Autor Thema: Psychopathen! Gibt es sie unter euren Charakteren, in euren Welten?  (Gelesen 938 mal)

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Offline KhornedBeef

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Ich habe eine sehr sehr interessante Geschichte von vor ein paar Jahren gefunden. Wer Details möchte, unten ist ein Spoiler.

Aber das ist ja ein Rollenspielforum hier. Also, was meine ich mit Psychopathen?
Für den Zweck der Diskussion vereinfachen wir das auf Personen, die kein natürliches Mitgefühl oder Reue empfinden, und für die die Gefühle andere Menschen nichts sind, was sie mit ihnen verbindet, sondern eher ein interessantes Problem. Klischeehaft böses Verhalten ist keine Notwendigkeit. Beispiele:

- Sherlock Holmes in der BBC-Serie mit Benedict Cumberbatch (Hochintelligent, hoch kompetitiv, emotional distanziert, wenig Rücksichtnahme, fasziniert von Puzzles und ähnlichen Herausforderungen, bezeichnet sich selbst als "high functioning sociopath")
- Patrick Bateman aus American Psycho (muss ich ja nicht erklären :) )
- Klassische Vampire kann man als Metapher dafür sehen
- James Bond (Intelligent, charmant, manipulativ, keine Probleme mit einer Spur aus Leiche; das gelegentliche Bedauern, wenn er mal wieder ein Bondgirl in den Tod reißt, ist eher ein modernes Phänomen)
- Snake "Ich interessier‘ mich ‘n Scheiss für Ihren Krieg… oder Ihren Präsidenten" Plissken
- Rorschach in "Watchmen"
- und ja, alle stereotypen Oberbösewichte in Samstagmorgen-Cartoons, mehr oder weniger.

Aber was ist mit euren Kampagnen? Wer spielt einen Psychopathen? Sind eure Gegenspieler so? Haben sie ein Herz aus Gold oder aus echtem Stein? Ändern Sie sich?
Wollt ihr so etwas überhaupt sehen?

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« Letzte Änderung: 8.11.2022 | 10:39 von KhornedBeef »
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Offline ghoul

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Offline Jiba

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- Sherlock Holmes in der BBC-Serie mit Benedict Cumberbatch (Hochintelligent, hoch kompetitiv, emotional distanziert, wenig Rücksichtnahme, fasziniert von Puzzles und ähnlichen Herausforderungen, bezeichnet sich selbst als "high functioning sociopath")

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“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline KhornedBeef

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Offline nikol ogg

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Snake Plissken würde ich eher als jemand einordnen, der Probleme mit Authoritäten hat.

Und steile These:
Rollenspiel, so wie ich es kenne, hat sowieso eine Tendenz, "soziopathisches" Verhalten zu begünstigen - nicht unbedingt das "Murderhobo"-Phänomen, aber NPCs eher als Problem oder manipulierbares Werkzeug wahrzunehmen. Selten ist da ja die Gefühlstiefe da wie in realen Situationen (ja klar, kann auch anders/gibt Ausnahmen).
Deshalb finde ichs unangenehm, mit Spielern oder SLs am Tisch zu sitzen, die sich dann auch noch voll in die Richtung reinknieen. Das ist doch zu einfallslos.

Offline Haukrinn

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Sherlock ist meiner Einschätzung nach hochfunktionaler Autist mit einer Savant-Begabung und weder Sozio- noch Psychopath. Er wäre gerne Soziopath, "scheitert" da aber regelmässig an sich selbst.
Snake Plissken ist einfach Söldner, die Filme geben uns kaum hinweise auf sein Verhalten anderen gegenüber.

Ganz allgemein sind psychopathische Tendenzen ja gar nicht so selten. Die Frage ist doch eher, ob entsprechende Menschen sich in Zaum halten können oder nicht. Die typische D&D-Abenteuergruppe kann das zum Beispiel nicht.

Echte klinische Psychopathen kann man denke ich nur schwer darstellen, weil das hinein versetzen in die Figur allein schon ziemlich unmöglich ist. Den typischen Abklatsch-Film-Psychopathen als Bösewicht einer Story zu nutzen, das bietet sich natürlich schon eher an. Aber der zeichnet sich ja auch meist nur durch totale Rücksichtslosigkeit aus. Ne richtig gut gebaute Story lässt den Bösewicht vielleicht auch hochmanipulativ wie ein Puppenspieler agieren. Dann kommen soziopathische Tendenzen dazu. Aber auch die bedienen eher Filmtropes als ne klinische Diagnose.
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Ich bin nicht Psychiater genug, um fundierte Diagnosen zu stellen.

Aber natürlich gibt's in diversen Rollenspielsettings mitunter ganze "Psychopathen"völker. Dabei denke ich nicht mal so sehr an die gängigen Doof-Brutalos, auch wenn denen natürlich die Gefühle von Menschen- und Elfengesocks ihrerseits auch herzlich am Allerwertesten vorbeigehen mögen, sondern an die klassischen "eiskalten" fremdartigen Intellekt- und Strippenziehertypen, die zum Wohl ihrer Projekte auch schon mal ungerührt ein paar Dutzend Mitglieder ihrer eigenen Art über die Klinge springen lassen (was letzteren im Extremfall vielleicht nicht einmal etwas ausmacht, wenn denn wirklich schon die ganze Spezies entsprechend gepolt ist).

Offline unicum

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Ich würde z.b. auch James Bond nicht als Psychopathen bezeichnen.

Ich selbst hab keine solche Charaktere,... höchstens als wir mal eine Gruppe Dunkelelfen spielten ging das in die richtung, aber auch da "zuerst ich, dann die Familie." Ist das noch Psychophatisch?

Gibt es sie in meinen Welten (also wenn ich als SL unterwegs bin) - eigentlich auch nicht wirklich höchstens sehr selten. Oder zählen dumme Untote wie Zombies un Skelette auch dazu? (imho tun sie das nicht).

Offline Issi

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American Psycho - OK.
James Bond? - Nein. Der mag zuweilen narzisstische Züge an den Tag legen.
Aber Psychopath ist er mMn. nicht.
Sherlock? - da muss ich mich Haukrinn anschließen - da liegt mMn. eine bestimmte Form des Autismus näher.
Die anderen kenne ich nicht oder hab sie nicht griffbereit.
Vampire müssen mMn. keine Psychopathen sein.( Nur weil sie sich von Menschen ernähren) Aber sie legen ihrem Essen gegenüber wohl weniger Mitgefühl als Hungergefühle an den Tag, em die Nacht. ~;D

Falls es einfach nur um " Psychos" geht, ohne bestimmte Schublade, würde ich noch " Hannibal Lektor " oder "Dexter" einwerfen .
Auch der "Joker" ist sicher nicht uninteressant. (Wenn auch speziell)

Kommen die im Rollenspiel vor? Na Logo.
Edit. Aber vorwiegend als Bösewichte.
« Letzte Änderung: 8.11.2022 | 11:52 von Issi »

Offline KhornedBeef

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Ich hoffe ihr hängt euch nicht zu sehr an den Beispielen auf  ::) aber andererseits ist das auch ein Denkanstoß, wenn man diesen oder jenen eben nicht da eingeordnet sieht, oder doch, und dann über die eigenen Charaktere reflektieren kann.
Vampire z.B. habe ja so viele Wandlungen hinter sich, dass selbst "klassisch" schon weit gefasst wirkt. Und das geht Hand-in-Hand damit, ob man z.B. einen Vampir spielen will, oder ob man da nicht mehr ausreichend menschliche Züge wahrnimmt.

Zu den etwas konketere Fragen: "Zuerst ich, dann die Familie" macht einen unsympathisch, aber noch nicht zum Psychopathen. Auf der anderen Seite werden in manchen Publikationen die Dunkelelfen durchgehend so dargestellt, dass man schon fragen muss, ob das eine erbliche Komponente hat.

Und Untote würde ich ausschließen. Aber wenn jemand eine Untoten-Kampagne als Wissenschaftsthriller aufzieht und festlegt, dass die Wiederbelebung genau die Schäden verursacht, die man regelmäßig bei "ungehemmten" Psychopathen findet, warum nicht ?
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Und Untote würde ich ausschließen. Aber wenn jemand eine Untoten-Kampagne als Wissenschaftsthriller aufzieht und festlegt, dass die Wiederbelebung genau die Schäden verursacht, die man regelmäßig bei "ungehemmten" Psychopathen findet, warum nicht ?

Würde natürlich auch ganz gut in die Cthulhu-&-Co.-Schublade passen. Wiederbelebungen, die zwar funktionieren, aber doch nie ganz perfekt sind? Herbert West und ein paar andere Lovecraft-Figuren lassen grüßen...

Offline Zed

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Wir haben einen "funktionierenden Möchtegern-Psychopathen" in unserer Gruppe.

Die Figur ist ein 3.5-Cerebremancer, das ist eine Multiklassenfigur Wizard-Psion, gespielt von unserem regelkundigsten Spieler. Dieser Charakter rockt so ziemlich alles, denn Magie+Psionics mit hoher Intelligenz ist einfach nur heftig in 3.5.

In der Gruppe übernimmt er die Funktion, die hässlichen, gewalttätigen, abkürzenden, pragmatischen Lösungen vorzuschlagen ("Wir bringen ihn erst um und verhören ihn dann.").

Er lässt sich aber auch (gerne?) überstimmen, so dass die Gruppe nie leichtfertig so unmoralisch handelt, wie diese Figur es (scheinbar) am liebsten durchziehen würde.

Aber wehe den Gegnern der Gruppe, wenn die Gruppe sich einmal den Vorschlägen des Cerebremancers anschließt...

Offline unicum

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Ich bin gerade mal die Psychopathie-Checkliste für meine "böseste" Figur durchgegangen.
Ich komme nur auf 17 von 40 möglichen Punkte,... :( Psycopatisch auffällig ist man ab 25

So wird das nix.

Zugestanden das Mindset ist designed worden mit dem Hintergrund "Muss Gruppentauglich sein!"

Offline Haukrinn

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Also der Gegenspieler aus meinem letzten Küstenkrimi liegt 12% über der Psychopatieschwelle. Also alles richtig gemacht. 😈
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Generell würde ich sagen, daß sich ein Charakter, dem bestimmte "normale" menschliche Regungen schlicht fremd sind, weil er sie selbst nicht spüren kann (und sei es nur, weil er selber halt kein Mensch ist), schon spielen läßt -- allerdings würde ich da als Spieler erst mal abklären wollen, ob ein solcher Versuch meinerseits dem Rest der Gruppe und der SL auch recht ist, denn natürlich könnte ich ihnen mit so einem Versuch unter Umständen auch schnell einfach nur gründlich auf die Nerven gehen. Und überhaupt müßte ich erst einmal die Lust dazu haben, was auch nicht ganz selbstverständlich ist, aber im Prinzip und einer "passenden" Kampagne schon mal vorkommen könnte.

Daß einem solche Leute andererseits gelegentlich auch mal als NSC (und nicht mal unbedingt nur als klar gekennzeichnete Feinde) über den Weg laufen können, gehört für mich dagegen fast schon zum Geschäft. Wer Abenteuer erleben will, muß halt auch ein Stück weit einfach damit rechnen, dabei allen möglichen und unmöglichen Typen zu begegnen.

Offline Crimson King

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Ich finde die Vorstellung, einen Psychopathen als SC jenseits eines One Shots zu spielen, irgendwie befremdlich. Bei NSCs sieht das anders aus, insbesondere bei Gegenspielern.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Offline Issi

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Soziopathen lassen sich  als NSC mMn. wesentlich besser spielen als klassische Psychopathen.
Soziopathen sind idR. für spontane, dramatische Wutausbrüche durchaus zu haben, während Psychopathen häufig eher die gesellschaftlich angepassten, eiskalten Killer sind, von denen das im Nachhinein niemand gedacht hätte.
Dass sie so schwer durchschaubar sind, macht sie eigentlich eher zum Problem, weil SPL idR. schon gerne Hinweise bekommen, und seien sie noch so klein, statt am Ende vom Wicht eiskalt überrumpeln zu werden.

Bei Soziopathen als NSC kann man zum Beispiel sehr schön mit ihrem gekränkten Stolz oder ihrer verletzlichen Eitelkeit spielen.
Da sie noch mehr "Restempathie" besitzen, und man ihnen ihre Gefühle leichter ansieht.

Offline Maarzan

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Auf welche 20-Kriterien-Liste wird sich hier bezogen?  Ich habe eine gefunden, weiß aber nicht ob das immer dieselbe ist.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...