Autor Thema: Politik und Rollenspiel  (Gelesen 11001 mal)

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Offline Settembrini

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #25 am: 31.03.2006 | 15:19 »
Zitat
Im Prinzip könnte das Spiel natürlich auch irgendwie ein Mittel sein völlig unterschiedliche Vorstellungen zusammen zu bringen, oder gar Personen die sich aus einem bestimmten Grund nicht leiden können näher zu bringen. Das halte ich sogar für möglich, allerdings wäre das dann kein Spiel zur Unterhaltung mehr sondern ein Kommunikationstechnischer oder therapeutischer Ansatz, aber diese Formen des Rollenspiels soll es ja auch geben.

Das interessante finde ich, daß die wenigsten ihre politische Überzeugung ins Rollenspiel übertragen. Da regt keiner einen Streik an, alle sind mit Waffen unterwegs, Böse ist Böse, Gut ist Gut.
Keine Kopfpauschale oder Revisionismus. Wohingegen in entscheidungen des echten lebens auch immer politik mitschwingt. Ich komme mit Leuten im RSP eher aus, als mit könträren Meinungen z.B. in der Uni.
Bei den StuPa-Aktionen könnte ich die Wände hochgehen, aber wenn ich mit einem von denen Zocke, gibt es keine Probleme.
Vielleicht liegt es nur an der inkonsequenz meiner polit. Gegner ... >;D
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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #26 am: 31.03.2006 | 15:24 »
Naja, ich bin ja ein böser Stimmungsspieler. Sprich ich bin nicht ich selbst, den ich da spiele, sondern eine Figur.

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #27 am: 31.03.2006 | 15:26 »
Bei den StuPa-Aktionen könnte ich die Wände hochgehen, aber wenn ich mit einem von denen Zocke, gibt es keine Probleme.
Vielleicht liegt es nur an der inkonsequenz meiner polit. Gegner ... >;D
Wo Du gerade das StuPa erwähnst. In meiner Studienzeit habe ich u.A. mit einem führenden RCDS'ler gespielt. Der hatte sich ständig mit den Grünen aus dem StuPa in den Haaren, bis er mal am Rande erwähnte, dass er Rollen spielte. Dabei stellte sich raus, dass die 2 Grünenabgeordnete und Teile der alternativen Liste (damals die Kommunisten) Rollenspieler waren. Danach gingen die Debatten des StuPa wesentlich gesitteter von statten. ;D
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #28 am: 31.03.2006 | 15:29 »
Naja, sowas nennt man dann wohl den Segen der Gemeinsamkeiten.

Offline Settembrini

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #29 am: 31.03.2006 | 15:37 »
Genau der Effekt ist mir auch aufgefallen. Im RSP sind die Cleavages andere, als im echten Leben. Gerade deswegen finde ich die Kritik an Synapscape so merkwürdig:
Mit stimmungsvollem, Atmosphäre betontem Spiel liegt er doch voll im Trend >;D
Zumindest aber nicht am Rand der Szene.
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Offline Visionär

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #30 am: 31.03.2006 | 15:41 »
Naja, andererseits ist er ja auch nicht stark angegriffen worden, sondern nur kritisiert worden. Und das muss man abhaben.
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sackgesicht

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #31 am: 31.03.2006 | 15:48 »
Ich glaube eher, dass Rollenspiel in diesem Sinne eine Tätigkeit ist wie Sport oder Briefmarkensammeln: So lange man sich nur lose kennt und sich nur übers Hobby austauscht, gibt es keinen Ärger (jedenfalls nicht wegen politischer Dinge). Ich habe schon mit Leuten von extrem Links bis Rechtsaußen gespielt (allerdings nicht in einer Gruppe) - null problemo.

In meinen festen Runden driften die Wertvorstellungen nicht so stark auseinander, aber auch da gibt es genug Positionen, um sich die Köpfe heißzureden. Und wir machen auch davon Gebrauch, denn feste Runden setzen für mich einen gewissen Grad von Freundschaft voraus und ich bezeichne alle meine dauerhaften Mitspieler als meine Freunde. Mit Freunden sollte man aber auch diskutieren können. Nur: Wir können auch nach (fruchtlos beendeter) Diskussion immer noch zusammen spielen oder einen trinken gehen. Das macht für mich Toleranz aus (Ihr hättet seinerzeit mal unsere Diskussion zum Thema Todesstrafe erleben müssen, das ging richtig ab).

Abgesehen davon habe ich sowieso etwas Probleme, meine politische Heimat zu verorten (wahrscheinlich leicht rechts von der Mitte; früher war ich eher leicht links, man wird mit dem Alter oft konservativer). Das zwingt jedenfalls zu einer offenen Weltsicht. Solange sich jemand auf dem Boden unserer Verfassung bewegt, habe ich mit ihm kein persönliches Problem. Ich muss ja seine Meinung nicht teilen und werde ihm klar machen, dass er das umgekehrt auch nicht von mir erwarten sollte. Aber Gedankenaustausch ist immer gut. Nur Fanatiker kann ich nicht leiden, und denen bin ich schon bei Burschenschaftlern, Gewerkschaftsmitgliedern, Kirchenchormitgliedern und Schrebergärtnern begegnet. Gezielte Gewalt gegen Personen und Gegenstände (außer im Rollenspiel, zur Gefahrenabwehr oder zur Selbstverteidigung) lehne ich grundsätzlich ab. Wer mir damit kommt, ist unten durch. Mit dem spiel ich nicht und trink mit ihm auch kein Bier mehr.

Burschenschaftler, die sich mit dem Säbel hauen, fallen für mich nicht unter die Kategorie "gewalttätig", denn die machen es freiwillig und ritualisiert. Das ist für mich nichts anderes, als Leute die Live Re-Enactment machen (z.B. mittelalterlicher Schaukampf). Linke Demonstranten, die sich auf einer Demo mit der Polizei prügeln, kann ich tolerieren, solange nicht der Zweck  der Demo in Randale besteht, sondern es sich nur um eine aufgestachelte Stimmung handelt, wo halt mal die Fäuste fliegen. Das schließt den Gebrauch von gefährlichen Gegenständen naturgemäß aus, denn die bringe ich ja extra mit, um andere zu verletzen. Gleiches gilt für das Verhalten bei Großveranstaltungen wie Rockkonzerten oder Fußballspielen.

Fazit: Mit Herrn Ex-Außenminister Fischer würde ich mich nicht an den Tisch setzen wollen, da er sich nie wirklich von seiner Randale-Vergangenheit distanziert hat (jeder macht Fehler, aber dann sollte er das auch zugeben). Ich habe aber schon Grün gewählt. Mit Herrn Martin Hohmann (ex-CDU), der 2003 die Juden als "Tätervolk" bezeichnet hat, würde ich ebenfalls kein Bier trinken wollen, weil seine Entschuldigungen nur Lippenbekenntnisse waren und für mich der Begriff "Tätervolk" eine Geschichtsklitterung und Wahrheitsverzerrung darstellt (auf gut deutsch: Es ist übelste Propaganda, die schon Stalin benutzt hat). Ich habe aber schon CDU gewählt.


Offline critikus

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #32 am: 31.03.2006 | 15:57 »
OT oder zur Verständlichkeit

Hallo Setembrini, obwohl des Englischen einigermaßen mächtig, versteh ich nicht was Du die ganze Zeit mit "cleavages" sagen möchtest. Es gibt doch sicher einen ganz einfachen, für alle verständlichen deutschen Begriff dafür. ;-)

cleavage s.
1. Spaltung f (a. Chemie u. übertragen); Spaltbarkeit f;
2. Zwiespalt m;
3. Biologie (Zell)Teilung f;
4. Brustansatz m, Dekolleté n
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»Einem wahrhaft intelligenten Menschen ist nichts, wohlgemerkt nichts, unmöglich!«
Prof. Dr. Dr. Dr. Augustus S. F. X. van Dusen

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Offline Azzu

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #33 am: 31.03.2006 | 16:07 »
Die Leute, mit denen ich regelmäßig in einer Runde spiele, muss ich schon mögen. Es muss nicht gleich eine richtige Freundschaft entstehen, aber eine gewisse Symapthie zu den Mitspielern ist für mich wichtig. Ob ich jetzt meine Sympathie für andere an deren politischer Einstellung fest mache, oder nicht, hängt für mich mit Rollenspiel nicht unmittelbar zusammen. Es wirkt sich nur mittelbar darauf aus.

Für mich persönlich gilt: Solange jemand seine politische Meinung für sich behält, wenn er nicht danach gefragt wird, messe ich ihn primär an anderen Kriterien. Und am Spieltisch frage ich nicht danach.

Ich war übrigens bei der Armee UND habe schon für den DGB gearbeitet. Will jetzt überhaupt noch jemand mit mir spielen?  ;)

Offline Vanis

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #34 am: 31.03.2006 | 16:43 »
Normalerweise kenn ich die Leute, mit denen ich spiele. Das sind Freude, die ich ja gerade deswegen kenne, weil man ungefähr dieselben Ansichten hat.

Wenn ich jetzt übers Rollenspiel neue Leute kennenlerne, dann frage ich ja nicht gleich nach deren politischen Überzeugungen. Bei Berufen gehe eh davon aus, dass die wenig über die Überzeugungen aussagen. Grad aus der Bundeswehr hab ich ein paar echt interessante Leute kennengelernt. Ich würde nie davon ausgehen, dass das alles Waffenfanatiker sind.
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Offline Arbo

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #35 am: 31.03.2006 | 17:19 »
Naja, eigentlich kommt es drauf an, wie intensiv man spielt. Wenn ich auf ner Con. oder einer Messe leite, kann ich mir i.d.R. die Leute nicht aussuchen. Sicherlich bekommt man dann als SL die ein oder andere Kinderstube mit, aber wie geschrieben - man muss damit selbst fertig werden. Wenn man sich also nicht sonderlich oft sehen MUSS, kann man die ein oder anderen "Schnitzer" ertragen ... oder selbst "austeilen"  >;D

Ansonsten ist das so eine Sache - ich halte es da ähnlich wie EIN. Wenn mir jemand permanent seine Meinung aufdrücken will, da gibt es Paroli. Und meistens so, dass sowas zukünftig unterbleibt - im schlimmsten Falle spielt man dann nicht mehr miteinander ;) Ansonsten ist das auch eine Sache der Sympathien, Sozialisierungen usw. - ich habe schon mit Leuten politische auf einer "Linie" gelegen, die dann auf anderen Gebieten völlig konträre Meinungen besaßen. Und? Solange mir nicht pentetrant und ständig auf bestimmten Werte rumgetreten wird, ist das auszuhalten und O.K. - gehört dazu. Je intensiver ich mit bestimmten Leute spielen, desto intensiver eigentlich auch die Beziehungen dazu und da müssen dann auch ein paar "soziale" Standards eingehalten sein ... So ist das Leben.

Warum also rumjammern?

-gruß,
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Offline Arkam

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #36 am: 31.03.2006 | 17:22 »
Hallo zusammen,

also wenn gutes Fanmaterial anders gewertet wird weil jemanden die politische Meinung des Autors nicht paßt finde ich das unverständlich. Ich habe mir bisher nur den Ruf Nr.3 teilweise angeschaut und da finde ich eben nur sehr schön gemachtes Fanmaterial und nicht den Versuch die politische Meinung des Autors zu verbreiten. Synapscape kenne ich bisher nur aus dem Cthulhu Forum. Da vertritt er durchaus seine Meinung aber er tut das sachlich und nicht provozierend.
Am Spieltisch sitze ich mit zumindestens guten Bekannten zusammen. Da gibt es natürlich auch schon Mal politische Diskussionen und unterschiedliche Positionen aber der Grundtenor ist dann doch ähnlich.
Bei Spielen auf einem Con oder ähnlichen Veranstaltungen kenne ich die Leute ja garnicht. Solange mein Mitspieler spielen möchte und nicht politische Propaganda liefern möchte kann ich mit eigentlich jedem spielen.

Gruß Jochen
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Offline Settembrini

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #37 am: 31.03.2006 | 17:24 »
"Cleavages" sind Bruchlinien in einer Gesellschaft. Da es auß einer Soziologischen Theorie stammt, wird der Begriff meist im Englischen belassen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Cleavage
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Offline Aeron

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #38 am: 31.03.2006 | 17:30 »
Ich hätte grundsätzlich kein Problem mit jemandem zu spielen, der eine andere politische Meinung hat - solange man nicht über Politik redet.
Ansonsten sehe, ich es wie bei einigen anderen hier: wenn die Person mit ihrer politischen Meinung mir auf den Kranz geht, dann müßte ich es mir doch nochmal überlegen mit ihr zu spielen.

Synapscape

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #39 am: 31.03.2006 | 18:53 »
Oh ein Thema zum mitreden, wie schön.
Politik und Rollenspiel...in Settings, die in einer realen Welt spielen, z.B. Cthulhu in den 1920ern, MUSS Politik ein Thema sein, wenn man sich mit der Spielwelt intensiver beschäftigen möchte. Klar, zum Feierabendspass alle paar Wochen muss man das nicht unbedingt tun, aber sobald man sich mit dem Thema näher auseinandersetzt und pseudo-historische Handlungen einbaut, dann ist es sehr wichtig.

Wichtiger ist aber die Frage: Was ist Politik?
Was drückt zum Beispiel ein Avatar, der einen Soldat des 1. Weltkrieges zeigt aus?
Was für eine Politik heißt ein Mensch für gut, der sich für den Weltkrieg interessiert und der nicht nur Täter in allen jener Generation sieht?
Kann irgendjemand anhand dieser Fakten auch nur die geringste Aussage darüber treffen, welche Partei ich zum Beispiel wähle?

Die einfache Antwort ist: NEIN.

Erschreckend ist es nur, wie derartige "Symbole" doch zu Mißverständnissen und auch zu heftigen Diskussionen führen. Als "provokant" wird es sogar bezeichnet, wenn man anstelle eines Ausschnittes aus einem Manowar-Cover einen behelmten Soldaten des Großen Krieges verwendet. Wie bigott ist das denn? Auf der einen Seite verehrt man mit Motiven aus der Fantasywelt zum Beispiel oder mit Spielen wie Werewolf heroische, solzialdarwinistische und teilweise gar faschistoide Strukturen, auf der anderen Seite verflucht man ein historisches Abbild eines Mannes, der unter Garantie kein Nazischerge war, da er nicht einmal mehr in dieser Zeit lebte, als Symbol irgend einer Ideologie? Wie kann das passieren?

Und da kommen wir direkt zum Thema amerikanische Propaganda. Irgend jemand meinte, die habe in den 68ern aufgehört und wäre reine Unterwürfigkeit dem Sieger gegenüber gewesen. Das ist falsch, denn sie umfasst uns permanent und in allen Lebensbereichen. Ein paar typische Nach-68er-Beispiele aus unserer jüngsten Vergangenheit sind diese:

Hat schon mal jemand darüber nachgedacht, warum bei uns der D-Day zu einem alljährlich (vor kurzem sogar richig groß) zelebrierten Superereignis wird, bei dem sich der Amerikaner als Retter der Freiheit aufspielt und stets nicht vergisst, welch schreckliche Verluste er dabei erlitten hat? Und warum aber alles, was wir über russische Feiern anlässlich des Kriegsendes oder der Erreichung Berlins usw. hören höchstens am Rande und wenn überhaupt dann von Affen in Naziuniformen handelt? Und das obwohl das 1941 überfallene Russland durch den Krieg über 25 Millionen (!!!) Opfer zu beklagen und gegen Nazideutschland fast drei Jahre lang alleine kämpfen musste? Ob das vielleicht ein kleines bisschen am kalten Krieg liegt und der Tatsache, dass der Amerikaner ganz fleissig alte Nazi-Parolen weiter propagierte? Ratet mal,w er den Begriff vom eisernen Vorhang geprägt hat...

Ein anderes Beispiel ist dieser Propaganda-Film "Nicht ohne meine Tochter", der aus Iranern barbarische, westliche Frauen und ihre süßen Kinder entführende Monster macht. Wohlgemerkt ohne in irgendeiner Form zu differenzieren. Hingegen macht uns die amerikanische Medienwelt glauben, dass die im tiefsten feudalistischen, frauenverachtenden Mittelalter lebenden Saudis unsere Freunde sind. Waren ja auch 1991 schön brav bei der Allianz dabei, nicht wahr? Und wer an der Seite des Amerkianers kämpft MUSS ja gut sein.

Gegrade auch in der modernen Popkultur ist die amerkianische Propaganda durchdringend. Nicht nur in Deutschland. Viele europäische Nationen haben ihre kulturelle Identität zugunsten einer Amerikanischen teilweise eingebüßt und sobald man einmal anderer Meinung ist als die Weltenformer in Washington, wird man mit Begriffen wie "das alte Europa" konfrontiert.

Wie kommt es eigentlich, dass sich in den Parteiprogrammen der renommierten deutschen Parteien teilweise mehr Punkte zum Thema Terrorismusbekämpfung finden als über Maßnahmen gegen gewalttätige Neonazihorden?

Da sollte man mal drüber nachdenken.

Hurle Vents

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #40 am: 31.03.2006 | 18:58 »
Meine Mitrollenspieler müssen nicht die gleichen "Anforderungen" erfüllen, wie meine Freunde. Aber sie müssen mir einigermaßen sympatisch sein. Sind sie das nicht, dann spiele ich auch nicht mit ihnen. Sollte z.B. die politische Meinung extrem von meiner abweichen, dann könnte das durchaus auch ein Grund sein, getrennte Wege zu gehen, ist mir bislang aber noch nicht passiert.

Zitat
Spielt man mit der gesamten Person, oder nur mit dem Aspekt, mit dem man das Hobby teilt?
Da ich Menschen, vor allem, wenn ich sie in meiner Freizeit treffe, nicht in Aspekte aufteile, spiele ich mit der gesamten Person. Wobei es durchaus manchmal so ist, dass ich über das Rollenspiel hinaus - gerade in relativ jungen Runden - wenig von einem Mitspieler weiß. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß, aber wenn ich dann erfahre, dass es sich z.B. um einen Fascho handelt, schmeiße ich ihn trotzdem raus oder gehe.

Wenn wir schon bei Politik sind, dann sag' ich auch noch, dass ich seit geraumer Zeit hier den Speaker's Corner nicht mehr lese, damit ich nicht ausgesprochene Abneigungen gegen manche User entwickle, gegen die ich in Rollenspieldiskussionen ansonsten gar nichts hätte.

...und in Rollenspielforen mag ich die Leute manchmal am liebsten, die ich im wahren Leben vielleicht sogar als Kotzbrocken empfinden würde, weil sie das triste Forenleben so ungemein bereichern.  ;D

Offline Azzu

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #41 am: 31.03.2006 | 20:06 »
Wenn wir schon bei Politik sind, dann sag' ich auch noch, dass ich seit geraumer Zeit hier den Speaker's Corner nicht mehr lese, damit ich nicht ausgesprochene Abneigungen gegen manche User entwickle, gegen die ich in Rollenspieldiskussionen ansonsten gar nichts hätte.

*g*

Geht mir genauso. Wobei mich meistens weniger die vertretenen Ansichten als solche erschrecken, als vielmehr die dafür vorgebrachten Argumente.

wjassula

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #42 am: 31.03.2006 | 20:24 »
Vorweg: ich bin derjenige, der sich schon im preussischen Blog gegen Synascapes Position geäussert hat, und damit wohl der Anlass für diesen Thread war.

Zu Synascapes letztem Beitrag fällt mir aber wirklich nichts mehr ein. Die Ehrenrettung deutscher Soldaten, das "nicht nur Täter sehen", das Gerede von Überfremdung durch die USA, dieser deutsche Kulturnationalismus, garniert mit ein bisschen Iransympathie - das alles fügt sich für mich zu einer Position zusammen, die ich nicht einfach so wie jede andere politische Meinung diskutieren kann und will. Das ist so weit jenseits von allem, was ich für diskutabel halte, dass jede Reaktion von meiner Seite zwangsläufig zu Verstössen gegen die Diskussionsordnung dieses Forums führen würde.

Ich möchte stattdessen lieber etwas positives äussern, was mir wichtig ist: Die Weltkiegssoldaten, denen ich dankbar bin, sind die der roten Armee und der USA, die Deutschland vom Faschismus befreit haben, nicht den deutschen Mitläufern und Mödern. Den USA bin ich dankbar für eine unübersehbare kulturelle und politische Vielfalt. Mehr noch als die dringend notwendige Lektion in Demokratie meine ich damit Elvis, die grossen Künstler des Jazz, Rap, HipHop und Techno, literarischen Modernismus, pragmatistische Philosophie, Kino, Fernsehen -  und nicht zuletzt Rollenspiele.

Diese Tradition steht für mich für eine Kultur, die sich nicht als völkische "Nationalkultur" versteht, sondern als ein veränderliches Konstrukt, dass sich aus unterschiedlichsten Einflüssen, Herkünften und Stimmen speist. Es ist damit gerade die Absage an die Einheit von Volk, Staat und Nation, die von Kultur angeblich zusammengehalten wird. Das Versprechen (und das Gegengift zum deutschen Faschismus) heisst Individualismus und Internationalismus statt Volksgemeinschaft und Nationalkultur.

Für den Verlust von auch nur einer Vorstellung von sowas wie "kultureller Identität" bin ich ausgesprochen dankbar.

Sklavenhaltung, Imperialismus und Gutanamo Bay relativieren dieses Verdienst für mich in keiner Weise. Dass die USA schreckliche Verbrechen begangen haben, ist nicht zu leugnen, aber gewiss kein Sonderfall der Weltgeschichte. Dazu werden sie meiner Ansicht nach nur von denen gemacht, die von eignen Verbrechen ablenken wollen: islamistischen Regimen, Unrechtsstaaten wie China und Russland und leider auch immer wieder in Deutschland.

Darüber sollte man mal nachdenken - wenn ihr mich fragt.

Meine Weigerung, das hier weiter zu diskutieren, möge man bitte akzeptieren. Ich denke, diejenigen, die mich länger aus dem Forum oder persönlich kennen wissen, dass ich diskussionsfähig bin und auch andere Meinungen gelten lasse. Hier ruhig zu bleiben geht aber über meine Kräfte. In zweiter Linie möchte ich Synascape nicht noch mehr Gelegenheit geben, die Position der "neuen Mitte" hier noch weiter auszubreiten (denn geistiges Eigentum der Rechten ist das ja längst nicht mehr - grüne Politikerinnen und deutsche PopusikerInnen äussern sich ganz genau so). Das letzte Posting hat mir wirklich gereicht. Genau genommen ärgere ich mich jetzt schon über meine Reaktion im Blog...und dass ich hier noch weiter schreibe, ist auch irgendwie paradox. Aber so ist´s ja immer - soll man den Kram unwidersprochen stehen lassen oder eine noch grössere Diskussion anzetteln? Wie man´s macht ist halt falsch.

Ähm, die Frage aus dem Eingangspost ist damit auch beantwortet, oder  ;)?

Offline Stahlfaust

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #43 am: 31.03.2006 | 20:27 »
Volle Zustimmung an Synapscape. Die Ami-Propaganda in Deutschland ist mitnichten beendet.
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Offline Azzu

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #44 am: 31.03.2006 | 20:30 »
Da es sich jetzt wohl nicht mehr aufhalten lässt: Wie wäre es damit, die konkrete politische Diskussion abzutrennen und in die Speakers Corner verschieben?  ::)

Offline Lord Verminaard

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #45 am: 31.03.2006 | 21:14 »
Ich persönlich finde ja, dass es im persönlichen Umgang wesentlich wichtigere und definierende Themen als Politik gibt. Wobei man ja vieles politisieren kann, wenn man es darauf anlegt. Ist Rassismus politisch? Frauenfeindlichkeit? Ist ein dämlicher Schwulenwitz politisch? Müßige Fragen. Wenn es zu penetrant wird, fängt die Person an, mit auf die Nüsse zu gehen. Dann will ich auch nicht mit ihr spielen.

Daneben finde ich es, wenn hier Leute punktuell versuchen, die durch das Rollenspiel geschaffene Fiktion zu politisieren. Das ist genauso scheinheilig wie die fünfhunderttausendste "Mord im Rollenspiel"-Diskussion. Das wäre eigentlich mal was für den Rant-Channel, aber den boykottiere ich.
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Danger Zone Blog - Vermi bloggt über Rollenspiel und Blood Bowl

Offline Settembrini

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #46 am: 1.04.2006 | 01:38 »
Ja ich denke, die konkreten Fragen sollten in einem anderen Thread geklärt werden. oder auf meinem Blog, da haben wir auch einen über das Dritte Reich promovierten Historiker, der mitliest und kommentiert, da geht dann alles in geordneten Bahnen ab.

@Vee, lord:
Es ist aber so, daß es gute deutsche Sitte ist, im direkten Umgang mit Menschen politik außen vor zu lassen. Politik ist bei uns ein sehr privates Thema und ich kenne viele, die eine politische Diskussion, egal welchen Inhalts, als unhöflich und wichtigtuerisch oder schlicht unangenehm empfinden. Ich glaube daß zwar alles politisch ist, dieser Fakt in Deutschland aber im Rahmen der sozialen Gepflogenheiten sehr oft unter den Teppich gekehrt wird.
Deswegen kann ich mEn mit vielen leutenüberhaupt nur spielen.

Was ich garnicht verstehe, daß Wjassula nun "Der Ruf" schlecht findet, obwohl er ihn vorher gut fand ???,  weil er Synapscape aufgrund seiner Aussagen in irgend eine Ecke stellt, die aber bei der Lektüre von "Der Ruf" nicht zutage trat. Entwertet das das für Dich?
oder wie?
Warum kannst Du "Der Ruf" nicht mehr gut finden, wenn Du es vorher tatest?
« Letzte Änderung: 1.04.2006 | 01:45 von Settembrini »
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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #47 am: 1.04.2006 | 01:54 »
Ich möchte ehrlich gesagt die Diskussion auch gar nicht ausweiten, denn in einem Rollenspielforum passt es eh nicht so recht und vor allem geht sie in völlig falsche Richtungen, da man anfängt, die politische Einstellung Einzelner und nicht mehr das Thema ansich zu behandeln. Zudem kommt, das manche Personen wie Wjassula versuchen, aus wenigen Bruchstücken das politische Weltbild anderer zu interpretieren, was dazu führt, dass man außer plakativen und auf Klischees beruhenden Anschuldigungen keine Argumentationsgrundlage hat.

Ich möchte nur allen politischen Theoretikern noch gerne folgendes auf den Weg geben:

man sollte sich von allem ein eigenes Bild machen und nie einzig auf das bauen, was einem Medien, Lehrer oder andere Menschen erzählen.
Es gibt von jedem Thema so viele verschiedene Ansichten. Wenn man sich dann auf einen einzigen Standpunkt beschränkt (so wie dies übrigens die Propaganda tut), dann vergibt man seine Chance, mehr von den Hintergründen zu erfahren. Gerade in einem freien Land wie unserem haben wir zum Glück die Chance, mehrere Seiten der selben Medaille betrachten zu können und diese Chance sollte niemand leichtfertig wegwerfen oder ungeachtet verstreichen lassen.
Im Idealfall ergänzt man aber die Informationen aus sekundären Quellen durch eigene Erfahrungen. Ich würde daher gerade Menschen, die mir eine "Iranfreundlichkeit" in Verbindung mit rechtem Gedankengut vorwerfen fragen, ob sie selber denn schon einmal im Iran waren? Ob in Saudi Arabien? Ob sie in den USA waren oder ob sie all ihre Weisheit einfach nur aus diversen Zeitungen, dem Fernsehen und Gesprächen mit gleichegsinnten Freunden erhalten?
Ich selbst war im Iran und im Nahen Osten, ich war drei Monate lang bei der US-Armee in den Vereinigten Staaten, ich habe Soldatenfriedhöfe gepflegt an der Somme (nicht nur deutsche), habe meinen Urlaub dazu genutzt, mir eine Vorstellung vor Ort vom Grauen von Verdun zu machen und ich habe in Auschwitz dabei geholfen, Barracken zu reparieren und Denkmalpflege zu betreiben, weil dieses Zeugnis vergangener Verbrechen leider zunehmend verfällt und schlecht subventioniert wird. Irgendwann führen solche persönlichen Erfahrungen nämlich dazu, mediale Weltbilder zu hinterfragen und es wird auch immer schwerer Verständnis für "Theoretiker" und "Weltverbesserer" aufzubringen, deren politisches Engagement oder zeitgeschichtliches Interesse über einen Stuhlkreis im Sozialkunde-LK nicht herausgeht.

Und da schließt sich wieder der Kreis zum eigentlichen Thema: Rollenspiel ist bis zu einem gewissen Grad nur ein Spiel, aber gerade als Erwachsener, der langsam die 30 erreicht, wird es vielleicht auch interessant, inhaltlich mehr Tiefe zu erreichen. Gerade in semi-historischen Settings. Wenn es dann in der Spielgruppe eine oder gar mehrere Personen gibt, die zum Beispiel über viel Wissen bezüglich der Weimarer Republik oder dem Aufstieg des Faschismus haben, warum sollte man dieses Wissen nicht auch ins Spiel einbringen? Es entsteht vielleicht ein Lerneffekt und macht eventuell sogar sehr komplexe Sachverhalte spürbar, weil man als Spieler in die Situation kommt, sie selber zu "erleben". Es gibt keine Zeitmaschine, aber viele sind im Rollenspiel doch bestrebt, ein möglichst autentisches Flair der jeweiligen Spielwelt zu erzeugen. Warum also nicht auch eine politische Thematik umsetzen und das funktionierende Mittel des Rollenspiels dafür nutzen?

Sicherlich kann kein Spiel die Realität ersetzen. Meine Meinung ist immer noch die, das man alle Jugendlichen während ihrer Schulzeit für eine Woche nach Auschwitz bringen sollte. Erstens ist dies gut für die Denkmalpflege und zweitens bin ich mir sicher, dass danach die Zahl der Neonazis rapide abnehmen würde. Diese persönliche Erfahrung bringt nämlich mehr als tausend Stunden theoretischer Unterricht. Ich möchte hier nicht aufrufen, den Holocaust nachzuspielen. Aber weniger brisante und trotzdem wichtige historische Ereignisse könnte man eventuell im Rollenspiel simulieren und damit dem Spieler - wenn auch ein weitaus schwächeres - persönliches Erlebnis verschaffen. Gerade die spannende Zeit der Weimarer Republik böte dort viele Ansätze für Abenteuer, die man mit eben solchen persönlichen, politischen Erfahrungen verbinden könnte. Vom Lernfaktor wäre es mit Sicherheit positiver und erfolgreicher als eine ständige "Du bist Schuld"-Berieselung.

@Settembrini:
Ich denke, Wjassula steht hier die Emotion im Weg, denn anders ist eine solche Entscheidungsfindung nicht zu erklären. "Gefallen" und "Geschmack" hat ja selten etwas mit dem reinen Verstand und der Logik zu tun. Vielmehr entwickelt sich so ein Gefühl aus den Emotionen heraus. Wjassula diskutiert ja auch nicht, wie er offen zugibt, da es ihn emotional zu nahe kommt. Und das ist das Ergebnis von Propaganda. Sie zielt nämlich nicht darauf ab, Menschen zu informieren, sondern Menschen emotional zu konditionieren. Ohne es sicherlich selber zu wollen gibt Wjassula hier also direkt selbst ein perfektes Beispiel dafür, was Propaganda mit Menschen macht und das sie auch heute noch fantastisch funktioniert.
« Letzte Änderung: 1.04.2006 | 01:59 von Synapscape »

Offline Settembrini

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #48 am: 1.04.2006 | 02:19 »
@Synapscape: Ich finde es ehrlich gesagt problematisch, Politik offen ins RSP einzubeziehen. Insbesondere ist es mir bei Cthulhu einmal übel aufgestoßen, als jemand ganz für die "s.-A." (stimmungsvolle Atmosphäre) unbedingt einen KKK anhänger spielen mußte, welcher dauernd Hetzparolen gegen alle erdenklichen Gruppen von sich gab. Normalerweise ist der Spieler eher intellektuell-tolerant, aber sein Charakter war so widerlich, das stieß mir übel auf.
Was ich aber unterstütze, ist die grundsätzliche Tatsache, daß man Menschen aus der Vergangenheit nicht mit heutigen Maßstäben messen sollte, wenn man sie realistisch darstellen will.
Die Frage ist nur: Wen und was will ich wirklich realistisch darstellen? Was gewinne ich dadurch, was verliere ich?

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Re: Politik und Rollenspiel
« Antwort #49 am: 3.04.2006 | 12:03 »
In vielen aktuellen Settings können politische Bezüge eine Rolle spielen. Wenn arabisch aussehende Leute mit suspekten Koffern auftauchen, hat das durchaus einen politischen Bezug. Wenn sie tatsächlich Terroristen sind, ist das ein politischer Bezug - genauso, wenn sie es nicht sind.

Wie die meisten anderen hier spiele ich regelmäßig nur mit Leuten, die ich mag. Ein eingefleischter Nazi oder Frauenfeind wäre mir nicht sympathisch. Linke, die gewaltbereite Slogans von sich geben, hatte ich schon in der Runde (allerdings glaube ich nicht, daß sie ihre Slogans tatsächlich umgesetzt haben - sonst wäre das wohl auch etwas anderes gewesen). Irgendwann habe ich dann auch davon Abstand genommen. Nicht nur wegen der politischen Haltung, aber auch - ich fand es hochgradig lächerlich, daß der böse Nazi-Vampir tatsächlich ein Knilch war, der die CDU unterstützt. Und das war nicht als Satire gemeint.  ??? :o Allerdings muß ich zugeben, wenn da nicht noch andere Faktoren dazugekommen wären, würde ich wahrscheinlich immer noch mitspielen. Ich bin eben eher links- als rechtskompatibel.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

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