Autor Thema: Marketingstrategien für RPGs  (Gelesen 25634 mal)

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Ludovico

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Marketingstrategien für RPGs
« am: 24.08.2006 | 17:46 »
Diejenigen, die im Blutschwerter-Forum aktiv sind, sind wahrscheinlich auch schon dort auf dieses Topic gestoßen.
Die Meinungen dort könnt ihr hier nachlesen.

Zum Thema:
Ich hatte auf dem Grofafo u.a. mit Jestocost eine interessante Diskussion zu dem Thema, die aber leider viel zu kurz ausfiel.

Erstmal stelle ich folgende Behauptungen auf:
-Die Anzahl der Rollenspieler hat nicht ab-, sondern zugenommen.
-Die Anzahl der Rollenspiele hat weit überproportional zu der Anzahl der Rollenspieler zugenommen.

Diese Annahme resultiert aus folgenden Beobachtungen:
In den 80ern gab es wenige Systeme, die sich aber gut verkaufen ließen.
Heutzutage gibt es hunderte, wenn nicht gar tausende verschiedener kommerziell vertriebener RPGs, von denen sich eine erstaunliche Menge, wenn auch nicht gut, zumindest halten kann.
Allerdings gibt es interessanterweise keine Marktforschungen zum Rollenspielmarkt, weshalb dies nur eine Behauptung ist, die mir aber sehr schlüssig vorkommt.

Weitere Behauptungen (die das Thema für mich erst interessant machen):
-Rollenspielverlage nutzen fast ausschließlich Medien, die Rollenspieler ansprechen.
-> Rollenspielverlage konzentrieren sich auf die rel. kleine Zielgruppe "Rollenspieler"
-> Zielgruppen mit ähnlichen Interessen wie Rollenspieler, also potentielle Rollenspieler, werden von den Verlagen größtenteils ignoriert oder allenfalls halbherzig umworben.

Die Gründe für diese Behauptung beruhen darauf, daß ich noch keine Werbung für RPGs außerhalb von "Fachzeitschriften" (wie den Envoyer) oder Cons gesehen habe (vllt mit einigen wenigen Ausnahmen) und daß Rollenspiele im Vergleich zu Brettspielen immer noch sehr unbekannt sind.
Man wird sicher viele finden, die mal das Wort "Rollenspiel" gehört haben, wenn man sich auf der Straße umfragt, können sich unter dem Begriff aber nichts konkretes vorstellen wie "RPG ist doch sowas wie improvisiertes Laientheater".

Da Zielgruppen mit einem großen Anteil an potentiellen RPGlern (SF-Fans, Online-RPGler, PC- und Konsolenspieler) nicht oder kaum umworben wurden, folgere ich, daß der Rollenspielmarkt wesentlich größer sein könnte.

Problem hierbei, was wahrscheinlich auch die meisten Verlage von den notwendigen Marketingausgaben abhält:
Die Werbemaßnahmen, um andere Zielgruppen als Rollenspieler zu erreichen, kosten Geld.

Leider sind diese Ausgaben nun mal absolut notwendig, wenn man sich auf einem Markt halten will und expandieren möchte.
Derzeit sieht es aber eher so aus, daß alle Rollenspielverlage über abnehmende Kundenzahlen jammern, sie sich also nicht gut auf dem Markt halten können und Expansionspläne können sie eh vergessen, wenn sie sich auf andere Produkte, die profitabler sind (wie Trading Cards) konzentrieren.

Nun nach dem ganzen Text meine Fragen:
Wie kann man Rollenspiele für wenig Geld vermarkten?
Welche Medien sollte man für die Werbung nutzen?
Welche Zielgruppen sollte man insbesondere ansprechen?

Und nebenbei dürft ihr noch meine getätigten Behauptungen auseinanderpflücken.
« Letzte Änderung: 24.08.2006 | 17:48 von Ludovico »

Offline Roland

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #1 am: 24.08.2006 | 17:56 »
Zitat von: Ludovico
Ich hatte neulich eine interessante Diskussion zu dem Thema, die aber leider viel zu kurz ausfiel.
 
Erstmal stelle ich folgende Behauptungen auf:
-Die Anzahl der Rollenspieler hat nicht ab-, sondern zugenommen.
-Die Anzahl der Rollenspiele hat weit überproportional zu der Anzahl der Rollenspieler zugenommen.

Deine erste Behauptung halte ich für sehr gewagt. Die Umsatzzahlen im US Handel sind in den letzten Jahren stark gesunken (ich schätze um mindestens 25% im Vergleich zum Durchschnitt der 5 Jahre davor), auch deutsche Verlage haben Umsatzrückgänge zu beklagen und ihre Auflagen z.T. sehr stark verkleinert. Die Besucherzahlen bei Cons sind zeitweise sehr stark gesunken, eine Ausnahme bilden manche Großcons, wo sich das Besucherinteresse nun bündelt. 
Es könnte sein, dass Rollenspieler in Scharen in den Untergrund abwandern, nur noch freie Rollenspiele spielen oder sich mit den guten alten D&D Boxen begnügen. Aber für sehr wahrscheinlich halte ich das nicht.

Mit Deiner zweiten Behauptung hast Du recht.


Warum es für Rollenspiele keine bessere Werbung gibt?  Zum einen weil konventionelle Werbung sehr teuer ist. Ein Verlag, der ein paar Millionen (wenn überhaupt) im Jahr umsetzt, und damit gerade so über die Runden kommt, hat nicht mal eben 100.000 Euro für eine Werbekampagne. Und selbst wenn das Geld vorhanden wäre, bleibt es sehr zweifelhaft, ob sich die Investition rechnen würde. Zum anderen habe die wenigsten größeren Verlage ein Produkt, das für Neueinsteiger attraktiv wäre. Wofür also Werbung machen?
Es gibt zwar mindestens zwei dutzend Rollenspiele, die problemlos zum Einstieg taugen würden, die werden aber leider alle von amerikanischen Kleinstverlagen  produziert.
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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #2 am: 24.08.2006 | 18:08 »
Ein Marketingkonzept für Rollenspiele? Überhaupt kein Problem, das hab ich in der Tasche.

Machen wir kurz ne kleine Marketinganalyse:

Ziel: Bekanntheitsgrad von Rollenspielen steigern, den Einstieg erleichtern um so die Koversion zu erhöhen und die Anzahl der aktiven Spieler zu steigern.

Herausforderung: geringer Bekanntheitsgrad (nur DSA ist überhaupt in Spielwarenläden vertreten), hohe Einstiegshürden, hoher Zeitaufwand, eigene Subkultur, Anwerben findet über Ausprobieren, d.h. persönliche Kontakte statt, lokale Präsenz notwendig, um das Spiel kennen zu lernen, hoher Verwaltungsaufwand, um eine Gruppe zu organiseren und regelmäßig Sessions abzuhalten, "Verbrannte Kinder" zurückholen (ehemalige rollenspieler, die glauben, dass sie zu alt wären oder schlechte Erfahrungen gemacht haben)

Wettbewerb: CRPGs und Computerspiele, DVDs, Kino, Trading Cards und andere Zeitfresser

Zielgruppen: Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14-45, Mädchen und Frauen, Phantastik-Fans, Horror und Mystery-Fans, Serien-Fans, Leser von Groschenromanen

Benefits: soziale Kontakte, Kommunikation, Fremdsprachen, Ausleben künstlerischer Ambitionen, taktische und strategische Planung, dramaturgische Skills, Weltenbau und Story-Development

Alleinstellungsmerkmal: die Möglichkeit, um zusammen kreativ tätig zu werden und dabei Spannendes und Spaßiges zu erleben

Selling Idea: In Rollenspielen werden du und deine Freunde zu den Stars ihrer eigenen Show

Aufgabe: Sichtbarkeit steigern, Einsteig erleichtern, lokale Präsenz erhöhen und Zugangsmöglichkeiten eröffnen, Konzentration auf einsteigerfreundliche und leicht ausprobierbare Ausprägungen des Hobbys (von vorgefertigten Oneshots über 15 Minuten Demos, Episodenspielen, Saturday Night Specials bis zu party-tauglichen Forgespielen)

Nun braucht man nur noch geeignete Maßnahmen, mit denen man die obenstehenden Herausforderungen bewätligen und die anstehenden Aufgaben lösen kann...
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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #3 am: 24.08.2006 | 18:21 »
Wenn die Konversion zum Rollenspieler nicht so schwierig wäre, könnte ich sofort ne Online-Kampagne starten: Der TKP (Tausender-Kontakt-Preis") für Online-Werbung liegt bei größeren Portalen bei 25 €.

Also nehme ich mal 2500 € in die Hand: Dann habe ich 100.000 Kontakte. Ich hab ein tolles Banner, darum beträgt die Klickrate 1%: D.h. 1.000 Leute kommen auf meine Site. Damit es sich rechnen würde, bräuchte ich nun eine Konversion von 10%: Dann würden 100 Leute mein Regelbuch kaufen, dann hätte ich einen Umsatz von ca. 3000 Euros und einen Gewinn von  500 Euros..

Dummerweise liegt die Konversion voraussichtlich nicht bei 10%, sondern eher bei 1-2%... Aber das könnte man auch lösen...
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Offline Roland

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #4 am: 24.08.2006 | 18:29 »
Dann würden 100 Leute mein Regelbuch kaufen, dann hätte ich einen Umsatz von ca. 3000 Euros und einen Gewinn von  500 Euros..

Hättest Du dann nicht eher einen Verlust von 500 Euro? Die Spiele kosten Dich doch mindestens 10 Euro in der Produktion, oder nicht?
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Offline Meister Analion

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #5 am: 24.08.2006 | 22:59 »
Auf dem Kenzer Board gabs ne ähnliche Diskussion. Die wurde dann sehr schnell beendet als der Marketing-Fuzzi von Kenzer gepostet hat das eigentlich jede Werbung für Rollenspiele mehr kostet als sie bringt, sei es im Netz, in Nicht-RPG-Printmedien oder sonstwas.
PS: alle Aussagen sind nur meine persönliche Meinung. Ihr habt meine ausdrückliche Erlaubnis, eine andere Meinung zu vertreten.

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Ludovico

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #6 am: 24.08.2006 | 23:19 »
Auf dem Kenzer Board gabs ne ähnliche Diskussion. Die wurde dann sehr schnell beendet als der Marketing-Fuzzi von Kenzer gepostet hat das eigentlich jede Werbung für Rollenspiele mehr kostet als sie bringt, sei es im Netz, in Nicht-RPG-Printmedien oder sonstwas.

Jo, wenn man diese Werbung nur innerhalb der Subkultur "Rollenspieler" und ganz halbherzig außerhalb dieser Subkultur umsetzt, dann hat dieser Marketing-Fuzzi vollkommen recht.

Zitat von: Roland
Deine erste Behauptung halte ich für sehr gewagt. Die Umsatzzahlen im US Handel sind in den letzten Jahren stark gesunken (ich schätze um mindestens 25% im Vergleich zum Durchschnitt der 5 Jahre davor), auch deutsche Verlage haben Umsatzrückgänge zu beklagen und ihre Auflagen z.T. sehr stark verkleinert.

Daß deutsche Verlage über Umsatzrückgänge klagen, steht in keinem Widerspruch zu meiner Aussage.
Gründe für den Umsatzrückgang im US-Handel können sehr vielfältig sein und auch mit den Besonderheiten der USA zusammenhängen.
Du hast ein paar mögliche Gründe genannt.
Weitere Gründe:
- Zugang zu PDF-Dateien wurde in den letzten Jahren immens erleichtert, insb. in den USA, wo die Computerisierung und Vernetzung wesentlich stärker ausgeprägt ist als in Europa.
- Amazon und Ebay stellen eine starke Konkurrenz zu den üblichen Händlern dar, insb. Rollenspielshops, die wahrscheinlich eh ein Schattendasein dort führen und sich mehr mit LARP und Trading Cards über Wasser halten.
- Da TGCs und LARP-Sachen wesentlich häufiger gekauft werden und mittlerweile so ziemlich die Hauptstandbeine der meisten Rollenspielläden darstellen, haben diese den Artikel Rollenspiel eine niedrigere Priorität zugewiesen. Das bedeutet: Personal, daß sich besser mit TGCs auskennt und weniger mit Rollenspielen und weniger Verkaufsfläche für RPGs. Ebenso viele veraltete Produkte, die ein Dasein als Ladenhüter fristen und weniger neue.
- Starke Konkurrenz durch Online-RPGs! WoW, Everquest und co. sind brutale Zeitfresser mit einer großen Anhängerschaft auch und vor allem unter aktiven Rollenspielern.
Dies dürfte in den USA mit seiner Computerisierung und Vernetzung noch stärker ausgeprägt sein als in Deutschland.
- Desweiteren dominiert in den USA D20 und D&D. Wie attraktiv RPGs insgesamt sind, hängt dort vor allem von der Anhängerschaft dieser Systeme ab.

Zitat
Zum einen weil konventionelle Werbung sehr teuer ist. Ein Verlag, der ein paar Millionen (wenn überhaupt) im Jahr umsetzt, und damit gerade so über die Runden kommt, hat nicht mal eben 100.000 Euro für eine Werbekampagne.

Verlage können ihre Ressourcen bündeln, um Werbung zu machen, weil es im Interesse aller wäre Verlage wäre, wenn RPGs bekannter werden würden.
Man muß nicht auf teure Werbung setzen.
Es muß ja keine Fernsehwerbung sein oder Anzeigen in Stern oder Bunte.
Ebensowenig muß man Geld an Karstadt und co. zahlen, damit das eigene RPG in die Spielwarenabteilung kommt, wofür gibt es Internetshops wie Amazon oder die eigene Webseite, wenn reale Fantasy-Shops nicht reichen?
 
« Letzte Änderung: 24.08.2006 | 23:34 von Ludovico »

Offline Meister Analion

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #7 am: 24.08.2006 | 23:28 »
Jo, wenn man diese Werbung nur innerhalb der Subkultur "Rollenspieler" und ganz halbherzig außerhalb dieser Subkultur umsetzt, dann hat dieser Marketing-Fuzzi vollkommen recht.
Nein, es ging um Werbung z.B. in PC-Magazinen und anderen RPG -fremden Medien. Die Kosten sind einfach zu hoch.
PS: alle Aussagen sind nur meine persönliche Meinung. Ihr habt meine ausdrückliche Erlaubnis, eine andere Meinung zu vertreten.

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Ludovico

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #8 am: 24.08.2006 | 23:36 »
Nein, es ging um Werbung z.B. in PC-Magazinen und anderen RPG -fremden Medien. Die Kosten sind einfach zu hoch.

Dann würde ich mal sagen, daß am falschen Ende gespart wird. Man kann heutzutage das genialste Produkt überhaupt haben. Wenn keiner weiß, daß Du sowas hast, dann wirst Du damit baden gehen.
Deshalb sollte man meiner Meinung nach zum einen Ressourcen bündeln und Geld auch von Neuentwicklungen abzwacken. Die verschlingen doch gerade in der Entwicklungsphase auch immense Summen.

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #9 am: 25.08.2006 | 00:01 »
Dann würde ich mal sagen, daß am falschen Ende gespart wird. Man kann heutzutage das genialste Produkt überhaupt haben. Wenn keiner weiß, daß Du sowas hast, dann wirst Du damit baden gehen.
Deshalb sollte man meiner Meinung nach zum einen Ressourcen bündeln und Geld auch von Neuentwicklungen abzwacken. Die verschlingen doch gerade in der Entwicklungsphase auch immense Summen.
Äh? Hallo? Wir reden von der RPG-Industrie und nicht von High-Tech-Unternehmen. Es gibt doch kaum Firmen, die sich eine großangelegte Kampagne auch nur ansatzweise leisten könnte. Und welche Entwicklungskosten denn? Die meisten Bücher werden doch in der Freizeit zu Hause geschrieben und allerseltenst nach Zeit bezahlt.

Mal am Beispiel von Kenzer. Die haben seit 3.0 ca. 40 Bücher für Kalamar, 2 eigene RPG-Systeme, ein dutzend Brettspiele und 2 oder 3 monatliche Comics rausgebracht, dennoch haben die kaum feste Mitarbeiter sondern hauptsächlich Freelancer mit einem anderen Hauptberuf.

Wenn jemand dick Werbung machen könnte wäre das Wizards mit Hasbro im Rücken und wenn es Profit bringen würde hätten sie es schon lange getan.

Die beste Werbung für RPGs ist Präsenz in der Szene (Läden, Cons) und Mund-zu-Mund-Propaganda. Kein "Aussenseiter" wird sich ein RPG kaufen wegen einer Werbung in der Fernsehzeitung, dazu sind sie einfach viel zu komplex.
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Offline Merlin Emrys

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #10 am: 25.08.2006 | 03:55 »
Ein Marketingkonzept für Rollenspiele? Überhaupt kein Problem, das hab ich in der Tasche.

Machen wir kurz ne kleine Marketinganalyse: ...
Hm... ich mache mal - als absoluter Laie in dem ganzen Gebiet - eine eigene kleine Analyse auf, ausgehend von der Frage: "Warum konnten auf einmal alle Acht- bis Zwoelfjaehrigen mit YuGiOh-Karten was anfangen und ich konnte es nicht?" :-)
Weil sie die Anleitung gelesen haben und ich nicht? Das war leicht zu aendern - aber ich konnte mir nach der Anleitung immer noch nicht so recht erklaeren, wie das gehen soll.
Haben sie die Anleitung in den Kartenboxen also besser verstanden? Es wuerde meinem Stolz nicht schmeicheln, das anzunehmen ;-) .
Dann hat mich mein kleines Schwesterchen an der Hand genommen und mich vor dem Fernseher plaziert - zu einer Zeit, wo eben so Acht- bis Zwoelfjaehrige vor der Glotze haengen. Und nach ein paar Folgen (ich meine, es waeren weniger als 5 gewesen) von YuGiOh hatte ich es dann auch begriffen.

Was sehe ich (als absoluter Laie auf diesem Gebiet) da, um davon zu lernen?
- Vielleicht sollte man weniger ueber "Konkurrenten", sondern mehr Synergie-Effekte nachdenken. Trading-Cards und Fernsehen haben sich in meinem beobachteten Fall keine Konkurrenz gemacht, sondern aufeinander verwiesen: Die Serie hat bei den Kindern Lust auf die Trading-Cards geweckt, und ueber die Trading-Cards haben dann andere (wie ich, also an sich nicht in der urspruenglichen Zielgruppe) die Fernsehserie kennengelernt.
- Man kann Dinge nicht nur schriftlich vermitteln. Gerade Kinder lernen durch Zusehen und Nachahmen, und Erwachsene sind letztlich noch genauso dankbar, wenn es ohne Lesen auch geht :-) . Man muss keine Buchseiten zaehlen, wenn man sich von den Buechern loest. Man muss nicht verzweifelt nach den einfachst-moeglichen oder einleuchtensten Regeln suchen, wenn man sie so anschaulich vermittelt, dass sie nach ein paar Wiederholungen verstanden werden.
- Handwerklich gute Arbeit ist alles andere als zweitrangig! YuGiOh war, soweit ich das beurteilen kann, handwerklich sehr wohldurchdacht und genau auf eine bestimmte Zielgruppe hin ausgelegt. Diese Zielgruppe hat sich dann als Multiplikatoren betaetigt und damit vielleicht mehr erreicht, als die Serie und die Karten selbst gekonnt haetten, wenn man versucht haette, sie gleich selbst allen anzubieten.
- Nicht draengeln! Was noetig ist, ist ein gewisser finanzieller Vorschuss und dann vor allem: Zeit.

Koennte man eine interessante, pfiffige, ansprechende Storie aus Rollenspielen machen? Das ist eine Frage ans Handwerk, aber ich denke, man kann. Mir fielen als moegliche Synergie-Partner zunaechst eine Fernsehserie ein - sie entspricht besser dem Lernverhalten, das ich kenne, naemlich kleine Haeppchen in regelmaessiger Wiederholung, als ein Kinofilm - und ein paralleles Computerspiel, das mit den zwei Ebenen spielt, der fiktiven Gruppe und der Fiktion der fiktiven Gruppe. Wenn man will und technisch gut ist, kann man sogar darueber nachdenken, ob man sogar auch Trading-Cards (als erwerbbare Sonderfertigkeiten usw?) versucht ins Boot zu holen; optimal waere, wenn man sie ueber CardReader gleich auch im Computerspiel einsetzen koennte.
Da Rollenspielregelwerke eine Spur komplizierter sind als Trading-Card-Regeln, wuerde ich das Alter der Zielgruppe ein wenig nach oben setzen und auf die Mittelstufenschuelerschaft (grob: 14 bis 17) versuchen zu zielen. Die sind ohnehin gerade auch im besten Computerspielalter :-) , und die Anpassung an aeltere Kundenschichten duerfte etwas einfacher werden.

Dann muss man sich mal ansehen, was man alles so machen muss, um so ein Hyphe-Phaenomen anzustossen (hierfuer ist mE handwerkliche Qualitaet des "zu behyphenden" Produkts ganz, ganz wichtig!)... und: ab geht die Post :-) .

Das, was man damit bekommt, sind keine "Anhaenger der reinen Rollenspielehre". Es sind Leute, die Rollenspiel als eine Variante von etwas annehmen - ein Computerspiel ohne Rechner, ein Trading-Card-Spiel mit mehr Umgebung und geringerer Gewichtung der eigentlichen Karten, ein Angebot, den Fernseher auszumachen und sich die Dinge "umzuphantasieren".
Ich koennte mir sowas problemlos fuer verschiedene Typen von Rollenspielen vorstellen. Die Frage ist, ob es klueger ist, ein Rollenspiel zu einem Thema zu nehmen, fuer das es schon "Serienunterstuetzung" gibt, d.h. SciFi oder Piraten oder Fantasy, oder ob ein etwas abweichenderes Thema besser waere. Ich denke, da kommt es darauf an, fuer was sich Regisseur, Programmierer, Darsteller und Konsorten am meisten begeistern - Spass an der Sache hebt die Qualitaet, gerade da, wo es um Darstellungen geht, denke ich.


Ludovico

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #11 am: 25.08.2006 | 07:57 »
Äh? Hallo? Wir reden von der RPG-Industrie und nicht von High-Tech-Unternehmen. Es gibt doch kaum Firmen, die sich eine großangelegte Kampagne auch nur ansatzweise leisten könnte. Und welche Entwicklungskosten denn? Die meisten Bücher werden doch in der Freizeit zu Hause geschrieben und allerseltenst nach Zeit bezahlt.

Oh, das ist interessant. Ist das nur bei Kenzer so? Zumindest kann man an den Produktionskosten sparen. Ein neues Produkt zieht immer einen Rattenschwanz an Kosten nach sich.
Außerdem schrieb ich nie was von einer großangelegten Kampagne.

Zitat
Wenn jemand dick Werbung machen könnte wäre das Wizards mit Hasbro im Rücken und wenn es Profit bringen würde hätten sie es schon lange getan.

Sie machen es doch. Die D&D-PC-Spiele, das Brettspiel, der Film... Das ist Werbung.

Zitat
Die beste Werbung für RPGs ist Präsenz in der Szene (Läden, Cons) und Mund-zu-Mund-Propaganda.

Die Szene wirft aber nix ab. Ich sag jetzt mal voraus, daß es, wenn es so weitergeht, das große Sterben in der RPG-Verlag-Szene bald beginnt, weil die Konkurrenz nicht zu, sondern abnimmt und kleine Verlage wie Kenzer dann hopps gehen. Übrig bleiben dann nur die Großen und die Freizeitbastler, wobei ich eher davon ausgehe, daß die Großen RPGs dann auch eher nebenbei verticken.
Der Grund: Die Szene hat nicht genug Kohle, um die Verlage am Leben zu erhalten. Das Geld wird sich auf noch mehr RPGs verteilen, wodurch die kleineren Verlage, die sich nicht so lukrative Nebenverdienste wie die Herstellung und den Vertrieb von Trading Cards leisten können.

Zitat
Kein "Aussenseiter" wird sich ein RPG kaufen wegen einer Werbung in der Fernsehzeitung, dazu sind sie einfach viel zu komplex.

Das kommt auf die Fernsehzeitung an. Wenn es sich um eine Fernsehzeitung handelt, die sich auf SF spezialisiert hat, dann wirst Du mit Sicherheit ein paar (selbst wenn es nur 10 von 1000 Lesern sind, ist das schon gut) Kunden finden.
So funktioniert Werbung. Der Großteil der Kosten ist im Endeffekt rausgeschmissenes Geld. Der Teil, der die Kunden aber anlockt, ist absolut notwendig.
Und wie willst Du den lukrativen Teil von dem nichtlukrativen Teil trennen?

Ich frag mich, wieso Werbung immer so unterschätzt wird.
Ich kenn einen Betrieb, der wegen mangelnder PR pleite ging und einen Betrieb, dem es deswegen ziemlich mies geht.

Im obigen Post hab ich übrigens nebenbei erwähnt, daß RPG-Verlage Ressourcen auch bündeln können.

@Merlin
Cool! Geiles Post!
Allerdings wird das ordentlich was kosten.  :d
Es sei denn, man sucht sich einen finanzstarken Partner, der einem bei der Marketingstrategie hilft.
« Letzte Änderung: 25.08.2006 | 07:58 von Ludovico »

wjassula

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #12 am: 25.08.2006 | 09:21 »
Zitat
Der Grund: Die Szene hat nicht genug Kohle, um die Verlage am Leben zu erhalten. Das Geld wird sich auf noch mehr RPGs verteilen

Ist doch kein Problem. Dann haben wir eine grössere Vielfalt von kleineren, besseren Spielen, die die Leute von zuhause aus als Zweitjob übers Netz vertreiben. Ganz ohne Marketingoffensive. Die wäre doch nur nötig, wenn man sich an die alten Vertriebsstrukturen klammert, weil ein (vergleichsweise) riesiger Apparat verzweifelt neue Käufer ansprechen muss, um sich zu erhalten - wohlgemerkt, nicht um neue und schönere Spiele zu machen. Dafür braucht es Geld, das nicht da ist, weil nicht genügen Leute die Spiele kaufen, also kann man nicht werben, um mehr Leute ranzukriegen, mit deren Geld man auch mal eine grössere Kampagne fahren könnte, um dann mehr Leute ranzukriegen, mit deren Geld....na und so weiter. Ausnahme ist in Deutschland Fanpro und in den USA Hasbro. Na dann gibt´s halt zwei Profis und einen Haufen Kleiner.

Deswegen stirbt doch das Hobby nicht - einen Gedanken, den ich ohnehin merkwürdig finde. Solange wir spielen, ist doch das Rollenspiel nicht tot, und wenn wir keinen Bock mehr haben, kann es uns doch auch egal sein, ob das sonst noch jemand macht. Wo kommt denn diese zärtliche Sorge um "das Hobby" her?

Macht doch endlich ein Fangeschäft aus dem Rollenspiel. Das ist ehrlicher und wahrscheinlich sogar für die Privatleute, die nebenbei Spiele produzieren profitabler, weil sie eine Gewinnspanne einfahren, von denen die Verlage nur träumen können.

Offline Merlin Emrys

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #13 am: 25.08.2006 | 09:48 »
@Merlin
Cool! Geiles Post!
Allerdings wird das ordentlich was kosten.  :d
Es sei denn, man sucht sich einen finanzstarken Partner, der einem bei der Marketingstrategie hilft.
Danke ;-) !
Die finanzielle Seite ist wirklich das groesste Problem - aber bei der ganzen Werbung. Das zweitgroesste ist, die richtigen "Handwerker" mit dem Geld zu bezahlen. Aber wenn man es schafft, eine gute Serie und ein spannendes Computerspiel zu generieren, hat man hinterher sogar vielleicht noch ein kleines Plus... fuer die Neuauflage, weil "Hyphe-Phaenomene" immer nur so kurze Halbwertszeiten haben. :-)

Romaal

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #14 am: 25.08.2006 | 09:56 »
Mal ganz im Ernst: Wollen wir überhaupt das RPG groß vermarktet wird und dass es jeder kennt? Also ich kann dazu nur sagen: Ich bin froh dass es keinen Hype auf Rollenspiel gibt (und wohl auch nie gab/geben wird). Hätte keinen Bock wenn mein schönes Hobby jeden Tag in der Werbung angepriesen wird und es jeder kennt. Dann wäre auch die Faszination wohl schnell erlegen, denn ales was der breiten Masse in die Finger gerät wird irgendwie gefällig, zäh und unschön.

Sry, aber das ist meine eigene Meinung und ich bin sicher dass die meisten Rollenspieler auch eher froh sind, dass ihr Hobby zu der eher unbekannteren Sorte gehört. Denn sein wir mal ehrlich, wem gefällt es nicht, wenn andere fragen was man da macht und man selber denkt sich: Nee, das ist nix für euch, das ist mein Hobby und ihr würdet das gar nicht verstehn.

Das nenne ich szenentypische Abgehobenheit und die finde ich nicht mal schlimm.

Offline Alex

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #15 am: 25.08.2006 | 10:02 »
Ich finde die Diskussion sehr spannend und will mich auch mal dran beteiligen.  ~;D

Ich denke, dass es nur zwei sinnvolle Möglichkeiten gibt, den Kreis an Rollenspielern zu erweitern, ohne wie blöd Kohle heraushauen zu müssen:
1. Die rollenspielnahen Gruppen locken.
Wenn ich mir ansehe, wie sich Brettspiele (Siedler, Carcassonne ...) und auch Computer-Spiele wie Diablo verkaufen, dann scheint es ein großes Interesse an Spielen im allgemeinen zu geben. Vor allem die Computerspiele zeigen, dass viele die Genre Fantasy/Science Fiction/Rollenspiel super finden. Auch Sims ist auf eine komische Art ja auch Rollenspiel.
In erster Linie würde sich die Spiele-Messe in Essen dazu eignen, Nicht-Rollenspieler an dieses Hobby heranzuführen. Dies geht aber IMHO nur persönlich und außerhalb der Rollenspiel-Stände. Ich denke da an (sehr) kurze Einführungsrunden. Diese sollte es einfach und überzeugend sein (praktisch keine Regeln, ein Charakter und viel Würfelaction).
Dieser erweiterte Kreis von Spielern könnte dann auch das Ziel für Werbemaßnahmen sein (also Werbung in Zeitschriften wie die Pöppel-Revue (falls es die noch gibt)). Stern und Fernsehzeitschriften bringen IMHO gar nichts.
2. Man muß ein Einführungsprodukt schaffen, was wirklich super-einfach ist. Selbst die Einführungsregeln von DSA sind da wahrscheinlich noch zu komplex (was keine Kritik an diesem Produkt ist). Man sollte die Leute nicht zuerst mit einem Spiel locken, sondern "nur" soweit bringen, dass sie sich für Rollenspiel interessieren (geile Bilder, eine gute Story ...). Erst im zweiten Schritt kämen super-einfache Einführungsmodule. Diese sollten fast nichts kosten (<5 Euro ?) und auch in allen Spielgeschäften (nicht nur Rollenspielläden) erhältlich sein (dazu zähle ich auch Karstadt, Wal-Mart ...).
Der erste Schritt muß sein, die Leute erst für das Thema zu interessieren, bevor man sie mit Einführungsboxen zuwirft.

Somit muß eine Werbestrategie nicht auf ein System bezogen werden, sondern erst auf Rollenspiel allgemein. Erst wenn sich Leute überhaupt dafür interessieren, kann man sie mit den Produkten locken. Jemanden einfach eine Box hinfeuern und hoffen, dass es ihm gefällt, halte ich für eine schlechte Strategie.

Offline Ingo

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #16 am: 25.08.2006 | 10:18 »
Ich frag mich, wieso Werbung immer so unterschätzt wird.
Ich kenn einen Betrieb, der wegen mangelnder PR pleite ging und einen Betrieb, dem es deswegen ziemlich mies geht.

Die meisten unterschätzen Werbung gar nicht, aber man muß sie sich erstmal leisten können. Kein deutscher Rollenspielverlag hat gerade mal einige hundert Tausend, die für Fernsehwerbung notwendig währen und auch Zeitungswerbung scheidet wohl für die meisten aus.
Bereits eine Ausstrahlung eines Werbespots im Regionalradio kostet über 1.000 € für 7 Widerholungen (was ja praktisch nichts ist). Überregionale Werbung geht also in die zehntausende.

Dann sehen wir doch mal, was ein Verlag an so einem Rollenspielbuch verdient. 50% bekommt der Handel, 5% gehen für Porto und Verpackung drauf. Lizenzen 10-20%, wenn es ein eigenes Produkt ist praktisch genausoviel für Zeichner und Autoren (nehmen wir die Mitte 15%). Druck und sonstige Vorabkosten ca. 15%. Bleiben also 15%. Bei einem Buch für 30,- € bleiben also (wenn man optimistisch rechnet) 4,50€ für das operative Geschäft (es sind wohl eher 3,- €) - vor Abzug der Steuern. Bei Büchern 7% -> 4,20€. Natürlich braucht man eine Buchhaltung, Software, Computer, Flyer, eine Homepage, Buchhaltung oder Steuerberater usw. Man muß zu Messen und Cons fahren.
Wie viel kann man denn von einem Quellenbuch verkaufen? 1.000 Stück? Na gut bei DSA vielleicht 5 bis 8 Tausend.

Was im Endeffekt übrig bleibt dürfte bei einem kleinen Verlag nicht mal ein Euro sein, wenn man überhaupt Gewinne damit macht.

Glaubt Ihr F&S, FanPro oder Pegasus verdienen etwas an Rollenspielen? Wohl eher nicht. Man verdient an Zinnminiaturen, Romanen, Würfeln oder als Großhändler.

Selbst wenn sich alle Verlage in Deutschland zusammen tun würden (und viele würden da nicht mitmachen) könnte man sich keine Fernsehwerbung leisten. Das ist einfach Utopisch.

Mit einigen anderen Leuten habe ich ja einen Kleinverlag gegründet und vertreibe unser Rollenspiel. Nicht weil ich damit Geld verdiene - es ist ein Hobby. Andere leisten sich einen Porsche, ein teures Haus, Urlaub oder eine Hifi-Highend Anlage. Ich gebe mein Geld für Rollenspiele aus. Ich werde in meinem Leben keinen Cent mit Rollenspielen verdienen (was ich aber auch nicht vor hatte). Die größeren Verlage können meistens froh sein, wenn sie ein kleines Plus mit ihrem System erwirtschaften, doch wie viele große Systeme gibt es? DSA, SR, WoD und D20 und selbst damit kann man praktisch kein Geld verdienen.

Ich mache natürlich weiter und investiere in mein Hobby. Aber teure Werbung ist nicht nur für mich utopisch.

Viele Grüße,
Ingo
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Offline Jestocost

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #17 am: 25.08.2006 | 10:26 »
Ich glaube, wir sollten mal realistisch bleiben - Synergien sind ja schön und gut, aber solange die Nutzungssituation von Rollenspielen nicht mit anderen Hobbys mithalten kann, wird sich nix ändern...

Stellt euch doch mal den idealen Fall vor: Unser Interessent wurde angefixt und würde gern Rollenspiele ausprobieren...

Und was passiert dann?

1. Lonely Planet: In seiner Gemeinde gibt es keine anderen Rollenspiele. Er kauft sich also ein Spiel (wahrscheinlich DSA, weil es das einzige ist, dass es bei ihm im Spielwarenladen gibt), nimmt das Buch zur Hand und probiert es aus, nachdem er zwei bis drei Kumpels überzeugt hat, dass mal auszuprobieren... Wenn er jetzt Glück hat, hat's jedem Spaß gemacht und es kommt eine regelmäßige Runde zu stande...

2. Rollenspielladen: Wenn er Glück hat, findet er dort einen Aushang oder einen örtlichen Club. Vorausgesetzt, er findet den Rollenspielladen überhaupt oder weiß, dass es solche Läden überhaupt gibt...

3. Geoutete Bekannte: Oder er redet mit ein paar Kumpels darüber und diese offenbaren ihm, dass sie sowas auch tun und er gerne mal mitmachen könnte...

Ich glaube, dass wir die Idee, die hinter Rollenspielen steht, aus dem Dunstkreis der Rollenspieler herausbekommen muss: Rollenspiele kennen zu lernen muss so einfach werden, wie an einem Spieleabend teilzunehmen... Setz dich, nimm dir nen Keks, so geht's...
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Offline Ingo

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #18 am: 25.08.2006 | 10:32 »
Ich glaube, dass wir die Idee, die hinter Rollenspielen steht, aus dem Dunstkreis der Rollenspieler herausbekommen muss: Rollenspiele kennen zu lernen muss so einfach werden, wie an einem Spieleabend teilzunehmen... Setz dich, nimm dir nen Keks, so geht's...

Da hast Du vollkommen recht. Wir waren jetzt dreimal auf der Leipziger Buchmesse und habe dort unser Rollenspiel präsentiert. 99% der Besucher haben noch nie ein Rollenspiel gespielt und 67% der Leute, die dann eine Runde bei mir gemacht haben auch nicht. Wißt Ihr was? Auf der Leipziger Buchmesse muß man im Durchschnitt 5 Minuten mit einer Person sprechen um Ihr ein Buch zu verkaufen (auf einem Con bin ich mich 20-30 Minuten dabei). Wir haben nirgendswo auch nur annährend so viel verkauft, wie auf der Buchmesse.

Es gibt durchaus die Möglichkeit neue Leute anzusprechen und ihnen Rollenspiel nahezubringen und solche Verantstaltungen sind dafür ideal. Wir können das aber nur dank dem Projekt Odyssee machen, Leute die einen Stand finanzieren und ihre Freizeit für uns Autoren opfern (womit ich nochmals meinen Dank aussprechen möchte).

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Ingo

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Offline Alex

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #19 am: 25.08.2006 | 10:48 »
Wir können das aber nur dank dem Projekt Odyssee machen, Leute die einen Stand finanzieren und ihre Freizeit für uns Autoren opfern (womit ich nochmals meinen Dank aussprechen möchte).
Da stimme ich mit ein - auch meinen Respekt an dieses Projekt.  :d

Offline Jestocost

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #20 am: 25.08.2006 | 10:50 »
An sich ist der ganze Rollenspielmarkt verrückt: Es gibt zigtausende von Rollenspielen, erheblich mehr als überhaupt gespielt werden (da spielt die Sammlermentalität vieler Rollenspieler mit rein), die bücher erscheinen in sehr geringen Auflagen, aber es wird eine wahnwitzige hochwertige Aufmachung erwartet: Hardcover, vielfarbig, mit hunderten von Illustrationen... aber dann noch bitte unter 40 Euro... Und Ingo hat sehr gut aufgeschlüsselt, wie die Preisgestaltung im Rollenspielsektor funktioniert...

Ich stimme auch mit Jasper überein, dass Rollenspiele ein Hobbymarkt sein sollte: Mit Direktvertrieb, vor Ort Verkauf an Events und eine großen Nähe zwischen Fans und Verleger (auch wenn man es nie allen Fans recht machen kann)...

Und um Rollenspiele bekannter zu machen, braucht es Rollenspieler: Wenn die Einsteigerrunden, 15 Minuten Demos und coole Beispiele präsentieren (warum nicht eine historische Kampagne/Episode zur Zeit Alexanders des Großen für den Geschichtsunterricht vorbereiten), die Vielfalt des Hobbys zeigen, dann wird Rollenspiel vielleicht eher zu einer interessanten Freizeitgestaltung als zu dem fanatischen Hobby - aber mir wäre das auch lieber...
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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #21 am: 25.08.2006 | 11:48 »
Also ... im Großen und Ganzen gebe ich mal Ludovico Recht. Was relativ einfach zu bewerkstelligen wäre und für mehr Punkte sorgen könnte, ist die Jugendarbeit zu verstärken. Ich denke, da könnte wesentlich mehr laufen.

Ansonsten stimme ich mit Merlin Emrys überein: Eigentlich müssten auch mehr Synergien gesucht werden. Bevor WoD so gehypt wurde, hatte ich mich bspw. immer wieder gefragt, warum die RPG-Macher nicht mal auf die Metal- bzw. "Grufti"-Szene mit abzielen. Da gibt es reichlich Überschneidungseffekte. Wie auch immer: Wenn die Verantwortlichen keinen "Unternehmergeist" besitzen bzw. eigentlich auch keine Ahnung haben, wird man sich immer im Kreise drehen. Im Grunde ist es doch so, dass eine Krähe der anderen ein Auge aushackt. Wer sich zu erst bewegt, ist tot.

@ Ludovico:

Zitat
Die Szene wirft aber nix ab. Ich sag jetzt mal voraus, daß es, wenn es so weitergeht, das große Sterben in der RPG-Verlag-Szene bald beginnt, weil die Konkurrenz nicht zu, sondern abnimmt und kleine Verlage wie Kenzer dann hopps gehen.

Kann man auch anders herum sehen: Große sterben, kleine bleiben - allerdings auf ihrem allseits kleinen Niveau ;)

Ansonsten: Zustimmung zu dem restlichen Absatz.


@ Jasper:

Zitat
Macht doch endlich ein Fangeschäft aus dem Rollenspiel. Das ist ehrlicher und wahrscheinlich sogar für die Privatleute, die nebenbei Spiele produzieren profitabler, weil sie eine Gewinnspanne einfahren, von denen die Verlage nur träumen können.

Jo, ehrlicher wäre es. Aber solange irgendwo ein "Gewinn" eingefahren wird, sind die großen Elefanten da, die ganz besonderes große Haufen setzen wollen ;)


@ Alex:

Zitat
2. Man muß ein Einführungsprodukt schaffen, was wirklich super-einfach ist.

Könnte eine Möglichkeit sein. Aber warum nicht einfach mehr auf "hybride" Sachen setzen? Ich meine, es gibt eine Reihe von einfachen Brett- und Kartenspielen, bei denen ohnehin schon eine Art "Charakter" gespielt wird. Warum das nicht etwas ausbauen. Wäre dann zwar auch nichts weiter als D&D >;D ... aber im Grunde kann man so langsam eine Art "Einstiegsdroge" formieren, die Lust auf mehr macht. Einmal in Richtung RPG und das andere Mal in Richtung "Gesellschaftsspiel".


@ Jestocost:

Zitat
Ich glaube, dass wir die Idee, die hinter Rollenspielen steht, aus dem Dunstkreis der Rollenspieler herausbekommen muss: Rollenspiele kennen zu lernen muss so einfach werden, wie an einem Spieleabend teilzunehmen... Setz dich, nimm dir nen Keks, so geht's...

Jup, wo wir wieder bei der von mir erwähnten Jugendförderung wären. Klingt schrecklich altmodisch, ich weiß. Aber gerade heute wäre da einiges zu machen. Ich meine, es existieren Landkreise, da gibt es NIX ... gar nix was wie Jugendangebot oder so ausschaut. Da ließe sich m.E. schon was bewerkstelligen, allerdings nichts auf kurze Sicht.

Zitat
Ich stimme auch mit Jasper überein, dass Rollenspiele ein Hobbymarkt sein sollte: Mit Direktvertrieb, vor Ort Verkauf an Events und eine großen Nähe zwischen Fans und Verleger (auch wenn man es nie allen Fans recht machen kann)...

Das bringt mich auf eine interessante Frage: Wie kann man den Direktvertrieb - im Hobbybereich - möglichst einfach gestalten? Aber immer noch so, dass er genügend Anreize für einen Kauf bietet?

Zitat
Und um Rollenspiele bekannter zu machen, braucht es Rollenspieler: Wenn die Einsteigerrunden, 15 Minuten Demos und coole Beispiele präsentieren (warum nicht eine historische Kampagne/Episode zur Zeit Alexanders des Großen für den Geschichtsunterricht vorbereiten), die Vielfalt des Hobbys zeigen, dann wird Rollenspiel vielleicht eher zu einer interessanten Freizeitgestaltung als zu dem fanatischen Hobby - aber mir wäre das auch lieber...

Ach Käse! Wir brauche keine Videos, wir brauchen Helden mit Vorbildfunktion! Also Testimonials. Freiwillige vor! ~;D

Arbo
« Letzte Änderung: 25.08.2006 | 11:51 von Cpt. Arbo Spauldings »
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Offline Alex

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #22 am: 25.08.2006 | 12:47 »
Ich stimme auch mit Jasper überein, dass Rollenspiele ein Hobbymarkt sein sollte: Mit Direktvertrieb, vor Ort Verkauf an Events und eine großen Nähe zwischen Fans und Verleger (auch wenn man es nie allen Fans recht machen kann)...
Ich denke zu viel Hobby ist tödlich. Man kann D&D mögen oder nicht, aber die Qualität ihrer Produkte (ich denke speziell an Zeichnungen) ist unerreicht. Ein solches Werk ist nur mit Berufszeichner und Profis möglich und mir kann keiner sagen das Monster Manual nicht ultrageil ist. Wenn es im RPG-Markt nichts zu verdienen gibt, dann schauen solche Jungs sich woanders um. Natürlich gibt es auch gute "Hobby"-Produktionen (Degenesis ist wirklich stark gemacht), aber ein paar Profis brauchen wir schon noch.

Ein größerer Markt hätte auch anderer Vorteile. Am stärksten merke ich das bei Fanzines. Außer Envoyer und Windgeflüster gibt es kaum noch größere, regelmäßige Zeitschriften. Anduin ist zu Grabe getragen  :'(  :'( und "Der Ruf" ist sehr speziell. Selbst zu Zinnminiaturen und Häusern auf Mallorca gibt es mehr Zeitschriften als zu Rollenspiel.
Ein größerer Markt würde auch mehr positive Nebeneffekte haben und dann kämen mal endlich mehr Leute auch zu den kleinen Cons.

Offline Alex

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #23 am: 25.08.2006 | 12:50 »
Ach Käse! Wir brauche keine Videos, wir brauchen Helden mit Vorbildfunktion! Also Testimonials. Freiwillige vor! ~;D
Habt ihr Vin Diesel bei Jay Leno gesehen, wie er über seine Hoch-Level-Witch von früher erzählt hat? Der Junge war lange D&D-Spieler und hat sogar das Vorwort zur Jubiläumsausgabe geschrieben. Das wäre einer für einen Werbefeldzug.  :d

Offline Ingo

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #24 am: 25.08.2006 | 13:09 »
Habt ihr Vin Diesel bei Jay Leno gesehen, wie er über seine Hoch-Level-Witch von früher erzählt hat? Der Junge war lange D&D-Spieler und hat sogar das Vorwort zur Jubiläumsausgabe geschrieben. Das wäre einer für einen Werbefeldzug.  :d

 ;D Ich verweise da mal auf Dork Tower:  http://archive.gamespy.com/comics/dorktower/archive.asp?nextform=viewcomic&id=724
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