Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Allgemein

Kommunikation in Runden

(1/5) > >>

Ludovico:
Ich hab in meinem Umfeld mittlerweile 2 Runden entdeckt, in denen ein oder mehrere Spieler richtig unzufrieden sind.

Die eine ist meiner Meinung nach tot, weiß es bloß noch nicht, weil von den 4 Teilnehmern 2 etwas disziplinierter und ernsthafter spielen wollen und 2 eher just for fun zocken, was dazu führt, daß eine Spielerin seit über einem Jahr keinen Bock mehr auf die Runde hat und eher Bauchschmerzen kriegt und ich selber auch eher unbefriedigt rausgehe.
OT-Probleme innerhalb der Runde wurden nie angesprochen.
Ok, ich hab mit dem SL gesprochen und nächste Runde wird mal Tacheles geredet.

Ein Freund von mir ist in einer anderen Runde und er ist sehr sehr unzufrieden. Ihn stören einige Dinge, aber scheinbar ist bei ihm die Hemmschwelle sehr groß, dies anzusprechen. Als ich mit einem anderen Spieler der gleichen Runde gesprochen habe, war diesem das nicht aufgefallen, bzw. hat als evtl. Begründung externe Gründe angegeben (Studium etc.). Ein anderer Spieler in dieser Runde ist ebenfalls unzufrieden und überlegt ebenfalls auszusteigen.

Wenn ich grundsätzlich an meine RPG-Erfahrungen denke, dann kommt es mir vor, daß innerhalb von Gruppen nicht viel kommuniziert wird. Es wird zwar das Spiel gespielt, aber darüber diskutiert wird eher selten, es sei denn eher harmlose und unterhaltsame Annekdoten aus irgendwelchen Runden.

Ist dieser Eindruck falsch und es wird doch viel über das Hobby innerhalb der üblichen RPG-Runde diskutiert oder lieg ich doch eher richtig? Wodurch kommt dieser Mangel an Kommunikation dann?

Da fällt mir noch ein: Wie wichtig ist nonverbale Kommunikation beim RPG?

Vanis:

--- Zitat von: Ludovico am  5.05.2008 | 09:21 ---
Ist dieser Eindruck falsch und es wird doch viel über das Hobby innerhalb der üblichen RPG-Runde diskutiert oder lieg ich doch eher richtig? Wodurch kommt dieser Mangel an Kommunikation dann?

--- Ende Zitat ---

Sehe ich ähnlich. Spielleiter sehen ihre Spiele oft als ihre "Babys" an. Wenn man da ernsthaft konstruktive Kritik anbringt, wird einem das meinst eher krumm genommen. Ich denke viele sehen ihr Spiel einfach viel zu verkrampft. Da wird dann die Kritik seitens der Spieler irgendwie in die Handlung des Abenteuers eingebaut oder an den Regeln ausgelassen, ohne direkt anzusprechen, was einem nicht passt.


--- Zitat ---Da fällt mir noch ein: Wie wichtig ist nonverbale Kommunikation beim RPG?

--- Ende Zitat ---

Wie bei fast jeder  Kommunikation läuft denke ich auch beim Rollenspiel über 50% nonverbal ab. Allein die Körpersprache eines Spielers sagt mir viel. Ich hatte mal einen Spieler in Gruppe, der kam schon total verschwitzt und zitternd in die Runde (nein, keine Drogen). Ich wusste schon vorher, dass er grad ne schwierige Zeit durchmacht und sich dass auch auf seinen Spaß in der Runde ausgewirkt hat. Wir hatten dann einen riesen Krach, da ich keinen Bock hatte, dass er seine Probleme an mir dem SL auslässt und er hat daraufhin ein paar Sitzungen pausiert, bis sich das bei ihm wieder geregelt hatte.

Tourist:
In meinen alten Runden war das auch so, da ärgerte man sich über diverse Dinge aber hat es nicht angesprochen, zumindest nicht gegenüber dem SL sondern kam einfach weniger motiviert zur Runde, bzw. ärgerte sich jedes mal aufs Neue.
Wenn ich ab und zu mit diesen (wirklich super netten Leute) wieder spiele geht es mir immer noch so, gerade weil ich nur 2 Mal im Jahr bei ihnen spiele und in ihre festen Gruppen eingebunden werde kommt es mir falsch vor zu sagen "hey, hör mal das ist ja voll blöd"

Aber bei meinen neuen Runden:
a) Wenn ich SL bin gibt es tatsächlich nen ausformulierten Gruppenvertrag, der hilft ein bisschen
b) In meiner Runde gibts Foren Unterstützt einen 'mecker' Thread wo man schreiben kann was einem gefallen hat und was nicht. Da kann man dann immer hoffen dass es was bringt, wobei ich da lernen musste das es nur halb soviel bringt wenn man keine Namen nennt
c) Wenn ich Spieler bin sage ich NACH (zumindest hoffe ich das ;) ) der Runde was mir nicht gefallen hat und was ich gut fand. Das bringt mir zwar öfter mal gutmütigen Spott ein (z.B. Wenn ich mich über einen linearen Dungeon ärgere obwohl wir noch nicht den ganzen Dungeon durchsucht haben)

..um, was wollte ich sagen: Reden hat etwas gebracht!

Markus

Falcon:
wie wichtig? Sie ist das A und O.
Vor allem erlebt man immer wieder Spieler, die entweder
- mit den falschen Erwartungen an ein Spiel gehen oder sich selbst so wenig kennen, daß sie nichtmal abschätzen können ob ihnen etwas Spass machen wird oder
- ich sag mal vorsichtig, deren Einsicht ins Hobby nicht soweit forgeschritten ist, daß sie sich ausmalen können, es gäbe überhaupt eine Spielform, die ihnen mehr Spass machen könnte als der tatsächliche suboptimale Zustand ("RPG is' halt so")

Das nicht über die Art des RPG gesprochen wird ist mir aber auch nur allzu gut bekannt. Meine Hemmeschwelle die Dinge anzusprechen, die mir nicht passen, ist dabei allerdings ausserordentlich niedrig.
Allerdings, das habe ich eigentlich in allen Runden bislang erlebt, ist der Wille Kompromisse einzugehen nicht besonders hoch. Man vergrault lieber einen Mitspieler (durch Nichtstun) oder steigt selber aus, mit der Gefahr gar nicht spielen zu können, als das sich eine Runde aufeinander einstellt.
Es gilt immer das Motto: Friss oder stirb.

Lord Verminaard:
Grundsätzlich ist natürlich richtig, dass es helfen kann, Dinge anzusprechen, die einen stören oder die man gerne hätte. Schweigen ist feige, Reden ist Gold, oder so. In der Praxis menschlichen Umgangs ist das aber nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte ist:

[*]Leute, die sich in ihrem Ego gekränkt fühlen, wenn man sie kritisiert, und die dann eingeschnappt reagieren und alles noch viel schlimmer machen.
[*]Leute, die sich nicht so gut ausdrücken können und denen es daher nicht gelingt, den anderen klarzumachen, worum es ihnen eigentlich geht.
[*]Leute, die aufgrund ihres persönlichen Erfahrungshorizontes gar nicht verstehen können, was der andere meint, weil dazwischen einfach ein Bindeglied fehlt.
[*]Leute, die selbst wenn sie wollten dir gar nicht das bieten könnten, was du eigentlich gerne möchtest, weil es einfach nicht ihr Ding ist oder ihnen einfach die Fähigkeiten dazu fehlen.
[*]Das wohlvertraute Phänomen, ein Problem zu zerreden und dann in allgemeiner Verkrampfung zu enden.
[*]Eventuelle negative Erfahrungen mit einer oder mehrerer der vorgenannten Sachen, die zu Verunsicherung führen und dazu, dass man vielleicht übervorsichtig damit ist, Dinge anzusprechen.
[/list]

Gerade der letzte Punkt erscheint mir wichtig, d.h. zu den vielleicht berechtigten Zweifeln kommen unberechtigte hinzu und dann hält man halt lieber die Klappe.

Die sich anschließende Frage scheint mir: Wenn einem die Runde nicht gefällt, und man auch nicht glaubt, durch Kommunikation etwas daran ändern zu können, warum spielt man dann trotzdem weiter mit?

Klar, zwei, drei Sitzungen einfach mal schauen, wie sich die Dinge entwickeln, vielleicht versuchen, subtil Einfluss zu nehmen, vielleicht das eigene Urteil, was die Kommunikationsfähigkeit der Gruppe angeht, noch mal überprüfen. Aber wenn ich es nach der vierten Sitzung immer noch doof finde und auch nicht glaube, dass sich daran was ändern wird, dann sollte ich doch vielleicht mal den Mund aufmachen, und wenn es dann wirklich nichts bringt, eben die Runde verlassen.

Oder wenn ich Schiss habe, damit menschlich irgendwelchen Schaden anzurichten, der über das Spiel hinausgeht, eben unter einem Vorwand die Runde verlassen.

Gut, manch einer jammert auch gerne auf hohem Niveau, und letztendlich ist die Runde dann insgesamt doch gar nicht so schlecht. Aber ich glaube, es gibt genug Leute, die einfach irgendwie weiter machen, weil sie sich verpflichtet fühlen oder sich einreden, so schlecht sei es doch gar nicht. Siehe Fredis alten Thread über Rollenspielzufriedenheit, den ich gerade zu faul bin rauszusuchen.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln