Autor Thema: Jenseits X-Card  (Gelesen 1631 mal)

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Offline Maarzan

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #25 am: 26.09.2025 | 21:47 »
Und das sind genau die Vögel denen man mit Werkzeugen der Marke "Nachfragen nach Gründen ist nicht Erlaub" zu viel Freiraum einräumt.

Die Diskussion um die X-Card ist meiner Erinnerung nach auch nicht an der Grundfunktion selbiger, sondern an der fundamentalistischen Umsetzung eben dieses "X-Card trumpft ohne Nachfrage und Widerspruchsmöglichkeit" eskaliert.

Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Hellcat

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #26 am: 26.09.2025 | 21:56 »
Ich nutze die x-Card regelmäßig auf Con-Runden, die Reaktion der Spieler war bisher allerdings immer ein "wofür brauchen wir denn das?" Somit hab ich mich auch nie mit weiteren Sicherheitsmechanismen auseinandergesetzt, denn der Bedarf daran scheint offenbar sehr gering zu sein.

Offline blackris

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #27 am: 26.09.2025 | 22:52 »
Klar, wenn man keine Runden findet weil sich kaum ein SL auf so ein Halligalli einlässt, kann man natürlich auch nicht mehr traumatisiert werden.

Allein in diesem Thread zeigt sich ja, dass das nicht stimmt.

Und das sind genau die Vögel denen man mit Werkzeugen der Marke "Nachfragen nach Gründen ist nicht Erlaub" zu viel Freiraum einräumt.

Ich frage mich wer sich sowas wie aus dem OP ERNSTHAFT als Spielleiter dauerhaft antut.
Vollkommen unabhängig von jedweden Sicherheitsgedanken glaube ich schlicht und ergreifend nicht, das ein Werkzeugsatz der beinhaltet dass jeder nach eigenem dafürhalten Szenen vor- und zurückdrehen kann, dauerhaft funktioniert. Das mag vielleicht für ein Videospiel angemessen sein, in einem Szenario wo da einer am sitzt der ggf. STUNDEN in das ausarbeiten einzelner Szenen investiert hat, ist das schon hart unverschämt den Tisch mit so Sperenzchen zu "beglücken" und alle anderen aus ihrer Immersion zu reissen weil "lol story, mach mal fast forward, will metzeln XD".

Gerade Script Change ist ein tool, was eine souveräne Spielleitung mit der Gruppe einsetzen kann, um das Spielerlebnis für alle zu verbessern. Das kann natürlich auch eingesetzt werden, um klare Regeln zu schaffen, wann z.B. dazwischengeredet wird.

In dem oben geschilderten hypothetischen Fall obliegt es der SL natürlich zu sagen: „Du missbrauchst das hier gerade, mach das noch mal und du kannst gehen“.  Ist das nicht offensichtlich?

Offline Darius der Duellant

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #28 am: Gestern um 01:30 »
Allein in diesem Thread zeigt sich ja, dass das nicht stimmt.

Wo denn?
Ich sehe hier nämlich nur Leute die davon berichten dass ihrer eigenen Erfahrung nach kaum Bedarf für eine NUTZUNG der x-Card besteht.
Über einen Erfahrungsbericht von jemandem der die Vorschläge aus dem OP-Link mal über ne Kampagne hinweg durchgezogen hat ohne sich verarscht zu fühlen warte ich noch.
Und vermutlich ewig, denn wie bereits erwähnt, ich glaube schlicht nicht dass irgend ein SL es dauerhaft mitmacht auf einen Videoabspieler reduziert zu werden.



Zitat



In dem oben geschilderten hypothetischen Fall obliegt es der SL natürlich zu sagen: „Du missbrauchst das hier gerade, mach das noch mal und du kannst gehen“.  Ist das nicht offensichtlich?

So überhaupt nicht.
Je nach verwendetem Sicherheitstool ist ja "keine Nachfragen erlaubt" teil des Mechanismus und dann verbietet sich eine solche Nachfrage.
Kann ja sein dass sich der Trigger des Spielers zwischen zwei Sitzungen verändert hat und falls ja (UND falls man diesen Kram für sinnvoll erachtet) ist eine entsprechende "warum" Frage dann im Bereich des unangebrachten.


Zitat
Gerade Script Change ist ein tool, was eine souveräne Spielleitung mit der Gruppe einsetzen kann, um das Spielerlebnis für alle zu verbessern. Das kann natürlich auch eingesetzt werden, um klare Regeln zu schaffen, wann z.B. dazwischengeredet wird.

Ich halte es für ein Werkzeug dass mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit den Gruppenmitgliedern auf den Zeiger geht im Vergleich zu denen wo es was bringen kann.
Ich halte aber auch ganz grundsätzlich nichts davon, mehrseitige Regeltraktate aufzusetzen, wenn sich die sinnvollen Teile davon auch mit "sei kein Arsch, mach den Mund auf wenn du ein Problem hast, hör zu wenn andere ein Problem haben" erreichen lassen.
Ein mehrseitiges Metaregelwerk dieser Art aufzusetzen kommt mir komplett absurd vor und für MICH PERSÖNLICH wäre das auch eine gewaltige rote Flagge wenn ein Spieler mit sowas ankommt.
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Offline Quaint

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #29 am: Gestern um 02:16 »
Also gegebenenfalls dieselbe Szene mehrfach spielen bis es allen passt reizt mich auch nicht sonderlich.
Ansonsten denke ich, wiewohl ich selbst ja bissle Safety Tools nutze, es gehört halt auch eine gewisse Robustheit zum Rollenspielen. Wer total labil ist und 1000 Sonderbedingungen braucht, der sollte das RPG *vielleicht* erstmal hintenan stellen. Denn so schön Lines und Veils sind, je komplexer die werden, desto höher ist die Chance, dass man mal was vergisst, und dann haste halt eventuell den Salat. Das ist dann meist weder für den Getriggerten schön, noch für denjenigen, der Line oder Veil verletzt hat.

Und klar, in einer idealen Welt müsste man da auch nicht drüber sprechen, sondern die entsprechende Rücksichtnahme wäre selbstverständlich. Aber gerade wenn man die Leute nicht kennt, lohnt es manchmal schon das eben 5 Minuten anzusprechen.
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Offline Torsten (Donnerhaus)

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #30 am: Gestern um 02:50 »
Der Begriff "Sicherheitstechniken" ist ja erst einmal eine Behauptung. Ein Kampfbegriff.
Damit es Sicherheitstechniken geben kann, muss es aber Gefahren, Risiken, Unsicherheiten geben.

Gibt es die denn? Und wenn ja, wie sehen die aus? Und können "Sicherheitstechniken" diesen vermeintlichen Gefahren überhaupt entgegenwirken?

Sind die wenigen "Sicherheitstechniken", die zu funktionieren scheinen, nicht einfach nur überpinselte Neubeschriftungen für Dinge, die mit der behaupteten Problematik gar nichts zu tun haben? Session Zero ist beispielsweise keine "Sicherheitstechnik". Das ist vorausschauendes Planen und miteinander Reden. Das haben wir schon in den 90ern gemacht, lange bevor irgendwer glaubte, es gäbe Gefahren, vor denen man sich schützen müsste. Sofern man nicht eine an die Wand gefahrene Kampagne als "Unsicherheit" bezeichnen will, die es zu vermeiden gilt.

Offline Quaint

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #31 am: Gestern um 03:02 »
Naja, erstochen wird man als Spieler nicht so leicht. Aber das dir Spielinhalte mitunter erstmal den Tag versauen (und ggf. zu Drama unter Spielern und auseinanderfallenden Runden führen), das sehe ich schon. Wurde ja teils auch schon geschildert hier im Thread. Und würde ich als Risiko einstufen.
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Offline Eleazar

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #32 am: Gestern um 10:12 »
Naja, erstochen wird man als Spieler nicht so leicht. Aber das dir Spielinhalte mitunter erstmal den Tag versauen (und ggf. zu Drama unter Spielern und auseinanderfallenden Runden führen), das sehe ich schon. Wurde ja teils auch schon geschildert hier im Thread. Und würde ich als Risiko einstufen.
Es gibt aber eine ganze Menge, was dir in regelmäßigen Runden den Tag versauen oder was Ärger mit den Mitspielern verursachen kann: Unpünktlichkeit, anderen die Chips wegfressen, mangelnde Aufmerksamkeit, sich ins Rampenlicht drängen, Taschenlampen fallen lassen, anderen den Spielstil aufdrängen, dumme Bemerkungen, Konflikte/Streite im Spiel und echten Leben vermischen ... ich  noch ewig so weitermachen.

Alle diese Faktoren "gefährden*" das Erlebnis eines netten, harmonischen Spielabends. Und nach meiner Erfahrung treten allein die genannten Faktoren öfter auf und wirken auf die Gruppe schwerer als das Risiko, durch einen Spielinhalt "getriggert" oder (re-)traumatisiert zu werden. - Ich setze getriggert mal in "...", weil der Begriff inzwischen umgangssprachlich so gern inflationär und im Prinzip verharmlosend oder übertrieben für einfache, negative Reaktionen auslösende Erlebnisse verwendet wird. (* Gefahr ist nun wirklich etwas anderes, als was einem im Kontext von PnP realistischerweise drohen kann. Ohne Licht mit dem Rad zum Rollenspiel zu fahren, wäre gefährlich)

Warum habe ich für den Rest denn dann keine Karten quer durchs Alphabet? Warum brauche ich ein "Sicherheitstool", wenn sich ja scheinbar landauf, landab so gut wie nie jemand im Rollenspiel unsicher fühlt? Warum mache ich eine Sache - Drama, Drama - kompliziert, die im Falle eines Falles ganz einfach mit einem "Stopp" und dann einer kurzen Erklärung - nicht Rechtfertigung - hervorragend bearbeitet und aus der Welt geschaffen werden kann?

Für mich ist das Ausdruck einer Geisteshaltung, in der ein unausgelastetes, aber hoch ausgeprägtes Problembewusstsein sich seine Sorgen und Nöte selber schafft, statt mal den Ball flach zu halten.

Natürlich gibt es potentiell Spielinhalte, die widerlich und belastend sein können. Deshalb suche ich mir die Leute aus, mit denen ich spielen will. Und wir trainieren uns und wir reflektieren, damit alle zu ihrem Recht kommen und wir uns mit unserem Spiel in einer habitablen Zone bewegen. Dabei hilft mir aber keine X-Karte und ein banger Blick, ob der Griff zur Karte oder doch nur wieder zu meinen, meinen, meinen Chips geht.

 

Offline Quaint

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #33 am: Gestern um 10:37 »
Na ich weiß nicht. Wenn es mehr als ein Problem gibt, kann man eins der Probleme halt doch angehen. Finde ich jetzt. Sowas wie Lines und Veils schadet ja nicht. Und die x Card wird vielleicht selten gebraucht, aber für den Fall der Fälle nen Rettungsanker zu haben schadet ja nicht, das ist so wie ich persönlich noch nie nen Notarzt hab rufen müssen, aber deswegen würde ich Notärzte nicht wegrationalisieren wollen.
Und Ball flach halten wird ja an sich auch gemacht. Safety tools sind so 5 minuten bei einem Rekrutierungsgespräch, neben ganz ganz viel anderem Zeug. Zumindest bei mir ist das nicht im Vordergrund. Ich mein hier im Thread schon, weil es da halt darum geht, aber in meinen Sessions ist das nicht prominent.

Aber klar, man kann sich sicherlich auch anders behelfen und mal besser, mal schlechter die Runde zusammenhalten. Ich find es aber etwas schade, dass sich da so aufgeregt wird.
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Offline Ludovico

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #34 am: Gestern um 10:56 »
Aus meiner Sicht ist die mit Abstand wichtigste Sicherheitstechnik die Session 0, bei der man die Spieler kennenlernt und über Spielinhalte redet inkl. dessen, was nicht vorkommt. Prävention ist sowieso immer besser.
Weiterhin sind Feedback-Runden auch wichtig. Wir setzen auf Stars and Wishes, was sehr gut funktioniert.

Die X-Card halte ich für sehr überbewertet und für mich untauglich, weil ja gerade nicht klar ist, was sie ausgelöst hat. Da halte ich es wie Darius: Wenn einem was nicht schmeckt, mach den Mund auf.

Und wie Quaint sagt, Szenen zu spielen, bis es allen passt, wird bei mir auch nicht stattfinden.

Allerdings spiele ich Tischrunden mit bekannten Gesichtern.
Wie die Dynamik bei Online-Runden ist, kann ich nicht sagen. Es sind halt komplett andere Spielweisen.
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Offline Boba Fett

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #35 am: Gestern um 11:02 »
Ich habe zwei einhalb Spielrunden mit einer eher konstanten Besetzung (also viele Überschneidungen) und wir haben eigentlich immer eine ewige Lines and Veils Liste, die auch recht konstant bleibt. Ich hab mal die X-Card angesprochen, aber der Konsens war, dass das nicht gebraucht wird.
Nun kennen sich die Spieler*Innen alle gut, sind befreundet und würden sich auch gegenseitig "stützen", wenn irgendwas triggert.

Eine Spielerin hat in den letzten 2-3 Jahren in kurzer Abfolge Mutter und Bruder verloren, inklusive stetig schlechter werdende Krankheitssituation und natürlich ist das für den Spielleiter irgendwo ein NoGo, dass man sowas dann nicht als Schicksal für den SC oder nahestehenden NSC aussucht.
Und bevor jetzt die Frage kommt, wo sowas vorkommen kann:
In der Kampagne "Fluch des Scharlachroten Thrones" kommt eine Stadt in eine Epidemie, wo viele dahinsiechen und sterben. Und das "Vampir sucht nachts einen Angehörigen heim, dessen Gesundheitszustand dann immer schlechter wird, bis der NSC verstirbt (und selbst Vampir wird)" ist auch so ein klassisches Klischee, was seit Dracula immer wieder aufgewärmt wird. Und auch das kann einen dann mächtig fertig machen.

Also, keine X Card aber Lines & Veils aus dem langen Freundschaftsverhältnis heraus. Und empathische Umgang mit den Dingen, die die Leute am Tisch in letzter Zeit berührt haben.

Ich würde die X-Card aber nicht abtun - auf Cons oder Treffen, wo sich die Leute nicht kennen, aber auch nicht genug Zeit ist, um alle wenns und abers zu besprechen (und man vielleicht auch nicht sofort alle Dinge publizieren möchte, die einen emotional triggern können) halte ich das für ein gutes Werkzeug.
Insbesondere, weil es Rollenspiele gibt, die sich wirklich grenzwertigen Themen widmen. KULT möchte ich da mal nennen, oder Unknown Armies. Und wie oben schon beschrieben, muss es gar nicht gleich das "wir loten mal die Abgründe der Seele Rollenspiel aus" sein. Selbst heroic Fantasy wie Pathfinder kann in einem Abenteuerpfad die Leute unversehens triggern.
Im übrigen hat man die Ursachen für solche lauernden Trigger manchmal auch verdrängt und vergessen - was nicht bedeutet, dass der Trigger nicht trotzdem ausgelöst werden kann. Auch deswegen sollte man nicht nur seine Grenzen absprechen, sondern eben auch wahrnehmen, ob es allen im gemeinsamen Spiel gut geht. 

Rollenspiel ist ein Spiel und soll unterhalten - das Spielen entbindet aber nicht von Verantwortungen gegenüber den Mitspielenden...

Und Lebenssituationen ändern sich - so wie oben beschrieben.
Folter (im Spiel beschrieben oder von SC ausgeübt), Gewalt gegen Schwache/Wehrlose haben mich wären für mich immer schon ein NoGo gewesen. Und da gab es in den letzten 40 Jahren auch immer mal Spielsituationen, wo Spieler auf ein "du kannst doch nicht..." in völligem Unverständnis mit "...wieso?" geantwortet haben. Das hat meistens die Spielsitzung beendet, weil entweder Leute anfingen zu streiten oder Charaktere PvP starteten. Auch deswegen: Grenzen sollte man vorher absprechen!

Seit dem ich Vater bin, ist die Empfindlichkeit bzgl. Gewalt gegen Kinder (und Frauen) noch mal ganz extrem gestiegen - und das auch mehr, als ich mir selbst diagnostiziert hätte.
In der TV Serie Hill House gibt es eine Szene, wo ein Kind im Bett liegt, Angst hat und ein "Monster" hinter dem Rücken lauert. Das ist ganz am Anfang der Serie (erste Folge?) und das hat dann dazu geführt, dass ich den Rest dieser Serie niemals weiter gucken werde. Im Vorfeld hätte ich das aber niemals erwartet und mit "Quatsch!" abgetan - und früher hätte es mich auch nicht getriggert. Mir hat es gezeigt, dass es eben sehr wohl unvorhersehbar von "wohlig schauernd" ganz schnell zu "unerträglich" gehen kann (und "unangenehm" überspringt) - da reicht ein einzelnes Bild im eigenen Kopfkino.

Und deswegen ein klares JA zu solchen Sicherheitswerkzeugen und auch zu entsprechender Sensibilität (aller) am Spieltisch.
Und sucht Euch Leute, die Lust zu dem Content haben, und sich sicher sind, dass sie die gesteckten Grenzen aushalten, wenn der Inhalt grenzwertig sein kann.
besser is das!
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Offline unicum

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #36 am: Gestern um 11:11 »
Der Begriff "Sicherheitstechniken" ist ja erst einmal eine Behauptung. Ein Kampfbegriff.
Damit es Sicherheitstechniken geben kann, muss es aber Gefahren, Risiken, Unsicherheiten geben.

Gibt es die denn? Und wenn ja, wie sehen die aus? Und können "Sicherheitstechniken" diesen vermeintlichen Gefahren überhaupt entgegenwirken?

Sind die wenigen "Sicherheitstechniken", die zu funktionieren scheinen, nicht einfach nur überpinselte Neubeschriftungen für Dinge, die mit der behaupteten Problematik gar nichts zu tun haben? Session Zero ist beispielsweise keine "Sicherheitstechnik". Das ist vorausschauendes Planen und miteinander Reden. Das haben wir schon in den 90ern gemacht, lange bevor irgendwer glaubte, es gäbe Gefahren, vor denen man sich schützen müsste. Sofern man nicht eine an die Wand gefahrene Kampagne als "Unsicherheit" bezeichnen will, die es zu vermeiden gilt.

Ich sehe darin nun nicht unbedingt ein kampfbegriff. Ich mein ich kenne den auch aus der Arbeitswelt.

Gefahren und Risiken gibt es auch schon irgendwie. Ich kenne mitlerweile einige die psycische Probleme haben und eben auch Rollenspiel machen - alles kein Problem ausser,... unsere Arachnophobikerin (zumindes vor ihrer desensibilisiering). Die ging scho aus dem Zimmer wenn der SL spinnenweben erwähnte.

Ja das ganze hier ist schon irgendwie "alter Wein in neuen Schläuchen" aber Session Zero war eben auch schon immer irgendwie sowas - also auch im lezten Jarhrtausend wo das noch nicht mal Session Zero hies sondern "Wir treffen uns und machen für die nächsten kampange Spielfiguren zusammen,...."

Liegt vieleicht auch daran das es mittlerweile sehr viel mehr Rollenspieler gibt als zu den Anfangszeiten. Dann gibt es eben auch mehr mit psycischen Problemen - da ist dann vieleicht die Frage ob es gut für solchen Menschen ist - oder nicht, das sollten die aber mit einer professionellen Beratung ausmachen, und nicht die Verantwortung auf einen Laien wie SLs sie oft genug sind (okay ich kenn auch einen Psycologen der SL macht,...) abdrückt.

Und ja ich kenn zwei aus dem Rollenspielbereich die selbstmord begangen haben (Ich hab hier den ältesten Rollenspielverein in der nähe, mein bekanntenkreis ist also dementsprechen groß). Zieht unser Hobby solche Leute an? denn wenn ich meinen Bekanntenkreis ausserhalb des Rollenspielbereiches sehe ist es nur eine Person. Aber ja ich bin da sicherlich in einer Blase, das ist mir schon bewusst.

Mag aus sein das in Zeiten der Wokeness (das sehe ich durchaus eher als Kampfbegriff) es mehr eingefordert wird rücksicht (Rücksicht ist hingegen kein Kampfbegriff) zu nehmen. Aber auch hier sage ich mir das es Grenzen gibt in der Art und Weise wie Rücksicht eingefordert (etwas einfordern kann beigeordnet zu einem Kampfbegriff sein) wird. Das kann eben auch mal dazu fürhen das man, so man gewisse Probleme hat, eben in einer Gruppe besser nicht mitspielt. Die entscheidung dazu liegt bei der jeweiligen Person, aber sie muss eben auch das komunizieren wo sie probleme sieht und eben ggf. Fragen und dann eben auch akzeptieren das es vieleicht nicht passt. Wenn ich dann aber wieder komme und sage "Ihr schliesst mich aus!" sind wir bei wirklichen Kämpfen. Denn ja, es ist ein Ausschluss, klar - aber auf der anderen Stelle wenn man damit verhindert das andere Spass haben sehe ich das ... sehr skeptisch.

An der Stelle sei gesagt das ich auch schon aus gruppen ausgestiegen bin und es auch schon leuten nahelegte zu gehen, lange bevor es Begriffe wie Wokeness gab. Es klappt eben nicht immer mit Spielern. Ich denke das ist etwas das man immer wissen sollte. kennt ihr noch den Spruch "Spiel nicht mit Arschlöchern?"

Offline Smoothie

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #37 am: Gestern um 12:06 »
Ich finde diese "Wer Rollenspiel spielt, muss schon hart sein und was aushalten" Attitüde hier im allgemeinen ein bisschen lustig...

Grundsätzlich finde ich Sicherheitstechniken wichtig. Persönlich hab ich allerdings mehr Erinnerungen an Szenen, die schon lange her sind, wo ich mir im Nachhinein gewünscht hätte, dass wir damals schon Sicherheitstechniken gekannt hätten. Da gabs einfach blöde Sachen.
Heutzutage bin ich recht erwachsen und kann meine Grenzen meist! auch ohne formelle Regeln gut formulieren. Aber manchmal auch nicht.

Und deswegen spiele ich gerne mit Sicherheitstechniken, einfach weil schon das Einsetzen solcher mir zeigt, dass ich an einem Tisch spiele, der sich Gedanken um ein gutes Miteinander macht. Gilt andersrum auch, würde mit mir unbekannten SL nicht spielen, wenn sie das nicht ansprechen.

Dieses Spiel nicht mit Arschlöchern ist zwar völlig richtig, geht aber ein bisschen am Thema vorbei. Oftmals sind die unangenehmen Themen die aufkommen ja keine Absicht.
Klar gibt es Rassismus und Sexismus und und anderes, das kann man benennen und dann aber meist gehen/die Person rausschmeissen, siehe Spiel nicht mit Arschlöchern.

Manchmal sind es aber Sachen, die erst im persönlichen Kontext schlimm werden.
Einer meiner besten Freunde ist vor ein paar Jahren an einem Herzinfarkt gestorben und ich kam danach nicht gut auf Herzinfarkte/Herztode im Rollenspiel klar. Wobei das kein im allgemeinen zu bannendes Thema ist, aber im konkreten, hatte ich schlicht keinen Spass/musste dann manchmal heulen. Also nix was in einer Rollenspielsession wünschenswert wäre. Und da war in unbekannten Runden einfacher mit Tools. Dann mußte ich nix erklären, was auch einfach dazu geführt hätte, dass ich geheult hätte/die Session für mich vorbei gewesen wäre.

Oder eine Spur harmloser. Nachdem unser Hund eingeschläfert worden war (schwarzer Labrador Mischling), kam es in einer Vampiresession zu einer Szene, wo die SL beschrieb, wie mein SC in einer Frenzy einen Hund aussaugte und den toten leergesaugten Körper beschrieb.
Auch kein im allgemeinen zu bannendes Thema, aber ich wollte mir das jetzt auch nicht allzu dolle  vorstellen, wo ich die Bilder unserer sterbenden Hündin nach der Spritze noch sehr gut im Kopf hatte ich hab gesagt X-Card um klar zu machen, dass ich jetzt nicht ingame rede, sagte, können wir einfach vorspulen, und dann haben wir in einer anderen Szene weitergespielt.
Und hatten noch ne schöne Session.

Und für sowas sind Sicherheitstechniken wirklich toll und nein, das haben zumindest wir (in meinen schon auch vielen Gruppen) nicht immer schon so gemacht.
Inzwischen bin ich geneigt zu glauben, dass an der DnD Satanic Panic in den 80ern was dran war. Allein, es waren nicht die Inhalte. Es waren die Regeln, die aus der Hölle kommen...

Offline Boba Fett

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #38 am: Gestern um 12:26 »
@unicum:
Ich glaube nicht, dass es irgendwelchen Kampfbegriffen liegt, dass sich heute mehr mit Vor- und Rücksicht, die man nehmen kann und sollte, beschäftigt wird.
Das liegt einfach daran, dass wir heute 40+ Jahre Erfahrung im deutschsprachigen Rollenspiel haben und sich Leute einfach daran erinnern können, wie es blöd gelaufen ist.
Mitte der 80er waren alle unerfahrene Newbies, die meisten in einem Alter, wo man eine eher egozentrisches Wahrnehmung besaß, so dass Rücksicht weniger relevant war.
Dazu kam auch eine über lange Zeit anhaltender Missionierungsdrang des "das hier ist der heiße Scheiß und wenn du das nicht erkennst, hast Du keine Ahnung".
Sehr vieles davon ist heute einfach entspannter und gelassener und sehr viele Erlebnisse führen eben zu dem Schluss, dass man bestimmte Erlebnisse nicht wiederholen möchte und zu der Frage, welche Möglichkeiten es gibt, das zu erreichen.

Ich mag den Begriff "Sicherheitstechnik" im Rollenspiel nicht. Zum einen, weil dieser vorgaukelt, bestimmte Mechaniken würden Sicherheit vor etwas garantieren (und das stimmt einfach nicht. Shit happens trotzdem) und zum anderen, weil dieser vorgaukelt, Rollenspiel wäre eine stark risikobehaftete Tätigkeit. Und das stimmt ebenso wenig.
Wenn ich als Handwerker Holz mit einer Kreissäge säge, kann ich mir die Finger oder noch mehr absägen. Als Elektriker kann ich tödliche Stromstöße bekommen. Und auch das sind keine stark risikobehafteten Tätigkeiten - in solchen Fällen muss man natürlich wissen, was man macht, wo Gefahren lauern und wie da einem Unfall vorzubeugen ist.
Als Rollenspieler spiele ich vor allem erst einmal ein Spiel, möchte unterhalten werden und am Ende ein positives Erlebnis mitnehmen. Was hier "Sicherheitstechnik" benannt wird, ist ein Werkzeug, die das Risiko vermindern soll, dass jemand am Tisch am Ende des Spiels ein negatives Erlebnis mitnimmt. Es soll Frustration oder weitaus negativere Emotionen oder Spielerfahrungen vermeiden.

Warum störe ich mich an diesem Begriff? Weil in der aktuellen Moderne mit solchen Begriffen die Erwartungshaltung geweckt wird, dass man eine Garantie oder einen Anspruch auf eine 100%ige "Sicherheit" vor etwas hat. Und genau das ist nicht der Fall. Es führt aber sehr schnell zu einer Verdrehung der Verantwortlichkeiten - der Spielleitung hat die 100%ige Sicherheit zu gewährleisten, sonst ...
Und genau das sehe ich eben nicht. Ist eine gesunde Vorbereitung oder ein Vorabgespräch (Session 0) überflüssig? Natürlich nicht. Aber genau wie klar sein sollte, dass jeder am Tisch Verantwortungen übernimmt, muss klar sein, dass es eben keine Sicherheitsgarantien gibt. Auch heute noch sägen sich Leute in die Finger oder bekommen Stromstöße - und das trotz Unfallverhütungsvorschriften, die genau das eigentlich garantiert verhindern sollen - shit happens trotzdem!
Und genau wie in der "unerfahrenen" Zeit viel zu viele mögliche Risiken einfach ignoriert haben, mangels Erfahrung, mangels Verantwortungsbewusstsein oder schlicht aus Egoismen, müssen wir uns heute bewusst machen, dass es keine Garantien gibt.
Die Mechanismen sind deswegen nicht schlechter - nur packen Sie dich nicht in Watte. Die Bezeichnung der Mechanismen wecken aber viel zu oft die Vorstellung, dass sie das tun würden.
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Offline Haukrinn

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #39 am: Gestern um 12:48 »
Ich bin da echt zwiegespalten. Ich hab meist ne X-Card dabei und erkläre auch wie die funktioniert, im Einsatz gesehen habe ich aber erst einmal, obwohl das Ding jetzt auch gut 20 Jahre alt ist. (Und ich glaube nicht, dass das an der mangelnden Verbreitung liegt - Sicherheitsmechanismen werden mittlerweile vom Großteil neu erscheinender Spiele thematisiert, und das ist auch gut so).

Viel wichtiger finde ich die Kommunikation vorab. Einerseits in Session 0, wenn man denn in einer festen Gruppe spielt, aber auch in Rundenankündigungen und -einleitungen auf Cons und ähnlichem. Darüber zu reden, was wahrscheinlich vorkommen wird und wie man das behandeln soll, finde ich durchaus angebracht und weh tut das auch erst mal niemandem. (Nur bitte nennt das nicht Triggerwarnung, das ist wieder total drüber)

Am wichtigsten finde ich aber Empathie und Mitgefühl am Spieltisch. Mir (und ich bin Autist) ist das ein absolutes Rätsel, wie man nicht mitbekommen kann, wie es anderen am Spieltisch geht. Ja, manche Menschen sind nicht so empathisch, aber die können dann zwischendurch auch mal fragen. Wenn da etwas in die falsche Richtung läuft, dann sollte man das merken können. Und mit man meine ich alle Spielenden (oft wird sowas ja auch gerne der Spielleitung angehangen). Und da sehe ich auch das Problem mit der X-Card oder auch mit expliziten Äußerungen. Bis die Hürde überwunden ist, sowas zu nutzen, ist es meist schon zu spät.

Ich möchte, dass mein Spieltisch ein safe space für alle ist (erst recht wenn es um Spiele mit hartem Tobak geht), die daran sitzen. Und daran müssen alle arbeiten. Tools nehmen einem das nicht ab.
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Offline Zed

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #40 am: Gestern um 13:01 »
Mal kurz einen Schritt zurück:

Das Tanelorn hat auch Highlight-Diskussionen wie diese hier: differenziert, abwägend, konstruktiv.

Danke für den tollen Input.

(Weil häufig ja nur aufdie entgleisenden Diskussionen hingewiesen wird.)

Offline flaschengeist

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #41 am: Gestern um 13:01 »
Oder eine Spur harmloser. Nachdem unser Hund eingeschläfert worden war (schwarzer Labrador Mischling), kam es in einer Vampiresession zu einer Szene, wo die SL beschrieb, wie mein SC in einer Frenzy einen Hund aussaugte und den toten leergesaugten Körper beschrieb.
Auch kein im allgemeinen zu bannendes Thema, aber ich wollte mir das jetzt auch nicht allzu dolle  vorstellen, wo ich die Bilder unserer sterbenden Hündin nach der Spritze noch sehr gut im Kopf hatte ich hab gesagt X-Card um klar zu machen, dass ich jetzt nicht ingame rede, sagte, können wir einfach vorspulen, und dann haben wir in einer anderen Szene weitergespielt.
Und hatten noch ne schöne Session.

Sehr anschaulich, danke für die konkreten Beispiele. Mir ging beim Lesen folgender Gedanke durch den Kopf:
Du Funktion der X-Card ist ja (auch), etwas aus dem Spiel zu nehmen ohne den Grund dafür nennen zu müssen. Gedacht ist das "nicht erklären müssen" als Schutz. Aber hat es nicht auch die Nebenwirkung, dass ich mich so der Erfahrung beraube, von meinen Mitspielern Zuwendung und Mitgefühl zu erfahren? Denn wenn wir Gründe kennen, fällt es vielen bei den meisten Gründen leicht genug, Empathie zu zeigen.
Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern dann, wenn man nichts mehr weglassen kann (frei nach Antoine de Saint-Exupéry). Ein Satz, der auch für Rollenspielentwickler hilfreich ist :).
Hier findet ihr mein mittel-crunchiges Rollenspiel-Baby, das nach dieser Philosophie entstanden ist, zum kostenfreien Download: https://duodecem.de/download

Offline Haukrinn

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #42 am: Gestern um 13:20 »
Sehr anschaulich, danke für die konkreten Beispiele. Mir ging beim Lesen folgender Gedanke durch den Kopf:
Du Funktion der X-Card ist ja (auch), etwas aus dem Spiel zu nehmen ohne den Grund dafür nennen zu müssen. Gedacht ist das "nicht erklären müssen" als Schutz. Aber hat es nicht auch die Nebenwirkung, dass ich mich so der Erfahrung beraube, von meinen Mitspielern Zuwendung und Mitgefühl zu erfahren? Denn wenn wir Gründe kennen, fällt es vielen bei den meisten Gründen leicht genug, Empathie zu zeigen.

Vielleicht willst du dich aber in deiner hart erkämpften Freizeit mit Freunden nicht auch noch mit deinen Traumata auseinander setzen müssen? Es steht doch auch beim Einsatz der X-Card jedem frei, sich zu äußern und vielleicht auch das Spiel zu unterbrechen. Das Ding ist doch eher die Notbremse, wenn genau das (auch welchen Gründen auch immer) nicht möglich ist.
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Offline Smoothie

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #43 am: Gestern um 13:29 »
genau. Klar hätte ich an der Stelle das auch erklären können und hab in einem Umfeld gespielt, wo Leute dann sicherlich nett und mitfühlend mit mir umgegangen wären.

Aber ich wollte halt eigentlich gerne Vampire spielen und Spass haben...
Inzwischen bin ich geneigt zu glauben, dass an der DnD Satanic Panic in den 80ern was dran war. Allein, es waren nicht die Inhalte. Es waren die Regeln, die aus der Hölle kommen...

Offline Alexandro

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #44 am: Gestern um 14:16 »
Sehr anschaulich, danke für die konkreten Beispiele. Mir ging beim Lesen folgender Gedanke durch den Kopf:
Du Funktion der X-Card ist ja (auch), etwas aus dem Spiel zu nehmen ohne den Grund dafür nennen zu müssen. Gedacht ist das "nicht erklären müssen" als Schutz. Aber hat es nicht auch die Nebenwirkung, dass ich mich so der Erfahrung beraube, von meinen Mitspielern Zuwendung und Mitgefühl zu erfahren? Denn wenn wir Gründe kennen, fällt es vielen bei den meisten Gründen leicht genug, Empathie zu zeigen.

Ja, das setzt aber auch natürlich voraus, dass die Mitspielenden in der Lage sind Verständnis aufzubringen.
Ich hatte mal einen Fall, wo eine Mitspielerin gesagt hat, dass sie eine Szene nicht so gut fand, weil ein NSC "Mansplaining" betrieben hat, und sie sich damit auf der Arbeit schon genug auseinandersetzen muss, das wollte sie nicht auch noch im Rollenspiel. Daraufhin hat (bevor ich überhaupt antworten konnte) ein anderer Mitspieler angefangen ihr zu erklären, warum das ja gar kein Mansplaining wäre, weil... (hier mansplaining der Mansplaining-Definition einfügen).
War in dem Fall nach der Runde, und auf einer Con mit unbekannten Mitspielenden, wäre das in der Runde passiert, dann wäre das ein klarer Fall für "X-Card, und weiter im Text".

Generell finde ich Safety Tools gut, unabhängig wie sie beschaffen sind gut - zumindest sollte man sich darüber etwas Gedanken machen (nein, "Wir treffen uns zum Charakterbauen" ist nicht dasselbe wie "Session 0"), unabhängig davon ob man jetzt ein konkretes Tool für geeignet erachtet oder nicht.
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Offline Darius der Duellant

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #45 am: Gestern um 14:22 »
Ah, wieder ein Beispiel dafür warum ich keinen Bock auf xcard proponenten am Tisch haben mag.
Wenn sich die Nutzung auf Politikscheisse ausdehnt weiß ich schon wieder direkt warum ich sowas am Tisch nicht will.
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Offline First Orko

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #46 am: Gestern um 14:30 »
"sei kein Arsch, mach den Mund auf wenn du ein Problem hast, hör zu wenn andere ein Problem haben"
Tja. Wenn zwischenmenschliche Situationen immer so schön klar eindeutig und eindimensional wären.
Die Realität sieht aber anders aus, und so ist man auch mal plötzlich der Arsch, wenn man eine Situation die ganz klar scheiße für ein Mitspieler war, anspricht - mir genauso passiert. Einer der Akteure war Partner der SL und hat mit Mitspieler einen dritten Mitspieler quasi ingame "gebullied" auf ner Weise, das der Betroffenen schon Tränen in den Augen standen. Habs zweimal 'durch die Blume' ingame versucht und dann ne klare Am Tisch-Ansage gemacht.
Boah war die Stimmung dann gut...
Da hättest die Luft schneiden können.
Brauchten locker 30 min Unterbrechung weil die zwei Divas mit der Ansage nicht umgehen konnten.

Hätte mir da sehe ne X-Card gewünscht, rückblickend. Und wenn nur, um solche Knalltüten rauszufiltern durch die Vorstellung der XCard.
It's repetitive.
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Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Offline Darius der Duellant

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #47 am: Gestern um 14:34 »
Als ob bei solchen Leute irgendwas anderes als ne Klare Ansage helfen würde...
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Offline Alexandro

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #48 am: Gestern um 14:37 »
Zitat
Ah, wieder ein Beispiel dafür warum ich keinen Bock auf xcard proponenten am Tisch haben mag.
Wenn sich die Nutzung auf Politikscheisse ausdehnt weiß ich schon wieder direkt warum ich sowas am Tisch nicht will.

Um es klarzustellen: die Spielerin hat die X-Card nicht benutzt (auch wenn es durchaus angemessen gewesen wäre: der NSC hat definitiv aggressives Mansplaining betrieben, und das war von mir auch beabsichtigt, um ihn im Spiel als Antagonisten zu charakterisieren), sie hat es lediglich hinterher angesprochen, dass sie es (aus verständlichen Gründen) etwas genervt hat.
Das rauszunehmen wäre kein Problem gewesen, egal was der "ich erklär dir jetzt mal Mansplaining"-Dummdödel gesagt hätte.
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Offline ComStar

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Re: Jenseits X-Card
« Antwort #49 am: Gestern um 14:37 »
Ah, wieder ein Beispiel dafür warum ich keinen Bock auf xcard proponenten am Tisch haben mag.
Wenn sich die Nutzung auf Politikscheisse ausdehnt weiß ich schon wieder direkt warum ich sowas am Tisch nicht will.

Von Mansplaining genervt zu sein ist politisch? 🤯