Das vorweggeschickt:
wenn Systeme MIT dieser Mechanik gespielt werden, ist es in meiner bescheidenen Erfahrung so, dass unverhältnismäßig oft auf diesen Mechanismus gewürfelt wird. Teilweise für jeden Kleinscheiß, teilweise sind in vielen Abenteuern extrem viele Themen auf "Erkunden, Suchen, Finden, nicht überrascht werden" ausgelegt.
Das klingt für mich nach einem Spielleiter-Problem (und ist jetzt auch kein Problem, dass sich auf Wahrnehmung beschränkt - ich habe da Erfahrungen mit einigen DSA-SLs gemacht, die einen gefühlt fürs Kacken haben würfeln lassen) oder einem Abenteuer-Design-Problem (ganz besonders furchtbar finde da so Dinge wie "oh, du hast die Falle nicht endeckt, nimmt 15 Schaden -das ist vielleicht einmal okay, aber nicht wenn es in jedem zweiten Raum vorkommt).
Wahrnehmung sehe ich als zweiteilig, einmal, ob jemand überhaupt etwas mit den ihm zur Verfügung stehenden Sinnen erfassen kann, die andere Sache ist, ob er dann auch diesen Eindruck zu interpretieren weiß.
Die Fähigkeit, die wahrgenommene Information auch zu interpretieren, ist für mich
Bestandteil des Attributs Wahrnehmung (das gilt nur für Sinneseindrücke, nicht komplexe detektivische Schlusssfolgerungen aus diesen - das wäre dann eher Intelligenz, Auffassungsgabe, Cleverness, o.ä.).
Wenn ich z.B. etwas höre, aber nicht interpretieren kann
was ich da höre, nützt es mir in den meisten Fällen nicht,
dass ich es gehört habe.
Das wäre dann die klassische "ach, nur eine herumstreunende Katze"-Wache. Die hat die Wahrnehmungsprobe verkackt, unabhängig davon
ob sie den Spieler gehört hat.
Es gibt natürlich auch noch die Möglichkeit, Wahrnehmung gar nicht als "eigenes Ding" zu behandeln, sondern statt dessen als eine Funktion der jeweiligen "Fachfertigkeit" o.ä. zu betrachten. Heißt, wenn ich ein guter Kämpfer bin, kann ich eben Gegner und taktische Positionen auch besser einschätzen als ein Anfänger; bin ich ein geübter Schleicher und Spion, dann entdecke ich Kollegen und Schwächen in der Überwachung eines Ortes leichter; und kenne ich mich in der Wildnis aus, dann überrascht mich auch der Tiger im Gebüsch nicht mehr so schnell.
Das bekommt man doch auch ganz einfach hin, indem man das Attribut Wahrnehmung mit der entsprechenden Fertigkeit kombiniert (z.B. Taktik, Spionage oder Survival).
Wenn das Regelwerk diese Gleichung nicht völlig zu Gunsten des Attributs gewichtet (und vielleicht auch nicht gerade die Varianz eines W20 hat), dann passt das doch.
Der offensichtliche Vorteil dieses Ansatzes ist, daß es nicht mehr die eine "Wahrnehmung" gibt, die alles abfedern muß und deshalb ggf. nach Möglichkeit maximiert werden will. Der primäre Nachteil besteht dann darin, daß ich einen Charakter, der ausdrücklich eingeschränkte oder schärfere Sinne als üblich haben soll, auch nicht mehr über die eine bequeme Standardmeßlatte als solchen definieren kann, sondern das mit anderen Zusatzelementen machen muß (und sei's beispielsweise nur durch eine entsprechende Regel dafür, wann er Vor- oder Nachteil auf bestimmte Entdeckungswürfe -- immer noch an die relevante Expertenerfahrung geknüpft -- bekommt).
Naja, wenn ich wie oben beschrieben Wahrnehmung mit der entsprechenden Fertigkeit kombiniere und die Gleichung halbwegs ausbalanciert ist, dann macht es schon einen deutlichen Unterschied, ob der Charakter Wahrnehmung 3 oder 10 hat.