Autor Thema: Hannibal rising  (Gelesen 2448 mal)

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Offline Arbo

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Hannibal rising
« am: 25.02.2007 | 10:52 »
Mich wundert's etwas, dass der Film draussen ist und hier noch keiner was dazu schrieb ... also mach' ich das mal.

Ich war Samstag letzter Woche in der Spätvorstellung von „Hannibal rising“. Reingegangen bin ich eigentlich mit der Vorstellung, da eine Art „Jack the Ripper“ aus „Ripper-Perspektive“ zu erleben; und natürlich auch mächtig „Schock“.

Der Film beginnt mit der Anfangsgeschichte Hannibals, irgendwo in Weißrussland; Hannibal ist Sohn von russischen Adligen ... und deren Sitz heißt sinnigerweiße „Lecter“.* Es gibt einen Bombenangriff, der kleine Hannibal flüchtet mit seiner Schwester zur Burg, von wo aus die gesamte Familie mit einem Pferdewagen in eine entlegene Waldhütte flüchtet. Dort werden sie dann von einem russischen Panzer aufgespürt und noch während dieser Konfrontation in ein Stuka-Gewitter der Deutschen eingehüllt, aus dem nur Hannibal mit seiner Schwester als Überlebende hervor gehen. Nachdem in „einleitenden“ Szenen ein Trupp russischer Kolaborateure vorgestellt wurde, die auf der deutschen Seite „kämpfen“, stößt dieser Söldnertrupp auf der Flucht vor der roten Armee auf die einsame Hütte, in der Hannibal mit seiner Schwester noch ausharren.

Hier beginnt die eigentliche Geschichte; hier beginnt Lecters Trauma ... und irgendwie liegt hier auch der „Kunstgriff“ des Films. Es wird erstmal nur angedeutet, was in der Hütte passierte ... jeder kann sich das natürlich denken. Aber nach und nach wird im Film „zeitgleich“ - mittels Rückblenden - dort weiter erzählt, wo die „alten“ Szenen endeten. Im Rückblick ist das wirklich sehr gelungen, zumal zum Schluss etwas entblättert wird, was insofern schon für eine Überrschung sorgt, als dass sich die Tragik in Lecters Trauma noch einmal zuspitzt.

Ansonsten ist Lecters Leben eigentlich nicht wirklich so aufregend. Er trifft auf die „Tante“ seines Onkels - eine Japanerin, die ihn mit mythologischen Samurai-Geschichten konfrontiert. Das ist wirklich so ziemlich das Albernste an dem Film und wirkt extrem verkrampft.

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Über die sadistische Art und Weise, wie er mit den Peinigern von damals umgeht, kann auch gestritten werden. Das wirklich brutale sind z.T. aber die Geräusche, die dabei entstehen. Detaillierte Einzelheiten bleiben da den Vorstellungen des Zuschauers überlassen. Aber der Zynismus und die Beiläufigkeit der Gewalt, welche Lecter da an den Tag legen, erwartet der Zuschauer ja eigentlich auch. Insofern ist das schon so, wie mensch sich einen Lecter vorstellt.

Auch, wenn die Geschichte Lecters für eingefleischte Thomas-Harris-Fans interessant ist, hat der Film zum Teil wirklich ein paar Längen. Was mir jedoch positiv aufgefallen ist, waren die aufgeworfenen leisen, kritischen Untertöne, wenn Lecter z.B. immer wieder auf den Nazi-Jäger trifft, der ebenfalls seine Familie durch die Nazis verlor. Ich denke, das der Film gerade durch seine Untertöne eher eine Art Drama denn Horror ist. Davon abgesehen zeigt gerade der Anfang des Films eine ziemlich schonungslose und intensive Seite des Krieges, wie ich meine, sie noch nicht so im Kino dargestellt bekommen zu haben.

Für mich war der Film interessant, hätte mir streckenweise etwas mehr gewünscht, aber die kleinen Untertöne im Film – manche Nuancen – machen ihn durchaus sehenswert, wenngleich es sicher auch bessere Filme gibt. Die Musik ist natürlich wieder einmal klasse.

Arbo

* Wer der russischen Sprache mächtig ist, wird sich an dieser Stelle ernsthaft fragen, ob das „c“ im Lecter nicht als „s“ zu sprechen ist ... nämlich Lester.
« Letzte Änderung: 25.02.2007 | 10:56 von Cpt. Arbo Spauldings »
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Offline Alrik

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Re: Hannibal rising
« Antwort #1 am: 25.02.2007 | 18:48 »
Mir hat der Film nicht gefallen. Die Story war zu flach und irgendwie nicht spannend. Einziger Lichtblick bleibt der Schauspieler, der seine Sache äußerst gut macht. Das hat schon was von dem wahnsinnigen Anthony Hopkins.

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Insgesamt also kein schlechter Film, aber den Kinobesuch hätte ich mir auch sparen können und auf die DVD im Verleih warten.
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Ludovico

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Re: Hannibal rising
« Antwort #2 am: 25.02.2007 | 18:52 »
Mich spricht der Film nicht an. Zum einen hab ich mir Hannibal mit großen Erwartungen im Kino angesehen und bekam nur "Ekeleffekte mit etwas Story zusammengehalten".

Na ja und jetzt noch ein Film über Lecters Hintergründe und natürlich sind die Nazis schuld.

Mir ist das einfach zu abgedroschen, zumal ich Lecter als nicht gerade einen bemerkenswerten Serienkiller betrachte. Es gibt reale Killer, die echte Schocker waren, echte Abgründe zeigten und nach außen hin echt lieb und nett wirkten, sogar teilweise als Wohltäter auftraten.
Wenn man manche Geschichten kennt, dann wirkt Lecter eher normal.

Offline Sparky

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Re: Hannibal rising
« Antwort #3 am: 27.02.2007 | 12:26 »
Das ganze Buch "Hannibal rising" ist auch lächerlich; die Geschichte, die Thomas Harris in "Hannibal" auf 4 Seiten gepackt hat, bekam später ein ganzes Buch - Erfolg verführt, Geld überwiegt Qualität. Traurig, aber wahr...

Ich fand' den Film nicht so grottig wie erwartet - hätte man den Film für sich alleine genommen und nicht als Vorläufer von "Das Schweigen der Lämmer" hingestellt, würde ich ihn als mittelmäßigen Rache-Folter-Film bezeichnen.

Die von Arbo angesprochenen Untertöne fand ich gut, aber der Schauspieler hatte nichts von Lecters Kultiviertheit und Beherschtheit. Der Junge war nicht verkehrt, aber im Vergleich zu Anthony Hopkins wirkte er wie ein verzogener Streber, der böse Menschen mordet, weil die ihm sein Lieblingsspielzeug nahmen. :snoring:

Ich hoffe, es gibt nicht noch eine Hannibal-Geschichte, die eine weitere Etappe vor "Roter Drache" und "Das Schweigen der Lämmer" erzählt- andernfalls schicke ich dem Regisseur und Drehbuchschreiber eine Ladung Pferdemist!
« Letzte Änderung: 27.02.2007 | 12:28 von Sparky »
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Offline Bluerps

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Re: Hannibal rising
« Antwort #4 am: 27.02.2007 | 13:25 »
Wie ist eigentlich Roter Drache? Ich hab den damals verpasst. Hannibal fand ich nicht so berauschend, schon allein weil das Ende so entschärft wurde, im Vergleich zum Buch. ::)
Einzig richtig gute Stelle war wo Lecter kurz vor Schluss den Lobotomisierten wegbringt - "Kaaaaffeeee". Mit dem konnte ich mich richtig indentifizieren, genauso fühl ich mich morgens manchmal auch. ;D


Bluerps
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Offline Alex

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Re: Hannibal rising
« Antwort #5 am: 27.02.2007 | 13:45 »
Wie ist eigentlich Roter Drache? Ich hab den damals verpasst.
IMHO der beste Film der Reihe.  :d

Offline Timo

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Re: Hannibal rising
« Antwort #6 am: 27.02.2007 | 13:57 »
Gut, dass ich ihn mir nicht angeschaut habe, dann lieber weiter auf Dexter warten.
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Offline AlexW

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Re: Hannibal rising
« Antwort #7 am: 27.02.2007 | 18:39 »
Nach "Hannibal" tue ich mir die "Fortsetzung" nicht mehr an. Schon das Buch war niX. IMHO wird hier in ziemlich perverser Art und Weise der Tabubruch-um-seiner-Selbst-willen mit dem Personality-Kult vermischt.

Und ich bin Fan vom Schweigen der Laemmer, bzw der alten Fassung von "Roter Drache". Ich glaub, der hiess "Manhunter".

Online Arkam

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Re: Hannibal rising
« Antwort #8 am: 27.02.2007 | 18:54 »
Hallo Bluerps,

in Roter Drache wird erzählt wie Hannibal Lector als Mörder entlarvt und verhaftet wird.

Gruß Jochen
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Preacher

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Re: Hannibal rising
« Antwort #9 am: 28.02.2007 | 11:07 »
Und ich bin Fan vom Schweigen der Laemmer, bzw der alten Fassung von "Roter Drache". Ich glaub, der hiess "Manhunter".
Jau. Michael Mann. Zuerst ein Flop, inzwischen Kult.
Schweigen der Lämmer ist imho aber der beste - Lecter war (zumindest für mich) neu, das dämonische, die Verbindung aus Kaltblütigkeit, Kultiviertheit, Genialität und Monstrosität war für micih wirklich neu. War sehr gut.
"Hannibal" war als Buch leidlich interessant, als Film bescheiden (unter anderem auch wegen des deutlich entschärften Endes - nur Ekelszenen reichen eben nicht zum schocken).
Die Verfilmung von Roter Drache find ich aber in beiden Versionen wieder gut - liegt aber wahrscheinlich auch an Edward Norton - wenn der mitspielt, hat der Film für mich schon gewonnen ;)

in Roter Drache wird erzählt wie Hannibal Lector als Mörder entlarvt und verhaftet wird.
Naja - ok, es kommt vor, aber das wird in den ersten 5 Minuten des Films abgehandelt. So wie Du das schreibst bekommt man den Eindruck, der ganze Film würde sich darum drehen.

Offline AlexW

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Re: Hannibal rising
« Antwort #10 am: 3.03.2007 | 00:09 »
Oh, der Hendrik gibt mir mal recht. *im Kalender anstreich* :)

Jau. Michael Mann. Zuerst ein Flop, inzwischen Kult.
Schweigen der Lämmer ist imho aber der beste - Lecter war (zumindest für mich) neu, das dämonische, die Verbindung aus Kaltblütigkeit, Kultiviertheit, Genialität und Monstrosität war für micih wirklich neu. War sehr gut.
"Hannibal" war als Buch leidlich interessant, als Film bescheiden (unter anderem auch wegen des deutlich entschärften Endes - nur Ekelszenen reichen eben nicht zum schocken).
Die Verfilmung von Roter Drache find ich aber in beiden Versionen wieder gut - liegt aber wahrscheinlich auch an Edward Norton - wenn der mitspielt, hat der Film für mich schon gewonnen ;)

Zugegeben, ich mag die Neuverfilmung auch. Einige Szenen hatten wirklich Gaensehaut-Faktor. "Manhunter" hab ich mal im kommunalen Kino gesehen - und war sehr angetan.

Im Schweigen der Laemmer war Lecter noch ein Mysterium. Aber diese Kuechen-Psychologie, mit der Harris da Holzhammer-technisch zu Werke geht, muss das sein?

Na gut. Autoren haben gute Gruende, ihre eigenen Mythen zu zerstoeren. In Harris' Fall war das ein zweistelliger Millionendeal (laut Wiki) fuer die "naechsten 2 Buecher". Die leiblichen Kinder versorgt, in dem man die geistigen Kinder auf den Strich schickt.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Hannibal rising
« Antwort #11 am: 3.03.2007 | 09:54 »
Die leiblichen Kinder versorgt, in dem man die geistigen Kinder auf den Strich schickt.
Hmm, na ja – besser als andersrum  ;)  :D

Manhunter ist ein sehr guter Film, ja; aber Das Schweigen der Lämmer hat halt Anthony Hopkins, das ist schon ein Argument ihn als den besseren der beiden einzustufen. "Hannibal" hingegen...muss man echt nicht gesehen haben.

Offline AlexW

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Re: Hannibal rising
« Antwort #12 am: 3.03.2007 | 11:45 »
Hmm, na ja – besser als andersrum  ;)  :D

Logo. Bei zweistelligen Millionebetraegen waere mein Preis sich auch erreicht.  o:)

Zitat
Manhunter ist ein sehr guter Film, ja; aber Das Schweigen der Lämmer hat halt Anthony Hopkins, das ist schon ein Argument ihn als den besseren der beiden einzustufen. "Hannibal" hingegen...muss man echt nicht gesehen haben.

Ich hab ihn eher wegen des Regisseurs gesehen. :)

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Re: Hannibal rising
« Antwort #13 am: 3.03.2007 | 19:16 »
Brian Cox als Hannibal ist nun wirklich auch keine schlechte Wahl gewesen.

Offline Arbo

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Re: Hannibal rising
« Antwort #14 am: 4.03.2007 | 19:51 »
Jup, aber nicht nur Brian Cox ... wenn ich ehrlich bin, war Manhunter(Blutmond) einfach ideal besetzt. Die leicht zörgerliche Art, von Will Graham (?), die auch im Buch beschrieben ist, brachte William L. Petersen m.E. 100% auf den Punkt (aber gut, der spielt ja eh nix anderes ;) ). Auch die "Zahnfee" war toll besetzt (so, wie ich ihn mir auch vom Buch her vorstellte).

Naja, ansonsten sehe ich schon ... stehe hier mit den positiven Nuancen, die ich in "Hannibal rising" meine entdeckt zu haben, ziemlich allein da. Dabei fand ich den Schluss wirklich gelungen ... von der "Dramatik" her.

*grummel*

Arbo
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