Thema: Eigenes Cthulhu Material bespielen?

[Mithras]

Ich schätze den meisten hier geht es wie mir, egal ob Spieler oder SL, ihr habt vermutlich hauptsächlich Kaufabenteuer und Kampagnen gespielt. Aber habt ihr auch mal selbst erstellte Abenteuer gespielt? Ich tue mir da tatsächlich schwer bei Cthulhu. Bei Fantasy fällt mir das leicht mir eigenes Material zum spielen auszudenken, aber bei Cthulhu habe ich da eine Art Blockade. Liegt auch daran das es mit sicherheit 15 Jahre her ist das ich mal Cthulhu gespielt habe. Wie ist das bei euch so? Was habt ihr an eigenen Sachen gespielt? Schreibt doch mal bitte was dazu.

[AndreJarosch]

Der Vorteil im bespielen eigener Abenteuer ist der, dass du das Abenteuer auf die Investigatoren an deinem Spieltisch auslegen kannst.

In der aktuellen Cthulhu-Runde die ich leite haben wir 6 Abenteuer gespielt, davon waren 4 eigene und 2 publizierte (beide modifiziert, um zu meinen eigenen und der Spielgruppe zu passen).

[AlucartDante]

Bei mir ist bei Cthulhu etwa die Hälfte Kaufabenteuer, die andere Hälfte selbst erdacht.

Ich mache da keinen großen Unterschied zwischen Fantasy und Cthulhu. Oft ist es bei beiden natürlich nur eine neue Kombination alter Geschichten, aber neu und besser zusammen gesetzt. Nur bei SR ist die selbsterdachte Rate höher, weil ich da gerne mit ein bisschen Karten und Material lieber selbst improvisiere, weil das weniger Vorbereitung braucht.

[tartex]

Ich leite nur selbst erdachtes. (Aber auch nur Einzelabenteuer alle paar Jahre.)

Einerseits tue ich mir leichter mit Orten zu arbeiten, die ich auch aus der realen Welt kenne - auch wenn 100 Jahre später -, andererseits finde ich das die bekannten Cthulhu-Kreaturen meinen Anspruch an Cosmic Horror meist nicht erfüllen - besonders, weil viele Spieler die sowieso alle kennen, und mit einer Kreaturen-Connoisseur-Einstellung rangehen. Es soll meiner Ansicht nach ja eigentlich um Fear of the Unknown gehen.

Drittens bastle ich eigentlich fast nur dann an einem Cthulhu-Abenteuer, wenn ich mir Grundsatzgedanken zum Funktionieren von Cosmic Horror mache und finde, dass ich dazu was neues zu sagen habe, dass ich gerne in der Praxis austesten würde. (Vgl. z.B. diesen Thread.)

Tja, und dann empfinde ich natürlich das Vorbereiten von Kaufabenteuern sowieso als deutlich aufwendiger als selbst was zu entwickeln.

Lustigerweise habe ich auch eine unerklärliche Tendenz zu versuchen Fantasy-Abenteuer für 1920iger- bis Near-Future-Horror umzubauen, und Cthulhu-Abenteuer für Fantasy-Settings. Im Endeffekt blieb da aber bis auf eine Grundideen selten was übrig.

[Seraph]

Cthulhu ist tatsächlich (fast) das einzige Spiel, bei dem ich es schaffe, selbst erdachte Abenteuer zu spielen.
Spannend ist es dann vor allem, wenn diese zu Kaufabenteuern werden und von anderen bespielt werden. Ich bin eher durch Zufall in die Hobbyautorenecke von Pegasus gerutscht.

Was andere Systeme und Settings angeht (vor allem Fantasy) spiele ich zu 90% nur Kaufabenteuer.

[tartex]

Ich bin eher durch Zufall in die Hobbyautorenecke von Pegasus gerutscht.

Was genau sind denn deine Publikationen?

[Seraph]

Was genau sind denn deine Publikationen?

- Blutiges Schäferstündchen aus "Frisches Blut", zusammen mit einem Freund von mir
- Schreie und Flüstern aus "Horror Americana"
- dann ein Mini-Abenteuer zu dem Videospiel "The Sinking City", das wurde aber nicht über Pegasus vertrieben, sondern der gute Seanchui hat in atemberaubender Zeit ein eigenes Mini-Rollenspielsystem erstellt
- und zu guter Letzt mein neues Abenteuer "Mutter", das ca. Ende 2022 bei Pegasus erscheint

[Pyromancer]

Für Cthulhu ist es in meinen Augen sehr, sehr einfach, eigenes Zeug zu machen. Im Zweifelsfall einfach ein beliebiges komisches Ereignis aus der lokalen Geschichte oder einen komischen Ort bzw. ein komisches Gebäude nehmen und dann muss man sich nur entscheiden, welcher große Alte oder welcher Kult "in Wirklichkeit" dahinter steckt. Dann recherchiert man ein paar weitere historische Fakten für "außenrum". Fertig.

[JaneDoe]

Ähnlich wie seraph leite ich allein schon bedingt durch Autorenschaft oft eigene Sachen für Cthulhu oder auch FHTAGN. Allein schon für die Spieltests, aber auch sonst z.B. auf Cons. Ich leite aber auch gerne und häufig Szenarien anderer Autor*innen/ Kaufabenteuer. Häufig modifiziere ich diese aber, sei es dass ich Zeit, Ort oder andere Dinge abändere, sie auf meine Gruppe zurecht schneide oder sogar nur Teile davon verwende. Für mich ist das ein kreativer und schöner Teil der SL-Arbeit.

- Schreie und Flüstern aus "Horror Americana"

Schreie und Flüstern ist ein schönes Szenario, ich schulde da immer noch einen Spielbericht! 

[Seraph]

Danke schön und - immer her damit! 

[ghoul]

Ich schätze den meisten hier geht es wie mir, egal ob Spieler oder SL, ihr habt vermutlich hauptsächlich Kaufabenteuer und Kampagnen gespielt. Aber habt ihr auch mal selbst erstellte Abenteuer gespielt? Ich tue mir da tatsächlich schwer bei Cthulhu. Bei Fantasy fällt mir das leicht mir eigenes Material zum spielen auszudenken, aber bei Cthulhu habe ich da eine Art Blockade. Liegt auch daran das es mit sicherheit 15 Jahre her ist das ich mal Cthulhu gespielt habe. Wie ist das bei euch so? Was habt ihr an eigenen Sachen gespielt? Schreibt doch mal bitte was dazu.

Easy! Nimm einfach diesen Generator für das Grundgerüst und improvisiere den Rest:
https://ghoultunnel.wordpress.com/2010/07/02/ein-nicht-euklidischer-beitrag-zur-cthulhu-matrix/
 

[Rorschachhamster]

Öh... als alter D&Dler habe ich fast ausschließlich eigene Dinge geleitet:
- eine Kampagne mit Nazi-Kultisten in Hamburg, inklusive Abstecher nach Timbuktu wegen einer verlorenen Wehrmachtsarmee im Wüstenkrieg. Und natürlich geheimen Bunker mit Atomsprengkopf und einem Show Down im alten Elbtunnel. 
- ein Oneshot mit Bodyhorror in Cthulhu Now in irgendeinem Nest in Amerika, wo der eine der SC zu einer sehr angesehenen Familie gehört, die dann gerne mal mutieren,aber nicht grundsätzlich bösartig waren, jedenfalls nicht alle...
- mehrfach schon ein Oneshot mit Studenten am See bei einem Studienausflug mit Schattenmonster, das Zombies auferstehen lassen kann, spielt in den 80ern 

Leider nie mit wirklich extensiven Notizen, sondern nur so Stichwörtern für mich, der Rest im Kopf 

EDIT One Shot basierend auf dem Film "the Shadow of Chikara" Sehr Nice! Western, offensichtlich.

[Mithras]

Du spielst anscheinend Cthulhu als Pulp Variante. Ich mag das eher so wie Der Nebel von Steven King, Lovecraft Country von Matt Ruff (der Roman, NICHT die Serie), Mächte des Wahnsinns und Alan Wake. Also nicht sehr Pulp und entweder mit wenig direktem "Mythos in your Face" oder auch als Variante komplett ohne Mythos Bezug. Der Nebel kommt auch ohne Lovecraft aus, Alan Wake genauso. Cthulhu Pulp ist für mich Achtung Cthulhu mit 2d20 Regelwerk. Cthulhu Now ist mir teilweise zu abgedreht aber manchmal sind gute Ideen dabei. Besonders diese Abenteuersammlung die ich mir angesehen habe auf Empfehlung hin "Things we leave behind" scheint viel Potential zu besitzen. Und auch einige der deutschen Abenteuer wie Kati S und die früheren Veröffentlichungen für Cthulhu Now auf deutsch. Ich brauche noch etwas Brainstorming für meinen Ansatz denke ich und wenn dann würde ich das in den 90ern leiten oder frühen 2000ern, also definitiv ohne Smartphone und Internet überall verfügbar.

[tartex]

Ich leite Nightbane normalerweise im Jahr 2000, wie das Spiel von 1995 es damals vorgesehen hatte. Das hat schon einen netten Retro-Charme. 

Von man NirvanaGirl82 aus dem IRC-Chat trifft, und es tatsächlich ein Dämon ist... Zumindest geht einem der Handy-Akku nicht so schnell aus. 

[Rorschachhamster]

Du spielst anscheinend Cthulhu als Pulp Variante. Ich mag das eher so wie ...

Fair enough, wobei ich den Western da rausnehmen würde - das war schon eher Psychologisch, spätestens nach dem es Infighting gab... wie es in jedem guten Western sein sollte.  Schau dir den Film an, der ist echt gut, gibt es glaube ich sogar auf Youtube. Ist aber wahrscheinlich nichts für die 90er, würde ich denken. 
Und die Sache mit den Mutanten war auch eher nur ein bisschen Pulp - das war mit der Ziege und alten Verträgen mit üblen Schamanen der Ureinwohnern, inklusive Handout, enge Tunnel mit niedriger Deckenhöhe und etwas hinter der Wand. Und fehlendem Empfang auf den Smartphone wegen der Abgeschiedenheit in Missourie? Irgendwo da.
Eine Szene ganz am Anfang - die jungen SC werden von einem typischen Kleinstadtcop angehalten, und er ist ein Arsch und dann schreibt er ihre Namen auf,"Falls was passiert" und als er den Namen von dem einen SC hört, wird er plötzlich ganz Unterwürfig und entschuldigt sich - das war für denjenigen Spieler auch echt überraschend und nicht so Pulpig. Erzeugte schöne Stimmung. 
Oh, und was die 2000er angeht - Handys mit Kamera, Auflösung 144 Pixel oder so und MMS... 

EDIT: Und der Film ist nicht wirklich so gut, wie ich beim nochmal sehen gerade festgestellt habe...