Autor Thema: Kritik von Spieler an Spieler  (Gelesen 7592 mal)

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Ludovico

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #25 am: 23.04.2008 | 18:02 »
@Ein
Es geht vor allem darum, daß ein Spieler die Möglichkeit bekommt, sich weiterzuentwickeln und auch einen Einblick bekommt, wo er gerade steht.

Aber Lerngruppen... ich kann das schon jetzt verwerfen, weil es den Spielern einfach zu weit geht. Stattdessen werden Spieler, die sich einem bestimmten Punkt zu Herzen genommen haben, eher versuchen zu berücksichtigen.
Eine Lerngruppe dagegen wäre mit einer Art Zwang verbunden, was in Verbindung mit einem auf freiwilliger Basis stattfindenden Hobby eher auf Ablehnung stößt.

Offline Maarzan

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #26 am: 23.04.2008 | 18:05 »
Um als konstruktive Kritik aufgenommen zu werden, muss die Kritik dem Betreffenden klar machen, wie er seinen persönlichen Zielen näherkommt.
Was in dieser Richtung nicht als hilfreich erkannt wird, landet dann im Mentalablage P.

Um also der Betreffenden erreichen zu können, muss man wissen wie er tickt, was er als Ziele sieht und damit was er als zweckdienliche Kritik aufnehmen würde, ggf. wie man seine Kritik verpacken muss, damit sie zweckdienlich erscheint obwohl man was anderes primär beabsichtigt.

Das vorgeschlagene Muster enthält in diese Richtung keine Untestützung.
Wenn man also nicht zufälligerweise die selben Ziele hat und dadurch quasi per Zufall trifft oder aber ähnlch zufällig das persönliche Ziel des anderen kennt - und dann auch unterstützen will, sieht das sehr danach aus, das alle aneinander vorbeireden werden und das für sich Ablehnen der Kritik zum Regelfall wird
 
Effektivnutzen ist nur, dass man seinen Gedanken mal Luft verschafft hat, Negativeffekt kann sehr leicht sein, das man seinen Mitspielern weiter entfremdet wird, denn eine weiterführende Klärung findet ja auch nicht statt, man muss also selbst interpretieren, wie die Kritik denn aufzufassen ist und nun zum Spiel und dessen Zukunft passt.

Sich die Spieler nach bekannten "Qualifikationskriterien" aussuchen zu können ist meiner Erfahrung nach ein seltener Luxus. Mischgruppen sind da viel häufiger gewesen. (Vor GNS hatte ich überhaupt gar kein Bild, was denn da jeweils nicht geklappt hat, wenn es denn so kam - früher hatte man ale Schubladen eben nur Rollenspieler & Munchkins)

Wenn das Spiel aber schon unter einer Prämisse steht, kann man der Diskussionsrunde auch gleich den Titel geben "was können wir erreichen um Stil x näher zu kommen". Dann hat jeder die Orientierung wozu er etwas sagen soll, bzw. einen Denkanstoß, ob er an dieser Stelle richtig ist.

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Ludovico

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #27 am: 23.04.2008 | 18:09 »
Um als konstruktive Kritik aufgenommen zu werden, muss die Kritik dem Betreffenden klar machen, wie er seinen persönlichen Zielen näherkommt.
Was in dieser Richtung nicht als hilfreich erkannt wird, landet dann im Mentalablage P.

Um also der Betreffenden erreichen zu können, muss man wissen wie er tickt, was er als Ziele sieht und damit was er als zweckdienliche Kritik aufnehmen würde, ggf. wie man seine Kritik verpacken muss, damit sie zweckdienlich erscheint obwohl man was anderes primär beabsichtigt.

Es geht nicht darum, daß die Kritik zwangsläufig übernommen wird, sondern daß man lediglich ein paar Dinge zu hören kriegt, über die man mal nachdenken kann.
Es besteht genausowenig der Zwang sich zu ändern.

Ich dachte lediglich daran, so endlich mal richtiges Feedback in angenehmer Atmosphäre zu geben und zu erhalten.

Du und Ein... ihr scheint das so ernst zu nehmen.

Ein

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #28 am: 23.04.2008 | 18:19 »
Naja, das Problem ist halt, dass es wirklich total ineffektiv ist.

Wenn man Lernen möchte, dann sollte man da auch gezielt dran gehen. Irgendwann will man ja auch mal ans Ziel kommen. Und da hilft nun einmal einfach offene Kommunikation. Nur weil einer sich verbessern will, müssen es ja nicht alle tun. Aber die meisten Menschen, die ich kenne geben gerne Ratschläge, wenn sie können.

Wenn es einem eh nicht so wichtig ist, dann ist das Feedback halt auch nicht viel mehr als eine Höflichkeitsfloske (wie eben im angelsächsischen Raum). Da sollte man sich von seiner romantischen Vorstellung trennen.

Offline Tele-Chinese

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #29 am: 23.04.2008 | 18:23 »
Also mit meinen Jugendgruppen fordern meine Kollegin und ich immer Kritik ein. Dies machen wir mit Hilfe einer aufgezeichneten Hand. Der Daumen steht dabei für positives, der Zeigefinger für Verbesserungsvorschläge oder Hinweise. Der Mittelfinger für Dinge die einem nicht gefallen haben, der Ringfinger für ...hab ich vergessen...und der kleine Finger steht für zu kurz gekommenes. Das klappt in der Regel ganz gut. Die Kids ermutigt diese Vorgehensweise ihre Kritik zu äußern und spaßig ist es auch, wenn sie dann endlich mal den Stinkefinger hochzuhalten und sich beschweren können. Auf jedenfall ist es immer ein gutes Hilfsmittel die Kritik über die "Hand-Methode" einzufordern. Uns hats bis jetzt immer weitergebracht und ich kann mir Vorstellen, dass das auch im Rollenspiel funktionieren kann.
Den kleinen Finger kann man da z. B. als Flags sehen und kann dementsprechend beim nächsten mal versuchen mehr die Wünsche einzubauen.

Toast
Toastbrot (von englisch toast, „rösten“ aus lateinisch tostus, „getrocknet“) oder Röstbrot ist ein spezielles, feinporiges Kastenweißbrot mit dünner Kruste, das vor dem Verzehr scheibenweise geröstet wird, heute üblicherweise mit einem Toaster.

Brot kann schimmeln, was kannst du?

Offline Maarzan

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #30 am: 23.04.2008 | 18:23 »
Ich stelle mir halt nur unsere alten und in anderer Konstellation auch jüngeren Diskussionen vor, wie aneinander vorbeigeredet wurde und das war noch eher informell. Wenn jetzt jemand das schon formell aufzieht, sehr ich die Leute das generell schon noch etwas ernster nehmen und das dürfte dann den Effekt von was auch immer da rauskommt noch verstärken.
In dieser unstrukturierten Form sehe ich die Gefahr, dass das dann quasi zur politischen Ansprache verkommt, z.B. um die vielleicht in ähnlicher Form ebenfalls nie in der Gruppe besprochenen Stilkonflikte zu artikulieren und die dann nicht folgende Lösung in der Diskussion führt dann zu Leuten, die sich im stillen Kämmerlein Gedanken machen.
Wenn dann aber der Zusammenhang der Kritik nicht mit wahrgenommen wird, wie bei unserer vorGNS-Zeit ist man schnell bei "der glaubt ich spiele falsch", "der Typ spielt falsch" etc. wo das jemand dann als Angriff auf seinen Spielstil/-spaß sehen kann (nicht muss) und wenn das nicht außerhalb des Spieltisches diskutiert/gelöst wird, wird es eben am Tisch ausgetragen.

Wenn man also solche Übungen anstrebt, sollte man sich auch überlegen was man da macht, wie andere das auffassen könnten und wo das in die Hose gehen kann, auch wenn es gut gemeint war.

Und letztendlich ist der Grund für die Aktion doch die Hoffnung, dass der eine oder andere sich verändert/"verbessert", sonst könnte man es ja sein lassen.
Und die Gedanken führen nur dann zu einer gewünschten Bewegung, wenn sie eben in verdaulicher Form angestoßen werden, was sicher eher der Fall ist, wenn man sich überlegt wie die Verdauung des Ziels nun beschaffen ist.
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Ludovico

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #31 am: 23.04.2008 | 18:24 »
@Ein
Ich denke, wir haben unterschiedliche Erfahrungen gesammelt.
Ich hab diese Methode schon in Aktion erlebt und sie hat merkliche Fortschritte erbracht.

Ein

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #32 am: 23.04.2008 | 18:28 »
Ich habe diese Methode auch schon in Aktion erlebt und ich weiß, dass sie ggüb. einem strukturierten Lernprozess ineffektiv ist. So und jetzt? ;)

Nachtrag: Effektiv ist sie eigentlich nur bei Abstimmungsprozessen, aber das ist halt kein Lernen im eigentlichen Sinne. Aber evtl. habe ich auch einfach deine Intention missverstanden.
« Letzte Änderung: 23.04.2008 | 18:30 von Lieutenant Ein »

Ludovico

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #33 am: 23.04.2008 | 18:31 »
Nun, die Methodik ohne strukturierten Lernprozess könnte ich eher in einer Gruppe implementieren als mit strukturiertem Lernprozess.
Das, was Du vorschlägst, find ich auch gut, denn es bringt mit Garantie wesentlich schneller mehr Resultate und man könnte es sogar obenauf noch packen. Es scheitert aber an der Realisierung. Meine Spieler sind zwar erfahren und nehmen das Spiel ernst, aber nicht so ernst, daß sie anfangen in ihrer Freizeit auch noch anfangen Spielweisen zu pauken und zu üben.

Ein

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #34 am: 23.04.2008 | 18:36 »
Naja, dann stellt sich halt die Frage, inwiefern sich überhaupt irgendein Effekt erzielt, wenn die Spieler iG nicht Lernen wollen, weil sie mit ihrer Spielweise zufrieden sind. Im Endeffekt führt das doch nur dazu, dass beide Seiten der Kritikgeber und der Kritiknehmer irgendwann frustiert sind.

Ludovico

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #35 am: 23.04.2008 | 18:38 »
Wie Jörg bereits feststellte, kann man schon bei normalen Feedback eine Verbesserung festellen, ohne daß man gleich Lerngruppen aufmacht.

Ein

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #36 am: 23.04.2008 | 18:40 »
Dieses "kann" ist aber stark vom Zufall abhängig, wie Maarzan schon ausführlich ausgeführt hat. Gerade in einer Umgebung wie Rollenspiel, wo die Vorstellungen selbst innerhalb einer Spielgruppe sehr stark unterschiedlich sind.

Offline Maarzan

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #37 am: 23.04.2008 | 18:42 »
Meine Spieler sind zwar erfahren und nehmen das Spiel ernst, aber nicht so ernst, daß sie anfangen in ihrer Freizeit auch noch anfangen Spielweisen zu pauken und zu üben.

Kernaussage war ja aber auch, das Kritik nur dann hilft, wenn man es kompatibel zu der ursprünglichen Sicht ausdrücken kann.
Die Leute würden danach ja nichts lernen müssen, was ihnen nicht liegt, sondern einen Weg gewiesen bekommen wie sie an ihr eigenes Ziel schneller kommen, also eine Beschleunigung ggf. mit kleinen Feinlenkungen keine Kurskorrektur.

Zum Einnorden von inkompatiblen Mitspielern eignet sich konstruktive Kritik nicht, da könnte bei entsprechender Umsetzung durch diese Kritiksetzung eine ggf. aufkommende Gruppendynamik zugunsten eines Spielstils auf ungefestigte Spieler schon eher wirken, also so etwas wie eine informelle Abstimmung, wo der verliert, der am wenigsten bereit ist die Kritik einfach auszusitzen.
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Ludovico

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #38 am: 23.04.2008 | 18:46 »
Dieses "kann" ist aber stark vom Zufall abhängig, wie Maarzan schon ausführlich ausgeführt hat. Gerade in einer Umgebung wie Rollenspiel, wo die Vorstellungen selbst innerhalb einer Spielgruppe sehr stark unterschiedlich sind.

Wir kommen, denke ich, auf keinen grünen Zweig zusammen. Ich konnte schon Maarzans Post nicht wirklich richtig verstehen und Deinen Standpunkt verstehe ich ebensowenig, bis auf, daß er nicht realisierbar ist.

Außerdem ist dann doch eigentlich jegliche Feedback-Abgabe stark vom Zufall abhängig und dann sollte man es aufgrund der möglichen Risiken lieber gleich lassen.

Wie soll man da grundsätzlich eine Verbesserung im RPG erreichen?

@Maarzan
Es tut mir leid, aber ich verstehe Dich echt nicht. Gerade der letzte Absatz will sich nicht durch meine Gehirnwindungen quetschen.

Ein

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #39 am: 23.04.2008 | 18:49 »
Zitat
Wie soll man da grundsätzlich eine Verbesserung im RPG erreichen?
Durch einen strukturiertem Lernprozess (zudem auch Feedback gehören kann) und nicht durch herumstochern im trüben Wasser.

Aber ja, ich denke auch wir kommen hier schlicht nicht auf einen grünen Zweig. Kannst ja einfach in ein paar Sitzungen mal ein Resümee ziehen. Würde mich interessieren.

Offline Maarzan

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #40 am: 23.04.2008 | 19:05 »
Zielsetzung:
Verhaltensänderung/Lernen durch verbale konstruktive Kritik in Form von Verbesserungsvorschlägen reihum.

Überlegung:
Eine Verhaltensänderung wird sich basierend auf der konstruktiven Kritik (Lernen durch Verinnerlichen) nur abzeichnen, wenn das mit dem Vorschlag mit propagierte Ziel mit den persönlichen Zielen des Kritisierten einhergeht.
Konfikte zwischen den Zielen führen zu "Stress". Ungelöster Stress kann zu Spannungen führen und das Spielklima beeinträchtigen.

Blick auf vorgeschlagene Methode:
Es scheint keine Berücksichtigung der persönlichen Ziele des Betreffenden zu geben - Übereinstimmungen wären Zufall. Die Wahrscheinlichkeit für Stress wird nach persönlicher Einschätzung dagegen als hoch angenommen.

Verbesserungsvorschlag:
Entweder die angestrebten Ziele/Spielideale für alle gemeinsam festlegen (sinnvollerweise vor der ersten Sitzung), oder aber vor der Feedbackrunde klären, welche Ziele jeder Einzelne für sich hat und wie man diese dann im Spiel fördern könnte


Nebenthese aus letzter Mail:
Lernen nach Normierung: Der Betreffende ändert seine Spielweise, weil die Kritik und die damit ggf. einhergehende Gruppenautorität seine Selbsteinschätzung an Gewicht übertreffen. Er ändert seinen (äußerlichen?) Spielstil, um nicht weiter als "schlechter" Spieler aufzufallen bzw. um sich nicht gegen eine sich nach Zahlen oder Lautstärke abzeichnende Mehrheit zu stellen.

Blick auf vorgeschlagene Methode:
Könnte klappen, insbesondere da ohne Diskussion die Argumentation der Kritik nicht hinterfragt werden kann, gerade der Neuling, der dafür wohl am anfälligsten wäre, auf Basis eingeschränkter Informationen entscheiden muss.  
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Ein

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #41 am: 23.04.2008 | 19:10 »
Zitat
Nebenthese aus letzter Mail:
Jupp, das ist halt der Verlust der Autonomie. Aber ich denke wir sind da halbwegs einer Meinung.

Eulenspiegel

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #42 am: 23.04.2008 | 22:17 »
Also ein Spieler hat in einer Rollenspielgruppe im Prinzip zwei Motivationen:
1) Ich will beim RPG Spaß haben.
2) Ich will mein Selbstwertgefühl steigern.
Das erreicht man, indem die anderen Spieler einen sagen, dass man toll gespielt hat und die eigenen Aktionen cool fanden.
Das erreicht man, indem man so spielt, dass es den anderen Spaß macht.

Man kann zwei also umformulieren:
2b) Ich will so spielen, dass die anderen Mitspieler Spaß haben.

Bei der Manöverkritik kann ich als Spieler also erfahren, welche meiner Aktionen den anderen gefallen hat und welche nicht.
Sagen wir mal, ich bin ein Spieler der viel Wert auf Powergaming legt und versucht, seine Charaktere möglichst effektiv zu designen.
Dann kann während der Manöverkritik zum Beispiel kommen:
"Ich fand deine taktischen Ideen im Kampf richtig toll.
Aber allgemein würde ich mir wünschen, dass du etwas Abstand von den reinen Werten nimmst.
Vielleicht könntest du versuchen, deinem Charakter etwas mehr Leben einzuhauchen und ihn nicht wie eine reine Wertesammlunmg spielen."

Von alleine käme der Spieler wahrscheinlich nie auf die Idee zu fragen, ob PG in der Runde erwünscht ist. Er hätte vielleicht gefragt, wie man seinen Char weiter verbessern kann. Aber das wäre in dieser Runde nicht zweckdienlich.
So aber erfährt er, dass die anderen Spieler seine Powergamer-Ambitionen nicht toll finden.

Jetzt steht es ihm natürlich frei, die anderen Spieler einfach zu ignorieren und trotzdem weiter powergamerisch zu spielen (also die Kritik ablehnen) oder sich die Kritik zu Herzen nehmen und in Zukunft etwas weniger Powergaming betreiben.
Ob er weiter PG betreibt oder nicht, ist seine persönliche Entscheidung. Er weiß jetzt aber, dass die anderen Spieler seinen PG-Stil nicht so toll finden.

Oder andererseits ist der SL vielleicht Ambiente vernarrt und bereitet immer stundenlang eine Taverne vor, in denen sich die Spieler dann immer stundenlang aufhalten müssen, bevor es zum Abenteuer geht. Und er fragt sich jedesmal, wie er die Taverne um noch ein stimmungsvolles Detail erweitern kann.
Dann erfährt der SL während der Manöverkritik, dass seine Spieler die Taverne so eigentlich gar nicht mögen und lieber gleich mit dem Abenteuer beginnen möchten anstatt erstmal stundenlang den Tavernenbesuch auszuspielen.

Natürlich steht es auch hier dem SL frei, die Kritik anzunehmen oder abzulehnen.

Offline Falcon

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #43 am: 23.04.2008 | 23:43 »
Zitat
Die Regeln für die Kritik sind:
1. Sagen, was einem gefällt.
2. Sagen, was verbesserungsfähig ist (keine lange Liste, sondern bloß ein Punkt).
3. Vorschlag, wie man Verbesserung erreichen kann.
4. Der Kritisierte kann für sich die Kritik an- oder ablehnen, aber er soll sich nicht öffentlich rechtfertigen (sowas endet nur in sinnlosen Diskussionen)
Moment, ist das nicht das normale Vorhaben?
Warum sollte man sich damit aufhalten über die Einzelschritte nachzundenken, die man doch sowieso so handhabt. Das auseinander Klabüsern scheint mir überflüssig, macht es doch einfach!

ich meine, du wirst mit den Regeln auch niemandem zum Reden bringen, der auch sonst nicht die Zähne auseinander kriegt wenn ihm was nicht gefällt. Und wir sowas auffällt kann man ja auch mal denjenigen Fragen (auch "ohne" Regeln).

Der Vorschlag mit dem Schweigen ist noch ok.


Ludovico schrieb:
Zitat
Im Grunde genommen denken doch die meisten Spieler, daß sie ihren Charakter gut ausspielen, sich in die Gruppe einfügen und alles in allem gute Rollenspieler sind, oder?
Ich glaube, wer das denkt hat ein Problem ;)
« Letzte Änderung: 23.04.2008 | 23:47 von Falcon »
Roll and ROCK! GetSavaged!
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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #44 am: 24.04.2008 | 00:07 »
Mir persönlich gefällt diese Art der Manöverkritik durchaus! Ich seh das auch nicht so "eng" wie Maarzan oder Ein.
Wenn ich strukturiert lernen wollte, würde ich endlich den Arsch hochbekommen und den Techniker-Lehrgang anfangen  ::)
Durch das schematische Abklappern wird es für alle Teilnehmer dergestalt gleich, als das niemand über Gebühr viel Kritik einstecken muss, oder über den Klee gelobt wird.
Vielleicht will ich ja auch wirklich nichts über das Spiel lernen - so kann ich aber zumindest was über die Denkweise und die Geschmäcker meiner Mitspieler lernen.

Ich werd´s bei Gelegenheit ausprobieren!
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"...die Basher bashen, die Fanboys verteidigen, die Tafkabs regen sich auf, die Glinnefizzens machen sich lustig..." [Boba]

Offline Maarzan

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #45 am: 24.04.2008 | 07:03 »
@ Eulenspiegel

In dieser reinen Form funktioniert das nur, wenn der Betreffende ein Kuschelschwamm ist, also ohne eigene belastbare Vorlieben und nur nach Harmonie und Anerkennung strebend. Das sind dann aber seltenst die Leute, die überhaupt erst einmal durch "unpassendes" eigenes Spiel auffallen.

Es gibt eine Menge Arten von Spaßbildnern, welche auf dem eigenen Spiel aufbauen, der Betreffende kann also durchaus eine Menge Kriterien finden, wonach er sein Spiel unabhängig vom Schulterklopfen der anderen bewerten kann.

Dazu kommt, das so ein Bewertungszucker für die Kritikmedizin wohl auch nicht so wertvoll erscheint wie ein freies und spontanes Lob.

Eine Aussprache macht generell Sinn, wenn man Inkompatibilitäten am Spieltisch überwinden muss (und wäre besser schon am Anfang präventiv geführt worden aka was erwartet ihr vom Spiel, oder der SL setzt dies in seinem Spielangebot einfach fest).
Einfach nur Vorwürfe, und etwas anderes ist undiskutierte Kritik ohne Berücksichtigung der Sichtweise des Rezeptenten meines Erachtens nicht, sind selten geeignet Änderungen zu bewirken, insbesondere weil es in solchen Situationen sinnvollerweise um Kompromisse geht - und die fallen nicht vom Himmel, sondern wollen erarbeitet werden.
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Eulenspiegel

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #46 am: 24.04.2008 | 15:04 »
Kein Mensch ist nur nach Harmonie strebend. Aber jeder Mensch interessiert sich dafür, was andere über ihn Denken.

Und wenn man nur Lob hört, dann stärkt das zwar das Ego, aber man ist sich auch im Klaren darüber, dass man sich dadurch nicht verbessern kann. (Ein guter Rollenspielabend ist, wenn alle beteiligten Spaß haben. Demenstprechend ist ein guter Rollenspieler eine Person, die dafür sorgt, dass alle Spaß haben.)

Disclaimer: Niemand wird dazu gezwungen, sich zu verbessern. Wenn jemand sagt: "Mir scheißegal, was du über mich denkst, ich spiele trotzdem so weiter.", dann ist das völlig legitim. (Solange es nicht überhand nimmt.)

Und es geht hier ja nicht über Unüberwindbare Inkompatibiltäten:
- Das Spiel mit dem PG-Spieler macht ja trotzdem Spaß. Es nervt zwar, wenn er wiedermal auf seine Werte schielt, anstatt den Char auszuspielen, aber trotzdem macht das Spiel mit ihm Spaß.
- Das Spiel mit dem Ambiente-SL, der ausführlich die Taverne beschreibt, macht auch Spaß. Man hat zwar das Gefühl, dass er bei der Beschreibung etwas übertreibt, aber es macht trotzdem Spaß.

Wie gesagt: Der Spielspaß ist ja bereits auf einem hohen Niveau. Die Spieler sind alle schon gut aufeinander eingespielt und das Spiel miteinander macht großen Spaß.
Es geht halt darum, das hohe Niveau noch weiter zu erhöhen (ohne dabei jedoch in Arbeit auszuarten).

Klar, wenn ich weiß, welche Fehler die Spieler machen, kann ich auch schon vor dem Spiel kurz darauf hinweisen und eine Besprechung machen. Meistens sind es aber nur Kleinigkeiten, die man bis zur nächsten Spielsitzung eh wieder vergessen hat. Daher ist die Erinnerung nach der Spielsitzung noch frischer und es macht eher Sinn, den Spieler nach der Spielsitzung darauf anzusprechen. Das hat zwei Vorteile:
1) Ich weiß noch, welche Aktion er gemacht hat, die mich störte.
2) Der andere Spieler hat eine Woche Zeit, sich zu überlegen, ob er die Kritik annimmt oder ablehnt. Er muss sich nicht sofort entscheiden. (Wenn ich ihn vor der Spielsitzung darauf aufmerksam mache, ist er sofort im Zugzwang und müsste sich sofort entscheiden.)

Ludovico

  • Gast
Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #47 am: 3.05.2008 | 21:08 »
Edit: Damn! Falsches Thema
« Letzte Änderung: 4.05.2008 | 17:25 von Ludovico »

Kinshasa Beatboy

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Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #48 am: 3.05.2008 | 21:33 »
Tag Leute,

Boba hatte es ja schon kurz erwähnt: Feedbackregeln sind eigentlich integraler Bestandteil des Zusammenlebens. Viele Leute hören davon komischerweise in Deutschland gar nicht oder recht spät (meistens bei irgendwelchen Kommunikationstrainings oder sowas). Falls ich Kurse abhalte, die persönliches Feedback zwischen Teilnehmern beinhalten, reiche ich immer zwei kurze Folien rein, deren Inhalt ich Euch gern zur Verfügung stelle. Habe mir das aus verschiedenen Quellen im Internet zusammengeklaubt (ist allerdings auf Englisch; deutsches Zeugs zum Thema findet Ihr bei Google bestimmt in Massen unter dem Begriff "Feedbackregeln"):

Feedback is effective when:
It is linked to observed and demonstrable behavior and not to the person.
It is descriptive: this means NOT an interpretation or a judgment about the behavior.
It is specific and not general, aimed at concrete, specific and clearly defined behavior.
It follows directly to the behavior.
It helps the receiver to do something with it. Giving advice, which is not workable, is not helping.
It is formulated in such a way, that it is inviting to the receiver to react on the feedback.

Feedback “rules”:
1. Always get the other person to self-assess first.
In other words, before you gush your words of wisdom on a given situation, find out what the other person is thinking. “How do you think that went?” or some appropriate variation is good. As the coach, you’ll gain valuable insight into the other person’s judgment and knowledge. It also allows you to find common ground to expand upon. Of even more value, however, is that it forces some personal introspection and analysis by the other party.

2. Give feedback in ‘I-messages’.
“I think that….”. Avoid the use of descriptions in which you start with “You...”, such remarks can easily be perceived as accusing or judgmental which makes the feedback loose its purpose.

3. Give balanced feedback, starting with the positive.
To be effective, feedback must be balanced. If you lead with or focus only on the negative, the likely reaction will be defensiveness. If the other person is defensive, he will shut down, tune out or rationalize your feedback as “not relevant.” On the other hand, when you start with positive feedback, you get a more open response to the negative feedback later on. The other person now doesn’t assume that “you’re out to get them.” Instead, he views you as being balanced and fair in your assessment.

4. Be specific with your feedback.
Documentation with concrete examples is beneficial here. In other words, don’t tell someone that they have a bad attitude and stop there. If you do, you’re likely to get into a pissing match over who’s right and who’s wrong. No one wins in that kind of scenario. Instead, focus on the specific behaviors, actions, words or body language which supports your point. In addition, be very detailed by describing when, where and how these behaviors have manifested themselves.

Lieben Gruß vom Beatboy

Nachtrag: Nicht, dass ich mich daran in Internetforen selbst halten würde. Versteht sich, oder?  ~;P

Ludovico

  • Gast
Re: Kritik von Spieler an Spieler
« Antwort #49 am: 11.05.2008 | 18:35 »
Ah scheiße!

Scheint so, daß es sich nun doch nicht implementieren läßt, weil die Spieler, die daran Interesse hätten, den Schnabel nicht aufmachen und die Spieler, die es nicht wollen, denken, daß es böse sei.
Ach man, vielleicht krieg ich wenigstens sowas rein wie "Noch Anmerkungen zur letzten Runde?".

Kostet kaum Zeit, ist harmlos und leider auch sehr ineffizient und nutzlos!

Ach man, im Moment bin ich so pissig, daß ich denke, daß die Spieler, wenn es mal ein echtes Problem gibt, ich mich sperre. Klar, ist kindisch und dumm, aber im Moment bin ich eher wütend.

Vorher hieß es noch, daß man es ausprobieren könne und jetzt fallen mir zwei Spieler in den Rücken, einer kriegt den Schnabel nicht auf und einer von den beiden, die den Sinn darin nicht erkennen, hält es für schädlich und glaubt, daß IT-Maßnahmen OT-Probleme lösen können.

Ich weiß schon jetzt, wie das ablaufen wird:
Eine Spielerin sorgt für Spannungen innerhalb der Gruppe und die Probleme werden schön totgeschwiegen oder drumrumgeredet, bis es zu spät ist.

Edit: Hab mich abgeregt und bin mal gespannt, wie es so weiterläuft. Ideen und Spieler für eine andere Runde hab ich immer noch genug in petto.
« Letzte Änderung: 12.05.2008 | 16:11 von Ludovico »