Lose Enden
Miari/Kamioku-Wald, Kintai (Hao, Akira, Takur, Luo und Ren)
Die Überlebenden des Abenteuers beim Tempel der tausend Tore erholen sich in Miari. Akira widmet sich u. a. der Kontemplation und dem Gebet. Er meditiert und trainiert mit den Kriegern der Garnison. Außerdem versucht er, mit dem Gestaltwandler Kaito ins Reine zu kommen, den er während des letzten Abenteuers unter einem Zauberbann stehend angegriffen und verletzt hat. Kaito nimmt das freilich nicht so schwer, merkt aber an, dass er irgendwann noch einmal auf die Hilfe Akiras und der anderen Abenteurer zurückkommen könnte, um die Sicherheit des Tempels der tausend Tore zu gewährleisten und vielleicht neue Wächter zu finden. Idealerweise sollten das nicht nur sterbliche Wesen, sondern am besten auch Feenwesen oder Wesen aus der Geisterwelt sein. Auch wenn Akira bei dieser Aussicht ein wenig mulmig wird, verspricht er sofort, bei so einem Unternehmen helfen zu wollen.
Takur, der seine ferne Heimat im Jaguardschungel verlassen hatte, um den Dieb eines kostbaren Artefakts zu jagen, erkundigt sich erfolglos, ob dieser oder Takurs verschollene Gefährten in Miari vorbeigekommen sind.
Wichtiger ist, dass Akira und Ren sich der Aufgabe widmen, die Ereignisse beim Tempel der tausend Tore – und den Ausbruchsversuch des dort eingekerkerten Dämons – weiter zu melden, damit man bei der nächsten Sonnenfinsternis besser auf die drohende Gefahr vorbereitet ist. Sie wollen die lokalen Behörden informieren, obwohl ihre Gefährten des Abenteuers, der Hengeyokai Kaito und der Gelehrte Uome Tadashi, skeptisch sind. Außerdem wollen sie Botschaften nach Zhoujiang schicken, da im Phönixreich im Gegensatz zu Kintai die Tiergötter noch als die Hauptgötter verehrt werden (wenn auch nicht mehr der Drache) und sie deshalb hoffen, dass man von dort Unterstützung zur Bewahrung des Tempels organisieren kann.
Sie finden bei ihrem Vorhaben Unterstützung durch Xiang Hao, einer gnomischen Priesterin des Affengottes, die vor kurzem mit einer Gesandtschaft aus der Affenprovinz in Miari eingetroffen ist. Hao, eine sehr fähige Heilerin und Wildniskundige, zeigt sich sehr interessiert an der Geschichte um den Tempel.
Es erweist sich schnell, dass es nicht einfach ist, die offiziellen Stellen, namentlich die junge Adlige Uome Oichi (entfernt mit Uome Tadashi verwandt), für die Sache zu interessieren – vor allem da Tadashi das alles über so viele Jahre geheim gehalten hat. In Oichis Augen hat die Geheimhaltung Tadashis dazu beigetragen, dass (wenn er die Wahrheit erzählt) beinahe ein gefährlicher Dämon freigelassen wurde. Dieser hätte die Gegend verheeren und zahlreiche Untertanen der Kaiserin töten können, was auch dem Ansehen des Uome-Clans großen Schaden zugefügt hätte. Dementsprechend zäh gestalten sich die Verhandlungen: Oichi, die zudem gewisse Zweifel am Wahrheitsgehalt der Geschichte, will mehr Beweise und Informationen, bevor sie etwas unternimmt oder gar die Fürstin von Miari behelligt.
Deshalb machen sich die Abenteurer daran, den Unterschlupf der Spinnenfrau zu finden, die den Dämon zu befreien versuchte. Dort könnten sich zusätzliche Informationen finden: über den Dämon, über die Pläne der Spinnenfrau oder über ihre eventuellen Verbündeten – irgendetwas, was Clan Uome überzeugt, die Angelegenheit ernst zu nehmen.
Dank Akiras fundierten Wissens über Spinnenfrauen (er erinnert sich an eine Reihe alte Sagen und Mythen) vermuten die Abenteurer, dass die Spinnenfrau einen abgelegenen Unterschlupf haben muss – aber vermutlich zusätzlich auch ein Haus oder ein Zimmer in Miari. Sie kannte sich offenbar in der Stadt aus und hatte Helfer und lokale Kontakte.
Die Abenteurer fragen an den Stadttoren, in den Teehäusern, Gaststätten und auch in den eher zwielichtigen Vierteln der Stadt herum. Schließlich wird Luo fündig: offenbar hatte die Spinnenfrau Kontakte zu der Besitzerin eines Schlachthauses namens Nakome Kiari, der man Kontakte zur Unterwelt nachsagt.
Gegen das Versprechen von Verschwiegenheit können die Abenteurer den Kontakt der Spinnenfrau zum Kooperieren zu bewegen. Die Schlachterin leugnet, etwas über die kriminellen Ambitionen oder die wahre Natur der Spinnenfrau zu wissen. Sie kannte diese nur als eine wohlhabende Albin mit wechselnden Namen und merkwürdigen Eigenarten, der sie gelegentlich einen Unterschlupf, Lebensmittel und andere Ressourcen beschaffte. Vor allem aber erfahren die Abenteurer, dass die Spinnenfrau offenbar in dem kleinen Dorf Nango lebte, etwa einen Tag von Miari entfernt.
Am nächsten Tag machen sich die Abenteuer auf den Weg nach Nango. Akira hat sich zuvor ein offizielles Beglaubigungsschreiben von Uome Oichi besorgt, um den örtlichen Dorfvorsteher zur Kooperation bewegen zu können. Im Gegensatz zu Takur (der sich in dem Wald nicht zurechtfindet) erweist sich Hao als fähige Wildnisführerin und kann sogar einen Bären beruhigen, dem die Gruppe überraschend begegnet.
Nango, das die Abenteurer am späten Nachmittag erreichen, wirkt ärmlich und die Einwohner (viele von ihnen kastenlose Nichtalben) erscheinen teilweise wenig vertrauenserweckend. Luo entdeckt an einigen Häusern Symbole der Spinnengottheit Gagamba. Das ist – in Kombination mit dem vernachlässigten Zustand des örtlichen Myuriko-Schrein – ungewöhnlich für Kintai. Immerhin scheint der Dorfvorsteher gastfreundlich und die Nacht (einer der Abenteurer hält immer Wache) verläuft ruhig. Als die Helden am nächsten Tag mit dem Grund ihres Herkommens herausrücken, ist der Dorfvorsteher irritiert. Die Spinnenfrau (deren wahre Identität auch er nicht zu kennen versichert und die die Dörfler unter dem Namen Lady Kuraiko kannten), galt als eigenbrötlerisch, hat den Dörflern aber immer wieder mit Geld und mit ihren magischen Fähigkeiten geholfen. Dass sie eine Verbrecherin gewesen sein soll…
Kuraiko soll abseits der Siedlung in einem kleinen Anwesen an einem Berghang neben einem großen Wasserfall gelebt haben. Die Gebäude standen längere Zeit leer, weil es dort angeblich spukte. Die Abenteurer können ungehindert in das anscheinend verlassene Anwesen eindringen. Sie finden nur wenige Vorräte, Kleidung oder sonstigen Besitz – in einem Nebenhaus aber frische Blutspuren, die sie dann auch bei einer nachlässig getarnten Geheimtür im Haupthaus finden, die in den Berg hinter dem Haus führt. Die Helden vermuten, dass sich im Dunkel Diener oder ‚Kinder‘ Kuraikos verbergen könnten – vielleicht auch noch eines ihrer Opfer.
Bei der Erkundung der Höhlengänge stoßen die Helden bald auf drei Spinnendämonen: zwei werden erschlagen, der dritte kann fliehen. Hier finden die Helden zudem die angefressene Leiche eines einfach gekleideten Mannes – vermutlich das letzte Opfer der Spinnenfrau.
Beim weiteren Vordringen in den Berg stoßen die Helden auf eine leere Kerkerzelle und dann eine Abfallgrube, in der die Reste der Mahlzeiten der Spinnendämonen entsorgt wurden: ein widerliches Durcheinander von Tier- und Humanoiden-Knochen.
Ein schmaler Gang führt zu einem Ausgang, der hinter dem Wasserfall neben Kuraikos Anwesen endet. Den Spuren zufolge ist der dritte Spinnendämon über diesen Ausgang geflüchtet.
Bei der weiteren Untersuchung des unterirdischen Verstecks finden die Helden sodann eine Art ‚Trophäenkammer‘: an der Wand hängen der Panzer und das Schwertpaar eines Uome-Adligen sowie die Robe und Schwertlanze eines Kantioki-Mönches, schließlich das Schreibzeug (Tusche, Papier und Malpinsel) und einige Werke eines Kaligraphen – frühere Opfer der Spinnenfrau? Im Raum hängen an mehreren Stellen lange Seile von der Decke herab, die mit Krähenfüßen bestückt sind. Der Zweck dieses Arrangements ist unklar: dienten sie für Kampfübungen oder um Opfer der Spinnenfrau zu fixieren?
Außerdem befindet sich neben der Tür in den nächsten Raum ein schwarzer Metallgong (wie sich später herausstellt, aus Totenerz).
Als die Helden die Tür zum nächsten Raum öffnen, ertönt auf einmal der Gong. Die durchscheinende Gestalt eines halb skelettierten Mannes materialisiert sich, wird aber sofort wieder unsichtbar. Auf einmal beginnen die Seile mit den Krähenfüßen durch den Raum zu peitschen und verletzen Ren. Die Helden haben offenbar eine Falle ausgelöst. Während Ren und Hao – die keine geeigneten Waffen haben – in Deckung hechten, kappen Akira, Takur und Luo die Seile mit ihren Klingen. Der immer noch unsichtbare Geist greift erneut an, doch mit vereinten Kräften können die Helden ihn bezwingen.
In dem Raum, den der Geist bewacht hat, finden die Helden das Quartier der Spinnenfrau. Hier liegen zahlreiche Schriftstücke:
- Eine Reihe apokrypher religiöser Texte zur Spinnengöttin Gagamba als eine Art Fruchtbarkeitsgöttin. Der Dämon Kokumo, der im Tempel der Tausend Tore gefangen gehalten wurde, ist diesen Texten zufolge ihr Diener, dessen Verwüstungen Platz für neues Leben schafft.
- Ein Tagebuch Kuraikos, in dem sie über ihre Taten und Opfer berichtet. So erfahren die Helden, dass die Rüstung und Schwerter im Nachbarraum offenbar dem Adligen Uome Tojo gehörten, von dem Kuraiko wohl von Uome Tadashi und dem Tempel der tausend Tore erfahren hat.
Der Kantioki-Mönch, dessen Waffe und Robe Kuraiko aufbewahrt hat, stieß anscheinend bei seiner Jagd auf Ungeheuer auf Kuraiko, erkannte zu spät ihre wahre Natur und wurde von ihr getötet.
Die Kaligraphien stammen von einem Künstler, den Kuraiko gefangen nahm, zu ihrem Amüsement eine Weile behielt und später ermordete.
Offenbar hatte Kuraiko in den letzten Jahren zudem begonnen, den Dorfbewohnern ihre obskure Variante des Glaubens an die Spinnengöttin Gagamba nahezubringen.
- Ein unvollständiges Tagebuch der Hofdame Sakuma Hoshi, voller pikanter Geheimnisse, Intrigen und (mit recht expliziten Zeichnungen illustrierten) Affären. Ein Abgleich mit Kuraikos Tagebuch lässt zu dem Schluss kommen, dass die Spinnenfrau die Hofdame aushorchte, über sie an Uome Tojo herankam und Sakuma als potentielle Zeugin ermordete (indem sie es wie ein Selbstmord aussehen ließ).
In dem Raum bewahrt Kuraiko zudem auch den Schmuck der ermordeten Hofdame auf, sowie einige Geldvorräte und Kleider.
Die Helden bergen alles Wertvolle und kehren in das Dorf Nango zurück. Besonders auf Drängen von Hao und Akira werden die Dorfleute umfassend über die Missetaten ihrer ‚Wohltäterin‘ Kuraiko informiert. Akira – obwohl selber nicht mit allen Aspekten der kaiserlichen Politik restlos einverstanden – verbindet das mit einem flammenden Appell über die Weisheit der göttlichen Myuriko. Im Dorf erfahren die Helden auch, dass der unbekannte Tote in dem Versteck wohl ein vor einiger Zeit verschwundener Händler war. Wie erfolgreich die Appelle Haos und Akiras waren, bleibt abzuwarten. Der Dorfvorsteher bittet jedenfalls inständig, das Dorf nicht bei den Behörden zu sehr anzuschwärzen. Er hat Angst vor einer Überreaktion der fürstlichen Verwaltung.
Der Rückweg nach Miari verläuft ohne größere Probleme. Allerdings muss aufgrund eines durch Steinschlag verschütteten Wegabschnittes ein größerer Umweg gemacht werden, weshalb Miari erst in der Nacht erreicht wird. Nach einigem Hin und Her lassen die Wachen die Helden in die Stadt.
Am nächsten Tag beraten sich die Helden mit ihrem Bekannten Tadashi, wie man mit den Dokumenten verfahren soll. Letztendlich werden die Tagebücher an Uome Oichi weitergegeben und ihr auch die religiösen Schriftstücke vorgelegt. Auf Haos Drängen wird allerdings nahegelegt, diese (oder zumindest Abschriften) auch nach Zhoujiang zu schicken, um dort Unterstützung für die Instandsetzung des Tempels der Tausend Tore zu mobilisieren.
Uome Oichi sagt dies bereitwillig zu und gibt angesichts der Dokumente ihre bisherige Ablehnung vollständig auf. Später bittet sie Akira und Tadashi sogar feierlich um Vergebung für ihre Zweifel. Sie verspricht, dass die Sache direkt an die Fürstin gehen wird. Es soll eine richtige Expedition zum Tempel der Tausend Tore geschickt werden. Auch Haos Vorgesetze Mo Pai, die zu der nach Miari entsandten Gesandtschaft gehört, verspricht ihre Unterstützung. Allerdings ist sie der Meinung, dass das Ganze keine Sache für die Kirche des Affengottes. Sie verspricht aber, die Informationen gerne an andere Kirchen weitergeben – etwa an die Kirche der Fangschrecke, die ursprünglich für den Tempel der Tausend Tore (mit-)verantwortlich war.
Waffen und Rüstung von Uome Tojo gehen an dessen Familie, die Robe und Naginata des ermordeten Mönches an seinen Orden, und der Schmuck der von Kuraiko ermordeten Hofdame an deren Familie. Eigentlich hätte auch ihr brisantes Tagebuch an die Familie gehen sollen, aber dieser Einwand Haos kommt leider zu spät für Akira, der – voreilig – das Tagebuch mit all seinen Geheimnissen Uome Oichi ausgehändigt hat. Das Bargeld und der einfachere Schmuck Kuraikos und andere geringere Beutestücke stellen dennoch eine nicht zu verachtende Ausbeute dar – den Gong aus Totenerz behält Akira, der sich eine Rüstung aus dem Metall fertigen lassen will.
Zwei der Helden haben infolge des Abenteuers mit einer gewissen Glaubenskrise zu kämpfen: Luo, der die Spinnengöttin Gagamba als Hauptgöttin seiner Heimatprovinz eigentlich verehrt, sucht bei Hao religiösen Rat. Die Konfrontation mit der Spinnenfrau und ihrer Version des Gagamba-Glaubens hat ihn zutiefst verstört. Hao schildert die Vorzüge ihrer Gottheit im Vergleich zu der eigenbrötlerischen und geheimnisvollen Gagamba, will aber auch nicht gegen eine anerkannte Göttin predigen (sie ist sich sicher, dass Kuraiko nur Vertreterin einer irregeleiteten Splittergruppe war).
Akira hingegen hat ein schlechtes Gewissen wegen den heimlichen Zweifeln an Myuriko, die er bisher gehegt hat. Wenn die offensichtlich böse Spinnenfrau versucht hat, den Glauben an die Kaiserin zu unterminieren, ist das nicht ein Beweis für die Wichtigkeit und Richtigkeit des Glaubens an den Göttlichen Kranich? Außerdem treibt ihn um, dass in den Schriftstücken Kuraikos mehrmals der Kabila-Fluss erwähnt. An diesem Grenzfluss zwischen Kintai und Sadu liegen die Ländereien von Akiras Familie. Sein Vater wurde vor einigen Jahren von Rebellen ermordet, die aus dem zersplitterten Sadu über den Kabila nach Kintai vorstießen. Und es heißt, dass etliche Rebellengruppen in Sadu die Spinnengöttin Gagamba verehren…