Savety Tools im Pen & Paper, wie insbesondere die X-Card, halte ich nicht nur für nutzlos, sondern auch für schädlich.
Die X-Card ist nutzlos, weil sie die Exposition mit dem Trigger nicht verhindern kann. Das kann nur ein klärendes Gespräch im Vorfeld erfüllen, welches mit allen Spielteilnehmer erfolgen muss. Denn wenn nur der SL informiert ist, kann ein Spieler den Trigger unwissend ins Spiel bringen. Nun kann die X-Card zwar die Fortführung des Triggers bremsen aber nicht verhindern, denn der Getriggerte kann die Exposition nicht aus seinem Gedächtnis löschen. Sie ist für ihn passiert und er bleibt mit allen Nachteilen getriggert. Auch wenn alle sagen "Ereignis X ist im Spiel nie passiert." ist es ja dennoch am Spieltisch geschehen.
Wenn die X-Card wenigstens unschädlich wäre, könnte man das noch als "es hilft zwar nicht, es schadet aber auch nicht..." Argument anbringen. Aber leider ist sie schädlich, weil derjenige der sie auslöst in diesem Moment unglaublich viel privates über sich preisgibt, oder wenigstens Spekulationen darüber auslöst. Diese Informationen sind hochprivat und man lässt schon innerhalb der Gruppe "die Hosen runter", doch sie können die Gruppe auch leicht verlassen und sich im Umfeld verbreiten. In einem Umfeld in dem die Leute immer wieder zusammenkommen (z.B. private Runde oder Rollenspielverein) kann das negative Folgen haben, wenn Menschen wissen, welche Knöpfe sie bei anderen drücken können. Auch beim Spiel mit wildfremden Leuten, typischerweise auf einer Con, kann sich das negativ auswirken, wenn jemand z.B. auf dem Flur von der Runde erzählt, wo "der und der" in der einen Runde zu diesem Ereignis die X-Card ausgelöst, "der" muss wohl "diese und diese" Probelme haben. Trigger sind wie gesagt hochprivat und bereits die Herstellung eines Eindruckes kann schnell schädlich werden, weil andere davon erfahren haben. Gefährlich wird es sogar wenn die falschen Personen davon erfahren.
Gefährlich kann es auch werden, wenn die X-Card aufgezwungen wird. So gibt es Cons auf denen die X-Card verpflichtend auf dem Tisch liegt. "Es muss sie niemand auslösen", ist in meinen Augen kein valides Argument, weil es immer jemanden gibt, der sich der Risiken in dem Moment nicht bewußt ist und auf die Karte tippt. Da ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Selbst für den SL der über die Risiken zum Rundenbeginn aufklärt, kann sich das negativ auswirken, weil manche das als eine Handlung sehen, die sich "gegen den Willen der Con-Betreiber" richtet.
Mit Trigger umzugehen erfordert eine gewisse Eigenverantwortung desjenigen der sie hat. Darius hat schon recht, wenn er schreibt, dass persönliche Probleme nicht die Probleme der Gruppe sind, die bloß spielen will. Das ist hart, das verstehe ich, aber es stimmt. Wenn man mit erzählter Gewalt nicht zurecht kommt, ist das zwar okay, aber man sollte dann besser kein D&D spielen. Wenn einen erzählter Mißbrauch triggert, sollte man die Finger von Vampire lassen usw. Die X-Card wäre sowieso nutzlos, weil sie einen nicht vor der Exposition schützt. Die einzige Handlung die hilft, ist das klärende Gespräch im Vorfeld oder am Anfang. Doch auch damit gibt man seine Triggerthemen preis.