Autor Thema: Georgios' Quasi-Manifest  (Gelesen 1170 mal)

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Joe Dizzy

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Georgios' Quasi-Manifest
« am: 8.05.2006 | 23:05 »
Meine Spielweise hat keinen cool klingenden Namen. Ich spiele Rollenspiele. Wenn ein Rollenspiel immersives Spiel liefert, dann spiele ich das. Wenn es thematisches Spiel liefert, dann spiele ich halt das. Wenn es taktisches Ressourcenmanagement liefert, dann werde ich auch das spielen. Ich spiele die Spiele, ich designe sie nicht für meine Spielgruppe um. Dafür fehlt mir einfach die Zeit, Muße und das Interesse. Vor allem spiele ich gerne die Spiele, die ich gekauft habe und nicht nur die 2,5 Regeln, die ich lustig fand und die 4 Settingelemente, die mir gefallen. So ein Regelwerk ist nicht billig und wenn ich mir eins kaufe, dann will ich auch alles ausreizen was das Spiel zu bieten hat.

Damit mir ein Spiel Spaß macht, muss es einfach, verständlich und kurz sein. Wobei 2 von 3 schon reichen, um von mir gerne gespielt zu werden.

EINFACH
Ein einfaches Spiel ist ein Spiel, in dem alle notwendigen Regeln auf ein DIN A4 Blatt passen. Ein einfaches Spiel kann man nach dem Lesen des Regelwerks alleine an Hand eines solchen Merkzettels leiten. Die Spiele, die in meiner Signatur stehen sind alles einfache Spiele (wobei With Great Power... schon nah an der Grenze steht). Das Cinematic Unisystem (bekannt aus dem Buffy und Angel RPG) wäre ein weiteres einfaches System.

D&D oder Shadowrun sind es jedoch nicht. Es gibt zu viele Ausnahmefälle und Sonderregeln, die man in einer typischen Runde dieser Art im Kopf behalten muss. Es sind beides Spiele, deren Spiel für mich in Arbeit ausartet, weshalb ich daran sehr wenig Spaß habe.

VERSTÄNDLICH

Wenn ich ein Regelwerk gelesen habe, dann will ich verstehen wie man das Spiel spielt. Oder zumindest eine ziemlich genaue Vorstellung haben worum es in dem Spiel geht. Damit meine ich keine anspruchsvolle Abhandlung zu einem gewählten Thema. Ich meine damit auch nicht, dass ich weiß wann ich welche Regel einzusetzen habe. Ich will verstehen, warum diese Regeln da sind und wie der vom Autor beabsichtigte Spielablauf aussehen soll. Kurz, ich will wissen worauf das Spiel ausgelegt ist: was daran Spaß macht. Wie es bei sehr vielen Spielen der Fall ist, muss man das Spiel oft mehr als ein Mal spielen, um das herauszufinden. Je weniger Anläufe ich für ein Spiel brauche, desto höher punktet es bei mir. PTA zum Beispiel habe ich während des Lesens verstanden - lediglich die praktische Umsetzung hat etwas länger gedauert.

KURZ

Ich habe weder Zeit noch Lust 5 Stunden zu spielen, um 10 Minuten lang Spaß mit dem Spiel zu haben. Dafür ist mir meine Zeit ehrlich gesagt viel zu schade. Wenn ich ein Rollenspiel spiele, dann will ich dass die Abstände zwischen den Kernmomenten des Spiels (das worauf das Spiel ausgerichtet ist und was den Spielern Freude bereiten soll), möglichst kurz sind. Wenn ich ein Ei kochen kann, während ich darauf warte, dass was interessantes passiert, dann läuft die Runde nicht so, wie es mir gefällt.

Ich kann (und will) mir keine Rollenspielrunde vorstellen, die mehr als 4 Stunden braucht. Wenn die Gruppe spielen will, und wenn sie weiß was sie spielt, dann reicht das locker aus um tierisch viel Spaß zu haben. Qualität statt Quantität. Die Zeiten als ich Qualität durch Quantität erreichen wollte, habe ich weit hinter mir gelassen.

THEORIE
Ich mag keine Theorie. Klingt komisch, ist aber so.

Theorie ist für mich ein Werkzeug mit dem ich Rollenspiele besser verstehen kann (s.o.), sie besser erklären kann und damit auch kürzere Spielrunden mit mehr "Kernmomenten" (s.o.) erreichen kann. Vieles vom Diskurs im Forge-Forum hat mir genau dabei geholfen. (Ein lautes ÄTSCH an all die Leute, die die Forge gerne als unbrauchbar, unnütz oder gar schädlich halten.) Daher wende ich die Theorie da an, wo sie sich für mich als hilfreich erwiesen hat und teile meine Erfahrungen gerne mit anderen. Darüber hinaus ist die Theorie für mich ohne Wert. Das Anwenden der Theorie ist mir gleich, lediglich die Ergebnisse interessieren mich.

Um einen Vergleich herbei zu ziehen: ich mag zwar wissen, wie ein PC funktioniert und mich darüber unterhalten können: aber Benchmark-Werte oder technische Sonderheiten einzelner Geräte sind mir völlig egal.

Das ist mein Quasi-Manifest.