Autor Thema: [teilweise RANT]Spielleiterwillkür?  (Gelesen 22213 mal)

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alexandro

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Re: [teilweise RANT]Spielleiterwillkür?
« Antwort #125 am: 28.03.2009 | 17:14 »
@Tobias D.: schon verstanden und auch nachvollziehbar, nur mir hat halt das "ergebnisoffener" quer im Hals gesteckt.
Allerdings nimmt sowas meiner Erfahrung nach mehr als 5 Sekunden in Anspruch (die reichen gerade mal für den Wurf auf Sprengstoffattentate des Agenten) und wenn man dass bei JEDEM Spielweltereignis macht, dann kommt der Spielfluss entgültig ins Stocken (im Schlimmsten Fall kommt dabei sowas wie (z.B.) hier bei raus).
Aber das scheint bei dir ja kein Problem zu sein, daher OK.

@Eulenspiegel: Verstehe deine Spielweise, der Nachteil daran ist aber (für mich), dass ich mich als Spieler nicht klug fühlen kann, weil ich den Plan der NSCs (und damit des SLs) durchschaut habe, weil sowieso (fast) alle Hintergründe auf meinen Vermutungen beruhen.
Aber das scheint bei dir ja kein Problem zu sein, daher OK.
« Letzte Änderung: 28.03.2009 | 17:16 von Alexandro »

Offline Feuersänger

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Re: [teilweise RANT]Spielleiterwillkür?
« Antwort #126 am: 28.03.2009 | 17:16 »
der Nachteil daran ist aber (für mich), dass ich mich als Spieler nicht klug fühlen kann, weil ich den Plan der NSCs (und damit des SLs) durchschaut habe, weil sowieso (fast) alle Hintergründe auf meinen Vermutungen beruhen.

Ja, ich glaub das ist es (was mir daran auch nicht gefällt, wie oben angemerkt). Danke, Alexandro.
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Zitat von: ErikErikson
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Eulenspiegel

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Re: [teilweise RANT]Spielleiterwillkür?
« Antwort #127 am: 29.03.2009 | 03:47 »
Ganz ehrlich, ich als SL bin dafür nicht flink genug.
Das hatte ich von mir früher auch gedacht. - Bis ich das erste Mal PTA gespielt habe. Ich war erstaunt, wie schnell und wie leicht Improvisation geht, wenn einem die Spieler unterstützen.

Nicht falsch verstehen: Ich spiele auch lang und gerne  "klassisches" Rollenspiel. PTA ist für einen OneShot wunderbar, aber bei längeren Kampagnen bin ich eher gegen Player Empowerment.

Andererseits kann ich jedem nur empfehlen, PTA zumindest mal auszuprobieren, einfach damit man sieht, was theoretisch überhaupt möglich ist. (Ob einem dieser Spielstil dann gefällt oder nicht, ist dann wieder vom Geschmack abhängig.)

Zitat
Entsprechend habe ich auch überhaupt kein Problem damit, wenn ich bei einem SL spiele, der einen bestimmten Ansatz vorbereitet hat und uns so den Aufhänger hinwirft, etwa so wie von Tobias D. beschrieben.
Ich habe auch kein Problem mit Tobias D. Ansatz. Er kann zu sehr viel Spielspaß führen.
Wogegen ich mich wehre, ist Tobias Behauptung, dass sein Ansatz zu mehr Spielereinfluss führt.

Tobias Ansatz ist SL-Diktatur par excellence, wobei ich SL-Diktatur NICHT als schlecht empfinde. Manchmal kann SL-Diktatur auch Spaß machen. (Aber man sollte bitte nicht den Fehler machen und die SL-Diktatur als Demokratie mit Spielereinfluss ausgeben.)

Zitat
Was das angeht, muss ich jetzt aber doch mal fragen: was willst du jetzt eigentlich? Wenn der SL so gut wie immer die beste Szene wählt, wieso muss dann das Setup (hier: Bombe) so zur Diskussion gestellt werden?
Nein, imho muss das Setup nicht zur Diskussion gestellt werden. (Zumindest, wenn man mit dem SL auf einer Wellenlänge liegt.)

Ich kann nur sagen, ich bin als SL keine neutrale Instanz. Ich bin für die Story, die ich mir ausgedacht hab, für meine Spieler, für coole Aktionen.
1) Das sind schonmal drei Sachen, die der SL dem Würfel voraus hat.

2) Der SL ist trotzdem eine neutrale Instanz: Er bevorzugt keinen einzelnen Spieler.
Und er hat auch keinen Lieblings (N)SC, den er die ganze Zeit mitschleppt.

Negativbeispiel sind die SLs, die tatsächlich einen "SLSC" oder eine Mary Sue haben, die sie bevorzugt behandeln und nicht auf die Spieler achten. - Solche SLs sind in der Tat nicht neutral.

Pyromancer

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Re: [teilweise RANT]Spielleiterwillkür?
« Antwort #128 am: 29.03.2009 | 05:07 »
Ich hab mir die ganze Sache nochmal durch den Kopf gehen lassen. Neue Erkenntnis: Der Knackpunkt ist gar nicht Würfelwurf kontra Spielleiter-Willkür. Der Knackpunkt ist Spielwelt-Kausalität kontra Dinge, die einfach so passieren.

Wenn in dem Lokal eine Bombe explodiert, dann muss diese Bombe irgendwie dahin gekommen sein. Und auf dem Weg dahin können interessante, spielrelevante Dinge passiert sein - oder eben auch nicht. Diese Gedanken macht sich ein SL aber gar nicht, wenn er nur seine coole Bomben-Szene vor Augen hat.

Jetzt kann der SL natürlich sagen: "Brauch ich nicht. Mir geht es ja nur um die coole, dramatische Szene." Das ist ein legitimer Standpunkt. Wenn es funktioniert: Gratulation!

Allerdings zeigt meine Erfahrung, dass die Einschätzung des SL, was denn cool und dramatisch ist, bestenfalls oft, schlechtestenfalls selten mit der Einschätzung der übrigen Gruppe übereinstimmt.

Andererseits zeigt meine Erfahrung, dass coole, dramatische Szenen meistens dann entstehen, wenn glaubwürdige Charaktere in einem emotionalen Konflikt aufeinandertreffen, der fair und ohne Netz und doppelten Boden abgehandelt wird. In meiner Rollenspiel-Frühzeit waren das fast ausschließlich Szenen zwischen Spieler-Charakteren. Nur dort gab es neben den glaubwürdigen Charakteren auch Emotion und Fairness. Spieler haben im Gegensatz zum SL offen gewürfelt, und jeder wusste, dass das Ergebnis eben durchschlägt. Und das sind die Szenen, an die ich mich auch nach Jahren noch gerne zurückerinnere.

Logische Konsequenz für mich als SL: Fokus wegverschieben von vorbereiteten coolen Szenen. Fokus hinverschieben zu glaubwürdigen, emotionalen Charakteren. Fokus hinverschieben zur fairen, konsequenzenbehafteten Situationsauflösung.

Das kann jetzt im Einzelfall bedeuten, dass bei einem System mit Würfeln auch mal ich als SL für eine "off-stage" NSC-Aktion würfle.

Und jetzt muss ich meine Eingangs-Aussage auch noch selbst revidieren: Auch Spielwelt-Kausalität ist nicht der Knackpunkt; allenfalls ein wichtiges, unverzichtbares Unterthema.

Der Knackpunkt ist, dass nicht einfach Dinge passieren, sondern dass Charaktere Dinge tun.

Ob man die Handlungen der Charakter, und zwar egal ob SC oder NSC, jetzt per Willkür, Fertigkeitswurf oder Zufallstabelle abhandelt: Geschenkt, so lange Fairness und Kausalität gewahrt bleiben.

Und damit hat sich diese Diskussion wider erwarten doch noch gelohnt für mich.

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Re: [teilweise RANT]Spielleiterwillkür?
« Antwort #129 am: 29.03.2009 | 10:41 »
Ich hab jetz nich alle Postings im Thread gelesen...aber bei dem hier:
Der Knackpunkt ist, dass nicht einfach Dinge passieren, sondern dass Charaktere Dinge tun.
sollte man (sich) noch anmerken: SL-Willkür ist es ja wohl dann, wenn in der Spielwelt Dinge passieren, egal ob die Charaktere Dinge tun oder nicht.
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Offline Feuersänger

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Re: [teilweise RANT]Spielleiterwillkür?
« Antwort #130 am: 25.04.2009 | 23:52 »
Ich bumpe mal hier den Thread, weil ich aktuell ein kleines Dilemma habe, das auch im weiteren Sinne zu diesem Thema Spielleiterwillkür passt. Und zwar sozusagen zwischen den Sitzungen.

Also, ich will das Problem mal allgemein formulieren, erstmal ohne Ross und Reiter zu nennen:
Was kann man machen, wenn die Runde soweit eigentlich ganz gut läuft, aber der SL permanent meint, an den Regeln herumpfuschen zu müssen, obwohl die Spieler diesen Änderungen des Systems teils gleichgültig, teils ablehnend gegenüberstehen?
Dazu sei noch gesagt, dass ich in diesem speziellen Fall mit dem fraglichen System bereits einige Jahre SL-Erfahrung habe, während der SL dieser Gruppe das System zuvor noch nie gespielt hat. Ich habe während dieser Zeit für das System diverse Hausregeln erarbeitet (bzw mich mit anderen SLs übers Internet ausgetauscht und gemeinsam entwickelt), die sich auch insgesamt meines Erachtens recht gut bewährt haben.
Der neue SL hatte sich zuvor nie mit diesem System beschäftigt, aber quasi von der ersten Sitzung an Änderungen angekündigt bzw. kurzerhand aufoktroyiert. Meine Einwände, er solle es sich doch erstmal anschauen, wie das alles so funktioniert, verhallen ungehört.

Die anderen Mitspieler sind nicht so die Regelfüchse, und wollen das System eigentlich nur möglichst flott und griffig haben. Aber die Hausregeln dieses SLs machen das System eher klobiger und unhandlicher, mit deutlich mehr Rechenaufwand (letzter Streich: "Schadensbonus ist die Summe aus diesem und jenem Modifikator durch drei geteilt, multipliziert mit der halbierten Augenzahl aus zwei explodierenden W6..." I am not making this up!). Meine eigenen Vorschläge, wie man die von ihm gewünschten Effekte annähernd, dafür mit _wesentlich_ weniger Aufwand erreichen kann (z.b. "Schadensbonus gleich Charakterstufe"), werden angehört und dann ignoriert.

Ich habe mit ihm schon ziemlich ausgiebig, vor allem in vielen und sehr langen Emails diskutiert (am Spieltisch vermeide ich solche Diskussionen, damit er nicht meint, zur Wahrung seiner Autorität auf Blockade stellen zu müssen), und auch wiederholt versucht, ihm klarzumachen, dass er nicht willkürlich Regeländerungen befehlen kann, die die Spieler nicht wollen. In manchen Punkten lenkt er da zwar ein ("diese Regel hätte ich eh wieder einkassiert"), aber irgendwie scheint das insgesamt eher an ihm abzuperlen.

In der Sitzung macht er seinen Job wirklich nicht schlecht, und wir spielen alle gerne mit ihm. Die Runde ist sehr spaßig, und sie wegen solcher Regelfragen abzubrechen kommt nicht in Frage. Er hat es auch nicht darauf abgesehen, die SCs klein zu halten, da kann man ihm nichts vorwerfen. Dafür hat er wohl zwischen den Sitzungen mehr Zeit, als er braucht. ABER es passt mir erstens nicht, dass er lieber auf gut Glück rumexperimentiert, anstatt auf den Rat von jemandem zu hören, der der auf viel größere Erfahrung zurückgreifen kann (also zufälligerweise auf mich); zumal seine Änderungen das Spiel eher komplizierter machen. Und zweitens, manche seiner Änderungen (er ist da nicht sparsam) pfuschen mir ins Charakterkonzept, auf das zu spielen ich mich _so_ gefreut habe. Drittens habe ich Bedenken, dass es durch diese weitreichenden Änderungen zu Ripple-Effekten kommt, die weder er noch ich vorhersehen können. Es mag noch weitere Gründe geben, die mir gerade selber nicht so bewusst sind.

Die Standardantwort auf solche Fragen ist ja nun "Setze dich ausserhalb der Spielrunde mit ihm zusammen und rede mit ihm", aber genau das habe ich nun schon mehrmals gemacht (wenn auch nur per Email), und komme nicht recht weiter. Weitere Ratschläge?
« Letzte Änderung: 26.04.2009 | 00:11 von Feuersänger »
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Re: [teilweise RANT]Spielleiterwillkür?
« Antwort #131 am: 26.04.2009 | 00:08 »
Finde dich damit ab (er ist SL) oder suche dir eine andere Runde (es ist deine Zeit).

Offline Arkam

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Re: [teilweise RANT]Spielleiterwillkür?
« Antwort #132 am: 26.04.2009 | 00:50 »
Hallo Feuersänger,

mich würde interessieren "Warum macht er das den?".

Denn der eine Spielleiter der das in unserer Runde gemacht hat wollte damit unsere Art zu Spielen ändern.

Wer gerne simuliert oder bei einem Thema Ahnung hat tendiert dazu gerade die Regeln in einem Gebiet auszuweiten um sie realistischer zu gestalten.
Eine Unterart dieses Spielleiters wollen mit entsprechenden Regeln historische Gegebenheiten ins Spiel integrieren.

Wenn ihr nicht das Gefühl habt klein gehalten zu werden kann es ja wohl nicht sein das ihr in mit euren Charakteren überfordert. Vielleicht könnte man da einfach noch Mal nachhaken.

Es kann auch sein das der Hintergrund gefällt aber eigentlich ein anderes System das Leib und Magen System ist. Da will man dann mit Hausregeln die Systeme überführen oder auch nur Gelungenes aus anderen Systemen aufgreifen.

Gruß Jochen
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Offline Crimson King

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Re: [teilweise RANT]Spielleiterwillkür?
« Antwort #133 am: 26.04.2009 | 09:22 »
Bringt die Kritik in der Spielsitzung an. Das killt ggf. den Abend, öffnet aber möglicherweise dem SL die Augen.

Vor allem: hol dir Unterstützung von den Mitspielern. Wenn die ganze Gruppe die Regeländerungen ablehnt und der SL trotzdem darauf beharrt, dann müsst ihr euch wirklich die Frage stellen, ob der an sich gute SL nun wichtiger ist oder die schlechten Regeln.

Ich spiele jedenfalls lieber bei einem guten SL mit schlechtem Regelwerk als anders herum.  ;)
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
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Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
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Re: [teilweise RANT]Spielleiterwillkür?
« Antwort #134 am: 26.04.2009 | 09:58 »
Was kann man machen, wenn die Runde soweit eigentlich ganz gut läuft, aber der SL permanent meint, an den Regeln herumpfuschen zu müssen, obwohl die Spieler diesen Änderungen des Systems teils gleichgültig, teils ablehnend gegenüberstehen?

Du kannst versuchen, ihm klar zu machen, dass man Regeln erst einmal "by the book" spielen sollte und Hausregeln äußerst sparsam einbauen sollte.
Eine Hausregel sollte stets etwas regeln, dass zuvor wirklich ungenügend geregelt wurde und sollte stets eine Verbesserung bringen.
Aber da der Typ ziemlich uneinsichtig zu sein scheint, wirst Du damit wohl keinen Erfolg haben.
Alternativen?
Selber Spielleitern.
jede Hauseregel auseinanderdiskutieren
aufhören
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Offline Feuersänger

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Re: [teilweise RANT]Spielleiterwillkür?
« Antwort #135 am: 26.04.2009 | 10:06 »
mich würde interessieren "Warum macht er das den?".

Das ist eine gute Frage. Soweit ich ihn verstehe, hält er die zu ersetzenden Regeln einfach für schlecht designt, bzw zum Teil (O-Ton) "nicht interessant und nicht durchdacht genug" und "im Spiel zu dominant". Ich stimme da zur Hälfte zu, weil ich die Grundidee hervorragend finde, nur die Umsetzung verbesserungswürdig. Das könnte man aber etwas behutsamer fixen. Und vor allem nicht mit jeder Änderung komplizierter machen.

Zitat
Wer gerne simuliert oder bei einem Thema Ahnung hat tendiert dazu gerade die Regeln in einem Gebiet auszuweiten um sie realistischer zu gestalten.

Da ist durchaus in vergangenen Diskussion schonmal das Argument "...weil das ist unrealistisch" gefallen, aber speziell da hab ich sehr eindringlich geblökt, dass ich auf Realismus im Rollenspiel keinerlei Wert lege, weil ich Realismus schon die ganze Woche über habe. Seitdem äußert er zumindest dieses Argument so nicht mehr. Er verweist allerdings immer noch dann und wann auf gewisse Vorzüge von RuleMaster, von dem er weiß, dass ich es zutiefst verabscheue. Immerhin hat er kein Spezialsteckenpferd, dass er unbedingt präszise simulieren will -- ich kenne das von dir angesprochene Phänomen durchaus, liegt hier aber gottlob nicht vor.

Zitat
Wenn ihr nicht das Gefühl habt klein gehalten zu werden kann es ja wohl nicht sein das ihr in mit euren Charakteren überfordert. Vielleicht könnte man da einfach noch Mal nachhaken.

Wobei ich da noch ergänzen muss: manchmal bringt er ja schon solche Sprüche. Als ich z.B. in den ersten paar Spielsitzungen diverse Kampfmanöver abgezogen habe, und diese z.T. sehr effektiv waren, kam von ihm oft sowas wie "Huch, das ist ja heftig, na da muss ich mir nochmal anschauen, ob ich das nicht rausschmeisse" oder "Das werd ich eh nicht so lassen". Das klang zwar schon nach kleinhalten, aber inzwischen haben wir, glaube ich, wenigstens das geklärt und festgestellt, dass er durchaus unseren bevorzugten Spielstil fördern will. Aber eben auf recht verquere Weise.

Zitat
Es kann auch sein das der Hintergrund gefällt aber eigentlich ein anderes System das Leib und Magen System ist. Da will man dann mit Hausregeln die Systeme überführen oder auch nur Gelungenes aus anderen Systemen aufgreifen.

Das ist uU möglich, aber mir ist bislang kein Lieblingssystem von ihm bekannt. (Seine Hinweise auf RuleMonster fasse ich mal zu seinen Gunsten als Witz auf.) Er hat zumindest noch nie sowas gesagt wie "Wir könnten ja mal XY ausprobieren". Und so wurschteln wir uns halt als Versuchskaninchen von Sitzung zu Sitzung und Level zu Level.

Bringt die Kritik in der Spielsitzung an. Das killt ggf. den Abend, öffnet aber möglicherweise dem SL die Augen.

Vor allem: hol dir Unterstützung von den Mitspielern. Wenn die ganze Gruppe die Regeländerungen ablehnt und der SL trotzdem darauf beharrt, dann müsst ihr euch wirklich die Frage stellen, ob der an sich gute SL nun wichtiger ist oder die schlechten Regeln.

Ja, das behalte ich mir noch vor. Da denke ich, liege ich auch durchaus mit meinem Mitspielern auf einer Welle, was die Vorlieben (nämlich schnelle Spielbarkeit) angeht. In einem Punkt waren wir da wohl auch schon erfolgreich (ich habe ihm per Email geschrieben, dass wir eine neue Regel allesamt hassen und keinesfalls haben wollen, das hat er eingesehen, aber auch behauptet, er hätte sie sowieso zurückgenommen).
Das einzige Problem ist, dass die anderen Spieler das Originalsystem quasi gar nicht kennen, weil ja wie gesagt der SL sofort mit dem rumdoktern angefangen hat, und deswegen nichtmal aktiv für meine Position Partei ergreifen können. Sie können also sagen, was ihnen nicht gefällt, aber sie können nicht sagen, was ihnen besser gefallen würde.

Trotzdem vielleicht der bisher beste Tip, danke.

@Boba:
Ja, ich sehe das genau wie du, und ich habe ja auch schon versucht, ihm das genau so zu erklären. Wie du siehst, ohne Erfolg. Was die Alternativen angeht, aufhören will ich keinesfalls, und ich bin eigentlich sehr froh, dass ich ausnahmsweise mal nicht selber spielleiten muss. Das ewige Diskutieren zehrt auf Dauer an den Nerven.
Allerdings könnte ich wohl mal vorschlagen, dass wir einfach mal eine Sitzung mit "meinen" Regeln spielen - da ja derzeit sowieso von Sitzung zu Sitzung geschraubt und experimentiert wird - was ich zur Not auch selber leiten würde, und sich so die anderen Spieler ein Bild von der Alternative machen könnten.
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Zitat von: ErikErikson
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Ludovico

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Re: [teilweise RANT]Spielleiterwillkür?
« Antwort #136 am: 26.04.2009 | 10:47 »
@Feuersänger
Man kann hier viel spekulieren, wieso, weshalb und warum der SL das macht. Da sogar Dir als Spieler hierzu konkrete Einsichten fehlen, schlage ich deshalb folgendes vor:

Die Gruppe einigt sich auf ein System, das keiner der Teilnehmer kennt und erarbeitet gemeinsam Hausregeln.

Offline Feuersänger

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Re: [teilweise RANT]Spielleiterwillkür?
« Antwort #137 am: 26.04.2009 | 10:58 »
Aber ich MAG das System! Ich will gar nicht wechseln.

(Edit: wie sagte hier mal vor einiger Zeit jemand so treffend? "Spielen wir doch einfach ohne Regeln, dann hat keiner was davon.")
« Letzte Änderung: 26.04.2009 | 11:02 von Feuersänger »
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Ludovico

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Re: [teilweise RANT]Spielleiterwillkür?
« Antwort #138 am: 26.04.2009 | 13:24 »
Aber ich MAG das System! Ich will gar nicht wechseln.

(Edit: wie sagte hier mal vor einiger Zeit jemand so treffend? "Spielen wir doch einfach ohne Regeln, dann hat keiner was davon.")

Ok, dann ist das natürlich schwieriger, wenn ein Systemwechsel ausgeschlossen ist.

Das Problem (soweit ich es jetzt verstanden habe) ist nicht unbedingt, daß der SL die Regeln teilweise zum schlechteren hin abändert, sondern, daß er sie ändert, ohne die Gruppe zu konsultieren.

Was könnten die Ursachen dafür sein?
-Die eine Möglichkeit ist, daß der Spielleiter ein typischer Bastler ist, der gerne schraubt, auch wenn es nichts zu schrauben gibt. In diesem Fall wäre es egal, was gespielt wird, er würde immer neue Hausregeln entwerfen.
-Die andere Möglichkeit ist, daß der SL unzufrieden mit dem System ist und es gerne seinen Bedürfnissen anpassen möchte. In diesem Fall könnte ein System- oder SL-Wechsel tatsächlich hilfreich sein, denn über kurz oder lang würde der SL die Motivation verlieren (ging mir persönlich so mit 7te See und SLA Industries).

Verschärfend kommt eine gewisse Unfähigkeit hinzu, Feedback anzunehmen.

Mein Lösungsvorschlag:
Sollte der SL unzufrieden mit dem System, sollte über kurz oder lang tatsächlich das System gewechselt werden. Alles andere wäre nur eine Behandlung der Symptome.

Ist der SL allerdings vom Typ her ein Bastler, dann sollte sich die Gruppe erstmal klar machen, dass es schwierig, bis unmöglich ist, ihn vom Entwickeln und Probieren neuer Regeln ohne Motivationsverlust, abzubringen. Stattdessen sollte sie versuchen, den Entwicklungsdrang des Spielleiters zu kontrollieren, indem sie in den Prozess eingebunden wird.
Dies sollte die Gruppe geschlossen verlangen und nicht als Einzelperson, um den SL klarzumachen, daß es Handlungsbedarf gibt und er diese Forderung nicht als die Einwände des üblichen einzelnen Querulanten (bitte nicht persönlich nehmen) auffasst, die leicht abperlen.

Desweiteren solltet ihr regelmäßiges und reglementiertes Feedback einführen und dieses schriftlich festhalten. Das macht es schwerer, es zu ignorieren.

Soweit zumindest meine Meinung.

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Re: [teilweise RANT]Spielleiterwillkür?
« Antwort #139 am: 26.04.2009 | 13:54 »
Das Problem (soweit ich es jetzt verstanden habe) ist nicht unbedingt, daß der SL die Regeln teilweise zum schlechteren hin abändert, sondern, daß er sie ändert, ohne die Gruppe zu konsultieren.

Richtig. Das ist ein wichtiger Punkt. Ich habe ihm auch schon mehrmals direkt angeboten, mich mit ihm zusammenzusetzen und gemeinsam zu basteln und zu simulieren -- wie gesagt haben die anderen Spieler an dem Prozess nicht so das Interesse, solange es im Spiel flutscht, während ich durchaus Spaß am basteln habe -- aber bisher ist er darauf nicht eingegangen. Stattdessen stellt er uns vor vollendete Tatsachen und zieht seine Experimente mindestens eine Sitzung lang durch, obwohl ich oft von Anfang an sehe, welche Schwachstellen und Probleme seine Basteleien haben.

Ich würde ihn jetzt mal eher als Bastler einsortieren, bzw läuft es unterm Strich auf diese Konsequenz hinaus. Da es nunmal kein perfektes System gibt, wäre sowieso _jedes_ System verbesserungsbedürftig, sodass ein Wechsel in dieser Hinsicht nichts bringen würde.

Dabei habe ich nebenbei den Eindruck, dass er seine Fähigkeiten als Systembauer überschätzt. Wie gesagt führt er da Mechanismen ein, über die er sich wohl tagelang Gedanken gemacht hat, denen ich aber wie gesagt oft auf den ersten Blick ansehe, zu welchen Problemen sie führen (z.B. zu umständliche Berechnung, Nivellierung der Charakterfähigkeiten, um nur zwei Beispiele zu nennen).

Zitat
Stattdessen sollte sie versuchen, den Entwicklungsdrang des Spielleiters zu kontrollieren, indem sie in den Prozess eingebunden wird.
Dies sollte die Gruppe geschlossen verlangen und nicht als Einzelperson, um den SL klarzumachen, daß es Handlungsbedarf gibt und er diese Forderung nicht als die Einwände des üblichen einzelnen Querulanten (bitte nicht persönlich nehmen) auffasst, die leicht abperlen.

Gut, dann werd ich mal die Lage sondieren und eine entsprechende Petition starten.
Was den Querulanten angeht (ich nehm das nicht persönlich, keine Bange), ist es halt auch für mich quasi ein Novum, dass SL und (mindestens ein) Spieler sich so uneinig sind. Ich hatte als SL bisher auch immer nur Spieler, die angedachte Hausregeln quasi gottergeben hingenommen haben; allerdings habe ich diese immer mit einer Formulierung wie "Ich schlage vor, wir machen das so:" vorgestellt. Der Ton macht halt doch die Musik.
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Re: [teilweise RANT]Spielleiterwillkür?
« Antwort #140 am: 26.04.2009 | 21:33 »
Ja, freilich. Seine Absicht ist tatsächlich, die Kämpfe zu beschleunigen. Dazu sollen die Charaktere gegen Mooks mehr Schaden machen. Dieser Bonusschaden wird dann nach so seltsamen Formeln wie der oben zitierten berechnet. Nun dauern die Kämpfe mit seinen Konkoktionen zwar nicht so viele Runden, aber dafür ist man halt an einem einzelnen Angriff länger am Würfeln und Rechnen. Die Ergebnisse sind z.T. kurios, so habe ich heute einem 30HP-Gegner mit einem Schwinger ca. 240 Punkte Schaden zugefügt. Oder waren's 480, weil ich noch einen x2-Multiplikator vergessen hatte? Egal.

Aber inzwischen zeigt sich ein Silberstreif am Horizont. Wir haben heute nach der Sitzung ganz locker mit der ganzen Gruppe über das Thema geredet, und da hat er auch selber eingesehen, dass die aktuelle Experimentalregel nicht gut funktioniert hat. Die anderen Spieler haben nochmals bekräftigt, dass sie diese Rechnerei nicht haben wollen (der eine Spieler hatte zu Beginn der Sitzung demonstrativ seinen Taschenrechner auf seinen Platz gelegt), und ich glaube, der SL hat's auch langsam mal eingesehen, womit wir schon einen Schritt weiter wären. Ich hege die Hoffnung, dass die Regelfindung ab jetzt demokratischer ablaufen wird, oder er wenigstens mehr auf mich hört. ;)
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