Autor Thema: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele  (Gelesen 10467 mal)

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Offline ghoul

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #75 am: 7.07.2022 | 10:04 »
Es ist Standard, erstmal eine Maschine über einen Text zu jagen und dann per Mensch zu überarbeiten. Das ist etwas billiger, als ohne Maschine, und wesentlich besser als ohne Mensch.
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Offline Leonidas

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #76 am: 7.07.2022 | 10:18 »
Ganz ohne Mensch ist also noch keine machbare Option?

Offline sir_paul

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #77 am: 7.07.2022 | 10:20 »
Eine Übersetzung hat halt eine Problem: sie muss sich direkt mit dem Original messen. Da kann man ziemlich objektiv vergleichen und meist zu einem klaren Schluss kommen welche Version das bessere Werkzeug ist. Und bei gleichwertig funktionalen Werkzeugen spielt dann durchaus auch die Ästhetik eine Rolle.
Und bei mir liegt im "objektiven" Vergleich meist die deutsche Übersetzung vorne.

Früher habe ich viele englische Regelwerke und Abenteuer genutzt. Heute muss ich mich eher dazu zwingen englische Dokumente zu lesen. Deutsche Übersetzungen lese ich hingegen gerne, die meisten sind für mich auch gut genug um sie als Werkzeug zu nutzen und die meisten Fehler fallen mir wohl auch einfach nicht auf. Kann also an meinen mangelnden deutschen Sprachverständnis liegen ;)

Zusammengefasst helfen deutsche Übersetzungen mir dabei mich produktiv auf eine Kampagne bzw. ein Abenteuer vorzubereiten und daher bin ich über (fast) jede Übersetzung froh.

Also auch von mir nochmal Danke an alle fleißigen Übersetzer und andere Beteiligte an den Übersetzungen!

Offline ghoul

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #78 am: 7.07.2022 | 10:23 »
Ganz ohne Mensch ist also noch keine machbare Option?

Ich arbeite beruflich viel mit rein maschinellen Übersetzungen aus asiatischen Sprachen.
Privat nutze ich täglichen den Google-Übersetzer für Deutsch-Russisch.
Beides ist so naja. Besser als nichts. Aber ein Buch möchtest du so nicht lesen!
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Offline Leonidas

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #79 am: 7.07.2022 | 10:27 »
Nee, sowieso lieber Mensch als Maschine.
Aber wenn es möglich ist, wird es gemacht werden, jedenfalls wenn es gewinnbringend ist. WotC und Ulisses würden dazu ja irgendwie passen.

Swafnir

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #80 am: 7.07.2022 | 10:42 »
Was ich für mich hier bezüglich der Qualität rauslese, wurde ja auch schon mehrfach hier erkannt.

Die Werke über die gemeckert werden sie die, welche irgendwie unfertig wirken. Es wirkt als mangelt es am Lekorat oder an der Fachkenntnis (Rollenspielbereich). Es wirkt als wäre es irgendwann egal gewesen wie der Zustand ist, Hauptsache es geht zum Druck. Die tatsächlichen Gründe sind vielleicht ganz andere, das mag ich nicht beurteilen. Es ist sehr unfähr es an den Übersetzer:innen auszulassen, die garantiert oft nichts dafür können.

Ich meine wenn ich lese das ein Buch bei einem Verlag in den Druck geht und fast kein Lekorat genossen hat weil die zuständige Person gerade an Corona erkrankt war, dann bin ich auf den Verlag sauer, der es trotzdem drucken lässt. nach dem Motto, scheissegal ... wird doch eh gekauft und wird schon nicht schlimm sein. Was sicherlich nicht die Gedanken der zuständigen Person wiederspiegelt, aber so wirkt es dann auf die Kunden. Einzelfälle, die einem im Kopf haften bleiben.

Das wirkt ist also überall bewusst Fett. Den von der anderen Seite aus betrachtet sitzen da bestimmt Gründe dahinter. Eine davon kenne ich selbst, eine Deadline ist nichts schönes, wenn man kreativ arbeitet.

ps. Es wirkt auch manchmal so, als sei die stetige Suche nach Fehlern auch ein Hobby. :)

Es wirkt als meintest du die Rollenspiele wären eine milde Gabe. Sie sind aber hochpreisige Produkte. Wenn ich für 45€ ein unlektoriertes Buch verkaufe, dann schiebe ich meinen Kunden bewusst schlechte Qualität unter. Da sind mir die Gründe dahinter ziemlich egal, warum schlecht gearbeitet wurde. Das ist in höchstem Maße dreist und unprofessionell.

Glaub mir, ich kenne Kritik die einen Fassungslos macht. Vor ein paar Jahren haben wir in Zusammenarbeit mit dem Land einen großen internationalen Topstar zu einem Open-Air-Konzert bei uns gebracht. Der Eintritt war KOSTENLOS. Was ist passiert? Am nächsten Tag bekam ich ettliche Beschwerden auf den Tisch, weil die Leute in der Pfandschlange der Getränke so lange warten mussten. Das war unverschämt. Hätten sie dafür 100€ Eintritt gezahlt, hätte ich sowas gelten lassen.

Online schneeland

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #81 am: 7.07.2022 | 10:46 »
Wenn ich von meinen Erfahrungen mit DeepL ausgehe (Englisch <-> Deutsch), dann funktioniert das Ganze schon ziemlich gut und es beschleunigt die Übersetzung schon merklich, aber ohne Nacharbeiten merkt man schon noch an ein paar Stellen, dass da eine Maschine am Werk war.
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Online tartex

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #82 am: 7.07.2022 | 11:00 »
Wenn ich von meinen Erfahrungen mit DeepL ausgehe (Englisch <-> Deutsch), dann funktioniert das Ganze schon ziemlich gut und es beschleunigt die Übersetzung schon merklich, aber ohne Nacharbeiten merkt man schon noch an ein paar Stellen, dass da eine Maschine am Werk war.

Ich glaube in 10 Jahren sind wir da noch einen deutlichen Schritt weiter. Dann ersetzen unsere Übersetzer hoffentlich die unfähig wirkenden Lektoren in die Rollenspiel-Verlagen.
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Offline Kaskantor

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #83 am: 7.07.2022 | 11:05 »
Ich finde DeepL da auch schon sehr gut. Bei den Umbrüchen hakt es dann meistens etwas^^
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Offline Rackhir

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #84 am: 7.07.2022 | 11:11 »
Ich sitze jetzt gerade (also nicht jetzt gerade - jetzt bin ich im Tanelorn, um mich vor der langweiligen Aufgabe zu drücken) daran, einen wissenschaftlichen Fachtext zu lektorieren, der mittels DeepL vom Englischen ins Deutsche übersetzt wurde. Die KI produziert schon erstaunlich gute, fehlerfreie Sätze, die auch gut lesbar sind. Sie scheitert aber regelmäßig daran, Fachbegriffe korrekt zu übersetzen, und mit inklusiver Sprache sieht es auch nicht gut aus. Deshalb ist nochmal eine ziemlich gründliche Durchsicht und Korrektur nötig. Ich würde davon ausgehen, dass bei Rollenspieltexten, die einerseits sehr technisch sind, andererseits aber auch Stimmung transportieren wollen, der Nacharbeitungsbedarf sogar noch größer wäre.

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #85 am: 7.07.2022 | 11:13 »
Ich würde davon ausgehen, dass bei Rollenspieltexten, die einerseits sehr technisch sind, andererseits aber auch Stimmung transportieren wollen, der Nacharbeitungsbedarf sogar noch größer wäre.

Wenn es recht strukturierte, "technische" Texte sind, funktioniert DeepL sehr gut, zumal du ihm auch einen eigenen Glossar füttern kannst.

Offline Azaghal

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #86 am: 7.07.2022 | 11:17 »
Hallo Tanelornis,

hier geht es ja hoch her und das schreckt mich normalerweise eher ab, an der Diskussion teilzunehmen.
Da ich mich kürzlich jedoch auch sehr über die Qualität (oder eher den Mangel daran) einer Übersetzung regelrecht geärgert und in der Folge länger darüber nachgedacht habe, möchte ich auch meinen Senf beitragen:

1. Mir geht es wie einigen anderen hier, dass ich zwar über ein durchaus verhandlungssicheres Englisch verfüge, gerne mal Buch (auch Sachbuch) oder Film im Original lese/schaue, aber in meinem Hobby (am Ende des Tages immerhin "nur" ein Spiel) lieber mit übersetztem Material arbeite. Das war nicht immer so, aber mit zunehmendem Alter stelle ich fest, dass es mich manchmal anstrengt, komplexe Regelwerke mit massig Text auf Englisch zu lesen.
Hinzu kommt ein sicherlich nicht kleiner Teil von RSP-Fans, deren Englisch nicht sattelfest genug ist. Das ist selbstverständlich keine Wertung der betreffenden Personen, sondern schlicht ein Umstand, dem Rechnung zu tragen ist. Schließlich soll unser Hobby ja keine Geheimwissenschaft für Anglistikprofessoren sein.
Die (verständliche) Haltung in einigen Beiträgen, doch bitte alles im Original zu konsumieren, ist also kein Allheilmittel und führt in der Debatte auch nicht weiter.

2. Es bedarf also der Übersetzung. Ich bin seit Mitte der 80er (in unterschiedlicher Intensität) im Hobby unterwegs, zu Beginn naturgemäß nur mit den großen Systemen. Von ganz wenigen, bezeichnenderweise schon sprichwörtlichen Aussetzern abgesehen (I'm lookin' at u torch), war die Qualität solide bis gut. Mir ist klar, dass damals in der Regel größere Verlage Übersetzung und Vertrieb übernommen haben, weil die Szene noch nicht so fragmentiert war und sie ein gutes Geschäft witterten. Entsprechend wurden wohl Ressourcen=Manpower in Übersetzung und Lektorat investiert bzw. waren einfach vorhanden. Obwohl man offenbar auch Laien/Quereinsteiger anheuerte, wenn man sich verdeutlicht, dass die späteren DSA-Gründer die ersten BECMI-Regelwerke übersetzt haben, obwohl sie mehr oder weniger frisch von der Uni waren. Aber die Übersetzung ist einwandfrei. Es geht also.

3. Bevor man mich einer "Früher war alles besser-Haltung" zeiht, stelle ich klar, dass es auch heute noch vernünftige Übersetzungen gibt. Das sind für mich solche, wo sich mir beim Lesen nicht die Fußnägel aufrollen, weil ich als Laie des Übersetzungshandwerks sofort die englische Satzstellung oder wortwörtliche Übersetzungen ohne Sinn im Deutschen erkennen kann. Möglicherweise sind die vernünftigen Produkte sogar in der Mehrheit, aber wie ein Vorredner schrieb, bleiben die Katastrophen eher in Erinnerung. Und natürlich geht die Rechnung nicht auf, dass eine gute Übersetzung eine schlechte wettmacht. Denn...

4. wir reden hier von käuflich zu erwerbenden Produkten. In dem Fall, der mir besonders sauer aufgestossen ist, hatte ich rd. 50 € hingeblättert. Da wäre eine Pediküre billiger gewesen (Fußnägel, Ihr wißt schon = pun intended). Die Übersetzungsmängel zogen sich durch das ganze Buch und auch die anderen Bände waren kein Stück besser. Das trübt die vorhandene sonstige Qualität (Illus, Layout, Druck, Bindung) ganz erheblich, für mich persönlich sogar maßgeblich. Da tröstet mich auch nicht, dass man ja trotzdem damit arbeiten kann. Und da kann ich auch den Hinweis nicht gelten lassen, dass viel Zeit und Herzblut hineingeflossen sind, oder die Vorgaben des Verlages eben so waren. Bei einem solchen Preis erwarte ich ein einwandfreies Produkt, das bei mir kein sprachliches Schleudertrauma auslöst. Wenn der Verlag das nicht gewährleisten kann/will, muss er sich über unzufriedene Kunden nicht wundern und hätte es verdient, dass ich hier Roß und Reiter nenne.
Aber da schließt sich der Kreis und mein eh viel zu langer Post endet: Ich will die Debatte nicht noch weiter polemisieren und schließe mit dem Appell, dass die Verlage doch bitte (mehr) auf die Qualität achten und wir uns als zahlende Kunden nicht mit minderwertiger Arbeit zufrieden geben.

Gruß

Azaghal
Die größte Verwundbarkeit ist die Unwissenheit - Sun Tse

Online Fillus

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #87 am: 7.07.2022 | 11:41 »
Es wirkt als meintest du die Rollenspiele wären eine milde Gabe. Sie sind aber hochpreisige Produkte. Wenn ich für 45€ ein unlektoriertes Buch verkaufe, dann schiebe ich meinen Kunden bewusst schlechte Qualität unter. Da sind mir die Gründe dahinter ziemlich egal, warum schlecht gearbeitet wurde. Das ist in höchstem Maße dreist und unprofessionell.

Glaub mir, ich kenne Kritik die einen Fassungslos macht. Vor ein paar Jahren haben wir in Zusammenarbeit mit dem Land einen großen internationalen Topstar zu einem Open-Air-Konzert bei uns gebracht. Der Eintritt war KOSTENLOS. Was ist passiert? Am nächsten Tag bekam ich ettliche Beschwerden auf den Tisch, weil die Leute in der Pfandschlange der Getränke so lange warten mussten. Das war unverschämt. Hätten sie dafür 100€ Eintritt gezahlt, hätte ich sowas gelten lassen.

Ja, aber wo liegt da das Problem? Beim Verlag. Wenn ich unsaubere Arbeit abgeben würde, dürfte ich mich gleich wieder ran setzen. Der Verlag bestimmt doch ihren eigenen Massstab an Qualität. Ich gibt Verlage da kaufe ich schlicht keine Bücher mehr, weil sich das Thema da durch zieht. Okay, wenn ich in einer Runde spiele und einen Charakter bauen muss, hier und da mal ein GRW als PDF. Solange die CF's weiter mitgemacht und die Bücher gekauft und das nicht Nachbessern geschluckt wird, passiert da nicht viel.

Völlig verständlich sich daran zu stören, geht mir auch nicht anders. Aber man kann halt auch keinen Rundumschlag davon machen. Wir haben auch sehr viele gute Übersetzungen in Deutschland zur Verfügung. Die Diskussion sollte meiner Meinung nach eher in den Bereich gehen, welcher Verlag nicht sauber abliefert, als gegen die Übersetzer im Allgemeinen zu reden. :)

Dein Beispiel ist erschreckend, aber nicht überraschend. Wundern tut mich nichts mehr, tolle Gesellschaft eben. ;)

« Letzte Änderung: 7.07.2022 | 11:58 von Fillus »

Online Fillus

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #88 am: 7.07.2022 | 11:47 »
Aber da schließt sich der Kreis und mein eh viel zu langer Post endet: Ich will die Debatte nicht noch weiter polemisieren und schließe mit dem Appell, dass die Verlage doch bitte (mehr) auf die Qualität achten und wir uns als zahlende Kunden nicht mit minderwertiger Arbeit zufrieden geben.

Word! Aber es gibt ja durchaus Beispiele, siehe Diskussion zum Fading Suns Crowdfunding. Der Versuch dort für die vermeintlich schlechte Qualität entschädigt zu werden, wird vermeintlich einfach weggelächelt. Im Anschluss zu fordern, scheint nichts zu bringen. Vor dem Kauf müsste man ansetzen.
« Letzte Änderung: 7.07.2022 | 12:07 von Fillus »

Swafnir

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #89 am: 7.07.2022 | 11:52 »
Ja, aber wo liegt da das Problem? Beim Verlag. Wenn ich unsuabere Arbeit abgeben würde, dürfte ich mich gleich wieder ran setzen. Der Verlag bestimmt doch ihren einen Massstab an Qualität. Ich gibt Verlage da kaufe ich schlicht keine Bücher mehr, weil sich das Thema da durch zieht. Okay, wenn ich in einer Runde spiele und einen Charakter bauen muss, hier und da mal ein GRW als PDF. Solange die CF's weiter mitgemacht und die Bücher gekauft und das nicht Nachbessern geschluckt wird, passiert da nicht viel.

Völlig verständlich sich daran zu stören, geht mir auch nicht anders. Aber man kann halt auch keinen Rundumschlag davon machen. Wir haben auch sehr viele gute Übersetzungen in Deutschland zur Verfügung. Die Diskussion sollte meiner Meinung nach eher in den Bereich gehen, welcher Verlag nicht sauber abliefert, als gegen die Übersetzer im Allgemeinen zu reden. :)

Dein Beispiel ist erschreckend, aber nicht überraschend. Wundern tut mich nichts mehr, tolle Gesellschaft eben. ;)

Gut, dann sind wir da auf einer Linie  :d Ich sehe die Übersetzer auch nicht als das Problem bei dem Ganzen. Das liegt vielleicht an der Gleichsetzung des Wortes Übersetzung. Einmal ist das Regelwerk als ganzes gemeint und einmal die Übersetzung an sich. Daher kommt wohl oft der Gedanke, dass bei beidem der Übersetzer schuld sein soll. Besser wäre es nicht von Übersetzungsqualität zu sprechen, sondern von der Produktqualität.
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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #90 am: 7.07.2022 | 12:01 »
Das war nicht immer so, aber mit zunehmendem Alter stelle ich fest, dass es mich manchmal anstrengt, komplexe Regelwerke mit massig Text auf Englisch zu lesen.
Finde ich lustig, bei mir ist es umgekehrt. Ich mag heute kaum noch Deutsch lesen. Natürlich ist das nicht unbedingt den schlechten Übersetzungen geschuldet, aber ich kann (insbesondere im Fantasy-Bereich) dem deutschen Idiom einfach nichts (mehr) abgewinnen. Was im Englischen noch flüssig und manchmal poetisch ist, wird auf Deutsch zumeist sprachlich so spannend wie die Betriebsanleitung für einen Fernseher.

Generell stelle ich fest, dass ich die Sprache deutscher RSP-(und Buch-)Autoren zumeist wie ein Baugerüst ist: funktionell ausreichend, aber ästhetisch furchtbar.

Wenn ich hier immer wieder lese, dass "Regelwerke ja vor allem die Regeln vermitteln sollen", passt das ins Bild. Zumindest ich möchte bei einem RSP-Buch keine Betriebsanleitung lesen. Informationsvermittlung kann auch sprachlich besser geschehen. Auch die Bleiwüsten deutscher RSP tragen da ihr Schärflein bei.

Ein bisschen mehr Blick nach Frankreich wäre nicht verkehrt. Man muss sich ja nicht nur an den USA orientieren.
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Swafnir

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #91 am: 7.07.2022 | 12:11 »
Finde ich lustig, bei mir ist es umgekehrt. Ich mag heute kaum noch Deutsch lesen. Natürlich ist das nicht unbedingt den schlechten Übersetzungen geschuldet, aber ich kann (insbesondere im Fantasy-Bereich) dem deutschen Idiom einfach nichts (mehr) abgewinnen. Was im Englischen noch flüssig und manchmal poetisch ist, wird auf Deutsch zumeist sprachlich so spannend wie die Betriebsanleitung für einen Fernseher.

Generell stelle ich fest, dass ich die Sprache deutscher RSP-(und Buch-)Autoren zumeist wie ein Baugerüst ist: funktionell ausreichend, aber ästhetisch furchtbar.

Wenn ich hier immer wieder lese, dass "Regelwerke ja vor allem die Regeln vermitteln sollen", passt das ins Bild. Zumindest ich möchte bei einem RSP-Buch keine Betriebsanleitung lesen. Informationsvermittlung kann auch sprachlich besser geschehen. Auch die Bleiwüsten deutscher RSP tragen da ihr Schärflein bei.

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Rollenspielbücher sind halt ein hybrides Medium aus Spiel(anleitung) und Belletristik. Und daran legen verschiedene Nutzer eben unterschiedliche Ansprüche.

Offline Zanji123

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #92 am: 7.07.2022 | 12:35 »
Finde ich lustig, bei mir ist es umgekehrt. Ich mag heute kaum noch Deutsch lesen. Natürlich ist das nicht unbedingt den schlechten Übersetzungen geschuldet, aber ich kann (insbesondere im Fantasy-Bereich) dem deutschen Idiom einfach nichts (mehr) abgewinnen. Was im Englischen noch flüssig und manchmal poetisch ist, wird auf Deutsch zumeist sprachlich so spannend wie die Betriebsanleitung für einen Fernseher.

Generell stelle ich fest, dass ich die Sprache deutscher RSP-(und Buch-)Autoren zumeist wie ein Baugerüst ist: funktionell ausreichend, aber ästhetisch furchtbar.

Wenn ich hier immer wieder lese, dass "Regelwerke ja vor allem die Regeln vermitteln sollen", passt das ins Bild. Zumindest ich möchte bei einem RSP-Buch keine Betriebsanleitung lesen. Informationsvermittlung kann auch sprachlich besser geschehen. Auch die Bleiwüsten deutscher RSP tragen da ihr Schärflein bei.

Ein bisschen mehr Blick nach Frankreich wäre nicht verkehrt. Man muss sich ja nicht nur an den USA orientieren.


liegt das mit "poetisch und flüssig" nicht einfach an dem "kewl und tollen" Englisch mit dem man überall zugeballert wird und daher einige Begriffe einfach "cooler" "besser" klingen als die Wörter in der "langweiligen" Muttersprache?

9 von 10 Stimmen in meinem Kopf sagen ich bin nicht verrückt.... die zehnte sitzt in der Ecke und summt die Pokécenter Melodie

Offline Kaskantor

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #93 am: 7.07.2022 | 12:38 »
Glaube das da gerade DnD5 wieder viel Mitschuld dran hat.

Als ich 2014 die 5. bei uns eingeführt habe, hieß es noch, dass die nie übersetzt werden würde und deswegen habe ich damals alles in englisch gekauft.

Und sobald man englische Bücher nutzt, zumindest bei uns, wird gedengelt.
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Offline Crackers

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #94 am: 7.07.2022 | 12:41 »
[...]
Eine Kaffeemaschine muss (möglichst leckeren) Kaffee machen und als Bonus kann sie auch praktisch aufgebaut sein, aber es ist kein fucking Designkunstwerk. Und ein Rollenspielbuch ist eine Spielanleitung und kein Van Gogh. Und von der Spielanleitung meiner Brettspiele erwarte ich auch keine lyrischen Meisterwerke.

So wie ich das mitbekommen habe, geht es hier auch weniger um stilistische Kritik, sondern um Regelfehler, Logiklücken und solche Sachen die Aufgrund der Übersetzung entstehen.
So ist jedenfalls meine Definition von schlechten Übersetzungen in dem Kontext und so habe ich sie auch von anderen gelesen. Tartex sieht das eventuell anders, hat aber ja auch keinen Bedarf für Übersetzungen aus dem Englischen.

Zitat
Aber anstatt ständig die mäßigen Übersetzungen zu 'bashen', sollten wir lieber die richtig guten Übersetzungen abfeiern.
Denn das ankotzen motiviert keinen. Zu sehen, dass ein anderes Werk aber gefeiert wird, schon.

Ich finde nicht, dass das Benennen von Fehlern bashen ist. Es ist ist erster Linie Kritik und sicher oft auch Ausdruck persönlicher Enttäuschung über ein Produkt, aber bashen wäre für mich deutlich weniger fundiert als es momentan bei zum Beispiel Fading Suns und Ulisses der Fall ist. Hier gibt es ja gravierende Fehler die man durchaus ankreiden können sollte und die von dir angesprochene Nutzung als Spielanleitung nur anhand von Errata oder viel Interpretation funktioniert.

Aber ja: Gelungene Übersetzungen sollten gelobt werden. Wenn ich allerdings ehrlich zu mir selbst bin, wird es bei mir genau so weitergehen wie bisher: Gute Arbeit wird hingenommen und schlechte fällt auf. Nach ein paar Wochen habe ich das Thema hier nicht mehr im Kopf und werde, vollkommen unbewusst, genau so weiter machen und mich nicht über gute Produkte freuen, sondern mich über schlechte ärgern.

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #95 am: 7.07.2022 | 12:48 »
liegt das mit "poetisch und flüssig" nicht einfach an dem "kewl und tollen" Englisch mit dem man überall zugeballert wird und daher einige Begriffe einfach "cooler" "besser" klingen als die Wörter in der "langweiligen" Muttersprache?

Ich würde mutmaßen, dass es teilweise auch mit dem von Rumpel erwähnten idiomatischen deutschen Ausdruck zu tun hat (der dann aber nochmal mehr Aufwand ist und vielleicht auch vom Lizenzgeber gar nicht genehmigt wird).
Abgesehen davon empfinde ich allerdings auch die Mehrzahl der englischen Rollenspieltexte, die mir untergekommen, nicht unbedingt als sprachliche Highlights.
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Achamanian

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #96 am: 7.07.2022 | 13:04 »
Es ist Standard, erstmal eine Maschine über einen Text zu jagen und dann per Mensch zu überarbeiten. Das ist etwas billiger, als ohne Maschine, und wesentlich besser als ohne Mensch.

Ich kenne allerdings keine Person, die das bei Literaturübersetzungen machen würde - ich habe das einmal spaßeshalber probiert, es hat mir die Arbeit kein bisschen erleichtert, im Gegenteil. Man muss ja trotzdem alles mit dem Originaltext abgleichen und überarbeiten, und eine schon vorhandene (schlechte) Übersetzung steht einem da eher im Weg.

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #97 am: 7.07.2022 | 13:25 »
So ist jedenfalls meine Definition von schlechten Übersetzungen in dem Kontext und so habe ich sie auch von anderen gelesen. Tartex sieht das eventuell anders, hat aber ja auch keinen Bedarf für Übersetzungen aus dem Englischen.

Ich kann mich halt nicht mehr auf das Spiel/den Inhalt konzentrieren, sondern sehe nur noch einen wunderliche Übersetzung vor mir, die ich unbedingt mit dem Original abgleichen will, wenn ich sowas wie "Alles-in-einem-Paket" oder "sie entfachen den zündenden Funken für deine Vorstellungskraft, um alles zusammenzubringen" lese.

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #98 am: 7.07.2022 | 13:33 »
Ich kann mich halt nicht mehr auf das Spiel/den Inhalt konzentrieren, sondern sehe nur noch einen wunderliche Übersetzung vor mir, die ich unbedingt mit dem Original abgleichen will, wenn ich sowas wie "Alles-in-einem-Paket" oder "sie entfachen den zündenden Funken für deine Vorstellungskraft, um alles zusammenzubringen" lese.

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Bei mir ebenfalls, zusätzlich noch der selbe Effekt bei gegenderten Texten.

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Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
« Antwort #99 am: 7.07.2022 | 14:15 »

liegt das mit "poetisch und flüssig" nicht einfach an dem "kewl und tollen" Englisch mit dem man überall zugeballert wird und daher einige Begriffe einfach "cooler" "besser" klingen als die Wörter in der "langweiligen" Muttersprache?
Also bei mir nicht. Ich liebe z.B. die Carroux-Übersetzung des HdR und hasse das Krege-Machwerk. Letztere ist eigentlich näher am Original, trotzdem bringt erstere die Stimmung einfach besser rüber. Es hat also nichts mit der Sprache an sich zu tun, sondern damit, wie man damit umgeht. Und natürlich, wie gut der Übersetzer den Autor an sich verstanden hat (nicht rein sprachlich).

Im Übrigen mag ich Anglizismen nicht besonders.
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