Autor Thema: (Mechanismus) Bietsystem fuer Fantasy  (Gelesen 1876 mal)

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Offline ting-bu-dong

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(Mechanismus) Bietsystem fuer Fantasy
« am: 9.01.2007 | 08:11 »
Mir ist vorhin eine Idee fuer ein Conflict Resolution System gekommen. Was haltet ihr davon und gibt es ein bereits existierendes System das so oder aehnlich funktioniert?

Das System ist fuer heroische low-fantasy mit Swashbucklingelementen gedacht, in der Magie zwar existiert und eine Rolle spielt, die Story und die Faehigkeiten der Charaktere aber groesseren Stellenwert haben als die Ausruestung der Charaktere. Ausserdem soll es zwar ein klassisches Rollenspiel mit dominierendem Spielleiter sein, allerdings sollen die Regeln es den Spielern erlauben, konkrete Aenderungen an der Spielwelt vorzunehmen (also plausible Gegenstaende und Umstaende erfinden, aehnlich einer abgeschwaechten Narrative Truth von Wushu), was durch die Regeln strukturiert und kodifiziert ist. Das System soll auch taktische Moeglichkeiten bieten, dabei aber moeglichst auf Crunch verzichten.

In dem System haben alle Charaktere eine feste Liste an beschreibenden Eigenschaften (Attribute, als konstante Werte ausgedrueckt) sowie individuell festgelegte Kenntnisse (Fertigkeiten, als Vielfache von W6 ausgedrueckt).

Zu Beginn einer Runde (die eher einen Sinnabschnitt im Sinne einer Cutszene eines Films darstellt als einen festen Zeitabschnitt) entscheiden alle Charaktere sich fuer ein Attribut und eine Fertigkeit, die fuer ihr Vorhaben in dieser Runde ausschlaggebend sind. Die Anzahl der W6 die die Fertigkeitsstufe dabei vorgibt wird ausgewuerfelt und zu dem Attributswert addiert, was den Aktionspool fuer diese Runde ergibt.
Dies wird durch Ausruestung wie Waffen, magische Gegenstaende oder einfach nuetzliche Dinge modifiziert. Waehrend jedes Bietzyklus kann ein passender Gegenstand einen Bonus auf das Gebot eines Charakters angerechnet werden, dabei darf es jedoch keine Ueberschneidungen geben (ein Charakter kann zum Beispiel in einer Handlung mehrere Male kampfbezogen bieten, erhaelt aber nur einmal einen Bonus von Waffen).

Anschliessend wird eine Aktionsreihenfolge festgelegt, die von Dingen wie Geschicklichkeit und aehnlichem abhaengt.

Der erste Charakter beginnt, indem er eine Handlung die fuer seine Attributs- und Fertigkeitswahl angemessen ist beschreibt und einen Teil (zwischen nichts und alles) seines Pools bietet.

Der davon betroffene Charakter beschreibt seine Reaktion, ebenfalls auf seine Attributs- und Fertigkeitswahl zugeschnitten, und bietet eine beliebige Summe aus seinem Pool. Wenn dem Spieler des betroffenen Charakters kein Weg einfaellt, seine gewaehlte Fertigkeit fuer die Reaktion zu nutzen, dann kann er keine Punkte der Defensive zuordnen. Wenn ich zaubere und angegriffen werde, kann ich entweder beschreiben wie ich den Zauber zur Defensive einsetze oder ich muss darauf vertrauen dass ein Verbuendeter mir Punkte gibt (siehe unten).

Dann koennen andere beteiligte Charaktere in die Handlung eingreifen und Teile ihres Pools bieten, und dabei entweder ein neues Gebot einfuehren oder ein bereits existierendes erhoehen. Die Beschreibung muss dabei entsprechend ausfallen („Ich schmeisse einen Feuerball ins Gemenge“ waere eine eigene Handlung, „Ich helfe dem Krieger und stemme mich ebenfalls gegen die Tuer um die Orkhorden draussen zu halten“ wuerde die Handlung eines anderen Charakters unterstuetzen und dessen Gebot erhoehen). Dabei koennen ganz unterschiedliche Fertigkeiten und Attribute zu einem Gebot zusammenwirken, die Beschreibungen muessen nur entsprechend ausfallen und Sinn machen.

An diesem Punkt stehen eine Reihe von Geboten, naemlich die urspruengliche Aktion, die Reaktion, sowie eventuelle dritte Handlungen, wobei alle durch andere Charaktere unterstuetzt sein koennen.

Jetzt muessen entweder alle Beteiligten sich zufrieden mit den Geboten stellen oder die Bietzyklus faengt von neuem an, solange bis alle zufrieden sind oder alle Pools erschoepft sind. Dabei ist wichtig, dass die Aktionspools sich erst Anfang der neuen Runde auffrischen, sodass jeder Spieler abwaegen muss, ob er jetzt einem Gefaehrten mit Punkten aus dem eigenen Pool hilft oder ob man sich etwas fuer die eigene Aktion und zukuenftige Reaktionen aufhebt.

Wenn alle Endgebote stehen, wird der Ausgang der Handlung bestimmt indem der Spieler, dessen Charakter das hoechste Endgebot hat, den Ausgang beschreibt (Spielleiter und Gruppenmehrheit haben hierbei ein Veto um auf dem Teppich zu bleiben), in Einklang mit seiner urspruenglichen Attributs- und Fertigkeitswahl und den Wahlen der anderen Charaktere die mitgeboten haben.
Wenn ich also eine Bietrunde mit einem Pool aus Geschick und Akrobatik gewinne, wird das Geschehen durch die Akrobatik meines Charakters entschieden aber nicht durch sein Schwertgeschick oder durch seine Uberredungskunst. Wenn ich die Geschichte in eine solche Richtung lenken wollen wuerde, haette ich eine andere Fertigkeitswahl fuer meinen Pool am Anfang der Runde faellen muessen.

Um einen Charakter aus dem Spiel zu entfernen wird eine bestimmte Differenz (beeinflusst durch Faktoren wie Konstitution, Ruestung, Kampferfahrung, etc.) zwischen den Geboten benoetigt.

Wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, ist der zweite Charakter in der Initiativreihenfolge an der Reihe, fuehrt eine Aktion aus und der Zyklus aus Reaktionen beginnt von Neuem. Wenn alle Charaktere ihre Handlungen mit den zugehoerigen Bietzyklen abgewickelt haben, beginnt eine neue Runde und Pools frischen sich auf.

Hier ein Beispiel um die Sache zu verdeutlichen. Zahlenwerte und Massstaebe sind erstmal vorlaeufig.

Eine Gruppe von Dieben wollen sich in eine Lagerhalle der Handelsgilde einschleichen und muessen dabei an einer Wache vorbei.

Dieb 1 hat Geschick 14 und Schleichen 4W6. Er will sich an der Wache vorbeischleichen um ins Innere der Lagerhalle zu kommen wo er eine Nebentuer fuer seinen Kumpel von innen oeffnen kann. Der Spieler von Dieb 1 bestimmt, dass hierfuer Geschick und Schleichen ausschlaggebend sind, und wuerfelt daher 14+4W6 fuer seinen Aktionspool. Er wuerfelt eine 11 mit den 4W6 und hat daher einen Pool von 25. Er kann also in der gesamten ersten Runde Gebote im Gesamtwert von 25 abgeben, wobei alle Gebote etwas mit Schleichen zu tun haben muessen.

Dieb 2 hat Geschick 13, Charisma 15 und Bluffen 3W6. Er will ein Ablenkungsmanoever starten, fuer den Fall dass etwas schief geht. Dafuer sind Charisma und Bluffen wichtig, also wuerfelt er 15+3W6 und erhaelt einen Pool von 27. Er kann also in der ersten Runde Gebote im Gesamtwert von 27 abgeben, wobei alle Gebote etwas mit Luegen zu tun haben muessen.

Die Wache hat Geschick 10, Wahrnehmung 14 und Aufmerksamkeit 3W6. Sie ist auf Patrouille und haelt demnach routinemaessig Ausschau nach Eindringlingen und wuerfelt daher 14+3W6 fuer den Aktionspool, was einen Pool von 29 zur Folge hat. Sie kann also in der ersten Runde Gebote im Gesamtwert von 29 abgeben, wobei alle Gebote etwas mit Wahrnehmung zu tun haben muessen.

Da Dieb 1 das hoechste Geschick hat, darf er zuerst eine Handlung ansagen. Er beschreibt wie er von einer nahe stehenden Kiste zur naechsten schleicht und sich von dem Lichtschein der Fackeln fernhaelt. Da er nicht weiss, wie viele Wachen noch in der Naehe sind, bietet er erstmal 10 Punkte, um ungesehen zu dem Fenster zu kommen, durch das er einsteigen will.

Die Wache ist der Charakter, der davon unmittelbar betroffen ist, und kann daher eine Reaktion beschreiben. In diesem Fall besteht die Reaktion darin, aktiv nach Eindringlingen zu suchen. Ihr Pool reicht locker, um das Schleichgebot zu toppen und den Dieb zu entdecken, also bietet sie 15 Punkte und behaelt sich die restlichen 14 fuer weitere Handlungen vor.

Als Dieb 2 aus einem sicheren Versteck bemerkt wie die Wache kurz davor ist, seinen Kollegen zu entdecken, springt er aus seinem Versteck und mimt einen Betrunkenen, der laut singend die Strasse entlang torkelt. Er bietet dabei 6 Punkte aus seinem Bluffenpool, die er dem Gebot des ersten Diebes zurechnet. Dessen Schleichengebot erhoeht sich also um 6 Punkte auf 16, was hoeher als das Gebot der Wache ist. Gluecklicherweise hat er eine halbleere Flasche dabei, die seinen Bluff glaubwuerdiger erscheinen laesst wenn er sie in der Hand haelt. Er einigt sich mit dem Spielleiter darauf, dass die Flasche einen +2 Bonus wert ist, sodass sein Gebot sich auf 18 erhoeht. Durch das ploetzliche Erscheinen des Betrunkenen ist die Wache gerade lange genug abgelenkt, um den Dieb zu uebersehen.

Zu diesem Zeitpunkt hat jeder Charakter einmal geboten, aber es sind nicht alle mit dem Ergebnis zufrieden: Dieb 1 und 2 sind mit der Situation zufrieden, aber die Wache hat noch 14 Punkte im Pool und will weiterhin versuchen, den Dieb zu entdecken. Das ploetzliche Erscheinen des Betrunkenen hat sie misstrauisch gemacht und sie ist nun besonders aufmerksam: die Wache investiert alle 14 verbleibenden Punkte in die Aufmerksamkeit fuer ein Gesamtgebot von 29, was reichen wuerde um den Dieb zu erspaehen. „Hm,“ sagt die Wache, „hat sich da im Schatten etwas bewegt?“.

Dieb 1 ist wieder an der Reihe und hat noch 15 Punkte im Pool und setzt nun alle auf eine Karte um endlich das Fenster zu erreichen: Sein Schleichgebot von 18 erhoeht sich somit auf 33. Das uebersteigt das Gebot der Wache knapp und er kann noch rechtzeitig durchs Fenster hechten bevor die Wache die Kiste inspiziert hinter der er sich versteckt hatte. Die Wache hat keine Punkte mehr im Pool, um das zu toppen, also ist der Dieb erfolgreich.

Der taktische Aspekt der Abwaegung, wann man wie viel bieten sollte ist natuerlich ausgepraegter je mehr Charaktere pro Seite agieren.

Was meint ihr? Welche Macken seht ihr in dem Mechanismus und ist er fuer Fantasy geeignet?

tbd

Offline GIR

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Re: (Mechanismus) Bietsystem fuer Fantasy
« Antwort #1 am: 9.01.2007 | 08:59 »
Hört sich nach einem modifiyierent Marvel System an.

Im Marvel Universe RPG hast du einen "Aktionspool", der mit einer gewissen Rate wieder aufgefrischt wird.

Bietest du in einer Fertigkeit mehr Punkte, als verlangt werden, also die Erfolgsschwelle überschreitest, hast du erfolg, ansonsten eben nicht.

Es können allerdings maximal so viele Punkte ausgegeben werden, wie der Fertigkeitswert beträgt.

Als Vorteil sehe ich jedoch, das bei Marvel verdeckt geboten wird, so dass Spieler nicht einfach immer 1 Punkt mehr bieten als der SL.

Gefällt mir aber gut, dein System!  :d
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Offline Stahlfaust

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Re: (Mechanismus) Bietsystem fuer Fantasy
« Antwort #2 am: 9.01.2007 | 10:27 »
Ich sehe dabei das Problem, dass es sich wohl meistens lohnt einfach alle Punkte zu setzen. Im obigen Beispiel, warum hätten nicht die Diebe gleich alles setzen sollen?
Im zweiten Durchlauf hätten sie es ja evtl. noch anpassen können.
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Offline ting-bu-dong

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Re: (Mechanismus) Bietsystem fuer Fantasy
« Antwort #3 am: 9.01.2007 | 10:53 »
Alle Punkte auf einmal zu setzen haette nur dann einen Vorteil, wenn du dir sicher bist, dass du waehrend der restlichen Runde keine Reaktionen mehr brauchst. Wenn du z.B. mehrere Gegner hast, dann kannst du zwar eine maechtige Handlung ausfuehren, bist dann aber fuer den Rest der Runde wehrlos (bietest immer 0 Punkte).

Im obrigen Beispiel haetten die Diebe also nur dann alles im ersten Durchgang setzen koennen wenn sie sich sicher sind, dass keine weiteren Wachen in der Naehe sind. Wenn Dieb 1, nachdem er durch das Fenster gehechtet ist, ploetzlich vor einer Wache steht die diese Runde noch handeln kann, hat er keine Punkte mehr uebrig um sich zu verteidigen.

Offline Stahlfaust

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Re: (Mechanismus) Bietsystem fuer Fantasy
« Antwort #4 am: 9.01.2007 | 11:54 »
Zitat
Wenn Dieb 1, nachdem er durch das Fenster gehechtet ist, ploetzlich vor einer Wache steht die diese Runde noch handeln kann, hat er keine Punkte mehr uebrig um sich zu verteidigen.
Hätte er dann nicht sowieso keine Chance gehabt? Selbst wenn er noch die Hälfte seines Pools übrig hätte. Wenn die zweite Wache ihren gesamten Pool einsetzt, hätte er mit seinem reduzierten Pool eh keine Chance mehr gehabt. Wozu dann aufteilen?
« Letzte Änderung: 9.01.2007 | 18:23 von Stahlfaust »
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Offline Opthalamia

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Re: (Mechanismus) Bietsystem fuer Fantasy
« Antwort #5 am: 9.01.2007 | 17:27 »
Wie schnell ist das System?

Ansonsten befürchte ich (neben der o.g. Kritik) das zahlenmäßige Überlegenheit auch sehr schnell zum regelmäßigen Erfolg führt. 

Offline Rpg-HQ

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Re: (Mechanismus) Bietsystem fuer Fantasy
« Antwort #6 am: 8.02.2007 | 19:09 »
Und wie funktioniert das ganze im Kampf ?
Wenn der letzte weiß, wieviel die vorherigen einsetzen ist er zumindest in der
ersten Kampfrunde am meisten bevorteilt, obwohl er die schlechteste Initiative hat.
Oder ?

Ein

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Re: (Mechanismus) Bietsystem fuer Fantasy
« Antwort #7 am: 13.02.2007 | 14:22 »
Nur eine Anmerkung: Wir haben hier Task Resolution, nicht Conflict Resolution.