, die Augen platzten. Odzor und ein weiter Ork drehten die Spieße, als die Schreie zu einer grausamen Kakophonie von irdischer Qual anwuchsen. Zussa lächelte und äffte ihre Schreie nach. Sie dachte an die Welt dort draußen, an Städte und Dörfer. Sie stellte sich vor, wie die Welt brennen würde. Wie sie selbst sie anzünden würde. Sie nahm nicht mehr Notiz von dem was dann geschah. Kaum hörte sie Neires helle, zischelnde Stimme, wie er das Fest eröffnet. Kaum bemerkte sie die anstürmenden Orks, die sich rohe Stücke von Fleisch von den noch lebenden Kreaturen abschnitten, die über dem Feuer brannten. Der Anblick hätte sie erfreut, doch sie stierte in die Flammen und dachte an ihre Vergangenheit. Dann zog sie das blutige Stück Haut hervor, das sie selbst nach den Formen ihres Gesichtes geschnitten hatte. Immer wieder stülpte sie sich die Maske über. Sie blickte in die Flammen und dachte an das, was sie mit Neire und Bargh noch erleben würde.
Neire hatte die Worte gerufen. Das Fest war eröffnet und der Mob brach sich seine Bahn. Lodernde Gier und verzehrende Lust rafften die ausgemergelten Kreaturen hin, die wieder und wieder den Namen der wahren Göttin grunzten. Bargh, Neire und Zussa hatten sich auf ihren Fellen niedergelassen, tranken den Wein und schauten dem Spektakel zu. Sie hatten alle von den gebratenen Riesenkindern gekostet, sich dann aber doch entschieden von den Rindern zu essen. Neire hatte schließlich seinen alten Nebelheimer Degen hervorgeholt und allen vom Grausud eine Fingerkuppe angeboten. In dem Geheimfach am Griff der Schlangenklinge war noch eine große Menge der Substanz vorhanden gewesen. Jetzt, im einsetzenden Alkoholrausch und unter dem Einfluss des Grausuds, begannen die Farben zu leuchten und lange feurige Fäden zu ziehen. Sie scherzten einige Zeit, als sie immer wieder einzelne Orks betrachteten, die seltsame Handlungen vollzogen. Gerade schrie Zussa auf: „Bargh, Neire, schaut! Schaut was Gruk dort macht.“ Sie folgten Zussas Finger und sahen Gruk, der sich ein großes Stück gebratenes Fleisch von den Zöglingen abgeschnitten hatte. Doch er hatte es nicht für sich selbst bestimmt. Gruk ging zu den noch lebenden Bälgern mit dem verstümmelten Ohr, begann sie zu schlagen und ihnen das Fleisch ihrer Geschwister zu füttern. Sie alle lachten, als sie das Schauspiel sahen. Neire blickte Zussa und Bargh voller Bewunderung an. „Natürlich hat es nicht den Glanz von Nebelheim. Natürlich ist es kein Fest im inneren Auge. Doch es hat seine eigenen Geschehnisse und Wunder. Ich bin so froh, dass ich das mit euch erleben kann. Auch wenn ich aus Nebelheim fliehen musste und meiner wahren Bestimmung den Rücken gekehrt habe.“ Bargh und Zussa hatten zugestimmt, doch der Drachentöter hatte schneller und schneller getrunken. Schließlich war Bargh aufgestanden und hatte angefangen einige der Köpfe der Riesen ins Feuer zu werfen. Dabei hatte er Beleidigungen an seinen alten Orden gelallt. Als Zussa ihn schließlich beruhigen wollte, war er erstarrt und hatte sie angestiert. „Zussa… wann wollt ihr endlich erwachsen werden. Längst seid ihr kein Kind mehr. Ihr wisst doch… was ich meine… wie es geht.“ Bargh hatte einige vulgäre Hüftbewegungen vollzogen und Zussa hatte ihm aus Wut gegen das Schienbein getreten. Doch Bargh hatte keine Reaktion gezeigt. Schwankend hatte er weiter gelallt. „Ihr müsst euch einmal einen Mann nehmen… ähhh… wisst nicht wie? Dann… Neire, zeigt es ihr. Befehlt diesen verdammten Orks, sie sollten die Frau des Nomrus begatten.“ Neire hatte den Kopf geschüttelt und wollte etwas sagen, doch Zussa hatte angefangen zu schreien. Dann war sie hinfort gelaufen in eines der anderen Gemächer. Neire hatte noch etwas zu Bargh sagen wollen, doch der Drachentöter war der Länge nach zusammengebrochen. Neire hatte sich zu ihm gesetzt. Immer wieder hatten ihm Orks gehuldigt, waren vor ihm auf die Knie gefallen. Doch nach und nach war auch die Letzte der Kreaturen im Suff umgefallen. So hatte Neire ins Feuer gestarrt und nach Runen gesucht. Und er hatte sie gefunden. Firhu war zu sehen gewesen, doch die Rune hatte sich geändert. Es war jetzt sein Symbol das er sah. Es war seine Stunde, denn Flamme und Düsternis waren über Euborea gekommen. Neire schwelgte in Gedanken. Er war bei Jiarlirae und sponn die Zukunft. Sie würden Feuer und Dunkelheit bringen. Und sie würden sie überkommen. Sie waren Treu im Glauben an die Schwertherrscherin. Und wer war mehr als das…
Sein Kopf schmerzte. Er schwitzte kalten Schweiß. Obwohl die Luft kühl und klar war. Äste streiften sein Gesicht und einige Mücken schwirrten um ihn herum, doch er nahm davon keine Notiz. Das letzte, an was er sich erinnern konnte, war, dass Neire Zussa und ihm Grausud gegeben hatte. Danach setzte seine Erinnerung aus. Irgendetwas musste er gemacht haben. Irgendetwas war passiert. Zussa beachtete ihn kaum und wahrte einen gewissen Abstand. Auch Neire war nicht gerade gesprächig. Bargh erinnerte sich nur schemenhaft, dass Neire vor ihrem Abschied lange mit dem Anführer der Orks gesprochen hatte. Dann waren sie aufgebrochen. Bargh konnte die Stille nicht mehr ertragen. So zog er seine Armbrust und sagte: „Lasst uns auf die Jagd gehen. Wer weiß, was wir hier finden.“ Nachdem die Antwort verhalten war, fügte er hinzu. „Was ist eigentlich noch passiert gestern? Bin ich eingeschlafen? Irgendwie kann ich mich nicht mehr erinnern.“ Als Zussa ihre Augen verdrehte und auch Neire nicht reagierte, hatte Bargh genug. „Ach, was solls. Damals in Fürstenbad habe ich mir noch Gedanken gemacht um solche Dinge. Irgendwann bin ich mit blutigen und geschwollenen Händen aufgewacht. Ja, ich war trinken gewesen, in einer Schenke. Im Galgenbogen, soweit ich mich erinnere. Damals habe ich mich geschämt. Meine Oberen haben mich büßen lassen. Doch ich habe nur meine Ehre verteidigt. Habe den Bastard niedergeschlagen. Was konnte ich dafür, dass er tot war? Heute ist es mir egal. Keiner sagt mir, was ich tun soll, was gut oder schlecht ist. Heute gibt es nur noch Bargh und Jiarlirae und natürlich Neire, ihren Propheten.“ Neire und Zussa folgten Bargh schweigsam. Die Worte des Kriegers drangen durch den Wald. Doch nach einiger Zeit wurden auch seine Silben karger, verebbten schließlich gänzlich. So schritten sie dem Abendlicht entgegen und dachten an das, was einst war.