Autor Thema: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -  (Gelesen 3155 mal)

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Offline Katharina

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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #25 am: 11.06.2022 | 10:10 »
Helena - Dachgeschoss des Hotels

Helena geht Aleksander bei der Vorbereitung des Raums zur Hand, wenngleich man ihr ansieht, dass sie sich beim Auftragen der Symbole nicht ganz wohl fühlt. Erst bei der Waschung entspannen sich ihre Gesichtszüge allmählich, während sie die rituellen Bewegungen und Handlungen mit äußerster Aufmerksamkeit durchführt und schrittweise all die Strapazen des Tages, all die Neuigkeiten und all ihre Sorgen ob des Rituals vergisst.

Schließlich kommt Helena aus dem Bad zurück, nickt Aleksander zu, um ihre Bereitschaft zu signalisieren, und setzt sich an dem ihr zugewiesenen Platz. Dann schließt sie die Augen, ruft sich das Bild von Lisbeth ins Gedächtnis und wiederholt innerlich die Worte des Gedichts.
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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #26 am: 11.06.2022 | 23:59 »
Aleksanders Singsang fängt an den Raum auszufüllen und sickert in den Verstand von Johann und Helena. Johann zieht die Stimme weit in die die Vergangenheit, zurück in die Glücklichen Tage als er und seine Geschwister noch Kinder waren.

Helena denkt an das Bild, das noch vor wenigen Minuten mit am Tisch gesessen hat und die Frau die sie darauf gesehen hat. Aber sie merkt auch, dass Alexanders Stimmte immer wieder daran erinnert, dass Lisbeth nicht alleine auf dem Bild war.

Einen kenne ich,

wir lieben ihn nicht…

Das Gedicht mischt sich unter ihre Gedanken, die Worte vom Tod und vor ihrem inneren Auge verschmilzt die Gestalt der jungen Frau mit den Jagdhunden die auf dem Bild sind.

Warum die Hunde, warum dieser Kontrast schießt es ihr durch den Kopf. Warum nur…

Das Licht der Kerzen scheint schwächer zu werden, nicht weil sie herunterbrennen, oder die Dochte verklumpen, sondern weil ein Teil der Farbe aus dem hellen Glanz der Kerzen verschwindet. Aleksanders Mund wird trocken und Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn. Irgendwas ist anders, aber er kann die Anrufung der anderen Seite jetzt nicht mehr unterbrechen. Tiefer und tiefer steigert er sich in den Singsang hinein bis die Kerzen nicht mehr sind als kleine blaue Funken die gerade noch den Bereich um den Kreis herum erhellen können.

Aus den Ecken des Zimmers kriecht die Dunkelheit heran und verschlingt das Dachgeschoss. Ihr habt das Gefühl, dass es in dem Augenblick keine Rolle mehr spielt wo das Zimmer ist, oder wann. Es hängt in einer Blase zwischen den Schleiern fest.

Dann, von einem Augenblick auf den anderen verlöschen die Kerzen vollständig und in euren Herzen macht sich die Angst breit, die glimmenden Dochte sind die letzte Lichtquelle in diesem Raum. Ihr könnt euren Puls spüren und dann nehmt ihr den Geruch nach nassem Fell wahr und ein tiefes, dunkel grollendes Knurren ertönt hinter euch.

Helena muss unweigerlich an die Hunde denken und versteift sich als sie die Anwesenheit von etwas wildem, ungezügelten hinter sich wahrzunehmen glaubt. Der Gestank wird fast überwältigend und ihr könnt den heißen Atem in euren Nacken spüren. Ein Atem der nach altem Fleisch und fauligem Tod riecht.

Dann flackern die Kerzen gleißend hell auf und brennen sich wie kleine Sternschnuppen in eure Iris. Der Gestank vergeht und weicht dem Geruch eines leichten Parfüms, vielleicht eine Erinnerung von Johann an seine Schwester.

Eine glockenhelle Stimme ertönt, frisch wie der Tau am Morgen.

„Oh Bruder, oh Bruder was hast du nur getan, kannst du uns auch im Tode nicht in Ruhe lassen…“

Johann keucht auf.

„Lisbeth…“ haucht er und blickt von Aleksander zu Helena.
« Letzte Änderung: 12.06.2022 | 00:01 von Outsider »
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Offline Don D. Kanalie

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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #27 am: 15.06.2022 | 14:42 »
Aleksander von Bäcklund - Im Dachgeschoss des Hotels

[Erschrocken]
Als die Kerzen vollständig erlöschen, bricht auch Aleksanders Singsang abprupt ab. Erschrocken schnappt er nach Luft nur um dann zurück zu zucken und die Hände schützend vor sein Gesicht zu halten, als die Helligkeit speergleich wieder in seine Augen sticht. Aleksander ist nassgeschwitzt und seine dunklen Haare hängen in Strähnen herab und kleben ihm an der Stirn. Geduckt zuckt sein Blick hin und her, scheinbar auf der Suche nach etwas. Dann erklingt die helle Stimme und sein Kopf schnellt wieder nach oben. Als Johann zu sprechen beginnt blickt er ihn panisch an. "Sshhh! ... Sie kam nicht allein.", zischt er mit zitternder Stimme.

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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #28 am: 15.06.2022 | 20:48 »
Johann´s Stimme klingt seltsam dünn und verzerrt, als würde die Anwesenheit einer Entität aus dem Jenseits nicht nur das Licht verändern.

In Aleksander keimt die stille Furch auf, dass vielleicht nicht Lisbeth zu euch gekommen ist, sondern ihr vielleicht zu Lisbeth in das Reich der Toten vorgedrungen seid. Wie auch immer das möglich sein soll oder was Aleksanders Singsang bewirkt hat, es ist so anders als alles was er jemals erlebt hat.

Vielleicht, so schwant es ihm, nehmt ihr die Welt jetzt so wahr wie es die ruhelosen Toten tun.

Johann wollte gerade fortfahren, als Aleksander ihn zurechtweist und Johann schluckend den Mund hält.

In den finsteren Winkeln des Zimmers spiegelt sich das Licht der Kerzen in Augenpaaren die zu denjenigen Wesenheiten gehören müssen welche den üblen Gestank verbreitet haben. Fleisch und Muskelberge die sich selbst in der Dunkelheit noch abzeichnen.

Aleksander ist sich sicher, das diese Wesen, Lisbeth Begleiter oder Dämonen noch nicht vollständig erschienen sind, wie auch immer das Ritual weitergeht, es sollte nicht zu lange dauern!
« Letzte Änderung: 15.06.2022 | 20:50 von Outsider »
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Offline Katharina

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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #29 am: 18.06.2022 | 20:22 »
Helena - Dachgeschoss des Hotels

"Frau Corell, bitte entschuldigen Sie die Störung.", erklärt Helena der Frau mit sanfter Stimme, während sie versucht, all den Schrecken um sich herum zu ignorieren und der jungen Frau ihre gesamte Aufmerksamkeit zu widmen. "Ihr Verschwinden hat Fragen aufgeworfen. Fragen, die Lebende wie Ihren Bruder beschäftigen und daher verhindern, dass Ihre Bande zu dieser Welt zur Gänze abreißen. Helfen Sie uns, diese Fragen zu beantworten. Dann wird sie künftig niemand mehr stören." Kurz zögert Helena, dann ergänzt sie noch: "Ich habe selbst einst einen geliebten Menschen verloren. Glauben Sie mir daher, wenn ich Ihnen sage, dass man einen geliebten Menschen erst gehen lassen kann, wenn man in seinem Tod einen Sinn erkannt hat und sich nicht länger mit quälenden Fragen beschäftigen muss. Bitte, helfen Sie daher Ihrem Bruder und auch Sie werden fortan Frieden finden.
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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #30 am: 19.06.2022 | 16:54 »
Helena kann spüren wie sie etwas von hinten berührt, oder war es nur Einbildung, der zarte Hauch sanfter Finger auf ihrer Schulter.

Dann ertönt ein Flüstern an ihrem linken Ohr.

„Oh, mein Bruder war nicht ganz ehrlich zu ihnen werte Frau, er selbst ist es der stirbt und uns bald folgen wird. Ich spüre es, der Tod ist ganz nahe. Es ist die Angst die ihn quält und der kleine Junge konnte es nicht wissen, doch der Mann sehr wohl!“

Ein hohes Kichern ertönt das euch einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt.

Leicht Schritte sind zu hören, als wenn jemand in Ballschuhen in dem Raum auf und abgeht.

„In meiner Geburt lag der Tod und Vater hat es mich immer spüren lasse!“ die Stimme die ertönt ist erst nachdenklich dann traurig und bricht fast am Ende „Aber was kann ein kleines Mädchen dafür das die Mutter im Kindsbett stirbt, so zart und unschuldig. Ist es nicht schon eine Strafe ohne Mutter aufzuwachsen, muss der Vater sich auch noch von ihr abwenden!“

Dann wandelt sich die Stimme wieder, nimmt einen kalten, distanzierten Ton ein.

„Du weißt es Johann, ein Fluch liegt auf unserer Familie und DU hast alles nur schlimmer gemacht! Hättest du uns doch nie mit auf die Insel genommen und uns nie bei den stehenden Steinen beten lassen!“

Johann will mit einem schwachen „Aber…“ antworten aber Lisbeth oder besser gesagt ihr Geist unterbricht in herrisch.

„Wage nicht dir ausreden einfallen zu lassen großer Bruder, wage es nicht! Es ist deine Schuld, DEINE SCHULD, deine Schuld! Alva und August und selbst Konrad, nicht einer hat es überstanden nur du bist noch da und wir WARTEN großer Bruder!“

Lisbeth Stimme wird wieder weich.

Weist du in den Nächten in denen ich nicht schlafen konnte habe ich aus dem Fenster hinüber zu den Ruinen der alten Abtei gesehen. Das Wasser was uns trennt hat das Mondlicht in meinem Zimmer reflektiert. Kleine tanzende Lichter aus silbrigem Glanz huschten über die Wände. Und wenn ich leise genug war…“ jetzt wird die Stimme zu einem ehrfürchtigen, kindlichen Flüstern „…konnte ich die Gesänge der Mönche hören, wie ein himmlisches Schlaflied und es hat meinen Körper so mit Frieden erfüllt das mir ganz warm wurde!“

„Aber wie kann etwas das mir so viel Frieden beschert mich gleichzeitig so in Angst versetzen, mich so verfolgen! Um Mitternacht, wenn die Gesänge aufhörten verloschen die Lichter der Abtei. Nur am Ausgang ihrer Tunnel erglomm noch ein einzelnes, flackerndes Licht. Während ich das Licht anstarrte sah ich die Schatten der Mönche.“

Die Stimme des Mädchens erzittert vor Furcht und die Kraft der Kerzen lässt erneut nach, Dunkelheit breitet sich aus.

„Tief aus meinen Eingeweiden kroch eine Frucht in mir empor, es war als wenn die Insel Macht über mich hätte. Ich habe mich umgehört und schnappte Gerüchte auf, dass die Mönche der Abtei einen schrecklichen Tod gestorben seien und dass ihre Seelen aufgrund ihrer Taten niemals frieden finden könnten. Ihre gemarterten Seelen liegen begraben in den Katakomben unter der Abtei und noch immer halten zwei ihrer Brüder Wacht am Eingang der Katakomben.“

„Ich weiß nicht wieso, ich kann es mir nicht erklären! Worauf warten sie, was hoffen sie noch erreichen zu können. Sind sie durch die gleiche unbändige Macht an die Insel gebunden wie ich seit diesem Mittsommertag?“

„Der Herr wirkt auf mysteriöse Weise aber wie kann ein Gott zusehen, wenn seine eigenen Untertanen auf geheiligter Erde sterben? Und was blüht mir?“

„Eine andere Kraft muss dort wirken, eine von finsterer und böser Herkunft. Ein liebender Gott würde solch Schmerz und Leid nie zulassen! Ist es diese Kraft die an mir zerrt in all den Nächten, die mir in meinen Träumen keinen Frieden oder Erholung gibt? Sind die Wasser ausreichend um mich zu schützen? Was würde ich dafür geben diese Alpträume loszuwerden, nur einmal möchte ich in dem Hohen Gras bei der Abtei schlafen und diesen Visionen ein Ende bereiten!“

Dann verstummt die Stimme des Mädchens und ihr hört wieder die kalte, überhebliche, mit Selbstmitleid gefüllte Stimme der erwachsenen Lisbeth.

„Nichts was ich tat hat die Träume jemals enden lassen und die Insel hat mich zurückgeholt!“

Erneut ertönt ein Kichern, doch es drückt nicht Freude aus, sondern Wahnsinn.

„Weißt du Johann, wenigsten habe ich jetzt Mutter zurück!“
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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #31 am: 24.06.2022 | 22:52 »
Helena - Dachgeschoss des Hotels

Konzentriert lauscht Helena den Worten der jungen Frau. Die Stirn ist gerunzelt, die Augen zusammengekniffen und man merkt, wie sehr es Helena anstrengt, sich all die Worte zu merken und den dahinter liegenden Sinn zu begreifen. "Können Sie mehr zu diesem Fluch erzählen?", hakt Helena schließlich ein, nachdem ihr Blick zu Johann geschweift ist und sie festgestellt hat, dass dieser noch nicht zu einer Antwort bereit ist, "Und...was genau ist an diesem Mitsommertag passiert?"
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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #32 am: 11.07.2022 | 13:32 »
Die Stimme des kleinen Mädchens ertönt wieder.

„Ein Sturm…so plötzlich, Wasser auf der Insel, es umspült die stehenden Steine!“

Die Stimme ist hoch, quickend als hätte das Mädchen Angst zu ertrinken, während das kalte Wasser den Saum ihres Kleides durchtränkt.

„Etwas…etwas…hat geantwortet, aber ich kann es nicht verstehen…nicht verstehen!“

Dann ist wieder die schneidende Kälter in der Stimme zu vernehmen.

„Du bist schuld Johann! Du und Vaters Bücher!“

Um euch herum nimmt die Dunkelheit zu. So hell wie die Kerzen eben noch gebrannt haben so scheinen sie ihre Kraft aufgebraucht zu haben und sind nur noch dünne blaue Flammen.

Aleksander merkt, das mit dem schwindenden Licht etwas näher kommt was eben noch an die Ränder des Zimmers gepresste war. Dazu verdammt in den schattigen Ecken Schutz zu suchen. Doch jetzt kommt es zurück und der Gestank nach feuchtem Fell und fauligem Atem nimmt wieder zu.



„Ohhh…ohh…ohhhh…ja…ohhh…hahahaaaaahaaaa….“

„Bald!“

Lisbeth fängt an irre zu Kichern und dann zu lachen!

„Bald Bruder!“

Aleksander weiß, dass wenn die Kerzen ausgehen, es keinen Schutz mehr vor den Wesenheiten des Jenseits gibt und er schleunigst einen Weg finden muss die Séance zu beenden, wenn das hier ein gutes Ende nehmen soll!

Sein Mund ist trocken vom Singsang, die Augen weit aufgerissen.
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Offline Don D. Kanalie

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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #33 am: 14.07.2022 | 15:36 »
Aleksander von Bäcklund - Dachgeschoss des Hotels

Das letzte Mal als Helena zu Aleksander herüber blickte, sah er angestrengt aus. Geschwitzt und keuchend beim Luft holen, mit einem erschrockenen Ausdruck im Gesicht als wäre er vor etwas davongerannt, aber noch aufrecht sitzend. Als ihr Blick nun ein weiteres Mal zum ihm herüber schweift bietet sich ihr ein schlimmeres Bild.
Aleksander kniet auf allen Vieren und kämpft sichtlich damit nicht unter einem unsichtbaren Gewicht zusammenzubrechen. Das weiße Hemd durchgeschwitzt und vor Anstrengung zitternd, ist sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von den hölzernen Dielen des Dachbodens entfernt. Der glutterale Gesang dringt nur noch heiser und stoßweise zwischen zischenden Atemzügen aus seiner Kehle. Es sieht nicht so aus als würde Aleksander das noch lange aushalten können.
Dann begegnen sich ihre Blicke und Helena sieht die Panik in Aleksanders hellen Augen. Zitternd streckt er eine Hand aus und deutet damit auf eine Kerze. "Nimm... sie...! Öffne... die Tür!" presst er heiser hervor. "Geh nicht... ins... Dunkel!" Ein Ruck geht durch seinen Körper, als hätte er von oben einen Schlag versetzt bekommen. Der junge Mann keucht auf und kann gerade noch verhindern auf den Boden geschmettert zu werden. Rasselnd beginnt er wieder zu singen, diesmal in höheren Tönen. Es ist eine Melodie aus fremdartigen Worten aber sie erklingt nur zischend und abgehackt, so dass sie nur schwer zu verstehen sind.
« Letzte Änderung: 15.07.2022 | 13:34 von Don D. Kanalie »

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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #34 am: 15.07.2022 | 12:40 »
Aleksanders zischender und abgehackter Gesang dringt nur dumpf an Helenas Ohren, die Panik in seinem Blick jedoch lässt in ihr alles zu Eis erstarren.

Während das Licht der Kerzen immer weiter verlischt kann sie sehen wie die Sandkörner der Kreise sich vom Boden lösen. Erst eines, dann zwei, dann immer mehr und nach oben…fallen. Wie in einer umgedrehten Sanduhr rieseln die Sandkreise in Richtung der Finsternis die einmal die Decke war.

Helena wird klar, dass Aleksander den Gesang aufrechterhalten muss und von Johann ist nur noch ein verschwommener Schemen zu sehen.

Da ist keine Hilfe zu erwarten.

Jetzt liegt es allein an ihr.
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Offline Katharina

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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #35 am: 16.07.2022 | 23:32 »
Helena - Dachgeschoss des Hotels

Helenas Hals schnürt sich zu, als die die Panik in Aleksanders Augen sieht. Ob Gustav damals wohl genauso ausgesehen hat, als er realisierte, dass sein Fuß so fest in den Felsen steckte, dass er nicht mehr an die Oberfläche des Flusses zurückkehren würde? Einen Augenblick lang ist Helena wie paralysiert, dann schnappt sie sich jedoch die Kerze und fährt mit der Hand, die die kleine Flamme hält, durch den Raum, hoffend, die Schatten so zurückzudrängen. Als dies keinen Erfolg zeigt, steht sie langsam auf, achtsam darauf bedacht, die Flamme nicht erlöschen zu lassen und die Schutzzeichen nicht zu zerstören. Fragend blickt sie zu Aleksander, merkt jedoch, dass von ihm keine weitere Hilfe zu erwarten ist. Also wendet sie sich der Türe zu, auf die Aleksander vor Beginn des Rituals die Worte "Pforte / Heraus / Ende" geschrieben hat. Mit dem Fuß verwischt sie das Salz auf der Türschwelle, bevor sie die Türe mit einem Ruck öffnet.
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« Antwort #36 am: 17.07.2022 | 14:00 »
Als die Tür aufgestoßen wird ist es als würde ein Mühlstein von Aleksanders Schultern gerissen werden. Keuchend füllen sich seine Lungen mit Luft.

Für Helena ist es als würde sich die Schwerkraft umdrehen, mit einem mal ist die Dunkelheit verschwunden und vor ihr ist der Vorraum in dem Johanns Angestellte Wache halten. Sie scheinen von den Geschehnissen in dem Zimmer nichts mitbekommen zu haben. Es sieht sogar fast so aus als wenn die Zeit außerhalb des Raumes irgendwie anders vergangen ist. Als wären nur Augenblicke vergangen seit sich die Tür verschlossen hat.

Die Angestellten wollen etwas sagen und reißen dann die Augen auf als Helena über die Schwelle stolpert, heißes Wachs brennt sich in ihre Handfläche und die Kerze zischt auf als würde man einen rotglühenden Schürhaken in das Wachs pressen.

Ein Schwall aus Sand und Salz weht hinter Helena aus der Tür und nimmt den Dienern die Sicht.

In dem Raum hinter Helena  ist von den Mustern nicht viel übrig geblieben und da wo die Kerzen gestanden haben sind nur noch zerflossene, blubbernde Lachen aus heißem Wachs zu sehen. Die hölzernen Dielen des Bodens fangen an zu glimmen wo noch ein brennender Docht im Wachs steckt.

Johann kniet auf dem Boden die Hand um den Talisman geklammert den er um den Hals getragen hatte.

Keuchen stößt er in Aleksanders Richtung heraus.

„Mehr als Beeindruckend…mehr als beeindrucken!“

Aus dem Raum strömt der ekelerregende Gestank nach nassem Fell und faulender Lumpen, als hätte irgendwer das Grab eines glücklosen Tieres geöffnet das gehüllt in einen alten Leinensack in feuchter Erde verfault.

Ganz schwach ist in dem Luftzug Lisbeth Kichern zu vernehmen.

Dann wird es still.
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Offline Don D. Kanalie

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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #37 am: 19.07.2022 | 11:09 »
Aleksander von Bäcklund - Dachgeschoss des Hotels

Schwerfällig dreht sich Aleksander auf seinen Rücken. Mit ausgestreckten Armen und Beinen liegt er dort auf den hölzernen Dielen, in Mitten von verwehtem Sand, Salz und Schweiß. Seine dunklen Augen starren weit geöffnet an die Decke und sein Brustkorb hebt und senkt sich unter schweren Atemzügen. "So war es nicht geplant..." *Husten* "So nicht." flüstert er keuchend und zitternd, ungeachtet ob ihm jemand zuhört.
Als Johann ihn in der darauf folgenden Stille anspricht, winkt Aleksander nur entkräftet ab. "Ja..."

Offline Katharina

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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #38 am: 19.07.2022 | 22:30 »
Helena - Dachgeschoss des Hotels

Sobald sie wieder etwas sehen kann, stürzt Helena zum Fenster und reißt es auf. Gierig saugt sie die frische Luft auf und streckt ihre schmerzenden Hände in den Wind, um sich etwas Kühlung zu verschaffen. Erst nachdem sie mehrmals tief durchgeatmet hat, dreht sie sich wieder dem Raum und dem ekelerregenden Gestank zu. Während sie Aleksander vorerst keine weitere Beachtung schenkt, kniet sie neben Johann nieder, befühlt seine Stirn und ergreift seine Hand, um ihm Zuversicht zu spenden. "Meine Herren", ruft sie in Richtung von Johanns Angestellten, "Helfen Sie mir bitte, Herrn von Bäcklund in ein Bett zu bringen. Und besorgen Sie Wasser!"
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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #39 am: 20.07.2022 | 00:33 »
Kalte Nachtluft fährt in das Zimmer und vertreibt den Gestank der zurückgeblieben ist. So hoch über der Straße kann man das Wasser der Ostsee riechen, vermischt mit dem Rauch der Schornsteine und es ist eine willkommene Abwechslung zu der abgestandenen Luft in dem Zimmer.

Die Diener reiben sich noch den Sand aus den Augen und starren Johann fragend an, welcher sich gerade vom Boden aufrappelt. Blass aber körperlich unversehrt scheint er das Ritual gut überstanden zu haben.

„Ja, macht schon!“ sagt er matt und deutet auf Aleksander und Helena „Helft ihnen, ich werde Wasser besorgen!“

Als hätte man unsichtbare Ketten durchtrennt kommt Leben in die Diener und gemeinsam schafft ihr Aleksander in das Schlafzimmer der Suite in der ein großes Himmelbett steht, während Johann davoneilt um etwas zu Trinken zu holen.

Das Schlafzimmer der Suite ist mit einer spanischen Wand, einer Truhe vor dem Bett und einem kleinen Sekretär ausgestattet welcher vor einem der Fenster steht.

Die spanische Wand ist mit Stoff bespannt auf dem Stickereien in Form von Gartenszenen zu erkennen sind. Aber für all das habt ihr gerade keine Augen, genauso wenig wie für die dicken Teppiche und feinen Tapeten die es in diesem Zimmer gibt. 
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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #40 am: 21.07.2022 | 15:54 »
Helena - Schlafzimmer

Helena packt tatkräftig mit an und versucht ihr bestes, um Aleksander zu versorgen. Sie vergewissert sich, dass es in dem Raum ausreichend Frischluft gibt und kühlt seine heiße Stirn mit nassen Tüchern. Die Bediensteten weist sie an, Kamillentee aus der Küche zu besorgen.

Erst als sie sicher ist, dass es Aleksander halbwegs gut geht, widmet sie ihre Aufmerksamkeit wieder Johann. “Nach all dem, was Ihre Schwester erzählt hat…meinen Sie nicht auch, dass Sie uns ein paar Erklärungen schulden?”
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« Antwort #41 am: 22.07.2022 | 11:08 »
Johann, der ein silbernes Tablett mit einer Wasserkaraffe darauf balanciert, blickt auf.

„Gleich.“

Vorsichtig nichts zu verschütten stellt er das Tablett auf den Sekretär und gießt ein Glas Wasser ein. Glucksend fließt es in den edlen Kristall. Dann reicht er das Glas Aleksander.

„Der Tee kommt auch“ sagt er in Richtung Helena.

Seine Bewegungen sind bedächtig und langsam, die Séance scheint auch ihn mitgenommen zu haben oder er versucht einfach Zeit zu gewinnen bevor er auf Helenas Frage antworten muss. 

„Zu aller erst schulde ich ihnen erst mal das hier!“ Mit diesen Worten greift Johann nach der goldenen Kette die um seinen Hals hängt und zieht das hölzerne Herz mit dem Bergkristall hervor. Behutsam legt er den Anhänger auf das silberne Tablett mit der Wasserkaraffe. „Möge er ihrer Organisation genauso viel Nutzen bringen wie mir in den vergangenen Jahren!“

Mit leisem klingen fällt die Goldkette neben dem Anhänger auf das Silber. Dann dreht sich Johann von euch weg und blickt zum Fenster raus in die kalte stockholmer Nacht.

„Sie müssen mir glauben, dass das was ich gehört habe mich sehr verstört hat. Ich mag eine Ahnung gehabt haben, aber es so direkt gesagt zu bekommen von meiner kleinen, toten Schwester, war nicht leicht zu ertragen!“ Seine Stimme ist bei den Worten tonlos.

Johann räuspert sich.

„Es ist wahr das wir Kinder damals Mittsommer 1839, als Spiel, aus Langeweile vielleicht, auf die kleine Insel vor unserem Anwesen hinausgefahren sind. Wir hatten eines der Bücher von Vater dabei. Es gab einen Sturm und wir mussten gerettet werden, auch das ist richtig, aber das alles geschah nicht in böser Absicht. Wir waren klein, Ahnungslos, hatten keine Ahnung von der Welt und ihren Gefahren, wir wuchsen behütet auf, abseits jeden Ungemachs!“

Jetzt dreht sich Johann wieder zu euch um und seine Augen sind dunkel.

„Es stimmt aber auch, dass mit unserer Familie irgendwas Schlechtes einhergeht, Glück und Leid liegen so dicht beieinander, schon lange vor dem Mitsommerabend 1839. Wenn wir Glück haben schwelgen wir in Reichtum und dann kommt eine Phase wo wir alles verlieren. Mit dem Tod unserer Mutter ging es wieder bergab. Die Geschäfte liefen schlecht, Vater verkroch sich in seine Bücher. Nach Lisbeth Tot war ich verzweifelt, meine geliebte kleine Schwester, ich verlies das Familienanwesen, wie sie zuvor.  Vielleicht hatte ich gehofft der Familie dadurch zu dienen, dass ich das Geld verdient das Vater mit beiden Händen ausgab. Ich verdiente mich als Söldner in der britischen Armee und Kämpfte in der leichten Reiterei auf der Krim. Aber mein Weggang schien alles nur noch schlimmer zu machen, 1855 starb mein Vater und im August 1856 verschwand mein Bruder August. Vorausgegangen war ein elendiger langer Streit mit seiner Zwillingsschwester Alva. Ich bekam nicht oft Post in der Armee aber August hatte es mir geschrieben, dass ein tiefer Zwist ihn von seiner Schwester entfremdete die ihn immer häufiger Anging. Im Nachhinein frage ich mich ob ich nicht zuhause hätte bleiben sollen um auf sie alle aufzupassen!“

Bevor er fortfährt gießt sich Johann selbst ein Glas Wasser ein und trinkt einen Schluck.

„1857 quittierte ich den Dienst und ging zurück nach Schweden, aber nichts war mehr so wie es war. Lisbeth tot, Vater tot, August verschwunden und Alva hatte so einen unseligen Gast, einen deutschen Namens Otto Keisinger, der den ganzen Sommer über blieb und die Insel studierte.“

Bei dem Namen Keisinger zuckt Aleksander unwillkürlich zusammen. Er kannte den Namen nur zu gut aus seiner wilden Zeit in den Stockholmer Gesellschaften. Niemand wusste so genau womit der deutsche sein Geld verdiente und eigentlich kam er auch nicht aus Deutschland, sondern wohnte auf einem Anwesen in Schottland, aber mit seinen kleinen Spielerein und Tricks war ein Star in der Saison und mehr als eine junge Dame war ihm Verfallen. Auch wenn das alles vor Aleksanders Zeit war, so war der Name immer noch Thema auf den Bällen und alle fragten sich wann der deutsche Magier wohl wieder mal nach Stockholm kommen würde.

„1859 dann verschwand Alva, vielleicht ging sie fort, vielleicht lief sie diesem Keisinger hinterher, ich weiß es nicht. Aus Konrad war in den vergangenen Jahren ein echter Tunichtgut, ja sogar ein Krimineller geworden der immer Probleme mit der Polizei hatte. Es soll mit finnischen Schmugglern zu tun gehabt haben und eines Abends im November 1860 gab es Streit in der Taverne. In seiner aufbrausenden und gewalttätigen Art muss er seinen Kontrahenten so hart geschlagen haben, dass dieser noch in der Taverne verstarb. Es begann eine wahre Hetzjagd auf meinen Bruder die ihn bis zu den Klippen am Meer trieb und schlussendlich sprang er in die Ostsee und ertrank vermutlich, oder wurde von der Brandung an den Klippen zerschmettert. Seine Leiche wurde nie gefunden, aber das Wasser war kalt damals, dass kann niemand überlebt haben.“

„Und da bin ich jetzt, zwei meiner Geschwister verschwunden, zwei sind tot nur ich bin noch übrig!“
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« Antwort #42 am: 27.07.2022 | 23:04 »
Helena - Schlafzimmer

"Vielen Dank", antwortet Helena, als Johann den Anhänger auf das Tablett legt. Kurz blickt sie nachdenklich darauf, widmet ihre Aufmerksamkeit dann aber rasch wieder ihrem Gegenüber. "Welche Bücher waren es, die sie auf die Insel mitgenommen haben? Und was haben Sie Ihre Schwester beten lassen? Und vor allem: warum?" Fragend blickt sie Johann an und ergänzt dann noch: "Sparen Sie bitte nicht mit Details zu dieser Nacht. Wenn Sie wollen, dass wir Ihnen und Ihrer Familie helfen, dann benötigen wir alle Informationen, die wir erhalten können. Keine Sorge, ich werde nicht über Sie urteilen, die Welt besteht nicht nur aus schwarz und weiß. Und ich sage Ihnen auch gerne absolute Diskretion zu - aber im Gegenzug muss ich Sie um schonungslose Offenheit ersuchen." Helena blickt Johann direkt in die Augen.
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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #43 am: 28.07.2022 | 00:17 »
Johann hört Helena zu und seufzt dann schwer, bevor er fortfährt.

„Es über zwanzig Jahre her und meine Erinnerungen an diesen Nachmittag sind mehr verschwommen. Ich zermartere mir selbst den Kopf was damals passiert sein könnte, das müssen sie mir glauben!“

Er blickt Helena kurz an und wendet sich dann wieder zum Fenster ab.

„Wir haben nicht gebetet, dass muss eine Interpretation meiner Schwester sein, etwas das aus ihrer Sicht so war. Mein Vater, hatte eine große Bibliothek mit allen möglichen Werken, Atlanten, wissenschaftliche Schriften, aber die Bücher die ihm am liebsten waren handelten von den alten Sagen und Geschichten des Nordens. In den Büchern stehen mehr Kindergeschichten, vielleicht fand ich sie deswegen so interessant und anziehend. Da war die Rede von Trollen und Riesen, Drachen und anderen Dingen, von riesigen Kraken die Fischer in die Tiefe ziehen die nicht aufpassten. Aus irgendeinem Grund hielt er die Bücher unter Verschluss, aber vielleicht kennen sie das ja…“ jetzt dreht sich Johann wieder zu Helena und Aleksander um „…die verbotenen Dinge sind immer die begehrenswertesten!“

„An dem Mitsommertag hatte ich mir den Schlüssel zu Vaters Büro geholt und mir auf gut Glück eines der Bücher mitgenommen. Irgendwas stand da drinnen zu den stehenden Steinen auf der Insel und es war ein Spiel, nichts weiter. Da waren Verse in dem Buch in einer Sprache die wir nicht kannten und wir haben sie laut aufgesagt, auf der Insel und dann kam dieser Sturm. Als nächstes weiß ich nur noch, dass wir wieder zuhause waren, durchnässt und fast erfroren. Vater war mehr als erbost, von da an habe ich die Bücher nie wieder zu Gesicht bekommen. Ich weiß nicht ob und wo er sie dann verschlossen hat und was aus den Büchern wurde. Wahrscheinlich nach und nach verkauft, einige hat sicherlich auch dieser Deutsche…“ das Wort spricht Johann mit einer gewissen Verachtung aus „…mitgehen lassen als er sich mit Alva traf!“

Johann nimmt noch einen Schluck Wasser.

„Nichts gegen meine Schwester, wirklich nicht, aber ich kann nicht verstehen wie sie so einen auf das Familienanwesen hat mitnehmen können. Er hat in den Gästezimmern gewohnt und sich frei im Haus bewegt als würde ihm das Anwesen gehören. Erst war ich froh als ich eines morgens sein Zimmer verwaist vorfand, aber das Alva auch weg war…“ Johann zuckt resignierend mit den Schultern „…da hätte ich ihn lieber wieder an meinem Frühstückstisch sitzen!“
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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #44 am: 16.08.2022 | 08:43 »
Aleksander von Bäcklund - Schlafzimmer

Wärend des Gespräches zwischen Johann und Helena starrt Aleksander geistesabwesend an die Decke. Noch immer beben seine Lippen und sein Körper zittert ob des gerade durchlebten und als der Anhänger auf das Silbertablett gelegt wird zuckt Aleksander verängstigt zusammen. Erst als der Name Otto Keisinger fällt wendet er sich den beiden Sprechenden zu. Als Johann endet sagt er mit belegter und heiserer Stimme: "Machen Sie Ihrer Schwester keinen Vorwurf, ...ich glaube Herr Keisinger hatte schon auf einige Frauen eine solche Wirkung. ... Wissen Sie was er auf Ihrem Anwesen wollte?"



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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #45 am: 16.08.2022 | 13:59 »
Bei Aleksanders Worten horcht Johann auf und seine Miene verfinstert sich ein wenig.

„Kannten sie diesen Deutschen etwa auch?“ Johann schüttelt seinen Kopf, wie ein Vater milde über die Verfehlungen seiner Kinder den Kopf schüttelt.

„Ich bin mir nicht sicher, ich glaube ja er wollte an Vaters Bücher heran und hat in Alva ein nützliches Werkzeug gesehen um an sie heranzukommen. Vielleicht hatte er hier in Stockholm durch Lisbeth von den Büchern, der Bibliothke oder den stehenden Steinen erfahren. Der unselige Tag auf der Insel scheint uns alle verändert zu haben, Alva interessierte sich für…“

Johann schluckt als wäre es ihm Unangenehm darüber zu sprechen

„…Magie. Ich hielt es für eine Passion, eine Laune, etwas womit die Jungen und Mädchen der Reichen sich ihre Freizeit vertreiben. Aber seit heute sehe ich das anders, das können sie mir glauben. Wahrscheinlich hat sie ein Teil von Vaters Büchern genommen. Einer von August Briefen erwähnte so etwas in der Art. Möglicherweise hat sie die Bücher in ihrem Landhaus versteckt. Es steht Abseits des Familienanwesens, nach ihrem Verschwinden war ich dort, habe aber nichts gefunden außer ein paar Bücherregale mit normalen Büchern. Gott, jetzt spreche ich schon von normalen Büchern.

Alva interessierte sich sehr für Botanik sie verbrachte auch viel Zeit in ihrem Gewächshaus. Viele der Bücher die sie dort hatte waren botanische Werke über die Flora der Welt. Ich erinnere mich aber noch an ein gebundenes, Notizbuch. Auf dem Einband stand in Alvas Handschrift -Land des ewigen Herbstes-, leider waren alle Seiten in dem Buch herausgerissen worden und ich weiß nicht was dort stand oder wer sie hat.“

Johanns stimme nimmt einen bitteren unterton an.

"Nach dem ich aus dem Krieg zurück kam konfrontierte ich Alva mit Augusts Brief und stellte sie bezüglich dieses Keisingers zur Rede. Aber sie lachte über mich, mit der Dreistigkeit einer Gassenhure die ihren Freier auslacht, sagte nichts und stolzierte dann davon. Ich konnte kaum glauben, dass es dieselbe Frau war, meine Schwester, die mich früher so respektiert hatte!" 

Johann ging kurz zur Tür des Zimmers und rief einen seiner Diener der ihm einen alten, mehrfach gefalteten Briefumschlag überreichte den er aus einer Innentasche seines Anzugs zog.

„Eines nach dem anderen, Alva, so sagte mir das Personal hatte Korrespondenz mit Personen die ihrer Meinung nach des Zauberns mächtig waren. Aber keiner hat ihr geantwortet, wieso auch, waren es doch alles sicherlich Jahrmarktsscharlatane und Wichtigtuer die mit meiner Schwester nichts zu tun haben wollten.  Alle…“ jetzt macht Johann eine Pause „…bis auf einer, ein Deutscher namens Keisinger!“

„August muss ihn gemeint haben als er mir das hier schrieb!“

Mit diesen Worten übergibt Johann Helena den alten Brief, welcher mit Schmutzrändern und Wasserflecken überseht ist, als wäre er lange in einer Reisekiste aufbewahrt wurden oder in einem Uniformrock der Wind und Wetter ausgesetzt gewesen war.

Auch wenn das Pergament in keinem guten Zustand mehr ist lässt sich der Inhalt mühelos entziffern.

Johann,

ich muss dich vor Alva warnen. Eindringlich!! Seit du in den Krieg gezogen bist ist sie besessen von Vaters Bibliothek! Sie wird immer paranoider und verschwiegener, sie schließt sich im Wintergarten ein oder verschwindet hoch zu Ross auf ihr Landhaus. Ich weiß das sie mit einer Reihe von Ausländern korrespondiert. Ich habe die Angst das sie Familienangelegenheiten mit Außenstehenden bespricht. Ich bezweifle stark das es uns nützt, wenn sie unnötige Aufmerksamkeit auf unsere Familie zieht!

Und du stimmst sicherlich mit mir überein, dass sie die letzte ist die wir in der Nähe der stehenden Steine sehen wollen!!

Wie konntest du uns nur verlassen. Ich kann spüren wie sich die Finger des Fluches nach uns ausstrecken. Glaub nicht das du entkommen kannst. Du weißt das du zurückkommen musst. Verdammt Johann du hast uns alle zum Scheitern verurteilt und du bist ein Feigling weil du uns verlassen hast.

Kannst du das Flüstern Wispern hören, Johann? Auch ein weiterer Kontinent ist nicht weit genug. Denk dran Bruder, ich habe versucht zu verschwinden. Aber ich höre sie immer noch, selbst in asiatischen Höhlen oder der deutschen Gosse. Jetzt weiß ich auch wieso.

Es ist in uns, wir nehmen es mit uns wohin wir auch gehen!

Es wird nicht lange dauern, Johann dann wirst auch du die Schwelle überschreiten!

August

Johann sieht bedrückt aus.

„August…jetzt wo ich mit Lisbeth sprechen konnte…sein Brief ergibt so viel mehr Sinn. August war Schwermütig, schon immer ein wenig grüblerisch und verschlossen. Ich habe damals gedacht es wäre einfach eine seiner Episoden in denen er trübselige Gedanken vor sich her schob. Hätte ich damals schon gewusst was Lisbeth dachte, vielleicht wäre ich dann sofort aufgebrochen und hätte nicht weiter meinen Dienst versehen.“
« Letzte Änderung: 16.08.2022 | 14:21 von Outsider »
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Offline Katharina

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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #46 am: 17.08.2022 | 23:27 »
Helena - Schlafzimmer

Helena liest den Brief vor, wobei sie immer wieder die Stirn runzelt, ohne dass klar ist, ob das an dem Gerede von Magie und Flüchen liegt, oder ob sie sich bloß anstrengt, um die Schrift auf dem alten Papier entziffern zu können. Schließlich lässt sie die Hand mit dem Brief sinken und blickt wieder zu Johann. "Ich denke, wenn wir Ihnen helfen sollen, werden wir die Insel und diese Steine mit eigenen Augen sehen müssen. Wären Sie bereit, uns dorthin zu führen?" Aus den Augenwinkeln versucht Helene dabei zu erkennen, wie Aleksander auf diesen Vorstoß  und die Aussicht auf eine weitere Reise reagiert.
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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #47 am: 18.08.2022 | 07:25 »
Aleksander von Bäcklund - Schlafzimmer

Aleksander nickt elendig, "Ich stimme Helena zu. Wir werden Ihnen von der Ferne wenig nützen." Bei dem Gedanken an weitere Begegnungen mit Lisbeth und ihrem Begleiter schaudert es Aleksander sichtlich. "Doch bitte ich Sie mir noch etwas Zeit zu geben um mich zu erholen", ächzt er. "Und was Herrn Keisinger angeht: Nein, ich kannte ihn nicht persönlich. Er war nur hin und wieder Gesprächthema der hiesigen Gesellschaft als ich mich noch in der Stadt aufhielt."
Dann dreht sich Aleksander zu Johann und sieht und unverwandt an, als ob er jede Regung seines Körpers wahrnehmen wolle. "Was meinte Lisbeth damit, als sie sagte, Sie würden bald sterben?"

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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #48 am: 18.08.2022 | 10:12 »
Erst hellt sich Johanns Miene ein wenig auf.

„Ich bin froh, dass ich sie nicht darum bitten muss, aber ich wäre überglücklich, wenn ich sie auf dem Corell Anwesen begrüßen und bewirtschaften darf!“

„Bitte seien sie meine Gäste und helfen sie mir das Schicksal meiner Familie aufzuklären und wenn möglich zu retten was zu retten ist!“

An Aleksander gewannt fährt er fort.

„Natürlich müssen sie sich erholen, ich muss auch noch einige Vorbereitungen treffen. Zimmer für sie herrichten lassen und alles was dazu gehört. Mit Ausnahme dieses Deutschen ist es lange her, dass das Haus Gäste hatte! Ich würde vorschlagen sie kommen zum zehnten Januar des nächsten Jahres auf mein Anwesen. Dann können sie sich ausreichend vorbereiten, sich erholen und gestärkt die Reise zu mir antreten!“

Bei Aleksanders letzter Frage huscht ein Schatten über Johanns Gesicht.

„Ich hoffe das ich das nie herausfinden werde…“ sagt er einsilbig, fährt dann aber nach einer kurzen Pause fort „…es ist richtig, dass auch mich eine verzehrende Krankheit ereilt zu haben scheint. Ich werde schwächer von Tag zu Tag. Meine Ärzte wissen nicht was es ist und sagen, wenn es weiter voranschreitet bleiben mir nur noch ein paar Monate, vielleicht ein halbes Jahr!“

„Ich hoffe, dass das schlimmste nicht eintreten wird und lassen sie sich bitte davon nicht abhalten zu kommen. Bis sie da sind werde ich einen Rechtspfleger aufgesucht haben und einen Vertrag aufsetzen lassen der ihr Auskommen regelt, sollte es zu meinem Ableben kommen und ich sie nicht persönlich bezahlen kann!“

Etwas betreten schaut Johann in eure Gesichter.

„Es ist wie es ist. Vielleicht noch ein Ratschlag, meine verstorbene Mutter hatte Verwandte in Upsala vielleicht erfahren sie dort noch etwas mehr über unsere Familie oder die Gedanken meiner Mutter!“
« Letzte Änderung: 18.08.2022 | 10:14 von Outsider »
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Re: [MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
« Antwort #49 am: 23.08.2022 | 16:15 »
Der Abschied von Johann Corell war weniger herzlich als der Empfang. Worte waren gesagt worden und Dinge geschehen die euch verändert hatten. Ihr hattet es immer geahnt, ein wenig gespürt, dass es da draußen im Norden Dinge gab die sich nicht erklären ließen. Die vielleicht gar nicht erklärt werden sollten, sondern über die man den Mantel des Schweigens legte und sie vergaß, so dass es für alle am besten war.

Aber das war nicht eure Natur.

Ihr wart darauf aus Antworten zu finden, Antworten auf Fragen die im Zwielicht der Zwischenwelt geflüstert wurden von einem toten Mädchen das sich mit Monstern umgab.

Ihr bliebt noch bis Neujahr in Stockholm um ein paar Dinge zu erledigen und kehrtet dann zurück nach Uppsala. Zurück zu eurem Schoss, dem Schloss der Gesellschaft, welche jetzt aus euch bestand. Und natürlich dem verschrobenen Buttler und der wirren alten Frau in der Heilanstalt in Uppsala.

Würde das reichen um das Familiengeheimnis der Corells zu enthüllen und die Verwirrungen um die fünf Geschwister aufzulösen?

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