Autor Thema: Rollenspiel-Marketing?  (Gelesen 10294 mal)

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Ludovico

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Re: Rollenspiel-Marketing?
« Antwort #75 am: 10.10.2007 | 12:52 »
@Ludovico:
Verzeih, dass ich insistiere: Es ging sehr wohl um die Erschließung neuer Märkte. Wenn ich 5.000 oder mehr MMORPGler dazu bringen will, sich ab sofort mit ihren Freunden am Küchentisch zu treffen, dann ist das eine Erschließung eines neuen Marktes.

Ok, dann muß ich auch mal schnell etwas Korinthenkackerei betreiben, damit ich hier nicht als Depp dastehe  ~;D:
Einen neuen Markt erschließt man mit einem neuen Produkt. RPG ist aber kein neues Produkt mehr. Wir reden hier von einer Markterweiterung, denn wir vergrößern den Markt für ein bereits existierendes Produkt. :P

Zitat
Viel schwerer als Leute dazu zu bringen, die das ohnehin schon mit einem anderen Produkt tun. Und zwar deshalb, weil ich diesen Leuten eine ganze Menge erklären muss, das sie noch nicht wissen. Und das heißt nicht nur, dass ich ihnen mitteilen muss, dass es Rollenspiele gibt, sondern viel mehr, warum es für sie toller ist das zu spielen. Es ist bei der Werbung nicht damit getan dort präsent zu sein, wo man seine gerne herbeigesehene Zielgruppe wähnt, denn MMORPGler sind gar nicht unbedingt die Zielgruppe für Erzählrollenspiele, weil sie ganz offenkundig keine persönlichen Kontakte in eben dieser Freizeit haben.

Deswegen bin ich auch der Ansicht, nicht nur Werbung (also Banner) dort zu platzieren, wo sich die Zielgruppe herumtreibt, sondern sie über diese Werbung auch auf die eigene Webseite zu locken, die für diese Zielgruppe möglichst ansprechend aussehen soll und natürlich auch Informationen enthält (wie und was, wurde auch schon genannt).
Das ist aber kein großer Geld-Aufwand im Vergleich zu anderen Werbemitteln.


Zitat
Oder kannst Du das irgendwie belegen, dass es doch so ist.

Erstmal gebe ich gerne zu, daß ich kein Marketingfachmann bin, aber aus meinem Studium doch einiges mitgenommen habe. Ich gehe auf dem Schwerpunkt Controlling (also professioneller Korinthenkacker und Klugschnacker).
Da es auch keine richtige Marktforschung gibt, kann man auch schlecht Belege anführen, wie gut sich nun MMORPGler als Zielgruppe eignen.
Ich hab sie nur angeführt, weil ich sie, wenn ich ein RPG produzieren würde (was ich mit Garantie nicht machen werde), sie als Zielgruppe auswählen würde, weil es genügend Überschneidungen mit dem PnP-RPG gibt, die sie als Zielgruppe interessant machen.
Desweiteren sind sie über das Medium Internet erreichbar, wodurch man Vertrieb und Werbung in den Kosten minimieren kann.
Durch persönliche Erfahrungen, die wirklich nicht an Marktforschung rankommen, wie ich eingestehen muß, konnte ich immerhin bei einem RPG namens EQII feststellen (was aber auch schon 2 Jahre her ist), daß diverse Spieler sich über den Mangel an RPG beschwerten. Hinzu kam, daß ich persönlich bei mir merkte, daß ich Streß anbaute durch den Mangel an sozialen Kontakt.
Mittlerweile spiele ich nicht mehr, weil es langweilig wurde.

Und genau die Leute, denen es so ging wie mir, die aber dann aufgrund von Bequemlichkeit weiterspielen und aktiv bleiben, aber an sich keinen Spaß mehr am Spiel empfinden, würde ich ansprechen wollen.

Also um es mal so zu sagen:
Ich hab im Endeffekt genauso viele Belege wie Du, nämlich nüscht. Ich kann nur auf meine Erfahrungswerte und Beobachtungen bauen, was so ziemlich auch das einzige ist, was sich ein Neueinsteiger auf dem kommerziellen RPG-Markt finanziell erlauben kann.

Brettspieler würde ich auch anvisieren, wenn ich die Kohle hätte. So fällt mir nur ein auf Boardgamegeek.com Werbung zu machen.
« Letzte Änderung: 10.10.2007 | 12:59 von Ludovico »

Offline Thalamus Grondak

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Re: Rollenspiel-Marketing?
« Antwort #76 am: 10.10.2007 | 12:58 »
Es kommt drauf an, wen man anvisiert und ich wette mit Dir, daß sogar ernsthafte Brettspieler (also jene, die auch solche Spiele wie Arkham Horror und kompliziertere Spiele zocken), die Du über den normalen Spielwarenhandel erreichen wirst (MMORPGler wird man damit gar nicht erreichen können und nur einen geringen Anteil der Fantasy-Fans), mittlerweile das Medium Internet nutzen, um Bestellungen für speziellere Spiele aufzugeben oder via Boardgamegeek erstmal sehen, ob ein Spiel überhaupt ihren Geschmack findet.
Ich bezweifle nicht, das das Internet voll von potentiellen Rollenspielern ist, aber das Internet ist nicht die Eierlegende Wollmilchsau zu der es stilisiert wird. Und ich denke in der Präsentation von Rollenspielen hat es seine Grenzen.
Denn was kann man zeigen? Tolle Flash filmchen? die lassen sofort einen Falschen Eindruck entstehen und Videos über spielrunden oder ellenlange Texte guckt sich auch keiner an.
Eine Box mit einem Drachen (Cyberwarrior,X-Wing...) drauf, wird allerdings durchaus mal "schnell" gekauft, wenn das Grundsätzliche Interesse besteht. NAtürlich bekommt man so nur die Genrefans, aber die sorgen dann wiederrum für die Mundpropaganda, die das ganze weiterführt.

Zu guter Letzt muss man noch sehen, das RPGs nunmal kein 08/15 Hobby für jedermann sind.(Und das ist auch gut so, Es leben die Eliten  :d  ::))
Even if you win the Rat race, you´re still a Rat

Ludovico

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Re: Rollenspiel-Marketing?
« Antwort #77 am: 10.10.2007 | 13:10 »
Ich bezweifle nicht, das das Internet voll von potentiellen Rollenspielern ist, aber das Internet ist nicht die Eierlegende Wollmilchsau zu der es stilisiert wird. Und ich denke in der Präsentation von Rollenspielen hat es seine Grenzen.

Das Internet genießt zwei Vorteile, die es für kleine Verlage als Werbeplattform ideal machen:
1. Potenzielle Käufer (womit ich die MMORPGler meine, aber auch Fantasy-Fans und Brettspieler) treiben sich häufig im Internet rum. Das Medium taugt schon mal, um mögliche Käufer zu erreichen mit seiner Werbung.
2. Es ist günstig. Bannerwerbung kostet nicht sehr viel im Vergleich zu anderen Werbemitteln wie Flyern, Anzeigenschaltung,... Die Wirksamkeit ist beschränkt und die Platzierung und der Aufbau des Banners sind sehr wichtig, wird aber durch die geringen Kosten wieder wettgemacht. Außerdem ist es mittlerweile Standard, daß Firmen Webseiten besitzen.

Zitat
Denn was kann man zeigen? Tolle Flash filmchen? die lassen sofort einen Falschen Eindruck entstehen und Videos über spielrunden oder ellenlange Texte guckt sich auch keiner an.

Wieso erwecken Flashfilme einen falschen Eindruck? Hast Du Dir schon mal die Dark Heresy-Webseite angesehen? Tannhäuser ist übrigens zwar ein Brettspiel, aber wirbt mit einem netten knackigen Flashfilm.
Das Ziel ist es, die Zuschauer für das Produkt zu interessieren, so daß sie nach weiteren Informationen darüber Ausschau halten und sich selber einen Eindruck machen, was es nun ist. Wichtig ist bloß, daß man auch die entsprechenden Informationen anbietet.
Wenn man einen Trailer zu einem Computerspiel oder Film sieht, schaut man doch auch gerne erst danach, wenn Interesse besteht, nach, worum es in dem Spiel oder Film geht und was dieses Produkt so an Features bietet (was bei Spielen, seien es nun Computerspiele oder RPGs immer direkt unter der Synopsys steht).

Zitat
Eine Box mit einem Drachen (Cyberwarrior,X-Wing...) drauf, wird allerdings durchaus mal "schnell" gekauft, wenn das Grundsätzliche Interesse besteht. NAtürlich bekommt man so nur die Genrefans, aber die sorgen dann wiederrum für die Mundpropaganda, die das ganze weiterführt.

Du darfst nicht vergessen, daß Rollenspiele einen stolzen Preis haben, der durch Boxen auch nicht gesenkt werden. Ich schätze, daß es nicht viele gibt, die einfach mal so im Laden 40 € für etwas ausgeben, weil es ein nettes Cover hat, sie aber von den spärlichen Informationen, die auf der Box enthalten sind, nicht wissen, was es ist.

Und Mundpropaganda ist nicht schlecht, aber es reicht nicht. Rollenspieler betreiben soviel Mundpropaganda, aber dennoch wird über einen Schwund an RPGlern geklagt und an sinkenden Absätzen bei RPGs.

Alles in allem sehe ich bei dem Vertrieb von Rollenspielen das Problem, daß man mit wenig Ressourcen möglichst für erreichen muß. Deshalb würde es für mich zu den Prioritäten gehören, die Kosten an allen Enden und Ecken so niedrig wie möglich zu halten, weshalb ich gerade auf das Internet als Werbe- und Vertriebsplattform setzen würde und keine Printausgaben rausrücken würde, wenn ich nicht einen anständigen Drucker habe, der mir einen fairen Preis for Print on Demand machen kann.
« Letzte Änderung: 10.10.2007 | 13:13 von Ludovico »

Darkwalker

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Re: Rollenspiel-Marketing?
« Antwort #78 am: 10.10.2007 | 14:10 »
Brettspiel != Rollenspiel

a) BS haben immer eine visuelle Komponente und "sichtbare Aktionen

Ein Filmchen über ein Brettspiel ist einfacher zu machen als eines über ein PnP Spiel. Beim Brettspiel "tut sich was", da ist Aktion drinn und es sind Figuren und Pläne als Teil des Spiels. Dazu eine Gruppe die das System beherscht (also schnell spielt) und das ganze wirkt dynamisch. Es hat Gründe warum unmaskierte PnP Gruppen keinen Pressegeier vom Baum locken

b) BS sind schnell

Viele BS (und Kartenspiele) lassen sich ohne lange Vorbereitung spielen (Kein Charakterbau, kein Szenarioschreiben etc) und sind nach 1-2 Stunden beendet.

c) BS sind flexibel

Anders als bei PnP kann ich jede neue Partie BS mit anderen Mitspielern veranstalten, ich brauche keine lange Terminkoordination damit die "Party" komplett ist

d) BS sind sozial etabliert

PnP und LARP sind es nicht, dagegen sind BS als "Familienaktion" seit den Zeiten von Mensch Ärger Dich nicht etc. gesellschaftlich positiv bewertet

e) BS sind oft "mal schnell" ausprobiert

Ggf. kann sogar der Spielladen das Ding erklären. So mancher RPG-Laden kann das nicht(mehr)


Daher glaube ich nicht das es so einfach ist die Brettspieler/Kartenspieler zum sehr viel aufwendigeren und visuell "drögen" PnP zu "bekehren". Die wenigen bei denen das ggf. funktioniert kriege ich wahrscheinlich schon über den Spiele (NICHT: Spielwaren) Laden mit RPG-Ecke.

Selbst zwischen TableTop und PnP Spielern herscht eine Kluft die sich oft nicht überwinden lässt. I.e sind viele HeavyGear TableTop Spieler am dazugehörigen RPG völlig uninteressiert (obwohl sie die Non-Rules Storyline-Bücher verwenden), dito war es für RenegadeLegion und Centurion.

Ludovico

  • Gast
Re: Rollenspiel-Marketing?
« Antwort #79 am: 10.10.2007 | 16:21 »
@Darkwalker
Es gibt Brettspieler und Brettspieler.
Einige spielen gerne Mensch Ärgere Dich Nicht, Malefiz, und solche Sachen.
Die wird man wohl weniger für Rollenspiel begeistern können.

Aber wie sieht es aus mit den Spielern etwas aufwendigerer Brettspiele wie Twilight Imperium und Arkham Horror? Von einer gesellschaftlichen Etablierung würde ich bei denen auch nicht unbedingt sprechen oder wie viele Familien kennst Du, die beim gemeinschaftlichen Brettspielabend "A Game Of Thrones" rausholen?
Und das sind teilweise richtige Regelmonster, deren Regelheftchen über 30 Seiten reine Regeln enthalten. Die sind also auch nicht schnell ausprobiert.

Dazu kommt noch, daß manche dieser Spiele einen hohen Rollenspielanteil haben wie Runebound.

Was Tabletopper angeht, so würde mich schon mal interessieren, wie viele WH40k-Spieler auch das Rollenspiel ausprobieren, bzw. wie viele WH Fantasy-Wargamer auch das RPG spielen.

Offline Uebelator

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Re: Rollenspiel-Marketing?
« Antwort #80 am: 10.10.2007 | 16:38 »
Also das Erste was ich damals so ansatzweise in Richtung Rollenspiele bzw Fantasy-Spiele wahrgenommen habe war Hero-Quest (damals noch von MB Spiele und mit reichlich Fernseh-Werbung), das ich damals so mit 7 Jahren mit meiner Mutter gespielt habe. Hätte dem Spiel irgendwie ein Intro-Kit von D&D oder ähnlichem beigelegen, hätten die mich echt am Haken gehabt. ;)

Generell könnte man da viel mehr Werbung zwischen den Medien machen. Wem tuts denn weh, wenn im Sammelschuber der Star Wars-DVD-Triologie ein paar Starter-Regeln und ein Mini-Abenteuer fürs Rollenspiel dabei sind? Beim Herrn der Ringe genauso - da gibts auch ne Menge Brettspiele, die sich bestimmt gut verkauft haben.

Schätze, das Problem ist dabei wohl hauptsächlich, dass die Brettspielverlage mit den Rollenspiel-Verlagen in der Regel nicht besonders viel zu tun haben.

Darkwalker

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Re: Rollenspiel-Marketing?
« Antwort #81 am: 10.10.2007 | 16:44 »
@Darkwalker
Es gibt Brettspieler und Brettspieler.
Einige spielen gerne Mensch Ärgere Dich Nicht, Malefiz, und solche Sachen.
Die wird man wohl weniger für Rollenspiel begeistern können.

Aber wie sieht es aus mit den Spielern etwas aufwendigerer Brettspiele wie Twilight Imperium und Arkham Horror? Von einer gesellschaftlichen Etablierung würde ich bei denen auch nicht unbedingt sprechen oder wie viele Familien kennst Du, die beim gemeinschaftlichen Brettspielabend "A Game Of Thrones" rausholen?
Und das sind teilweise richtige Regelmonster, deren Regelheftchen über 30 Seiten reine Regeln enthalten. Die sind also auch nicht schnell ausprobiert.

Dazu kommt noch, daß manche dieser Spiele einen hohen Rollenspielanteil haben wie Runebound.

Was Tabletopper angeht, so würde mich schon mal interessieren, wie viele WH40k-Spieler auch das Rollenspiel ausprobieren, bzw. wie viele WH Fantasy-Wargamer auch das RPG spielen.

Und zwischen den "Klassikern" und den "Halbes Rollenspiel" Nummern stehen die meisten modernen Brettspiele wie etwa Civilisation, Junta, Robo-Rally etc (Und ja, die habe ich schon mit der Familie gespielt und die hält Rollenspieler für "leicht gaga") sowie eine ganze Menge der modernen Kartenspiele wie NinjaBurger oder Munchkin. Und die sind "schnell zu lernen, schnell zu spielen".