Autor Thema: Coffee&Cigarettes  (Gelesen 831 mal)

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wjassula

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Coffee&Cigarettes
« am: 5.09.2004 | 21:58 »
In dem Film geht es 96 Minuten lang darum, dass Leute an einem Tisch sitzen, sich unterhalten -oder auch nicht- und dabei Zigaretten rauchen.

In den Unterhaltungen geht es um Musiker, die auch Ärzte sind, Cousinen und Zwillinge und sonstige Verwandschaftsgrade.
Und Teslageneratoren.

Jedenfalls sind das die Themen, die immer wieder auftauchen.

Manchmal treffen sich auch nur zwei, und der eine versucht den anderen davon zu überzeugen, dass er kein Problem habe, was der ihm wiederum nicht glaubt. Das ist die ganze Episode.

Oder eine gefährlich schöne Frau sitzt in einem Diner und raunzt den Kellner an, weil er Kafe nachgegossen hat, und so die perfekte Mischung verdorben hat. Dann sieht man, dass sie in einem Waffenkatalog blättert.

Sorry wegen des Spoilers.

Aber das war auch schon wieder die ganze Episode.

Die etwa 5 Minuten dauert.

Nee, es passiert sonst wirklich nix in der Episode.

Doch, natürlich passiert andauernd noch viel, viel mehr, aber das kann man nicht beschreiben, dass muss man sich angucken.

Regisseur Jim Jarmusch ("Night on Earth") lässt Stars aus Musik und Film aufmarschieren und inszeniert kurze, jeweils 3 bis 10 Minuten lange Episoden, die nur lose durch immer wiederkehrende Themen verbunden sind. Dabei balanciert er ständig zwischen absurder Komik, coolen Sprüchen, Traurigkeit, Schweigen und Hä-was-soll-das-denn-jetzt.

Mit dabei sind Iggy Pop, Tom Waits, RZA&GZA vom Wu-Tang-Clan, Roberto Begnini, The Wite Stripes, Cate Blanchett, Bill Murray und viele andere.

Man muss schon in der richtigen Stimmung für diesen Film sein. Am besten sollte man sich wohl in etwa so fühlen, wie die Leute im Film, irgendwie nix besonderes vor, nix erwartend, vielleicht noch n Kaffee bestellen, so in der Richtung. Das Eintrittsgeld sollte man übrig haben und nicht lange drüber nachdenken müssen, und am Besten geht man an einem ganz normalen Wochentag, vielleicht sogar nachmittags, mit Einkaufstüten in der Hand und höchstens einer Begleitperson, mit der man bekannt, aber nicht unbedingt sehr eng befreundet sein sollte. Hinterher auch nicht lange drüber nachdenken, nichts erklären wollen. Man muss sich dem Film nähern wie einem scheuen Tier, bisschen pfeifen und die Hände in die Hosentaschen stecken, so als wollte man gar nichts. Dann fühlt sich der Film nämlich unbeobachtet und entfaltet seinen ganzen ruhigen Charme. Man muss ganz aufmerksam zugucken, aber immer woanders hin, immer son bisschen neben die Leinwand, oder durch die Leinwand durch. Wie man laut streitende Leute im Cafe beobachtet. Bloss sich nichts anmerken lassen.

Dann klappt es mit dem Film, wenn einem das Kunststück gelingt, dass man ihn so nebenbei guckt, ganz unaufgeregt, so wie man beim Arzt die Zeitung liest, gleichzeitig aber total konzentriert. Dann ensteht zwischen Betrachter und Leinwand so ein grosser, leerer Sonntagnachmitagsraum, in dem sich allerhand abspielt. Aber wenn es geklappt hat, bitte nicht laut "Ich habs! Ist ja irre! Hey, ich kann plötzlich sehen, wie klasse der Film ist" schreien, wie bei diesen 3D-Schielbüchern. Dann erschrickt sich der Film nämlich, und wird wieder unverständlich.

Ja, doch, schöner Film. Aber ich muss schnell nach Hause, abwaschen und dann früh ins Bett.

Solide 7 von 10 Punkten (wenn der Film grade nicht hinguckt, brilliante 10 von 10, aber das habt ihr nicht von mir)
 

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Re: Coffee&Cigarettes
« Antwort #1 am: 5.09.2004 | 22:20 »
Hmmm, bin schon gespannt. Hab lange genug darauf gewartet das es den Film mal spielt...

M
Ich praktiziere leidenschaftlich 4enfreude.

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