Autor Thema: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?  (Gelesen 21397 mal)

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Offline Lord Verminaard

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Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« am: 13.12.2005 | 17:56 »
„Ich mag keine Spieler, die immer nur würfeln und kämpfen wollen und überhaupt kein richtiges Rollenspiel machen.“ Diesen Satz hat wohl jeder von uns schon mal gehört. Ich halte ihn für ausgemachten Schwachsinn problematisch.
   
Warum? Nun, zunächst mal muss mir einer erklären, was überhaupt „richtiges“ Rollenspiel ist. Da mag man mit Semantik kommen. Rollenspiel, das heißt wörtlich doch „eine Rolle spielen“. Also, D&D, DSA, GURPS, Shadowrun, Vampire usw. sind Rollenspiele, und der Name impliziert, dass es dabei um das Spielen einer Rolle geht. Deswegen beschreiben die Regeln auch, wie man eine Rolle spielt, oder?

Okay. Alignment. Nature und Demeanor. Goldgier und Jährzorn. Diese Regeln betreffen das Spiel der „Rolle“ (des Charakters). Aber der wesentlich größere Teil der Regeln beschäftigt sich mit genau dem, was nach oben zitierter Aussage „kein richtiges Rollenspiel“ ist: Würfeln und Kämpfen.

Also: Ich kaufe mir ein 40 Euro teures Rollenspiel-Regelwerk, von dem sich mindestens die Hälfte mit Würfeln und Kämpfen beschäftigt. Aber wenn meine Mitspieler dann würfeln und kämpfen wollen, ist das falsch? Sie sollten lieber, nun, eben „ihre Rolle spielen“? Ja, wenn sie lieber „ihre Rolle spielen“ sollen, wozu zum Henker brauche ich denn dann die ganzen Regeln für Würfeln und Kämpfen, für die ich das teure Geld bezahlt habe? Während in dem ganzen Regelwerk schätzungsweise zwei Seiten sich damit beschäftigen, wie man eigentlich eine Rolle spielt?

Natürlich ist es deine Sache, wenn du keine Spieler magst, die immer nur würfeln und kämpfen wollen. Doch du solltest der Tatsache ins Auge sehen, dass diese Spieler das Spiel, das ihr spielt, besser verstanden haben als du. Wenn du eure Spielsitzungen wirklich gerne auf das Spielen einer Rolle fokussieren möchtest, dann solltest du schleunigst anfangen, nach einem ganz anderen System zu suchen.

Freiform könnte etwas für dich sein. Oder ein ganz leichtes System wie Risus oder The Pool. Du wirst sagen: Die sind mir zu schwammig, die haben mir zu wenig Struktur. Ich sage dir: Die Spiele, die du im Moment spielst, haben für das, was du als „richtiges Rollenspiel“ bezeichnest, genauso viel Struktur wie Freiform, nämlich gar keine.

Übrigens gibt es auch Spiele, die das, was du „richtiges Rollenspiel“ nennst, mit Regeln und Würfelwürfen strukturieren. Dogs in the Vineyard zum Beispiel, oder The Shadow of Yesterday. „Aber das geht doch nicht“, sagst du. „Richtiges Rollenspiel muss ausgespielt werden.“ Auch so ein schöner Satz. „Ausgespielt werden.“ Ausgespielt werden ist, wenn nicht gewürfelt wird, sondern der Spieler irgendwas darstellt und der SL dann nach freiem Gutdünken entscheidet, was passiert. Was dann ja oft genug Streit gibt. Aber Spieler, die immer streiten, mögen wir auch nicht, nicht wahr?

Warum muss das so sein? Warum ist es nicht gut, das „Ausspielen“ durch feste Regeln zu untermauern? Ist ja nicht so, dass man die Szene nicht trotzdem darstellen würde. Nur dass eben das Resultat durch Regeln und nicht durch Spielleiterwillkür entschieden wird.

Also, zurück zu deiner Rollenspielrunde. Schau dir deinen Charakterbogen gut an. Hat er mehr als eine Seite? Wie viele Werte stehen darauf? Und wie viele von diesen Werten haben mit dem zu tun, was du „richtiges Rollenspiel“ nennst? Wenn sie mit „richtigem Rollenspiel“ nichts zu tun haben, wozu brauchst du sie dann alle? Schreibe nur die Dinge von deinem Charakterbogen auf ein Blatt Papier, die etwas mit deiner Vorstellung von „richtigem Rollenspiel“ zu tun haben. Und jetzt stell dir vor, das wäre dein Charakterbogen.

Findest du das befreiend? Verwirrend vielleicht, aber interessant? Dann solltest du wirklich ernsthaft über einen radikalen Systemwechsel nachdenken. Wenn du es aber doof findest und all die Werte doch lieber behalten möchtest, dann hör auf zu jammern und geh mit deinen Freunden würfeln und kämpfen!

Dein Vermi, Sheriff von Nottingham
« Letzte Änderung: 14.12.2005 | 16:20 von Lord Verminaard »
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Preacher

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #1 am: 13.12.2005 | 18:05 »
Ist sowas nicht Geschmackssache? Ich persönlich sage "je weniger gewürfelt wird, desto besser" - aber da jeder andere Vorlieben hat und man nunmal nicht immer Leute trifft, die die eigenen Vorlieben teilen, muss man sich eben arrangieren - und wo man das nicht kann, eben nicht zusammen spielen.

Daß wertende Aussagen über reine Geschmacks-/Ansichtsfragen völlig Panne sind, darüber müssen wir wohl kaum diskutieren, oder?

Abgesehen davon ist es nicht das Würfeln an sich, das "nervt", sondern eher die Art, wie es ins Spiel eingebunden wird.
Ich persönlich fand bei DSA Kämpfe ziemlich langweilig, in denen es hieß "Würfel mal ne Attacke" - "14 - geschafft." "Ok, der versaut seine Parade mit einer 16. Würfel Schaden." "10 Trefferpunkte - macht bei RS 3 noch 7 Schadenspunkte" - "Ok, der ist tot, der nächste Gegner kommt".

Das ist mein Hauptproblem bei würfellastiger Spielweise - der Drive wird aus der Geschichte genommen. Wenn jemand das mag - schön. Ich tu's nicht.

Solange das Spiel aber sein Tempo behält und die Würfelergebnisse in der Geschichte plastisch umgesetzt werden (wie zum Beispiel bei den Konfliktregeln von Dogs) stört es wieder nicht. Wie gesagt: Nicht dass Würfeln an sich sondern das Einbinden in das gesamte Spielerlebnis ist der Knackpunkt.

Offline Lord Verminaard

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #2 am: 13.12.2005 | 18:07 »
Genau, und deswegen spielst du Liquid und kein DSA. Andere Leute spielen weiter DSA und beschweren sich, dass in ihrer Runde zu viel gekämpft und gewürfelt wird. An diese Leute richtet sich mein Post.
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Offline גליטצער

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #3 am: 13.12.2005 | 18:20 »
mein Hauptproblem liegt ja ehr bei diesen wuerfellosen Spielleitern, die zwar ihre Kaempfe auswuerfeln lassen, den Rest aber lieber ausspielen. Da will ich immer am liebsten auf den Tisch hauen uns sagen "Hey"Du Arsch, hast Du Dir mal Deien Werte suf dem Charakterbogen angesehen? Dein Charakter kann nicht so gewitzt argumentieren wie Du, Dein Troll ist einfach zu doof dazu" meisten las ich das dann und troeste mich mit dem gedanken als naechsten Charakter einen strunzdummen assozialen Kampfmagier zu bauen, weil der alles gut kann was gewueefelt wird udn der Rest eh nicht interessiert
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Preacher

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #4 am: 13.12.2005 | 18:21 »
Ich hab aber auch 15 Jahre DSA gespielt und mich die meiste Zeit über die Kämpfe geärgert - ich war also nicht immer so weise wie heute ;D

Findest du das befreiend? Verwirrend vielleicht, aber interessant? Dann solltest du wirklich ernsthaft über einen radikalen Systemwechsel nachdenken. Wenn du es aber doof findest und all die Werte doch lieber behalten möchtest, dann hör auf zu jammern und geh mit deinen Freunden würfeln und kämpfen!

Diesem Rat kann ich mich nur anschließen: Entweder aufhören zu jammern oder das System wechseln.
Allerdings würde ich das noch um eine dritte Option erweitern:

Eigene Gedanken machen. Das müssen noch nicht einmal Hausregeln sein, sondern einfach nur die Beantwortung der Frage, wie man die ganze Würfelei besser einbindet. Beim Kampf wäre zum Beispiel die Möglichkeit gegeben, die Würfelergebnisse in Beschreibungen umzusetzen - macht das ganze farbiger. Außerdem muss man ja nicht jeden einzelnen Gegner bis zum bitteren Ende auswürfeln: Einen Ork geplättet und dabei 3 LP verloren? Ok - man beschreibtm wie man die restlichen 9 auch noch plattmacht und verliert nochmal insgesamt 27 LP. Zum Beispiel.

Zunächst sollte man sich einfach mal genau vor Augen führen, warum einen die Würfelei eigentlich stört - und dann über Lösungsansätze  nachdenken...

Offline Suro

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #5 am: 13.12.2005 | 18:22 »
Nuja, ich bin da auch für ein gesundes Maß der Dinge.
Aber wie im AFMBE Regelwerk steht:
Ich will lieber "role-playing" als "roll-playing".
Nicht wegen jedem kleinkram würfeln, sondern nur wenn es irgendnen dramatischen sinn hat.

Aber ich spiele auch lieber weniger komplexe Systeme, als zu komplexe ;)
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Offline Maarzan

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #6 am: 13.12.2005 | 18:26 »
Ich möchte hinzufügen, dass die Würfel dazu da sind, die Auswertung der Handlungen zu unterstützen, die im Zuge einer Rollenverkörperung getätigt werden.
Das kann man unter Umständen anders regeln, aber ich - und viele andere auch - scheinen mit der Würfelmethode gut zurecht zu kommen, besser zumindest als mit anderen Methoden und sehen darin keine Beschneidung des Rollenaspektes.

Eher umgekehrt: ohne Handlung keine Rolle.
OK, das war vielelicht etwas überspitzt, da es auch Nichthandlungen in Sinne von regeltechnischer Handlungsbehandlung gibt, die die Rolle transportieren, aber nur mit philosophischen Monologen kommt man auch nicht weit.  

Das Offenlassen bei solchen Gegensatzbildungen von Role or Roll was denn dann das richtige "Role"nspiel sein soll, hilft auch nicht weiter. Aber nachdem man den Würfelspieler schon abgekanzelt hat, möchte man ja selbst nicht unbedingt Angriffsfläche bieten.

Was die beobachtete Kampfneigung angeht, würde ich teilweise aus Beobachtungen postulieren, das Kampf der einzige Bereich ist, wo Würfel und Regeln den Spieler zumindest oberflächlich vor Storytellern schützen, bzw. eine Strukur vorgeben, an der sich Spieler orientieren können und ihnen so Mut/Orientierung zu eigenem Handeln geben.

PS: Ich glaube weder an "Story" noch an guten Menschenverstand (der wird hier sicher noch ins Feld geführt werden).

PPS: Was gutes "Role"enspiel ist, ist doch schon am Namen ablesbar: "Role"master ;)
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Belaravon

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #7 am: 13.12.2005 | 18:27 »
Ich verweise hier einfahc mal auf die Rollenspiel Typen von Dailor ;)

http://www.lustiges-rollenspiel.de

Kann also jeder halten wie er will.
"... das ganze Leben ist eine Schlacht und nur die, die freien Herzens Ihrem Gegener entgegentreten werden am Ende mit einem lächeln im Schoß einer Frau sterben."
*Baldur da Rogasende* Rondrageweihter vor der Schlacht an den Trollzacken.

Offline 1of3

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #8 am: 13.12.2005 | 18:30 »
Naja, Spielleiter sind halt die große Gnade an der Menschheit, die durch ihre überlegenen, fast telepathisch anmutenden Kräfte jedes Problem viel besser lösen können als es Regeln je könnten. Daher sind Regeln ja eigentlich egal, weil sie einem guten SL immer unterlegen sind.

Und wenn ich jetzt wüsste, wo meine telepathischen Kräfte denn sind, wenn ich sie brauche, würd ich mir fast selber glauben.

Offline Ralf

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #9 am: 13.12.2005 | 18:33 »
Ich mag Spielleiterwillkür.
Meine Spieler auch.
Weil sie mir vertrauen.

Dadurch entstehen viele der genannten Probleme bei uns erst gar nicht.
Win if you can, lose if you must, but always cheat.
- Jesse "The Body" Ventura

Teclador

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #10 am: 13.12.2005 | 18:34 »
@1of3: Höhö das triffts, das triffts.

Naja und wenn hier scheinbar ernsthaft die Rollenspielertypen von Dailor ins Feld geführt... *seufz*

Volle Zustimmung übrigens für Vermis Feststellung!
Sie fasst sowohl das Mißverständnis über den Sinn von Regeln, als auch die Naivität mit der die meisten Rollenspieler an diese Sache rangehen gut in Worte!

Offline Lord Verminaard

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #11 am: 13.12.2005 | 18:37 »
Zitat
Was die beobachtete Kampfneigung angeht, würde ich teilweise aus Beobachtungen postulieren, das Kampf der einzige Bereich ist, wo Würfel und Regeln den Spieler zumindest oberflächlich vor Storytellern schützen, bzw. eine Strukur vorgeben, an der sich Spieler orientieren können und ihnen so Mut/Orientierung zu eigenem Handeln geben.

Ich glaube, es ist eher das Zweite. Gerade der Kampf ist eben von den Regeln gut genug abgedeckt, dass die Spieler sich nicht der völligen Willkür des Spielleiters ausgesetzt sehen. Wenn man genau hinschaut, haben die meisten Kampfsysteme eine sehr genaue Erzählrechtsverteilung und generieren eindeutige Resultate im Hinblick auf den fiktionalen Spielinhalt.

All dieses Dinge fehlen klassischen Rollenspielen in bezug auf das, was mit „richtigem Rollenspiel“ (im Gegensatz zu „Würfelspiel“) gemeinhin bezeichnet wird.
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Offline 1of3

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #12 am: 13.12.2005 | 18:40 »
Ähm. Natürlich sind mir Spieler auch bei den besten Kampfregeln total ausgeliefert, wenn ich nach Lust und Laune NSCs erstellen kann. (Und wenn ich dann auch noch vom Spiel aufgefordert werde, es mit den NSC-Werten nicht so genau zu nehmen.)

Offline Lord Verminaard

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #13 am: 13.12.2005 | 18:41 »
Aber verehrter Kollege, jeder weiß doch, was für Kampfwerte ein Goblin hat. ;)
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Hurle Vents

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #14 am: 13.12.2005 | 18:52 »
Da wir hier ja nicht im Theoriechannel sind  ;) , sage ich einfach mal ganz altertümlich-naiv:

"Richtiges Rollenspiel" TM geht auch mit Würfeln. Würfeln ist nicht mit Kämpfen gleichzusetzen und dass der Großteil eines Regelwerks aus Kamp- und Würfelfregeln besteht, halte ich für ein Gerücht.

In einem Regelwerk wird nicht beschrieben, wie man "Rollen spielt", sondern, wie man "Rollenspiel regelt". Diese Regeln unterstützen "richtiges" oder gar "gutes Rollenspiel" TM mal mehr und mal weniger, aber wichtig ist nicht das System, sondern die gewünschte Art zu spielen.
Eigentlich verstehe ich das Problem gar nicht, auf was Du raus willst, Vermi. Wechsel endlich das System, dann hast Du gutes Rollenspiel, oder was!?  ~;D Jedenfalls verstehe ich nicht, was "Ausspielen" überhaupt mit Regeln zu tun hat...

Offline Meisterdieb

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #15 am: 13.12.2005 | 18:58 »
Kann ich nicht wirklich kategorisch entscheiden.
Es gibt wunderbare Spielsitzungen, an denen vielleicht 2 oder 3 mal gewürfelt wird (irgendwelche Fertigkeitsproben),  an denen aber ansonsten die Spieler nur als ihr Charakter agieren und der SL seine NSC spielt. CoC ist da ein  herrliches Beispiel. Da gibt es bei uns -meistens zu Beginn des Abenteuers/der Kampagne Rollenspiel pur, also nur Charakteragieren ohne Unterbrechung durch Würfeln.
Es kommt selten vor, dass ich wert drauf lege, mal mit meinem Char in wilde Kämpfe verwickelt zu werden.

Ich halte es mit den Werten im System-also mit Skill und Talenten- so, dass ich sie als SL immer indirekt benutze. Soll heißen, meistens lasse ich Spieler tun und lassen, was sie wollen, merke mir nur, welche Fertigkeiten sie haben oder ob sie das, was sie vorhaben auch, auch gelernt haben. Ich greife nur ein und lasse würfeln, wenn es um gewichtigere Entscheidungen geht (also Aktionen, die das Spiel entscheidend beeinflussen können/werden).

Für Kämpfe benutze ich dann aber immer Würfel. So haben die Spieler ein wenig mehr Ehrfurcht vor dem KAmpf, weil bei den Würfeln immer das Glück mitspielt.

Offline Lord Verminaard

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #16 am: 13.12.2005 | 19:10 »
@ Hurle:

Das Problem ist: Es gibt kein „richtiges“ bzw. „falsches“ Rollenspiel. Oder besser: „Richtiges“ Rollenspiel ist Rollenspiel, das Spaß macht. „Falsches“ Rollenspiel ist Rollenspiel, das keinen Spaß macht.

Wenn dir Würfeln und Kämpfen keinen Spaß macht, dann brauchst du keine aufwendigen Regeln, die wir sagen, wie man würfelt und kämpft. Wenn du ein System benutzt, das aufwendige Regeln für Würfeln und Kämpfen hat, bist du im Unrecht, deinen Mitspielern vorzuwerfen, sie würden kein „richtiges Rollenspiel“ machen, wenn sie diese Regeln auch benutzen. Erst recht, wenn sie auch noch Spaß dabei haben.

Zur Frage, was ein System eigentlich regelt und was es mit dem „Ausspielen“ auf sich hat, empfehle ich wärmstens Fredis hervorragende und ganz handzahme Ausführungen: System matters...?

„Etwas Ausspielen“ = „richtiges Rollenspiel“ ist eben eine Gleichung, die einfach nicht stimmt. Es gibt nicht „Rollenspiel“ an sich. Es gibt nur die verschiedenen Regelwerke, die man so kaufen kann. Und das, was mit „Ausspielen“ gemeint ist, ist stets das, was sich außerhalb der „expliziten“ Regeln abspielt. Wenn also das „richtige Rollenspiel“ außerhalb der expliziten Regeln stattfindet, wozu dann die expliziten Regeln? Wenn jemand die oben genannte Gleichung aufstellt und dann die Existenz der d20-Regeln verteidigt, widerspricht er sich selbst.

Hinzu kommt, dass „einfach Ausspielen“ großes Konfliktpotential beinhaltet, weil es eben keine expliziten Regeln gibt. Der Spielleiter trägt dabei eine sehr große Verantwortung, was gut gehen kann, aber oft genug eben nicht gut geht.
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Offline Wawoozle

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #17 am: 13.12.2005 | 19:22 »
@Vermi
Also ich mag mich ja täuschen, aber im wesentlichen schreibst du gerade:
"Wenn du richtiges Rollenspiel machen willst, dann wechsel schleunigst das System (Freiform, Dogs, etc.) wenn du dagegen weiter Monster totwürfeln willst dann bleib bei dem System das Du hast aber beschwer dich nicht."

Seh ich das richtig ?
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Offline Lord Verminaard

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #18 am: 13.12.2005 | 19:26 »
@ Woozle:

Nein, ich sage: Wenn du meinst, das was deine Mitspieler machen sei kein richtiges Rollenspiel, dann bist du im Unrecht. Und wenn du so nicht länger spielen willst, dann geh und wechsle das System.

 :)
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Offline Blizzard

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #19 am: 13.12.2005 | 19:49 »
Standantwort: Kommt drauf an. Wie bei so vielen Problemen im Rollenspiel. Besser gesagt: In einer Rollenspielrrunde. Ich kenne Leute, die sagen: " hey, was bei mir auf dem Charblatt steht interessiert mich eigentlich einen Dreck, mir geht es darum eine Rolle auszuspielen." Und ich kenne einige, die sogar noch einen Schritt weitergehen, und sagen: " Am liebsten würde ich alles so frei ausspielen und gar nicht würfeln, weil ich das als ein (lästiges) Muss empfinde." Und ich kenne Leute, die sowohl rhetorisch als auch schauspielerisch nicht so bewandert sind wie die vorher genannten. Die dann eben etwas mehr würfeln als zu schauspielern. Ich kann beide Gruppen verstehen, und akzept-und respektiere sowohl die eine als auch die andere Haltung. Und ich habe das Glück, in meinen Gruppen Vertreter beider Spezies zu haben, so dass es einen zumindest akzeptablen Gruppenkonsens diesbezüglich gibt, und damit kann man als SL ganz gut leben-geht mir zumindest so.
Ich persönlich bin ein Freund der Würfel, aber ich lasse bei weitem nicht alles auswürfeln, was es theoretisch auszuwürfeln gäbe. Finde ich irgendwo überzogen und lächerlich, denn ich will auch nicht, dass die Sitzung zu einer reinen Würfelei verkommt. Wenn ich sowas haben will, dann kann ich Kniffel spielen. Andererseits gibt es aber Situationen, in denen es mit schauspielern allein eben halt nicht getan ist, weil dann eben doch die Werte bestimmen, wie gut der Charakter das was er vorhat tatsächlich kann. Wenn es mir nur auf die Schauspielerei ankommt, dann kann ich auch ins Theater gehen (Daher auch der Ausspruch: " Ich bin Rollenspieler-aber ich spiele kein Theater"). Und so führt uns das wieder zurück zu (de)r (allseits beliebten) Ausgangsfrage:
Rollenspiel oder Rollenspiel? Und für mich ist da eine Mischung aus beidem der gesunde Mittelweg.

Und jetzt sei hier der Vollständigkeit halber noch darauf hingewiesen, dass das natürlich jede Gruppe für sich selbst abstimmen muss. Wem die Würfelei partout nicht liegt, der soll ein würfelfreies RPG ausprobieren, oder eines, das mit Karten funktioniert (Castle Falkenstein z.B.). Wer sich jedoch darüber beschwert, dass in seiner Runde zu viel gekämpft (ergo: zu viel gewürfelt ) wird, der muss nicht unbedingt das System wechseln. Da muss ich dir widersprechen, Sheriff von Nottingham. Es soll auch kampflose Abenteuer geben, oder aber der SL baut einfach weniger Kämpfe in das Abenteuer ein. Aber deswegen muss man nicht gleich das System wechseln :korvin:
"Wir leben nach den Regeln, wir sterben nach den Regeln!"

"Wer nicht den Mut hat zu werfen, der wird beim Würfeln niemals eine Sechs erzielen."

Offline Lord Verminaard

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #20 am: 13.12.2005 | 20:02 »
@ Blizzard:

Zitat
Am liebsten würde ich alles so frei ausspielen und gar nicht würfeln, weil ich das als ein (lästiges) Muss empfinde.

Wer so etwas sagt, für den gibt es keinerlei vernünftigen Grund, ein System wie 7te See zu spielen. Und wenn er es doch tut und sich hinterher beklagt, dass schon wieder ein Kampf eine Stunde gedauert hat, dann ist er selbst Schuld und soll seinen Mitspielern nicht erzählen, sie würden kein „richtiges Rollenspiel“ machen. Mehr sag ich nicht.
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Offline Wawoozle

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #21 am: 13.12.2005 | 20:08 »
Aber er wird doch wohl 7te See spielen dürfen wenn er das System nicht verwendet, ihm aber das Setting gefällt.
Oder geht das auch nicht, Sheriff ?  :-[
 ;)
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Offline Lord Verminaard

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #22 am: 13.12.2005 | 20:17 »
Nein, das geht nicht, dann kommt die Rollenspielpolizei. ;D

Ich würde ihm ja raten, das Setting mit einem anderen System umzusetzen. Oder Freiform. Aber wenn er unbedingt den Charakter nach den Regeln (unter fortwährendem Blättern in diversen Büchern) erschaffen will, um dann hinterher die Werte auf dem Charakterbogen nicht zu benutzen, bitteschön. Ist zwar Schwachsinn, aber tut zum Glück nicht weh. ;)
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Offline Dash Bannon

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #23 am: 13.12.2005 | 20:20 »
also was sagt dieser Thread jetzt aus?

nur mal so für einfache Menschen wie mich?

das sich niemand beschweren soll, wenn seine Mitspieler gerne würfeln und alles was das System ihnen bietet ausnutzen?
oder dass sich niemand beschweren soll wenn andere gerne würfeln?
das seine Rolle zu spielen gar nix mit Rollenspiel zu tun hat?
Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

Offline Wawoozle

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Re: Weniger Würfeln, mehr Rollenspiel?
« Antwort #24 am: 13.12.2005 | 20:23 »
Zitat
Ich würde ihm ja raten, das Setting mit einem anderen System umzusetzen. Oder Freiform. Aber wenn er unbedingt den Charakter nach den Regeln (unter fortwährendem Blättern in diversen Büchern) erschaffen will, um dann hinterher die Werte auf dem Charakterbogen nicht zu benutzen, bitteschön. Ist zwar Schwachsinn, aber tut zum Glück nicht weh.
Da hast du recht.
Ich denke halt nur das dein Ansatz "wechsel das System" auch ein bissl zu kurz gegriffen ist.
Denn mit einem Wechsel von 7teSee zu bspw. Dogs in the Vineyard kommt für Otto-Normalspieler ja leider auch ein Settingwechsel daher.
Ich wage mal die Behauptung aufzustellen das viele Rollenspiele "trotz" des System und eher "wegen" des Settings gespielt werden.

Dazu kommt auch noch der Effekt, dass mit dem System auch oft die Gruppe gewechselt wird.
Wenn nach so einem Wechsel alles toll ist, ist es schwer festzustellen woran es dann letztlich wirklich lag.
« Letzte Änderung: 13.12.2005 | 20:26 von Wawoozle »
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